#27
"Oh", sagte der abgehalfterte Captain überrascht. Er fand seinen Blaster wieder, schob diesen wieder in das Holster, welche unweit neben ihm zwischen Tür und Sitz klemmte. Sein Gürtel spannte sich etwas, was seine Sitzposition erheblich beschwerte. Nun belauschte er die beiden Frauen, beobachtete den fast erbleichten Rodianer, dessen Grün auch schon mal grüner war und fand sich selbst in dem Gedanken wieder, dass dieser Tag nicht gut enden würde. Sein Blick wanderte zu den Sturmtruppen. Risa lachte traurig. "Ja, ich habe meine Handtasche im Büro vergessen," sagte die attraktive Frau, während ihr sattes Haar im Wind wehte. Leto wollte sich einmischen, doch unterließ dies. Risa war nicht mehr so selbstsicher, wie vor wenigen Momenten. Auch hatte sie auf die Rückfrage zur Waffe geschwiegen. Es gab schlicht nichts mehr zu sagen, denn diese ganze Mission konnte nun mit einem unruhigen Blasterfinger einer Sturmtruppe enden. Man war nun an der Sperre angelangt. Die Sturmtruppen traten heran. Eine mit orangener Schulterklappe versehene Sturmtruppe mit weiblicher Stimme beugte sich zu Leto herab. "Bürger, dieser Bereich ist gesperrt. Wenden Sie!" Leto hob beide Hände an und deutete mit seiner Linken in der Luft stehend zu Risa.

"Sie fährt," sagte der grottenschlechte Spion aus dem Affekt heraus, schämte sich dann, da er nun Risa eine andere Sturmtruppe auf den Hals gehetzt hatte, die Risa nun einen Blaster an den Kopf hielt. Der Lauf des E-11 war nur eine handbreit entfernt. "Danke," schimpfte Risa, die ihr gespieltes Lächeln verlor und ängstlich zur Waffe blickte. "Wenden," donnerte die andere Sturmtruppe durch den Vocoder. Die weibliche Sturmtruppe trat einen Schritt weiter, um zu Tal und dem Rodianer zu gelangen. "Alienabschaum," sagte sie abwertend und selbstgefällig, während sie ihren E-11 in bequemer Pose vor dem Bauch trug. Der durch den Helm verstellte Blick der Sturmtruppe lag auf Tal. Man konnte es spüren, sogar sehen, da die Linsen des Visiers kurz im Licht der Holozeichen spiegelten. Risa fand keine Antwort, keine passende Reaktion, fürchtete sich sogar davor, wenn man die Waffen finden würde und man sie mit dem Vorfall in der Bar verband. Das Imperium zog schnell Schlüsse. Wenn dieser Schluss gezogen wurde, würden sie einfach mit einer Blastersalve vergehen. Einfach sterben, ohne die Mission zu beenden. Mit ihren Augen suchte sie Gnade bei der Sturmtruppe mit der ausgerichteten Waffe. Sie wollte ihn erweichen, da sie wirklich nicht mehr weiter wusste. Leto selbst spürte seit Langem wieder mal etwas, was er nicht gekannt hatte. Etwas Leben. Er hatte sich geflüchtet, in alkoholvernebelte Traumwelten, in eine ungepflegte Art und war gar verwahrlost an seiner eigenen Trauer. Der Alderaaner legte seiner einstigen Liebe seine Hand auf den Oberschenkel, blickte sie an und sagte mit zuversichtlicher Stimme: "Alles wird gut. Du weißt, was zu tun ist." Es lag etwas Entschuldigung in der Stimme und seinen Augen. Ihm wurde klar, dass er mehr sein musste, als das, was er bisher war. Es gab kein Entkommen aus dieser Situation. Risa, aufgewühlt aber überrascht über seine sanfte Berührung, blickte von der Waffe weg, zu Leto. "Wenden," drohte die Sturmtruppe mit dem scharfen Blaster, als ihre Anführerin eine winkende Handbewegung machte. "Schneller," sagte die Sturmtruppen-Frau, kaum als eine solche zu erkennen unter dem gleichgeschalteten Panzer der weißen Legionen. Leto schloss mit sich ab. Wenn es jemanden treffen sollte, sollte es nicht Risa sein. Er liebte sie. Trotz dessen, dass er sie verlassen hatte. Er war immer zu feige gewesen. Immer geflohen vor der Verantwortung und seiner eigenen Trauer. Dieser Posten enthüllte seinen Schmerz und seine Sehnsüchte. Risa wusste, dass er etwas vor hatte und wollte es verhindern. Schnell griff sie nach seiner Schulter. "Tue es nicht," bat sie flehend, mit zwei Tränen in den Augen. Sie kannte den Mann unter dem Schmutz, unter dem Ekel, der ein gutes Herz hatte. Einst hatte sie gehofft, ihn retten zu können. Der ernüchterte Trunkenbold lächelte fürsorglich zu seiner Risa, als er mit seiner Rechten den Türöffner suchte. "Beende es für die Republik. Nie wieder Alderaan," erklärte Leto fest und öffnete dann die Seitentür, die zischend zur Seite schnellte. Risa war wieder wortlos, blickte ihm nach, während die Sturmtruppen überrascht waren. Die imperialen Soldaten traten einen Schritt zurück. Auch der Mann, der gerade seine Waffe auf Risa gerichtet hatte, richtete diese nun auf Leto. Der Captain stieg mit vorsichtigen Schritten aus, nachdem er den Gurt gelöst hatte. Wieder hob er beide Hände als Zeichen seiner Unterwerfung an. Die Sturmtruppe mit der Schulterklappe war irritiert, verließ Tal und deutete mit ihrem Finger unter dem Handpanzer auf Leto. "Sie! Halt! Was wird das?" Der Vocoder konnte nicht verstellen, dass sie überrascht war. Risa wurde klar, was Leto plante und legte die Hände wieder das Steuer. Sie weinte leise. "Halt dich lieber fest," sagte sie leise zur Twi'lek, von Schmerz in der Stimme getragen. "Ich bin nicht ihr Feind," sagte Leto, der versuchte noch etwas Zeit zu finden. Nun nahm auch die Truppfüherin ihren E-11 hoch, um diesen auf Leto Halleck zu richten. Sie entsicherte ihn mit dem typischen Geräusch. Dem lauten Klicken und Surren.

Die anderen Sturmtruppen bildeten einen Kreis um den Trinker, alle richteten sie ihre Blaster auf den Mann, der allein in der Mitte stand, immer weiter gehend und die Hände weit erhoben. Dieser Mut war den Sturmtruppen unbekannt. Risa wollte nicht mehr hinschauen, starrte durch die Windschutzscheibe. Leto ging in sich. Er erinnerte sich an seine Eltern und Alderaan. Kindheitserinnerungen waren besser als das Leben, was er jetzt führte. Der Alkohol hatte Macht über ihn aber nicht über sein Herz. Seine Finger zitterten. Es musste sein. Etwas musste sein. "Ich bin eins mit der Macht," erinnerte er sich an ein altes Gebet, welches ihm in den Sinn kam. Er sagte diese Worte mit aller Kraft, dass auch Tal'ana und Risa mitsamt dem Rodianer dies vernehmen konnten. "Was tun Sie, Bürger?" - wollte die Sturmtruppe wissen, während Leto immter weiter ging. Eine merkwürdige Situation, da die Sturmtruppen einfach nicht feuerten. Worauf warteten sie? "Ich bin eins mit der Macht, die Macht ist mit mir," sagte Leto, als er sein teilverdecktes Holster griff, um seinen Blaster heraus zu reißen. Er fand eine Selbstsicherheit, die er nicht gekannt hatte, in der vollen Gewissheit, hier enden zu müssen. Bevor die Sturmtruppen abdrücken konnten, schaffte es Leto auf den Piloten des Walkers anzuzielen und diesen mit einer Salve zu treffen. Der Tanktrooper sank tödlich getroffen auf der Luke zusammen, so dass diese gefährliche Waffe ausgeschaltet war. Im Anschluss richtete er seinen Blaster herab, um die Truppführerin zu beschießen, was auch gelang, dennoch wurde sie nur an beiden Beinen getroffen. Sie fiel schreiend um, als die anderen Sturmtruppen aus dem Kreis Leto nieder blasterten. Immer wieder schossen unstete Salven in seinen Oberkörper. Leto mehrfach unter Schmerzen getroffen, sank auf seine Knie, ließ seine Blasterpistole fallen, bis es wieder warm wurde. Nicht die brutale Hitze des Plasmas, welches ihm gerade sein Leben stahl, sondern ein Vertrauen. Sein letzter Blick ging zum Gleiter, den Risa nun aufheulend beschleunigte, um durch eine der Absperrungen zu brechen. Der Gleiter entkam weiter auf die Schnellstraße, da die Sturmtruppen sich auf Leto konzentrierten, bis sie durch das Aufheulen aufgeschreckt wurden und dem Fahrzeug hintereilten, um aus dem Laufschritt auf Risa mitsamt Anhang zu feuern. Die Schüsse trafen nur nicht mehr. Sie verhallten in der Umgebung. Leto selbst keuchte, dachte an Alderaan, welches ihn rief. Er sah sich bereits über die Felder seiner alten Heimat laufen, während ihn seine Eltern riefen. Die Sturmtruppen-Offizierin wurde geborgen, blickte verstört zu ihm, als sie ihren Helm abgenommen hatte. Zwei ihrer Männer stützten sie. Ihr Helm fiel auf den Boden. Die Sturmtruppen waren für einen Moment hilflos, bis sie schließlich Meldung machten.
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