#20
Es war weder zu übersehen, noch zu überhören, dass sie noch immer zögerte und das war etwas, wofür Luke vollstes Verständnis hatte. Er wusste nicht, was sie erlebt hatte oder was vor Yavin vorgefallen war, doch die zerstörte Fähre, die unweit von ihnen lag, war stummer Zeuge von etwas Schrecklichem. Etwas, das sie noch immer in ihrem Griff hielt und ihr Denken beeinflusste. Die Art und Weise, mit welchem sie ihren Kopf gedreht und nun die Fähre ansah, verriet ihm, dass sie sich schuldig fühlte und Schuld war eine Last, die ohne weiteres in der Lage war ein rationales Denken unmöglich zu machen.

„Es ist eine natürliche Reaktion eines jeden Lebewesen, dass es sich vor allem fürchtet, was es nicht kennt“, kam es von Luke, der seine Augen leicht geschlossen hatte. „Die Gefühle sagen einem, dass man davon laufen solle. Dass Flucht der einzig richtige Weg ist. Doch wenn man sich seiner Furcht nicht stellt, wird sie zu einem steten Begleiter werden und irgendwann unser Leben bestimmen.“ Yoda hatte Luke viele Male gesagt, dass Furcht und Angst Wege waren den Verlockungen der Dunklen Seite zu folgen, doch in Lukes Augen war es nicht möglich niemals Angst oder Furcht zu empfinden. Er war der Ansicht, dass es nicht richtig war sich derartige Gefühle zu verbieten und er verlangte es von niemanden, da er selbst nicht dazu in der Lage war. Viel eher war er davon überzeugt, dass wenn man sich seiner Gefühle bewusst war, man in der Lage war sie zu kontrollieren. Fähig war ihnen die Macht zu nehmen einen zu beherrschen und das eigene Handeln zu lenken. Unwissenheit führte zu Angst und nur wenn man sich seiner Angst stellte und bereit war das Unbekannte zu erforschen, war man wirklich in der Lage seine Angst zu überwinden. Yoda und auch Ben hatten stets gesagt, dass der schnelle und einfache Weg immer zur Dunklen Seite führen würde und war das ignorieren von Angst und Vermeidung von allem, was einem Angst machte, nicht auch der einfache Weg? Es war immer einfacher weg zu laufen oder zu ignorieren, anstatt sich etwas zu stellen.

„Die eigene Unwissenheit zu erkennen, ist der erste Schritt zur Weisheit“, sprach Luke weiter und auf seine Lippen legte sich ein warmes Lächeln. „Mein Meister hat das einst zu mir gesagt.“ Ein Teil von ihm wünschte sich, dass Yoda nun hier wäre und ihm sagen würde, was er tun sollte. Ihm einen seiner vielen Ratschläge geben würde, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht verständlich waren. Doch ein anderer Teil von ihm wusste, dass er Yoda nicht sehen oder hören brauchte, um zu wissen, dass er bei ihm war. Er war hier bei ihm, genau so wie es Ben war. Wie sie es immer waren und immer sein würden.

„Was auch immer es ist. Was auch immer es mit anderen Personen macht“, sprach Luke und in seiner Stimme schwang eine gewisse Ernsthaftigkeit mit. Nicht aufdringlich oder bestimmend, aber doch durchaus erkennbar. „Es ist unsere Verantwortung es heraus zu finden, denn nur so können wir verhindern, dass es sich wiederholt.“ Ja, Luke fühlte sich in der Tat mitverantwortlich, auch wenn sie es wohl anderes sehen würde. So wie es wohl jeder andere auch sehen würde, aber er hatte den Weg beschritten ein Jedi zu werden und somit oblag es seiner Verantwortung sich den Einflüssen der Dunklen Seite in den Weg zu stellen. Sie zurückzudrängen wo und wann immer sie sich offenbarte.

