#9
Cara ließ ein weiteres Mal ihren Blick durch die Cantina schweifen und erwartete eigentlich dasselbe Bild zu sehen, wie vor ein paar Minuten auch schon, aber da irrte sie sich. Ihr Blick blieb auf einer Person hängen, die sie hier wohl am allerwenigsten erwartet hätte. „Du entschuldigst mich“, meinte sie zu der jungen Frau an ihrem Tisch, nahm ihren Becher in die Hand und begab sich auf direktem Wege zu der eben erst entdeckten Person.

„Was machst du denn hier?“, meinte sie mit einem breiten Grinsen und ließ sich neben den jungen Mann auf einen Stuhl sinken. „Und wo hast du den Rest gelassen?“ Es war einfach ungewöhnlich, dass er alleine in einer Cantina saß. Wobei, ihn überhaupt in einer Cantina sitzen zu sehen war alleine schon ungewöhnlich. Das letzte Mal, und das war schon einige Monate her, da hatte es keiner geschafft ihn zu einem Cantinabesuch überreden können und jetzt saß er hier als wäre es das normalste der Galaxis.

Wedge war tief in Gedanken versunken gewesen und daher brauchte es einen Moment, bis ihm klar wurde, dass man mit ihm gesprochen hatte. Dennoch war sein Blick noch immer ein wenig verwundert, als er Cara ansah, aber kaum hatte er sie erkannt schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. „Nun, das könnte ich dich auch fragen“, entgegnete er. „Und der Rest ist hoffentlich noch immer dort wo er sein soll.“

Nun war es Cara mit dem verwunderten Blick. „Du willst mir doch damit nicht weiß machen, dass du ohne deinen Schatten Wes hier bist oder?“, hakte Cara nach, denn für sie machte diese Situation gerade einfach nicht wirklich Sinn. Irgendetwas passte nicht zusammen und irgendwie roch das Ganze auch irgendwie nach Ärger. „Ich meine, der riecht eine Cantina doch aus 100 Klicks Entfernung.“

Wedge lachte auf, denn Cara hatte mit der Einschätzung von Wes natürlich voll ins Schwarze getroffen. „Du kennst meine Jungs besser, als du eigentlich solltest“, meinte Wedge noch immer grinsend, der sich auch schon denken konnte, woher sie derartige Informationen hatte. „Aber ich hoffe, dass Tycho es gelingt Wes davon abzuhalten auf dumme Gedanken zu kommen. Nicht, dass er die Anderen noch von der dummen Idee überzeugt, mich retten zu müssen oder hier her zu fliegen, um ein gutes Wort für mich einzulegen. Er hat ja dieses beeindruckende Talent andere mit Leichtigkeit in seine Pläne einzuspannen.“ Es war immer wieder überraschend, wie einfach es Wes fiel andere von seinen Ideen zu überzeugen. Egal wie verrückt die Ideen waren oder auch gefährlich, es gelang ihm immer wieder aufs Neue Unterstützung zu finden.

„Oh, ich weiß genau was du meinst“, seufzte Cara, die sich ja auch zu einem von Wes Opfer zählen durfte. Sie hatte bis heute keine Ahnung wie es ihm gelungen war sie auf seine Seite zu ziehen, aber es war ihm gelungen und das, wie sie leider eingestehen musste, mit Leichtigkeit. Es war schon beinahe peinlich wie leicht er es gehabt hatte sie auf den Leim zu führen. „Aber wenn Wes auf die Idee kommen könnte dich retten zu müssen“, sprach Cara weiter, trank einen Schluck und sah dann Wedge mit direktem Blick an. „Was ist passiert?“ Es lag einfach auf der Hand, dass hier etwas nicht in Ordnung war und sie würde erst aufhören nachzufragen, wenn er mit der Sprache herausgerückt war.

