#18
Rauschen, eine gestörte Verbindung und ein flackerndes Holo verblieben für einen Moment. Die Verbindung konnte sich nur langsam aufbauen. Vielleicht verzögerte das Büro von Takel den Aufbau, weil dieser kein Interesse daran hatte, mit Vaash zu kommunizieren. Die Befehle waren klar und die Lage ohnehin besprochen, so dass eigentlich kein Bedarf dafür gegeben war, mit Frontoffizieren zu kommunizieren. Ohnehin wussten diese sowieso besser, was an ihrem Abschnitt vor sich ging, als ein Großadmiral in der Ferne. Takel war kein Freund von unnötigen Gesprächen, die wichtige Zeit von anderen wichtigen Aufgaben abzogen. Dennoch waren Takel kritische und notwendige Gespräche umso wichtiger. Wenn ein Tiberius Vaash, Veteran und alte Garde, sich auf dem verschlüsselten Kanal meldete, dies sogar unmittelbar, war es wichtig. Vaash war nicht dafür bekannt, unnötige Gespräche zu führen und sein Ruf als erfahrener Offizier und Kommandant einer ganzen Flotte sorgten dafür, dass Takel sich Zeit nahm. Das tat er nicht für viele. Viele mussten sich mit dem Stab begnügen. Doch der Ruf des Tiberius Vaash war groß genug, so dass sich selbst ein Takel bewegte. Ein Mann, der den Imperator mit anderen zusammen auf den Thron gebracht hatte, war mit Sicherheit nicht unbedeutend. Doch hatte Takel erhebliche Vorbehalte. Immerhin war Vaash gegen ihn gezogen. Vaash hatte sich gegen die Übergangsregierung gestellt und war mit Sicherheit nicht einfach zu führen. Vaash hatte einen eigenen Weg gewählt und diese Eigenheit war interessant aber ebenso eine Gefahr für Takel. Großadmiral Takel musste nicht nur an das Imperium denken, sondern auch an seine eigene Position darin. Er hatte bis jetzt überlebt und gedachte dies auch weiter zu tun. Mit einem eleganten Tritt trat er auf Holoplattform und ließ die Verbindung einrichten. "Admiral Tiberius Vaash," grüßte Takel mit einem kalten Lächeln, fast so, als ob er Vaash erwartet hatte. "Es ist ungewöhnlich, dass Sie sich unmittelbar an mich wenden. Es muss wichtig sein." Takel machte eine Geste mit seiner Hand, so dass Vaash auf einen Salut verzichten konnte. Im Anschluss verschränkte auch dieser die Arme hinter dem Rücken. Ab einer gewissen Hierachiestufe war es üblich auf einen Salut zu verzichten. Flottenadmiräle und Großadmiräle verzichteten im direkten Kontakt darauf, sofern kein protokollarischer Anlass bestand. Die Hierachie war diesen Offizieren ohnehin klar. Dennoch nickte Vaash dem Großadmiral zu und deutete dadurch eine dezente Unterwerfungsgeste an.

"Ich benötige Klarheit über die aktuelle Befehlslage," erklärte Vaash und versuchte - durch das Holo erschwert - in der leuchtenden Erscheinung des Großadmirals Emotionen zu erkennen. Vaash hoffte, dass er den Großadmiral lesen konnte, um bei Bedarf versteckte Hinweise zu erhalten, wie er zu verfahren hatte.

