#1

Koda-Station


Die Koda-Station ist eine kleine, eher unbedeutende Raumstation im Wazta-Sektors des Äußeren Rands, nahe zur Grenze zum Wilden Raum.

Sie wird als Raumhafen und Absteige für alle möglichen Reisenden genutzt, wobei durch ihre abgelegene Position am Rand der Galaxis dort auch diverse zwielichtige Personen ihr Unwesen treiben. Da der umlegende Raum weitgehend aus ärmeren und verlassenen Planeten besteht, gilt die Station zudem als Treffpunkt für Hinterwäldler, die zumindest etwas Aufregung und Spaß an einer leicht städtisch anmutenden Atmosphäre haben wollen.

Neben einigen Vergnügungsstätten und kleinen Märkten finden sich natürlich auch ein paar Bars auf der Station wieder. Die wohl bekannteste Cantina ist hierbei das „The End of the World“, welche ihre stationsweite Berühmtheit guter Musik und preisgünstigem Fusel verdankt.
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#2
Irgendwo verschollen im Weltraum in der Nähe der Koda-Station…

So ein Mist! Nun konnte man nicht sagen, dass Trou Muutal Ärger und Probleme nicht gewohnt war. Im Gegenteil, und eigentlich machte der Konflikt das Leben doch auch erst irgendwie lebenswert. Aber es gab diesen Unterschied zwischen Problemen und… wie auch immer man die Situation nennen mochte, in der sie sich hier gerade befanden. Das Letzte, woran sich Trou aktiv erinnert hatte, bevor ein riesiger Schatten die Sicht verdunkelt hatte, war, dass seine Flosse instinktiv auf den Schalter gedroschen hatte. Gerade als sich die Sterne wie immer zu wunderschönen Streifen gezogen hatten, war da dieser laute Aufprall und dann kamen ihm bereits Decken und Wände gleichermaßen entgegen. Danach waren nur noch passive Eindrücke vorhanden – vor allem das laute Platzen der Schilde binnen einer Sekunde war ihm ebenfalls noch in Erinnerung geblieben; ein, wie er zugeben musste, bemerkenswertes Geräusch, wie von einer platzenden Seifenblase, das war die erste merkwürdige Assoziation, die sein Gehirn in dem Moment noch für einen Bruchteil hatte, ehe alles losgegangen war. Nur sehr, sehr viel lauter.

Trous Knochen schmerzten, an irgendeiner Kante hatte er sich offenbar den Schädel oberhalb des linken Auges und seine linke Flosse aufgeschlagen. Sein erstes Mal Aufstehen war zwar erfolgreich verlaufen – zumindest für ein paar kurze Sekunden, dann hatte sein Gleichgewichtssinn ihm einen Streich gespielt und er war erneut auf der Seite am Boden gelandet. Irgendwie war er zum Sensorterminal gekrochen und hatte sich daran wieder hochgezogen und so festgehalten, dass er zumindest nicht mehr ohne Weiteres umkippen konnte, auch wenn die Sterne in seinem Kopf immer noch wirr umeinander flogen. Verschiedenste Meldungen wurden ihm in der Erwartung gemacht, dass er sie sofort verstehen würde, also schüttelte er ein paar Mal den Kopf, um das taube Gefühl von Watte in seinem Schädel abzustreifen – was mehr schlecht als recht gelang. Transmitter und sämtliche Kommunikation, Waffen, Schilde, alles weg. Am Schiffscomputer waren vermutlich nur durch die vielen simultanen Aufgaben, die er gleichzeitig im ersten Moment zu erledigen hatte, nur irgendwelche Leitungen im Wege der Sicherung herausgeflogen, um Schäden durch Überhitzung zu verhindern, oder schlimmstenfalls durchgebrannt, was sich austauschen lassen würde - hoffentlich zumindest. Falls er doch durch den Einschlag beschädigt worden sein sollten, weitete sich ihr Problem in eine größere Katastrophe aus. In dem Fall war die Chance, dass sie den noch einmal fit bekommen, gleich Null. Kleinere Reparaturen wie durchgeschmorte Kabel oder einzelne Komponenten würden sie dagegen vermutlich noch einmal notdürftig hinbekommen. Zumindest so weit, um zum nächsten Anzeichen zivilisierten Lebens kommen zu können. Was auch immer das sein mochte. Sobald… irgendetwas funktionierte, würden sie es vielleicht noch herausfinden.

Ein paar Meter neben sich fanden Trous Augen plötzlich einen umgefallenen Stuhl, der wohl irgendjemandem gehören musste. Andererseits schien niemand derzeit Anstalten zu machen, ihn wieder nutzen zu wollen, also watschelte er mit einer Hand an der Wand in dessen Richtung, stellte ihn wieder aufrecht und… ließ sich dann einfach darauf fallen. Zu seiner Erleichterung hielt der Stuhl das aus und brach nicht einfach durch, was sowohl äußerst peinlich als auch lästig gewesen wäre. So streckte er nur beide Füße von sich und lehnte sich weit zurück, so weit es die Lehne eben zuließ, und saß dann erst einmal etwas sinnlos an der Wand, während sich auch alle anderen erst wieder von den zahllosen Überschlägen des Schiffes wieder erholten. Die Gleichgewichtsstörungen waren immer noch nicht fort, eigentliche gerade Wände verbogen sich noch immer in wirre Richtungen, wie sie vielleicht hin und wieder an Bord eines Calamari-Schiffes zu finden waren, von denen Trou aber wusste, dass sie hier eigentlich nicht sein sollten – insbesondere wenn die Biegungen von einer Richtung in die andere wechselten und er auch merkte, dass sein Kopf immer wieder etwas mitdriftete. Erneut versuchte er, das Gefühl abzuschütteln, doch es war nur leicht besser. Da keiner nach einem verlorengegangenen Stuhl fragte, blieb Trou schließlich aber einfach sitzen.
„Alle so weit in Ordnung hier?“
Ein leichtes Raunen verschiedener Leute als Antwort, halb bestätigend, halb beschwerend, die meisten davon etwa in dem Zustand wie er selber. Doch ein paar schienen sich auch schwerer verletzt zu haben, so dass Trou einige der Besatzung in besserem Zustand damit beauftragte, diese zur Krankenstation zu bringen, um sie untersuchen zu lassen. Als sich die ersten Grüppchen bildeten, kam auch Trous Freund Kvilsh, der das Geländer, das er lange Zeit fest umklammert gehalten hatte, inzwischen losgelassen hatte, und deutete mit einem Finger in Richtung von Trous Kopf.
„Das sollte sich auch jemand anschauen“, meint der Selkath in dem für ihn typischen recht stark akzentuierten Basic, wenn er versuchte, die Laute zu imitieren.
„Ja, ja. Nachher dann“, winkte Trou ab. „Ich… bleib erstmal sitzen.“
„Gut, das geht auch.“ Kvilsh verzog das Gesicht leicht, was immer etwas gruselig wirkte, aber inzwischen wusste Trou, dass es die Selkathform des Lächelns darstellte.
„Die… wollten uns wirklich rammen?“, fragte Trou ihn dann noch immer fassungslos, während er sich vorsichtig über den warmen Schnitt am Schädel strich. „Sind bei denen eigentlich alle völlig irre?“
„Nun ja, Alderaan?“
„Ist ein Argument.“
Trou brummte missmutig und verengte die Kugelaugen etwas. Sie hatten… unverschämtes Glück gehabt. Das war ihm bewusst. Die imperialen Modular-Kreuzer waren im Verhältnis zu ihrer kleinen Fregatte geradezu riesig und hätte der spitz zulaufende Bug des Schiffes sie richtig getroffen, wäre nicht viel von seiner Scholle übrig geblieben. So wie es gelaufen war, vermutete Trou, dass die Descryer schon ein Stück weit nach vorne beschleunigt hatte und damit der Kreuzer sie „nur“ noch achtern getroffen, mit etwas Glück vielleicht sogar nur gestreift hatte. Aber selbst dann, allein, dass sie jetzt hier irgendwo im Nichts gelandet waren, war tatsächlich auch nur Zufall. Es war ein enormes Risiko gewesen, als Trou den Sprungschalter betätigt hatte, ohne dass die Berechnungen abgeschlossen waren. Mit etwas Pech hätten sie auch in einem Asteroiden, Planeten, einer Sonne oder noch weitaus unschöneren Weltraumphänomenen landen können. Nun waren sie aber, soweit ein Blick aus dem Panoramafenster dies aussagte, einfach nur in der weiten Leere des Weltraums gelandet und trieben dort vor sich hin. Trou seufzte. Der Umstand wiederum, dass sie nicht mehr auf Lichtgeschwindigkeit waren, sondern immer wieder stetig an Geschwindigkeit verloren hatten, konnte wiederum eigentlich auch nur eine einzige Sache bedeuten. Ein paar Meter neben ihm drückte der Lieutenant Fiss, der Navigator, immer wieder auf einen Knopf. Nichts passierte. Der Cathar knurrte kurz, drückte noch ein paar Mal darauf, ein sich beständig wiederholendes Geräusch, das bald schon zu stören begann. Aber an der Reaktion erkannte Trou bereits einige Schritte entfernt, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Wie erwartet drehte Fiss seinen Kopf zur Seite, um den Calamari-Kommandanten anzusehen.
„Captain?“, fragte der Cathar hilfesuchend und unterbrach das Gespräch der beiden kurz.
„Nein. Ich komme nur rüber, wenn die Nachricht nicht lautet, dass der Antrieb auch nicht mehr geht.“
„Hm“, machte Fiss nur und schwieg daraufhin. Still verschränkte er die Arme und blickte tonlos auf seinen toten Bildschirm. Mit einem Seufzer ignorierte er den Mann. Damit war auch das also geklärt. Da der Funk tot war, konnten sie auch keine anderen Sektionen im Schiff mehr erreichen. Es war also erst einmal kritisch, sich überhaupt einen Überblick über das Schiff geben zu lassen. Alles in allem bestand sogar weiterhin die Möglichkeit, dass ein großer Teil ihres Hecks überhaupt nicht mehr existierte.
„Ich schau mal im Hangar vorbei und…“, begann er, dann überlegte er sich aber anders und stoppte noch einmal. Wichtig waren in so einer Situation vor allem erst einmal zwei Dinge: Kommunikation und Erreichbarkeit. Trou entschied sich daher, dass es das Beste war, wenn er auf der Brücke blieb, weil – falls irgendeine Sektion Probleme hatte – sie ihn eben auch genau hier vermuten würde. Ein netter Nebeneffekt war, dass er sitzen bleiben konnte.
„… oder du machst das besser. Schick da die Jäger raus. Die sollen sich den Schaden von außen mal genauer ansehen, ehe wir auf die betroffenen Decks achtern gehen, das ist sonst zu gefährlich. Wir können eh nirgendwohin, ehe wir das nicht genauer wissen.“
„Geht klar. Ich schaue mir das und komme dann wieder.“
„Danke. Ah, und geh noch mit den anderen zur Krankenstation mit und erkundige dich, wie sie das Ganze überstanden haben oder ob sie was brauchen.“

