26.06.2014, 21:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.07.2020, 19:10 von CA-5510.)
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Auf der Imperial Dawn (Flaggschiff des Typs ISD II)
Würde es noch dunkler werden, wenn er starb? Würde es etwas ändern, wenn er einfach gehen würde? Der dunkle Lord betrachtete die Lichter des Hyperraums, die sich in seinen Augen spiegelten. Trauer war in ihnen. Allein war er, ganz allein mit sich und seinen Wünschen. Niemand würde ahnen, was er wirklich war. Die Lüge war niemals vorbei. Vielleicht wusste der Poltergeist selbst nicht mehr, dass er eigentlich längst tot war. Allein der Wunsch, die unausgesprochene Weigerung gegen das Leben, etwas zu ändern, hier seinen Stand zu beziehen, seinen Willen zu zeigen, war alles, was blieb. Der Wille war so bedeutungslos, wie jedwede Bewegung eines sterblichen Körpers. Was wollte diese Galaxis von ihm? Diesem Geschöpf aus Selbstgerechtigkeit, Hass, Gier, Missgunst, Trauer und Wahn. Das Imperium gab ihn nicht auf, würde ihn zurücknehmen als ihren personifizierten Götzen ihres Staates, der inzwischen selbst zu einem Abbild der Psyche dieses Mannes geworden war: seelisch zerschlagen. Brutalität ohne Grenzen. Grenzen ohne Bestand. Moral - nur noch frommer Wunsch, einsamer Mütter und Väter. Man wusste erst, was man verloren hatte, wenn es einem entrissen war. Dieser Krieg hatte jedem intelligenten Lebewesen etwas entrissen; sei es ein Leben, Werte oder einfach nur eine Hoffnung. Alles verlor sich in diesem finsteren Strudel. Das Feuer des Krieges brauchte Raum, um zu wachsen. Zu vernichten. - Und Vernichtung war das erstrebte Ziel eines jedes Kämpfers auf Vesperums Seite. Niemals wurde es offen gesagt aber das Imperium hatte sich zum Ziel gesetzt, die Rebellion und ihre Anhänger vollständig zu vernichten, jeglichen Widerstand einer jeden Welt der Galaxis zu brechen, bis alle ihm - dem Götzen - huldigten. Wahnsinn lag nicht nur in Vesperum, sondern auch in seinem Gefolge, welches vergessen hatte, was es verloren hatte. Leere war ein willkommener Anlass, um Krieg zu führen. Leere bot Raum für fragwürdige Rechtfertigungen, Ideen oder Fanatismus. Die Blicke der Soldaten, Offiziere und Beamten des riesigen Reiches waren so leer, wie die ihres Herrschers, welcher jetzt gerade hinaus starrte, als die Flotte aus dem Hyperraum fiel. Keine Bewegung seinerseits. Keine Regung, nur Atmen. Ein rythmisches Keuchen, entsetzlich fremd.
"Wir haben Fondor erreicht," meldete eine sachliche Stimme über das Kom. Vesperum nahm es zur Kenntnis, eine Antwort war nicht nötig. Der dunkle Imperator stieß sich mit beiden Armen von seinem Thron ab, erhob sich kränkelnd, fast gebrechlich und näherte sich dem großen Panoramafenster seiner Observationsbrücke. Der Planet seiner Geburt schob sich ins Bild: die Werften, die Schiffe und der Raumverkehr. Unglaublich viele Objekte waren erkennbar geworden, die alle zu weichen schien, als sich die Flotte des Imperators ihren Weg durch den Weltraum suchte. Raumjäger verließen die Hangaröffnungen, um ein offenes Geleit für den galaktischen Herrscher zu bilden. Dennoch der Planet in seiner Farbe überschattete alles, auch seinen vollen Orbit mit Kriegsschiffen und Handelsbarkassen.
"Wieder hier," murmelte der dunkle Lord, während seine faulige Hand über das kalte Glas des Fensters strich. Dabei hinterließ sie einige hauchdünne Spuren. "Der Schläfer ist erwacht und zurückgekehrt," erklärte der selbstgefällige Narr und erinnerte sich an den Moment als er damals von hier geflohen war, als Mörder. Einfacher Mörder an einem niederen Mann, der ihm sein Leben zerstört hatte. Nicht nur seines, sondern auch das Leben seiner Mutter. Dieser Planet war der Ursprung seiner ersten Existenz als Aidan. Jahre später war er auf Korriban als Sith wiedergeboren worden, als der jetzige Dämon, dessen Hand die Kälte des Weltraums am Glas spürte. Der zweifach Geborene kehrte dorthin zurück, wo die Personen begraben lagen, die seinen Wahnsinn befeuerten. Deren Verlust war sein Schmerz. Hier hatte er sie begraben, mit seinen eigenen Händen, in einfacher Erde. Erinnerungen waren die Last, die seinen Blick auf Fondor hinabfallen ließ. Darth Vesperum war hier. Nach Jahren. - Und ihm wurde wieder klar, was er einst hatte und nun nicht mehr besaß. Es ließ das gierige Gefühl wachsen, diese unnatürliche Weigerung, sein eigener Gott sein zu müssen, um diese Dinge zu korrigieren. Man wusste erst, was man verloren hatte, wenn es einem entrissen war.
Plötzlichz fiel dem geschundenen Herrscher etwas in Auge. Ein großes Schiff in einem Raumdock. Scheinbar ein kleinerer Supersternzerstörer. Warum war er nicht an der Front? Warum war er hier? Dem Imperator, in der Sehnsucht sich seinem Trübsinn zu entreißen, trat mit festem Schritt zur Lehne seines Thrones und drückte den KOM-Schalter. "Captain, was ist das für ein größerer Sternenzerstörer dort im Dock?" Der Captain antwortete sofort: "Ein Bellator, eure Majestät. Habt ihr besondere Wünsche?" Vesperum überlegte kurz und ihm kam der Gedanke eines kleinen Jungen, der ein größeres Spielzeug gefunden hatte. Zudem brauchte er ein entscheidendes Druckmittel, falls Pestage sich weigern sollte, den Platz auf dem Thron von Coruscant frei zu machen. Man sollte immer dafür sorgen, dass man entscheidende militärische Mittel besaß, um Politik machen zu können. "Ich stelle den Bellator unter mein Kommando. Leiten Sie alles Notwendige ein. Ich werde das imperiale Dekret dann zeichnen." Der Captain der Imperial Dawn wirkte überrascht aber folgte, wie eine gute Militärdrohne: "Jawohl, mein Imperator." Danach deaktivierte der Herrscher wieder das KOM-Gerät und betrachtete den Bellator im nahen Raumdock. Seine Arme verschränkte er hinter seinem Rücken, um zu warten, bis seine Adlati das Dekret zu Unterzeichung vorbereitet hatten.
20.07.2014, 20:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.07.2020, 19:10 von CA-5510.)
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Auf der Tyrann (Flaggschiff des Typs Bellator)
Stunden später, eine gefühlte Ewigkeit, war Vesperum auf seinem "neuen" Thron auf dem Raumschlachtschiff der Bellator-Klasse angekommen. Erstaunt waren sie gewesen, vorallem der Moff von Fondor, über den Wunsch seiner dunklen Majestät. Eiligst waren Besatzungen zusammengezogen worden, versetzt oder aufgelöst. Man brauchte eine Mannschaft für den Bellator, der absofort den Namen des Thronschiffes "Tyrann" trug. Auch dieser war hektisch auf die Hülle lackiert worden, wie auch die schwarze Farbe. Niemand stellte es in Frage. Niemand zog in Betracht, dass der Wunsch des Imperator falsch war. Folgsamkeit war ihr Glück und Unglück. Es war noch lange nicht vorbei. Nur beschleunigte sich der Tanzschritt in diesem Ballet der Gewalt. Ein neues Orchester beteiligte sich am schrillen Ton der Waffen. Vesperum war zufrieden, während seine Hände über die Lehnen des Thrones aus Plastistahl glitten. Er fühlte sich exakt gleich an, wie der Thron auf der Imperial Dawn. Es war ein gleichwertiges Symbol, welches sie beschafft hatten. Wenn es um ihren Herrscher ging, zogen die Imperialen alle Karten. Man nahm Platz auf dem Sitz der Macht; ein unbequemer Sith. Niemals war der Stuhl eines Machthaber bequem, sondern meist reine Funktion. Der Stellenwert bemaß sich an seiner symbolischen Autorität. Nicht, dass Vesperum als Dämon darauf angewiesen war aber ein Hang zu einer gewissen Dramatik war ihm nicht abzusprechen. Er mochte es, wenn auch mit wenig Pomp. Sterile Symbole seiner angestrebten göttlichen Allmacht. Eine weltliche Lüge, um der Nachtwelt Raum zu geben. Der Sith lächelte, drehte das Objekt mit sich, in Richtung Panoramafenster der Observationsbrücke, die über der eigentlichen Hauptbrücke lag. Ein großer Raum aus Stahl, Grau und kaltem Halogenlicht. Nur Vesperum, der Imperator, war hier. Die Wachen befanden sich vor dem Panzerschott. Keine sonstige Dekoration, außer zwei imperiale Banner in der Mitte der Seitenwände, die eine Halle bildeten. Eine Halle, die auf ihn zugeschnitten war und sich - ohne die symmetrische Architektur zu verlassen - auf den Thron mitsamt Fenster zu zentrieren schien. Das war alles, was die Augen sehen konnten, wenn sie hereinkamen. Einen Platz von einem Gott, den Sternen zugewandt, dem All hinter sich. Darth Vesperum atmete aus, wartete.
