#15
Der Zsinj-Pilot blickte etwas ratlos zwischen den verschiedenen Beteiligten hin und her, schien sich aber in die Tadelung des Droiden nicht einmischen zu wollen.
„Nun ja, wie auch immer“, sagte er mit blinzelnden Augen und wandte seinen Blick gezielt in Richtung seines ramponierten Schiffes zurück, um aus der etwas seltsamen Situation zu entkommen. Dort war der zweite Pilot mit einer kleinen, aber unbeschädigten Box aus dem Cockpit und dem offenkundig drängelnden Astromech auf dem Weg zurück in ihre Richtung.
„Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, wie ich das beschreiben kann. Vielleicht irgendeine Anomalie, Strahlung, etwas in der Art, das Wahnvorstellungen hervorruft.“
Er schüttelte den Kopf und verschränkte dabei ungläubig die Arme.
„Aber die Scanner hatten gar nichts angezeigt. Und in der Nähe von Yavin gibt es auch keine Aufzeichnungen über solche Phänomene. Dabei wollten wir nur die Nav-Boje passieren und nicht einmal landen. Am Ende habe ich aber nichts mehr außer seltsamen, gruseligen Bildern sehen können. Wie ein Horror-Vid. Dadurch sind wir dann abgestürzt.“

Auch wenn die Gruppe durchaus ein paar Schritte entfernt war, war gut erkennbar, dass die Sephi sich dabei bemühte, die anfänglichen Worte noch mit ihren spitzen Ohren aufschnappen zu können, aber als der Pilot davon berichtete, fror sie merklich ein und biss die Kiefer zusammen. Etwas in ihr schien unruhig zu werden – offenkundig auch etwas, das ihrem Gegenüber nicht entging. Ihre Unruhe versuchte er durch eine Besänftigung der Sinneseindrücke mithilfe der Macht zu mildern. Und doch führte es kurzzeitig nicht dazu. Denn als die Macht um sie herum zu wirken begann, schossen die geschlossenen Augen der Sephi sofort auf, starrten ihn pupillenlos an. Eine Sekunde lang rissen die Gedanken an ihr, und der erdige Boden verschwamm in den Sandkörnern einer rotfarbenen Wüste, im Sturm gelegen; statt der Spitzen der wunderbaren Bäume im Hintergrund des Planeten ragten dort nun steingraue Obelisken wie Speere, während im blitzenden Himmel ein Sternenzerstörer brennend in Richtung der Wüste stürzte. Zügelloses Chaos, zu viele Informationen, um diese in einem Sekundenbruchteil verarbeiten zu können. Und dennoch, merkbar ähnlich dem, was der Pilot zuvor innerlich ausgestrahlt hatte, als er widerwillig seinen Albtraum erwähnt hatte. Doch ihre Augen flackerten nur kurz, ehe sich ihr Blick wieder normalisierte, vielleicht gerade lange genug, um überhaupt etwas zu bemerken oder eben gerade nicht; eine Vogelschar aus dem nächstgelegenen Baum peitschte jedoch davon und ihr Blick richtete sich auf die sich immer weiter entfernenden Punkte im Himmel. Auch der Pilot in ihrer Nähe fasste sich an die Schläfe und sah sich kurz um, ehe er sich aber wieder den anderen zuwandte. Sie legte ihren Kopf wieder in ihren Nacken, reckte ihren Unterkiefer ein Stück weit nach vorne, wich seinem Blick aus und sah an seiner Schulter vorbei in die grüne Landschaft hinter ihm. Ihr war nicht ganz klar, was in der Macht gerade um sie herum geschah, doch zeigte sie sich jetzt gerade trotzdem friedvoller als sie es in letzter Zeit zumeist getan hatte. Das Glockenspiel entfernter und fremder Kehlen unbekannter Tiere, der leichte Wind, der an ihrer Kleidung auf angenehme Weise wog. Schlussendlich eine Rast und Unaufgeregtheit, die dabei half, sich selbst darin in Ruhe fallen lassen zu können. Wären da nicht diese grausigen Bilder, die sich an den Rändern des Gemäldes immer wieder unvermittelt ins Zentrum fraßen, mal kürzer, mal länger. Offenbar war das Ganze aber nichts, das auf sie alleine beschränkt war, sondern etwas, das ihre Umgebung in irgendeiner Form jedenfalls auch wahrnahm. Und dadurch vielleicht die Ursache davon war, was hier überhaupt geschehen war. Ihre Augen wurden starr für eine Zeit lang. So es so sein sollte, wäre das äußerst beunruhigend. Und potentiell gefährlich.

