#21
Theen lauschte aufmerksam, denn die Thematik berührte ihn. Nicht nur ihn jedoch wie er feststellte. Dario war ein weiser Mann und gleichzeitig sicherlich sehr erfahren, denn so wie er sprach ließ sich nichts anderes vermuten. Dem Arkanianer gefiel die Art des Jedimeisters, die wenig Arroganz aufzeigte und viel mehr bedacht wirkte. Ein Zug den vielen Individuen auf seinem Weg gefehlt hatte, die der Matukai allerdings sehr schätzte! Verlust. Dies war ein Schlüsselthema. Nicht nur bei seinem Orden, auch die Jedi wussten um die Gefahr enger Bindung, die Theen in seinem Leben auch kennen lernen musste. Die Furcht vor Verlust war etwas, vor was ihn sein Meister seit jeher gewarnt hatte, denn der daraus resultierende Schmerz war ein gefährlich leichter weg zur dunklen Seite. Dario wusste um sie. Der Arkanianer blickte ihm in die Augen und bemerkte seine umschlagende Laune. Ja, er musste um sie wissen, sogar ungewöhnlich tief. Wenn er so darüber nachdachte, wäre alles andere auch eigenartig gewesen. Dieser Mann hatte einem einst großen und mächtigen Orden angehört und auf einen Schlag so viel verloren, wenn nicht gar alles!
"Hüter des Freidens...", wiederholte der weißhaarige Mann mit den pupillenlosen Augen rau und bedächtig, aber in keinster Weise abfällig, "Eine große Bürde, vermutlich eine noch größere Aufgabe oder Verpflichtung."
Diese Art von Pflichtbewusstsein war den Matukai fremd. Sie sahen sich nicht eine bestimmten Aufgabe verpflichtet, sondern lediglich der lebendigen Macht selbst. Theen rührte sich nicht und legte eine kurze Sprechpause ein, in welcher er wieder sein Gegenüber musterte.
"Als Hüter einer einst verlorenen Galaxis wiegt diese Aufgabe zweifelsohne schwer auf euren Schultern, Meister Dario. Verlust ist dennoch etwas, dass uns aufzeigen kann wie stark und fest man wirklich in seiner Lehre, in seinem Streben steht. Versteht mich nicht falsch, es ist ein hoher Preis und hätten wir ihn alle nicht bezählt stünden wir nun nicht allein hier, an diesem Ort des Friedens und der Harmonie. Ich für meinen Teil allerdings, sehe mich trotz des unheimlichen Schmerzes gestärkt und bekräftigt in all meinen Taten, die, wenn ich ehrlich bin, durchaus auch von dunklen Gedanken beeinflusst werden. Wer wäre ich als vollkommener Herr meines Geistes? Ich mag jung sein, Meister, womöglich auch nicht weitsichtig wie ihr, doch ich weiß die Macht als meinen Verbündeten einzusetzen und meinen Geist dem Licht hinzugeben. Und wenn ich mich hier umsehe, dann hat man hier etwas geschaffen, von wo aus dieses innere Gleichgewicht verbreitet werden kann. Als Hüter der Galaxis sieht sich ein Matukai nicht. Er sieht sich der Macht verpflichtet und das zutiefst! Einzig allein in ihr findet er wahre Rechenschaft und wahre Hingabe. Da die Macht jedoch ein Teil dieser Galaxis ist und nur durch sie unser Leben existiert, ist man als eine Person, welche imstande ist das magisch anmutende Privileg ihr Flüstern zu vernehmen, ihr allein schon durch diese Tatsache verpflichtet. Dies ist vermutlich auch der Grund weswegen die Matukai im Hintergrund blieben, während die Jedi, erfüllt von Pflichbewusstsein ihr Banner erhoben! Doch Frieden ist nicht etwas, dass es zu hüten gilt, sondern etwas, dass es auszustrahlen gilt, Meister."
Das Thema wurde tatsächlich immer interessanter. Theen war nicht ausfällig geworden. Seine Stimme war unverändert rau und monoton, sein Gesicht ohne Ausdruck und die Augen leer. Sicherlich hatte er Kritik geübt, aber wenn Jedi und Matukai ausschließlich in den Gebieten ihrer Fähigkeiten unterschiedlich wären, gäbe es keinen Grund für zwei verschiedene Orden. In der Tat lehnte der Arkanianer, wie auch sein Orden zuvor dieses Pflichbewusstsein ab und konzentrierte sich mehr auf eine eigene Art der Selbstfindung in innerem Frieden.
Offline
Zitieren
 
