19.01.2014, 02:41
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.07.2020, 22:37 von CA-5510.)
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Orbit von Onderon
Der weitläufige Orbit um Onderon sowie Dxun. Einige Schiffe kreuzen hier ihre Wege und vier Golan-Stationen sichern weite Teile des Raumes gegen ungebetenen Besuch ab. Auch gleiten einige Tie-Staffeln durch den Raum. Dennoch fällt primär der Fracht- sowie Zivilverkehr auf.
Müde, ausgelaugt von kraftraubender Gleichgültigkeit, fand sich der Imperator auf dem Thron innerhalb des Sternzerstörers wieder. Selbst das Bad und die Reinigung seines Fleisches hatten nicht vermocht, diese Gleichgültigkeit abzutöten. Seine Seele war verdorben, sinnleer und völlig haltlos trieb sie durch die Galaxis. Den Blick stechend aus dem Panoramafenster gerichtet, beobachtete er die Sterne um Onderon sowie den Planeten selbst. Sie waren vor Kurzem angekommen. Steif goss sich Luft aus seinen Lungen, wie schweres Blei. Der Blick sank herab auf den Boden vor sich, auf die schwarze Kutte, die seine Knie überdeckte. Einsamkeit war das Gefühl der Stunde. Nichts hatte der Lord errungen, außer eine düstere Macht, die ihn verbrauchte. Der dunkle Lord spürte, dass er mehr brauchte. Mehr von allem. Nicht weniger. Nur konnte er diese Gier nicht definieren, krank wie er war. Seine Seele war der dunkelste Stern aller brennenden Sterne, die die Macht durchströmten. Das blutende Herz war nicht mit zu stillen. Die Lügen wuchsen und der Selbstbetrug war gerade gut genug.
Ein krauchendes Husten stieß sich aus seinem Mund, während er seinen schweren Blick anhob, gestützt durch eine Kapuze um sein Haupt. Das Spiel ging weiter, mit jedem Tag - das Versprechen musste immer wieder gebrochen werden. Das Versprechen, welches er Sansa gegeben hatte. Dieses Versprechen war das seltsame Mysterium, welches sich selbst zur Lüge verdammte. Der Spiegel seiner Seele war durch ihn selbst schwarz lackiert worden, so dass er seine Fratze, die er nun war, nicht mehr sehen konnte.
Langsam stand der dunkle Herrscher von seinem Thron auf, um näher an das Fenster zu gehen. Kurz reflektierte sich die Deckenbeleuchtung im Glas als der Lord herantrat. Seine dämonischen Augen fokussierten Dxun. Die Welt, die er zur neuen Sith-Akademie bestimmt. Dies war sein System, wie jedwedes System in Zukunft sein würde: ein Ort unter ihm. Gierig schoben sich seine Mundwinkel nach oben, zu einem finsteren Lächeln. Es war vorbei. Darth Vesperum war nun mehr als je, ein Sith.
Die Macht zeigte ihm die Anwesendheit von Darth Marala, Darth Mortis und Darth Curelis. Alle waren sie dort versammelt. Vesperum konnte sie fast durch die Wolken hindurch erblicken, wie ihre Auren in der Macht brannten. Die Vision verwirklichte sich. Was er gesehen hatte, war real und wie der Traum, den er träumte, eines Tages ebenso real sein würde. Niemand würde ihn mehr abstoßen. Niemals wieder würde er stürzen, auch wenn es es längst tat, ohne es zu ahnen. Die Perversion seines Verstandes verlor Halt als sein Blick zu Ondeorn hinüberwanderte, wo die Auren seiner Diener am deutlichsten waren. Doch Curelis hatte ihn verraten, dass hatte er gesehen. Verrat war ein Wesen der Sith. Bald würde er landen, das nehmen, was ihm zustand. Hass. Reiner Hass. Das Grinsen steigerte sich zu einer psychotischen Fratze voller dunkler Gier. Der Sith-Lord ersann bereits Grausamkeiten, die er seinem Feind Curelis antun würde. Die Gedanken wuchsen, getrieben von eigener Agonie...
Es dauerte nicht lange, bis die Anwesenheit des Imperators im Orbit bemerkt wurde, und nach kurzer Zeit erschien das Hologramm der Regentin, Darth Marala, vor dem Thron des Imperators. Auch durch das bläuliche Flackern des Hologrammprojektors konnte man erkennen, dass die Dame wie immer von sehr ansehnlichem Äußeren war, ihre langen Haare fielen etwas über ihre Brust und einzelne Strähnen strich sie sich gerade aus dem Gesicht. Es war schwer zu sagen, welcher Farbe ihre Gewänder gerade waren, nur dass ssie einen dunklen Anzug, vermutlich aus Leder, und einen simplen dunklen Seidenumhang trug, was ein Hinweis darauf war, dass sie gerade aus einem Kampf oder Einsatz zurück war. Marala trug in ihrer Palastzeit eher Roben, das wirkte nobler, und die Lederanzüge waren eher dazu da, ihr maximale Beweglichkeit bei gleichmässiger Betonung ihrers Äußeren zu verleihen. In vielen Kulturen war der Begriff der Femme Fatale noch immer präsent, und Marala wusste, wie sie diese Vorurteile ausnutzen konnte, um emotionalen Druck auf ihre Gegenspieler auszuüben. Der Detailgrad des Holoprojektors war gut genug, um die leicht leuchtenden Adern darzustellen, die ihre Haut durchzogen, von absolut symmetrischer Perfektion verliehen sie Marala nicht nur eitwas Gefährliches, sondern auch etwas sehr exotisches, etwas anziehendes. Sie unterstrichen das Raubtier, dass sie war, und jeder der sich mit ihr einließ, spielte mit dem Feuer... was viele Männer als sehr herausfordernd empfanden.
