#28
Tal’ana berührte Quen an der Schulter und drückte den Rodianer fast schon schmerzhaft in seinen Sitz. Die Berührung hatte mehr zu bedeuten als sie sich eingestehen wollte. Er war ihr Freund, ihr Co-Pilot, ihr Ziehvater. Sie hatte ihn in diese Misere hineingebracht, also war sie für ihn verantwortlich. Es wurde ernst. Der Stimmungswechsel war bei allen im Gleiter spürbar. Das wichtigste war, es sich nicht anmerken zu lassen, was den Beteiligten in unterschiedlichem Ausmaß gelang. Tal hatte gelernt, ihre Gesichtszüge einzufrieren, selbst wenn der Rest ihres Körpers deutliche Zeichen sandte. Doch vermutlich achtete man auf einer imperialen Welt nicht allzu sehr darauf, welche Bewegungen sie mit ihren Lekku machte oder dass Quens Lippen etwas zu fest zusammengepresst waren. Sie spürte den kurzen Druck seiner Hand auf ihrer, ehe er sie wieder in den Schoß sinken ließ und die Twi’lek erinnerte sich daran, dass es eine Zeit gegeben hatte, in der er vorrangig auf sie aufgepasst hatte. Es war ein halbes Leben her…

Die Sturmtruppen zeigten die übliche Abfälligkeit gegenüber ihresgleichen und die Schmugglerin bemühte sich, ihnen nicht direkt in die Augen – oder eher ins Visier – zu blicken, sondern eher unbeteiligt und harmlos auszusehen. Auch wenn ihre rechte Hand leicht abgewinkelt auf ihrer Jacke ruhte und sie innerlich die Sekunden zählte, bis sie ihren Blaster abfeuern musste. Die Spannung wuchs mit jedem Moment. Hinter dieser Absperrung lag ihr Ziel, aber im Augenblick konnte es genauso gut das andere Ende der Galaxis sein. Dann tat der Captain etwas, das sie nicht erwartet hatte. Sprach mit einer Stimme, die so gar nicht zu dem Mann zu passen schien, den sie in der Cantina kennengelernt hatte. Und doch… Eigentlich war es genau die Stimme, die zu ihm gehörte. Etwas in ihrem Inneren verkrampfte sich. Sie verbot sich, den Abschied der beiden mitanzusehen, aber sie hörte jedes Wort. Prägte es sich ein. Erst als sie das Zischen der Tür hörte, hob Tal den Kopf, um Leto mit einem Blick zu begegnen, der nichts anderes als Respekt aussagte – und ein Versprechen. Ich lass sie hier nicht sterben. Ehre unter Halunken – das mindeste, was sie tun konnte. Die Twi’lek, die nach der Rebellion ihren eigenen Weg gegangen war, steckte wieder mittendrin.

Mit einem Knoten in ihren Eingeweiden nickte sie zu Risas Worten. Zu verkrampft, um selbst welche über ihre Lippen zu bringen. Sie lauschte und krallte sich im Sitzpolster fest, sodass ihre Fingernägel leichte Kratzer hinterließen. Hoffte, dass dieser ganze Wahnsinn wirklich einen Sinn hatte. Dann fiel der erste Schuss. Tal packte ihren Blaster, wirbelte herum – doch die Sturmtruppen hatten ihre Aufmerksamkeit ganz auf Leto Halleck gerichtet, der im kurzen Überraschungsmoment bereits zwei aus ihrer Mitte außer Gefecht gesetzt hatte. Tal sah genau hin, als die Imperialen das Feuer erwiderten. Es geschah zu schnell, als dass ihre eigenen Schüsse etwas an seinem Schicksal ändern konnten. Sie sah, wie er zu Boden sackte und wie in Zeitlupe ein letztes Mal zum Gleiter blickte. „Los!“, rief die Twi’lek und war sich sicher, in ihrem Kopf ein anderes Wort gehört zu haben. Als der Gleiter mit einem Aufheulen beschleunigte, brannte der Fahrtwind in ihren Augen und verklärte ihre Sicht. Stang! Sie schoss noch ein paar Mal, auch wenn der Abstand bereits zu groß war. Für Zev. Für Dee. Für Leto. Sie hatte ihn verkannt. Gute Reise, Captain. Möge die Macht mit uns sein.
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