Es gab keine Befehle, die notwendig waren; er war kein Befehlshaber im Militär, der es als notwendig erachtete, sich in Alltagsdinge seiner Puppen einzumischen. Der Imperator befahl, wenn es wichtig und für ihn richtig war. Seine Wünsche waren selten aber dafür nicht abschlagbar. Der Sith nahm sich, was er wollte, mit kalten toten Händen. Der Schatten seiner Kapuze deutete auf die Dinge, die noch kommen würden, während er zu den Sternen hinaus starrte. Wie einsam, leer, diese Figur von Antimensch war. Kein Gedanke, nur eingefrorenes Warten, auf seinen nächsten Schritt: Reah Nigidus.
21.07.2014, 15:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.07.2020, 19:12 von CA-5510.)
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Supersternenzerstörer, Allegiance-Klasse, Abaddon
Wirre Gedanken überschlugen sich im Sternenstrudel, auf dem Weg nach Fondor. Wild kreisten sie über ihren Kopf, beinahe fassbar, doch immer unerreichbar. Wie kleine Dämonen flatterten um sie herum, verhöhnten und verspotten das Wesen der Tatsache wegen, die Ergüsse des eigenen Geistes nicht begreifen zu können. Stattdessen war sie zur Leere verdammt. Zur Hülle. Aber nicht ganz, noch nicht. Die toten Seelen Firrerres stopften Löcher der Puppe, vernähten schlampig Risse, aus denen das Futter austrat, ihr Geist, ihr Verstand. Es gab noch einen Unterschied, winzig und für viele kaum von Bedeutung, aber er bestand. Man mochte sie als Wahnsinnige betrachten, als amoralisches Monster, doch die Sense des Todes wurde bewusst geführt. Bald jedoch, mochte auch sie zur willenlosen Mörderin verkommen, jemand der nur noch tötete, aber nicht mehr begriff wofür oder warum. Der Schleier wurde dünner, aber er hielt stand, noch zerrte niemand daran, noch riss ihn niemand ab und entblößte den Spiegel, dessen projiziertes Bildnis sie nicht ertragen könnte. Das Licht bezeichnete den Weg in die Schatten oft als leicht, als schnell, aber er war es nicht. Das Gewicht, die Masse der Dunkelheit auf ihren Schultern und der geifernde, zehrende Abgrund zu ihren Füßen, waren eine größere Herausforderung als viele Jedi irrtümlich annahmen. Wie immer sahen sie nur das Wirken der Dunkelheit, nicht das Wesen dahinter, das an seinen Entscheidungen litt und vielleicht sogar daran zerbrach. Wie der Imperator. Wie Vesperum. Dunkelheit war die Auslöschung des selbst, der Suizid des eigenen Willens. Sie waren allesamt Diener einer größeren Kreatur, eines Wesens so mannigfaltig und mächtig, dass es über Gott stand. Über dem Sith auf dem Thron.
Da war er nun auch, als sie sich umdrehte, weit oben auf der Observationsbrücke, ihrem Turm, der die minderwertige Sterblichkeit der Besatzung überragte. Dort stand die Halterung für den Götzen, für den Pontifex des Reiches, an dessen klebrigen Fäden Milliarden Welten mit Milliarden Bewohnern ihre Hoffnungen und Wünsche aufhängten. Am Ende würde er sie verschlingen und nur das Nichts blieb zurück. Dunkelheit konnte die Seelen der Menschen nicht füllen, sie konnte sich nur an ihnen Nähren. Dreist hätte sie sich selbst auf diesen Stuhl setzen können, hier in ihrem Reich aus Durastahl und Panzerplast. Lange Finger glitten über die Armlehnen, als sie den Thron umkreiste, ihn begutachtete, doch schlussendlich tat sie es nicht. Vielleicht aus unverhüllter Angst, vielleicht aus einfachem Desinteresse. Ihre Ambition zu Herrschen war gering, beachtenswert lediglich in dem Punkt, die Galaxis in eine Arena des Blutes zu verwandeln, einen Kampf endgültiger Auslöschung, bis tausend Welten verbrannten. War es das, was diesem Krieg fehlte? Eine große Geste? Eine so gewaltige Bluttat, die ausreichte, einfach alles zu beenden? Zweifellos nicht, das Rad würde sich weiterdrehen, nie anhalten, bis die Galaxis selbst die Leichenhalle war, eine große Gruft, in der sich ihre Kadaver stapelten. Das passable und richtige Ende für das ewig würdelose Theaterspiel. Alles was übrig bliebe, wären verblasste Erinnerungen. Graustufen, nicht mehr Hell und Dunkel, schwarz und weiß.
Der Strudel endete, der Abgrund spie seinen Sturzengel über Fondor aus, in das Herz einer imperialen Militärmacht. Und doch wirkte es so erbärmlich, so primitiv und unbedeutend. All die Schiffe, all die Feuerkraft. Nichts davon wirkte tatsächlich real, tatsächlich wie eine ernstzunehmende Bedrohung. Krieg schiene eine Formsache, eine unnütze Begleiterscheinung oder aber auch ein überflüssiges Spiel, das lediglich am Rande ablief, sich im Prinzip aber als entbehrlich herausstellte. Doch blieb die Frage bestehen, dass wenn es nicht der Krieg war, dessen Pestatem die Galaxis faulen ließ, wer es dann tat? Welche Macht spielte eine Rolle? Welche Größe ließ sie denken, es stecke mehr dahinter als das primitive abschlachten wegen lächerlicher Ideologien, die so austauschbar, wie nichtssagend waren. Die Antwort lautete nicht Vesperum. Er war lediglich ein Gesicht, ein Avatar, dem man nur zu gerne all das Leid, all die notwendigen Schrecken zuschreiben konnte. Mächtig, zweifellos, aber doch zu teilen irdisch. Physisch. Zerbrechlich.
Sein Echo aber unüberhörbar, seine Präsenz unübersehbar. Selbst zwischen den unzähligen Schiffen, erschien es geradezu lächerlich einfach ihn auszumachen. Das Schwarz in der Schwärze zu erkennen. Und hier nun also sollten sich die beiden Schrecken treffen, die tragischen Figuren, die sich so sehr weigerten sich ihren Tod einzugestehen, wo ihre Körper doch bereits so sichtlich verrottet waren. Behandschuhte Hände griffen in ihren Nacken, hin zur Kapuze, zur sanften Umarmung der Nacht, die, einmal auf dem Haupt, weite Teile des Gesichts verschlang. Vergilbte Augen und zermarterte Gesichtsreise blitzen auf, wenn das Licht es sich wagte, wenn es vorsichtig, gar ängstlich in sie hineinschien, bevor die Finsternis es wieder verschlang. Der Schatten wandte sich ab und verließ seinen Hafen, das Totenschiff, setzte Segel mit einem kleineren Boot hinüber zur Niemandswerft. Dort wo der schwarze Wal lag, dort, wo er wartete, dass jemand in das Maul eintrat. Und beinahe furchtsam schon, klang der Antrieb des Shuttles, das die Bestie zur Bestie brachte.
Auf der Tyrann (Flaggschiff des Typs Bellator)
War der Flug zu kurz? Irrelevant. Ihr Geist war in sich gekehrt, so tief im Dunkeln versunken, dass selbst die Angst sie nicht finden konnte, noch nicht. Nicht, bis sie vor ihm stand, wenn der Blick von unten kam, wenn der Abgrund sein schreckliches Auge aufriss und sie selbst in tiefster Nacht erkennen konnte. Doch auch Vesperum war nicht das Ende des endlosen Schlunds, auch er hatte Angst, auch er fürchtete, denn nur sie war die Essenz, die sie alle am Leben hielt. Ohne die Furcht würden sie zerbrechen. Es war ihre Droge, ihr Lebenselixier, das sie Antrieb, dass sie überhaupt dazu veranlasste Entscheidungen zu fällen und perfide, tief versteckt, abgelegte Facetten der Persönlichkeit enthielt. Dinge, an die man sich besser nicht mehr erinnern sollte. Die Angst kratzte all dies zusammen, rieb es den geschundenen Seelen von Zeit zu Zeit unter diese Nase und erfreute sich sadistisch der Verzweiflung.
Aber Angst machte auch unberechenbar. Auf seinem Weg zum Thron des Verlangens, bemerkte der Schatten, dass sie ihre Sephi verraten würde. Die Jedi war ihr nicht wichtiger als ihr eigenes Leben, nicht einmal im Ansatz, so weit weg von ihr und so nah am dunklen Gott, war jeder andere Gedanke absurd, jede andere Vorstellung. Zu diesem Zeitpunkt interessierte sie das Schicksal der Galaxis weitaus weniger, als ihr eigenes. Und so elendig dieses Dasein auch sein mochte, es war ihres. Ihr einziges. Und sie würde es sich nicht durch unangebrachtete Senitmentalität und Symphathie nehmen lassen.