Marala lächelte. Bei ihr wusste man nie so genau, ob das Lächeln eine geste der Zuneigung war, oder ob es eher das Lächeln einer hungrigen Raubkatze war, die leichte Beute witterte. In diesem Fall jedoch verriet ihre Stimme, dass es sich wohl eher um eine Art der Zuneigung handeln musste. "Vesperum. Es ist lange her." sagte sie schliesslich. Der Hologrammprojektor erlaubte es ihr, sich auf der Brücke zu bewegen, und so näherte sie sich und stellte sich neben ihn ans Fenster. Es war ungewöhnlich, als Hologramm von sich selbst auf eine Welt hinabzusehen, auf der man sich gerade befand. "Es hat sich viel getan, seit Ihr fort wart. "Onderon wächst und gedeit, die Verbesserung aller Lebensbereiche stärkt unseren Rückhalt in der Bevölkerung drastisch und nimmt dem Widerstand täglich mehr Nährboden. Lange wird es nicht mehr dauern, bis uns die Bevölkerung mit dem Leben loyal ist." sagte sie dann. Aber es war ein offenes geheimnis, dass wenn sie von uns sprach, sie in Wirklichkeit ihr meinte. Sie versteckte es nicht wirklich, dass sie die Bevölkerung mehr auf sich als auf die Sith einschwor, aber das lag vieleicht auch daran, dass die Sith bisher offen nicht bekannt waren. Diese Loyalität, die sie durch diese gezielte Sozialmanipulation aufbaute, war ihre Rückversicherung. Sie war inzwischen die geliebte Herrscherin, und das gab ihr im Vergleich zu Mortis ebenfalls eine gesicherte Position. Und doch... Vesperum hatte sie auf diese Position gesetzt, weil sie eine Pragmatikerin war. Sie war mit Herz und Seele dabei, und eine der wenigen Sith in seinem Imperium, von der er keinen Verrat fürchten musste. Sie hatte ihre Interpretation des Sith-Codes gefunden, und Verrat fand keinen Platz darin, und ihre vergangenen Aktionen hatten immer wieder zu Vesperum's Leben und Macht beigetragen. Vieleicht war sie aber einfach nur zu schlau, um sich an die Spitze zu wagen. Vesperum war der ideale Sündenbock, und Onderon das ideale Biotop für sie.
"Tag für Tag strömen neue Besucher an unsere neue Universität, und wer für die Akademie auf Dxun nicht geeignet ist, stellt seinen Geist und sein Wissen in unsere Dienste. Es wird nicht mehr lange dauern, und Onderon wird eine Enklave der Überlegenheit über den falschen Diktator sein." sagte sie dann, und sprach den Namen des Mannes nicht einmal aus, der Vesperum seinen Thron streitig machen wollte, und den sie dafür abgrundtief verachtete. "Wenn Ihr keine anderen Pläne habt, werde ich einige Jäger meiner Garde schicken, um euer Shuttle in die Hauptstadt zu bringen. Wir haben einen gesicherten Landebereich im Palast für euch vorbereitet." sagte sie dann. Es war jedoch ebenfalls kein Geheimnis, dass sie die planetare Verteidigung von Onderon aufgerüstet hatte, und sicher mit einer Fingerbewegung ein Shuttle vom Himmel holen konnte. Doch wenn er den Flug überlebte, konnte er sich ihrer Loyalität wie so oft sicher sein. Zumal ein Sternenzerstörer im Orbit auch nicht unbedingt das war, was man über seiner Stadt wollte.
"In der Tat," kommentierte der dunkle Lord das holographische Erscheinen seiner Sith-Ordensschwester. "Viel hat sich verändert," äußerte Vesperum rätselhaft und blieb einer klaren Aussage schuldig. Immerhin hatte sich nicht nur Galaxis weiter gedreht, sondern auch er selbst. Sein Wahnsinn hatte neue Zirkel erreicht, von dem einige Sith träumten und die Jedi sich fürchteten. Langsam ließ er seinen Blick zu ihr gleiten, wie auch seine kalte Aura, die wie eine sanfte Umarmung von Frost war. Marala berichtete von ihren Errungenschaften, die ihn nur peripher begeisterten. Onderon war ihm nur als Ordenswelt wichtig, was sie daraus machte, war ihre Sache. Darth Vesperum, gequält von so vielen dunklen Einflüssen, wollte sich nicht auf diese bescheidene Weltsicht einlassen und eine Welt verwalten. Lady Marala machte dies deutlich geschickter, insofern hatte er ihr einen guten Platz zugewiesen.
"Der Widerstand," anwortete der Sith mit einer leichten Arroganz in seiner Stimme. "... war nie ein Problem." Der Lord veränderte nicht seine Position, wie eine schwarze Säule stand er dort und die Macht der dunklen Seite schien um ihn zu kreisen, nicht sichtbar für Normalsterbliche. Nur seine dämonsichen Augen folgten den Bewegungen von Marala. "Sie lernen oder gehen unter." Eine gewisse Bösartigkeit lag in seinem Blick, der sonst weltfremd ruhig war. Irgendetwas hatte ihn drastisch verändert und seine passive Aggression gesteigert, die wie ein Vulkan über kleinere Ausflüsse seiner Mimik drang. Die Sith neben ihm fuhr als Hologramm fort und fort. Darth Vesperum ahnte, dass sie sich beliebt machen wollte oder zumindest ihre Loyalität dadurch beweisen wollte, es ödete ihn an. Ja, sie hatte ihre Arbeit gemacht; gut, er war zufrieden. Er hob die Hand und deutete der Sith an, ihre Ausführungen zu stoppen. "Ich sehe, als auch höre, dass ihr euren Dienst erfüllt habt. Ich danke euch," war der schlicht, fast zu pragmatische Kommentar des finsteren Herrschers. Die Hand verschwand wieder unter dem weiten, wie schwarzen, Robenmantel. "Ich werde dies bei meiner Rache an Curelis berücksichtigen, welche Loyalitäten mir galten." Damit stellte er bereits klar, warum er persönlich gekommen war. Curelis, dieser Usurpator war nichts weiter als ein Wurm, der der Erde entronnen war, um sich auf seinem dunklen Thron über die Sith einen bequemen Platz zu suchen. Vesperum zürnte innerlich ob dieses Verrats. Immerhin war er nicht mal ein paar Monate weg. Dennoch - Verrat des Wesen aller Sith keimte auch hier, wenn nicht sogar, gerade hier. Der dunkle Lord wusste, dass dies geschehen musste und er eines Tages erneut seinen Mantel verteidigen musste. Dieses gierige Fieber sich zu beweisen war allen Sith gemein. Der Sith-Lord, der einst einmal ein aufrichtiger Mann war, keuchte schwer. Die Last der Würde wog schwer, wie Blei auf seinen Lungen. Die dunkle Macht forderte ihren Preis. Das kalte Fieber umgarnte seine Haut, fröstelte nicht mehr, sondern brannte.