#22
“Allein?” fragte Ajax, nachdem er Theen aufmerksam zugehört hatte. „Nein, wir stehen nicht alleine hier.“ Antwortete er auf seine eigene Frage nach einer kurzen bedächtigen Pause. „Jedenfalls sehe ich das so. Ich habe mich eine sehr lange Zeit allein gefühlt, auch wenn ich es nie war. Hier vor allem sind wir umgeben von weiteren Schülern der Hellen Seite, zu denen ich mich auch zähle, umgeben von Stützen die uns notfalls auffangen können, doch auch wenn diese nicht wären, allein sind wir nicht. Wie du richtig sagst, es sind die schweren und schmerzhaften Momente die uns das Gefühl geben allein zu sein, die Momente im Leben an denen man oftmals sich selbst und seine Lehren anzweifelt, doch gleichzeitig die Momente in denen wir in unseren Lehren bestätigt fühlen können. Die Momente in denen wir von der Macht umgeben sind. Sie ist bei uns, lässt uns nicht im Stich, baut uns auf, gibt uns Kraft. Wir sind nie ganz allein.“ Ajax musste den jungen Matukai in vielen Punkten zustimmen. Seine Aussagen über die eigentliche Aufgabe der Jedi zeugten von tieferer Einsicht in die Wege der hellen Seite als sein junges Alter vermuten lies. Der Jedimeister selbst hatte des Öfteren den Kodex des Ordens anders interpretiert als eine Vielzahl seiner Mitstreiter. Es war, wie Theen gesagt hatte, nicht zwangsläufig nicht die Aufgabe der Jedi den Frieden im buchstäblichen Sinne zu Hüten. Soldaten die als Galaktische Polizei dienten und damit versuchten Frieden herzustellen war nicht die Rolle die Ajax weder für sich selbst noch für den restlichen Orden als angebracht sah. „Es ist nicht an mir, zu kritisieren wie ein anderer Orden die Macht der hellen Seite interpretiert und versucht mit und durch sie zu leben. Wir als einzelne können nur versuchen für uns selbst die Macht so auszulegen das wir in der Lage sind die kleinste positiven Veränderungen zu erreichen. Manche denken das nur große Taten von Kraft und Geschick die dunkle Seite und das Chaos von uns fern halten können, doch in meiner Erfahrung war dies nicht immer der Fall. Ich sehe jeden Tag die von den meisten als „normal“ oder nicht außergewöhnlichen bezeichneten Arbeiten die verrichtet werden. Durchschnittliche Leute die durchschnittliche Taten vollbringen. Sie sind es, diejenigen die in einer Zeit des Krieges und der Zerstörung ihr Leben in Harmonie genauso fortführen wie sonst auch, die es vermögen der dunklen Seite Einhalt zu gebieten. Und wir Jedi sind es die, um diesen Leuten zu ermöglichen ihre Arbeit fortzusetzen, andere Taten und auch Opfer vollbringen müssen. Es ist an uns Welten wie Naboo zu schützen, nicht etwa als Privat Armee oder Polizei oder sondergleichen, sondern als physische Repräsentation des Friedens. Kleine Funken der Hoffnung und der Ordnung welche dafür sorgen das allen anderen Lebewesen ihre „durchschnittlichen“ doch damit gleichzeitig wichtigen Aufgaben erfüllen können. Es ist ein Zusammenspiel in dem jeder seine Rolle so erfüllen muss damit alle anderen ihre auch erfüllen können.“
Leicht nachdenklich blickte Ajax zu erst den blassen Theen an und versuchte seine Reaktion zu deuten, doch sein Gesicht war genauso ruhig und Falten los wie zuvor. Die Stirn war nicht gerunzelt und die Mundwinkel hatten sich weder nach oben noch nach unten bewegt. Er saß bedacht und still da und lies sich keinerlei stärkere Emotion anmerken. Man konnte weder Zustimmung noch Ablehnung erkennen und so wanderte der Blick des Jedi weiter, an dem Gesicht seines Gegenübers vorbei hinaus in den Garten während er Theens antwort erwartete.
Offline
Zitieren
 
#23
Reglos lauschte Theen seinem Gegenüber und dachte über seine Worte nach. Sicherlich gab es so etwas wie Routine in den Leben der Wesen dieser Galaxis, die die Dunkelheit der Gedanken vertrieb und sie in einem mehr aus Gleichgültigkeit wog. Aber wenn der Matukai ehrlich war, hatte es für ihn nie ein Leben gegeben, dass irgendwie einer Routine glich. Zeit seines Strebens war der Arkanianer von einem Ort zum anderen geflüchtet, hatte gelernt, gelitten und gelacht. Auch wenn man dies nicht glauben mochte, denn Theen hatte ohne Zweifel schon seit Jahren nicht mehr gelacht, doch dies war ein Zeichen dieser Zeit. In der Tat lebte man in diesen Zeiten in einer Situation, die keine Routine zuließ. Nicht wenn man unmittelbar von ihr Affektiert war und das war er in all den Jahren gewesen. Ebenso wenig hatte er die Zeit gehabt sich mit dem Leben anderer ausgiebig zu beschäftigen. Der Arkanianer war für so etwas nie ausreichend lange an einem Ort geblieben. Darios Worte weckten in ihm so etwas wie bedauern, denn wenn so etwas einen Jedimeister an das Gute in der Welt erinnerte, dann fehlte in seiner Erfahrung etwas. Theen wusste nicht darauf zu antworten. Er schwieg für einige Augenblicke, noch immer regungslos verharrend, ehe er dann schließlich doch antwortete.
Womöglich ist es mir in Zukunft noch vergönnt ausgiebiger auf diese Art des Lebens zu achten. Zu meiner Schande muss ich aber zugeben, dass all das was für euch vermutlich eben als normal und durchschnittlich erscheint für mich nicht in dieser Art existiert. Ich bedaure es sehr, dass mir bisher wenig Zeit blieb diese Alltäglichkeiten intensiver zu erleben und auch mein Meister sagte dies bereits. Höchstwahrscheinlich war es aus diesem Grund in seinem Sinne, tägliche Strukturen so wenig wie möglich auf unseren Reisen zu verändern. Der Zusammenhang wäre durchaus passend, wenngleich ich noch nie darüber auf diese Art nachgedacht habe."
Wieder schwieg Theen einen Moment und bedachte seine nächsten Worte, welche er an den Jedi zu richten gedachte. Er wusste in der Tat nicht was er davon halten sollte und war gleichzeitig von der Banalität, welche ihm verborgen geblieben war in gewisser Weise überwältigt. Trotzdem erachtete es der Matukai als wichtig so viele Facetten wie möglich zu betrachten wenn es um die Macht ging. Zu was auch immer dies führen würde.
"Wie dem auch sei, das was uns als Frieden erscheint ist in meinem Verständnis nicht was unsere Umgebung uns zeigt. Die Natur ist ein stetes Spiel aus Verrat und Hintergangenwerden. Es ist außerordentlich schwierig für mich sich aufgrund bloßer Beobachtung zu so einem Urteil verleiten zu lassen. Aus diesem Grund suche ich auch nicht danach, sondern schaffe ihn. Versuche ihn zu schaffen und zwar in meinem Inneren. Denn nur wenn man dort der Macht den Weg ebnet weiß man sein Wissen weiterzugeben. Aus diesem Grund ist es bei dem Matukai auch eine Seltenheit einen Schüler aufzunehmen."
Dies war in der Tat der Fall. Theens Orden hatte auch zu seinen Blütezeiten nicht mehr als 50 bis 100 Mitglieder besessen und nur wenn man sich selbst als würdig erachtete die Lehren ausreichend interpretiert zu haben, dann erwählte man einen Schüler. Tat man dies nicht, so verblieb man bis zu seinem Ende schülerlos und durchdrang das Wesen der Macht weiter und weiter. Soweit der Arkanianer wusste hatten die Jedi schon immer sehr viele Schüler gehabt und ihr Orden war eins sehr groß gewesen. Genützt hatte es am Ende wenig, denn das Schicksal, dass sie nun teilten war scheinbar ähnlich.
Offline
Zitieren
 
