#11
Verbogen waren sie, verformt und verstümmelt... Bis zur Unkenntlichkeit entstellte Schwingen, die sie einst so hoch zu tragen vermochten. Über Planeten hinaus, über ein einfaches Leben hinaus, weit weg von den Sorgen und Wünschen einfacher Wesen. Sie waren das Meer unter ihr gewesen, strahlend in hellem Azurblau. Doch wer den Welten entstieg, der musste das Gewicht der Galaxis ertragen, der musste Schmerz und Elend auf seinen Schultern tragen und selbst für das stolzeste Geschöpf, konnte diese Last am Ende überwältigend sein. Und wie so viele vor ihr fiel sie, noch ein Engel, der mit brennenden Flügeln in das tiefe Wasser hinabstürzte, noch jemand, dessen Seele von einer Feuerschneise verzehrt wurde. Von unten sah alles anders aus, dort von den Wassern, die von hoch oben seit jeher so schön, so anmutend gewirkt hatten. Kein Meer, kein Ozean, nur ein Sumpf. Im schlammigen Grund versanken die gefallenen Engel und ihre verderbten Leiber ließen Pflanzen wie Tiere vergehen. Verzehrt von ihrem eigenen Feuer. Waren das Sith? War das die Zukunft? Ihre Hand öffnete sich und entblößte das schwarze Etwas darin wieder. Zu winden schien es sich, ihrem Blick auszuweichen, als weigere sich diese Manifestation des Dunklen, des Ungesehenen ihr das ganze Bild zu zeigen. Nicht die Wahrheit, es würde nie die Wahrheit sein, nichts was von Imperator, von Vesperum kam war wahr. Er manipulierte und log so sehr, wie er selbst manipuliert und betrogen wurde. Er unterschätzte sie, mochte er es nicht deutlich zeigen, so war ihr Gefühl sich in dieser Sache sehr sicher. Der dunkle Lord, dieses selbsternannte allmächtige Wesen, für dass er sich nach Korriban hielt, hatte keine Ahnung wie gut sie verstand, wusste nicht, dass sie das Wesen der Dunkelheit auch in finsterer Nacht noch erkennen konnte. Waren ihre gebrachten Opfer also kalkuliert? Sicherlich nicht, kalte und steife Methodik funktionierte in der Macht nur selten, man glitt auf diesem seltsamen Fluss dahin und entschied sich welche Abzweigung man nahm. Aber es waren bewusste Entscheidungen, nichts, was sie überrumpeln würde, nicht übermäßig. Darth Maledice war an dieser Stelle vielleicht sogar ein Unikat in den Reihen der Sith, eine Flamme, die ohne Hass brannte, denn es gab keinen Grund für Hass, er war eine Lüge, die Stärke nur eine Kette, die sie sich wie tollwütige Wachköter auf ihre Feinde stürzen ließ. Sie verachtete oder belächelte diejenigen, die ihre Ansichten nicht teilten, doch echter Hass und purer Zorn waren selten. Am Ende mochte sie das Gegenstück zu einem reinem Jedi darstellen: eine Kreatur, die Frieden in der Finsternis gefunden hat.

Sanfte Wogen der Macht, ausgehend von ihren Fingerspitzen, wirkten auf das schwarze Etwas ein, dieses wabernde rätselhafte Ding, dass er ihr überließ. Sie wollte immer noch mehr sehen, mehr als eine falsche Moralpredigt, wie sie sich an die Dunkelheit verloren hatte, dass sie dem dunklen Lord gehörte. Ihm mochte ihr Leben gehören, die äußere Hülle, das Fleisch, aber nicht ihr selbst. Nicht ihr Wille. Nicht ihr Wesen. Vielleicht würde es einmal sein Untergang sein: das Unverständnis der Leere. Da fraß er die leeren Hülen, dieser verdorrte Sith und wunderte sich, warum er nicht stärker wurde, warum es ihn immer nur mehr entzog, immer mehr vernichtete, bis er nicht mehr war. Nur eine weitere Hülle. Die Kugel bebte, wollte vielleicht fliehen, doch wurde von ihrer Macht festgehalten. Und wenn sie erst bersten musste, bis sie sah, was sie wollte. Dann kehrten sie zurück, dorthin, in diese andere Welt, in den Sumpf der gefallenen Engel. Nur weil etwas faulte, war es nicht tot, nur weil das dehydrierte Fleisch sich wie Schuppen von den Knochen löste, bedeutete es nicht, dass die Kreatur darunter nicht doch überdauern konnte. Die Skelette, beseelt von Geistern, die sich aus dem Schlamm emporgruben, ihrer versunkenen Krypta entstiegen und den großen Totentanz feierten. Lasset die Galaxis brennen, so ihre scheinheilige Botschaft, auf das neues entstehen könne. Verderbnis und Wiedergeburt, die reinigende Reinkarnation, die die Galaxis vor sich selbst schützte, denn die gegenwärtigen Strukturen hatten ihren Zenit längst überschritten. Für sie war es Zeit zu gehen, die Idee der geeinten Herrschaft hatte versagt, das musste selbst Vesperum anerkennen. Was ihnen blieb war der Wandel der Zerstörung. Zerstörung für Veränderung, wie sie seit jeher von ehrgeizigen Wesen begangen wurde. Das war es, was im Kern dieser Dunkelheit steckte. Sie entließ das seltsame Gebilde aus ihrer Gewalt, bis es in der Schwärze von Zeit und Raum verschwand, seinen Platz als Glied der Kette der Dunkelheit wieder einnahm. Allgegenwärtig. Hier auf diesen Schiff ebenso sehr wie auf Coruscant, Onderon, selbst auf abgelegenen Randwelten wie Esfandia. Das Dunkel wurde dichter, als stünde die Geburt des großen Chaoswesens kurz bevor.

