#31
Das Schweigen, in dem sie den Rest der Aufräumarbeiten verrichteten, war einträchtiger Natur – und vermutlich auch ihrer wachsenden Müdigkeit geschuldet. Vielleicht hing auch gerade jeder seinen Gedanken nach, doch zumindest war es keine unangenehme Stille. Koryn kam sich nicht sonderlich hilfreich vor, da er weder großes Geschick beim Zusammenlegen besaß noch mit seinen Klauen den Stoff beschädigen wollte. Doch er hatte etwas anderes geschafft – etwas viel wichtigeres. Morgen würde Mytria an einigen Stellen vermutlich noch nachbessern müssen, doch zumindest musste sie nicht umgeben von Schuhen und Plastoid-Koffern schlafen. Der junge Kel Dor streckte sich, nachdem er auch die letzte Schublade wieder an ihren vorgesehenen Platz gebracht hatte, und wandte sich dann dem Mädchen von Herdessa zu. „Schlaf gut, Mytria.“ Er hoffte, dass sie beide von schlechten Träumen verschont bleiben würden. „Wir sehen uns morgen beim Frühstück.“ Es war eine Feststellung, keine Frage – auch wenn ein kleiner Funken Sorge blieb, dass sie sich einfach in der Nacht davonstehlen würde. Mit einem Nicken beendete der Jedi-Schüler seinen Abschied und verließ das Zimmer.

Draußen holte ihn der heutige Tag wieder ganz ein. Es war so still und er merkte, dass er seit Stunden nichts gegessen hatte. Dennoch war die Erschöpfung größer, sodass Koryn mit einem Umweg über den Erfrischer sein eigenes Quartier aufsuchte. Für eine kurze Weile nahm er seine Masken ab und hielt den Kopf einfach unter das fließende Wasser. Hier machte ihm der Sauerstoff nur wenig aus und es half dabei, Tränen, Schweiß und Schmutz abzuspülen. Wie würde es sich morgen anfühlen, wenn das Praxeum zu neuem Leben erwachte? Wie lange würde die Erschütterung über die Ereignisse andauern? In seinem Zimmer ließ sich der Kel Dor einfach auf sein Lager fallen und starrte an die Decke. So viel war heute geschehen, das seine Gedanken zum Schwimmen brachte und ihn keine Ruhe finden ließ. Er hatte Freundschaften geschlossen und verloren, Selbstsicherheit und Zweifel gefunden, Vertrauen und Verrat erlebt. War dem Jedi-Dasein einen Schritt näher gekommen und hatte doch erkennen müssen, wie weit er noch davon entfernt war. Seine neue Heimat hatte ihre Unschuld verloren, die in einer kriegsversehrten Galaxis ohnehin nur Schein gewesen war. Kurzum, Koryn war ein Stück erwachsener geworden.

Der Schmerz über all die schlimmen Ereignisse des Tages pulste durch seine Venen, doch in seinem tiefsten Kern lag auch Freude. Er hatte jemanden davon abhalten können, den Jedi-Orden zu verlassen und dabei gleichzeitig etwas über sich selbst gelernt. Nach etwas Nachspüren befand Koryn, dass er sich diesen Moment der Zufriedenheit verdient hatte. Wie würde Meister Skywalker reagieren, wenn er Mytria morgen sah? Würde er es als selbstverständlich annehmen oder davon ausgehen, dass sein Schüler etwas bei dem Mädchen bewirkt hatte? Er wollte seinem Meister gerne davon erzählen, ohne jedoch damit zu prahlen. Ist es wirklich so leicht, auf die Dunkle Seite abzudriften? Kann Leid dazu führen, dass wir jeden als unseren Feind betrachten? Müdigkeit umnebelte seine Gedanken und brachte vor allem Schwäche zum Vorschein. Koryn rollte sich in einer gemütlichen seitlichen Position zusammen und legte eine Hand auf seine Stirn. Im Halbschlaf konnten Ängste und Zweifel lauter wispern als am Tage und er fragte sich, wann die nächste unmittelbare Bedrohung für das Praxeum eintreffen würde. Ich muss stärker werden, war sein Vorsatz, bevor er endgültig in den Schlaf hinüberglitt. Ich muss sie beschützen können… Als Ritter…