Wedge legte beide Hände um seinen Becher und starrte auf den Tisch. Eigentlich war er hier her gekommen, um auf andere Gedanken zu kommen und nicht, um alles noch einmal durchzukauen. Allerdings kannte er Cara, wenn auch nicht so gut wie Tycho sie kannte, aber auf den beiden Missionen, die man gemeinsam absolviert hatte, hatte man sich dann doch ein bisschen kennengelernt. Und das, was er in der Zeit festgestellt hatte war, dass sie genau so stur sein konnte wie Tycho. Eine Sturheit, die auch Leia während der Rebellion an den Tag gelegt hatte und man somit durchaus vermuten konnte, dass alle Alderaaner sie besaßen. „Wir befanden uns auf Mission, die nicht ganz so ablief wie sie hätte ablaufen sollen“, begann Wedge seufzend an zu berichten. „Ich entschied mich dazu persönlich Bericht zu erstatten, sowie meine Vermutung und Verdacht bezüglich des Fehlschlags zu äußern.“ Zugegeben, es war eine sehr oberflächliche Erklärung, aber die Details hatten hier jetzt auch nicht wirklich etwas zu suchen. Er war noch immer überzeugt, dass es eine Falle gewesen war, die jemand ganz perfide ausgelegt hatte und somit konnte er sich einfach nicht sicher sein, dass es damit getan war. „Und wie du weißt stehe ich hinter dem was ich sage“, sprach er weiter und sah Cara aus den Augenwinkel an, ob eine Reaktion auf das Gesagte erfolgen würde. Immerhin hatte sie in diesbezüglich schon erlebt. „Allerdings war jemand mit im Raum anwesend, welcher der Ansicht war, dass ich die Situation falsch eingeschätzt habe. Dass der Stress der letzten Wochen mein Urteilsvermögen trüben würde und ich doch ein paar Wochen Urlaub antreten soll.“ Wedge seufzte und trank einen Schluck. Immerhin kam jetzt der Teil, in welchem er sich alles andere als rühmlich benommen hatte. „Ich habe den Vorwurf nicht auf mir sitzen lassen und habe weiter meine Ansicht verteidigt. Tja und am Ende hat mich Ackbar bis auf weiteres außer Dienst gestellt“, kam Wedge nun zum Ende und somit auch zu dem Grund, warum er hier auf Naboo in einer Cantina saß. Er nahm einen weiteren Schluck und sah jetzt auf den Boden des Glases. „Und um deiner nächsten Frage gleich vorweg zu greifen“, fügte er noch mit einem gequälten Grinsen hinzu. „Ja, ich bin mit meiner jetzigen Lage absolut unzufrieden, denn sie ändert nichts an meiner Meinung oder Vermutung und noch weniger wird sie meine taktische Analyse des Szenarios ändern.“ Er war und blieb felsenfest davon überzeugt, dass es eine geschickt gestellte Falle gewesen war und so etwas konnte nur jemand in die Tat umsetzen, der über Zugang zu den dafür notwendigen Quellen hatte. Solange dieser Jemand nicht gefunden wurde, solange war in seinen Augen nichts mehr sicher. „Aber ich respektiere Ackbars Entscheidung.“ Irgendetwas hatte er sich bestimmt damit gedacht.

