#25
Die Macht war eine wundersame Existenz, zweifellos. Schier allgegenwärtig, wenn man wusste, wie sie sich zeigte, und dennoch an manchen Stellen und Zeiten präsenter denn an anderen. Wie ein Lebewesen, das sich bisweilen von einem Ort an den anderen bewegte, um auch diesen für sich zu erkunden. So auch hier. Ein Auf und Ab, dem man lauschen konnte, soweit man die Muße dafür finden konnte. Doch gerade war nicht die Zeit dafür. Sedrael spürte, dass sie müde wurde – das Adrenalin ließ nach und nun begann allmählich der Erschöpfungszustand einzusetzen. Sie atmete einmal tief durch. Ihrem neuesten Begleiter schien es ähnlich zu gehen; es machte ihm sichtlich Mühe, aufrecht bleiben zu können.

Als der aufgeregte Droide das Wort ergriff, blickte Sedrael wieder zu diesem hoch, sah dann wieder mit großen Augen zu dem Menschen herüber, dann wieder zu dem Droiden, als diese gemeinsam in Austausch traten. Plötzlich begann sie zu lachen und ihr Gesicht füllte sich merklich mit Farbe. Die Interaktion zwischen dem Menschen und seinem Droiden und deren Streit waren einfach zu komisch. Eigentümlich. Lachen, so merkwürdig das auch sein mochte, war beinah schon eine fremde Erfahrung geworden. Eine erschütternde Erkenntnis gleichwohl, aber auch eine Wahrheit, die sie akzeptieren musste. Und es schmerzte nicht einmal. Es hatte wenig Gelegenheit zu lachen gegeben, in den letzten Wochen, Monaten, gar Jahren. Eine harte, raue Zeit lag nicht nur hinter ihr, hinter allem. Angefangen über die Klonkriege, dem Exil, der Firrerre und seiner Seuche, die Zerstörung der Welt, Reah, das Versteckspiel und nun, zuletzt, Korriban, sowie eine erneute Gefangenschaft. Es war schwer zu sagen, welcher all dieser Punkte am Ende der schrecklichste von allen gewesen sein mochte, waren doch die meisten davon für sich genommen schon schrecklich genug, um damit ein ganzes Sephi-Leben füllen zu können. Die schiere Masse an allem war kräftezehrend und so war es jetzt vielleicht das erste Mal seit vielen Jahren, dass sie sich nicht in einer lebensfeindlichen Umgebung wähnte. Ihr entging dabei die Ironie, dass es dafür einen katastrophalen körperlichen Zustand zur Folge hatte, zwar nicht. Doch jetzt gerade, in diesem Augenblick, schien das nicht einmal entscheidend. Eine Prise, ein Hauch des Geschmacks einer süßen Freiheit, die früher einmal viel selbstverständlicher zu gewesen sein schien, aber jetzt beständig von Tod, Furcht und Wut überlagert zu werden drohte und sie immer wiederfand, gleich wohin sie auch ging. Eine Fährte der Zerstörung. Sie versuchte, diesen Gedanken auszublenden und einfach diesen kurzen Moment genießen zu können, wenngleich es schwerfiel. Vielleicht musste auch das erst wieder ganz neu gelernt werden.

Ihr fiel auf, dass die müden Knochen in ihrer Position allmählich zu schmerzen begannen und daher versuchte sie, sich mithilfe des Felsens in ihrem Rücken als Stütze, etwas aufzurichten. Der Körper fühlte sich ansatzweise taub an, noch ein wenig wie im Schlaf, so dass es doch eher unbeholfen wirkte, aber schlussendlich gelang es schon unfallfrei, sich so weit zu bewegen, dass sie sich auf den Felsblock setzen konnte. Auch hier schien es ihm ähnlich zu gehen, nur dass er sich in allgemein besserem Zustand schneller zu erholen vermochte und so dann zu erzählen begann, während er indessen begann, das noch immer rauchende Shuttle untersuchte. Sie ließ ihn dabei gewähren, drehte dabei nur den Kopf halb in diese Richtung, um die Schneise, die das Schiff beim Absturz geschlagen hatte, nicht sehen zu müssen. Ihr war immer noch rätselhaft, was geschehen war. Sie erinnerte sich nur an wenige Einzelbilder vor dem Absturz, aber sie musste wohl in irgendeiner Form zuvor wach gewesen sein, möglicherweise aber auch nur kurzzeitig. Die Bilder waren nur sehr verschwommene Eindrücke, unklar, bruchstückhaft. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie sich überhaupt erinnern wollte.

