#2
In die eigenen Gedanken versunken starrte Tiberius Vaash auf seinen Arbeitstisch. Es fiel ihm schwer, seine Gedanken zu fokussieren, auf diese neue Aufgabe. Nicht nur, dass er das Kommando über ein Werft-neues Schiff erhalten hatte, sondern viel mehr war die Lage desolat. Der Sternzerstörer, welcher nun seiner Flotte vorstand, hieß Pandora; nach einer uralten Sage, die im Kern Kindern als Märchen erzählt wurde. Alles an Bord dieses Schiff war neu, poliert und hatte noch keinen Kampf gesehen. Auch viele Mitglieder der Mannschaft waren ebenso neu in Dienst gestellt, so dass viele Abläufe noch sehr langsam waren. Dieses Schiff war noch nicht bereit für die Schlacht, die kommen sollte. Vaash war nicht zufrieden mit seiner eigenen Situation und der seiner Flotte. Vieles war in letzter Zeit nicht zu seinen Gunsten verlaufen; vieles war schlicht fatal verlaufen. Auch der weiterhin bestehende Auftrag, am Holofilm des Großadmirals mitzuwirken, flankiert durch die Aufgabe, Ithor gegen den Verräter Grunger zu halten, erwies sich als Untergangsbefehl. Vaash glaubte nicht daran, positiv bewertet in die Geschichte einzugehen. Er glaubte nicht einmal mehr daran, seiner eigenen Familie unter die Augen treten zu können. Zu viele Entscheidungen, aus Stolz und Eifer, hatten ihn immer weiter auf einen Abgrund zugeführt. Dabei waren seine Absichten stets durch einen tiefen Wunsch nach einer Wiederherstellung einer stabilen Ordnung gekennzeichnet gewesen. Einer staatlichen Ordnung, die Gerechtigkeit und Progression versprach. Etwas, woran er glauben wollte. Und doch war nicht mal mehr viel von diesem Glauben übrig. Das Imperium war leer an Idealen. Nicht einmal der Wahnsinn, einen Vesperum auf den Thron zu setzen, konnte das erretten, was Vaash aus Prägung und Erziehung anstrebte: eine bürgerliche Ordnung. Im Kern begann Vaash den Eifer der Rebellion zu bewundern, die aus dem Nichts, einen Staat, wie das Imperium, in diesen Zustand gebracht hatten. Die Perspektive des Admirals war die eines alten Mannes, der viele Schlachten und Kriege gesehen hatte und sich eigentlich nur noch Frieden wünschte: einen bleibenden Frieden in einer gerechten Ordnung. Doch eine gerechte Ordnung stand nicht in Aussicht. Noch immer war die sogenannte Republik eine Diktatur aus wenigen Anführern, das Imperium ein Scherbenhaufen, zusammengehalten durch die grausame Authorität des neuen Imperators und seiner perfiden Propaganda und jeglicher Versuch einer kleiner Reform am Verlauf der Geschichte durch Vaash scheiterte. Vaash fühlte sich verloren. Nicht nur die Erfahrung mit der Inquisitorin, sondern auch die Erfahrung der Macht des Vesperum, ließen ihn besorgt zurück, denn egal, was er tat, es änderte nichts am Ausgang. Die Galaxis versank im Chaos dieses endlosen Bürgerkrieges, der einfach nicht enden konnte. Selbst wenn er einseitig kapitulieren sollte, würde der Krieg weitergehen. Und ein Tiberius Vaash war zu stolz, um sich selbst auszuliefern, in der festen Gewissheit, schändlich hingerichtet zu werden, für das Verbrechen, einem Imperator auf den Thron verholfen zu haben. In gewisser Hinsicht fand er das Urteil, welches Daro Zen über ihn verhängt hatte, zu treffend. Auch die Erfahrung mit der Inquisitorin erschien Vaash als seltsam passend, denn er hatte den Teufel hereingelassen. Der Admiral war ausgeliefert und konnte seiner eigenen Rolle nicht entkommen; verdammt dazu, weiterhin die Schlachten dieses Abgesanges zu schlagen. Natürlich durchschaute Tiberius Vaash die Lügen des Imperiums, aber fürchtete im Gleichklang die Lügen der Republik, denn eines wusste er mit Sicherheit, aus einer tiefen Abneigung gegenüber der sogenannten Politik, dass Politiker stets zum eigenen Machtgewinn logen und jeden Vorteil nutzten. Ein Soldat folgte der schlichten Wahrheit, dass er für sein eigenes Tun nicht verantwortlich war, sondern auf Befehl anderer agierte und diese im Sinne eines größeren Wohls agierten. Inzwischen wusste er, dass man als Soldat schlicht Befehle befolgte, weil jede andere Entscheidung mit einem Schmerz der Erkenntnis verbunden war, dass man doch verantwortlich war. Vaash fragte sich tatsächlich, was Freiheit für einen Soldaten bedeuten konnte, wenn man selbst niemals frei war. Hier an diesem Abgrund, bei Ithor, in einen sinnlosen Kampf gestellt, mit der klaren Absicht diesen auch zu führen, fühlte sich jeder Gedanke falsch und leer an, wie die Aufgabe und sein Rang. Er war Admiral einer Flotte, Vorgesetzter und Verantwortlicher für viele Tausende, in einem Konflikt, der nur noch Leben kostete. Wenigstens konnte er als der untergehen, der er sein wollte: ein Mann seiner Soldaten. Leider konnte er sie nicht alle retten. Nein, Vaash war bereit, alles zu opfern, um kämpfend unterzugehen, für das Imperium, so leer und bedeutungslos es auch geworden war. Sein Eid war erneuert worden und der letzte Verrat hatte nicht die gewünschte Veränderung gebracht. Es hatte nichts geändert, so dass für diesen Mann Treue schlussendlich die einzige Wahl war. Überleben um jeden Preis war bedeutungslos, wenn alles andere bedeutungslos war. Dieser Krieg war alles, was er noch hatte. Bald sollte sein neuer Offizier eintreffen: Acchetia. Noch immer war das Gespräch präsent, was Vaash mit diesem Offizier geführt hatte. Der Admiral wollte dieses Gespräch wieder aufgreifen, wenn Cassio Acchetia, Vizeadmiral, eintraf, um mit einem Geschwader der 12ten Flotte unterstellt zu werden. Eine gewisse Ironie lag darin, dass Vaash nun Acchetia befehlen würde, in einer ähnlichen Situation, wie Eriadu. Ein gemeinsamer Untergang, fast versprochen vom Schicksal. Ein zynisches Lächeln huschte über seine Lippen. Diese Galaxis war wirklich seltsam.
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Ithor - von Protokolldroide - 02.05.2020, 17:18
RE: Ithor - von Tiberius Vaash - 02.05.2020, 17:47
RE: Ithor - von Cassio Acchetia - 13.05.2020, 19:57
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RE: Ithor - von Tiberius Vaash - 31.01.2022, 21:59
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RE: Ithor - von Tiberius Vaash - 05.07.2022, 00:57
RE: Ithor - von Cassio Acchetia - 02.02.2023, 00:09
RE: Ithor - von Tiberius Vaash - 10.02.2023, 23:00
RE: Ithor - von Cassio Acchetia - 06.05.2023, 23:40