Kvilsh nickte nur knapp, machte ein paar Schritte davon, dann blieb er aber noch einmal stehen und betrachtete Trou skeptisch.
„Augenblick - ist das mein Stuhl?“
„Hm? Was? Nein nein“, grinste Trou schief und scheuchte seinen Freund mit der Flosse davon.
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#3
Mühsam kam Beskhar wieder zu sich. Sein Kopf dröhnte, die Umgebung war verschwommen und alles, was er hörte, war ein dumpfes Rauschen, das von gelegentlichen Rufen durchzogen war.
Wo bin ich? Was ist passiert?
Schemen liefen immer wieder hektisch an seinem Sichtfeld vorbei, die er nicht genau ausmachen konnte. Einige trugen reglose Gestalten oder stützten sich auf ihre Begleiter.
Wurden wir angegriffen? Nein…
Der Krieg lag schon viele Jahre zurück. Das Gefühl kehrte in seine Glieder zurück. Er konnte spüren, dass sein Arm auf etwas ruhte, das wie ein Krankenbett aussah.
Ein Lazarett… Wurde ich verwundet? Auch nein…
Systematisch versuchte der Klon, wieder mit der Realität in Einklang zu kommen. Er schüttelte den Kopf, um wieder klarer denken zu können. Plötzlich flammte ein scharfer Schmerz in seinem Nacken auf – doch wenigstens erfüllte er seinen Zweck. Die Umgebung wurde wieder scharf gestellt und der Sanitäter wurde sich bewusst, wo und wann er war.

Das hier war die Krankenstation der Descryer – dem Lazarettschiff, auf dem er seit einigen Monaten arbeitete. Doch im Augenblick glich sie ganz und gar nicht dem Bild, das er gewohnt war. Menschliches und mechanisches Personal war in Aufruhr – soweit es Droiden eben sein konnten – und schien auch teilweise verletzt zu sein. Medizinische Utensilien lagen auf dem Boden verstreut und selbst das Licht wirkte diffuser als sonst. Mit einem Stöhnen veränderte Beskhar seine Position und tastete vorsichtig nach der schmerzenden Stelle an seinem Hinterkopf. Seine Fingerspitzen kamen rot gefärbt wieder zum Vorschein und nun spürte er auch, wie ihm ein Blutfaden langsam in den Nacken lief. Auf die Beine, Soldat. Eines hatte er im Laufe seines Lebens gelernt: Solange er noch stehen konnte, war eine Verletzung nicht so schlimm.
Beskhar stützte sich mit der nicht blutigen Hand am Krankenbett ab, da er noch immer etwas wackelig auf den Beinen war, und sah sich um, um die Lage aus seiner neuen Position in Augenschein zu nehmen. Eine dunkelhäutige Krankenschwester, die gerade den Arm eines anderen Pflegers verbunden hatte, begegnete seinem Blick und kam kurz darauf mit einem behelfsmäßig gefüllten Medi-Kit zu ihm herüber. Der Inhalt war bereits arg dezimiert, aber für seine kleine Kopfwunde würde es reichen. „Braucht jemand medizinische Versorgung?“, meldete sich der pflichtbewusste Sanitäter und erhielt als Antwort einen sehr nachsichtigen Blick. „Abgesehen von mir“, fügte Beskhar hinzu und konnte doch nicht anders, als sich umzusehen. Doch die kritischen Fälle, soweit es welche gab, waren bereits notdürftig versorgt worden.

„Setzen Sie sich hin, damit ich mich darum kümmern kann.“ Ihr Tonfall war nicht unfreundlich, aber aufgewühlt – sehr verständlich in dieser Situation. Beskhar tat, wie man ihn angewiesen hatte und bemerkte erleichtert, dass die Kraft langsam in seine Muskeln zurückkehrte. Die Krankenschwester desinfizierte die Wunde, entfernte das Blut aus seinem Nacken, so gut sie konnte, und versiegelte die Platzwunde mit einem kleinen Pflaster. „Was ist passiert?“, fragte er, während sie an seinem Hinterkopf hantierte. „Ich dachte, wir wären auf einer Hilfsmission nach Firrerre unterwegs. Hat man uns angegriffen?“ In der Stimme des Klons schwang eine leise Wut mit. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Imperium sein Wort gebrochen hätte.
„Das weiß keiner so genau“, entgegnete die Krankenschwester leise und reichte ihm ein Tuch, um auch seine Hände zu reinigen und zu desinfizieren. „Plötzlich gab es einen Ruck und danach waren viele von uns eine Weile ohnmächtig.“
„Was sagt die Brücke?“
„Nicht viel… Die interne Kommunikation ist ausgefallen.“
„Fantastisch“, entgegnete er trocken.
„Ihnen ist sicher auch aufgefallen, dass wir derzeit mit Notbeleuchtung arbeiten. Aber wenigstens funktionieren die Bacta-Tanks noch einwandfrei.“

Beskhar atmete tief durch, bedankte sich bei der Krankenschwester mit einem Nicken und stand auf. Er legte ihr eine Hand auf die Schulter, merkte, wie sie schmerzhaft unter der Berührung wegzuckte und ließ den Arm betreten wieder sinken. „Sobald wir die Lage hier wieder unter Kontrolle haben, schicken Sie einen der Pfleger als Laufburschen zur Brücke. Ich will wissen, was passiert ist, ob es nochmal passiert und mit wie vielen Verletzten wir zu rechnen haben. Vor allem, ob es Notfälle gibt, die nicht zu uns auf die Krankenstation gebracht werden können.“ Sie nickte und wandte sich rasch ab, um dem Pfleger mit einer Armverletzung seinen Spezialauftrag mitzuteilen und anschließend weitere Utensilien vom Boden aufzuklauben und ihr Medi-Kit damit aufzufüllen. Wenn es hier schon so aussieht, wie ist es dann erst anderen Stationen ergangen? Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, wie es derzeit im Frachtraum aussah. Rutee… Er wollte wirklich nicht darüber nachdenken, wie es derzeit im Frachtraum aussah!
Die Arbeit brachte Ablenkung. Das hatte sie schon immer getan. Nachdem er sich revanchiert und die Prellung der Krankenschwester versorgt hatte, ging Beskhar die Bacta-Tanks ab, welche das bisher unbekannte Ereignis tatsächlich relativ unbeschadet überstanden hatten. Die heilsame Flüssigkeit hatte auch verhindert, dass einige ihrer schweren Fälle mit voller Wucht gegen den Transparistahl geprallt waren. Längst nicht alle waren gefüllt und das war auch gut so. Wir werden einige von ihnen sicherlich bald brauchen. Eigentlich waren die Betten und Tanks für die Bewohner von Firrerre vorgesehen. Nun brauchte die Crew der Descryer sie für sich selbst. Stang! Wann kam endlich Nachricht von der Brücke?