"Klarheit?" Takel schmunzelte. "Ich dachte, dass meine Befehle und die Befehle des Oberkommandos deutlich waren." Vaash räusperte sich. "Ja, sie waren deutlich genug, dass wir uns nun auf Position befinden aber in einem Punkt waren sie unklar." - "Unklar?" Takel zog eine Braue hoch. Der Großadmiral ahnte bereits, worauf Vaash abzielte. Inzwischen hatte er auch vom Interesse des Imperators erfahren und sich bewusst aus diesem Prozess herausgehalten. Man konkurrierte nicht mit dem Thron. Er hielt sich an sein Kommando über diesen Obersektor und organisierte seine Flotten. Was der Imperator tat, nein, das war nicht seine Angelegenheit. Es sei denn, der Imperator erteilte ihm einen Befehl. Ohne Befehl machte Takel, was er immer tat, sich um seine Aufgaben kümmern. Es hatte sich durch die Machtübernahme des neuen Imperators nicht viel geändert. Die Lage war nahezu unverändert. Und in gewisser Hinsicht war dies Takel sogar recht. Der Imperator einte das verbliebende Imperium, schaffte eine gewisse Authorität aber mischte sich nur selten unmittelbar in das Geschehen der Großadmiräle ein. Isard war hier deutlich unangenehmer. Wenn der Imperator etwas tat, dann tat er es. Takel würde sich nicht in die Angelegenheiten des Throns einmischen, da er nicht lebensmüde war und auch keinen politischen Mehrwert darin sah. Wenn der Imperator Truppen und Flotten abziehen würde, würde Takel dies umsetzen, ohne sich selbst groß in Szene zu setzen. Er würde nur protestieren, wenn dies seine Position schwächen würde. Erschwerend kam für Takel hinzu, dass Grunger sein Erzfeind war. Jede Aktion gegen Grunger war gut und wenn der Imperator sich diesem Grunger annahm, war auch dies nur gut. Alles in allem hatte Takel kein Interesse daran, etwas an der aktuellen Lage zu ändern. Doch wahrscheinlich spielte Vaash genau darauf an.

"Habe ich freie Hand? Kann ich meine Flotte bei Bedarf zurückziehen, um diese neu zu gruppieren? Oder handelt es sich um einen absoluten Haltebefehl?" Fragen, die Vaash unvermittelt stellte. Er kaschierte sie nicht und machte auch keine Anstalten mit Takel zu plaudern. Es gab nichts zu plaudern. Es waren militärische Fragen, die leider auch eine tragische Tragweite für Vaash selbst hatten. Takel legte seine Hand an sein Kinn, schwieg für einen Moment. Er fühlte sich bestätigt. Vaash mischte sich genau in die Angelegenheiten des Throns ein. Inzwischen musste die dubiose Agentin des Throns bei ihm eingetroffen sein. Takel wollte sich absichern. "Ist nicht inzwischen eine Dienerin seiner Majestät bei euch eingetroffen, Admiral?" Takel wich aus, denn er würde sich nicht in Gefahr bringen, den Thron zu verärgern. Zudem war ihm selbst daran gelegen, dass Grunger unterging. Es war ihm in dieser Betrachtung sogar egal, was aus Vaash wurde. Es wäre schade um den erfahrenen Offizier aber Grunger musste zumindest verzögert werden. Vaash würde dann ein Held des Imperiums sein, wie so viele. Vaash wollte nicht antworten, da er bereits ahnte, was diese Antwort bedeuten würde. Doch er konnte Takel nicht belügen, denn es waren überprüfbare Fakten. "Ja, diese Dienerin ist eingetroffen," antwortete Vaash knapp. Takel nickte, immer noch die Hand am Kinn führend. Jetzt war die Lage auch für ihn klar. Die Botin des Throns musste bereits eine Nachricht überbracht haben. Den Inhalt kannte Takel nicht aber er wusste von Mobilmachungen der Reiseflotte seiner Majestät. Auch kannte er die Verlegungen von Truppen des Geheimdienstes. Isard hatte etwas vorbereitet, was wohl auch auf Befehl des Throns geschah. Für Takel waren Isard und Vesperum inzwischen untrennbar. Takel trennte beide Komplexe auch nicht mehr, insofern war es nicht verwunderlich, dass er es einfach hinnahm. "Es ist ein absoluter Haltebefehl, Admiral. Sie weichen keinen Quadranten. Dieser Feind muss gestellt und vernichtet werden," sagte der Großadmiral mit leicht fordernder Stimme. Takel war nun klar, dass der Thron eingreifen musste und das war gut so. Grunger sollte zumindest bluten. Vaash fühlte sich durch das blaue Licht des Holoprojektors geblendet. Es tat fast weh. Seine eigene Lage war nun klar. "Ich verstehe," antwortete Vaash gewissenhaft aber nicht mehr mutig. Sein eigenes Schicksal war besiegelt und er musste eine Entscheidung treffen. "Lang lebe das Imperium," betonte Takel, bevor die Verbindung schlicht beendet wurde. Vaash antwortete darauf nicht mehr und trat von der Plattform. "Protokoll sichern. Ich bin in meinem Bereitschaftsraum," befahl Vaash und eilte davon, mit festen und stampfenden Schritten. Er war zornig und verwirrt. Der Admiral wollte diese Lage nicht akzeptieren. Er warf sich auf seinen Stuhl, betrachtete den Bildschirm seines Terminals. Dort wurde eine Nachricht angezeigt. Sie stammte vom imperialen Geheimdienst.