"Schickt eure Jäger," warf der Fürst weniger munter als vor wenigen Sekunden aus seinenm Mund. Diese Stimmen in seinem Schädel kamen urplötzlich, wie ein lautes Rauschen überlagerten sie seine Gedanken, zogen ihre Kraft aus seiner Wut sowie seinem Hass. Stimmen voller Qual, Angst und Hoffnungslosigkeit agierten zusammen in einer Sinfonie aus Schatten. Beherrschbar waren sie kaum. Die dunklen Schleier waren eine Vision, von dem, was in wenigen Stunden auf dieser Welt passieren würde. Er sah Bilder, zerfetzt, zerrissen und verworren in seinem Geist, darunter ein weinender Curelis mit einer Frau in seinen Armen. Ein gieriges Grinsen ummalte seinen Mund als die Bilder verschwanden, sein Geist sich befreite und seine eigenen Gedanken wieder seinen Kopf beherrschten. Der Wille dominierte.
"Ich erwarte euch am Landeplatz," befahl der Lord in üblicher direkter Art, ohne seine Wortwahl wirklich freundlich zu wählen. Es war auch nicht notwendig. "Wir müssen reden, schob er nach und machte somit auf die Dringlichkeit aufmerksam. Dann ging der dunkle Lord Vesperum einen Schritt von seinem emponierten Thron weg. "Ich breche nun auf." Sein Mantel wehte noch kurz auf als er mit einem Satz die wenigen Stufen zur Fläche herabtrat.
Dann verschwand er im Zwielicht des Raumes, um sich zum Hangar zu begeben. Aus dem Dunkel konnte Marala noch seltsam melodiös hören, wie es aus der Entfernung schallte: "Riegelt Dxun ab. Curelis soll nicht entweichen!"
Darth Vesperum war sich sicher, dass Marala ihn noch nicht verraten würde, das hatte er in der Macht gespürt. Auch waren die zwei Sternzerstörer im Orbit eine gute Lebensversicherung für ihn, die im Notfall hunderte Jäger entsenden konnten oder ein verheerendes Waffenfeuer auf Onderon, somit auch auf Marala. Heute lag nicht ihr Verrat an. Noch nicht.
Stille und Dunkelheit durchzogen das Quartier des Schlachtkreuzers, der so grob, so unbeweglich und starr wie eine Leiche durch das All trieb. Im zarten Schatten des Mondes hätte man es für ein Wrack halten können, im Schatten war es nur eine Silhouette deren Antriebslichter schon vor Äonen verloschen waren. Aber die tatsächliche Realität spielte keine Rolle mehr, sie unterwarf sich ihrem Willen, so wie sich die Aura des Schiffes ihrer absoluten Wirklichkeit beugen musste. Es gab keine Alternative. Kein lebend Wesen mehr, hatte noch etwas auf der Abaddon, wie sie den Schlachtkreuzer nun nannte verloren, es war ein Ort der Toten, kalt, starr. Die Besatzung mochte das nicht wissen, oder gar bemerken, nicht einmal die Sturmtruppen würden es merklich spüren, es war ein langsamer Prozess, subtil und für manch einen sogar belanglos. Doch solange die Inquisitorin hier verweilte, starben diese Männer einen kontinuierlichen Tod. Aber sie würde sie nicht einfach zu Grabe betten, nein, dazu gab es keinen Anlass. Ihre Aura war nur kalt, kalter Stahl der die Herzen umschloss, an deren Stelle Reaktoren traten, die ihren Hass verbrannten, die sie läuterten von aller Sünde, aller Schuld, aller Schwüre und auch aller Ängste. Reahs Anwesenheit sorgte dafür, dass diese Männer funktionierten. Sie würden agieren wie Maschinen, wie Zahnräder des gewaltigen Konstruktes, das gemeinhin auch als Imperium bekannt ist. Denn mehr waren sie nicht, Teile eines größeren Ganzen. Stratis hatte das begriffen, er leistete nur noch wenig Widerstand gegen ihre Befehle, er hatte sein selbst, seine Seele gelöst und sie ihrer Willkür überlassen - er gehörte jetzt ihr, so, wie ihr früher oder später jeder an Bord der Abaddon gehören würde. Marionetten, zarte Hüllen, deren Geist so schwach, so fragil und zerbrechlich erschien, dass oft schon winzige Anstöße genügten. Und das Leid stoppte nicht einfach, nein. Ein Sternenzerstörer, selbst ein so großer wie die Abaddon bot für eine gesamte Besatzung nicht genug Freiraum. Wenn einer litt entstand ein Echo, eine Resonanz, die wiederum jemand anderen berührte. Der richtige Anstoß genügte und das gesamte Schiff würde binnen Minuten kollabieren. Aus kleinen Grausamkeiten wuchsen größere, aber das war kein alleiniges Geheimnis der dunklen Seite. So wie die Schatten alles in ihren Elendsschlund einsogen, so vermochte es die helle Seite diese Pfade wieder zu erhellen. Vermeintlich. Doch nicht jede gut gemeinte Tat entsandte ein positives Echo. Der Irrglaube der Jedi begann bereits bei ihrer optimistischen Betrachtungsweise der Galaxis. Doch die Galaxis war von grundauf ein schlechter Ort, dominiert von Egoismus und Grausamkeit. Gnade konnte nur geschaffen, nicht aber gefunden werden. Ein Jedi verstand nicht, dass eine Galaxis nicht geheilt werden konnte, wenn sie nicht geheilt werden wollte. Dies war nicht ihre Zeit, nicht ihre Ära und ihr lächerliches Aufbäumen gegen das Schicksal war reine Zeitverschwendung. Sie stand für Ordnung, die Jedi für Chaos.