Bei einem der Tanks hielt Beskhar inne und zum ersten Mal seit seiner Ohnmacht stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Endlich mal eine gute Nachricht! Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, den man auf Alui aufgelesen hatte. Der Verletzte hatte eine schwere Schussverletzung erlitten. Doch wie es schien, hatte er seine Zeit im Bacta hinter sich. Seine Werte waren stabil und im normalen Bereich, sodass Beskhar seine ‚Verlegung‘ in ein normales Krankenbett verantworten konnte. Die Flüssigkeit wurde abgepumpt und der noch immer ohnmächtige Mann auf eine Repulsortrage gelegt, die einer der Droiden zu einem freien Bett brachte. Gemeinsam hievten sie den Verwundeten aufs Bett, ehe Beskhar den Droiden mit knappen Worten wegscheute. Die Schusswunde war noch nicht vollständig verheilt, doch zumindest nicht mehr kritisch. Den Rest würden Zeit und Ruhe erledigen. Zur Sicherheit versiegelte der Sanitäter die verbliebenen Wundränder mit einem Bacta-Pflaster und würde, wenn sich der Zustand des Patienten in den nächsten Stunden nicht verschlechterte, anschließend auf Kolto umsteigen. Nicht jeder war stolz auf sein Narbengewebe und so war die Chance gegeben, dass die Verletzung rückstandslos verheilen würde.
Während er sich mit den Verwundeten befasste, waren die ersten Crewmitglieder von anderen Stationen eingetroffen – darunter auch Mitglieder der Brücke. Deren Versorgung hatte jedoch Vorrang vor der Beantwortung ihrer Fragen. Inzwischen war genug Zeit verstrichen, dass er nicht glaubte, dass was-auch-immer noch einmal passieren würde. Das eine Mal war schon genug. Er deckte den Verletzten von Alui gründlich zu, damit er nach seiner Zeit im temperierten Bacta nicht auskühlte, und widmete sich dem nächsten Verletzten…
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#4
"Einheit Vier unter Beschuss," meldete das Kom in seinem Ohr, während er sich mühsam hinter eine Betonsperre duckte, welche das Imperium in dieser Straße platziert hatte. Blasterschüsse schlugen in den Beton ein, ließen ihn bröckeln und Staub legte sich auf sein Gesicht, so dass er kurz die Luft anhalten musste. Senzo hatte Angst, eine tiefsitzende Furcht, hier zu sterben. Ein Kamerad wollte sich aufraffen, um den imperialen Truppen eine Salve aus seiner Waffe entgegen zu werfen, doch wurde von zwei gezielten Schüssen in die Brust nieder geblastert. Die Sturmtruppen war noch nicht bereit, Alui zu räumen. Der Anspruch des Imperiums war absolut- und wurde mit gleichsamer Gewalt verteidigt. Seine Miliz hatte es geschafft, die Feinde bis in dieses Viertel um den großen Raumhafen zurückzudrängen. Das Imperium hatte Alui bereits verloren und doch wollten sie nicht kapitulieren. Doch das kümmerte Senzo in diesem Moment nicht, während der Tod mit jedem Schuss an seine Tür klopfte. Der Gefallene sackte zusammen, fiel ihm vor sein Gesichtsfeld, keuchte noch einmal und schloss dann die Augen in der umfangenden ewigen Nacht. Er hing hier fest. Ein X-Wing stieß aus dem Himmel herab, wie ein Engel, funkte zu den Bodenkräften, dass er einen Anflug auf die imperialen Stellungen machen würde. Senzo fasste Mut, atmete tief durch und verließ seine Deckung geduckt. Der X-Wing hämmerte mit dem typischen roten Lichtblitzen und dem surrenden Geräusch in die feindliche Befestigung. Senzo, hob seinen Arm, und ein paar Soldaten schlossen sich ihm für diesen letzten Sturm an. Andächtig legte er dann seine Hand wieder an den Lauf seines Blastergewehres. Mit dem Finger suchte er die Dauerfeuerauswahl, um mit ausreichend Feuerkraft auf den Feind zu treffen. Die Lasersalven des X-Wing zerstörten die Barrikaden aus Beton, warfen einige Sturmtruppen durch die Luft, während zwei der Imperialen direkt getroffen einfach in Asche verwandelt wurden. Nur ein simultaner Schrei schallte durch den Staub. Der Helm auf seinem Kopf wurde schwer, als Senzo mit jedem Schritt beschleunigte. Die Imperialen zogen sich zurück in den Raumhafen selbst, welcher über eine große Treppe hinauf verfügte, die panisch von zwei Sturmtruppen gehalten wurde, welche wild hinab schossen, um den Ansturm zu bremsen. Ein Kamerad überholte ihn, wurde getroffen und sank auf seine Knie. Senzo setzte seinen Weg gegen seine eigene Angst fort. Ungezielt schoss er eine Schussfolge aus seiner Hüfte in Richtung einer der beiden verbliebenen Sturmtruppen, als er die Treppe erreichte.

Die Sturmtruppe wurde mehrfach in beide Beine getroffen, fiel zur Seite und schrie vor Schmerzen auf, als sie über den Asphalt kroch. Ihr Helm fiel vom Kopf und das todesfürchtende Gesicht eines jungen Mannes kam zum Vorschein, welcher Senzo strafend anblickte. Der imperiale E-11 fiel ein paar Stufen hinuter. Senzo schaffte es, als die andere Sturmtruppe von zwei Milizsoldaten niedergerungen wurde. Sie traten mit ihren Kampfstiefeln auf sie ein, während sie traurig ihre Hände als Abwehr erhob. Senzo wollte dem Sturmsoldaten, welcher nun vor ihm lag, seinen Blaster ins Gesicht halten und abdrücken aber schämte sich selbst für diesen Zorn. Er konnte es nicht, nahm die Waffe zurück, wieder in den Anschlag, um das Portal zu suchen, welches Alui endgültig befreien würde. Seine Augen fanden es, welches sich langsam schloss aber durch die Schäden, sichtbar durch mehrere Einschüsse und eine gesplitterte Gebäudefassade, nicht ganz zu schließen war. Der X-Wing drehte seine Runden über dem Raumhafen, gar darauf wartend, dass die imperialen ihre Fluchtschiffe bemannten. Der Himmel verlor gerade seine Wolken als die Sonne blendend hell auf sein Visier fiel. Senzo wollte gerade zum letzten Gang ansetzen, winkte noch weitere Soldaten heran, um durch das Portal einzudringen, als ein gezielter Schuss seinen Körper traf. Die Panzerweste verbrannte die meiste Energie, während es heiß wurde und die Energie durchstach. Vom Schmerz übermannt ließ er seine Waffe fallen, fiel ähnlich der Sturmtruppe zur Seite, lag nun neben ihr, während seine Weste mitsamt Uniform noch einen Atemzug weiter in sattem Orange glimmte. Der Schmerz verschwand mit dem Adrenalin und der Todesangst. Der Sturmsoldat neben ihm, selbst verwundet, wandte sich schlicht ab, im Versuch mit beiden Händen in den Boden greifend, zu entkommen. Es gab hier kein Heldentum mehr. Senzo stöhnte und fühlte dies als Strafe für seinen zornigen Gedanken. Auch im Krieg gab es Regeln. Auf dem Bauch liegend, streckte er seinen Kopf vor, um die Miliz dabei zu beobachten, wie sie das Portal einnahm und wenige Augenblicke später mit erhobenen Händen imperiale Offiziere im Geleit heraustraten. Die Sturmtruppen waren besiegt und der kümmerliche Rest an imperialer Macht übergab seine Waffen, warf sie schlicht auf einen großen Haufen, als sie man abführte. Es war geschafft. Erleichtert schloss Senzo die Augen, um seinem gefühlten Ende mit Würde entgegen zu gehen. Er wurde bewusstlos. Zwei Medi-Soldaten rannten zu ihm, ohne das er dies noch sehen konnte, um ihn zu bergen.

Einige Wochen später.

