Er war schwach. Hier und jetzt. Der fleischgewordene Terror, das Gift in den Adern der Galaxis wirkte klein und fragil, gar zerbrechlich. Eine Schnecke, die voran kroch, willens sich zu winden, zu bangen, das Unvermeidliche hinauszuzögern. Immer wieder zog sie sich in ihre Keramikschale zurück und hoffte darauf, dass das zermalmende Unwetter sie nicht traf. Seine Schwäche waren Forderungen, die Unfähigkeit sich das Begehrte zu nehmen, es ihr zu entreißen. Das Herz, den Willen, den Drang zu leben. Der Narrenimperator musste sie dazu drängen, beinahe Bitten, so klapprig und alt, so verdorrt und knorrig war der alte Baum. Tief mochten seine Wurzeln ins Reich der Dunkelheit reichen, weit mögen sie sich winden, bis zu den Ufern schwarzer Meere und doch nährte es ihn nicht mehr. Die Dunkelheit fiel ab von diesem Geschöpf und ließ nur einen sterbenden Mann zurück. Die wabernd-dunkle Magicka, die den Saal im Bann hielt entpuppte sich als Illusion, eine kleine Kerze, ein fahles Lichtlein konnte reichen und das Monster würde kreischend fliehen. Er mochte einmal Macht besessen haben und irgendwo versteckt mochte sie stets lauern, darauf wartend, dass er sie neu entdeckt. Aber nicht hier, nicht jetzt. Seine weltliche Autorität war nur noch als vager Schemen greifbar, noch einige Tage, einige Wochen mehr und dieser Schemen würde eines mit dem Unsichtbaren, dem Ungesehenen werden. Nicht länger existent für diese Galaxis. Diese Schnecke konnte ihr nicht das Herz stehlen, nicht in diesem jämmerlichen Zustand, nicht nur als Sith-Lord. Und wenn er nicht achtgab, wenn er nicht zur Stärke zurückfand, dann würde es bald schon der Stiefel der Hexe sein, welche die schleimige Kreatur zertrat.
Noch immer wog der Wälzer in den aschgrauen Händen, die des Lebens so überdrüssig waren, während die Worte des untoten Narren wie ein Hammer darauf einschlugen. Tot und schwer. Behäbig fielen sie auf den Band nieder, der mehr und mehr zur Last wurde denn Vesperum beschrieb als das, was sie dachte: nicht ihr Weg. Der Schatten war kein überzeugter Sith, eher eine Geburt aus der Notwendigkeit heraus, die Antwort auf das Morgenlicht, das die neuen Jedi mit sich brachten. Doch die finsteren Fesseln zogen schon lange an ihr, wie alte Freunde, die sie einluden. Das Buch barg keine Erkenntnisse, es war eine Sammlung, altes Wissen der Sith, mehr Historie als tatsächliches Lehrwerk. Eine wissenschaftlich interessante Lektüre, zweifellos, doch für jene Wesen, die ohnehin in der Macht lebten unbrauchbarer Ballast. Gehorsam aber ruhte ihr Blick darauf, als wäre sie begierig darauf es aufzuschlagen und einzutauchen in das verbotene Wissen, endlich bereit, die Reise ins Reich der Finsternis anzutreten. Doch wieder verkannte der dunkle Lord die Hexe. Wieder vermochte sein Auge diese neue Sith nicht zu erkennen, nicht zu entdecken. Wieder sah er nur sein Reich, war blind für die anderen Aspekte der Dunkelheit, die anderen Auren, Präsenzen, in der Welt ewiger Nacht. Sein eigen geworfenes Unlicht hatte die Augen des Imperators verschlossen, verdunkelt vor dem, was noch in den Schatten lauerte. Aus Angst? Gewiss. Denn gemessen an den Äonen, an den unzähligen Finstergeistern, die aus fehlgeleiteten Jedi entwuchsen, war der dunkle Lord nur ein geringerer Dämon. Ein schweres Nicken betonte schließlich, dass sie seine Worte verstanden hatte. Doch verstand er sie auch? Verstand er sich selbst? War Vesperum noch Meister über sein Dasein?