Ein eisiger Frostbiss kroch durch ihre Venen, eine aufgescheuchte Schlange, die in blinder Panik in ihre Hand biss - wurde das Dunkel langsam unruhig? Sie streifte einen der weiten Ärmel der Robe zurück, schaute ungläubig auf die Stelle, an der das imaginäre Untier zugeschlagen hatte und erkannte die Kette der Sith. Sollte dies die Demütigung sein? Die Erinnerung daran, den freien Willen hinter sich gelassen zu haben? Wenn diese Symbolik dafür stand, so konnte der Schatten darüber nur müde Lächeln. Schatten ließen sich vertreiben, sie flackerten im Licht, wurden instabil, manchmal auch dunkler, aber man konnte sie nicht einfangen, nie. Wer den Schatten zu fangen versuchte, kettete sich am Ende nur selbst fest. Die Sklaverei der Finsternis begann im Kopf, nur wer sich dort aufgab und sich selbstlos der dunklen Seite ergab, wurde von ihr eingenommen. Ob dies ein schleichender Prozess war, der sie eines Tages alle ereilen mochte, oder ob es Mittel und Wege gab dem zu entfliehen, darüber konnte sie nur mutmaßen. Und wenn es nun so sein sollte, dass der Vielfraß ssie verschlang, so blieb noch ein letzter Engel, der hinabstürzen konnte, der das Lied der Veränderung durch das Universum trug.
Der unheilige Apostel verkündete seine Doktrin mit jenem legendären Werk, dass er wohl den kalten Händen des toten Palpatine entrissen hatte. Doch wie so oft waren Legenden nett zu durchstöbern, entpuppten sich am Ende aber unbrauchbarer Mythos. Es ging nicht darum sich die Ideen toter Meister anzueignen, sie zu verfälschen und zu verformen. Neues musste kreiert, musste geschaffen und auf die ahnungslose Galaxis losgelassen werden. Dieses Buch war mehr eine Formalität, als ein nützliches Geschenk. Und doch, der vermeintliche Respekt entlockte ihr Anerkennung, als der unnütze Wälzer in die Hände des Schatten glitt, bis das Dunkel ihn verschlingen würde. "Ich danke Euch, mein Lord...", quälte es die neue Sith sich hochachtungsvoll und leise heraus. Dort mochte ihr Unterschied liegen: Vesperum war das alte, das verstaubte von Palpatine selbst ungeliebte Überbleibsel. Maledice der Schatten hingegen... etwas anderes. Eine andere Sith. Ein anderes Wesen, nicht allein an die Finsternis gebunden. Sie kannte das Licht und wusste, um welch nützliche, gar vorzügliche Waffe es sich handeln konnte.

Doch es wurde Zeit für Aktionismus, die Dinge mussten sich wieder in Bewegung setzen, entschied sie, während sie demütig durch den Thronsaal schlich, auf und ab vor dem Fenster, das Fondor zeigte, scheinbar überwältigt von der Ehre, die ihr zuteilwurde. "Ich habe während meiner Reise Isard kontaktiert.", offenbarte sie dem Imperator und rückte sie weg von Weg der Transzendenz, wieder hin zum weltlichen, zum eigentlichen Spielbrett. "Es gibt im Kern offenbar neue... beunruhigende Entwicklungen." Ihr Mund zuckte amüsiert nach oben, Chaos und Korrosion, das Reich zerfiel, erdrückt von Dunkelheit, zu viel schwarz war es, immer schon gewesen, seit jeher. "Offenbar steht unser feiger Freund Sate...", bewusst verzichtete sie darauf dem Großwesir, dieser gebrechlichen Kreatur auch nur das geringste Maß an Respekt zu zollen,"...unmittelbar davor den Thron zu besteigen. Unter anderem betrachtet unser Verbündeter, Admiral Harrsk die Situation mit Sorge und möchte sich offenbar wieder entfernen." War Harrsk ihr Verbündeter - oder nur der Vesperums? Es war letzten Endes egal, hier und jetzt machte Maledice den Admiral zu einen Instrument der Sith, zeigte dass sie sich mit dem identifzierte, verband, dass vom Orden genommen wurde und schlussendlich war der Orden nichts anderes als Vesperum, Vesperum und nun sie selbst. Wieder nur zwei. "Ist es nicht... endlich an der Zeit dieses letzte lästige Überbleibsel der alten Republik endgültig zu entfernen? Er ist eine unpopuläre Figur, so austauschbar wie jeder andere auch im Imperium, wenn nicht gar vollständig entbehrlich... mein Lord, wenn wir zu lang zögern könnte Pestage einen Vorteil daraus schlagen, Euch und den Orden in der Öffentlichkeit ächten lassen... Ihr wisst, der Unterschied zwischen Jedi und Sith ist für das einfache Volk nicht erkennbar..."
Und dann würde die Galaxis ihn bekommen, ihren Frieden... Frieden... so tief wie das Dunkel.
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