Ein schneller Wimpernschlag öffnete ihren Augen, entblößte die gelbe Iris, als wäre diese mit giftigem Schwefel versetzt worden. Reah sah es nicht, ihr Blick galt den Sternen, der Galaxis. Hier, über Dxun entschied sie sich keine Sith zu sein, keine dunkle Jedi, die sich nun Sith nannte. Die Inquisitorin wusste von der Dunkelheit, die sie in sich trug - auf Korriban war sie nur zu oft darin versunken, ertrunken... und nun als lebloses Gefäß der Schatten wiederauferstanden. Und sie entschied sich hier und jetzt gegen Vesperum. Reah war nicht illoyal, sie würde, so wie es die Inquisition verlangte, dem Imperator dienen. Aber nie würde sie sich dazu herablassen Teil seines... Kultes zu werden. Ihre Ideale ließen es einfach nicht zu sich in eine Arena tollwütiger Hunde zu begeben, die sich nur um den größten Knochen stritten. Das hatte Reah ohnehin nicht nötig, daheim auf Thule lag eine der mächtigsten Waffen der bekannten Galaxis, ihre Überreste und eines Tages würde diese Maschine erneut den Tod über diese Galaxis bringen, Ordnung schaffen. Die Dark Reaper machte diese Gruppe dunkler Jedi, die sich um den Imperator scharrte überflüssig, denn sie agierte mit präziser Intelligenz, mit Logik, sie schaffte echte und endgültige Ordnung. Vesperums Jünger hingegen... sie waren nur der letzte, ultimative Ausbruch des Chaos. Wer waren diese Irren schon? Eine Gruppe wahnsinniger Machtnutzer, die ihre neuen Ämter dazu nutzten, ihre persönlichen perversen Leidenschaften auszuleben, um einer größeren Dunkelheit zu dienen. Aber sie erfüllte keinen Zweck, die egozentrische Befriedigung stand im Fokus, nicht das Merkmal des Imperiums, das Merkmal der Lösung. Diese dunklen Jedi brachten ihnen nichts ein, sie waren eine Belastung, ein Übel, hartnäckiger Dreck, der sich unter dem Stiefel ansetzte.
Reah schloss ihre Augen wieder. Sie hatte die Kontrolle verloren. Leidenschaft, Aggression aus einer plötzlichen Laune heraus stand ihr nicht zu, es war unter ihrer Würde sich solcher Nichtigkeiten wegen ihres Zorns zu bedienen und emotionale Aktionen ließen sie vorhersehbar agieren, doch seit Korriban fiel es ihr schwerer sich zu disziplinieren. Sie hatte den Drang zu töten nur zu deutlich gespürt, hätte sich am liebsten mit sengendem Lichtschwert durch die Strumtruppen Scarians gearbeitet. Reah atmete die Dunkelheit des Weltalls ein, ließ die Schatten bis tief in ihre Lungenflügel gleiten. Würde sich ihre Brust nicht in einem langsamen, aber stetigem Takt Heben und Senken, hätte man die Inquisitorin für eine Statue halten können. In ihrem Kopf verdichteten sich die schwarzen Gewitterwolken weiter. Sie war hier so dicht bei Vesperum, so nah an seinem Einflussbereich, dass es schwer war, sich klare Bilder in den Verstand zu rufen - oder sie zu projizieren. Reah versank tiefer in ihrer Meditation, das beständige Wummern des Schiffsantriebes wurde leiser und leiser, bis es völlig verschwand, das penetrante Aufblitzen diverser Kontrolleuchten, dass die zarten Augenlider durchdrang verblasste, so weit, bis sie das vollkommene Nichts vor sich hatte. Keine Dunkelheit, kein Licht, keine Kontraste, nur pure Beständigkeit, ein Ort jenseits von Zeit und Raum: die Essenz der Galaxis selbst.
Es war ein Ort für die Verirrten und Fehlgeleiteten, jene, die vom Weg abkamen und sich selbst verloren, ohne einer absoluten Dunkelheit oder grellem Licht zu folgen - selbst wenn sie davon beeinflusst waren. Es spendete Ruhe sich der Leere hinzugeben: sie war sorglos, ungefährlich, ohne Verpflichtung, ohne Bindung, ohne Reue und ohne Schuld. Innere Leere reinigte ihre verdorbenen Herzen und schuf Platz für die Echos der Galaxis. Hier und da ließen sie sich einfangen, wie verwirrte Geister trieben sie umher, suchten in den weiten der Sterne nach ihrem Empfänger und dann kam es vor, dass solche Echos auch die Aufmerksamkeit jener erreichten. für die sie nicht bestimmt waren. Es gab nur die Macht, jede Manipulation, jedes ankratzen der Oberfläche dieses mystischen Energiefeldes konnte von Machtnutzern entdeckt werden. Aber es brauchte Training, viel Training und Feingefühl, Selbstbeherrschung und Geduld. Reah war bei weitem keine Meisterin, aber sie hatte gelernt einige solcher Echos aufzufangen - sie musste es beherrschen, es gehörte zu ihr Aufgabe die Ursprünge solcher Anomalien ausfindig zu machen und... auszuschalten. War die Störung in der Macht erst bemerkt, war es nicht schwer, sie zu ihrem Ursprung zu verfolgen, es war im Prinzip das umgekehrte Spiel, die Inquisitorin sendete eigene Impulse, schwach und unbestimmt und tastete in ihrem Geist nach der richtigen Resonanz.