#24
"Der Frieden fängt immer in einem selbst an, da hast du recht. Du sagst du versuchst ihn in dir selbst zu schaffen, doch ich denke er ist bereits vorhanden. Ein Teil von dir. Es ist nur eine Frage des Finden. Es war früher nur Meistern gestattet Schüler zu unterweisen. Alte Jedi welche sich eingebildet hatten genug über die Macht erlernt zu haben um ihre Kenntnisse weiterzugeben. Später durften auch Ritter sich Schülern annehmen und ihnen die Wege der Macht im mentalen als auch physischen Bereich näher zubringen. Es gab eine Zeit in der man nur als Meister anerkannt wurde nachdem man Schüler erfolgreich bis in den Rittergrad hatte ausbilden können. Und nun haben wir einen Zustand erreicht in dem jeder überlebende Jedi und jeder neu Dazu-Gestoßene Machtnutzer das recht hat sich als Lehrer zu versuchen und einen Schüler aufzunehmen und ich finde es mehr als nur herausragend. Ich denke es sollte jedem selbst überlassen sein eine Entscheidung darüber zu treffen ob man bereit ist sein Wissen auf eine Art und Weise weiterzugeben von der sowohl der Lerner als auch der Lehrer profitiert. Wir leben in einer Zeit in der Titel wie Meister nur noch der Förderung des eigenen Egos dienen. Wir sind alle gleich in unserem Glauben an die Macht, wir sind auf der selben Stufe. In einer Meister und Schüler Verbindung herrscht absolutes Gleichnis, beide sind Wesen der Macht und Diener der Hellen Seite, doch einer hat durch Erfahrungen sein Wissen vertieft und es obliegt nun ihm dieses weiterzugeben. Genauso wie es das Recht des Schüler ist seine Erfahrungen zu teilen, um einen Austausch des Wissens hervorzurufen, ähnlich wie unser kleines Gespräch es ist." führte der ältere Jedi weiter aus nachdem er aufmerksam Theens Worten gelauscht hatte. Ajax selbst hatte noch keinen Schüler gehabt und stand trotzdem in dem Rang des Meisters, jedenfalls fühlte es sich so an. Er war der älteste Jedi vor Ort und vielleicht der Erfahrenste jedoch war dies in Zeiten wie diesen eine äußerst wacklige These. Dion hatte viel durchmachen müssen während seiner Zeit im Exil. Sansa und Lee, die beiden jüngeren Ritter hatten beide viel verloren doch in dem neuen Orden etwas neues gefunden. Theen selbst hatte Leid erfahren und wusste was es hieß verfolgt zu werden. Ajax würde sich nicht trauen seinem Verlust mehr stellenwert einzuräumen als dem der anderen Ordensmitglieder.

"Im Prinzip ist dies also die Konversation zweier Meister, junger Theen. Deine Erfahrungen und deine Einsicht in die Macht sowie dein Verständnis der Matukai haben mich genauso belehrt wie jede andere Geschichte die mir erzählt wurde. Jedes Gespräch ist somit eine Lektion. Ich bin ein Meister, soviel entspricht der Wahrheit. Jedoch nur ein Meister der Jedi. Kein Meister der Matukai, kein Meister der Jensaarai und auch kein Meister der Voss und deren Lehren. Viele Jedi denken sie haben gelernt was gelernt werden kann doch sie vergessen wie unendlich unsere Galaxie ist und wie anmaßend es wäre sich als beinahe allwissend zu bezeichnen. Doch ich habe genug geredet, habe dir schon zuviel Zeit gestohlen Theen, ich denke es wird Zeit für mich dich in Ruhe zu lassen. Ich habe einiges erfahren und hoffe dieses Gespräch war nicht nutzlos für dich, den es gibt immer etwas zu lernen, wenn du nur weißt wem du zuhören musst. Ich danke, für die Unterhaltung. Und ich denke wir werden uns bald wieder sehen." beendete Ajax das hoch interessante Gespräch. Er machte Anstalten sich zum gehen fertig zu machen, denn er wollte noch nach Theed auf den Markt der Reisenden. Ein schöner kleiner Basar auf dem es jeden Tag neue und unterschiedliche Stände zu bewundern konnte. Ajax genoss die Atmosphäre der kühlen Cantina noch einen Augenblick und sah ein letztes Mal in die dunklen Augen des ihm noch gegenüber Sitzenden Arkanianers.
Offline
Zitieren
 