Nun war es Cara welche Wedge mit einem gequälten Lächeln ansah. „Danke für den Flashback“, murmelte sie und seufzte hörbar auf. Im ersten Moment machte sie nicht gerade den Eindruck erzählen zu wollen, aber der fragende Blick von Wedge änderte es dann doch. „Nun die Sache mit dem Stress und dem Urlaub. Vor wenigen Tagen hat jemand etwas ähnlich zu Slicks gesagt.“ Eigentlich hatte sie es damit belassen wollen, denn immerhin hatten die beiden Sachen nichts miteinander zu tun und Wedge hatte genug eigene Probleme, da hatte er mit Sicherheit keine Lust sich die Probleme anderer anzuhören. Andererseits hatte Tycho ihr genug über ihn erzählt und somit wusste Cara, dass man Wedge gegenüber entweder alles erzählte oder von Anfang an die Klappe hielt. „Vor ein paar Tagen erhielten wir den Einsatzbefehl für eine besondere Mission“, begann Cara also an zu erzählen. „Wir haben sämtliche Informationen über das Ziel zusammengetragen und einen Plan ausgearbeitet. Parameter festgelegt, Vorgehensweise … Jeder hatte eine fest zugewiesene Aufgabe. Dann, zwei Stunden vor Marschbefehl, taucht ein weiteres Team auf. Nie gesehen, nie von gehört. Sie hielten es auch nicht nötig sich vorzustellen. Das Einzige was kam war, dass sie jetzt das Kommando über die Mission besitzen würden und dass es einen neuen Einsatzplan gibt.“ Wedge war Commander einer X-Wing Staffel und als solcher wusste er genau was es bedeutete, wenn so kurzfristig alles über den Haufen geworfen wurde. Was es bedeutete mit einem Team zusammen zu arbeiten, das man nicht kannte. Von dem man überhaupt nichts wusste. „Slicks hat einen Blick drauf geworfen und ziemlich deutlich zu verstehen geben was er von dem Plan hält“, erzählte Cara weiter. „Du hast ihn ja zumindest einmal erlebt. Hat ihnen jede Stelle vorgelesen, die er als großes Risiko betrachtet und hat den gesamten Plan als einen großen Haufen Huttenkotze bezeichnet.“ Cara starrte auf den Tisch und drehte den Becher in ihren Händen hin und her. „Jemand meinte dann zu ihm, dass er mal über Urlaub nachdenken soll, denn er sei ganz offensichtlich dem Stress einer solchen Mission nicht mehr gewachsen.“ Caras Blick wurde ein wenig gedankenverloren, während sie den Becher in ihren Händen hin und her drehte und ihn dann doch ziemlich kräftig zurück auf den Tisch stellte. „Uns ist allen bewusst, dass jeder Einsatz der letzte sein kann. Wir sind die Ersten die reingehen und wir wissen nie was uns wirklich erwartet. Das Einzige was wir haben ist unsere sorgfältig ausgearbeitete Vorgehensweise. Wenn einer von uns drauf geht, dann weil wir einen Fehler gemacht haben“, kam es mit harter und bitter klingender Stimme von Cara, welche Wedge mit direktem Blick ansah. „Er hat auf den Fehler im Plan hingewiesen. Mehrfach. Ihn klar als Hochrisiko definiert und man kam ihm mit Stress und Urlaub. Aber als guter Soldat befolgt man Befehle. Man lässt sein Team nicht im Stich und jetzt-“

Wedge legte seine Hand auf Caras Arm und schüttelte leicht den Kopf. Er wusste genau wie die Geschichte geendet hatte. Er brauchte es nicht extra aus ihrem Mund hören. Ja, er konnte ihr in diesem Moment sehr gut nachfühlen, denn er hatte sich nicht nur einmal in einer solchen Situation befunden. Es gab Personen, die der Meinung waren, dass man irgendwann die Namen und Gesichter der Kameraden vergessen würde, die man im Krieg verloren hat. Aber Wedge konnte sich an jedes Gesicht und jeden Namen erinnern. Sie waren tot, während er noch immer am Leben war. Es hatte so viele Situationen gegeben aus denen er lebend heraus gekommen war, dass er es sich selbst nicht mehr mit Können erklären konnte. Aber genau so sicher war er sich auch, dass er mit der Macht absolut nichts am Hut hatte. Für ihn war sie ein Buch mit sieben Siegel, selbst nach zahllosen Erklärungsversuchen durch Luke. Ja, es gab Tage, an denen er es unfair fand, dass das Glück offenbar stets auf seiner Seite war, während es andere im Stich ließ. Aber das waren auch genau die Tage, an welchen er noch härter arbeitete, denn wenn das Glück seine Freunde verlassen sollte, dann musste das Schicksal erst einmal an ihm vorbei und er hatte vor es ihm so schwer wie nur möglich zu machen. Koste es was es wolle. Er war für sie verantwortlich und diese Verantwortung würde er niemals vernachlässigen.
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Theed | Ceasefire Cantina - von Protokolldroide - 01.03.2021, 16:41
RE: Theed | Ceasefire Cantina - von Cara Dune - 02.03.2021, 00:09
RE: Theed | Ceasefire Cantina - von Cara Dune - 03.03.2021, 00:55
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