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#32
Luke lächelte nur leicht vor sich hin, als sich Koryn vor ihm verneigte und dann Mytria hinterher eilte. Er wusste, dass es für sie nicht einfach war und ganz besonders nicht nach einem derartigen Abend. Ruhig blieb Luke vor dem Baum sitzen und schloss die Augen. Ließ die Geräusche der Nacht auf sich einwirken, konzentrierte sich auf seine Atmung und versuchte sein inneres Gleichgewicht wiederherzustellen. Versuchte Kraft zu tanken für das, was in dieser Nacht noch vor ihm lag. Es war sein Praxeum und es war seine Verantwortung für die Toten zu sorgen. Sie auf eine angemessene Art und Weise der Macht zu übergeben. Es gab niemanden, der ihm diese Bürde abnehmen konnte und selbst wenn sich jemand dazu bereit erklären würde, würde er es nicht akzeptieren können. Es war eine Verantwortung, die man nicht abgeben konnte und auch nicht sollte. Er hatte seine Zweifel gehabt, ob er diese Gemeinschaft wirklich gründen sollte, so hatte er die ganze Zeit die Angst davor gehabt, einen aus dieser Gemeinschaft an die Dunkle Seite zu verlieren. Er war jung und wusste selbst nicht viel über die Macht. Ja, er hatte in den letzten Jahren viel dazugelernt. War durch die Galaxis gereist und hatte Augen und Ohren offen gehalten, aber er hatte immer Bedenken gehabt, dass es nicht reichen könnte. Es war vermessen Anderen etwas zu lehren, was man selbst kaum verstand. Er hatte Lehrer gehabt – Ben und Yoda – die gewusst hatten, was sie taten. Sie hatten die Macht gekannt, verstanden und sie hatten viele Jahre damit verbracht sie zu begreifen und anzuwenden. Sie waren stark gewesen in dem was sie getan hatten. Wie hatte er nur denken können, dass er es ihnen gleich tun könnte? Dass er anderen der Lehrer sein könnte, die sie ihm gewesen waren. Er besaß nicht Yodas Verstand und nicht sein feines Gespür und noch weniger besaß er Bens Weitsicht oder seine Geduld. Ja, Luke hatte Zweifel gehabt und doch hatte er sie ignoriert und sie der Notwendigkeit gebeugt. Er hatte auf die Stimmen anderer gehört, anstatt auf seine eigene. Und nun war passiert, wovor er immer Angst gehabt hatte. Er hatte einen von ihnen an die Dunkle Seite verloren. Natürlich wusste er selbst, wie verlockend die Dunkle Seite sein konnte. Wie schnell es einem passierte, dass man sie nutzte ohne es sich darüber im Klaren zu sein und doch war es er selbst, bei dem er die Schuld suchte. Hatte er Lee nicht richtig vorbereitet? Gab es etwas, das er ihm nicht richtig erklärt hatte? Hatte er etwas übersehen? Hätte er etwas besser machen können? Luke konnte sich einfach nicht vorstellen, dass ihm kein Fehler unterlaufen war.