#25
Von: Trainingszentrum

„Keine Einwände“, antwortete Koryn wie ein Echo auf ihre Frage. Er war es leid und müde, sich untereinander zu streiten. Bevor er Mytria begegnet war, hatte es in seiner Erfahrungswelt nie so viel Zwietracht – um ihr eigenes Wort zu verwenden – im Praxeum gegeben. Doch vielleicht hatte es sich auch nur in Kreisen abgespielt, zu denen der Kel Dor keinen Zugang hatte. Lee Valens Fall musste auch hier seinen Anfang genommen haben… Koryn wollte damit nicht sagen, dass Mytria keinen Platz unter den Jedi hatte. Aber der Widerspruch zwischen ihrem Verhalten und den Lehren, denen er aus tiefstem Herzen folgte, ließ sich nicht leugnen und der Kel Dor war zu jung, zu unerfahren in solchen Dingen, um dem Mädchen einen anderen Weg zu zeigen. Sie schien ihn zu brauchen, in ihrer Nähe wissen zu wollen – nur um einen Moment später die Krallen auszufahren und sich selbst zu distanzieren. Was war in ihrem Leben vorgefallen, dass sie sich zu solch einer Person entwickelt hatte?

Koryn besaß zumindest die Weisheit, nicht einfach plump danach zu fragen. Im Augenblick fiel es ihm schwer, auch noch die Last anderer auf seinen eigenen Schultern zu tragen, solange er nicht mit sich selbst im Reinen war. Aber er würde wohl einen Weg finden müssen, das Thema auf geschicktere Weise anzusprechen. Teils aus Empathie, aber teils auch aus einfacher Neugier geboren. Es nagte an ihm, dass er mit einer Person auf Ebene der Macht so im Gleichklang sein konnte, aber im Gespräch mit ihr immer wieder aneckte. Der Jedi-Schüler begriff nicht, wie so etwas möglich war. Doch sein Vertrauen in die Macht und die Überzeugung, dass der Weg des Jedi der richtige war, ließ die Tür zu seiner launenhaften Begleiterin immer einen Spalt geöffnet. Darum ergriff er auch die angebotene Hand, auch wenn es im Moment eher einer bedeutungslosen Geste gleichkam und nicht wirklich aus vollem Herzen geschah. Dem Kel Dor war gerade alles Recht, was einen Streit verhinderte und nicht gänzlich gegen seine Prinzipien stieß. Beide konnten eine Mahlzeit gut vertragen, um ihre Gemüter zu beruhigen.

Das kurze Gespräch um Luke Skywalker verlor sich im Korridor, ehe die beiden die fast verlassen wirkende Cantina betraten. Sie war in Koryns Erinnerung noch nie vollkommen gefüllt gewesen – dazu waren die Bewohner des Praxeums zu spärlich – aber man merkte ihr an, dass sie vielleicht die letzten waren, die sich zum Frühstück begaben. Entsprechend war auch die Auswahl eher bescheiden, da man sich bereits aufs Mittagessen vorbereitete. Doch für den Kel Dor kam es in erster Linie auf Nahrungsaufnahme an. Er war unsicher, ob das Schweigen irgendwann in Einträchtigkeit kippte. Aber Koryn konnte nicht leugnen, dass es trotz der kurzen Zeit bereits eine gewisse Gewohnheit war, Mytria an seiner Seite zu wissen. Der Jedi-Schüler platzierte ihrer beider Mahlzeit auf einem Tablett und trug es trotz der Leere – ebenfalls aus Gewohnheit – zu einem Tisch, der eher am Rand gelegen war. Bei der Wahl des Sitzplatzes zögerte er erst und entschied sich für einen Platz an ihrer Seite. „Fang ruhig schon an. Ich, äh… möchte dir nicht den Appetit verderben.“ Koryn klang von seiner Aussage selbst überrascht. Nein, er hatte sich im Praxeum nie unwillkommen oder ausgegrenzt gefühlt. Doch jetzt, wo er mit Mytria hier war, fiel ihm erstmals auf, dass er immer allein gegessen hatte. Von wem war dieses Ritual ursprünglich ausgegangen? Hatte er sich aus Höflichkeit einen abgeschiedenen Platz gesucht oder waren es andere Gründe? „Hm…“ Der Kel Dor starrte sein Frühstück an, als hätte er gerade etwas Existentielles herausgefunden. „Ich glaube, ich habe noch nie direkt mit jemand anderem zusammen gegessen“, teilte er seine Gedanken mit Mytria. „Zumindest nicht hier, auf Naboo.“
Offline
Zitieren
 