Spröde Lippen rissen die tote Fratze in die Breite - das versuchte Lächeln einer Kreatur, der echte Freude seit mehr als einem Jahrzehnt fremd war. Ganz recht. Der Narrenimperator musste in seinen Zirkus zurück, er musste die Menge unterhalten, über die er unbedingt herrschen wollte. Und es gefiel Maledice zu sehen, wie es ihm schwer fiel. Wie er überlegen musste, wie er sich offenbarte, nicht mehr ganz Teil dieser Galaxis zu sein. Die unnachgiebige Gier nach größerer Dunkelheit hatte seinen Geist deformiert, entrückt und nun entblößte er sich erneut. Wie er zögerte, sich mühte eine einfache Entscheidung zu fällen. Er zeigte ihr offen und ehrlich, an welchen Stellen er sich nicht wehren konnte, wo er verwundbar war, wo einige Hebel genügen würden und die Bestie würde fallen. Ein herrliches Schauspiel - in einem echten Theater wäre es Beifall wert gewesen, doch hier, in dieser Privatlounge, waren die Anwesenden Gäste, die gleichzeitig auch als Akteure fungierten, darum bestrebt ihre Fassung zu wahren. Gerne hätte sie noch einen Versuch unternommen ihn in eine destruktivere Richtung zu lenken, doch schien der Dunkle Lord bereits bestrebt zu sein sie auf andere Gedanken zu bringen, um nicht zu sagen loszuwerden. Natürlich hätte ihr Vesperum diese Informationen auch jetzt und hier zukommen lassen können, anstatt sie zurück nach Byss zu schicken. Doch er brauchte Gehorsam, er musste sich daran ergötzen, wie all die Heuchler bereitwillig seine Botengänge auf sich nahmen. Retten aber, würde es den dunklen Lord nicht mehr. Amüsant allein war der Umstand, dass sich dieser Akaete Meister wähnte. Ein Meister war er nicht, im Traum vielleicht und selbst dort mehr Tänzer. Nicht lange war es her, da wachte sie im Orbit von Byss, als der angehende Imperator als verschollen galt. Sie hatte die Allmacht gehabt. Eine Nachricht an Isard, eine gezielte Fehlinformation mit einem konstruierten Zwischenfall und Pestage hätte sich entschlossen die gesamte Thronwelt zu verbrennen. Zusammen mit allen, die darauf lebten. Zusammen mit dem, das Vesperum als Basis seines Ordens nutze, zusammen mit dem, der sich wähnte, ein Meister zu sein. Doch zeigt das Rad der Zeit nur zu oft die Myriaden Gaukler, die sich Vollkommen dachten, bis das allsehende Auge sie als Scharlatan entlarvte.
"Gewiss mein Imperator. Nach Euren Wünschen soll es geschehen." Der Schatten verbog das Rückgrat zu einer untertänigen Verbeugung, ehe er sich davon stahl. Hinaus aus dem Zirkus des Narren, fort von seinem Kreuzer, dem übergroßen Sarkophag, der seinen Leichnam konservierte. Weg von den Kanonen des Schiffes, an deren Spitzen die Macht des angehenden Herrschers der Galaxis ein jähes Ende fand. Er war isoliert, eingeschlossen in einem dahintreibenden Mausoleum, unfähig und Unwillens sich zu befreien.