Der Turbolift schnellte nach oben und ließ Gedanken und Gefühle in der Dämmerung versinken, während der Frost der Dunkelheit winzige Eiskristalle in den Adern zu bilden schienen, die den Blutfluss blockierten. Aber war er wichtig? Wille allein, Wille und Verlangen waren es, die ihre Füße laufen ließen. Ihr Geist überlebte auch ohne Körper, würde als ein Aspekt in der Finsternis verschmelzen. Schwere Durastahltüren öffneten sich und gaben den Blick auf die Observationsbrücke frei, dort, wo sie selbst noch eben stand, nur ein anderes Schiff. Dort war der Imperator, starrte in die Sterne und strafte den Thron mit Nichtbeachtung. Dort war das Wesen, dass sie zögern ließ. Dass der Schatten erst einige Sekunden ansehen musste, vermeintlich versteckt im Dunkel der Kapuze, ehe sie nach vorn trat. Unverhältnismäßig laut schienen die Schritte in den Stiefeln zu klingen, als wäre das Echo um ein vielfaches verstärkt worden. Unbehagen fraß sich ins Herz, in das ein Nadelstich, nach dem anderen traf. Es schmerzte mit jedem Schritt mehr, als würde es sich weigern das Ding dort als Lebewesen anzuerkennen, als würde es aufhören zu schlagen: die Androhung sie selbst zu einem solchen Wesen zu machen. Dann blieb sie stehen und ging auf die Knie, die förmliche Unterwerfung, die in diesem Moment tatsächlicher Furcht entsprach und weniger Heuchelei. "Hier bin ich - so wie Ihr es Euch gewünscht habt, mein Imperator."
Sie alle waren Kinder ohne Verständnis für die Mächte mit denen sie spielten. Selbst Vesperum, der sich anschickte, ein toter Gott zu werden, war nichts weiter als ein Narr im Umgang mit dem Kreislauf der Mächte. Es gab keinen Sinn oder Grund zu leben. Ohne Leben war man leer, ohne Seele und völlig gottlos. Dieser Ur-Zustand der Existenz wurde durch Willen befeuert und reiner Wille war reines Leben. Kein Weinen, kein Hoffen, mochte die mörderische Erkenntnis vorbereiten. Seltsame Stimmen riefen "Kommt, kleine Kinder", doch keine Kinder kamen in den dunklen Garten dieser Erkenntnis. Ein Garten in einem Palast mit nur einem Thron. Einem Thron voller Kraft aber ebenso tot. Ein Thron des Wunsches und des Nicht-Wunsches. Die Urgewalt des Überlebens; für den wahren Monarchen aller Zeiten in diesem Kreislauf aus Tod, Leben und Verfall. Vesperums Thron war nur ein Stück Metall mit Polster. Unwichtig im Angesicht der Mächte denen er folgte. In dieser Zeit wurde er der dunkle Gott, ein Lord der Asche, welcher Vernichtung brachte sowie eine dunkle Epoche. Kein Galgen, kein Schafott mochte ihn noch stoppen. Kein Feuer seine Seele verbrennen, die längst im Meer der Schwärze ertränkt war. Nur die Sterne schienen ihn noch zu blenden, das seltsame Licht zwischen der Dunkelheit. Es kämpfte gegen den Hass, der Auflösung der Existenz. Wissenschaftler sagten, dass alles Leben in den Sternen geboren sei, da alle wichtigen Elemente dort entstanden sind. Wenn dies stimmte, waren die Sterne der letzte Hort gegen seine Finsternis. Faszination ließ ihn blicken, starren und staunen. Diese Sterne waren die sterbende Blüte im Angesicht des Verfalles. Auch sie starben, gebaren in einer großen Supernova neue Welten. Sie waren Anzeichen für einen Kreislauf. Einem Zeitalter des Lichts oder einem Zeitalter der Dunkelheit. Scheinbar wechselten diese regelmäßig, wenn die Willenskraft des Lebens schwach war.
Der dunkle Lord gepeinigt von seiner Last, dem Fluch, der ihn einst verdammt hatte. Dem Fluch zu leben, zu fühlen und nun entglitt ihm jenes Leben; die Leere kam. Er spürte, wie die Asche aufstieg, wie die dunkle Kälte ein kaltes Feuer wurde und ihn innerlich verbrannte. Nur der Wille stand dem entgegen, lenkte es und ließ sein untotes Herz schlagen. Reah Nigidus trat auf. Der Sith hatte sie bereits gespürt. Die Macht war gnädig gewesen mit dem Gefallenen. Mitternacht der Seelen; die letzte Stunde brach für beide an und der Glockenschlag ging durch die Macht. Noch waren sie nicht tot aber auch nicht mehr lebendig. Die dunkle Jedi kniete sich ab, Vesperum würdigte dies noch nicht.
Nicht immer war er so. Irgendwas hatte sich in seine Natur eingeschlichen; eine Stärke als auch Schwäche. Niemand rettete ihn. Die Emotionen bewegten sich schnell in den dunklen Augen. Gedanken entstanden, verschwanden rasant; die dunkle Seite nahm sich den Geist. Es schmerzte, brannte in Frost durch das Fleisch. Die Asche der Seele stieß sich vom Thron ab, trat um ihn herum, um Nigidus anzublicken. Der gierige Schatten seiner Augen fiel - geschützt durch die Kapuze - auf sie die sterbende Frau herab. Sie beide trugen die Zeichen des Fluches, eindeutig sichtbar in der Aura ihrer Seelen. Beide waren sie Dämonen, schreckliche Abscheulichkeiten gegen das Leben sowie Vorboten einer dunklen Epoche. Doch Vesperum war anders, weitaus bestmmender und gieriger. Sein eigenes (Rest-)Leben kümmerte ihn nicht so sehr, wie es Reah kümmerte. Er strebte nach mehr als jenem und hatte seine Bestimmung in der Asche der Macht gefunden. Noch wenige Feuer mussten entzündet werden; Welten niedergebrannt sein, bis dieser Krieg ihm das ermöglichte, was er wollte: die wahre Kraft hinter den Dingen. Sein Ziel war es Herrscher, Monarch, der Finsternis zu sein. Noch war er nur dunkler Lord, Nexus jener schrecklichen Abgründe, doch er wollte mehr sein als das. Der Sith wollte nicht nur kanalisieren, sondern auch vollkommen in diesen aufgehen, um ein wahrer Gott zu sein. Wahnsinn - eine Verneinung des Kreislaufes. Der Thron, den er suchte, war imaginär; ein Thron, der in einer dunklen Welt lag, die nur ihren Dienern und Verfluchten offen lag. Man musste den Fluch der dunklen Seite, des untoten Daseins, vollkommen ertragen, um die Portale zu diesem Reich zu durchtreten, wie es Reah gerade getan hatte, indem sie vor Vesperum getreten war. Für Reah war Vesperum die Prüfung, die schleichende Gottheit, während der dunkle Lord durch das Universum selbst geprüft wurde. Dennoch hatten sie die seltsame Glückseligkeit dieses Momentes. Der Imperator kommentierte ihren Satz nicht. Sein knochiger Körper schob sich die wenigen Stufen zur dunklen Jedi herab, berührte sie an der Schulter, so dass die unnatürliche Kälte in ihr Fleisch fahren konnte. Die Berührung verband die Verfluchten und deutete gleichzeitig an, dass sich die Inquisitorin erheben durfte. Vielleicht ihr Glück, so dem Gefühl der direkten Nähe zum Abgrund, zu entkommen. Darth Vesperum entzog, ohne Wissen, Leben. Entzog jene Hoffnung darauf. Beide wankten durch die Zeit, ohne wirklich zu wissen, warum?
"Willkommen," sprach dier kratzende, schallende Stimme aus dem Nichts seiner Seele, als sich sein rissiger Mund öffnete. Die Furcht in ihr, kroch hervor, endlich sichtbar für den Geist des dunklen Lords, der diese aufnahm und daran wuchs. Angst war sein Blut. "Tapfere Inquisitorin," begann er mit dem Gespräch, wobei sich sein Blick unter dem schwarzen Leinen seiner Robe erhob. "Du hast dich oft genug bewiesen. Nun wird es Zeit, die Wahrheit zu sehen." Darauf hatte er gewartet. Er wusste um sie, ihren Hass und ihre Stärke. Der dunkle Lord brach ab, um ihre Emotionen (- sofern diese noch in der Schwärze erwachen konnten) zu sehen. Eine Reaktion würde die weiteren Schritte einleiten. Die schwarze Säule der finsteren Mächte verweilte neben ihr, wartend starrend in Frost und Eis.