Leicht neigte sich sein Kinn in Richtung seiner Brust. Es war nicht seine Hand gewesen, die das Lichtschwert geführt hatte, welchen den beiden jungen Wesen das Leben genommen hatte und doch hatte er sie im Stich gelassen. Er hätte hier im Praxeum sein sollen und nicht den Bitten anderer folgen sollen. Sein Platz war hier und nicht auf irgendwelchen Planeten zu irgendwelchen Verhandlungen oder Gesprächen. Jedi sollten nicht zum Instrument der Politik werden und doch hatte er es mit sich machen lassen. Viel zu lange hatte er es geschehen lassen und nun hatte er den Preis dafür zu bezahlen. Er, der den Anwärter etwas von Verantwortung erzählte, hatte seine eigene aus den Augen verloren. Es war einfach nicht möglich allen Verantwortungen nachzukommen, die er sich auferlegt hatte oder die ihm andere auferlegt hatten und doch hatte er geglaubt, es irgendwie schaffen zu können. Stets fühlte er sich seiner Schwester, Han oder der Neuen Republik gegenüber verpflichtet. Hatte immer das Gefühl sie im Stich zu lassen, wenn er ihr Bitten nicht erhörte. Dabei wusste er am Besten, dass es ihm weder seine Schwester, noch Han übel nehmen würden, würde er ihr Bitten ablehnen. Immerhin gehörten sie zu den wenigen Personen, die ihn verstanden, wenn auch sie nicht nachvollziehen konnten, was für eine Belastung es sein konnte, ein Jedi zu sein. Sie fragten nie nach, wenn er ablehnte. Sie versuchten nie, ihn zu überreden oder zu drängen. Sie akzeptierten seine Entscheidung. So war es immer gewesen. Und doch hatte er sich für sie verantwortlich gefühlt. In seiner Jugend war er nie groß der Mensch gewesen, der an andere gedacht hatte. Eigentlich hatte es nur eine Person gegeben, an die er gedacht hatte und das war er selbst gewesen und selbst das hatte er oft genug ausgeblendet. Er hatte sich in Abenteuer gestürzt und war keinem Risiko aus dem Weg gegangen. Doch seit er Tatooine verlassen hatte, er auf Leia, Han oder Wedge getroffen war, er so vieles mit ihnen erlebt und durchgestanden hatte, war er zu einem anderen Menschen geworden. Nun dachte er an Andere und versuchte sie vor Unheil zu bewahren. Eine Sache jedoch war noch immer gleich geblieben – Er dachte nicht an sich. Oftmals war er in den letzten Jahren an seine psychischen, wie auch physischen Grenzen gegangen und nicht selten hatte er diese auch überschritten. Doch niemals für sich, sondern stets für Andere. Aber war nicht genau das seine Aufgabe? Seine Aufgabe als Jedi? Für all diejenigen einstehen, die es selbst nicht konnten? Die verteidigen, die sich selbst nicht verteidigen konnten? Denen zu helfen, die sich selbst nicht helfen konnten? Für die Schwachen einzustehen, weil es sonst keiner tat? Doch wann war seine Hilfe wirklich angebracht und wann glaubte er nur, es tun zu müssen? Luke hatte oftmals Schwierigkeiten eine Grenze zu ziehen. Die Grenze zwischen dem, was wirklich getan werden musste und dem, von dem er glaubte es tun zu müssen. Immer öfter hatte er in den letzten Wochen das Gefühl gehabt, seinen Halt zu verlieren.

Ja es gab die Macht und er vertraute ihr. Fand seine Kraft in ihr, doch den Halt, den er sich im Augenblick wünschte, konnte auch sie ihm nicht bieten. Sie konnte ihm nicht sagen, wie er sein Praxeum zu führen hatte. Sie konnte ihm nicht dabei helfen, mit schwierigen Schülern wie Mytria zurecht zu kommen. Sie konnte ihm nicht sagen, was er den Anwärter beibringen musste und wie er es ihnen beibringen sollte. Womit er anfangen sollte, was er worauf aufbauen sollte. Er selbst hatte so viele Fragen, wie sollte er da Antworten geben können? Immer mehr beschlich Luke das Gefühl, dass er sich mit dem Praxeum übernommen hatte. „Ich bin noch nicht bereit für diese Verantwortung“, sprach er in die Stille der Nacht, ohne dabei die Augen zu öffnen. „Ich weiß selbst noch viel zu wenig und ich kann nicht noch mehr in Gefahr bringen.“
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#33
[[Ein Gemeinschaftsprojekt von Luke Skywalker und Der Macht in Skype.]]
Die Macht flüsterte leise, wie dem Wind gleich. Sie hörte Lukes Bitte, seinen Wunsch und das Gebet seines Herzens. Obi Wan, im Willen der Macht aufgegangen, im Fluss der Zeit vergangen und doch noch ein sanfter Geist für Luke Skywalker, hörte in der fernen Distanz seines Todes die Stimme seines Schülers und erschien als blaues Licht, welches dann die Form des ihm bekannten Ben Kenobi annahm. "Luke," grüßte der alte Meister seinen Schüler fürsorglich, während er näher herantrat.

