#12
Warum fielen die Blätter seines Lebens ab? Niemand hielt ihn sicher und warm in den Armen. Ein kalter Winter zog in den Herbst seiner Existenz. Das tote Fleisch ergraut, kalt, wie leblose Asche, zeigte sich in prächtiger Neugier. Wie Pergament einer alten Kultur zog der dunkle Fürst seine Kreise; einen Tanz durch die Zeit, unnachgiebig in seinem Wahn. Schritt um Schritt schien er den Raum zu durchtrennen. Der Blick fest aber eher eine ferne Erinnerung an einen lebenden Mann - auf Maledice gerichtet. Raubtiere umkreisten sich, wie auch der Lord sein neuestes Geschöpf umsuchte. Über seine Erinnerungen zogen sich gleiche Kreise, wie innerliche Windmühlen, die mit ihren Steinen seine Seele zerschmetterten, bis nur das dunkle, tote Mehl blieb. Ein Mehl des Wahnsinns, welches sich durch seine Blutbahnen schob, wie Staub. Das waren die Tanzbären der dunklen Seite: Erinnerung. Woran dachte dieser Dämon, während das Buch seiner Weisheit in den gierigen Klauen des Neu-Sith verschwanden? Still nahm ihre neue Rolle in diesem Ballet an; fast stoisch blickte sie herauf. Der dunkle Lord war einsam. Eine okkultes Gefühl der frostigen Einsamkeit zog in seinen Nacken. Irgendetwas stimmte wieder einmal nicht. Wieder rückte das gewünschte Ziel seiner Errettung in weite Ferne. Sansa. Amaranthine. Mutter - Drei Worte, die sich drückten, bewegten, in seinem Schädel, wie seine Schritte auf dem polierten Boden des Raumes. Darth Maledice war nun Teil dieser finsteren Welt. Sie betrat den Tanz. Es war nur die Frage, ob sie sich von den Tanzbären faszinieren ließ oder weiter ihrer Wege zog, bis in den imaginären Palast am Ende des rauschenden Festes; hin zu ihm, dem Puppenspieler, dem König der Narren; dem scharlach-schwarzem König, in seinem turmartigen Schloss am Ende des Weges. Darth Vesperum forderte vielleicht genau dies. Sie sollte zu ihm kommen. Nicht nur, wie jetzt, physisch, sondern auch seelisch. Sie sollte den Winter sehen, die fallenden Träume und Hoffnungen. Sie sollte sein, wie er. Eine Gleichgesinnte, um die Einsamkeit zu brechen. Vielleicht war dies die Lüge, die der dunkle Lord selbst aufgesessen war. Vielleicht stattete er sie deshalb mit Macht aus, um sich selbst zu erlösen. Der letzte Rest Menschlichkeit, pervetiert durch Erinnerung und Wahn, zog sich einen neuen Narren heran. Wieder zwei Narren, die sich im Stande glaubten, das Schicksal zu bersten.

Weit entfernt schien das Leben, auch aus Maledice fiel es heraus, wie Staub. Leere Hüllen getrieben von widernatürlicher Gier. Seelen, die im Leben gefangen waren, obwohl ihre Herzen längst verschieden waren. Der Dezember kam. Auch für sie. Macht kam immer mit einem Preis, insbesondere die dunkle Allmacht mit ihren Stürmen, Weissagungen und Perversionen. Die dunkle Seite forderte schnell ihren Tribut und fraß die Seele, wie ein Raubvogel, pickte sie und pickte, bis man nicht mehr sah. Man wurde selbst einem Raubtier, welches versuchte die Leere zu füllen. Mit Macht, Erinnerung und Gier.

"Alles hat seinen Preis, Lady Maledice. Der Kodex, den ich euch gab, wird euer Herz fordern und ihr werdet es mir geben,"
erklärte der Aschegeist und trat vor das Panoramafenster mit den wenigen Sternen sowie dem Schwarz des Alls. Wie ein Albtraum wirkte sein Schattenwurf; zeitlos umschlug er die Atmosphäre. Das Schwarz seiner Robe glitt um ihn, getragen von Tod. Grazil war die Bewegung, langsam aber gezielt. Mechanisch aber immer wieder perfekt abgestimmt auf jene innere Haltung des Verlustes. Lord des Verlustes nannte man ihn. Immer wieder verlor er Teile seiner Seele an das schwarze Meer, welches mit Erinnerungen gefüllt war. Hass wuchs mit jedem Verlust, als auch die Gier, diesen Verlust zu ersetzen. Irrer Wahnsinn war seine Antwort auf die Frechheiten des Lebens. Wollte er Maledice diese Weisheit vermitteln? Ja.