Wie tief war dunkel? Wie weit konnte man Schwimmen bis man ertrank? Bis die Ungeheuer den Menschen in die Tiefe davonzogen? Vielleicht geschah nichts von alledem. Man schwamm einfach weiter, immer weiter und bemerkte nicht, wie man selbst das Ungeheuer wurde, bis es zu spät war. Bis die offene See Herz und Verstand gefangen hielt, die dunkle und sternenlose Nacht den Weg zurück nicht mehr erkennen ließ. Wer zum Grund des Dunkel tauchte, den erwartete nichts, der war ein einfältiger Narr, der begriff nicht, dass es keinen Grund gab. Keinen Anfang. Das Dunkel existierte stets und ständig, es besaß keinen Anfang, weil es der Anfang war. Schwarz war die Geburt der Galaxis und allen Lebens. Bis es Zeit wurde, dass die Dinge wieder endeten und sich das finstere Leichentuch wieder herabsenkte. Es war noch nicht genug - noch lange nicht. Firrerre mochte zerstört sein, aber es reichte nicht. Schrecken fraßen Schrecken, ein jeder der folgte musste noch größer sein, musste in noch schnellerer Abfolge die Bühne betreten. Ungeduld griff in ihr Herz, wie ein quengelndes Kind, das unbedingt zurück zu seinen Freunden wollte um mit ihnen zu spielen. Reah wollte zurück zu den Welten. Zurück dahin wo sie brennen konnten, mehr von ihnen, mehr Tote um sie zu füttern. Irgendwann mochte es genug sein, irgendwann mochte der Schatten entschieden haben, dass im Tod weder Befriedigung noch Genugtuung lagen, doch noch nicht. Noch wärmte es das Blut, wenn die Wehrlosen starben, die Schwachen und Verachtenswerten. Man konnte sich in den Leichenbergen suhlen, sich an ihrem Gestank erfreuen und am fauligen Fleisch ergötzen, denn am Ende war dieser Zustand den beiden düsteren Gestalten auf diesem Zustand vertrauter und ähnlicher, als das Atmen, Lächeln, der Alltag des normalen Lebens. Begriffen die Kreaturen das normale Leben noch? Wohl kaum, selbst Reah schon viel es schwer die Banalität des Alltags zu beobachten, ihre Bedeutung zu entschlüsseln. Für Personen, deren absoluter Fokus nur noch auf sich selbst lag, waren derartige Nichtigkeiten im besten Falle belanglos. Meistens aber, realisierten sie das soziale Miteinander nicht einmal mehr. Macht war alles, dass eine Rolle spielte, doch schwieg die Dunkelheit wofür diese Macht gebraucht wurde, warum so viel geopfert werden musste. Sie waren die blinden, die hochsprangen und gierig danach griffen, ohne es zu verstehen. Kinder der Nacht, die nicht reiften, weil ihre Ausgeburt bereits faulig war.
Der Imperator schwieg. Stille erfüllte den Raum, die kniende Inquisitorin wirkte mehr wie eine Statue. Vesperum hätte in diesem Moment allein sein können, es änderte nichts. Das Herz des Schattens schien kaum noch zu schlagen, zuckte nur langsam und ruhig, leise und versteckt. Als schämte und fürchtete es sich davor im Reich des Todes entdeckt zu werden. Es waren die Teile des Puzzles, die nicht passten, die Lücken ließen, bis man so lange auf sie einschlug, sie kaputtschlug, bis sie sich fügten. Und doch waren sie auch ein Teil der Dunkelheit. Sie waren die Mühle, der Mechanismus, der das Gift durch die Adern pumpte, dass die Verderbnis brachte. Nährboden der Finsternis, aber kein direkter Teil von ihr.
Kälte kroch in sie herein. Der Giftfluss stockte und vereiste langsam. Vielleicht fror er bis zum Herzen ein, veschloss die Pumpstationen und zerstörte es am Ende. Das tat nichts zur Sache. Kälte war alles. Kälte war die Dunkelheit. Sie war das, was den Jüngern der Nacht als letztes blieb. Leidenschaft brannte schnell aus, Hass verzehrte sich selbst, doch darunter verborgen lag die kalte Grausamkeit, die immer blieb. Es war etwas, das sich nicht ablegen oder befriedigen ließ. Grausamkeit spann Brücken, dichte Netze, die alle verbunden. Sie erhob sich zu Moral, machte das tumbe Volk zur Waffe der Dunkelheit selbst. Der Wunsch der Dunkelheit wurde gesellschaftliche Norm, der letzte Schritt totaler Kontrolle. Die Schatten verloren nicht, wie Reah wusste. Sie mussten nur genug Schrecken schaffen, die Barbarei in den Salon treiben, die Diplomatie ausrotten. Sie brachten einen feingeschliffenen, hell strahlenden Diamanten in seinen düsteren, tristen, Rohzustand zurück. Hässlich und schwer, unförmig. Aber doch ein seltener Fund, ein seltenes Gut, das vereinzelte Glückseligkeit versprach.
Das Eis seiner Hände kroch weiter durch den Körper, bis hinab in die Füße. Wie an Fäden, an welchen das Leben hing, das er ihr entriss, erhob sich die Puppe langsam. So weit verloren im Dunkeln, spürte der Schatten den Verlust kaum, die kleinen Teile die sich lösten, bis eines Tages nichts mehr übrig wäre. Doch im Beisein des Imperators verschwand ohnehin alles, hier verkroch sich das innerste, fürchtete die Kreatur, die um sie herumschlich, könnte urplötzlich zuschnappen. Was blieb war wieder nur Leere, nur ein Gefäß, das neu befüllt werden musste. Mit Gedanken, mit Blut, damit es weiterhin funktionierte. Nur einzelne Aspekte lugten von Zeit zu Zeit hervor, versprachen die Illusion davon, die Inquisitorin wüsste, was sie hier tat und ließ sich nicht einfach auf der schwarzen See treiben. Verloren für alle Zeit. Neugier flammte auf. Der glitzernde Edelstein unter der Wasseroberfläche, nur ein Tauchgang, noch einmal tief hinab ins Dunkel. "Die Wahrheit...?", hauchte sie erschreckend tonlos nach, neigte ihm ihr Haupt entgegen, um die große Weisheit zu empfangen. Es gab keine Wahrheit. Nicht hier. Und auch sonst nicht. Alles war eine Lüge. Wenn viele Leute jedoch der gleichen Lüge aufsaßen, entstand die fälschliche Auffassung, es könnte eine Wahrheit sein. Wahrheit war eine Illusion, wie Licht. Alles war eine Lüge, ein Theater, vom Dunkel geschaffen, sie alle an der Leine zu halten. Was blieb war der Nährboden der Dunkelheit, Angst und Verwirrung, Kraftspender in der Not und unzerstörbare Fesseln. Niemand entkam aus dem finsteren Schlund.
Wie ehrlich konnte ein Sith sein? Sith belogen nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Lügen waren der größte Spaß der alten Götter gewesen; der unnatürlichen Kraft zwischen den Welten. Der dunkle Lord strich sich über seine kalten Hände, rieb diese, um vielleicht etwas Wärme in diesen zu finden, was dennoch nicht geschah. Die schwarzen Ledersohlen seiner Stiefel trugen ihn, um Reah herum, wie ein Raubtier seine Beute umkreiste. Er war nicht in Eile. Zeit spielte keine Rolle für Dämonen, die ihre grausamen Pläne sogar über mehrere Millenien dehnen konnten, so auch Vesperum. Die Zeit blieb für beide bedeutungslos stehen. Die dunkle Seite gab ihnen das Gefühl der Schwerelosigkeit - ohne Halt trieben sie ab, in das schwarze Meer des Daseins; auch wenn Reah Nigidus nicht treiben wollte, nicht tauchen sollte, die Versuchung wuchs mit der Nähe zum schwarzen Gott. Ja, die Wahrheit suchte er in den Gewässern aus Lügen. Ihre Rückfrage ließ den dunklen Herrscher auflächeln. Die schwarz-roten Lippen verbreiterten sich und die Mimik war entstellt in ein Angesicht des falschen Vertrauens. Der Vater des Willens schob sich näher an die dunkle Jedi heran, wobei seine schwarze Kutte mystisch aufwehte, ohne seine Beine preiszugeben. Es war ein okkulter Wind, mit einem leeren Ende.
"Mein Kind," begann der Imperator, blickte herab, voller Verachtung vor Zeit und Raum; mit bösem Grinsen. "Was begehrt ihr am meisten?" Diese Frage würde seine Wahrheit eröffnen, seine Pläne mit ihr. Auch sie war nur niederer Dämon der finsteren Macht; nicht der Nexus aber sie stand neben ihm. Niemals würde sie Vesperum sein.
Niemals würde sie mehr sein als das, was sie jetzt war aber das war gut. Ihr Platz war hier, in der Finsternis als Werkzeug. Ihre Willensbekundungen wären ihre Verdammnis. Wunsch war Untergang. Dennoch konnte Leben nicht ohne Wunsch und Willen sein. Das restliche Leben wollte er ihr stehlen, mit sich reißen, in diesen Abgrund seines Verfalles. Der muffige Geruch seiner Kutte stieg hinauf, umschloss die sonst so sterile Luft auf einem Raumschiff mit Energie. Es pulsierte in der Macht, dröhnte, brummte und drückte ins Trommelfeld der Machtnutzer. Darth Vesperum war in der Schwärze gefangen, genoss seine falschen Ketten scheinbar und war kurz davor, Reah eben solche Ketten anzulegen. Dabei behaupteten Sith, Ketten zu sprengen; nein, das taten sie nicht. Sie wechselten nur das Schloss und die Glieder aus. Keiner war frei, außer ihm - oder war selbst dies eine Lüge? Der Kettenträger war auch im Besitz solcher? Die Ketten lagen bereits um ihre Seele und Vesperum wollte nun den Schlüssel abbrechen. Der Schlüssel war ihr tiefster Wunsch. Realität war Illusion. Waren das dort hinten schwarze Nebel, die langsam in den Raum krochen, mit Händen aus schwarzem Gas, welche sich in das Metall gruben? Irgendetwas stimmte hier nicht. Der Boden schien sich mit Schatten zu füllen; noch war er nicht bei beiden angekommen, doch seine Bewegung schien eindeutig. Die Kälte kam. Der Frost war hier. Darth Vesperum schien unberührt davon. Eine grausame Frage drängte sich auf: War er nur Schatten und sein Fleisch die Illusion? Diese Schemen hinter ihm, war dies möglich, waren seine wahre Gestalt? Ein finsterer Geist aus dem Abyss der Macht? Früher oder später würde sich alles offenbaren.