Luke hatte die Veränderung in der Macht nicht nur gespürt, sondern sie war ihm so vertraut wie nichts anderes in seinem Leben. Ben war schon immer in seinem Leben und an seiner Seite gewesen, ohne dass er es damals gewusst hatte. Er hatte stets über ihn gewacht gehabt. Damals, als er noch ein kleiner Junge auf einer Feuchtfarm auf Tatooine gewesen war. Er war es gewesen, der ihm sein erstes Lichtschwert gegeben hatte und der ihm von der Macht erzählt hatte. Mit ihm hatte alles seinen Anfang genommen, doch leider war ihnen im Leben nicht besonders viel Zeit miteinander vergönnt gewesen. Ben war noch immer für ihn da, doch Luke wusste tief in seinem Inneren, dass auch diese Zeit irgendwann ein Ende finden würde. „Ben“, sprach Luke leise und drehte langsam seinen Kopf in dessen Richtung. „Wie soll ich das alles schaffen?“ Eine vielleicht ungerechte Frage und doch war es die Frage, die sich in seinen Gedanken ganz nach vorne gedrängt hatte.

Die geisterhafte Präsenz der Hoffnung lächelte vorsichtig, so wie es Obi Wan immer getan hatte, jedoch ohne dieses Lächeln wirklich zeigen zu können. Die großväterliche Erscheinung setzte sich auf die Bank, auf der soeben noch Mytria und Koryn gesessen hatten. Er stützte seine Arme auf die Oberschenkel, um Luke nachdenklich anzublicken. "Mit der Macht, Luke," antwortete der Machtgeist mit der fürsorglichen Stimme des Beschützers. "Wenn du hoffst, wenn du an die Macht glaubst, und mutig für das einstehst, was uns Jedi ausmacht," führte der alte Jedi-Meister aus. "Die dunkle Seite wird erst gewinnen, wenn wir alle verzweifeln. Verzweifelung ist die größte Waffe der Sith. Sie schwächt uns, zerstört unseren Mut und unsere Kraft," sagte der alte Ben und deutete auf seinen Oberkörper, an jene Stelle, wo sich sein Herz befand. "Verzweifele nicht an dir selbst, an den Jedi, oder an deiner Aufgabe, sondern finde den Mut, den Yoda dich lehren wollte," erklärte der Jedi und deutete auf Luke. "Es gibt keinen Versuch. Tue es oder tue es nicht. Du wirst dich entscheiden müssen aber bitte entscheide dich nicht aus Furcht oder Angst," bat er und ließ seine Arme wieder sinken. Noch immer schien er die Robe zu tragen, wie er sie in seinem Tode getragen hatte. Er schien auch nicht gealtert, sondern war immer noch der alte Ben, den Luke so schmerzlich vermisste.

Lukes Blick folgte Ben zu der Bank, ehe er ihn langsam zu Boden richtete. Aus Bens Mund hörte es sich alles so einfach an. 'Mit der Macht', hatte er gesagt und es klang beinahe so, als wäre die Macht doch etwas, das führte und lenkte. Genau das Gegenteil von dem, was er Mytria zuvor noch gesagt hatte. Er zweifelte nicht an der Macht, so war sie es doch, aus der er seine Kraft zog. Es war er, der Mensch, an dem er zweifelte. „Es sind so viele Fragen und ich weiß zu wenig Antworten“, sprach Luke mit gesenkter Stimme, auch wenn offenbar außer ihm niemand Ben wahrnehmen konnte. „Ich will ihnen gerecht werden“, mit der leicht erhobenen Hand deutete Luke auf die umliegenden Gebäude. „Aber ich weiß, dass ich deswegen nicht alles andere aus den Augen verlieren darf.“ Langsam sank seine Hand zurück in seinen Schoß. Es kam ihm vor, als wäre es vollkommen egal wie er sich entscheiden würde, so würde bei jeder Entscheidung jemand unter dieser leiden müssen. Er fühlte sich innerlich zerrissen von Verpflichtungen, die ihm an so vielen Tagen schwer auf den Schultern lastete. Er war nicht so sehr in der Macht gefestigt, wie er für diese Verantwortung hätte sein sollen. „Ben, wie soll ich wissen, dass es das Richtige ist, was ich sie lehre, wenn ich selbst so wenig weiß?“, wandte er sich nicht nur mit seiner Frage an seinen alten Freund, sondern auch sein Blick legte sich auf das väterliche Gesicht des alten Jedi Meisters. „Wie kann ich sie davor bewahren, der Dunklen Seite zu verfallen, wenn... Wenn ich schon einmal versagt habe?“ Es war nicht zu übersehen, dass Luke mit sich und seiner Rolle haderte. Er trug die Verantwortung für so viele, nicht nur für sich alleine. Wenn er scheiterte, dann würde er so viele mehr mit sich in den Untergang ziehen.

Obi Wan Kenobi ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Ja, auch er hatte viel erlebt, viel durchlebt und überlebt aber war am Ende freiwillig in die Macht gegangen. Mit jener Gewissheit, die ein Jedi besitzen musste. Es war diese Hoffnung, dass alles von der Macht kam und am Ende in ihrem Licht stand. Die Macht rief ihn bereits erneut und seine Zeit als Bewusstsein war begrenzt. Er musste sich beeilen. "Versuche nicht die Menge der Fragen zu sehen oder die fehlenden Antworten, sondern stelle dich allein deinem Weg," begann der alte Meister vorsichtig. "Werde dir selbst gerecht," schob Ben ein, bevor er nach einer kurzen Sprechpause weiter führte: "Ich weiß, dass deine Aufgabe dir zu groß, zu schwer und zu wichtig erscheint, als das du sie erfüllen kannst. Ich weiß, dass du all dem gerecht werden willst." Der wohl tote Jedi Meister und nun Geist, ein Abbild einer Vergangenheit in der Macht, stand auf, um sich neben Luke ins Gras zu setzen. Eine Geste des Vertrauens, denn Ben ließ sich nieder, um Luke deutlich zu vergewissern, dass er für ihn hier war. "Auch ich hatte einst diese Gedanken. Einst war auch ich unerfahren und befürchtete, dass mein Wissen und meine Person nicht ausreichen würden. Als ich deinen Vater ausbildete, hatte ich Bedenken, dass ich nicht gut genug war, nicht weise genug war, um einen Padawan zu lehren." Er legte ihm seine Hand auf die Schulter. "Nachdem dein Vater in die dunkle Seite gefallen war, machte ich mir schwere Vorwürfe. Doch es gab dich und deine Schwester. Ich dürfte nicht verzweifeln, sondern musste daran glauben, dass es die Macht gibt. Ich musste für dich bereit sein, damit du eines Tages deinen Weg beschreiten konntest," erklärte Obi Wan mit einem traurigen Blick, da es schmerzte über die Tragödie seines Padawans zu sprechen, die später zu Darth Vader geführt hatte. "Ich hätte bemerken müssen, dass Anakin durch den Imperator manipuliert wurde. Ich habe es aber nicht gesehen. Ich war blind, weil ich allein auf mein Wissen vertraut habe. Ich habe geglaubt, dass Wissen einen Lehrer ausmacht und wollte allein durch mich ein Beispiel sein, der den Kodex mehr als alle andere gelebt hat," setzte er fort, um Luke einen wichtigen Punkt seiner Erkenntnis begreiflich zu machen. "Doch es kommt nicht auf dein Wissen an, sondern darauf, was du im Herzen trägst. Alle Zeichen, alle Wunder der Macht, jene Lichter, stehen dir offen, wenn du bereit bist, sie zu sehen. Du musst Mitgefühl haben, nicht nur Wissen. Wissen und eine feste Lehre ohne Herz werden leer sein," offenbarte er seinen eigenen Bruchpunkt, den er in der Einsamkeit auf dem Wüstenplaneten erlebt hatte. "Wir Jedi sind Mitgefühl, Luke. Glaube an deine Schüler, glaube an dich, dann wird Gutes entstehen. Auch ich habe einen Schüler verloren, doch am Ende hat er zurückgefunden. Und viel wichtiger, ich hatte dich als Schüler, Luke." Ben nickte still, nahm die Hand von Lukes Schulter und ließ sie in seinen Schoß fallen. "Auf Yavin befindet sich ein Archiv, ein geheimes Versteck, an Jedi Texten und Schriften unseres alten Ordens. An Wissen wird es