Ramon Stratis stand unterdessen in der Tür und betrachtete die seltsame Frau, wie sie scheinbar nur regungslos dasaß. Er wusste nicht mehr weswegen er die Inquisitorin aufsuchen wollte, es erschien ihm wie ein Impuls, ein nicht laut geäußerter Befehl. Ihn beschlich das Gefühl, er müsste an diesem Ort verweilen. Obgleich es ihm nicht behagte. Nigidus machte ihn nervös, selbst wenn sie so tot wirkte wie jetzt, war er sich des Verderbens bewusst, dass diese Kreatur wie ein Miasma ausstieß. "Kapitän Stratis." Der Offizier zuckte zusammen, als hätte ihn jemand mit einem Prügel erwischt. Daran würde er sich nie gewöhnen, diese übernatürlichen und abnormen Fähigkeiten alles und jeden in der Umgebung wahrnehmen zu können noch schlimmer war lediglich, dass Nigidus stets im Vorfeld über das Bescheid zu wissen schien, was er sagen wollte - und das machte ihn aus seiner Sicht zusehends überflüssig. Dennoch behielt sie ihn und so gab sich Stratis der Hoffnung hin, zumindest irgendetwas richtig zu tun, dass diese Kreatur gnädig stimmte. "Bewegen Sie das Schiff in die Regionen des Äußeren Randes. Sofort." Das kalte Eis der Stimme bekam Schärfe, eine nur allzu vertraute. Es war die Art von Befehl, die keinen Widerspruch duldete aber dennoch... Stratis spürte wie der Kloß in seinem Hals größer wurde und zupfte nervös am Kragen seiner Uniform. "Milady... Inquisitorin der Imperator... Imperator Vesperum hat darauf bestanden, dass Dxun abgeriegelt wird. Ich fürchte wir können nicht einfach gehen." Nigidus blinzelte, etwas benommen... überrascht? Ein wenig. Es war ungewöhnlich sich wieder jemanden unterordnen zu müssen. Aber der Imperator musste einsehen, dass ihre Präsenz an einem anderen Ort dringender gebraucht wurde, ihre Fühler haben sich hin zur sterbenden Welt Firrerre gestreckt. "Jedi..." - "Bitte was?" - "Keine Verzögerung mehr Kapitän, benachrichtigen Sie den Imperator umgehend! Ein Jedi ist auf Firrerre. Eine Störung in der Macht, schwach... vermutlich ein kümmerliches Geschöpf, aber zweifellos hat es unser Herr auch gespürt. Wir müssen sie vernichten, die Ordnung muss bestand haben. Erbitten Sie ihn um die Gnade, dass wir Dxun verlassen dürfen, überzeugen Sie ihn von Der Dringlichkeit Kapitän, das ist ein Befehl. Kein Scheitern dieses Mal." Ihre Lider senkten sich wieder, während der überrumpelte und perplex ausschauende Stratis sich auf den Rückweg zur Brücke machte - mit einem noch größeren Kloß in Hals. Er sollte dem Imperator sagen, dass sie wegen... wegen eines einzelnen Jedi Dxun den Rücken zukehren sollten? Aber er hatte keine Wahl, tat er es nicht, wäre er tot, tat er es, war er nur vielleicht tot. Zitternd betätigte Stratis den Schalter des Holokomms und übermittelte die Nachricht der Inquisitorin an die Dies Irae, sollte der Zorn des Imperators doch diese Narren treffen und nicht ihn.
27.01.2014, 17:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.07.2020, 22:38 von CA-5510.)
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Allein, auf seinem Stuhl, im Shuttle, verlassen von sich selbst, betrachtete Vesperum monoton, leblos, die leeren Sitzreihen vor sich. Sein Blick starr auf diese gerichtet, bereitete er sich vor. Sinnleer waren die Momente, wie ein Rauschen, unrythmisch und verzerrt zogen sie vorbei. Gefühle unverkennbar verdorben waren in diesem Moment pulsierend, wie seine Schuld. Er, der dunkle Lord, sah sein Schicksal wachsen, wie ein Geschwür, welches die Galaxis verzehren würde. Dieser Sith war die Nemesis einer sterbenden Zeit. - Und bald würde er diesen Sterbeprozess zu einem Gegner bringen. Das Shuttle hatte sich bereits aus dem Hangar gelöst, sank, geleitet von einigen TIE-Abfangjägern in Ehrenformation, auf Onderon herab. Die typischen Schwingen klappten aus, wie Engelsflügel, eines fallenden Himmelsgeschöpfes; geleitet von dunklen Tränen mit ihrem brummend-kreischenden Antrieben. Es gab keine Rettung, nur eine Bewegung dieses Objektes, welches den Raum durchschnitt. Nicht nur mit seinem Metall, auch mit seiner Aura, welche von Vesperum umschlossen war. Seine Kälte, seine Präsenz drängte durch den Raum, wie ein blutiger Dolch, mordlustig, kalt und behäbig.
Kein Wort drang aus seinen Lippen. Nur seine Schuld sprach für sich und diese Schuld wuchs mit jedem Tag, wie Gift in einem Kreislauf. Es gab keinen Platz, der ihm Halt gewähren konnte. Ein Sith war verloren. Seine Existenz war gebunden an Prozesse, welche widernatürlich abliefen. Prozesse, die im Glauben der Selbstkontrolle, längst Illusionen waren und nicht mehr zu kontrollieren waren. Darth Vesperum war ein Geist, ein Dämon aus der Finsternis, welche immer weiter von dieser Galaxis abfiel. Das rythmische Surren der Antriebe bildete in diesem Augenblick einen starken Kontrast zum Rauschen des Momentes, welcher völlig losgelöst, weltfremd daher kam. Dieser Mann saß dort, ruhig, für sich und bereit zu morden, grausam sowie brutal. Perversionen eines sterbenden Herzen offenbarten sich in seinem Geist, wie Schreie aus der Macht selbst. Bilder wiederholten sich, während er auf die Sitze vor sich starrte; völlig leere Sitze. Niemand, außer die Piloten der Lambda-Fähre, begleiteten ihn. Das Schiff stieß hinab in die dunstigen Wolken von Onderon, durchschnitt diese und gierig sank es weiter, in seiner Aufgabe, den Gefallenen zu transportieren. Die Wolken bildeten warme Streifen aus Weiß an den Tragflächen der Maschine, die scheinbar endlos hinter dem Vehikel abfielen.
Die Bilder waren deutlicher als noch vor Monaten. Brutale Bilder von Gewalt, Horror und Perversion seiner eigenen Macht. Plötzlich geschah es. Ein Lächeln, finster und verdorben, wie der Moment, zeigte sich auf seinem Gesicht. Nicht mehr, das finstere Grinsen und der starre von Dämonen entzogene Blick. Er war die Waffe seiner eigenen Zerstörung, seiner willendlichen Gier. Sein Platz war überall und doch für immer vorbeiziehend, niemals gebunden. Darth Vesperum sah es, was er tun würde - mit seinem Willen und seinen knochigen Händen. Macht, schier bösartig in ihrer Reinheit, kalt und erhaben über allem. Die Sucht nach dieser hatte ihn wieder einmal gepackt, bei dem Gedanken, Curelis zu vernichten. Curelis hatte richtig gehandelt und die Führung übernommen, wie es Brauch war. Dennoch musste er als Sith wissen, dass man das verteidigen muss, was einem zusteht. Macht ohne Kampf war sinnlos. Nur die Dunkelheit machte stark, ihre unnatürliche Schönheit voller Verfall und Unendlichkeit. Das schwarze Meer floss wieder. Es lebte in ihm. Curelis würde begreifen, dass Dunkelheit immer das ultimative Finale der Galaxis und der gesamten Lebewesen darin war. Die Macht war nicht mehr hell für Vesperum, sondern ein finsteres Rauschen, wie das Scheppern der gerade aufheulden Antriebe, die den Sturz auf Iziz herab, abbremsten.