Der finstere Geist vermochte es nicht sie hier zu erschrecken, denn er wurde erwartet. Er gehörte zum Ambiente. So wie etwaige Ängste, niedere Gelüste nach Blut, nach Totschlag, selbst der Hauch Demut. Es gehörte alles in diesen Raum. In diesem Thronsaal, der das Kunststück vollbrachte eine perfekte Illusion der Vertrautheit nachzustellen. In der Tat, der Gedanke blieb. Sie könnte alleine hier sein, es würde sich nichts ändern. Seine physische Gestalt war vernachlässigbar, denn die Stimme selbst, schien mehr aus dem eigenem Hinterkopf zu kommen, Worte, die die eigene Motivation kritisch hinterfragten. Der Schatten musste etwas wollen, sonst würde er nicht tun, was er tat. Sonst wäre Firrerre nicht passiert. Der Wunsch nach einfacher Rache? Vielleicht. Vor einigen Stunden hatte sie sich ihr Leben noch anders vorgestellt, hatte gedacht ein wenig Licht würde ausreichen, um die Düsternis davonzufegen. Doch das arrogante Licht hatte sie abgewiesen. Wie konnte es seine Reinheit mit einer solch widerlichen Kreatur besudeln? Wie könnte es sich dazu herablassen ihr zu vergeben? Ein Teil von ihr wollte die Lichter der Galaxis löschen, die Sonnen zerstören und nur noch tote Brocken durch die Untiefen des Alls wabern lassen. Auf Firrerre hätte sie das Imperium verraten - der kleine Engel hätte sie nur fragen müssen! Eine kleine Bitte hätte gereicht, so entzückt, wie sie von ihrem neuen Jedi-Spielzeug gewesen war, wie sie dachte diese wäre anders. Doch nach langer Dunkelheit hatte das Licht sie kurzzeitig geblendet, ehe sich die Dunkelheit wieder vor ihre Lider legte. Auch diese Jedi war nicht anders, der Schatten hatte sich nur selbst belogen, in diesem Moment der Schwäche beinahe alles weggeworfen, für ein niederes Wesen.
Das Imperium..., flammte ein neuer Gedanke auf. War es das, was sie begehrte? Wohl kaum. Das Imperium war egal, es war nicht wichtig, spielte keine Rolle. Sogar Vesperum wusste das. Waren die Jedi erst geschlagen, spielte es kaum mehr eine Rolle welche politische Partei den Konflikt gewann. Schlussendlich würden die Strukturen mit der Dunkelheit der Macht durchtränkt werden, bis sie dem Willen weniger gehorchen würden. Zwar mochte der imperiale Apparat aufgrund seiner Struktur idealer dafür geeignet sein, aber wirklich von Bedeutung war es nicht. Zeitlos. Das waren sie. Wer? Sie? Die Sith? Die Dunkelheit? Spielte Differenz denn eine Rolle? Oder waren es nur verschiedene Namen für ein und dasselbe?
Was aber war das Begehr? Was war die Antwort, auf die das größere Dunkel um sie herum, das herumschlich und die Lüge von Allgegenwärtigkeit erschuf, nun so lange gelauert hatte. Am Ende war diese Frage nur zu leicht zu beantworten, denn für jene, die finsteren Sumpf standen, darin feststeckten, entweder zu schwach oder zu willenlos um sich selbst zu befreien, gab es nur eine adäquate Antwort. Vesperum selbst würde nicht anders antworten, kein Wesen mit der Dunkelheit im Herzen könnte. Ebenjene Finsternis regte sich dieser Zeit im Gemüt, kroch langsam durch die leeren Adern, die bei anderen Wesen Blut transportierten. Eine Hand hob sich ein Stück, fing den Blick ihrer Augen ein, der sich gesenkt hatte. Als das verdorbene Blut die Fingerspitzen erreichte, schien die Luft herum statisch geladen, ein Sturm, der ebenso schnell verwüsten, wie vergehen konnte. Knisternd zuckten blaue Blitze von Fingerspitze zu Fingerspitze, entluden ihre dunklen Energien und verschwanden wieder in ihrer fauligen Herzkammer. Es genügte nicht - noch nicht. "Mehr Macht.", lautete ihre einfache Antwort. Mehr zählte nicht. Macht war alles und würde immer alles sein - Macht würde die Kette sprengen, die er ihr anlegte... und doch... am Ende lag man an der Leine. Niemand gab seine Macht ab, niemand löste sich von ihr. Sie schlug ihre Widerhaken bis tief ins Gehirn und ließ die mächtigen zu Wahnsinnigen werden. Aus Furcht. Eine Allgemeine Tatsache, ob Monarch, ob Admiral, sie alle waren von dieser Furcht gezeichnet und konnten sich nicht vor ihr verstecken. Es war der Preis, den man zu zahlen bereit sein musste. Wer mächtig genug war, benötigte ohnehin keinen Verstand mehr. Die Gedanken des Universums selbst, würden diesen Menschen lenken, obgleich es nicht im Interesse des Schattens lag, ihre Vorstellungen und Wünsche kreisten noch in geringeren Bahnen. Sie musste nicht Gott sein, wollte es nicht. Die Rolle als Gottes Vollstrecker jedoch, gefiel ihr außerordentlich gut.
Der Schatten indes war noch nicht fertig, nein. Ihr Begehren brauchte einen genauer definierten Rahmen, etwas, dass der losen Idee erst die nötige Form verlieh. "Schaut Euch um, seht nach Onderon, zu Euren angeblichen Getreuen.", flüsterte sie beinahe, während die eklige Sonne Fondors, sich in ihre Augenwinkel brannte. "Curelis, Marala, Mortis, Peltor - wer sind sie schon? Sie kratzten an der Oberfläche der Dunkelheit, doch fürchteten sich vor dem was darunter lag." Der Blick hob sich wieder etwas und folgte dem Imperator. "Sie fürchteten das Dunkel in sich, dem tiefen Schwarz, dem wir uns alle eines Tages stellen müssen... denn wir brauchen den Abgrund, mehr als jemals zuvor." Nur der Schlund konnte neues schaffen, indem er altes, ausgedientes verschlang. So wie die Lords und Ladys. Sie wähnten sich Sith, doch waren kaum mehr wert als der Abschaum, den Byss zu Zeiten Palpatines hundertfach ausspie. Einige mochten den Dreck entrinnen können, dem Mob, der sie mit ins Elend zu zerren drohte. Vesperum konnte darüber hinauswachsen, Jerec, ja auch sie selbst. "Ich war auf Korriban. Ich habe mit Kressh gesprochen." Die Augen starrten nun geradeaus in die sich aufbäumenden Schatten. Sie hatte keine Angst, diese Schatten gehörten zu ihr, waren ein Teil dessen, was sie ausmachte. Nein, Entschlossenheit lag in ihrem Blick, als wolle sie der wabernden Masse, die den Thronsaal zu verschlingen drohte, entreißen, was ihr unrechtmäßig vorenthalten wurde. "Ich verdiene das."
Das fade Weiß seiner Haut erinnerte daran, was er verloren hatte. Verlust - seine Konstante; Endlichkeit, die der Dämon zu durchbrechen versuchte. Reah erinnerte diese finstere Gestalt daran, was Leben war. Leben war der Wille danach zu streben; nur Wille befahl die Existenz in Form. Ohne Willen gab es kein Überleben, sondern nur Tod. Und dennoch entstand ein Spiel aus Gewinn und Verlust. Unter der Masken, die sie alle trugen, lagen tiefe Narben und Abgründe, die alle hinabzogen: in diesen Abgrund, aus dem Vesperum entstiegen war. War die Darbietung dieser Handbewegung eine Form der Entschuldigung? Diese Bewegung seiner Hand zögerlich, gar vorsichtig, zog dahin und war Spiegel einer verkommenen Menschlichkeit. "Reah Nigidus," formulierten seine Lippen lautlos, ohne jeglichen Ton, während die Schatten um sie wuchsen.