Der Bactatank war Schutzbunker für seinen geschundenen Leib. Was waren seine Gedanken in diesem traumlosen Schlaf? Es gab keinen Schmerz, und keine Hoffnung, denn allein war dort nur diese kalte Dunkelheit ohne Bewusstsein. Das temperierte Bacta wärmte zwar seinen Körper aber nicht seinen Geist, welcher in sich gefangen, immer wieder den letzten Moment durchspielte, wie eine grausame Theatervorstellung. Senzo erlebte für Wochen immer und immer wieder diesen letzten Blick, welcher sich als Rest von Bewusstsein eingebrannt hatte. Mehr war dort nicht, doch daran klammerte sich seine Persönlichkeit. Er war noch hier, irgendwie. Eine Erlösung war es, als er befreit wurde, und auf ein Bett gelegt wurde. Gerade wurde er zugedeckt. Die Anästhesie ließ nach, das Bewusstsein konnte sich wieder ausbreiten und die Endlosschleife abschütteln, während sich mit schwerem Blei seine Augen öffneten. Diesig war der Blick, als seine Hände die Decke griffen, um sie instinktiv näher heran zu ziehen. "Aaaaah," schrie er, um aus dem letzten Gedanken auszubrechen. Voller Schmerz schrie er auf, als sein Verstand den Krieg abschütteln wollte, der ihm diese Pein bereitet hatte. Panisch richteten sich seine Augen aus, suchten Halt an der Decke, doch fanden sie nicht. Wo war er? Ist dies die Nachwelt? Der Schutz fehlte seinem Körper, während er Kälte fühlte. Mit einem Satz warf er die Decke zur Seite, während er mit beiden Beinen um sich trat. Pandorum trat ein: ein Zustand des wahnhaften Deliriums, welches nach langer Zeit im Bacta oder Kryo-Schlaf eintreten konnte. Zusätzlich waren es die Erinnerungen, die ihn urplötzlich quälten. Sein Geist war von einem Unzustand zu einem neuen Zustand versetzt worden.
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#5
Zabine betrachtete stöhnend die monoton-graue Durastahlwand, die gerade ihr gesamtes Sichtfeld einnahm, während sie mit allen Vieren von sich gestreckt am Boden lag und versuchte gedanklich zu rekonstruieren, was gerade passiert war. Es hatte eine erschreckende Ähnlichkeit damit, wie es sich anfühlte, einen Looping mit kaputtem Trägheitskompensator zu fliegen mit dem feinen Unterschied, dass das witzig war. Irgendwie. Das hier nicht, das tat eher weh. Eigentlich hatte sie nur einen simplen Wartungscheck an ihrem Raumjäger durchführen wollen, als es plötzlich einen lautstarken Knall gab und sie, sowie alle anderen unbefestigten Gegenstände das Hangars, urplötzlich begannen durch die Gegend zu fliegen, zu rutschen und zu rollen. Zab bemerkte, dass ihre Hand in etwas unangenehm nassem lag und identifizierte die dubiose Flüssigkeit mit skeptischen Blick als Maschinenöl. Sie tat nichts. Stieß nur ein weiteres resignierenden Seufzen aus und ließ ihren Kopf mit der Stirn wieder auf den kalten Boden sinken. Zabine registrierte, wie sich die Ärmel ihrer Jacke langsam begannen sich mit der penetrant riechenden Flüssigkeit vollzusaugen und ihr Hirn sie beständig dazu animieren wollte, etwas gegen diesen offenbar nicht tragbaren Zustand zu unternehmen. Ihr Bauchgefühl widersprach einige Momente lang, ehe die Hand kurz zuckte, einen Bogen beschrieb, der sie näher an ihren Körper brachte und die Pfütze dabei noch breiter wischte.
Ihr Kopf drehte sich in die entgegengesetzte Richtung und betrachtete, was Hand Nummer zwei im Augenblick so trieb, ehe ihr Mund vier simple Buchstaben formte und sie mit lustlos-entgeisterter Stimme vortrug: "Kark." Sie betrachtete munter den purpurfarbenen, dickflüssigen Strom, der irgendwo von oberhalb ihres Armes ausging, sich bis zu ihrem Handgelenk vorgekämpft hatte und den Zabine als ihr Blut identifizierte. Weiter oben erfreuten sich derweil gewiss bereits alle möglichen Mikrobazillen, Staubpartikel, Keime und sonstiges Zeug, dass nur aus dem Grund die Galaxis heimsuchte um ihr Leben besonders ereignisreich zu gestalten, an der offenen Wunde. Ihr Kopf drehte sich weiter hoch und beobachtete die neuartige Wurzel allen Übels, die nun ihrer Aufgabe nachkam und langsam Schmerzimpulse durch den Körper sandte. Tatsächlich. Offenbar hatte irgendein scharfkantiger Gegenstand ihrer alten Jacke den Rest gegeben und hatte sich durch Material und Gewebe gebohrt. Das schändliche Objekt stellte sich als Metallsplitter heraus, als nicht desinfizierter, mit allerlei Keimen versehener Metallsplitter, der ihre Zellorganismen gerade mit allerlei neuen Hochkulturen in Kontakt treten ließ. Die wenigstens von ihnen waren zu einer netten Plauderei da. Die Arkanierin reaktivierte ihre ölverschmierte Hand und langte damit herüber zu ihrem Oberarm, in dem das vermaledeite Stück steckte, biss die Zähne zusammen und zog es mit einem kräftigen Ruck heraus, ehe es klappernd zu Boden fiel. Zabine drehte sich auf den Rücken und begann damit, sich aus ihrer nunmehr öl- und blutdurchtränkten Jacke herauszukämpfen, bemerkte dabei jedoch, dass ihr Kopf die Gesetze von Realität und Physik noch nicht völlig sicher umzusetzen wusste. Das plötzliche ändern der Lage, hatte nun eine Schwindelattacke nach sich gezogen und sie bemerkte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte, während alle anderen Sinne darauf bedacht waren ihr einzureden, dass das alles nur Einbildung sei. Mochte schon sein, machte es dadurch allerdings auch nicht angenehmer. Nach einigen Augenblicken setzte sie den Versuch fort, befreite ihre Arme schließlich und schaffte es sogar ihren Oberkörper aufzurichten.

Ihre Augen musterten den Hangar. Es sah... nicht so aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. Es fehlte einfach dieser charakteristische Geruch von verbrannten Kabeln, verschmorten Leichen und zusätzlich genügte das Ambiente nicht. Keine Feuer, keine schreienden Leute und keine Explosionen. Es wirkte eher als... hätte jemand ein Swoop-Rennen veranstaltet ohne zu wissen, wie man ein Swoop fährt. Zig Einzelteile säumten ihr Sichtfeld, ein Großteil davon Ersatzteile und Werkzeuge aus irgendwelchen Behältern, die umgefallen und aufgesprungen waren und ihren Inhalt nun großflächig im Hangar verteilten. Würde sicher spaßig werden den Kram wieder auf- und einzuräumen. Die Arkanierin ließ ihre Augen weiter den Raum durchforsten und erblickte eine besonders große und schöne Ansammlung an Schrott: in der ihr gegenüberliegenden Ecke hatten sich drei Raumjäger - und es gab nur diese drei - in einem hübschen Knäuel verrammelt, dekoriert mit allmöglichen Wartungszubehör. Ein erneutes entgeistertes Stöhnen entfuhr ihr und irgendwie war Zabine danach sich einfach wieder zurückfallen zu lassen, sich tot zu stellen und darauf zu warten, dass sie irgendwer in die Medi-Station schleifte. Dann ein paar Tage Bettruhe und am Ende war alles nur ein böser Traum. Aber eben genau dieser Gedanke verhinderte es. Warum war niemand hier? Warum kam keine Durchsage über Interkom? Sie zog ihre Beine ein und richtete sich erheblichen schwankend auf und war dankbar, dass eine wunderschöne Durastahlwand neben ihr war, die sie auffing. Mit kraftlosen, wenig gezielten Schritten schlurfte sie voran, irgendwie grob in die Richtung, in der sie das Interkom vermutete.
Nach einer gefühlten Ewigkeit stand sie davor. "Cap? Hey, hier is' Zab.", gab sie dem Gerät brav zu verstehen, ehe sie nuschelnd ergänzte: "Uhm... aus dem Hangar." Keine Reaktion. Ihr Blick verfinsterte sich, als sie das widerspenstige Gerät feindselig betrachtete, dass offenbar nicht gewillt war, seine Funktion mit ihr zu teilen. "Cap?! Was zum Henker is' passiert? Der ganze Scheiß liegt hier rum als wär' einer besoffen in ne' Cantina gekracht! Cap! Verdammt, ich will ne' Antwort!" Sie fühlte sich danach das Ding mit einem Hammer zu Tode zu malträtieren, konnte allerdings beim besten Willen keine Energie aufbringen, um diesen Plan tatsächlich umzusetzen. "Dieser hier glaubt, dass die interne Kommunikation ausgefallen ist.", zischte eine Stimme aus den Schatten, die Zabine sofort erkannte: sie gehörte Yek, einem hochgewachsenem Barabel mit dunkelgrünen Schuppen, den sie irgendwie mochte. Die Echse reckte ihren Kopf vor und grinste sie an, was bei Barabel in etwa so aussah, als wollten sie ihrem Gegenüber den Kopf abbeißen - vermutlich war das einer der Hauptaspekte, warum sie ihn mochte: es war witzig zu betrachten wie sich andere in die Hose machten, wenn eine zwei Meter zwanzig hochgewachsene Schuppenbestie sie ansah, als wäre sie gleich Nachttisch. Auf Barab I war diese Angst vielleicht sogar gerechtfertigt.
Zabine zog den Mund schmollend zusammen und schaute ob der unerfreulichen Nachricht recht frustriert drein und in diesem Falle war der Überbringer der schlechten Botschaft wohl auch der Verursacher - irgendwie zumindest. "Und michse glaubt, dass dichse sich hat Kopf angeschlagen! Das Scheißding ging eben noch!", giftete sie zurück. Und wann auch immer "eben" war. Yek grinste weiter, sichtlich amüsiert über den Ausbruch oder auch nur erfreut, dass in dies... ihr, immer noch so viel Energie steckte. "Dann schlägt dieser hier vor, dass diese sich auf den Weg zur Brücke macht, um zu erfahren, was vorgefallen ist. Und dieser wäre überaus erfreut, wenn diese noch einen Umweg über die Krankenstation nehmen würde. Um ihrer beider Willen." Das reptilienartige Wesen kam weiter aus den Schatten hervor und Zab schluckte kurz, als sie sah, woran er litt. Soweit es das ungeschulte Auge zu erfassen mochte, hatte sich der Barabel einen ziemlich übel aussehenden Bruch im Oberschenkel zugezogen. "Dann uhm... macht sich diese besser mal auf den Weg. Schätze ich.", schob sie ihm etwas kleinlaut und zögerlich als Antwort entgegen, sichtlich peinlich berührt darüber, dass sie ihn eben noch angeblafft hatte.