"Studiert es, lebt es und ihr werdet eines Tages dort sein, wo ich es bin,"
sagte der Sith-Lord kratzend, fast tonlos. "In Finsternis." - betonte er jedoch. Es war das Wort, was ihn beschrieb: Finsternis. Dieser Ort war er, wie die Abwesendheit von Licht es war.

Dann nach Gedanken, Gefühlen, die Darth Maledice in sich austauschte, rief sie zu Aktionismus, nach Bewegung. Sie folgte dem Lord hinauf, zum Fenster; neben ihn. Neben seine Macht. Sie war nun in seinem schwarzen Turm, der in die Lande des Wahnsinns blickte. Würde sie sehen? Darth Vesperum ließ den Blick schnell zur Seite fallen, auf sie. Der Dämon spürte sie, ihre Nähe und den Abstand. Es war ein merkwürdiges Verhältnis ihrer Abgründe. Beide waren Wesen, ähnlich schwarzen Löchern, die ihre Kräfte gemeinsam exponentiell steigerten. Dies war ihr gemeinsamer Fluch nun: ein Dasein hier in dieser Galaxis, obwohl beide nach anderen Orten suchten und diese auch Zuweilen sahen, transzendent bereits in ihnen lebten. Darth Maledice ergriff das Wort, während der Imperator schwieg. Der Geist lauschte still, nahm auf und durchdachte in seiner Kälte, seinem Zynismus.

Pestage. Sie sprach es an und Vesperum verstand. Er hatte damit gerechnet, dass sich der Wesir anschicken würde aber so schnell? Das Reich war instabiler als er gedacht hatte. Leider, da er so gezwungen war, seine spirituelle Reise abzubrechen und sich um diese einfache Weltlichkeit zu kümmern. Ein leiser Grummler schob sich über seine Lippen. Schließlich auch noch Blitzer. Vesperum ließ seinen Blick zum Boden fallen, die Kapuze schob sich dabei leicht vor. Eine Entscheidung war gefordert, dabei schmerzte sein Schädel. Entscheidungen erforderten eine gewisse Rationalität, die immer Ruhe brauchte aber dafür war der seelische Schmerz inzwischen zu groß. Der dunkle Lord strengte sich an, suchte den Nicht-Ort in sich auf, um eine Antwort zu finden. Die Atmung war schwer, keuchend aber bestimmt. Leider brauchte er Pestage sowie Harrsk, so dass er nicht so einfach entsorgen konnte, wie er es sich wünschte. Ferner würde dies zu viel Unruhe hervorbringen und seinen weltlichen Thron destabilisieren, also kam er zu dem notwendigen Schluss, dass beide in engere Ketten gelegt werden mussten. In diesem Sinne konnte er nicht ganz auf Maledice eingehen, auch wenn er es gerne getan hätte. Dann sprach der Imperator mit schwarzen Lippen:

"Diese Narren. Ich werde mich dieser Sache persönlich annehmen müssen. Das Imperium braucht erneut seine politische Figur," war die geifernde Aussage, die aus seinem Rachen gepresst wurde. Ein unterschwelliger Zorn lag in ihr. Darth Maledice Analyse hatte genau seinen Nerv getroffen und ihre Denkstruktur deckte sich mit der des dunklen Lords, zumindest was Weltlichkeit betraf. Wieder taten zwei Sith ihr grausames Werk an den Lebenden. Die Geschichte wiederholte sich.

Gnadenlos drückten seine Augen. "Ihr werdet euch nach Byss begeben und dort mit Meister Akaete sprechen. Er hat Informationen für euch," wies der dunkle Lord unfein an. Byss, die alte und neue Welt der dunklen Diener. Nach Onderons annehmbaren Sturz war Byss wieder im Zentrum der finsteren Tiefe seines Interesse.
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