Die Unvermeidlichkeit trat ein. Doch etwas änderte sich im Wesen um den Sith als eine Welle aus Hoffnung, Angst und Sehnsucht durch den Raum um ihn trat. Das Grinsen fiel aus seinem Gesicht ab, mühsam gierten die Augen zu und die Wippern lagen sanft um sie. Es war eine Hilferuf in der Macht, ausgesendet von einer Welt, weit ab. Einer Welt voller Tod, umschlossen von der dunklen Seite. Vesperum sah sie vor sich, wie sie ihn rief; das schwarze Meer teilte sich in ihm und zeigte ihm den Ursprung, schrie ihn an. Eine Jedi. Ja, eindeutig eine Jedi. Doch da war etwas anders. Kein normaler Ort. Es verschwamm. Nur ein Wort drängte sich in seinen Mund und fiel aus diesem, rauschend, wie die Momente: "Firerre." Die dunkle Seite der Macht war eindeutig. Eine Jedi auf dieser sterbenden Welt, hatte sich offenbart, ob es Eigennutz oder wirkliche Hilfesuche war, interessierte den Lord nur peripher. Der Sith-Lord suchte in seinem Umkreis nach Halt, griff an seine Stuhllehne, um die Kräfte zu bändigen, welche ihm mehr und immer mehr von dieser toten Welt zeigen wollten. All das Leid, welches dort herrschte, drohte ihn zu übermannen. Die dunkle Seite nahm sich sein Fleisch. Mit seinem Willen brach er die Fluten des dunklen Meeres in sich. Das Meer hob die Teilung auf und floss erneut normal. Vesperum keuchte auf, atmete tief ein und aus.
Dann piepte es. Der Imperator riss die Augen, blickte auf den Schalter auf seinem Stuhl, der gelb blinkte. Mit einem kalten Druck aktivierte er diesen. "Mein Imperator," sagte die Stimme des Kommandanten des Shuttles. "Die Dies Irae meldet eine Kommunikation von der Abbadon. Inquisitorin Nigidus wünscht einem Jedi nachzugehen. Sie möchte Dxun sowie Onderon verlassen und erbittet insofern eure Erlaubnis." Der dunkle Lord wartete einen Moment mit seiner Anwort und sagte dann mit langsamer aber starker Stimme: "Ich werde mit ihr selbst kommunizieren." Der Offizier antwortete über das Kom: "Soll ich einen sicheren Kanal öffnen?" Der Imperator beugte sich dezent vor über die Kom-Anlage in seinem Stuhl. "Nein," dann deaktivierte er den Schalter und lehnte sich zurück.
Wieder schlossen sich seine Augen; nach Nigidus in der Macht forschend. Er kannte ihre Aura, wie jedwede, die er einmal real gesehen hatte. Nun konnte er sie im endlosen Meer der Macht finden, wie einen Leuchtturm, aufspüren, verfolgen und nach ihr greifen, wie ein dunkler Schatten. Dort war sie, direkt in der Nähe, nebem ihm in der Macht. Der Imperator trat ins schwarze Meer, sprang mental in dieses und schwamm zu diesem Ort; sein Wille dominierte die Zeit dieses Momentes und ein Schatten manifestierte sich um Nigidus, den nur sie sehen konnte. Eine Erscheinung eines dunklen Wesens aus schwarzen Nebeln, durchzogen von finsteren Blitzen, welche nach und nach verschwanden. Nach wenigen Sekunden, die diese Wolke in ihrem Blickfeld Bestand hatte, löste sie sich langsam auf; bis zu einem Punkt als in ihr ein Gesicht und eine Statur erkennbar wurde: Darth Vesperum in seiner schwarzen Robe. Sein Blick, mit den durchdringenden dämonischen Augen, lag auf Reah Nigidus. Er kommunizierte durch die Macht mit ihr; auf seine düstere Art. Es wurde spürbar kälter auf dem Schiff der Inquisitorin, dies spürte selbst die Besatzung, auch wenn sie die Erscheinung nicht sehen konnten. Manche wunderten sich, ob die Klimaeinstellungen defekt waren.
"Inquisitorin," hauchte die Stimme in ihren Verstand, entstellt, als auch okkult. "Ich verschwende nicht allzu viele Worte an euch. Geht der Sache nach und findet diese Jedi. Ich habe sie gesehen, wie ihr sie auch saht." Ja, Vesperum wusste, dass es ein weibliches Wesen war, denn die Silhouette hatte sich ins schwarze Meer gepresst. "Begebt euch nach Firerre und bringt mir diese Jedi oder vernichtet sie bei Widerstand." Es war nicht Sansa, da war sich der dunkle Sith sicher. Ihre Aura und ihre Silhouette kannte er nur zu gut. Diese Jedi war anders, weniger von Interesse.
