#7
Der Mann beobachtete sie. Äußerst gründlich. Es gefiel dem Schatten nicht, beobachtet, bestarrt zu werden. Wie eine Beute. Die man taxierte und in die man anschließend seine Klauen stach. Doch anders als zunächst blieb der Mensch für den Moment passiv und zeigte keine Form einer Aggression oder eines einfordernden Verhaltens. Stattdessen war da Verwirrung und Unsicherheit, natürlich auch aufgrund ihrer eigenen, für ihn völlig nutzlosen Antwort, die er sich aber offenbar zur Interpretation heranzog.

Die Rückfragen des Mannes auf ihre vage Aussage hin zeugten indes von einem wachen, seziererischem Geist. Das war zunächst aber überhaupt nichts Schlechtes, vielmehr im Gegenteil. Wer genau hinhörte und aufmerksam war, mochte leichter offener und aufgeschlossener, weniger selbstzentriert sein als dies andere waren. Neugier und Erkenntnisstreben konnten zwar in mancher Situation bedrohlich werden, in den allermeisten waren sie es jedoch nicht, sondern geradezu vernünftig. Ihre dunklen Lippen schürzten sich als Reaktion kurz, verengten sich dann aber doch zu einem angedeuteten schiefen Lächeln. Die Augen jedoch schienen sich dem nicht vollständig anschließen zu wollen, was dem Ganzen einen unnatürlichen Charakter gab. Sie schwieg und sah ihn lediglich einige Sekunden lang auf diese Art an. Es war erkennbar, dass sie es nicht für den richtigen Augenblick hielt, ihre Äußerung genauer zu erläutern. Sicherlich hätte sie ihm wieder eine andeutungsweise Antwort voller Rauch und Unklarheit zum Sezieren geben können, doch war es nicht ihr Begehr, den Mann mit nebulösen Andeutungen zu strafen oder zu quälen. Sie kannte den Mann nur nicht. Ihre Geschichte ihm gegenüber offenzulegen nach dem, was sie erlebt hatte, schien daher gefährlich, wenn nicht gar fahrlässig. Einfachen Fremden gegenüber bereits – umso mehr aber jemanden, der ein Lichtschwert mit sich führte. Ein Häscher, womöglich. Um sie erneut in Ketten zu legen. Vielleicht auch nicht. Sie vermochte es nicht zu beurteilen. Das machte es nicht leichter. Er konnte eine Antwort verdienen, irgendwann. Zunächst jedoch musste sie erkennen können, wer der Mensch vor ihr war… und weshalb er sich zu diesem Zeitpunkt ausgerechnet hier befand. Wo auch immer hier in diesem Moment überhaupt war.

Während er weitersprach, trat er näher an sie heran. Ihre Augen weiteten sich ein Stück weit, als er dies tat. Sofort schien ihr Körper dadurch zu versteifen, die Kälte biss in ihren Nacken. Gefahr. Der Schmerz in ihrer Seite ließ sie einige Male keuchen, ehe sie die Augen zusammenkniff, um noch durch den trüben Schleier sehen zu können. Der Mann gab sich zwar Mühe, seinen Eindruck mit Wort und Tat zu korrigieren. Seine Hände hatten sich schlechten Gewissens ebenso erhoben, womit er ihre Geste zu spiegeln schien. Die Worte jedoch mochten keinen rechten Eindruck auf sie zu machen, zumindest nichts, was eine tatsächliche Reaktion nach außen hervorrief. Womöglich auch, weil sie nur die Hälfte der Worte wirklich verstand und die andere Hälfte in einem Trog aus dumpfen, verzerrten Lauten in ihrem Kopf ertränkt wurde. Auch die Kanten in ihrer Sicht wurden schlierig als seien sie in ständiger Bewegung und schärften sich auch nach mehrmaligen Versuchen nicht.
„Ich verstehe“, entgegnete sie dann ersichtlich halbabwesend, als er zu sprechen aufgehört hatte, und es schien zweifelhaft, dass sie das tatsächlich hatte. Nichts davon abseits ihrer Worte deutete dies an. Auch zeigte sich selbst durch das Zureden kaum ein sichtbarer Effekt auf ihren verkrampften Körper wie auch ihren verdrehten Geist.

Der Mensch kam nahe, zu nahe für ihren Geschmack. Ihr Mund öffnete sich einen Spalt und stieß schwer atmend Luftzüge aus. In ihrem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Erst als er stehen blieb, wurde ihr Blick wieder ein Stück weit fokussierter, während er ihr eine Hand reichte. Kurz schüttelte sie den Kopf, weniger aus Ablehnung als vielmehr als wolle sie etwas abschütteln. Sie senkte ihren Blick hinab und blickte dabei die ihr gereichte Hand für weitaus länger als eigentlich notwendig an. Mehrere Male blinzelte sie dabei. Dann hob sie die ihre an, stellte dabei aber fest, dass ihre helle Haut von Blut überzogen war. Es schien nie zu enden. Man verließ Korriban nicht einfach. So hatte es schon in den Legenden gehießen, den Schauermärchen. Es mochte Vieles wahrer sein als man gemeinhin dachte. Sie geriet ins Stocken, die Hand zittrig etwa auf Brusthöhe erhoben, bis erneut einige Sekunden der Stille vorübergegangen waren. Dann plötzlich sah sie ihn an, die Augenbrauen leicht angehoben, als habe sie ihn jetzt erst entdeckt.
„Habt Ihr etwas zu trinken?“, fragte sie ihn dann ohne jedweden Zusammenhang zu dem, was er soeben gesagt hatte, beinah wirr. „Und medizinische Versorgung?“
Ihr Blick richtete sich mit einer Seitwärtsdrehung ihres Kopfes zu dem dampfenden Raumschiffsrumpf, der in weiten Teilen zerstört auf dem Erdboden qualmte, zerrupft von der Landung. Es schien nicht naheliegend, etwas davon noch hieraus bergen zu können.
„Ich… weiß nicht, was hier passiert ist und wie Ihr damit zusammenhängt, aber ich schätze, dass ich beides benötigen werde.“
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Yavin - von Protokolldroide - 19.03.2020, 01:13
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