Hier saß sie nun, auf diesem Geisterschiff im stillen Kämmerlein, allein mit sich. In der dunklen Nacht trieb es dahin, schien zwischen den Sternen herumzuirren, ganz ohne Ziel, ganz wie ihr Geist, der seinen Weg suchte, und ihn doch nicht fand. Mit Sublichtgeschwindigkeit schob sich der Zerstörer an Wracks und Asteroiden vorbei, ein Blick aus ihrem Fenster offenbarte ihr die Aussicht auf explodierende Sonnen, ein brennendes Firmament. Sie waren zurück im Tiefkern, hier wo schwarze Löcher ganze Flotten verschlange, eine Supernova eine gesamte Armada zu einem unförmigen Klumpen schmolz, hier wo mythische Kreaturen ihr Unwesen trieben, ungesehene Geschöpfe, die die Mannschaften von Ahnungslosen verzehrten. Und doch vermittelte der explodierende galaktische Kern Frieden. Er war der Ursprung. Das große Chaoswesen, die Mutter und Wiege des Lebens. Eine unbarmherzige Naturgewalt, wild und ungezähmt. Und doch konnte es aus der Entfernung schön wirken. Selbst für Kreaturen wie der Hexe besaß das destruktive Farbenspiel eine unvergleichliche Schönheit. Es beruhigte ihren Geist, lenkte ihn in eine Bahn, die gewöhnliche Wesen wohl als Entspannung ansahen. Doch Finsternis war alles, das ihr Auge sah, dort hinter geschlossenen Lidern. Erst mit der Zeit gesellten sich Lichtpunkte im Schatten dazu, deren Konturen an Schärfe gewannen. Obgleich vor ihrem Auge nicht annähernd so klar, entpuppten sich die Silhouetten als Komponenten, Teile einer altertümlichen Waffe, die traditionsgemäß von vielen Machtbegabten Gemeinschaften geführt wird. Es waren Teile eines Lichtschwerts. Geduldig hingen sie in der Luft und warteten auf das Herz, das sie verbinden sollte. Langsam stieg es dann empor, ein Relikt von Korriban, der schauderhafte rote Rezeptor eines altertümlichen Droiden, dessen Metall den Griff der Waffe ummantelte. Nein, die Dinge starben nicht einfach, nicht für jene, die die Macht wahrlich beherrschten. Sie wandelten lediglich ihre Form, wurden von ihren Bezwingern, ihren Meistern, zu etwas neuem geschmiedet. Ruhig lag der Rezeptor nun vor ihrem geistigen Auge, während die anderen Komponenten im Hintergrund lauerten, so lange, bis ihr Geist sich daran gewöhnt hatte, diese Teile sich selbst zu überlassen, bis es sie keine Mühe, keine Konzentration mehr kostete, sie in der Schwebe zu halten. Erst dann wandelte sich der Aspekt der Macht, der nach dem Rezeptor griff. Er wurde aggressiver, erdrückend, von unbändiger Wut ergriffen etwas besitzen zu wollen, besitzen zu müssen. Ganz ähnlich dem Gefühl eines Kleptomanen, der die Scheibe eines Geschäftes zertrümmern muss, um an die begehrte Beute zu kommen. Doch Maledice's Hammer war subtiler, er formte sich in ihrem Geist, versetzte der Hülle präzise Schläge, bis diese Risse bekam und das Innenleben preisgab. Unnütze Scherben vielen zu Boden, denn der Schatz ist dem Kokon entstiegen. Der synthetische rote Kristall wartete in der Schwebe, ehe ihr Geist ihn zu den anderen Komponenten schubste und sie sich verbanden.
Dies war nicht mehr das Schwert von Nigidus, das vor Kunstfertigkeit und Eleganz strotzte. Diese Waffe war weitaus gradliniger, dazu gedacht Zerstörung und Wandel zu bringen. Es entsprang einem entwickelten Wesen, einer Person, die zwar noch irgendwo Nigidus sein mochte, aber auch gleichzeitig sehr viel mehr war. Es schien beinahe, als hätte sie erst seit Korriban das große Mysterium der Macht gesehen und wäre darin eingetaucht, als hätte sie erst jetzt ihre eigene Meisterschaft verstanden, wo ihr Blick über die Schemen der Finsternis hinausreichte. Nun war es Zeit für die Hexe ihre Verwünschungen auszusprechen und dies Land, diese Galaxis so zu formen, wie sie nach ihren Erwartungen sein sollte. Ohne Vesperum. Ohne Jedi. Ohne Sith. Die alten Meister, jene, die sich Zodiarchen wähnten, göttergleiche Gestirne am Himmelszelt, ihre Zeit lief ab. Sie waren der Nährboden für die Neuen und nun war es an ihr sich aus dieser Asche zu erheben und ihren Anspruch zu legitimieren.