Die Dunkelheit nahm sie ein, umschloss sie in dezente Seidennebel aus Eis und Frost. Kalt war es und die Zeit erfror, wie unter einer rauschenden Lawine begraben. War er es? Nicht mehr bestimmbar waren die Grenzen zwischen Illusion, Realität und dessen, was der Dämon war. Puppenspieler oder Puppe? Wer spielte wen? Die dunkle Seite war mannigfaltig aber immer eines grausam. Grausam bestimmend. Grausam beherrschend. Keine Stimme erhob sich mehr in ihm, es zu beenden. Keine Stimme schrie mehr, bis Vesperum sein Angesicht in der Reflektion des polierten Bodens erblickte. Diese Gestalt war er. Dieser unheilvolle Geist, umgarnt von seinen Schatten und dunklen Händen aus Nichts. Ein Blick in diesen Spiegel genügte, um die alte Stimme zu erwecken, die fast verstummt war. Die Illusion zog endlich Grenzen. Der dunkle Lord wagte einen Blick auf seine knöchernden Hände, dann Reah, wankte einen winzigen Schritt zurück; nicht merklich. Ja, die Handbewegung war eine Entschuldigunh vor sich selbst gewesen. Seine persönliche Geste um Vergebung, nicht von Reah und auch nicht von der Galaxis, sondern allein vor sich selbst. Alles, was er tat, hatte er getan - ohne Reue, bis jetzt. Reah, ihre Aura, so leer und dennoch so willensstark, lag vor ihm. Ihre fleischliche Hülle war nur MakeUp für ihre Seele, den urtümlichen Willen. Darth Vesperum erkannte diese Leere in sich wieder. Es war zu einfach, zu leicht und zu schnell: die Antwort. Dennoch hatte sie Recht. Ihr Begehren war Macht. Reinheit des Lebens war Wille und für einen Willen gab es keine andere Erlösung als Machtstreben. Erst wenn man sein eigener Gott war, war man frei von diesen Schicksalsfäden, die einen zur Marionette, einer Puppe, degradierten. Arroganz war es, nicht zu erkennen, was man sein musste. Amaranthine verloren. Seine Mutter verloren aber noch greifbar. Dieser Griff in den Tod war sein Ziel, der Bruch des Bandes und der Grenzen. Wille würde die Zeit einst selbst beugen. Wahnsinn eines verlorenen Kindes. Der Sith lächelte abgebrochen, leblos, als ob man einer Wachsmaske ein Lächeln hineingedrückt hatte. "Das ist das Wesen der Sith," erklärte der Lord als Antwort sodann. Seine Bewegungen verödeten, starben ab und nur die schwarze Säule, geformt aus seiner Kutte und Anschein verblieb. "Macht ist Wille. Der Wille definiert das Leben, ohne ihn - ohne sie, die Macht - wären wir bedeutungslos, leere Gestalten in einer toten Zeit," setzte er nach. Eine leichte Rechtfertigung für Wahnsinn, obwohl dieser Geist nicht mehr weltlich dachte. Ihn interessierten andere Dinge, weit ab von Leben und Tod. Existenz war für ihn Schlüssel und nicht nur bloßes Dahinleben. Im Zweifel lebten alle anderen dahin, doch er strebte nach diesem einem Ziel: die Fäden zu durchtrennen und den Puppenspieler zu töten.
Der Sith spürte, den Pulsschlag ihres verdorbenen Blutes, wie es presste und in ihrem Organismus drückte. Er sah es. Ihre Aura finsterte, düsterte in sich und war ganz hier. Die Wahrnehmung hatte sich verschoben, und so hatte er die kleinen Blitze vorhin, nur peripher wahrgenommen aber akzeptiert, sogar begrüßt. Machtblitze waren ein Zeichen für emotionale Hingabe zu seiner Sache oder besser der Sache der dunklen Seite. Der schwarze Turm brauchte weitere Bewohner, um diesen weiter zu bauen, bis man den Himmel stürmen konnte.
Und so führte die dunkle Jedi, die so schwarz in ihrem Herzen war, aus, was Vesperum ohnehin längst bei sich gedacht hatte. Onderon - sein persönliches Versagen. Die falschen Personen hatte er erwählt, seine Dienerschaft zu sein. Der Dämon hatte die törichten schwarzen Engel ernannt, die leider ebenso schnell stürzten, wie sie einst gefallen waren. Nun nickte er zutrauend, durchbrauch die Kälte mit Bewegung; die Säule verrutschte um die Kapuze. In der Tat, begriff sie. Der Abgrund, die Finsternis war nicht zu fürchten, sondern zu umarmen. Zwischen den Sternen lag nur Finsternis, es gab weniger Licht, immer weniger davon. Wer mehr wollte als nur Dasein, musste den Abgrund suchen und hinein springen, bis der Sturz ihn befreite. Nein, die dunkle Jedi verkaufte sich nicht. Sie log nicht, sie war endlich ehrlich zu sich selbst und ihr Geheimnis, welches sie mitgebracht hatte, trat in den Hintergrund. Vesperum interessierte sich auch nicht weiter dafür, da er mit ihr nun auf eine Ebene ging, die von gemeinsamer Sehnsucht getragen war. Endlich eine Person, die die dunkle Seite verstand und nicht nur als Kraftquelle betrachtete. Dunkle Philosophie entsponn sich hier, als ob die alten Schriften und Riten von Korriban selbst Leben gefunden hatten. Schließlich gab sie es zu. Ja, sie hatte mit Kressh gesprochen. Dem schärfsten Kritiker von Vesperum auf Korriban und später sein größter Unterstützer. Er, der dunkle Lord, war auf Korriban neu entstanden, allein durch seinen Willen, war er zum Dämon geworden. Allein durch seinen Willen, das Schicksal zu betrügen und zu brechen, war er verflucht worden, zu dieser Existenz als dunkler Lord aller Sith. Jetzt erinnerte er sich, hob die Hände erneut, um die Narben seines Aufstiegs zu betrachten, die sich tief in seine Unterarme und Handflächen gegraben hatten. Noch zu gut, kannte er die Regeln, die sie ihm genannt hatten, die Bilder, die dort waren und die Erkenntnis, die dort gewachsen war. Alles endet in Dunkelheit. Schmerz war eine willkommene Erlösung dort gewesen. Darth Vesperum atmete aus, mit ihm diesen leeren Gedanken an seinen Aufstieg.
"Ihr begreift," war der tonlose Kommentar, der direkt in ihren Schädel drang. Sie war die, die er brauchte, um endlich die Macht selbst zu brechen. Endlich das zu erschaffen, was er benötigte als sein bestes Werkzeug: einen dunklen Orden. Die dunkle Seite, in Form der Schatten sammelte sich um seine linke Hand, die er nun von sich streckte. Kleinere Machblitze zuckten hinter ihm, aus dem Nichts, als er mit Kraft seines Willens, die Schatten sowie Nebel bändigte. Eine kleine schwarze Kugel bildete sich in seiner Hand, die auf dieser zu schweben schien, wie von einem unsichtbaren Magneten gehalten. Viele Worte brauchte es nicht, nur Willenskraft. Der dunkle Lord keuchte ein und aus, suchte sich, um sich dann mit dem schwarzen Objekt zu ihr zu drehen. Sie musste zu packen, begehren, um es zu erhalten. "Nehmt das, was ich euch anzubieten habe aber bedenkt, dass es mit einem Preis verbunden ist." Es klang dröhnend, der Welt entrückt. War es Illusion? Egal. Für beide war dieser Moment anders. Es war das Geschenk eines gefallenen Engels an seines Gleichen. EIn Einblick in das, was Vesperum in sich trug und was er war: der schwarze Mann, der Nexus einer alten Macht.
"Wenn ihr es nehmt, werdet ihr sehen, was ich gesehen habe," teilte er der dunklen Inquisitorin eine Teil-Wahrheit mit. Sith logen immer zu gewissen Aspekten, auch um sich selbst zu schützen. Das, was sie sehen würde, kontrollierte er. Sie würde nur das sehen, was er sie sehen ließ. Das Geschenk, zwar verbunden mit reiner Kraft, war auch ebenso verfluchend giftig. Reah Nigidus würde endgültig Teil seiner Galaxis, seiner Dimensionen werden und darin aufgehen als das, was sie sich insgeheim zu wünschen schien. Sie musste nicht Gott sein, wollte es nicht. Die Rolle als Gottes Vollstrecker jedoch, gefiel ihr außerordentlich gut.
"Wollt ihr das beanspruchen, was ich euch biete? Dann nehmt es als Darth Maledice," sagte er dann noch, während seine Augen einen seltsam gelben Stich erhielten. Die Farben verkehrten sich und entstellten das Gesicht in eine teufliche Fratze, anders als sie sonst war. Diese Fratze war das, was er nicht zeigte aber innerlich längst darstellte. Das Monster des Verlustes, die nimmer-satte Ausgeburt einer Finsternis, die hier erneut forderte. Reah hatte sich bewiesen, musste nur noch zupacken, um sich mit ihrer Restseele diesem okkulten Kreis zu unterwerfen. Nicht die Sith, die nur ein Name waren, wollte der dunkle Lord hier vervollständigen, sondern das grausame Momentbild der dunklen Seite, die sich erneut als Sith zeigten. Sith sein war mehr als nur einen alten Titel zu tragen oder einem Orden anzugehören; es war die völlige Verneinung der alten Existenz und Hingabe zum Verrat am Schicksal, am Leben selbst. Man war mehr als nur hier, sondern nahm endlich am Prozess der Mächte teil, die die Galaxis im Kern bildeten. Diese Wendung der Ereignisse war aus dem Moment geboren, selbst Vesperum hatte nicht damit gerechnet, heute ein solches Angebot, diesen teuflischen Vertrag zu machen aber die dunkle Seite war willfährig. Man nahm sie an oder stieß sie ab. Der Sith Lord hatte sie angenommen.