dir nicht mehr fehlen, sobald du dorthin aufbrichst," durchbrach er dann seine eigene Erzählung, da ihm kaum noch Zeit blieb und der Ruf der Macht immer lauter wurde. "Doch ich warne dich, dass es dort auch einen bösen Einfluss gibt, der eine Gefahr ist. Nicht nur Vesperum ist einer alten Macht gefolgt," sprach Obi Wan und stand vorsichtig auf, um Luke nicht zu erschrecken. Es war an der Zeit zu gehen. So verweilte er noch mit einem mitfühlenden und väterlichen Blick auf Luke Skywalker in seinem Blickfeld. Er wollte sich noch verabschieden. "Dein Vater, Yoda und ich werden immer bei dir sein," sprach die väterliche Stimme des weisen Jedi Meisters, als er sich in einem stillen Leuchten auflöste und schlicht verschwand.
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#34
Luke hatte Ben schweigsam zugehört und verstanden, was er ihn lehren wollte, als er angefangen hatte, von ihm und seinem Vater zu sprechen. Früher hatte er nie so ganz verstanden, wie schwer es für Ben gewesen sein mochte, seinen Schüler und seinen Freund an die Dunkle Seite zu verlieren. Mitansehen zu müssen, welch Schrecken er über die Galaxis brachte und wo er auch hingegangen war nur Tod und Verwüstung hinterlassen hatte. Sich all die Jahre zu fragen, was man hätte anderes machen können. Warum man nicht mitbekommen hatte, dass er sich veränderte. Ja, sich selbst zu fragen, warum man es nicht hatte verhindern können. Dennoch hatte Ben weder sein Vertrauen in die Macht, noch seine Hoffnung verloren. Er hatte nicht aufgegeben, wenn auch er sich zurückgezogen hatte, sondern er hatte auf den richtigen Moment gewartet. Ein Moment, den er durch seinen jugendlichen Leichtsinn beinahe zum scheitern verurteilt hatte. Er hatte Ben und auch Yoda nie gesagt wie dankbar er für ihre Lehren und ihre Unterstützung war und wenn er es tat, würden sie wohl einfach nur darüber lächeln. Aber Luke war ihnen dankbar, denn ohne sie würde er heute nicht hier sitzen. Natürlich war es reine Spekulation, dass sein Leben dann heute anders ausgesehen hätte, wären R2 und 3PO nicht auf Tatooine gelandet und hätte Leia nicht die Hilfe von Ben benötigt. Vielleicht wäre Ben eines Tages auf ihn zugekommen und hätte ihm von der Macht erzählt und vermutlich wäre es auch dann auf ein Aufeinandertreffen von ihm und Darth Vader gekommen, aber es wäre gewiss anders abgelaufen. Luke war sich nicht sicher, ob er auch dann versucht hätte seinen Vater zurück zur Hellen Seite zu bringen oder ob er nicht nur das in ihm gesehen hätte, was alle in ihm gesehen hatten – Einen Dunklen Lord. Vieles mochte in den letzten Jahren nicht so gelaufen sein, wie man es sich vielleicht gewünscht hatte. Viele Dinge waren mehr aus einer Not heraus entstanden, denn aus einer bewussten Entscheidung heraus, aber Luke konnte nicht sagen, dass es immer zu ihrem oder seinem Nachteil gewesen war. Egal wie schwierig eine Lage gewesen war, sie alle hatten nie die Hoffnung verloren. Sie hatten daran geglaubt die Galaxis zum Guten ändern zu können und dieser Glaube hatte es sie schaffen lassen. Er hätte es beinahe aus den Augen verloren.