#26
Auf ihrem Platz fand sie keine Ruhe. Nicht, die sie gewünscht hatte. Der Frieden mit Koryn schien richtig aber etwas fehlte. Die Cantina nahm ihnen mit ihrer fast verlassenen Leere nicht jene Bedrohung, die auf beiden zu liegen schien. In dieser Galaxis und auch hier waren schreckliche Dinge geschehen. Für Mytria war es schwer, einfach weiter zu machen. Sie verbarg sich hinter einer Maske aus Arroganz und Stolz, wobei ihre Augen auf Koryn lagen. "Ich denke, dass deine Spezies anders isst, als wir?" - fragte sie mit fester Stimme und brachte eine gewisse Naivität zum Ausdruck. Natürlich aßen Kel'dor anders aber Mytria fand keine besseren Einstieg in ein Gespräch mit ihm. Immerhin hatte er sich gnädig gezeigt und nahm sich selbst zurück. Mytria schätzte dies und kam sich seltsam kindlich vor, denn sie konnte ihm nichts entgegen bringen, was die Situation für beide leichter machte. "Du musst auch nicht essen. Es ist schön, dass du bei mir bist," erklärte sie schießlich und hoffte damit eine passende Antwort gefunden zu haben. Ein schönes Lächeln zeichnete sich mit ihren mundigen Lippen ab; die nachdem sie sich einen Löffel Frühstücksbrei in den Mund geschoben hatte, geschlossen waren. Mytria bemühte sich um Normalität, auch um den Streit nicht erneut ausbrechen zu lassen. Ihr war nicht mehr nach Streit und auch zeichnete sich eine seelische Erschöpfung ab. Mytria war ihrer eigenen Unruhe überdrüssig, die sie oft peinigte. Oft wechselte ihr Geist schnell zwischen Emotionen. Es machte auch ihrem Bewusstsein zu schaffen. Zudem schien eine geheime Kälte nach ihr zu greifen, aus weiter Ferne, die insgeheim nach ihr rief. Eine ferne Macht wollte Besitz von ihr ergreifen und doch wurde diese noch ferngehalten, vom Licht und der Hoffnung in dieser Jedi-Gemeinschaft. "Die Galaxis ist grausam aber wir müssen es doch nicht sein, oder?" - wieder eine naive Frage aber mit deutlich mehr Seele und unverstellter Stimme. Der melodische Klang durchbrach die gespielte Festigkeit. Mytria wollte Sicherheit und versuchte ein Gespräch zu konstruieren, was beiden eine Zuflucht bot.

Immer noch starrte Koryn sein Frühstück an. Mytria war hilflos, wollte ihm eine Hand entgegen strecken aber unterließ dies, um die Schüssel mit dem Brei vor sich zu drehen und gelegentlich mit dem schwerem Löffel hinein zu stoßen, was den blauen Brei aufwirbelte. Die sehr junge Jedi wollte helfen, wirklich helfen und blickte mit glasig-verträumten Augen in seine Richtung. Vieles in ihrem Leben verlief nicht nach Plan oder erfüllte ihr wirklich jene Dinge, die sie wirklich brauchte. Immer hatte sie sich meistens versteckt. War davongelaufen und hatte Daddy vorgeschickt, um Probleme zu regeln. Doch hier konnte sie sich nicht verstecken. Mytria musste für sich sprechen und einstehen, wer sie wirklich war. Oft fürchtete sie sich davor aber nun schien etwas anders. Sie fürchtete sich nicht vor Koryn und wollte offen mit ihm sprechen. Es mochte die Ruhe der Cantina sein oder jenes Gefühl, dass sie etwas im Magen hatte und essen konnte. Eine satte Mytria war deutlich angenehmer als eine hungrige Wutsirene. Mytira überlegte, was sie noch sagen konnte aber fand keine passende Aussage, wie auch? Ihr fehlte es an Weisheit und Erfahrung. Ihr blieb nun doch nur jene Geste, indem sie ihre Hand sanft über den Tisch in seine Richtung ausstreckte. Ein Zeichen, dass sie wirklich für ihn anwesend war. Mytria wollte wirklich eine gute Freundin sein. Eine Person, die Koryn helfen konnte, auch aufrecht zu bleiben. Diese Galaxis schien für beide nicht einfacher und würde für einen heranreifenden Jedi sicherlich nicht einfacher werden. Der jungen Jedi war klar, dass beide noch viel zu lernen hatten und nur gemeinsam diese grausame Zeit überstehen konnten. Wenn sie nichts mehr hatten, hatten sie zumindest noch die Gemeinschaft der Jedi. Endlich begann Mytria zu glauben; an etwas, was größer war als sie selbst: Mitgefühl. Sie fühlte mit Koryn und versuchte ihm gnädig nah zu sein, wenn auch nur durch diese Geste, die ihre persönliche Speisung unterbrach. Der Löffel fiel lieblos auf den Rand der Schüssel, wo er ein kurzes Geräusch abgab. Sie seufzte ausatmend.
Offline
Zitieren
 
#27
„Ein wenig“, meinte Koryn und strich mit den klauenbewehrten Fingern über die zinnfarbene Maske, die den unteren Teil seines Gesichts verdeckte. „Mein Volk mag den humanoiden Spezies in vielen Dingen ähneln. Aber an diesem Punkt sind wir Kel Dor doch ein wenig… befremdlich für euch.“ Der junge Mann selbst störte sich nicht daran, wieso auch? Es war schon immer die Natur seiner Spezies gewesen und während der ersten Kontakte mit anderen – aus seiner Sicht – Aliens hatte es ihn eher fasziniert, wie viele Völker die zur Nahrungsaufnahme und Verständigung essentiellen Teile nicht hinter einem schützenden Schlund verbargen. Sein eigenes Magenknurren machte deutlich, dass er bei seinem morgendlichen Training nicht allein von der Macht gezehrt hatte. Doch noch konnte er seinen Hunger zügeln und legte die verschränkten Arme auf den Tisch. Auch wenn seine Kopfhaltung eindeutig verriet, wohin sein Blick gerichtet war.