Die Stille der Geister kehrte zurück, als Stratis endlich - endlich ihr Quartier verließ. Er hatte seinen Nutzen, aber er störte, wenn er in der Tür stand, seine Äuglein sie fixierten und es sich anfühlte wie Nadelstiche. Er konnte sie nicht überraschen, das wusste der Kapitän auch, dafür war er zu einfältig, zu einfach gestrickt, ihm fehlte die nötige Kreativität sich ihrer zu entledigen. Und ihm mangelte es an Ambitionen. Stratis war ein bemitleidenswertes Geschöpf, das sich an sie klammerte, wie ein Neugeborenes an seine Mutter. Vielleicht sah er dass in ihr, eine Mutter, ein gütiges Wesen, dass ihn an die Brust nahm, ihn großzog und dann wieder in die Welt entließ. Einige mochten dadurch annehmen, dass auch die dunkle Seite Hoffnung erwecken kann, Hoffnung an etwas besseres, aber wie so oft, handelte es sich dabei nur um Fehlvermutungen. Stratis kriecherische Art entsprach auch nur seiner eigenen Egozentrik, er scherte sich nicht mehr um das Leben seiner Kameraden und Untergebenen und selbst wenn er es selbst nicht glauben mochte, doch sogar es sein Selbsterhaltungstrieb versank in den Schatten. An seiner Stellen traten Gier, Wünsche, aber niemals Hoffnung, niemals Einsicht und niemals Mitleid. Selbst der noble Orden der Jedi erkrankte an den Symptomen der dunklen Seite und nicht erst seit Sidious, nein, schon immer war auch er nur ein Katalysator des Krieges, mit dem Zweck, den Zyklus der Vernichtung aufrecht zu erhalten. Die Jedi dachten Enthaltsamkeit wäre mit Bescheidenheit gleichzusetzen und wie so oft, irrten sie sich. Wären Bescheidenheit dem freiwilligen Wunsch entsprang, Verzicht zu üben, wurden die Jedi dazu gezwungen. Reah war sich sicher, dass sich die Hälfte aller Mitglieder im alten Orden stets selbst belog und wie auch hätten sie vor Egozentrik gefeit sein können? Vor der Dunkelheit? Tag für Tag wurde es ihnen von einem elitären Zirkel vorgelebt, der sich als kollektive Weisheit der Galaxis verstand. Ihre eigene Hierarchie war es, mit der sich die Jedi stets selbst vernichten, so, wie es auch die Sith taten. Die Macht selbst erwählte beide Fraktionen dazu ihre Spielbälle zu sein deren einziger Zweck Auslöschung lautete - es ging weniger darum zu beweisen wessen Lehren, wessen Ansichten richtig waren, sondern vielmehr stand die Auslöschung der Galaxis im Fokus. Eine Ende des ewigen Konfliktes, eine Zeit des Friedens, würde den Tod der Macht bedeuten - und irrwitzigerweise den Tod allen Lebens.
Kaltes Eis legte sich über die Abaddon, wie ein Deckel für einen Sarg, ein Gruftsiegel, dass die Todgeweihten Insassen aufhorchen ließ, wenn ihr Herr sprach. Vor ihrem Geistigen Auge konnte sie sehen, wie sich ihr Panoramafenster mit Raureif überzog, wie sich die kleinen Kristalle zusammenschlossen und verbanden, bis es eine massive Eiswand ergab. Reah konnte die Kälte ertragen, sie war ein Ausdruck der Einsamkeit und gewissermaßen auch der Hilflosigkeit, ein Aspekt, den weder sie, noch der Imperator sich je eingestehen würde können. Sie waren hilflos, hatten mit Mächten gespielt die sich im Ansatz beherrschten und nun gehörten Körper und Geist ihnen. Für andere war der Frostatem des Drachen, des Zerstörers und Wandlers Vesperum seltsam. Männer, die eben noch monoton ihre Arbeit an den zahlreichen Turbolasergeschützen nachgegangen waren, begannen plötzlich zu zittern und zu frösteln und starrten verwirrt ihren Chief an, der ihnen keine Erklärung für dieses seltsame Phänomen anbieten konnte. Der angespannte Stratis bemerkte, wie sein Atem die Fenster beschlug, als wäre die Temperatur plötzlich und rapide um mehrere Grad gesunken. Hilflosigkeit übermannte ihn, er wollte zur Inquisitorin gehen, wie ein dummer kleiner Junge, sie nach ihrem Rat fragen, nach einer Antwort die sie zweifellos hatte, aber Stratis wusste auch, dass er sie nicht verstehen würde. Wie so wenig, dass auf dem Schiff vorging, seit diese Frau an Bord war. Er war sich aller Vorgänge bewusst, aber er begriff nicht mehr alles, selbst seine eigene Handlungsweise kam ihm in klareren Momenten - wie jetzt - suspekt vor. Er suchte nach Erkenntnissen bei diesem Dämon, die sich seinem Verständnis entzogen, er bekam Antworten, auf nie gestellte Fragen, doch konnte er die Worte nicht begreifen, denn sein unbedeutender Geist war im Diesseits gefangen und gebunden. Wenn er in das All schaute, sah er nur Millionen von Sternen und dennoch verspürte er den tiefen Drang mehr zu erfahren, besser zu sein als andere. Nigidus war ein Orakel, ein Segen, der einen Preis hatte. Doch die Möglichkeiten und die Macht dieses Wesens rechtfertigten jeden Tribut. Stratis legte die Hände auf dem Rücken und nahm eine straffe Haltung an, während er in das All hinausschaute. Wieder einmal hatte Ramon Stratis sich selbst belogen, wieder einmal, konnte er der Verlockung der Düsternis nicht widerstehen.
Das Eis bekam Risse. Ein schwarzer Blitz zog sich hindurch und riss auf, wie eine schlampig vernähte Narbe, die nun die Fratze und das Elend des Abgrunds ihr entgegen spuckte. Reah konnte den Imperator spüren, als stünde dieser neben ihr, schlimmer, als stünde sie ihm gegenüber, während er, so selbstgefällig, so selbstgerecht auf seinen Thron saß. Bilder von Palpatine zuckten durch ihren Geist, vermischten sich mit dem Gesicht Vesperums. Es war nicht mehr leicht zu sagen, wo ein Sith aufhörte und der nächste begann. Korriban hatte den Imperator verändert, er hatte sie alle verändert. Doch in Vesperum sah sie etwas, dass ihr Palpatine offenbart hatte. In seinem Geist erstreckte sich Dunkelheit, jenseits der Dunkelheit, er war ein Ereignishorizont, selbst mit den Augen der dunklen Seite betrachtet. Er war nun mehr als ein Imperator, mehr als der Anführer einer Gruppe dunkler Jedi. Korriban hatte ihn zum neuen Avatar werden lassen, dem Kreuzritter des Todes, der nur zu bald über die Galaxis herfallen würde. Das Individuum Vesperum war praktisch nicht mehr oder nur noch in geringem Maße vorhanden. Es definierte sich jetzt neu, über augenblickliche Wünsche und Bedürfnisse, konnte sich beständig verändern, neu zusammensetzen... Reah erkannte die Personifikation des Tyrannen hinter dem Schleier, die Willkür seiner Ambitionen und stellte dieses Wesen nicht in Frage.
