#6
Wie ehrlich konnte ein Sith sein? Sith belogen nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Lügen waren der größte Spaß der alten Götter gewesen; der unnatürlichen Kraft zwischen den Welten. Der dunkle Lord strich sich über seine kalten Hände, rieb diese, um vielleicht etwas Wärme in diesen zu finden, was dennoch nicht geschah. Die schwarzen Ledersohlen seiner Stiefel trugen ihn, um Reah herum, wie ein Raubtier seine Beute umkreiste. Er war nicht in Eile. Zeit spielte keine Rolle für Dämonen, die ihre grausamen Pläne sogar über mehrere Millenien dehnen konnten, so auch Vesperum. Die Zeit blieb für beide bedeutungslos stehen. Die dunkle Seite gab ihnen das Gefühl der Schwerelosigkeit - ohne Halt trieben sie ab, in das schwarze Meer des Daseins; auch wenn Reah Nigidus nicht treiben wollte, nicht tauchen sollte, die Versuchung wuchs mit der Nähe zum schwarzen Gott. Ja, die Wahrheit suchte er in den Gewässern aus Lügen. Ihre Rückfrage ließ den dunklen Herrscher auflächeln. Die schwarz-roten Lippen verbreiterten sich und die Mimik war entstellt in ein Angesicht des falschen Vertrauens. Der Vater des Willens schob sich näher an die dunkle Jedi heran, wobei seine schwarze Kutte mystisch aufwehte, ohne seine Beine preiszugeben. Es war ein okkulter Wind, mit einem leeren Ende.

"Mein Kind," begann der Imperator, blickte herab, voller Verachtung vor Zeit und Raum; mit bösem Grinsen. "Was begehrt ihr am meisten?" Diese Frage würde seine Wahrheit eröffnen, seine Pläne mit ihr. Auch sie war nur niederer Dämon der finsteren Macht; nicht der Nexus aber sie stand neben ihm. Niemals würde sie Vesperum sein.

Niemals würde sie mehr sein als das, was sie jetzt war aber das war gut. Ihr Platz war hier, in der Finsternis als Werkzeug. Ihre Willensbekundungen wären ihre Verdammnis. Wunsch war Untergang. Dennoch konnte Leben nicht ohne Wunsch und Willen sein. Das restliche Leben wollte er ihr stehlen, mit sich reißen, in diesen Abgrund seines Verfalles. Der muffige Geruch seiner Kutte stieg hinauf, umschloss die sonst so sterile Luft auf einem Raumschiff mit Energie. Es pulsierte in der Macht, dröhnte, brummte und drückte ins Trommelfeld der Machtnutzer. Darth Vesperum war in der Schwärze gefangen, genoss seine falschen Ketten scheinbar und war kurz davor, Reah eben solche Ketten anzulegen. Dabei behaupteten Sith, Ketten zu sprengen; nein, das taten sie nicht. Sie wechselten nur das Schloss und die Glieder aus. Keiner war frei, außer ihm - oder war selbst dies eine Lüge? Der Kettenträger war auch im Besitz solcher? Die Ketten lagen bereits um ihre Seele und Vesperum wollte nun den Schlüssel abbrechen. Der Schlüssel war ihr tiefster Wunsch. Realität war Illusion. Waren das dort hinten schwarze Nebel, die langsam in den Raum krochen, mit Händen aus schwarzem Gas, welche sich in das Metall gruben? Irgendetwas stimmte hier nicht. Der Boden schien sich mit Schatten zu füllen; noch war er nicht bei beiden angekommen, doch seine Bewegung schien eindeutig. Die Kälte kam. Der Frost war hier. Darth Vesperum schien unberührt davon. Eine grausame Frage drängte sich auf: War er nur Schatten und sein Fleisch die Illusion? Diese Schemen hinter ihm, war dies möglich, waren seine wahre Gestalt? Ein finsterer Geist aus dem Abyss der Macht? Früher oder später würde sich alles offenbaren.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema