#15
Nun war Leto überrascht, gar entsetzt über die Entwicklung. Dabei war er doch der größte Captain und Spion in dieser Cantina! Enttäuscht sanken seine noch eben hochgestellten Brauen herab und gaben seinem Gesicht einen traurigen Abgesang. Er wollte noch etwas sagen aber war zu feige das Wort gegen diese Twilek zu erheben. War er gerade beleidigt worden? Seine von Alkohol durchsetzte Birne versuchte den letzten Satz zu verarbeiten. Ja, sie hatte ihn eiskalt versetzt. Unsicher, ob es an seinem Alkoholkonsum, seiner Person oder seinem Gehabe lag, fiel er in den Stuhl zurück, um sich anzulehnen. "Ist der Letoman zu hart, ist sie zu weich," kommentierte er beiläufig, um sich selbst ein wenig die Illusion des Helden zu erhalten, der er bestimmt nicht war. In einer Sache hatte sie aber Recht, dass der Kontakt sich erheblich verspätet hatte. Die Musik hörte auf zu spielen und der Mann blieb allein am Spieltisch zurück. Eingesunken in den Stuhl, wollte nicht einmal mehr der Alkohol schmecken. Das gute Ale versickerte lustlos im Rachen und das Glas verblieb leer hängend in seiner Hand. Seine ganze Attitüde zerbröselte. Tal konnte nicht wissen, was diesen Mann wirklich dazu bewegte, diese ganze Show zu spielen und sich mit Alkohol abzuschütten. Seine gesamte Familie war mit Alderaan untergegangen. Seine Heimat war ihm genommen worden. Er hatte nichts mehr in dieser Galaxis. Einsam war Leto Halleck und der Alkohol war sein bester Freund geworden. Es war diese irrige Hoffnung, die ihn noch aufraffte, dass sein Leben noch irgendeinen Sinn haben konnte. Doch in der Tat war er absolut nutzlos, wie das Asteriodenfeld, welches Alderaan zurückgelassen hatte. Tal'ana hatte ihn verdammt, ohne es zu wissen, hatte sie genau die Wunde getroffen, die ihn zum Alkoholiker gemacht hatte: falsche Hoffnung. Es gab nichts mehr, was sich wirklich lohnte. Diese ganze Mission erschien ihm plötzlich so schonungslos. Das abfällig gesprochene Wort "Captain" verweilte in seinen Ohren. Er war Captain, ja, ein miserabler zwar aber hatte eine Verantwortung und einen Job. Mühsam erhob sich der Oberkörper des Mannes, um das Glas auf dem ehemaligen Spieltisch abzustellen. Es gab ein dumpfes Geräusch von sich. Ihm war gerade nicht nur Spaß durch die Lappen gegangen, sondern auch einmal echte Ablenkung von seinem grottigen Leben. Selbst im besoffenen Kopf durchschaute der Mann seine Niederlage. Sie war offenkundig.

Die einzige Wahrheit die Leto Halleck kannte, war jene, dass diese Galaxis ein einziges großes Drecksloch war und er wollte nicht mehr wirklich in diesem Drecksloch sein; und diesen Drecksjob machen. Doch hatte er keine Wahl. Er war nun hier auf Corellia in dieser verdammten Mission. Keltic hatte ihm einst eingeschärft, dass es nur den Job gab und wenn man einen Job annahm, musste man ihn durchziehen. Wenn man schon Scheiße bearbeiten musste, konnte man es wenigstens lukrativ tun. Leider hatte er gerade sein Geld verspielt, um sich die Chance auf diese Twilek zu geben. Es war alles andere als lukrativ für den Captain verlaufen. Nicht nur dafür würde ihm Keltic eine verpassen. Inzwischen wollte er auch eine verpasst bekommen, um für einige Momente aus dem Alltag geschossen zu werden. Alkohol, sofern man ihn oft genug zu sich nahm, verlor zwar nicht seine bekannte Wirkung aber seine Intensität und es brauchte immer mehr, um gleiche Effekte zu erzielen. Leto war einfach zu viel gewöhnt und konnte nicht mit einer einfachen Menge aus dem Alltag fallen. Der Verstand wollte es gerade jetzt. Würdelos kratzte er mit seiner Zunge die letzte Reste Fusel aus der Flasche, die an seinem Mund hing und von seinen groben Händen gestützt wurde. Danach ließ er sie fallen, sie zerschellte am Boden und der Droide eilte herbei, um mit eleganter Stimme auf diesen Fauxpas hinzuweisen. Leto ignorierte des programmierte Gebrabbel, erhob sich von seinem Stuhl, um dieses Etablisment zu verlassen. Der Kontakt kam nicht mehr, da war er sich sicher. Der Droide begann die Splitter mit einer Art hässlichen Staubsauger aufzusammeln. Leto, bereits wieder auf Kurs, dem eines Schiffes bei Hochsee gleich, hinaus auf die Straße. Mit beiden Armen von sich gestreckt, stieß er wankend die Tür auf, um die Straße zu betreten. Dahinten war sie, diese... furchtbare Frau! Sein unruhiger Blick wollte auf ihr verweilen. Doch es näherten sich drei Sturmtruppen, die unlängst Leto ansprachen. Ihre Vocoder unterstützten ihre ohnehin von Disziplin getragene Sprechweise. "Bürger! Halt!" Leto war erneut überrascht, lächelte falsch und deutete wild im Kreis um sich herum. "Ich bin nicht der, den sie suchen," erklärte er stolz. Kurz betrachteten die Soldaten den betrunkenen Leto, ordneten ihn aber nicht als Bedrohung ein.

Die Sturmtruppen trugen ihren Blaster locker, dennoch schussbereit und umringten den Mann beiläufig. "Sie haben erheblich getrunken. Begeben Sie sich nach Hause," sagte der Anführer der kleinen Truppe, um dann mit seiner Einheit die Cantina zu betreten. Scheinbar suchten sie wirklich jemand anderen. So waren sie entschwunden und Leto war sich erneut seiner unverwüstlichen Lügenstrategie sicher, die immer funktionierte (oder auch nicht). Der Dusel war wieder mit Leto, der nun auf Tal zu halten wollte, doch entschied sich dagegen. Plötzlich tippte ihm eine andere fremde Frau auf die Schulter. Es war eine Menschenfrau in einem Abendkleid, welche weitab des einstigen Gespräches zwischen Tal und dem Captain gesessen hatte; und sich nun eiligst aus dem Lokal begeben hatte. Mit einem weiten Schlag holte sie aus und schlug Leto frontal ins Gesicht, der sofort zusammen sackte und platt, wie ein Fisch, auf der Straße noch kurz zuckend lag. "Nerftreiber," schimpfte die Frau, die wohl der Kontakt gewesen war. Benommen, nicht nur vom Schlag, konnte er sich nicht erheben.
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