Die Arkanierin schlurfte abgewrackt und dennoch erschreckend zielstrebig, in Richtung des Medi-Traktes. Der Weg war ohnehin vertraut und irgendwie schätzte Zabine, dass sie die häufigste Besucherin war. Auf ihrem Weg bemerkte sie, dass der Rest des Schiffes nicht merklich besser aussah als der Hangar - irgendetwas hatte sie wohl ziemlich hart getroffen oder Muutal ist besoffen in einen Meteoritenschwarm geflogen. Aber soweit sie wusste, gab es so etwas über Firrerre nicht. Also, was dann? Piraten? Wahrscheinlich nicht. Dafür fehlte der nötige Wumms um so einen Schaden mit nur einem Angriff zu verursachen. Imperium? Wunsch- und Hassfeind zwar, aber eigentlich lag Firrerre viel zu weit abseits und die Sternenflotte konzentrierte sich eher darauf, ihre Kernreste unter Kontrolle zu halten, statt im Äußeren Rand Wilde Sau zu spielen. Es sei denn... sie hielt kurz an einer Weggabelung inne, die sie direkt zum Meditrakt führen sollte, es sei denn irgendein imperialer Pott ist ihnen von Alui aus irgendwie gefolgt. Vergeltung, Rache für die verlorene Welt. Das wäre das was sie tun würde und in Zabs einfacher Welt, war es auch das, was der Gegner tun würde. Ansonsten... blieben abseits von verschrobenen Warlords und unbekannten, mit wilder Fantasie ausgemalten, Alienspezies nicht mehr viel übrig.
Ihre ölige Hand klatschte gegen die Türkonsole, und mit einem sanften Gleiten eröffnete sich ihr der Blick auf eine der Krankenstationen und auf den ersten Blick war nicht klar zu erkennen, wer nun Patient und wer Arzt war. Die Arkanierin bemerkte nach einer Sekunde, dass es in dieser Situation ungünstig war, mitten in der Tür zu stehen und in den Raum zu gaffen und schlurfte einige Schritte herein, während ihre Armwunde, in der das Metallfragment steckte, weiter vor sich hin blutete. Sie ging einige Schritte zur Seite und ließ sich nach hinten gegen die Wand fallen. "Ich brauch 'nen Doc.", meinte sie erschöpft. "Oder zwei. Yek liegt noch im Hangar mit 'nem gebrochenem Bein."
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#6
Viel Zeit blieb Beskhar nicht, ehe hinter ihm ein markerschütternder Schrei ertönte und der Patient aus dem Bacta-Tank plötzlich will um sich zu schlagen und zu treten begann. Einige Momente lang besaß der panische Mann die Aufmerksamkeit des ganzen Saals. Doch schnell wurde deutlich, wer sich um ihn kümmern würde und das übrige medizinische Personal versank wieder in sein geschäftiges Treiben. Mit einer knappen Geste winkte der Klon die dunkelhäutige Krankenschwester heran, um seinen jetzigen Patienten zu übernehmen. Er wartet jedoch nicht auf ihre Antwort, sondern drehte sich zu dem Strampelnden um und packte ihn fest bei den Oberarmen – auch wenn er sich dabei den einen oder anderen ungelenken Treffer einfing. Er wollte ihn nicht fixieren, doch verhindern, dass er sich mit seinen Händen am Ende selbst Schaden zufügte. Wandte genau so viel Kraft auf, dass er ihn aufrichten konnte, ohne ihn in eine steife Position zu zwingen. In solchen Situationen war es wichtig, dass die Muskeln des Betroffenen sich auf natürliche Weise entspannen konnten. Gefangen in einem Schraubstock oder zu Boden gepresst, würde sich die Panikattacke sonst nur verschlimmern.

Es war ein vertrautes Bild, auch wenn Beskhar es jedes Mal aufs Neue bedauerte. Er hatte nicht erwartet, dass der Patient so schnell wieder zu sich kam. Doch zumindest war seine Einschätzung, ihn aus dem Bacta-Tank zu entlassen, die richtige gewesen. Offenbar war der Mann von Alui schon wieder gut bei Kräften – auch wenn er ebenfalls aus Erfahrung wusste, zu welchen Leistungen ein Körper unter enormem Stress fähig war. Deutlich vernehmbar und mit einem beruhigenden Singsang versuchte er, die Aufmerksamkeit des Mannes zu gewinnen. „Ganz ruhig, ganz ruhig. Senzo“, erinnerte er sich an den Namen, der auf dem Flimsi-Datenblatt am Bacta-Tank gestanden hatte, „sehen Sie mich an! Sie sind nicht in Gefahr. Sie sind an Bord eines Lazarettschiffs und in Sicherheit.“ Die Krankenschwester erschien am Rande seines Sichtfeldes und signalisierte Bereitschaft, im Notfall einzugreifen. Callio war ihr Name. Sie war erst vor ein paar Wochen zu ihnen gestoßen und leistete bisher gute Arbeit. Er schüttelte leicht mit dem Kopf und fuhr fort. „Sie haben eine Panikattacke. Kämpfen Sie nicht dagegen an, versuchen Sie ruhig zu atmen und sich zu entspannen.“

Gleichzeitig strömte eine weitere Gruppe von Verletzten in unterschiedlichem Tempo durch die Tür. Eine Gestalt mit äußerst blasser Haut – die aber glücklicherweise ein Merkmal ihrer Spezies war – wirkte sehr angeschlagen und blutete stark aus einer Armwunde, die von einem festsitzenden Metallsplitter verursacht worden war. Nach wenigen Schritten sackte sie an der Wand zusammen, auch wenn ihre Stimme immerhin noch laut genug war, dass man sie trotz des konstanten Geräuschpegels aus Murmeln, Rufen und Stöhnen in den ersten Reihen noch vernehmen konnte. Auf der Krankenstation hatte sich ein unsichtbarer Schalter umgelegt und das Personal, das auf genau solche Fälle – wenn auch nicht in den eigenen Reihen – vorbereitet war, funktionierte wie das Innere eines Chronos. Auch wenn einige unter Schmerzen arbeiteten, hatten die frisch Verletzten von anderen Stationen Vorrang. Zwischen Callio und Beskhar genügte ein Blickkontakt, dass er die Pflegerin bis auf weiteres entbehren konnte. Also eilte sie zu der benommenen Frau und kniete sich vor sie. „Wir kümmern uns um ihn. Können Sie aufstehen? Stützen Sie sich auf mich, es ist gleich geschafft.“

Callio stellte sich auf die scheinbar unverletzte Seite der Arkanierin und half ihr dabei, wieder auf die Beine zu kommen. Normalerweise wäre es klüger gewesen, den verletzten Arm anzuheben, um den Blutfluss zu verringern. Doch darum würde man sich gleich kümmern können und die Krankenschwester wollte bei dem recht tief eingedrungenen Splitter keinen zusätzlichen Muskelschaden riskieren. Im reibungslosen Ablauf war auch bereits jemand unterwegs, Zabines Blutspur bis zur Tür zu beseitigen und die entsprechenden Stellen zu desinfizieren. Kaum hatte Callio die verletzte Frau behutsam auf das erste freie Bett gelegt, stand schon ein jung wirkender Chirurg mit dunkelblondem Haar Spalier. „Ich brauche hier einen Sterilfeld-Generator! Lokalanästhesie setzen! Wahrscheinlich müssen wir hier Synthfleisch verwenden.“ Jemand schob den geforderten Generator heran und aktivierte ihn. Ein leichtes Prickeln breitete sich um das gesamte Bett aus und schuf so eine sterile Umgebung, in der Zabines Armwunde gefahrlos behandelt werden konnte. Üblicherweise waren Sterilfelder fest in einen Operationsraum integriert. Doch auf einem Lazarettschiff, auf dem sich die Notfälle schon einmal stapeln konnten, hatte man klugerweise mehrere mobile Generatoren eingeplant, um Engpässe umgehen zu können. Vor zwanzig Jahren hatten nicht einmal die meisten Feldlazarette einen solchen Luxus besessen…