„Nein, das müssen wir nicht“, schüttelte er den Kopf und pflichtete ihr bei. „Gerade wir sollten nicht grausam sein. Wir sind der Gegenpol, wir sollten Frieden bringen.“[/b] Und uns nicht gegenseitig zerfleischen, brachte er den Gedanken nur im Stillen zu Ende. Sah, wie Mytria ihre Hand in seine Richtung schob. Und weil Koryn nicht anders konnte, drehte er seinen Arm so, dass ihre Hand auf seiner oder seinem Unterarm ruhen konnte. Er war noch immer nicht über ihre Launenhaftigkeit hinweg und verurteilte Gedanken, die er als egoistisch einstufte. Aber auf der anderen Seite der Waage war sie – genau wie er – eine angehende Jedi, die noch viel über die Macht und ihre Rolle im neuen Jedi-Orden zu lernen hatte. Jemand, zu dem er ohne Worte eine Verbindung aufgebaut hatte und die Teil der Gemeinschaft war. Darum würde Koryn mit ihr auskommen und versuchen, zu verstehen. Er hatte bereits begriffen, dass dies wichtig war. Nur die Umsetzung dieser Erkenntnis war für den jungen Kel Dor nach wie vor eine Reifeprüfung.

Die Stille im Raum, von Mytias Seufzen abgesehen, war ein ungewohntes und unangenehmes Geräusch. Die wenigen Bewohner des Praxeums hatten diesen Ort stets mit Leben und einer angenehmen Ruhe erfüllen können. Nun fühlte es sich an wie die Ruhe vor dem Sturm – in dem ihnen nichts anderes übrig blieb, als beieinander Schutz zu suchen, bis er vorbeigezogen war. So hatte man es auf Dorin gehandhabt. Wann würde Meister Skywalker zurückkehren und welche Konsequenzen würden Lee Valens Taten noch auf ihre zusammengewürfelte Familie haben? „Ich glaube, dass wir besser sein können“, sagte der Jedi-Schüler schließlich. „Jeder von uns. Meister Skywalker hat etwas in uns gesehen, nicht nur unsere Machtbegabung. Ich möchte glauben, wenn ich mich genug anstrenge, werde ich sehen, was er sieht und kann dieser Galaxis wirklich helfen. Aber es ist nicht einfach... Wenn man sein ganzes Leben lang von einer Sache fest überzeugt war und plötzlich mit eisigem Wind lernen muss, dass die Wirklichkeit… komplizierter ist.“
Offline
Zitieren
 
#28
Mytria versuchte zu folgen, doch ihr sprunghafter Geist war bereits mehrere Gedankengänge weiter. "Was ist schon einfach," meinte sie vielsagend und zog beide Schultern hoch und versuchte zu lächeln. "Ich bin es nicht, du bist es nicht und auch diese ganze Jedi Geschichte hier, ist es nicht," fügte sie hinzu und schmunzelte nun ehrlich, wenn auch ein wenig selbstreflektierend. "Bei uns gab einst ein Märchen über einen großen Wolf, der von allen verflucht wurde und dennoch ein Dorf beschützte, weil er dort aufgewachsen war. Jeder hielt ihn für böse und mied seine Wege. Die Zeit hatte ihn einsam gemacht und doch verließ er nie jenes Dorf. Auch nicht als die Bewohner ihn verjagen wollten. Der Wolf blieb. Bis zu jenem Tag, wo er das Dorf vor Banditen beschützte und dabei verstarb. Erst in seinem Tode fand er die Würde, die ihm sein Leben verwehrt hatte. Für ihn war es nie einfach aber dennoch entschied er sich für das Gute, obwohl jegliches Lebewesen ihn geschlagen und gemieden hatte. Das Dorf trägt bis heute seinen Namen, weil die Bewohner nun die Wahrheit über seine Seele kannten und Reue empfanden, weil sie ihn verurteilt hatten. Sie hatten ihn schlicht dafür verurteilt, dass er ein Wolf war," erzählte sie aus ihrer Erinnerung und ließ dabei einige Details offen, da sie Koryn nicht allzu sehr einbinden wollte. Koryn sollte nur begreifen, wie sie über diese ganze Sache dachte. Die Geschichte half ihr, ihre Gedanken besser auszudrücken, ohne in abgebrochene Sätze zu verfallen. "Wir alle sind etwas und doch können wir uns für etwas entscheiden. Doch einfach ist es nie," gab sie schließlich ihre Meinung ab und zog dann ihre Hand von seiner zurück. Sie wollte ihn essen lassen, da es ihm scheinbar unangenehm war, in ihrer Anwesendheit zu speisen. Koryn hatte in ihren Augen auch ein wenig Ähnlichkeit mit dem Wolf aus dem Märchen. "Wir müssen uns stets neu entscheiden und auf das Gute hoffen." Mytria erhob sich, um Koryn ein wenig Zeit zu geben. Auch verspürte sie einen Drang, sich bewegen zu müssen. Sie war schlicht unruhig und brauchte etwas Bewegung, um ihren wirren Geist zu ordnen. "Ich komme gleich wieder. Ich brauche etwas frische Luft," sagte sie freundlich, während sie an dem Jedi Schüler vorbeitrat. Dabei legte sie diesem kurz ihre Hand auf die Schulter. "Du kannst in Ruhe essen," flüsterte sie ihm verspielt ins Ohr, bevor sie sich endgültig aus der Cantina entfernte. Vorerst war Mytria gesättigt und somit stabiler. Eine magische wortlose Stimme zog sie hinaus ins Freie. Die Macht rief sie, ohne das sie es wirklich erkennen konnte oder wollte. Die Macht war in leuchtender Absicht mit ihr, so dass die dunkle Seite, die ihr folgte, vorerst zurückwich.