Was war Dunkel überhaupt? Und wieso übte es eine solche Faszination auf die Lebewesen aus? Am Ende waren dies Fragen, deren Beantwortung unabdingbar schien - zumindest wenn der Erwählte vorhatte Herr seines eigenen Verstandes zu bleiben. Simples Schwarz beschrieb es nur unzulänglich. Schwarz war lediglich eine Farbe, die früher oder später verblasste, unbeständig und an den Fluss der Zeit gebunden. Die Galaxis selbst bestätigte dieses Bild, es genügte ein einfacher Blick durch die großen Transparisstahlfenster, um den Beweis einzufordern. Der Weltraum war nicht schwarz, dunkel, fürwahr, aber mit Aspekten durchsetzt. Sternen, Sonnen, Monde und Nebel, selbst schwarze Löcher, die einen glänzenden Partikelstrudel in sich aufnahmen. Das Dunkel war die Verbundenheit. Dunkelheit war die große Masse, die den feineren Strukturen ihren Halt gab. Verbundenheit... aus Hass? Aus Liebe? Wer wusste es schon? Was bedeutete es schon? Keine anderen Emotionen lagen so dicht beisammen wie diese beiden, keine anderen verfolgten ein solch farbenfrohes Wechselspiel. Dunkelheit war also keineswegs ein kaltes Grab, dass jene, die im Schatten wandelten, in den Sumpf der Verderbnis zog, nicht von sich aus. Die Assoziation des Dunklen mit dem Bösen, offenbarte sich oft als irdische Verfälschung, als etwas, dass einer uralten Angst entsprang, für die es keine Worte gab. Die Nacht war nicht destruktiver als der Tag, lediglich mysteriöser, exotischer und oft eigenartig betörend. Das oft propagierte Grauen der dunklen Seite war ihre Natürlichkeit. Das Dunkel war natürlich und sprach die ureigensten Emotionen an, es war ein Schlag gegen selbstauferlegte Kontrollen, gegen erzwungene Rationalität. Es riss Grenzen ein und schuf Naturgewalten: es verformte die künstlich geschmiedete äußere Hülle zur wahren Gestalt des Menschen. Ob monströs, ob grausam - letztlich waren diese Worte hohl und leer, Worte für jene, die sich nicht mit ihrer Natur abfinden konnten und es vorzogen im Reich der Kontrolle. Dunkelheit bedeutete letzten Endes nichts geringeres als Menschlichkeit. Die Hingabe und Verwirklichung des Ichs.
Mit anderen Worten war die verhasste Antriebsfeder die Sehnsucht selbst, jener schöne Glimmer, der Milliarden Wesen täglich hoffen ließ. Auf ein besseres Leben, auf Erlösung, auf Wiederauferstehung. Der ausgesprochene Wunsch nach etwas, dass nur schwerlich oder nie zu erreichen war, gespickt mit düsterer Gier - natürlich, Habsucht war stets ein Teil der Gesellschaft. Selbst noble Kreaturen waren nicht davor gefeit, denn wie ließe sich die Natur selbst bekämpfen? Die Düsternis also, war nichts anderes als die Reinheit des eigenen Wesens. Sie zeigte das unverfälschte Bild einer Persönlichkeit, indem sie alle Schleier und Masken einriss. Dies galt sowohl für Vesperum, als auch für sie selbst.
Und war der Weg den sie hier beschritt deshalb falsch? Oder folgte sie nur ureigenen Instinkten, de das Leben als solches ausmachten? Richtig und falsch hingen oft nur an losen Fäden indoktrinierter Wertevorstellungen, die das Individuum im Rahmen einer bereits etablierten Gesellschaft erhalten sollte, doch schlussendlich waren sie weniger real, als viele dachten. Selbst eine von der breiten Masse als amoralisch angesehene Entscheidung konnte subjektiv richtig sein - so sie den Weg des eigenen Wesens folgte und sich nicht dagegen aufbegehrte. Bösartigkeit des Prinzips wegen, war ein Makel der Willensschwäche. Ein Zeichen jener Personen, die weder die nötige Kraft noch die Entschlossenheit besaßen, sich über die gängigen Strukturen hinwegzusetzen und die Verwirklichung eigener Wünsche und Träume anzustreben. Insofern hatte der Imperator recht, er vermochte diese Gedanken kurz zusammenzufassen und die Essenz aufzuzeigen. Aber war es tatsächlich das Wesen der Sith? Oder waren die Sith selbst nur Knechte dieser Lebensvorstellung? Wandelnde Symbole, Träger einer Idee, aber nicht zwingend der Ursprung hinter der Idee selbst. Vielleicht sogar noch weniger, vielleicht waren sie nur ein Antriebsmotor, ein Sprungbrett in die Freiheit, in die Grenzenlosigkeit, dort hinein, in diese Zone jenseits von Zeit und Raum. Es mochte nicht relevant sein, für was die Sith als Orden standen, viel bedeutender hingegen war, was sie anzubieten hatten. Nüchtern betrachtet war es symbolisch und besaß nur wenig reellen Wert, denn im Grunde vermochte jedes Wesen dem Weg der Sith zu folgen, auch ohne sich an den Orden zu binden oder als solcher zu bezeichnen. Aber waren sie deshalb freier? Unabhängiger? Wohl kaum. Freiheit und Unabhängigkeit lagen im Wesen und Aufbau einer Gesellschaft und in der imperialen, selbst in der republikanischen Gesellschaft, war die Freiheit da unerreicht, da unangreifbar, wo ein Wesen außerhalb der Hierarchie stand, wo es den Eindruck von Exklusivität und Extravaganz erweckte.
Und es bot noch mehr: als Existenz außerhalb des gängigen Gefüges, konnte sie nun Druck auf ebenjenes ausüben, die bestehenden Strukturen formen und verändern - zum Guten wie zum Schlechten. Selbst die Bindung an den Imperator selbst wurde loser, als auf den ersten Blick zu erahnen war. Die Sith-Ideologie forderte keine unbedingte Loyalität, nicht einmal den geheuchelten Ansatz davon, stattdessen ermutigte sie beinahe ausdrücklich auch neue, unkonventionelle Wegen zu gehen, solange nur der gewünschte Erfolg eintrat. Anders als Jedi, besaßen Sith weitaus mehr Spielraum, sich voneinander zu differenzieren - selbst wenn der Großteil nie über das widerliche Stadiums des Spiechelleckertums hinaus gelang, so bestand dennoch die theoretische Möglichkeit. Und oft es war auch dieser Gedanke gewesen: das Barbarische, das Mörderische, das sie vom Orden verschreckte. Die unzähligen Kleingeister, die sich an ihrer Boshaftigkeit und Grausamkeit zu messen versuchten, dabei jedoch nur sich selbst verloren. Nun aber wollte der Schatten selbst den Blutzirkus betreten, das Kosten, was die Sith als hohe Freiheit anpriesen. Vielleicht war daran sogar die kleine Jedi von Firrerre Schuld, jenes naive Ding, das meinte, sie solle sich nicht verändern, sie solle ihr Wesen behalten. Und als sie sich ihr Wesen eingestand, da musste es der Schatten erkennen, musste begreifen, dass ihr Herz, geprägt durch ihr Handeln bereits für die Sith schlug, als ihr Verstand sich noch verbissen dagegen wehrte. Der Blick in die Abgründe der Seele schien sie aus der Lethargie befreit zu haben, zu einem Wesen geformt, dass wieder Entscheidungen treffen konnte, dass Dinge beanspruchte, etwas, dass wieder nach dem Leben strebte, nachdem es so lange tot war.