Auf seine Worte hin schloss sie wieder die Augen, lehnte den Kopf gegen den kalten Felsen hinter ihr und atmete tief durch. Eine Weile verblieb sie so und nur der sich hebende und senkende Brustkorb zeugte für ihn davon, dass sie noch am Leben war. Irgendwann jedoch nickte sie als Antwort jedoch ein paar Mal.
„Gut“, sagte sie schließlich und bedächtig. Er sah, wie sie dann langsam wieder ihre Augen öffnete und an sich herab sah. Ihre blutige Hand löste sich von der Wunde, ehe sie zuerst die eine Seite davon und im Anschluss die andere gegen ihre Kleidung wischte, um sie zumindest von dem Gröbsten bereinigen zu können, was jedoch kaum gelang. Dann jedoch bedurfte es keiner weiteren Verzögerung. Sie hob die Hand weiter an, ließ sie einen Moment über der seinen schweben… packte dann jedoch unvermittelt zu, vielleicht sogar etwas grober als er erwartet hatte, um sich selbst Halt verschaffen zu können. Erneut rissen ihre Augen weit auf und das schweißumwobene Gesicht starrte ihn aus reinweißen Augen an, ehe die Welt um ihn herum zusammenstürzte.

Als die Welt begann sich um ihn herum zu verändern schloss Luke seine Augen und atmete langsam und tief ein und wieder aus. Konzentrierte sich auf eine regelmäßige Atmung, um in die Macht eintauchen zu können. Dem Sturm um ihn herum standhaft bleiben zu können. Er hatte gelernt, dass es keinen Sinn machte die Macht herbei zu zwingen, sondern dass sie sich ihm in derartigen Momenten eher verwert. Er musste sie einfach nur zulassen und ihr vertrauen. Vertrauen, dass sie ihn führen und leiten würde. Ein Geräusch drang an seine Ohren und es klang – Klang wie Sand unter seinen Füßen. War er etwa auf Tatooine? Er richtete seinen Blick hinunter und erwartete den gelblichen Sand von seinem Heimatplanete zu sehen, doch dieser Sand war nicht gelblich. Er war rotbraun. Eine Farbe, wie er sie selbst noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Er hob seinen Kopf und richtete seinen Blick in die Ferne. Doch egal wohin er auch blickte, er sah nicht mehr als den Sand unter seinen Füßen. Er erstreckte sich von einem Horizont zum anderen und alles um ihn herum wirkte vollkommen gleich. Wie sollte er hier jemanden finden? Er wusste ja noch nicht einmal in welche Richtung er nun gehen sollte. Die Gefahr sich hier zu verirren und nie wieder zurückzufinden war groß. ‚Vertraue der Macht Luke‘, hörte er Bens Stimme und aus einem Reflex heraus drehte sich Luke suchend herum, doch außer ihm war hier niemand zu sehen. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und Luke schloss erneut seine Augen und ließ seine Umgebung auf sich wirken. Lauschte dem Wind, der ihn warm umwehte und das leise Knirschen des Sandes, der von diesem umher geweht wurde. Und dann spürte er es. Es war schwach und doch konnte er es fühlen. Ein leichtes, kaum sichtbares Leuchten in der Macht, welches unruhig aufflackerte. Nun wusste er in welche Richtung er gehen musste. Wusste genau wo sein Ziel lag. Luke öffnete seine Augen erneut und ging zielstrebigen Schrittes in die Richtung, aus welcher das Auflackern in der Macht gekommen war.

Er wusste nicht wie viele Schritte er bereits schon gegangen war, denn wann immer er sich umschaute, sah alles um ihn herum so aus wie zuvor. Es waren nicht einmal mehr die Spuren im Sand zu erkennen gewesen, die er hinterlassen haben musste. Doch plötzlich schien sich die Welt um ihn herum zu verändern. Der Sand begann sich um ihn herum zu bewegen. Anfänglich waren es nur kleine Wellen, die sich vereinten, größer wurden und dann wieder verebbten. Alles um ihn herum war in Bewegung geraten und schien einzig und alleine die Absicht zu haben ihn an seinem weiteren Weg zu behindern. Kleine Strudel formten sich ihm Sand, verschwanden wieder, nur um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Und dann auf einmal formten sich Gesichter in dem Sand. Erst eines, dann ein zweites, ein drittes und bald schon war er umgeben von stummen Gesichtern, geformt aus rotem Sand, die ihn aus toten Augen ansahen. Luke fragte sich, was dies zu bedeuten hatte, doch er konnte keine Antwort finden. Wem gehörten diese Gesichter? Waren es Personen die auf diesem Planeten gestorben waren? Waren es Gesichter derjenigen, denen er das Leben genommen hatte? Was wollte die Macht ihm damit sagen oder wollte sie ihm überhaupt etwas damit sagen? War es eine Botschaft der Hellen Seite der Macht oder war es ein Zeugnis der Dunklen Seite, welche die junge Frau in ihrem Griff hielt? So viele Fragen und doch keine Antworten. Luke setzte vorsichtig einen Schritt nach vorne, bedacht darauf nicht eines der Gesichter im Sand zu treffen und kaum hatte er den Fuß aufgesetzt verschwanden die Gesichter so schnell wie sie gekommen waren. Bestrebt sein Ziel zu erreichen, setzte Luke einen Schritt vor den anderen.