„Wir werden Ihren Arm betäuben, während der Splitter entfernt wird“, übersetzte Callio die knappen Worte des Chirurgen und hatte den Injektor bereits im Anschlag. Durch das ungewöhnliche Aussehen der Patientin fiel es der Pflegerin nicht schwer, sich an die Krankenakte von Zabine zu erinnern und bei den Medikamenten entsprechend Rücksicht zu nehmen. Die Arkanierin war auf der Krankenstation ein bekannter Gast – und unter anderen Umständen hätte der Chirurg sicherlich auch ein paar freundliche Worte für sie übrig gehabt. Doch gerade war nicht die Zeit dafür. Mit einem Zischen entlud sich der Injektor und verteilte das Betäubungsmittel in Zabines Arm und ihrer Schulter. Die Zeit bis zum Eintreten der Betäubung wurde genutzt, um den Arm vorsichtig von Blut und anderen Flüssigkeiten zu reinigen. Kaum dass die Wirkung des Anästhetikums durch einen kurzen Test bestätigt war, machte sich der Arzt ans Werk und entfernte den blutverschmierten Splitter. Klemmte die beschädigten Blutgefäße ab, bis er den Schaden zur Gänze begutachtet hatte, damit Zabine nicht noch mehr Blut verlor, und vernähte das beschädigte Gewebe, soweit er es vermochte. Callio legte unterdessen an Zabines gesundem Arm eine Transfusion, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen und achtete darauf, dass die Patientin bei Bewusstsein blieb. Unterdessen rauschte weiteres medizinisches Personal – mit Tragen und Medi-Kits bewaffnet – an ihnen vorbei, um Verletzte von anderen Stationen zu bergen, darunter auch den Barabol im Hangar.

Nur wenige Minuten später war die Wunde mit Synthfleisch ausgekleidet und mit einem Bacta-Pflaster verschlossen. Gefühlt schien der Chirurg erst jetzt wieder zu atmen und legte das blutige Operationsbesteck beiseite. „Sie bleiben erst einmal hier, bis Sie wieder bei Kräften sind. Callio, bitte einmal Reflexe testen und auf weitere Gewebeschäden scannen. Ich bin gleich wieder da.“ Der nächste Notfall wartete bereits auf ihn.
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#7
Diese Attacke traf ihn dermaßen hart, dass er nicht sofort zwischen Vergangenheit und dem Jetzt unterscheiden konnte. Senzo brauchte mehrere Atemzüge bis sich seine Augen auf den Sanitäter konzentrieren konnten. Es fiel ihm schwer überhaupt einen klaren Fokus zu setzen. Doch seine strampelnden Bewegungen ließen nach, da er noch nicht die Kraft hatten diesen Zustand auf Dauer aufrecht zu halten. Sein Körper war ausgebrannt durch die lange Zeit im Bacta. Die Heilung hatte ihren Preis, wie so vieles im Krieg. Schließlich blickte er Beskhar an, keuchte ein letztes Mal, bis sein Geist realisieren konnte, dass er nicht mehr auf Alui im Gefecht war. Senzo fand sich wertlos an diesem Ort wieder. Auch fühlte er sich selbst wertlos, denn er war beinahe gefallen und doch gerettet worden. Manchmal erschien der Tod doch als Erlösung für diesen Mann, der so viel Gewalt gesehen hatte. Der Kampf gegen das Imperium war in den letzten Monaten für Senzo so brutal geworden, dass er sich manchmal den Tod wünschte, um diesen Erinnerungen zu entgehen. Schlaflosigkeit war noch die kleinste Narbe an seiner Psyche, die den sensiblen Mann peinigten. Die Schussverletzung schmerzte nicht mehr und doch war der Blasterschuss nicht vergessen. Fühlte es sich so an? Senzo verglich diese Erfahrung mit seinen Einsätzen. Auch er hatte auf Personen geschossen. Nicht jede war sofort gestorben. Viele litten noch Stunden bis auch ihre Schreie verstummt waren. Dieser Krieg kostete Seelenheil. Man sagte, dass ein Soldat das Gewicht einer Waffe, die er abgefeuert hatte, niemals vergessen konnte. Alles wurde mit dem Gewicht dieses Kriegsinstrumentes verglichen und ihr Gewicht beschwerte ein ganzes Leben. Seine Hände kannten das Gewicht der Waffe gut und somit auch seine Seele. War Alui gerettet? Scheinbar, ja. Senzo war zumindest erleichtert, dass seine Miliz eine Welt befreien konnte, die bereits genug Krieg gesehen hatte. Dennoch blieb dieses Gefühl von Wertlosigkeit. Er war hier, gefesselt und heruntergedrückt in diese halbaufgesetzte Position durch einen Sanitäter, während er eigentlich auf Alui sein wollte. "Ist Alui frei?" - war die versichernde Frage des Miliz-Offiziers, welcher es einfach wissen musste, ob sein Opfer von Wert war. Vielleicht konnte er so den emotionalen Ballast schmälern. Krieg tötete nicht nur Leben, sondern auch Lebenswert aller Beteiligten. Würde die Gesellschaft noch hinter ihm stehen, wenn sie wussten, was er getan hatte? Würde noch etwas Leben in ihm bleiben, wenn er ein normales Leben antrat? Gab es überhaupt noch ein normales Leben für eine Person, die in diesem Krieg gekämpft hatte?

Dieser Krieg genährt aus Fanatismus, Terror und dem Horror der Allmachtsfantasie zerstörte die gute Gewissheit des einstigen Historikers. Er kannte die Geschichte nur zu gut, dass für Soldaten nach einem Krieg oft kein Platz mehr war. Man gebrauchte sie und ließ sie dann mit dieser neuen Welt allein, die für andere bestimmt war. Senzo hatte sich für den Kampf entschieden, aus guter Gewissheit, dass das Imperium enden musste. Zum Wohle einer neuen Zukunft, die jedem fühlenden Wesen eine gerechte Chance auf Leben ließ, war er bereit sich selbst zu opfern. Doch diese Zukunft würde keinen Platz für Krieger dieses Krieges haben. Man würde sie nicht vergessen aber beständig bei Seite schieben. Ihnen Orden geben aber dann auch vergessen, wenn der neue Alltag einkehrte. Es war immer so gewesen. Senzo wollte den Wesen eine Zukunft geben, die sie wirklich sehen wollten. Für diese kämpfte er. - Und auch für seine verschollenen Kinder, die er noch retten musste. Danach gab es nichts mehr für diesen Mann, der an sich selbst zweifelte, für das, was er geworden war. Gewalt kostete mehr als einen Schlag oder Blasterschuss. Die Geschichte würde hart urteilen, ob dieser Kampf gerecht geführt wurde oder doch nur ein Krieg, wie jeder andere war. Senzo blickte tief und angespannt in die Augen von Beskhar, auf die Antwort wartend, die ihn von diesem Zweifel vorerst befreien sollte. War Alui sicher? War wenigstens dies erfolgreich? Der Milizionär musste dies nun wissen.
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#8
Zabines Augen verharrten für den Moment in der Krankenstation und suchten eher planlos nach irgendjemanden, der ihr Hilfegesuch hoffentlich erhört hatte. Was sie sah, war ein Bild intensiver Geschäftigkeit - Ärzte, Sanitäter und Pflegekräfte rannten für das Laienauge wild umher und versuchten gleichzeitig für alle da zu sein. Irgendein alter Knacker, den sie schon mehrere Male gesehen hatte, rang gerade mit einem wild strampelnden Mann mittleren Alters, der offenbar partout nicht einsah, dass er jetzt still halten und liegen musste. Zabine runzelte unsicher die Stirn, während ihr Sichtfeld zunehmend verschwamm und viele Konturen nur noch unscharf zu erkennen waren. Unter anderen Umständen hätte sie den Alten jetzt mitunter sogar angefeuert, aber auch so sah die Situation einfach so wunderbar bizarr aus, dass sie sich ein Grinsen nicht zur Gänze verkneifen konnte. Wenn der Typ noch so strampeln konnte, warum war er dann hier? Für Energiebündel war gerade genug Beschäftigung vorhanden, nicht zwingend also die logische Entscheidung hier und jetzt irgendwelches fossile Krankenpersonal mit absurd ausschauenden Attacken zu malträtieren. Sie bemerkte, wie ihre Aufmerksamkeit von der seltsamen Szenerie schwand und sich ihre Augenlider weiter herabsenkten, während eine Stimme in ihrem Kopf sie mahnte, dass derzeit nicht der beste Zeitpunkt war, um ein Schläfchen zu machen. Zabine legte ihren Kopf in den Nacken, was erneut zu einem kurzen Schwindel führte und starrte in das nunmehr kreisende Licht der Notbeleuchtung über ihr.
Augenblicke später hörte sie eine Stimme in gepflegtem Basic vor ihr und ihr Blick fiel in das Gesicht einer dunkelhäutigen Frau. Menschenfrau. Zumindest soweit Zabine das sagen konnte - Vertreter dieser Färbung waren eher selten, zählten aber irgendwie mit dazu. Die Arkanierin bemerkte, wie ihr Kiefer sich etwas verschob und kurzzeitig unwirsch zu mahlen begann - nicht gerade ihre erste Wahl, aber so wie die Lage gerade war, hatte sie auch nicht viel Auswahl, wessen Hilfe ihr lieber war. Sie begnügte sich damit, dass es zumindest die Minderheit ihrer Lieblingshassspezies darstellte, deren Hilfe sie nun benötigte. "Ich bin nich'..." behindert, wollte sie ihr als wenig charmante Antwort entgegnen, verkniff sich den letzten Teil dann allerdings doch. Konfrontation war zumindest im gegenwärtigem Zustand noch keine gute Idee. So nahm sie also ihren unverletzten Arm und schlang diesen um die Schulter der Pflegerin. Ihre Füße stolperten die ersten Schritte ein wenig zu weit, doch wurde der Leib direkt vom Rücken der Menschenfrau abgebremst, was Zabine immerhin gedanklich positiv als Gute Stütze! festhielt. Den Rest des Weges war die Arkanierin eher darauf bedacht, mit ihren Füßen einfach hinterherzuschlurfen, während ihr verletzter Arm nutzlos herunterbaumelte und sie nicht mehr klar sagen konnte, ob sie sich an den Schmerz gewöhnt hatte, oder ob der Radius des Leides sich inzwischen über weitere Bereiche ihrer Körper gelegt hatte, so, dass sie es ebenso kaum mehr mitkam. Fest stand lediglich, dass etwas weh tat - im Zweifel einfach alles.

