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Auf der Imperial Dawn (Flaggschiff des Typs ISD II)

Würde es noch dunkler werden, wenn er starb? Würde es etwas ändern, wenn er einfach gehen würde? Der dunkle Lord betrachtete die Lichter des Hyperraums, die sich in seinen Augen spiegelten. Trauer war in ihnen. Allein war er, ganz allein mit sich und seinen Wünschen. Niemand würde ahnen, was er wirklich war. Die Lüge war niemals vorbei. Vielleicht wusste der Poltergeist selbst nicht mehr, dass er eigentlich längst tot war. Allein der Wunsch, die unausgesprochene Weigerung gegen das Leben, etwas zu ändern, hier seinen Stand zu beziehen, seinen Willen zu zeigen, war alles, was blieb. Der Wille war so bedeutungslos, wie jedwede Bewegung eines sterblichen Körpers. Was wollte diese Galaxis von ihm? Diesem Geschöpf aus Selbstgerechtigkeit, Hass, Gier, Missgunst, Trauer und Wahn. Das Imperium gab ihn nicht auf, würde ihn zurücknehmen als ihren personifizierten Götzen ihres Staates, der inzwischen selbst zu einem Abbild der Psyche dieses Mannes geworden war: seelisch zerschlagen. Brutalität ohne Grenzen. Grenzen ohne Bestand. Moral - nur noch frommer Wunsch, einsamer Mütter und Väter. Man wusste erst, was man verloren hatte, wenn es einem entrissen war. Dieser Krieg hatte jedem intelligenten Lebewesen etwas entrissen; sei es ein Leben, Werte oder einfach nur eine Hoffnung. Alles verlor sich in diesem finsteren Strudel. Das Feuer des Krieges brauchte Raum, um zu wachsen. Zu vernichten. - Und Vernichtung war das erstrebte Ziel eines jedes Kämpfers auf Vesperums Seite. Niemals wurde es offen gesagt aber das Imperium hatte sich zum Ziel gesetzt, die Rebellion und ihre Anhänger vollständig zu vernichten, jeglichen Widerstand einer jeden Welt der Galaxis zu brechen, bis alle ihm - dem Götzen - huldigten. Wahnsinn lag nicht nur in Vesperum, sondern auch in seinem Gefolge, welches vergessen hatte, was es verloren hatte. Leere war ein willkommener Anlass, um Krieg zu führen. Leere bot Raum für fragwürdige Rechtfertigungen, Ideen oder Fanatismus. Die Blicke der Soldaten, Offiziere und Beamten des riesigen Reiches waren so leer, wie die ihres Herrschers, welcher jetzt gerade hinaus starrte, als die Flotte aus dem Hyperraum fiel. Keine Bewegung seinerseits. Keine Regung, nur Atmen. Ein rythmisches Keuchen, entsetzlich fremd.

"Wir haben Fondor erreicht," meldete eine sachliche Stimme über das Kom. Vesperum nahm es zur Kenntnis, eine Antwort war nicht nötig. Der dunkle Imperator stieß sich mit beiden Armen von seinem Thron ab, erhob sich kränkelnd, fast gebrechlich und näherte sich dem großen Panoramafenster seiner Observationsbrücke. Der Planet seiner Geburt schob sich ins Bild: die Werften, die Schiffe und der Raumverkehr. Unglaublich viele Objekte waren erkennbar geworden, die alle zu weichen schien, als sich die Flotte des Imperators ihren Weg durch den Weltraum suchte. Raumjäger verließen die Hangaröffnungen, um ein offenes Geleit für den galaktischen Herrscher zu bilden. Dennoch der Planet in seiner Farbe überschattete alles, auch seinen vollen Orbit mit Kriegsschiffen und Handelsbarkassen.

"Wieder hier," murmelte der dunkle Lord, während seine faulige Hand über das kalte Glas des Fensters strich. Dabei hinterließ sie einige hauchdünne Spuren. "Der Schläfer ist erwacht und zurückgekehrt," erklärte der selbstgefällige Narr und erinnerte sich an den Moment als er damals von hier geflohen war, als Mörder. Einfacher Mörder an einem niederen Mann, der ihm sein Leben zerstört hatte. Nicht nur seines, sondern auch das Leben seiner Mutter. Dieser Planet war der Ursprung seiner ersten Existenz als Aidan. Jahre später war er auf Korriban als Sith wiedergeboren worden, als der jetzige Dämon, dessen Hand die Kälte des Weltraums am Glas spürte. Der zweifach Geborene kehrte dorthin zurück, wo die Personen begraben lagen, die seinen Wahnsinn befeuerten. Deren Verlust war sein Schmerz. Hier hatte er sie begraben, mit seinen eigenen Händen, in einfacher Erde. Erinnerungen waren die Last, die seinen Blick auf Fondor hinabfallen ließ. Darth Vesperum war hier. Nach Jahren. - Und ihm wurde wieder klar, was er einst hatte und nun nicht mehr besaß. Es ließ das gierige Gefühl wachsen, diese unnatürliche Weigerung, sein eigener Gott sein zu müssen, um diese Dinge zu korrigieren. Man wusste erst, was man verloren hatte, wenn es einem entrissen war.

Plötzlichz fiel dem geschundenen Herrscher etwas in Auge. Ein großes Schiff in einem Raumdock. Scheinbar ein kleinerer Supersternzerstörer. Warum war er nicht an der Front? Warum war er hier? Dem Imperator, in der Sehnsucht sich seinem Trübsinn zu entreißen, trat mit festem Schritt zur Lehne seines Thrones und drückte den KOM-Schalter. "Captain, was ist das für ein größerer Sternenzerstörer dort im Dock?" Der Captain antwortete sofort: "Ein Bellator, eure Majestät. Habt ihr besondere Wünsche?" Vesperum überlegte kurz und ihm kam der Gedanke eines kleinen Jungen, der ein größeres Spielzeug gefunden hatte. Zudem brauchte er ein entscheidendes Druckmittel, falls Pestage sich weigern sollte, den Platz auf dem Thron von Coruscant frei zu machen. Man sollte immer dafür sorgen, dass man entscheidende militärische Mittel besaß, um Politik machen zu können. "Ich stelle den Bellator unter mein Kommando. Leiten Sie alles Notwendige ein. Ich werde das imperiale Dekret dann zeichnen." Der Captain der Imperial Dawn wirkte überrascht aber folgte, wie eine gute Militärdrohne: "Jawohl, mein Imperator." Danach deaktivierte der Herrscher wieder das KOM-Gerät und betrachtete den Bellator im nahen Raumdock. Seine Arme verschränkte er hinter seinem Rücken, um zu warten, bis seine Adlati das Dekret zu Unterzeichung vorbereitet hatten.
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