Und es würde dauern. Sie brauchte Zeit und Veränderung. Pläne mussten gedeihen wie bunte Blumenpracht, die Ahnungslosen mit süßem Nektar zu sich locken, der doch nur Gift war. Gift wie die Dunkelheit. Gift, das sie hier im Spiegel sah. Den immerwährenden Zerfall. Das gräuliche Gesicht, dessen Fleisch sich vom Leben abgewandt hatte, die schweren Tränensäcke, in denen sich die Finsternis angestaut hatte, wo nur lebend allein die Augen schienen, vom Höllenfeuer dunkler Mächte angetrieben, loderten sie im schwefligen Feuer. Jene Fratze war das Gesicht von Nigidus. Die alte Hülle. Das alte selbst. Doch Nigidus hatte ihren Zweck erfüllt, hatte gekämpft, gelitten und erduldet und war nun belohnt wurden, war nun aufgegangen in Maledice, der neuen Hexe, einer Hexe der Gegenwart, nicht der Vergangenheit. Einer unbekannten Gestalt, unsichtbar im Imperium, doch von großer Macht, groß genug, Admiräle und Gouverneure auf die Knie zu zwingen, allein dem Imperator Rechenschaft schuldig. Zwar hatte er sie nie dazu ernannt doch... Im Spiegel schien das Gesicht von Vader aufzublitzen. Vader der Vollstrecker. Der finstere Geist im Imperium. Eine Schublade öffnete sich und Vader verschwand. Der Blick offenbarte ein Antlitz wie aus feinstem Elfenbein, eben und glatt, die Berührung fühlte sich edel und rein an. Mit seltsamen Perlen war diese Maske geschmückt und doch vermochte die Hexe nicht mehr zu sagen von welchem Planeten oder welcher Kultur dieser Schatz stammte - einige hatte sie angehäuft von diesen Relikten, im bestreben darum, menschlich zu wirken, sich in die gehobene Gesellschaft zu integrieren. Nun war die Maske Unmenschlichkeit, der Schutz, der ihr Unwesen unter Elfenbein verbarg, der Schatten überlagerte sich mit dem Licht. Feinfühlig, wie einen lang vermissten Freund befreite die Hexe das Relikt aus der Schublade und führte es dorthin, wo einmal ein menschliches Gesicht war, auf das nur noch das Feuer ihrer Augen für die Außenwelt sichtbar war. Letztlich fiel der Schatten der Kapuze über das Elfenbein - das Antlitz von Maledice würde seinen Zweck erfüllen.