Ein leichter und warmer Wind kam auf und wehte einzelne Sandkörner durch die Luft. Doch mit jedem Schritt den Luke ging nahm der Wind an Stärke auf. Zog an seiner Kleidung und trieb ihm die Tränen in die Augen. Sandkörner rieben über sein Gesicht und seine Arme und hinterließen ein brennendes Gefühl. Aber er durfte sich nicht davon abhalten lassen. Er hatte ein Ziel und dieses musste er erreichen. Er durfte nicht aufgeben, denn niemand konnte sagen, was dann passieren würde. Plötzlich verstummte der Wind und Luke wollte schon aufatmen, doch hatte dieser ihm lediglich einen einzigen Moment gelassen. Dieses Mal jedoch weht er ihm nicht entgegen, sondern hatte angefangen ihn wie ein Wirbel zu umgeben. Sandkörner wurden in die Höhe gerissen und bald schon war Luke völlig von einer Mauer aus Wind und Sand umgeben. Er bräuchte nur seinen Arm ein Stück weit ausstrecken um diesen Wirbel aus Sand und Wind zu berühren. Er war versucht es zu tun, doch er unterließ es. Er hatte einfach kein gutes Gefühl bei dieser Sache. Wachsam beobachtete er das Treiben um sich herum, während er der Macht vertraute. Wieder bildeten sich Gesichter in dem Wirbel aus Sand. Traten hervor, sahen ihn an und verschwanden wieder. Es mochte sich um wenige Sekunden handeln, die das Schauspiel andauerte, aber vielleicht waren es auch Minuten. Zeit schien in dieser Welt keine Rolle zu spielen. Wieder formte sich ein Gesicht in dem Sandwirbel, aber es verschwand nicht. Es bewegte sich nicht. Sondern blieb an seiner Stelle und sah ihn direkt aus toten Augen an. Weitere Gesichter tauchten auf dieselbe Art und Weise in dem Wirbel auf und bald sahen ihn aberdutzende Augen an. Was war es, das er in ihren Augen sehen konnte? Vorwurf? Anklage? Wem gehörten diese Gesichter? Wieder war er versucht ihren Ursprung mit der Macht zu ergründen, der Verlockung nachzugeben, um Antworten auf seine Fragen zu erhalten. Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte öffnete eines der Gesichter langsam seinen Mund und ein schmerzvoller Schrei durchdrang die Stille. Andere Gesichter taten es ihm nach und bald schon prasselte eine Kakophonie von Schreien auf Luke ein. Er spürte Schmerz und er spürte Qual und Leid. Der Sandwirbel bildete Arme und Hände, die versuchten nach ihm zu greifen. Versuchten ihn in den Wirbel zu ziehen. Aus einem Reflex heraus glitt Lukes rechte Hand zu seinem Lichtschwert und die Intensität der gepeinigten Schreie schwoll an, dass er sich am liebsten die Hände vor die Ohren gehalten hätte. „Die Macht ist mein Verbündeter und ich bin ihr Diener“, hörte er sich selbst sagen, unsicher ob er es wirklich ausgesprochen hatte oder es nur sein Verstand gewesen war. Wieder schloss er seine Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Versank tiefer in der Macht, öffnete sich weiter für sie, auf dass sie ihn durchströmen und seine Handlungen leiten möge. Langsam verstummten die Schreie um ihn herum und als er die Augen wieder öffnete sah er um sich herum die selbe ewig weite rote Sandwüste, die er schon die ganze Zeit vor Augen gehabt hatte.


[In Kooperation mit dem Direktor]
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Yavin - von Protokolldroide - 19.03.2020, 01:13
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