#1
Der Beamte blickte traurig auf seinen Tisch. Auf diesem stappelten sich Flimsi-Akten, Pads und andere Gegenstände. Das Gesicht gestützt durch seine Hände, verzweifelte die imperiale Sicherheitskraft an der schieren Masse. Die Unruhen hatten eine Menge Papierkram hervorgebracht, zu viel für ihn und seine Kollegen. Nicht nur das war das Problem, sondern die schlichte Verzweifelung ob der Tatsache, dass sich der Dienst einfach nicht mehr richtig anfühlte. Es war ein Gefühl, was ihn und auch einige Kollegen beschlichen hatte. Es war nie ausgesprochen worden. Nie wurde die entscheidende Frage öffentlich gestellt, doch der Glaube an die imperiale Ideologie schwächelte. Man war froh, wenn die Brutalität schwand, der Hass, den dieses System verbreitete aber mit jedem Tag waren die seelischen Brüche sichtbarer. Der Beton dieser glänzenden Stadt konnte nicht über die leeren Blicke hinwegtäuschen. Die Statuen und Monumente festigten nur einen Gedanken, der so kalt war, dass er nicht passen konnte. Insgeheim wuchs die Hoffnung, der Glauben, dass eines Tages bessere Tage kommen würden; nur schlossen sich die Diener des Imperiums aus, da sie uneingeschränkt Partei für die imperiale Ideologie ergriffen hatten.

Für dieses Regime, welches grausam und voller Gewalt herrschte. Es gab nicht mehr viel schön zu reden. Nicht mehr viel zu hoffen, doch tat man es. Zu viel war einfach zu viel. Keine Liebe hatte er gefunden. Freunde haben ihn verstoßen, da man seine Uniform und seine Arbeit gering schätzte, wenn nicht sogar abwertig darüber urteilte. Dieser Staatsdiener war allein mit seinem Dienst und seiner Aufgabe; nur ein paar Kollegen leisteten Gesellschaft hier und da. Doch es war immer nur Dienst, die Pflicht und die Erfüllung jener. Es gab nach Dienstschluss nicht viel, worauf er sich freuen konnte. Eine einsame Wohnung, zwar gut eingerichtet aber dennoch leer, war der Ort an dem er Schlaf suchte. Leider fand er diesen immer nur unruhig sowie zu kurz.

Dieser Mann in seiner schwarz-blauen Uniform war genauso am Ende, wie die falschen Versprechungen dieses Staates, dessen primäres Herrschaftsmittel reine Angst war. Angst vor Gewalt. Angst vor Ausschluss. Angst vor Vernichtung. Diese absolute Dominanz aß die Seele langsam auf und hinterließ einen leeren Ort, der mühsam mit Ablenkung erhalten wurde. Propaganda, Beton und Monumente waren die Lügen dieser Zeit. Doch - hier war etwas, ein tiefer Glaube, bei den Menschen, dass es eines Tages besser werden könnte. Leider nicht mehr für ihn. Bewusstsein war etwas fruchtig Böses. Erkenntnis schmerzte und doch handelten die meisten nicht danach. Man fügte sich in sein Schicksal, in diesen Staat und seine Rolle darin. Gut fühlte es sich schon lange nicht mehr an. Doch diese Tage würden irgendwann enden. Die Sonne würde wieder aufgehen und diese dunkle Nacht vertreiben. Der Imperiale wagte einen Blick aus seinem schwarzfolierten Fenster, an dem sich der Sonnenaufgang abzeichnte, in einem sanften Orange. Ein Lächeln keimte auf ihm. Der Beamte sah diesen bezaubernden Aufgang und unterbrach seine Arbeit für eine winzige Sekunde Menschlichkeit.
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