#8
So langsam wurde Tal’ana hellhörig – und hoffte sehr, dass es die anderen Mitspieler am Tisch nicht auch wurden. „Sie hat schon einiges erlebt“ hatte dieser Tage meist eines zu bedeuten – Ärger mit dem Imperium. Oder dem Hutt-Kartell. Oder der Schwarzen Sonne. Auf alle Fälle Ärger. Das bedeutete, der zweifelhafte Pilot der „Libby“ und sie hatten möglicherweise doch mehr gemeinsam als gedacht. Die Twi’lek beschloss, seinem abgehalfterten Auftreten eine zweite Chance zu geben. Die wenigsten Menschen – oder Mitglieder anderer Spezies – begannen ihr Leben bereits als Trunkenbold mit zweifelhaftem Lebenswandel. Sie schätzte ihn noch immer als jemanden ein, der sich leicht übervorteilen ließ, vor allem, wenn Alkohol im Spiel war. Aber vielleicht hatten ihn auch tragische Ereignisse zu dem gemacht, was er war.
Als ob irgendjemand in unserem Alter keine tragische Vergangenheit hätte. Und dafür können wir uns immer noch gegenseitig bemitleiden, sobald ich mein Schiff wiederhabe!

Über die Extras würde sie ihn an anderer Stelle ausfragen müssen, um keinen Verdacht zu erregen. Aber der Plan war gefasst. Sie würde die Partie noch zu Ende spielen und sich dann schweren Herzens vom Tisch lösen, um mit Captain Halleck und seinem Schiff etwas auf Tuchfühlung zu gehen. Sie wusste nicht, was sie mehr bedauerte. Ein paar Runden Sabacc waren eine gute Ablenkung von den Strapazen dieses Tages und es konnte nie schaden, ein paar Credits extra als Bestechungsgeld für Imperiale in der Tasche zu haben. Aber heute hatte etwas anderes als etwas kurzweilige Zerstreuung Priorität. Hier ging es nicht nur um gestohlenen Besitz, hier ging es um ihre Heimat. Den Ort, an dem sie in eine neue Familie aufgenommen wurde – und den Quen sogar noch länger sein Zuhause nannte als sie. Den Ort, an dem Deeroku sie auf eine Zukunft als Captain vorbereitet hatte. An dem sie mit Zev zum ersten Mal das Lager geteilt hatte. An dem Liam und Risa eine gemeinsame Zukufnt geplant hatten. Sie musste die Hazard wiederbekommen, um jeden Preis! Das schuldete sie ihrer alten Crew – nicht nur dem Rodianer, der ihr davon verblieben war.

Von Nostalgie ergriffen, reagierte sie etwas verzögert auf Letos Nachfrage. Während ihre Miene schnell die Fassung wiederfand, war an der Bewegung ihrer Lekku und dem nervösen Streichen ihrer Finger über ihr Glas deutlich zu erkennen, dass sie etwas beschäftigte. „Ich nenne sie mein Baby“, sagte sie mit einem etwas erzwungenen Lächeln und hoffte, dass sich der andere Captain mit dieser Antwort zufrieden geben würde. „Sie hat gerade einen etwas aufreibenden Tag hinter sich und ich warte darauf, dass ich sie wieder abholen kann.“ Das zumindest war nicht gelogen. Nur zwei Leute. Das sollte ich selbst ohne Quen schaffen. Es wäre etwas auffällig, wenn sie ihren Freund als Aufpasser mitnahm. Vielleicht konnte er sich stattdessen hier nach Neuigkeiten umhorchen, während sie das Schiff organisierte. Dann brauchte sie immer noch einen angemessenen Plan. Tal’ana musste genau wissen, wo sich die Hazard jetzt befand und wie streng sie bewacht wurde. Ihr Frachter war noch immer gut in Schuss. Selbst wenn er einer Schmugglerin und Rebellin gehörte, war es immer noch zu schade, ihn zu zerlegen oder einzuschmelzen. Zumindest hoffte sie das inständig.

Als die Runde das nächste Mal an Tal’ana ging, musste sie sich geschlagen geben. Der Einsatz war ein weiteres Mal erhöht worden und das waren ihre Karten einfach nicht wert – selbst, wenn sie jetzt auf ihr Glück vertraute. Sie würde es noch an ganz anderer Stelle brauchen können. Da war es vernünftig, nicht jetzt alles buchstäblich auf eine Karte zu setzen. Mit einem frustrierten Knurren schob sie ihre Karten von sich, verabschiedete sich von ihren Credits und gab somit die Runde verloren. Wenn sie wenigstens gut eingesetzt waren, um ihren Frachter wiederzubekommen…
Also gut, an die Arbeit. Wenn sie sich gut anstellte, konnte sie sogar die Niederlage zu ihrem Vorteil nutzen. Zeit für eine schauspielerische Meisterleistung!
„Ich glaube, für heute habe ich genug gespielt.“ Sie füllte ihr Glas, drehte sich auf ihrem Stuhl etwas zur Seite und hielt es provokativ zwischen sich und Leto. „Meinst du, ich könnte mir die Libby einmal ansehen?“, raunte sie ihm verheißungsvoll zu. „Ich müsste mich nur noch kurz von jemandem verabschieden.“
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