„Danke“, murmelte Luke leise, auch wenn Ben schon lange verschwunden war und erhob sich aus dem Schneidersitz. Das Gespräch, so kurz es auch gewesen sein mochte, hatte ihm Kraft gegeben und es hatte sich ihm ein neuer Weg aufgetan. Er wusste nun was er zu tun hatte und er würde den Weg unbeirrt gehen. Allerdings war ihm jetzt schon klar, dass es nicht so einfach werden würde, wie es sich anhörte oder er sich gerade vorstellte. Yavin war weit entfernt und der Weg dorthin war nicht ohne Risiken, aber wenn es dem Wohl dieser Gemeinschaft diente, dann war er bereit die Risiken auf sich zu nehmen und sich dem zu stellen, was auf Yavin auf ihn warten würde und vor dem Ben ihn gewarnt hatte. Luke ging ruhigen Schrittes über das Gelände des Praxeums, über welches sich Ruhe wie eine Decke gelegt hatte. Hier und da konnte man die Stimmen der Nacht vernehmen, doch was bis vor wenigen Stunden noch wie ein Sturm zwischen den Gebäuden hindurchgefegt war, war verstummt. Es war davon auszugehen, dass die Meisten mittlerweile in den Schlaf gefunden hatten und Luke wünschte ihnen nichts mehr, als dass die Schatten der Ereignisse nicht den Weg in ihre Träume fand. Erst jetzt merkte er, wie sehr die Müdigkeit wirklich in seinen Knochen steckte und wie der Drang sich einfach zur Ruhe zu legen, immer stärker wurde. Aber er durfte diesem Drang nicht nachgeben. Nicht bevor er seiner Schuldigkeit genüge getan hatte. Die beiden Anwärter lagen noch immer nebeneinander an der Stelle, an der sie das Team zurückgelassen hatte und auch als er hinaus auf den Landeplatz trat, lag Lee noch immer an der selben Stelle, an der er von Dion niedergestreckt worden war. Neben ihm ging Luke in die Hocke, schob seine Arme unter Lees Körper hindurch und hob ihn langsam nach oben. Er trug ihn zu den beiden anderen, die durch seine Hand gefallen waren und mit Hilfe der Macht hob er alle drei Körper in die Höhe. Sie schwebten stumm hinter ihm her, während er erneut die Wege entlang ging, welche die einzelnen Gebäude miteinander verbanden, ehe er die befestigten Pfade verließ und auf das freie Gelände hinter dem Praxeum trat. Sanft ließ er die drei toten Körper zurück auf den Boden sinken, ehe er mit der Macht totes Holz aus der Umgebung zu sich rief. Eine mentale Anstrengung für den jungen Jedi Meister, die nicht nur seine ganze Konzentration benötigte, sondern auch seinen müden Körper weiter auslaugte. Ihm war durchaus bewusst, dass er gerade dabei war an seine physischen Grenzen zu gehen, doch blieb ihm keine andere Wahl. Er wollte diese Aufgabe nicht irgendjemand anderem überlassen und er wollte sie nicht auf einen späteren Zeitpunkt verschieben, so wusste er nicht was ihn noch alles erwarten würde. Er wusste ja immer noch nicht, was genau sich hier zugetragen hatte. Er hatte die Folgen davon gesehen, er wusste wer die Ursache gewesen war, aber er wusste keine Gründe und er wusste nicht, was Lee eventuell sonst noch getan hatte.