Noch immer wog der Wälzer in den aschgrauen Händen, die des Lebens so überdrüssig waren, während die Worte des untoten Narren wie ein Hammer darauf einschlugen. Tot und schwer. Behäbig fielen sie auf den Band nieder, der mehr und mehr zur Last wurde denn Vesperum beschrieb als das, was sie dachte: nicht ihr Weg. Der Schatten war kein überzeugter Sith, eher eine Geburt aus der Notwendigkeit heraus, die Antwort auf das Morgenlicht, das die neuen Jedi mit sich brachten. Doch die finsteren Fesseln zogen schon lange an ihr, wie alte Freunde, die sie einluden. Das Buch barg keine Erkenntnisse, es war eine Sammlung, altes Wissen der Sith, mehr Historie als tatsächliches Lehrwerk. Eine wissenschaftlich interessante Lektüre, zweifellos, doch für jene Wesen, die ohnehin in der Macht lebten unbrauchbarer Ballast. Gehorsam aber ruhte ihr Blick darauf, als wäre sie begierig darauf es aufzuschlagen und einzutauchen in das verbotene Wissen, endlich bereit, die Reise ins Reich der Finsternis anzutreten. Doch wieder verkannte der dunkle Lord die Hexe. Wieder vermochte sein Auge diese neue Sith nicht zu erkennen, nicht zu entdecken. Wieder sah er nur sein Reich, war blind für die anderen Aspekte der Dunkelheit, die anderen Auren, Präsenzen, in der Welt ewiger Nacht. Sein eigen geworfenes Unlicht hatte die Augen des Imperators verschlossen, verdunkelt vor dem, was noch in den Schatten lauerte. Aus Angst? Gewiss. Denn gemessen an den Äonen, an den unzähligen Finstergeistern, die aus fehlgeleiteten Jedi entwuchsen, war der dunkle Lord nur ein geringerer Dämon. Ein schweres Nicken betonte schließlich, dass sie seine Worte verstanden hatte. Doch verstand er sie auch? Verstand er sich selbst? War Vesperum noch Meister über sein Dasein?
Spröde Lippen rissen die tote Fratze in die Breite - das versuchte Lächeln einer Kreatur, der echte Freude seit mehr als einem Jahrzehnt fremd war. Ganz recht. Der Narrenimperator musste in seinen Zirkus zurück, er musste die Menge unterhalten, über die er unbedingt herrschen wollte. Und es gefiel Maledice zu sehen, wie es ihm schwer fiel. Wie er überlegen musste, wie er sich offenbarte, nicht mehr ganz Teil dieser Galaxis zu sein. Die unnachgiebige Gier nach größerer Dunkelheit hatte seinen Geist deformiert, entrückt und nun entblößte er sich erneut. Wie er zögerte, sich mühte eine einfache Entscheidung zu fällen. Er zeigte ihr offen und ehrlich, an welchen Stellen er sich nicht wehren konnte, wo er verwundbar war, wo einige Hebel genügen würden und die Bestie würde fallen. Ein herrliches Schauspiel - in einem echten Theater wäre es Beifall wert gewesen, doch hier, in dieser Privatlounge, waren die Anwesenden Gäste, die gleichzeitig auch als Akteure fungierten, darum bestrebt ihre Fassung zu wahren. Gerne hätte sie noch einen Versuch unternommen ihn in eine destruktivere Richtung zu lenken, doch schien der Dunkle Lord bereits bestrebt zu sein sie auf andere Gedanken zu bringen, um nicht zu sagen loszuwerden. Natürlich hätte ihr Vesperum diese Informationen auch jetzt und hier zukommen lassen können, anstatt sie zurück nach Byss zu schicken. Doch er brauchte Gehorsam, er musste sich daran ergötzen, wie all die Heuchler bereitwillig seine Botengänge auf sich nahmen. Retten aber, würde es den dunklen Lord nicht mehr. Amüsant allein war der Umstand, dass sich dieser Akaete Meister wähnte. Ein Meister war er nicht, im Traum vielleicht und selbst dort mehr Tänzer. Nicht lange war es her, da wachte sie im Orbit von Byss, als der angehende Imperator als verschollen galt. Sie hatte die Allmacht gehabt. Eine Nachricht an Isard, eine gezielte Fehlinformation mit einem konstruierten Zwischenfall und Pestage hätte sich entschlossen die gesamte Thronwelt zu verbrennen. Zusammen mit allen, die darauf lebten. Zusammen mit dem, das Vesperum als Basis seines Ordens nutze, zusammen mit dem, der sich wähnte, ein Meister zu sein. Doch zeigt das Rad der Zeit nur zu oft die Myriaden Gaukler, die sich Vollkommen dachten, bis das allsehende Auge sie als Scharlatan entlarvte.