Den Einstich der Injektion bemerkte sie nicht einmal. Doch das betäubende Stim breitete sich merklich in ihrem Körper aus, entspannte ihre Mimik ein Stück weit, während er weiter berichtete. Seine Präsenz hatte es bereits vermuten lassen können, doch bestand aus seinen Worten heraus bereits kein Zweifel daran, dass es etwas Wichtiges sein musste. Altertümliches Wissen, welches verlorengegangen war, barg einerseits die Möglichkeit erstaunlicher Funde und Erkenntnisse, doch andererseits mochte es auch ein erhebliches Risiko bedeuten. Denn nicht selten dürfte es einen Grund gegeben haben, warum dieses Wissen am Ende überhaupt verlorengegangen war. Manchmal konnte es daher wohl besser sein, verlorenes Wissen im Verborgenen zu belassen. Insbesondere wenn es sich dabei um Wissen handelte, nach dem ein Machtkundiger suchte. Doch natürlich war die Neugier etwas, das dem häufig übergeordnet wurde – etwas, mit dem Sedrael selbst jedoch durchaus zu sympathisieren wusste. In gewisser Weise hatte auch sie ihre Neugierde hierher geführt; vielleicht auf Umwegen, aber schlussendlich war es nicht zu bestreiten. Dass sie mit Reah gegangen und was sie mit dieser erlebt hatte, war wohl im Wesentlichen hierauf zurückzuführen. Ob es am Ende eine weise Entscheidung gewesen war oder nicht, war derzeit aber noch nicht absehbar. Sie seufzte leicht.
„In dem Fall wünsche ich dir, dass Ben ein kluger Mann ist“, antwortete sie ihm zunächst weiter ziellos in die Landschaft blickend, nickte dabei aber ein bisschen. Wenn sein Auftraggeber verstand, worum es sich handelte und dass es etwas gänzlich Ungefährliches umfasste, konnte ihr Gegenüber vermutlich beruhigt allem nachgehen. Wenn nicht, mochte der junge Mensch mehr finden als ihm recht und teuer war.
„Denn bisweilen denken wir, etwas wissen zu wollen, nur um später festzustellen, dass wir es vielleicht lieber nicht gewusst hätten“, fuhr sie fort und richtete dabei zum ersten Mal, seit sie hier saß, ihren Blick auch wirklich fokussiert auf ihn. Es schien sich dadurch teils um einen Hinweis an ihn, aber auch nicht zuletzt auch um eine Erkenntnis zu handeln, die sie selbst gemacht haben musste.

Als der Mann, der als Luke bezeichnet worden war, auf die Wunde zu sprechen kam, nickte sie zunächst erneut nur. Zwar vermutete sie, dass das Pflaster mit dem Synthfleischgel dafür ausreichen sollte, aber andererseits hatte sie ihre Wunde selbst nicht in Augenschein nehmen können und war daher gar nicht kompetent in der Lage, das beurteilen zu können. Vermutlich war es daher im Endeffekt besser, kein Risiko einzugehen. Doch ihr Gesicht änderte sich merklich, als er ihr seine Theorie mitteilte, dass sie in irgendeiner Form Kenntnisse von der Macht besitzen musste. Ihre Augen weiteten sich, die dunklen Augenbrauen zogen sich ein gutes Stück hinab, während ihre Haut rötlich schimmerte und ihr Mund verkrampfte. Sie erinnerte sich nicht einmal mehr vollständig, was sie da in ihrem Delirium zu ihm gesagt oder derweil getan hatte. Offensichtlich war ihm aber mehr bewusst als sie vielleicht gehofft hatte. Aber was würde das bedeuten? Und vor allem, was hatte er vor? Sie war es leid, verschleppt zu werden – von einem Imperium, der roten Frau, einem Kriegsherrn. Es galt… irgendwo anzukommen. Und, ja, einfach eine Zeit lang etwas Frieden finden zu können. Aber wo sollte das überhaupt sein? Nun empfand sie sich erneut in der Situation, sich jemandem ausgesetzt zu fühlen. Auch wenn er ihr bislang nichts getan und ihr zudem wenig Anlass gegeben hatte, von schlechten Intentionen ausgehen zu müssen, hätte sich ein Teil von ihr am liebsten losgerissen und all das hinter ihr gelassen. Aber wie weit kam sie damit, jedenfalls auch solange die uniformierten Aufpasser noch immer ein Auge auf sie hatten, um sie irgendwo als Geschenk bei jemandem abzusetzen, von dem sie überhaupt nicht wusste oder einschätzen konnte, warum diese Person ein Interesse an ihr haben konnte? Ihr Blick war eindringlich, wirkte mit einem Mal wacher als zuvor. So sah sie ihn einige Augenblicke lang streng und schweigend an.
„Dafür musst du die anderen fortschicken“, sagte sie dann mit einigen, deutlich zu langen Sekunden der Verzögerung. Vielleicht verstand er bereits warum, vielleicht nicht. Doch sie wollte nicht riskieren, dass jemand zu Schaden kam, wenn sich erneut die Macht um sie herum ausbreitete.
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Yavin - von Protokolldroide - 19.03.2020, 01:13
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