Es war, als die schwachen Strahlen des sich ankündigenden Tages sich mühsam ihren Weg durch das Schwarz der Nacht brachen, als die Flammen der Feuer nur noch schwach über das Holz flackerten. Luke wusste, dass es zu spät war, um Erholung im Schlaf zu finden und somit entschied er sich, sich die Erholung auf dem Weg zu holen, wie es schon viele Jedi vor ihm getan hatten – Tiefe Meditation.

Schweren Schrittes war er zurück zu seinen Räumlichkeiten gekehrt und hatte die Pilotenuniform, welche er schon die ganze Nacht über getragen hatte, durch seine Jedi Robe ausgetauscht und für einen kurzen Moment hatte es sich angefühlt, als wäre er zu einer anderen Person geworden. Vielleicht war er es auch, aber vielleicht empfand er es auch nur so. Er würde immer er selbst bleiben und immer das was er war. Alles andere waren lediglich Äußerlichkeiten. Kleidung die sich änderte, aber auch Kleidung würde und konnte niemals ändern, wer man war. Han würde immer der schlitzohrige Schmuggler bleiben, vollkommen gleich in welche Paradeuniform man ihn steckte. In der Mitte seines spärlich eingerichteten Zimmer begab sich Luke in den Schneidersitz und konnte nur mit Mühe ein Gähnen unterdrücken. Schwach drangen die Geräusche der Frühaufsteher dieses Praxeums durch die Wände zu ihm hindurch. An normalen Tagen war er einer der Ersten, der den nahenden Tag begrüßte, doch an diesem Tag würde er wohl eher einer der Letzten sein. Sofern man ihm diese Stunden der Erholung gönnte und nicht in den nächsten Minuten an seine Türe klopfte und um seinen Rat oder seine Hilfe bat. Luke schloss seine Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung. Tiefes Einatmen wechselte sich mit langsamen Ausatmen gleichmäßig ab. Die Konzentration auf die Atmung half ihm, störende Gedanken auszublenden, so dass sie ihn nicht behindern konnten.

Luke wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als es kräftig an seine Türe klopfte, aber so wie er sich fühlte, konnte es nicht genug Zeit gewesen sein. Kaum hatte er seine Augen aufgemacht, waren auch seine Sinne wieder vollständig erwacht und er spürte sofort, dass es sich bei der Person, welche an seine Türe geklopft hatte, nicht um einen Anwärter des Praxeums handelte. Es ließ sich Unsicherheit fühlen, ebenso wie Ungeduld. Emotionen einer Person, die sich nicht sicher war, ob sie das Richtige tat und einfach nur wollte, dass es schnell vorüber war. Luke richtete sich auf und ging ruhigen Schrittes auf die Türe seines Zimmers zu und öffnete sie. Jetzt, wo er sehen konnte wer da an seine Türe geklopft hatte, wusste er sofort, dass ihr Erscheinen wohl nichts Gutes zu bedeuten hatte.
„Der Rat erwünscht ihre Anwesenheit Master Skywalker“, sprach der junge Wachmann mit einem freundlichen Lächeln. Es war höflich formuliert worden und klang mehr wie eine Bitte, doch auch Freundlichkeit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier um eine Forderung handelte, der er unverzüglich nachzukommen hatte. Luke hatte gehofft, dass ihm der Rat ein wenig mehr Zeit lassen würde, um die Umstände der Ereignisse der vorangegangenen Nacht aufzuklären, doch seine Hoffnungen waren hier wohl vergeben gewesen. Mit der Hand deutete Luke leicht den Gang entlang, begleitet von den Worten: „Ich werde euch folgen.“ Luke empfand es ein wenig seltsam, dass man nicht nur einen Boten geschickt hatte, sondern in diesem Fall ein ganzes Begleitkomitee. Befürchtete jemand im Rat etwa von ihm könnte eine Gefahr ausgehen? Eine Gefahr, der man mit zwei Blastergewehren Herr werden konnte? Wäre die Situation nicht so ernst, würde alleine diese Vorstellung Luke wohl zu einem Lächeln verleiten. Es zeigte, wie wenig Außenstehende die Macht verstanden und was es bedeutete ein Jedi zu sein oder zu welchen Fähigkeiten sie in der Lage waren. Sie fürchteten sich vor etwas, das sie nicht kannten, nicht verstanden, ohne zu wissen, dass es nicht die Jedi waren oder die Macht selbst, die sie zu fürchten hatten.

Ruhigen Schrittes, die Hände vor seinem Körper übereinandergelegt folgte Luke dem jungen Mann, während die beiden Soldaten nebeneinander hinter ihnen her gingen. Ein wenig entfernt konnte Luke Anwärter beim frühen Training sehen, während andere sich erst auf dem Weg zum späten Frühstück befanden. Er konnte ihre Blicke sehen, ihre Verwirrung spüren und er ließ sie spüren, dass alles in Ordnung war. Sie hatten letzte Nacht schon genug durchgemacht, um sich nun auch noch wegen ihm Gedanken machen zu müssen.

tbc Ratskammer des Provisorischen Rates
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