"Gewiss mein Imperator. Nach Euren Wünschen soll es geschehen." Der Schatten verbog das Rückgrat zu einer untertänigen Verbeugung, ehe er sich davon stahl. Hinaus aus dem Zirkus des Narren, fort von seinem Kreuzer, dem übergroßen Sarkophag, der seinen Leichnam konservierte. Weg von den Kanonen des Schiffes, an deren Spitzen die Macht des angehenden Herrschers der Galaxis ein jähes Ende fand. Er war isoliert, eingeschlossen in einem dahintreibenden Mausoleum, unfähig und Unwillens sich zu befreien.
Supersternenzerstörer Abaddon, Allegiance-Klasse
Hier saß sie nun, auf diesem Geisterschiff im stillen Kämmerlein, allein mit sich. In der dunklen Nacht trieb es dahin, schien zwischen den Sternen herumzuirren, ganz ohne Ziel, ganz wie ihr Geist, der seinen Weg suchte, und ihn doch nicht fand. Mit Sublichtgeschwindigkeit schob sich der Zerstörer an Wracks und Asteroiden vorbei, ein Blick aus ihrem Fenster offenbarte ihr die Aussicht auf explodierende Sonnen, ein brennendes Firmament. Sie waren zurück im Tiefkern, hier wo schwarze Löcher ganze Flotten verschlange, eine Supernova eine gesamte Armada zu einem unförmigen Klumpen schmolz, hier wo mythische Kreaturen ihr Unwesen trieben, ungesehene Geschöpfe, die die Mannschaften von Ahnungslosen verzehrten. Und doch vermittelte der explodierende galaktische Kern Frieden. Er war der Ursprung. Das große Chaoswesen, die Mutter und Wiege des Lebens. Eine unbarmherzige Naturgewalt, wild und ungezähmt. Und doch konnte es aus der Entfernung schön wirken. Selbst für Kreaturen wie der Hexe besaß das destruktive Farbenspiel eine unvergleichliche Schönheit. Es beruhigte ihren Geist, lenkte ihn in eine Bahn, die gewöhnliche Wesen wohl als Entspannung ansahen. Doch Finsternis war alles, das ihr Auge sah, dort hinter geschlossenen Lidern. Erst mit der Zeit gesellten sich Lichtpunkte im Schatten dazu, deren Konturen an Schärfe gewannen. Obgleich vor ihrem Auge nicht annähernd so klar, entpuppten sich die Silhouetten als Komponenten, Teile einer altertümlichen Waffe, die traditionsgemäß von vielen Machtbegabten Gemeinschaften geführt wird. Es waren Teile eines Lichtschwerts. Geduldig hingen sie in der Luft und warteten auf das Herz, das sie verbinden sollte. Langsam stieg es dann empor, ein Relikt von Korriban, der schauderhafte rote Rezeptor eines altertümlichen Droiden, dessen Metall den Griff der Waffe ummantelte. Nein, die Dinge starben nicht einfach, nicht für jene, die die Macht wahrlich beherrschten. Sie wandelten lediglich ihre Form, wurden von ihren Bezwingern, ihren Meistern, zu etwas neuem geschmiedet. Ruhig lag der Rezeptor nun vor ihrem geistigen Auge, während die anderen Komponenten im Hintergrund lauerten, so lange, bis ihr Geist sich daran gewöhnt hatte, diese Teile sich selbst zu überlassen, bis es sie keine Mühe, keine Konzentration mehr kostete, sie in der Schwebe zu halten. Erst dann wandelte sich der Aspekt der Macht, der nach dem Rezeptor griff. Er wurde aggressiver, erdrückend, von unbändiger Wut ergriffen etwas besitzen zu wollen, besitzen zu müssen. Ganz ähnlich dem Gefühl eines Kleptomanen, der die Scheibe eines Geschäftes zertrümmern muss, um an die begehrte Beute zu kommen. Doch Maledice's Hammer war subtiler, er formte sich in ihrem Geist, versetzte der Hülle präzise Schläge, bis diese Risse bekam und das Innenleben preisgab. Unnütze Scherben vielen zu Boden, denn der Schatz ist dem Kokon entstiegen. Der synthetische rote Kristall wartete in der Schwebe, ehe ihr Geist ihn zu den anderen Komponenten schubste und sie sich verbanden.