Der Mann begann derweil zu erzählen, beiläufig beinahe. Doch bereits nach wenigen Worten empfand sie völlige Überrumpelung. Als sie den Namen Yoda in ihren Ohren vernahm, weiteren sich die Augen überrascht und ihr stand der Mund offen, unklar allerdings, ob er das mitbekam, da er sich eigentlich auf das Schiff zu konzentrieren schien. Sie war allerdings gar nicht in der Lage, ihre Überraschtheit in irgendeiner Form zu kaschieren, sollte er doch einmal herüberblicken. Die Müdigkeit schien sofort fort zu sein. Meister Yoda war am Leben? Das schien… äußerst unwahrscheinlich, aber womöglich auch nicht völlig undenkbar. Vielleicht hatte der eine oder andere die große Säuberung in der Tat überlebt – und wenn es einer weisen Person überhaupt gelungen wäre, dann wäre es wohl diese. Aber schlussendlich, was bedeutete das nun wirklich? Tat es das denn überhaupt? Wie hätte er sie und ihr Verhalten in den vergangenen Kriegen wohl rückblickend bewertet? Möglicherweise sollte sie sich diese Fragen aber auch einfach gar nicht stellen, schließlich war sie weder Rechenschaft schuldig noch willens, eine solche von sich aus abzugeben. Neugier, vielleicht. Reue, im schlechtesten Fall. Doch welch erstaunlicher Zufall dazu führte, dass nun er hier war und ihr darüber erzählen konnte. Ein fast schon zu großer Zufall, um es wirklich so zu nennen. Es war schwierig, ihre Gefühle darüber wirklich in Worte fassen zu können. Trotz allem waren die Jedi weiter eine Narbe in ihrer Seele, etwas, das sie – in welcher konkreten Form auch immer – mit einem gewissen Bedauern zu erfüllen wusste. Vermutlich aber gab es für manche Entscheidungen im Leben auch Jahrzehnte später noch immer keine Antwort darauf, ob sie richtig gewesen waren oder nicht. Vermutlich gab es für manche dieser Entscheidungen diese Antwort auch nie. Sie entschied dennoch, sich an die Beantwortung dieser Frage allmählich heranzupirschen.
„Wie kam es dazu, dass du Lehrer der Jedi kennenlernen konntest?“, fragte sie daher schließlich nach einiger Überlegung, wobei sie – vermutlich unbeabsichtigt – aber dabei übersah, dass sie damit eine Verbindung zwischen den von ihm genannten Namen und deren Zugehörigkeit zu den Jedi zog, was er selbst gar nicht getan hatte und damit einem aufmerksamen Zuhörer wohl versehentlich verriet, dass ihr diese Verbindung dennoch bekannt war und sie somit mehr wusste, als sie bislang preisgab.
„Die Jedi und ihre Lehren sind fort, nicht? Lange schon, ihre Zeit vergessen von den meisten. Nicht viel mehr als Geschichten und Legenden sind verblieben.“
Er war ein junger Mensch – sie konnte sich schwerlich vorstellen, dass er alt genug war, um die Ära der Jedi noch selbst miterlebt haben zu können. Und dennoch vermochte sie nicht, eine Täuschung seinerseits zu erkennen, wenngleich sie zugeben musste, dass es ihr derzeit ohnehin schwerfallen durfte.

Sie nahm die schwarze Uniformjacke von ihm mit einem dankenden Nicken entgegen, vermutlich handelte es sich um Wechselklamotten für die Piloten. Es war ein Schnitt der weißen Uniform ähnlich, die sie auf Reahs Sternenschiff zeitweise hatte tragen müssen. Erinnerungen. An die Zeit auf dem Schiff, zum Teil gute, zum Teil schlimme. Die letzte Uniform war am Ende blutbefleckt gewesen, wenn es auch wenigstens nicht ihr eigenes gewesen war. Ihre Miene hatte sich wieder verändert, schien nun erneut nachdenklicher geworden zu sein. Sie warf sich die dunkle Jacke zunächst nur über ihre Schultern und bedeckte sich damit. Die schwarze Gaberwolle des schweren Militärstoffes fühlte sich beruhigend warm an. Ihr war gerade nicht mehr bedenkenswert kühl im Moment, dennoch war es eine angenehme, schöne Form der Wärme, die trotz des wolkenfreien blauen Himmels und der dadurch wohligen Sonneneinstrahlung etwas Tröstendes mit sich brachte.
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Yavin - von Protokolldroide - 19.03.2020, 01:13
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