Elektrostatische Luft, geschwängert mit den Entladungen der Dunkelheit, öffneten ihre Augen wieder für eine andere Welt. Nicht zwingend die Realität, denn hier im Thronsaal schien es für derart irdische Belange derzeit keinen Platz zu geben. Hier herrschte der kalte Sturm der Nacht, der die Umwälzungen, vielleicht sogar Verwüstungen herbeiführte. Bedurfte es noch weiterer Worte? Kaum, was blieb war ein Schritt nach vorn, der Griff nach dem Schleier der Finsternis, nach der Galaxis selbst - wer wusste schon, was der dunkle Lord dort in der Hand hielt? Ein Herz? Das Herz der Sith, das sie nun nehmen und sich einpflanzen sollte? Gedanken darüber waren verschwendet und selbst wenn sie wollte, nun konnte sie nicht mehr zurück. Das schwarze Etwas schein wie ein Magnet, Licht, das Motten anzog. War es das Teil was fehlte? Jenes verlorene Puzzlestück, dass die Seele eines Menschen wieder komplettierte? Ihr Arm glitt nach vorn und fließend streckten sich die geballten Finger zu einer gerade Fläche. Sie würde es annehmen, denn sie verlor nichts, vielmehr war es die Besiegelung der Endgültigkeit, die selbst Vesperum erkennen musste: eines Tages würde einer von ihnen weichen müssen - so sie nicht vorher einer anderen Generation zum Opfer fehlen. Kurzfristig waren ihre Ambitionen befriedigt, doch langfristig kannten Sith nur Verrat. Und Reah Nigidus war schon vor den Sith eine Verräterin, ein Makel, der im Herzen steckte und sich nicht herausschneiden ließ. Unterdrücken ließ es sich, verschweigen, doch verschwinden würde es nie. Derweil spann die Macht dünne Fäden hinüber zur wabernden Schwärze, dem Toxin, dass der Dunkle Lord als ein Wuderheilmittel zu verkaufen versuchte. Ein Scharlatan war er, ein Narr wer daran glaubte. Trotz aller Freiheit, trotz aller Wildheit, war Sith-Sein eine Prüfung der Entschlossenheit und Stärke, der ewige Kampf darum, das eigne Urwesen zu befreien. Langsam erhob sich das mysteriöse Objekt und glitt hinüber zu ihrer Hand, wo es in ihrer geballten Faust verschwand. "Ich nehme an." Damit verschwand Reah Nigidus, imperiale Inquisitorin von der Bildfläche, nunmehr aufgegangen in der Sith-Lady Darth Maledice.
Eine Vendetta. Eine Vendetta gegen sich selbst. Rache war der Schlüssel zur jenen Allmacht, die jedem Leben widersprach. Es war der Sitz eines Gottes über den Welten, und allen Sterblichen. Schmerz, Einsamkeit, Kälte - all jene Gefühle, die Rache befeuerten, waren hier, in ihm und ihr. Mit einer genüsslichen Genugtuung, ließ sich der dunkle Geist einen Teil jener Welten entreißen, welche Maledice brauchte, um zu verstehen. Mit der Berührung verbrannte sich jeder Beweis ihrer Menschlichkeit, wie ein kaltes Feuer glimmte es auf ihrer Haut, während es tief ins Fleisch drang. Fressender Frost durchstieß ihre Adern, erweiterte sie, bis das Leben gierig zurückwich. Dennoch - sie starb nicht und auch keine Asche schien dem kalten Feuer zu entweichen. Pure Gier war an diesem Ort. Der schwarze, kalte Dunst hinterließ nur einen tauben Schmerz. Man musste nicht mehr fürchten, was finster war, sondern sah das abgründige Licht daran. Werte und Moral jener Macht verschoben sich zu einem Nullpunkt. Verfälschungen und Wahrheiten wurden gleich. Kodex und Anti-Kodex verbrachten sich an diesen Ort. Darth Vesperum blickte auf seine wunderbare Gesellin mit einem Blick als ob er der Vernichtung einer Stadt beiwohnen würde. Dieser tote sowie dämonische Blick, welcher lustvoll herabfiel. Er stand hier über den Dingen. Dies war seine Galaxis, sein Universum und sein Theater. Millionen Lebenwesen waren bedeutungslos, für diesen Gewinn, den er Reah Nigidus anzahlte. Der Jahrmarkt der Finsternis war eröffnet. Die Nacht nahm sich eine neue Schwester. Hörte sie bereits das Glockenspiel? Das Gekicher und die Fahrgeschäfte? Die Stimmen und die Düfte? Alles war hier - in den Gedanken. Ein Jahrmarkt, eine Feier, am Abgrund. Das Portal stand auf und der einzige Eintritt, der verlangt wurde, war ihre Seele. Und diese hatte sie gerade bereitwillig geopfert. An diesen Zirkusdirektor aus der Hölle: in schwarzer Kutte und toten Fingern.
Der Sith führte seine faulige Zunge über seine Lippen, wobei die rissige Haut wieder ein wenig Spannung gewann. Was dachte sie? Die dunkle Seite verhüllte sie, doch waren die Gefühle dort. Klar ersichtlich für den Dämonen: Gier, Selbstsucht und Arroganz. Es war dort, in ihr, das Gift floss darauf. Das Geschenk, seine Gabe, in ihr, nahm sich Präsenz. "Wir Sith sind und waren," sagte die Stimme aus gluteralen Stimmtief. "Freiheit von Weltlichkeit; Freiheit von Sterblichkeit; Freiheit von Schwäche," donnerte der untote Anti-Gott in Versatzstücken. Es war keine notwendige Erklärung, dennoch wollte er dies sagen, damit Reah auch ideologisch verstand. Es war keine feste Doktrin, doch das Wesen der Sith war immer auf die Ketten, die es zu sprengen galt, ausgerichtet. Dabei verkannten sie immer, dass die dunkle Seite und das damit verbundene Kreuz, die größten Ketten waren. Ein Ich, ein großes Ego, welches mehr wollte, war immer gefangen in dieser Welt aus Dunkelheit. Sie litten unter dem Gift der Gier, welches die dunkle Seite immer war. Die dunkle Seite war nie Feuer oder Licht, sondern immer nur Kälte, das Fehlen von Licht und somit Wärme. Und das akzeptierte sie unweigerlich. Die elektrostatischen Mikroentladungen in der Luft kristallisierten den widernatürlichen Akt. Reah Nigidus verkaufte ihre Seele gegen Eis. Gegen ein totes Herz, welches nur noch schlug, um den Tod zu verweigern und nicht mehr das Leben zu lieben. Würde sie das sehen, was er gesehen hatte? Seine Gaben waren selten präzise; noch konnte er sie wirklich kontrollieren. Die dunkle Seite war stark in Vesperum aber auch stellenweise unkontrollierbar. Darth Vesperum war nur noch bedingt Beherrschung, sondern eher Chaos, welches floss und seine Bahnen fand. Vielleicht sah sie Korriban? Sah sie vielleicht auch den Untergang der alten Sith? Die Tempel? Was sie auch sah, das war sein Geschenk und ebenso ein Geschenk der uralten Mächte. Nur eines würde sie spüren, wie es auch Ilara gespürt hatte: das Zeichen, welches sich formte. Ein Zeichen, welches er erzwang, ins Fleisch. Zwei Sith-Zeichen sammelten sich an ihren Unterarmen, in der Nähe ihrer Handgelenke. Scheinbar bildete das schwarze Gift diese Zeichen des Fluches. War es Vesperum? - oder doch sie selbst? Gab es hier überhaupt Sinn sowie Verstand? Hier war nichts mehr klar.
Darth Vesperum wandte sich ab, ging einen Schritt zurück und öffnete eine kleine, sterile Kiste aus schwarzem Kristall. Darin lag eine Kopie des Buchs der Sith, welche er entnahm, um sie Reah Nigidus als neue Sith zu reichen. "Das Buch der Sith," sprach der Tyrann nüchtern und ließ es zusätzlich in ihre Hände gleiten. Es war seine Art, die Ideologie zu verbreiten. Nicht viele Worte waren notwendig, sondern nur der Wille zum Studium der dunklen Seite. "Erhebt euch, Darth Maledice. Vergesst Reah Nigidus, die mit dem Zeichen von euch ging." In der Tat. Jetzt gab es nur noch das hier. Das Leben einer Sith, in Finsternis und Schatten.
War Vesperum als Meister der dunklen Seite zufrieden? Nein. Er war nie zufrieden, gierig war er. Mehr musste es sein, bis die Galaxis endgültig verschlungen war; in diesem Abgrund aus Selbstgerechtigkeit sowie Wahnsinn. Darth Vesperum, getrieben von seiner Sehnsucht, das Schicksal selbst zu brechen, um die Dinge zu ändern, die ihm einst wichtig waren, war nichts mehr als ein Nexus jener Macht, die allein tot war. Trotz allem vegetierte diese Macht untot in dieser Dimension, hielt sie zusammen, als Gegenstück zum Licht. Vielleicht war dies Vesperums Sinn im Dasein, nur sah er ihn nicht mehr. Verloren, getrieben und haltlos, suchte er Halt in diesem neuen Orden, welcher Ideologie einer Zeit war, welche nicht wiederkommen sollte. Leider kam sie wieder. Die Zeit der Sith, welche Sidious einst beschworen hatte. Die Zeit war vielleicht niemals ganz vorbei gewesen. Solange Vesperum sein Gift als Gabe verkaufen konnte, solange er seinen Fluch und seine faulige Pestilenz verbreiten konnte, solange würde es Sith geben. Dies hier war ihre Zeit, denn sie war voller Krieg, Gewalt und auch Tatendrang. Sith konnten gedeihen, wie Schimmelpilze auf einer Leiche. Und so würde auch die Pestilenz in Maledice anwachsen, bis sie so war, wie er: wahnsinnig vor Gier. Es gab kein Ziel mehr, sondern nur noch Wünsche. Man tat, was man tat, weil man es konnte. Die Sith wuchsen - auch wenn auf Onderon Narren zurückgelassen worden waren, die sich als nicht würdig erwiesen hatten. Der finstere Imperator hatte erneut einen Sieg errungen, indem er Reah Nigidus vernichtete und aus der toten Hülle, Darth Maledice formte. Es würde noch Monate dauern, bis sie wirklich erkannte, was sie nun war: ein Dämon, wie er. Ein gefallenes Etwas.
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