Dies war nicht mehr das Schwert von Nigidus, das vor Kunstfertigkeit und Eleganz strotzte. Diese Waffe war weitaus gradliniger, dazu gedacht Zerstörung und Wandel zu bringen. Es entsprang einem entwickelten Wesen, einer Person, die zwar noch irgendwo Nigidus sein mochte, aber auch gleichzeitig sehr viel mehr war. Es schien beinahe, als hätte sie erst seit Korriban das große Mysterium der Macht gesehen und wäre darin eingetaucht, als hätte sie erst jetzt ihre eigene Meisterschaft verstanden, wo ihr Blick über die Schemen der Finsternis hinausreichte. Nun war es Zeit für die Hexe ihre Verwünschungen auszusprechen und dies Land, diese Galaxis so zu formen, wie sie nach ihren Erwartungen sein sollte. Ohne Vesperum. Ohne Jedi. Ohne Sith. Die alten Meister, jene, die sich Zodiarchen wähnten, göttergleiche Gestirne am Himmelszelt, ihre Zeit lief ab. Sie waren der Nährboden für die Neuen und nun war es an ihr sich aus dieser Asche zu erheben und ihren Anspruch zu legitimieren.
Und es würde dauern. Sie brauchte Zeit und Veränderung. Pläne mussten gedeihen wie bunte Blumenpracht, die Ahnungslosen mit süßem Nektar zu sich locken, der doch nur Gift war. Gift wie die Dunkelheit. Gift, das sie hier im Spiegel sah. Den immerwährenden Zerfall. Das gräuliche Gesicht, dessen Fleisch sich vom Leben abgewandt hatte, die schweren Tränensäcke, in denen sich die Finsternis angestaut hatte, wo nur lebend allein die Augen schienen, vom Höllenfeuer dunkler Mächte angetrieben, loderten sie im schwefligen Feuer. Jene Fratze war das Gesicht von Nigidus. Die alte Hülle. Das alte selbst. Doch Nigidus hatte ihren Zweck erfüllt, hatte gekämpft, gelitten und erduldet und war nun belohnt wurden, war nun aufgegangen in Maledice, der neuen Hexe, einer Hexe der Gegenwart, nicht der Vergangenheit. Einer unbekannten Gestalt, unsichtbar im Imperium, doch von großer Macht, groß genug, Admiräle und Gouverneure auf die Knie zu zwingen, allein dem Imperator Rechenschaft schuldig. Zwar hatte er sie nie dazu ernannt doch... Im Spiegel schien das Gesicht von Vader aufzublitzen. Vader der Vollstrecker. Der finstere Geist im Imperium. Eine Schublade öffnete sich und Vader verschwand. Der Blick offenbarte ein Antlitz wie aus feinstem Elfenbein, eben und glatt, die Berührung fühlte sich edel und rein an. Mit seltsamen Perlen war diese Maske geschmückt und doch vermochte die Hexe nicht mehr zu sagen von welchem Planeten oder welcher Kultur dieser Schatz stammte - einige hatte sie angehäuft von diesen Relikten, im bestreben darum, menschlich zu wirken, sich in die gehobene Gesellschaft zu integrieren. Nun war die Maske Unmenschlichkeit, der Schutz, der ihr Unwesen unter Elfenbein verbarg, der Schatten überlagerte sich mit dem Licht. Feinfühlig, wie einen lang vermissten Freund befreite die Hexe das Relikt aus der Schublade und führte es dorthin, wo einmal ein menschliches Gesicht war, auf das nur noch das Feuer ihrer Augen für die Außenwelt sichtbar war. Letztlich fiel der Schatten der Kapuze über das Elfenbein - das Antlitz von Maledice würde seinen Zweck erfüllen.