Zabine ließ sich in ein Bett verfrachten und kommentierte die Sache lediglich mit einem unterdrücktem Seufzer - das konnte sie definitiv noch alleine, kein Grund also, sie behutsam wie eine Porzellanfigur, auf ihrem Samtkissen zu deponieren. Sie holte Luft und wollte gerade dazu ansetzen der jungen Dame nahezulegen, dass sie nicht aus Glas bestand, als bereits ein Arzt vor ihr Stand und irgendwelche für die Arkanierin unverständlichen Worte zu seinem Personal brabbelte. Zabine reagierte mit der Artikulationsfähigkeit eines Vorschulkindes und kommentierte seinen kurzen Ablaufplan mit "Ähä." und "Hm, ja...", obwohl sie kaum ein Wort von dem Verstand, was er überhaupt vorhatte - was zu einem weiteren Stirnrunzeln führte. Sie mochte Ärzte, Krankenhäuser und -stationen nicht sonderlich. Es war stets eine unangenehme Situation, in der sie einem anderen Lebewesen ausgeliefert war, dass mit Sachen hantierte, von denen sie nichts verstand und das setzte voraus, dass sie einen Vertrauensvorschuss gewähren musste und mochte es auch noch nicht geschehen sein, so tickte ihre innere Uhr und zählte wie lange es noch dauern würde, bis irgendein Pfuscher ihrem Witz von Immunsystem den Rest gab. Sie sah sich also gefangen in einer Situation der Hilflosigkeit und musste, wieder einmal auf die Hilfe von Individuen vertrauen, die sie kaum kannte, ebenso unangenehm wie unvermeidbar. So wanderte ihr Blick von Pflegerin zu Chirurg hin und her und sie beide musterte - nicht, dass es etwas brachte oder die Situation ändern würde.
Die Arkanierin drehte ihren Kopf offenbar desinteressiert zur Seite und besah sich wieder des Schauspiels Megaknacker gegen Ultraaggro, schien jedoch den besten Teil bereits verpasst zu haben. Die Frauenstimme übersetzte noch einmal in für sie verständliche Worte, was gleich geschehen würde, was Zabine jedoch nur mit einem trockenem "Mhm.", bemerkte, als wage es sich gerade jemand ihre Lieblingsholoserie zu unterbrechen. Zu ihrem Unglück schien der beste Part allerdings schon vorüber und die Situation hatte sich beruhigt. Ablenkung gab es in Form einer Wundreinigung, welche Zabine kurz mit einem spitzen "Au!" kommentierte, weniger der Tatsache entsprechend, dass es tatsächlich schmerzte, sie spürte bereits das Kribbeln der sich ausbreitenden Betäubung, als vielmehr dem geschuldet, dass sie es nicht mochte, wenn irgendwelche Gestalten im inneren ihrer Gliedmaßen herumrührten. Augenblicke später war der Arm komplett betäubt und die eigentliche Arbeit daran begann. Ihr Kopf warf sich sogleich wieder in Richtung des Chirurgs und betrachtete mit Faszination und Abscheu seine Arbeit, während auf der anderen Seite die Pflegerin herumdokterte und.... sie drehte ihren Kopf erneut herüber, offenbar damit beschäftigt war, ihren Blutvorrat etwas aufzufüllen. "Uhm...", begann Zabine misstrauisch und ängstlich zugleich, sich unklar darüber, ob die Frau gerade tatsächlich wusste was sie tat. Zu ihrem Unglück war die Sache allerdings bereits vorüber, bevor ein ernsthafter Widerspruch erfolgen konnte. Ein erneutes Seufzen folgte, dieses mal eines, der eher niedergeschlagenen und resignierenden Art.

Der Arzt verkündete indes, dass er seine Arbeit erst einmal beendet hatte, aber... sie sollte hier bleiben? Ein Anflug von Ärger mischte sich in ihre Miene. Sie wollte nicht hier bleiben - zu einen lag sie nicht gerade im Sterben, sondern hatte bestenfalls einen tauben Arm, zum anderen gab es sehr wahrscheinlich Leute, die dringender im Bett liegen mussten. Ihr Blick fiel ausgerechnet auf den vor kurzem noch zappelnden Mann und Zabine revidierte: Oder auch nich'. "Ich muss aber...! Hmpft.", stoppte sie ihren Widerspruch für einen Moment, irgendwo wissend, dass dieser Ansatz wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt war. "In Ordnung, Doc. Bis die Betäubung weg is'. Is' ja nich' so, dass ich hier gleich sterbe.", stellte sie ihre Bedingungen mit einem leichten funkeln in den Augen. Und damit war er auch schon weg und sie blieb allein mit ihrer Pflegerin zurück, dass demnach nun Opfer ihrer Aufmerksamkeit wurde und sei es nur, weil es sonst gerade niemanden gab. "Hey Callio!", begann sie eher banal Aufmerksamkeit einzufordern und missachtete munter irgendwelche förmlichen Anreden, sondern nutzte einfach den Namen, den der Chirurg hatte fallen gelassen. "Weiß hier irgendwer, was passiert is'? Der ganze Pott sieht aus wie 'ne einzige Schrottschüssel. Ich mein... Firrerre - Hallo? Da is' nix! Die Imp's sind da schon ewig weg... oder?", schob die Arkanierin das kleine, meist sehr unbedeutende Wort, doch sehr zweifelnd und hoffend nach.
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#9
Senzos Bewegungen wurden ruhiger, sein Muskeltonus senkte sich und der Blick des Mannes schien ihn auch endlich wahrzunehmen. Beskhar lockerte seinen Griff, doch er stützte seinen Patienten weiterhin, damit er nicht plötzlich in sich zusammensackte. Noch immer wirkte Senzo wie durch den Wind, doch das war angesichts seiner letzten Erinnerungen wohl auch nicht verwunderlich. Die Descryer hatte ihn in bewusstlosem Zustand aufgenommen und dies war das erste Mal, dass er während seiner Zeit an Bord zu sich gekommen war. Die Umstände waren… nicht die besten. Auf die Frage des Mannes, der scheinbar in erster Linie an das Wohlergehen seiner Heimat dachte, antwortete der Sanitäter mit einem halben Lächeln, wie es unter seinesgleichen üblich war. Er konnte diese Haltung allzu gut nachempfinden und es rührte uralte, bittersüße Erinnerungen in ihm.