Fortsetzung: Straße zum Praxeum
Offline
Zitieren
 
#29
Nein, es war wirklich nicht einfach, ein Jedi zu sein. Aber Koryn versuchte sich damit zu trösten, dass sie beide noch am Anfang standen und es noch immer vieles gab, dass sie zu lernen hatten. Er hatte sich noch nicht einmal sein eigenes Lichtschwert verdient, sondern trug nur eine Trainingswaffe des Praxeums. Interessiert lauschte er Mytrias Geschichte, die den Kel Dor für eine Weile auf andere Gedanken brachte. Er wollte sie danach fragen, wie der Name des Dorfes lautete und abermals widersprechen, dass es doch einige Dinge gab, bei denen die Entscheidung in seinen Augen doch einfach war – zum Beispiel, einem Schwachen in Not zu helfen. Aber das blauhäutige Mädchen erhob sich und wollte sich für eine Weile allein an die frische Luft begeben. Erneut hatte sich der Wind gedreht und nun wirkte Mytria wieder so, als hätte ihr Streit nie stattgefunden. Koryn würde wohl niemals aus ihr schlau werden. Er ließ sie ziehen und als die Jedi-Anwärterin außer Sicht war, nahm er seine Maske ab und endlich sein spätes Frühstück zu sich.

Eine ganze Weile später saß der Kel Dor – gesäubert und gesättigt – auf einer der Grünflächen des Praxeums und schnitzte mit seiner langen Mittelklaue an einem Stück Holz. Koryn hatte bereits damit begonnen, eine Form herauszuarbeiten. Doch was daraus irgendwann einmal entstehen sollte, war noch nicht zu erkennen. Der Jedi-Schüler wusste im Moment nichts Besseres mit sich anzufangen. Meister Skywalker war noch immer nicht zurück, er hatte heute schon trainiert und verspürte im Moment nicht den Drang, sich mit den anderen Bewohnern weiter über die gestrigen Ereignisse zu unterhalten. In der Ruhe liegt die Kraft. Das Handwerk war seine Art der Meditation, da er sich voll auf eine Sache konzentrieren musste – auch wenn Koryn sich dessen noch nicht ganz bewusst war.

Plötzlich wurde er von lauten Geräuschen und einem Schatten aus seiner Arbeit gerissen. Der Jedi-Schüler traute seinen Augen nicht. Ein großer, schon ziemlich oft geflickt aussehender Frachter senkte sich über der Landeplattform herab. Kann das…? Mit einem kraftvollen Sprung erhob sich der junge Kel Dor und schirmte sich mit einer Hand gegen die blendende Sonne ab, um das Schiff genauer zu erkennen. Das ist doch…! Sein Herz klopfte schneller. Es gab nicht viele derart aussehende Schiffe, die einen Grund hätten, so dicht am Jedi-Anwesen zu landen. Koryn zögerte, ob er sich dem Frachter nähern sollte, der ein gutes Stück von ihm entfernt war. Doch er musste mehr sehen.
Während er eilenden Schrittes den Abstand zur Landeplattform verringerte, sah der Jedi-Schüler, wie sich die Laderampe öffnete und kein Geringerer als Meister Skywalker daraus hervortrat. Koryn lächelte auf dorianische Art, strahlte geradezu – auch wenn man es unter seiner Maske nicht sehen konnte. Der Jedi-Meister war zurück und auch wenn seine Miene nachdenklich wirkte, gab es zunächst keine Anzeichen, dass Luke eine schreckliche Botschaft zu verkünden hätte. Der erste Impuls des Kel Dor war, Luke zu folgen. Aber der Anblick des Falken – von dem er nun zweifelsfrei wusste, dass es der Falke sein musste – zog ihn in seinen Bann. Er hatte so viel über dieses Schiff und seinen Captain gehört und wusste doch noch so wenig über die Zeit der Rebellion und ihre Helden. Was er nicht dafür geben würde, es einmal von innen zu sehen.

Doch dann zupfte etwas an seinem Verstand und wies ihn an, dem Jedi-Meister nachzugehen, der zielstrebig dem Praxeum entgegenging. Wenn du wissen willst, was Meister Skywalker erfahren hat, solltest du hier nicht rumstehen. Also folgte Koryn ihm mit gebührendem Abstand und konnte sich gerade noch im Zaum halten, Luke nachzurufen. Doch auf die anfängliche Begeisterung folgte tiefe Ernüchterung. Luke Skywalker rief die Bewohner des Praxeums zusammen, nur um sich in mysteriöses Schweigen zu hüllen, was seine Vorladung zum Rat anging. Schlimmer noch – der Jedi verkündete, dass er nun für ein paar Tage fort sein würde. Aus welchem Grund? Wie lange? Und wohin? All diese Fragen wurden nicht beantwortet, sondern ließen ein flaues Gefühl in Koryns Magen zurück. Er suchte Mytrias Blick, auch wenn er nicht sicher war, dass diese ihn durch seine Maske wahrnehmen konnte. Der Kel Dor vertraute seinem Meister, aber er konnte sich nicht leugnen, dass er sich auch etwas verlassen fühlte. Skywalker war doch gerade erst zurückgekommen! Wieso hatte man ihn schon wieder für Dinge der Republik eingespannt – so kurz nach den schrecklichen Morden im Praxeum?

