#4
Sie alle waren Kinder ohne Verständnis für die Mächte mit denen sie spielten. Selbst Vesperum, der sich anschickte, ein toter Gott zu werden, war nichts weiter als ein Narr im Umgang mit dem Kreislauf der Mächte. Es gab keinen Sinn oder Grund zu leben. Ohne Leben war man leer, ohne Seele und völlig gottlos. Dieser Ur-Zustand der Existenz wurde durch Willen befeuert und reiner Wille war reines Leben. Kein Weinen, kein Hoffen, mochte die mörderische Erkenntnis vorbereiten. Seltsame Stimmen riefen "Kommt, kleine Kinder", doch keine Kinder kamen in den dunklen Garten dieser Erkenntnis. Ein Garten in einem Palast mit nur einem Thron. Einem Thron voller Kraft aber ebenso tot. Ein Thron des Wunsches und des Nicht-Wunsches. Die Urgewalt des Überlebens; für den wahren Monarchen aller Zeiten in diesem Kreislauf aus Tod, Leben und Verfall. Vesperums Thron war nur ein Stück Metall mit Polster. Unwichtig im Angesicht der Mächte denen er folgte. In dieser Zeit wurde er der dunkle Gott, ein Lord der Asche, welcher Vernichtung brachte sowie eine dunkle Epoche. Kein Galgen, kein Schafott mochte ihn noch stoppen. Kein Feuer seine Seele verbrennen, die längst im Meer der Schwärze ertränkt war. Nur die Sterne schienen ihn noch zu blenden, das seltsame Licht zwischen der Dunkelheit. Es kämpfte gegen den Hass, der Auflösung der Existenz. Wissenschaftler sagten, dass alles Leben in den Sternen geboren sei, da alle wichtigen Elemente dort entstanden sind. Wenn dies stimmte, waren die Sterne der letzte Hort gegen seine Finsternis. Faszination ließ ihn blicken, starren und staunen. Diese Sterne waren die sterbende Blüte im Angesicht des Verfalles. Auch sie starben, gebaren in einer großen Supernova neue Welten. Sie waren Anzeichen für einen Kreislauf. Einem Zeitalter des Lichts oder einem Zeitalter der Dunkelheit. Scheinbar wechselten diese regelmäßig, wenn die Willenskraft des Lebens schwach war.

Der dunkle Lord gepeinigt von seiner Last, dem Fluch, der ihn einst verdammt hatte. Dem Fluch zu leben, zu fühlen und nun entglitt ihm jenes Leben; die Leere kam. Er spürte, wie die Asche aufstieg, wie die dunkle Kälte ein kaltes Feuer wurde und ihn innerlich verbrannte. Nur der Wille stand dem entgegen, lenkte es und ließ sein untotes Herz schlagen. Reah Nigidus trat auf. Der Sith hatte sie bereits gespürt. Die Macht war gnädig gewesen mit dem Gefallenen. Mitternacht der Seelen; die letzte Stunde brach für beide an und der Glockenschlag ging durch die Macht. Noch waren sie nicht tot aber auch nicht mehr lebendig. Die dunkle Jedi kniete sich ab, Vesperum würdigte dies noch nicht.

Nicht immer war er so. Irgendwas hatte sich in seine Natur eingeschlichen; eine Stärke als auch Schwäche. Niemand rettete ihn. Die Emotionen bewegten sich schnell in den dunklen Augen. Gedanken entstanden, verschwanden rasant; die dunkle Seite nahm sich den Geist. Es schmerzte, brannte in Frost durch das Fleisch. Die Asche der Seele stieß sich vom Thron ab, trat um ihn herum, um Nigidus anzublicken. Der gierige Schatten seiner Augen fiel - geschützt durch die Kapuze - auf sie die sterbende Frau herab. Sie beide trugen die Zeichen des Fluches, eindeutig sichtbar in der Aura ihrer Seelen. Beide waren sie Dämonen, schreckliche Abscheulichkeiten gegen das Leben sowie Vorboten einer dunklen Epoche. Doch Vesperum war anders, weitaus bestmmender und gieriger. Sein eigenes (Rest-)Leben kümmerte ihn nicht so sehr, wie es Reah kümmerte. Er strebte nach mehr als jenem und hatte seine Bestimmung in der Asche der Macht gefunden. Noch wenige Feuer mussten entzündet werden; Welten niedergebrannt sein, bis dieser Krieg ihm das ermöglichte, was er wollte: die wahre Kraft hinter den Dingen. Sein Ziel war es Herrscher, Monarch, der Finsternis zu sein. Noch war er nur dunkler Lord, Nexus jener schrecklichen Abgründe, doch er wollte mehr sein als das. Der Sith wollte nicht nur kanalisieren, sondern auch vollkommen in diesen aufgehen, um ein wahrer Gott zu sein. Wahnsinn - eine Verneinung des Kreislaufes. Der Thron, den er suchte, war imaginär; ein Thron, der in einer dunklen Welt lag, die nur ihren Dienern und Verfluchten offen lag. Man musste den Fluch der dunklen Seite, des untoten Daseins, vollkommen ertragen, um die Portale zu diesem Reich zu durchtreten, wie es Reah gerade getan hatte, indem sie vor Vesperum getreten war. Für Reah war Vesperum die Prüfung, die schleichende Gottheit, während der dunkle Lord durch das Universum selbst geprüft wurde. Dennoch hatten sie die seltsame Glückseligkeit dieses Momentes. Der Imperator kommentierte ihren Satz nicht. Sein knochiger Körper schob sich die wenigen Stufen zur dunklen Jedi herab, berührte sie an der Schulter, so dass die unnatürliche Kälte in ihr Fleisch fahren konnte. Die Berührung verband die Verfluchten und deutete gleichzeitig an, dass sich die Inquisitorin erheben durfte. Vielleicht ihr Glück, so dem Gefühl der direkten Nähe zum Abgrund, zu entkommen. Darth Vesperum entzog, ohne Wissen, Leben. Entzog jene Hoffnung darauf. Beide wankten durch die Zeit, ohne wirklich zu wissen, warum?

"Willkommen," sprach dier kratzende, schallende Stimme aus dem Nichts seiner Seele, als sich sein rissiger Mund öffnete. Die Furcht in ihr, kroch hervor, endlich sichtbar für den Geist des dunklen Lords, der diese aufnahm und daran wuchs. Angst war sein Blut. "Tapfere Inquisitorin," begann er mit dem Gespräch, wobei sich sein Blick unter dem schwarzen Leinen seiner Robe erhob. "Du hast dich oft genug bewiesen. Nun wird es Zeit, die Wahrheit zu sehen." Darauf hatte er gewartet. Er wusste um sie, ihren Hass und ihre Stärke. Der dunkle Lord brach ab, um ihre Emotionen (- sofern diese noch in der Schwärze erwachen konnten) zu sehen. Eine Reaktion würde die weiteren Schritte einleiten. Die schwarze Säule der finsteren Mächte verweilte neben ihr, wartend starrend in Frost und Eis.
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