„Ja“, sagte er mit warmer Stimme. „Alui ist wieder ein Teil der Republik.“ Er gab Senzo einige Momente, um über diese Worte nachzusinnen. So bedauerlich es war, den Mann sich selbst zu überlassen – sobald er sich beruhigt hatte, musste Beskhar sich um den nächsten Verletzten kümmern. Noch immer gab es genug Nachschub von verschiedenen Stationen des Schiffes und mittlerweile waren einige aus ihren eigenen Reihen aufgebrochen, um sich um die nicht transportfähigen Fälle zu kümmern. Zerknirscht schob er abermals den Gedanken an Rutee beiseite. „Legen Sie sich bitte noch einmal hin.“ Um seine Worte zu unterstreichen, senkte Beskhar seine stützenden Hände in Richtung des Bettes, ehe er den Mann losließ. „Ich muss mir ansehen, ob die Wunde noch immer ordentlich verschlossen ist.“ Das Bacta sollte ganze Arbeit geleistet haben, doch der Sanitäter wollte nicht riskieren, dass die Panikattacke doch noch Schaden angerichtet hatte. Routiniert suchte er nach Anzeichen innerer Blutungen oder eines erneuten Wundaufrisses, konnte aber keine finden. Er legte dem Mann eine Hand auf die Schulter. „Ruhen Sie sich aus, das ist im Moment Ihre einzige Aufgabe. Umso eher kann ich Sie aus dem Bett entlassen. Brauchen Sie noch ein Beruhigungs- oder Schmerzmittel?“ Senzo hatte vermutlich lange genug geschlafen, doch Beskahr wollte ihm zumindest die Möglichkeit offen lassen, angesichts der Hektik auf der Station etwas zur Ruhe zu kommen.

Callio ließ sich unterdessen von Zabines Protest nur wenig beeindrucken. Wer keine ganzen Sätze mehr zustande brachte, war auf der Krankenstation eindeutig richtig aufgehoben. Bedauerlicherweise konnte die Krankenschwester auch nicht allein entscheiden, ob jemand bereits wieder erholt genug war, um sein Bett zu verlassen – und gerade schienen alle Ärzte mit anderen Patienten beschäftigt zu sein. „Die Betäubung wird noch eine Weile anhalten. Sagen Sie mir Bescheid, sobald Sie wieder Gefühl in Ihrem Arm bekommen“, merkte Callio an, während sie den Bioscan durchführte. Das Ergebnis sah zufriedenstellend aus. Von der Armwunde und einer leichten Gehirnerschütterung abgesehen schien es der Pilotin den Umständen entsprechend gut zu gehen. Nur ihr Oberteil war wohl dahin. Dennoch würde man sie wahrscheinlich für einige Stunden zur Beobachtung hier lassen, bis Blutverlust und Schwindelgefühl sich gelegt hatten. Zumindest war Zabine ansprechbar und sogar zu kohärenten Sätzen fähig. Sie würde sich ganz gewiss schnell wieder erholen.

Callio hielt in ihrem Reflextest inne, als die Arkanierin – nun als dritte Person innerhalb kurzer Zeit – fragte, was eigentlich passiert war. Mit einem Mal war der Krankenschwester ihre Schulterprellung umso bewusster und ihre Bewegungen wurden etwas steifer, als sie mit gedämpfter Stimme antwortete. „Wir sind bisher genauso ratlos. Auch wenn schon einige Crewmitglieder von der Brücke bereits hier sind, müssen wir sie erst—Kvilsh!“, unterbrach sie ihre Erklärungen überrascht und blickte zum Eingang der Krankenstation, in dem soeben die rechte Hand von Captain Muutal erschienen war. Der Selkath schien das Ereignis gut überstanden zu haben und machte sich nun offenbar ein Bild der Lage. Soweit möglich, breitete sich erwartungsvolle Stille im Raum aus. Zum Glück ließ der Mann sich nicht bitten und gab eine knappe Zusammenfassung der Lage. Auf der Krankenstation konnte keiner beurteilen, ob die Situation geschönt war oder nicht. Doch so, wie die Dinge standen, war es schon drastisch genug und sie konnten anscheinend froh sein, dass sie nicht bereits alle tot im Raum trieben. Callios Miene verfinsterte sich – und sie war nicht die einzige, die vermutlich gerade so manchen inneren Fluch gegen das Imperium durchging. Ein Lazarettschiff anzugreifen! Wie tief wollten diese Leute eigentlich noch sinken? Doch andererseits, wenn man bedachte, was sich das Imperium im Laufe der Jahre alles geleistet hatte, war das Schicksal der Descryer vermutlich nicht mehr als ein Tropfen im Ozean.

Die gemeinsame Empörung und Fassungslosigkeit schweißte die Besatzung noch einmal stärker zusammen. Zumindest hatte Beskhar diesen Eindruck, als er überall im Raum Blicke auffing, die das gleiche zu sagen schienen. Chakaaryc, hat das Imperium nichts Besseres zu tun?“, murmelte der Klon und schüttelte verbissen den Kopf. Für den Moment konnten sie an der Lage nichts ändern – vielleicht der Macht oder was auch immer danken, dass es sie nicht schlimmer getroffen hatte. Immerhin leben wir noch! Das kann nicht jeder von sich behaupten! Was ihre Station anbelangte, war es im Augenblick am effektivsten, einfach weiterhin wie am Fließband zu arbeiten – so lange, bis die anderen Stationen wieder mit zusammengeflicktem Personal besetzt waren. Wenn ihnen die Descryer bis dahin nicht um die Ohren flog, war schon einiges geschafft.
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#10
Liegen war eine gute Idee. Eine wirklich gute Idee. Senzo wollte einfach nur in seinen Gedanken sein, da das Schmerzmittel noch immer seine Kreise um ihn zog. "Danke," sagte der Soldat zum Klon, den er noch nicht als Klon identifiziert hatte. Alui war wieder ein Teil der Republik. Eine seltsame Formulierung aber wohl treffend. Für Senzo hatte die Republik auch nie aufgehört, sondern war nur verdorben worden, bis aus dem toten Fleisch das Imperium emporgestiegen war. Wie die Maden eines Fliegenschwarmes, hatten sich die Imperialen am Körper der Republik genährt, bis sie stark genug waren, um als fliegende Biester aus dem Fleisch zu steigen. Ihr Surren war inzwischen das Surren unzähligen Kriegsschiffe, welche einem tödlichen Schwarm gleich, ihre wertvolle Brut schützten. Der Sanitäter senkte ihn wieder herab. Senzo folgte bereitwillig dieser Bewegung. "Ich nehme noch ein paar Meds," drückte sich er sich mit verwaschener Zunge aus, um dann, als die stützende Hand schwand, seinen Kopf auf dem Kissen nieder zu lassen. Doch da war sie noch, nun auf seiner Schulter; jemand war da und er war nicht ganz allein. Schließlich bemerkte er das Treiben, die Hektik, um ihn herum, welcher ein Soldat nur zu gut kannte. Senzo wollte nicht diesen Mittelpunkt für den Sanitäter bilden, da er sich soweit, sofern er Meds bekam, gut fühlte. Ein paar Tage im Bett würden ihm gut tun. Echter Schlaf, wenn auch von Albträumen durchzogen. "Meine Decke," beanspruchte er noch ein wärmendes Objekt, welches vor einigen Momenten auf den Boden gefallen war. Es war der letzte Dienst, den Beskhar noch für ihn tun konnte, bis der Milizmann frei sein Augen schließen würde. Es war gut. Irgendwie war es gut ausgegangen. Dennoch blieb dieses Gefühl, dass man noch lange nicht am Ziel war. Nicht nur, weil er seine Kinder noch nicht gefunden hatte. Das Imperium mit seiner Barbarei blieb weiterhin ein Gegner, der noch viele Welten in einem bösen Klammergriff hielt, um diese kranke Idee von Allmacht noch mit etwas Blut zu beleben. Die Maden wollten noch einmal fressen. Senzo dachte an die größten Maden des Imperiums, nannte dabei gedanklich Namen, wie Vesperum, Isard und auch Il-Raz. Er konnte ihnen nicht eine kranke Genialität absprechen, da sie indem, was sie taten, gut waren. Sie hielten dieses furchtbare Reich am Laufen und so fragte sich Senzo in diesem Moment der hektischen Ruhe, was ihn noch erwarten würde. Seine Reise schien noch nicht beendet.

Das Gefühl der Wertlosigkeit blieb, wich nicht mehr, und doch konnte der Mann wieder Mut fassen, denn Alui war frei. Wenn Alui frei war, konnten auch bald andere Welten folgen und eines Tages wäre das Imperium nur eine historische Notiz. Dieser Gedanke ließ ihn verworren Schmunzeln, als er wieder seine Augen schloss, um zu schlafen. Der Krieg hatte ihn müde gemacht und er war des Krieges so müde. Noch huschten in einem bestimmten Licht Bilder seiner Vergangenheit vorbei. Seine Kinder waren in den Traumlanden bei ihm, denn dort galten die üblichen Regeln der Realität nicht. Hier war er nur Vater, spielte mit ihnen, diskutierte mit ihnen und hatte ein echtes Leben. Keine Waffe fand sich dort, nur die Liebe eines Vaters zu seiner Familie. Ein leises Gebet murmelten seine Lippen und Beskhar konnte es vielleicht noch hören. "Möge die Macht mit uns sein." - drang es fast lautlos aus Senzos Mund, denn er kannte Liebe und Hoffnung, wenn auch nur befeuert durch eine glücklliche Vergangenheit. Alui gab Hoffnung.
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