Koryn konnte es nicht verstehen. Aber in einer Entscheidung, für die Mytria ihn entweder bewundern oder hassen würde, beschloss der Kel Dor, es dieses Mal nicht einfach so hinzunehmen. Luke Skywalkers Schüler verdienten eine Antwort. Und wenn er selbst herausfinden musste, was sein Meister vorhatte, dann sollte es eben so sein! Es waren sicherlich auch andere Dinge, die ihn trieben. Die wenigsten davon sonderlich jedihaft. Aber dem Kel Dor war nicht nach Herumsitzen, wenn er die Chance hatte, auf dem Falken mehr über die geheime Mission von Luke Skywalker zu erlauschen. Er hatte auch ein wenig Angst um seinen Meister. Natürlich rechnete er damit, dass Luke wieder heil zurückkehren würde … aber was, wenn nicht? Wenn irgendetwas schiefging, wer sollte sie dann anleiten? Seit gestern plagte sich Koryn sehr mit dem Gedanken von Verlust und seiner eigenen Machtlosigkeit. Es fiel ihm schwer, den Jedi-Meister nun einfach wieder ziehen zu lassen.

Koryn wartete, bis Luke an Bord gegangen war und schlüpfte dann ebenfalls in geduckter Haltung die geöffnete Rampe hinein. Gewiss würde man sich vor dem Start noch über ein paar Dinge unterhalten. Der Name eines Planeten würde ihm reichen! Dann konnte der Jedi-Schüler zu den anderen zurückgehen und ihnen davon berichten. Allerdings verlief es etwas anders als geplant... Die Stimmen entfernten sich immer weiter vom Eingang und das Metall der Wände verzerrte sie so weit, dass Koryn kaum ein einzelnes Wort verstehen konnte. Bei seinem Vorstoß, um doch wieder etwas von dem Gespräch zu erfassen, wurde der Jedi-Schüler aber auch von der Tatsache abgelenkt, dass er an Bord des Falken war – eine Legende unter den Schiffen der Republik, soweit man den Geschichten glauben konnte. Hin und her gerissen zwischen seiner eigenen Mission und seinem Entdeckerdrang tastete er sich langsam und bewundernd vorwärts. Und merkte zu spät, dass sich unter die nun wieder verständlichen Stimmen von Luke Skywalker und Han Solo ein anderes Geräusch gelegt hatte. Mit weit aufgerissenen Augen wandte Koryn sich um und sah noch, wie das Tageslicht immer weiter von der sich schließenden Rampe geschluckt wurde.

„Oje!“ Sie war gerade noch weit genug geöffnet, dass er sich mit einem beherzten Sprung hätte retten können. Doch der Kel Dor starrte sie einfach nur an wie ein Krugga-Reh im Scheinwerferlicht – unfähig, in diesen kurzen Momenten eine sinnvolle Entscheidung zu treffen. Dann war es zu spät. Unvernunft hatte den Sieg davon getragen und nun war er mehr oder minder eingesperrt. Ein blinder Passagier, der sich immer noch jederzeit zu erkennen geben konnte. Dann würde man die Rampe wieder öffnen, Koryn würde mit einem Tadel und vielleicht ein paar Antworten entlassen und alles würde seinen geplanten Gang weitergehen. Der junge Kel Dor schluckte und merkte, wie ihm abwechselnd heiß und kalt wurde. Das Schiff wurde gestartet und noch immer hatte er sich nicht durchgerungen, was er tun sollte. Er musste mit Meister Skywalker reden, solange es noch möglich war, glimpflich aus dieser Situation zu kommen. Aber dann würde man ihn einfach wieder zurückschicken…

Ein durchdringendes Röhren ließ Koryn zusammenzucken und hektisch nach einem Versteck suchen. Instinktiv ging der Jedi-Schüler in die Knie, auch wenn man ihn deswegen trotzdem noch deutlich im Gang sehen konnte, und spürte durch seine alarmierten Machtsinne, dass sich direkt unter ihm ein Hohlraum befand. Unter einer Bodenplatte. Was mache ich hier nur? Ich sollte gar nicht hier sein! Aber war es nicht besser, um Vergebung zu bitten als um Erlaubnis zu fragen? Das ist nicht, wofür ich hergekommen bin! Ich muss doch den anderen sagen… Wieder hörte er Schritte und musste sich wohl eingestehen, dass es dazu nicht mehr kommen würde. Hastig tastete er am Boden nach einer Öffnung und gelangte mit seinen Krallen unter die Platte, die er anheben konnte. Hastig krabbelte der Kel Dor in die darunterliegende Vertiefung und brachte die Bodenplatte wieder in Ausgangsposition – zumindest glaubte er das.

In seinem kleinen Versteck war es stickig, dunkel und alles, was er hörte, war das Dröhnen der Maschinen. Langsam wurde dem Jedi-Schüler klar, worauf er sich da eingelassen hatte, dass es eine törichte Idee gewesen war und dass es nun kein Zurück mehr gab. Ihm wurde ebenfalls bewusst, dass er sich seine guten Vorsätze so lange einreden konnte, wie er wollte – am Ende hatte seine Neugier die Oberhand gewonnen und Luke Skywalker hatte jedes Recht, ihm dafür den Kopf abzureißen. Und er würde nicht der einzige sein… „Oje.“

Nach: gen Yavin 4 (Luke hinterher)
Offline
Zitieren