"Nein!" Vaash seufzte böse. Nicht Isard auch noch. Er mochte diese Frau nicht. Hatte sich die Galaxis gegen ihn verschworen? Er musste diese Nachricht öffnen. Mit seinem Codezylinder akzeptierte er die Nachricht, gab sein persönliches Passwort ein und öffnete den Inhalt. Was er dort las, gefiel ihm nicht. Der Geheimdienst bot ihm eine Lösung für das Problem an, von dem auch sie nun erfahren hätten. Der imperiale Geheimdienst bot ihm eine Alternative an. Scheinbar wussten sie von seinen Umständen und der Situation an Bord. Gerade das machte Vaash Angst. Wie viele Spione hatte Isard wohl an Bord? Wahrscheinlich genügend. Die Lösung, die er dort las, gefiel ihm noch weniger, als die Person Isard. Der Geheimdienst bot ihm an, dass sie einen Großteil der Herdenschiffe der Ithorianer requirieren würden, um diese als fliegende Waffen zu verwenden, um die Schilde des feindlichen Supersternzerstörer zu schwächen oder gar zu vernichten, indem man sie in großer Zahl gegen diesen warf. Wie er den Geheimdienst kannte, würden alle Ithorianer an Bord getötet werden, da Isard keinen Bedarf darin sehen würde, diese zu evakuieren. Auch galten sie als friedliebend. Es wäre unglaublich einfach für Elite-Verbände des Geheimdienstes, diese Schiffe zu erobern und umzurüsten. Es würde nicht einmal lange dauern. Ein furchtbarer Plan, dem er nicht zustimmen konnte. Und doch war dort dieser Gedanke, dass es seine Lage auflösen könnte. Die Herdenschiffe in großer Zahl konnten sogar ausreichen, dass Schlachtschiff soweit zu beschädigen, dass er mit etwas Glück siegen konnte, ohne Hilfe des Imperators. Aber diesem konnte er sich auch nicht mehr entziehen. Es war ein Dilemma. Vaash wollte nicht. Dieser Gedanke missfiel ihm dermaßen, dass er heftig mit dem Kopf schütteln musste. Mit einer wütenden Bewegung klappte er das Terminal zu und blickte in den Raum. Er musste eine Lösung finden, da ihm keine Handlungsalternative zusagte. Vielleicht sollte er sich mit Grunger austauschen? Die Idee war verrückt aber nicht weniger verrückt als die anderen Alternativen. Er kannte Grunger von der Akademie. Sie hatten sich nicht oft aber regelmäßig gesehen. Auch hatte Vaash einen gewissen Status als alte Garde, so dass sich ein Treffen mit etwas Glück und Geheimhaltung arrangieren ließ. Vielleicht konnte dieser Kampf in Gänze vermieden werden, so dass gar keine Lösung angestrebt werden musste. Diese Idee reifte mit jedem zornigen Herzschlag.
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Ithor - von Protokolldroide - 02.05.2020, 17:18
RE: Ithor - von Tiberius Vaash - 02.05.2020, 17:47
RE: Ithor - von Cassio Acchetia - 13.05.2020, 19:57
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RE: Ithor - von Cassio Acchetia - 06.05.2023, 23:40