Er lauschte seinen Worten, hing ebenso hilflos an der Zitze der schrecklichen Nachtmutter, wie Stratis es bei ihr tat, erhoffte sich Gunst, Respekt, Anerkennung, ein wenig Beachtung, die doch eigentlich, gar keine Rolle spielte. Die Lippen in ihrem von der Finsternis zerfressenen Gesicht, verzogen sich zu einem widerlichen Lächeln. Selbst wenn keine Euphorie, nicht der geringste Anflug von Triumph in seinen Worten lag, die Inquisitorin hatte gewusst, dass er nicht widerstehen konnte. "Ja mein Herr, so soll es geschehen."
Ihre Augen schlugen Auf und das Eis verschwand, der Abgrund brach in sich zusammen und schenkte ihr nun wieder die Aussicht auf die Galaxis. Reah erhob sich aus ihrer Meditationshaltung und verließ ihre Kammer. Wie ein böser Schatten schlich ihre Präsenz durch das Schiff. Gespräche verstummten wenn sie Nahe kam, die Aufregung stieg. Niemand wollte mit ihr reden, niemand wollte ihr im Wege stehen. Der Turbolift erreichte die Brücke, auf der Stratis noch immer die Sterne betrachtete. Was fühlte er? Nichts. Er hatte keine Erwartungen oder Ansprüche an das, was kommen würde. Vielleicht würde er nun sterben, den Tod verdient, weil er ihr nicht ihre Wünsche geben konnte, ihre Bedürfnisse nicht erfüllen konnte. Oder doch? "Der Imperator hat verstanden, dass wir unsere Bemühungen auf den wahren Feind des Imperiums konzentrieren müssen. Berechnen Sie einen Kurs, Kapitän." Stratis nickte stumm, und ging gehorsam seiner Anweisung nach, er hatte eine Aufgabe, eine Aufgabe die ihn wieder einen Sinn gab. "Wir werden das Problem Firrerre lösen... endgültig."
Fauchend erwachten die riesigen Triebwerke des Schlachtkreuzers wieder zum Leben und manövrierten das Schiff weg von Dxun, hinüber in den offenen Raum. Ein letztes Mal glühten die Antriebe hell auf, als die Abaddon auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigte und in die gefährlichen weiten des Äußeren Randes sprang.
----> Firrerre
Nach dem mehr, oder minder feierlichem Empfang im Hangar der Dies Irae hatte Cato sich, gemeinsam mit den übrigen Überlebenden der Korriban-Expedition in die Quartiere der Sturmtruppen begeben. Es war ein stiller Gang gewesen, trotz dem guten Ende der Mission war niemandem nach Reden zu mute. Einerseits war der Kommandant der 83. Legion gut gelaunt, er und seine Soldaten hatten das vollbracht was dem IGD, dem ISB und all den anderen Eliten des Imperiums verwehrt blieb, sie hatten den Imperator gerettet und in Sicherheit gebracht. Andererseits hatten Cato und die Überlebenden Schrecken auf Korriban erlebt, die jede noch so grausige Erfahrung auf dem Schlachtfeld übertrumpften. Der Oberst wusste nicht mehr wie viele Mann er verloren hatte und er wusste auch nicht wer sie waren, dieser Umstand nagte an ihm. Er war immer ein Mann der Soldaten gewesen und hatte für seine Untergebenen stets ein Ohr offen gehabt und nun wusste er nicht einmal wen er alles auf diesem verdammten Planeten verloren hatte. Er kniff die Augen kurz zusammen und schlug gegen die Wand neben sich, es war nichtsdestotrotz ein erfolgreicher Einsatz. Die Sturmtruppen wurden darauf dressiert für den Imperator zu kämpfen und zu sterben und dies hatten sie gerade direkt vor dessen Augen getan. Eigentlich sollte Cato stolz sein, dass seine Mannen ein solches Ende gefunden haben und dennoch spürte er Trauer und Wehklagen, sie alle hatten einen besseren Tod verdient, nicht von Raubtieren, oder irgendwelchen dunklen Mächten in Stücke gerissen. Doch daran ließ sich nun nichts ändern.
Er blickte an sich hinab, die Rüstung war von Dreck und Blut besudelt und bot einen bemitleidenswerten Anblick. So geschunden wie die Rüstung war fühlte Cato sich auch, doch an ihm nagte etwas anderes, ein kalter Schauer der nicht von ihm weichen wollte. Was auch immer ihnen auf Korriban begegnet war, Cato hatte das Gefühl, als ob es sich an ihnen festgesetzt hatte. Er spürte die gleiche Beklommenheit wie in den dunklen Katakomben, in welchen die Sturmtruppen in einen Schrecken nach dem anderen getappt waren. Es wollte einfach nicht verschwinden, egal wie sehr er dagegen ankämpfte. Letztlich gab er sich mit der Erklärung zufrieden, dass es mit der Zeit vergehen würde, wenngleich er sich dessen nicht sicher war.
Langsam machte der Oberst sich daran seine Rüstung zu reinigen, er holte sich aus dem Vorratslager Reinigungsmittel und begann den Unrat von seiner Rüstung zu waschen. Es war eine undankbare Aufgabe, all den Schlamm, das Blut und sonstige Stoffe von den Panzerplatten zu wischen doch gehörte sie zur Pflicht einer Sturmtruppe. Die Pflege der eigenen Ausrüstung war für die Soldaten eben so verbindlich wie der Dienst für den Imperator. Schließlich standen diese Elitesoldaten für das Imperium selbst und dieses verkörperte Disziplin und Ordnung, zumindest im Ideal. Die übrigen Legionäre taten es ihrem Kommandanten gleich und befreiten ihre Ausrüstung von deren Verunreinigungen. Peinlich genau wischten und polierten die Soldaten ihre Rüstungen, sodass diese letztlich blitzeblank waren, wie am Tag ihrer Produktion. Nur die Kratzer und Schrammen ließen sich nicht so einfach entfernen, doch beeinträchtigten sie den Schutz der Rüstung nicht, weswegen von einem Ersatz abgesehen wurde. Gerade beendeten die Sturmtruppen ihr Werk, als eine Durchsage erklang. "Imperator Vesperum wünscht auf Dxun zu landen, eine Abordnung der 83. Legion soll ihn begleiten, Oberst Scarian, melden sie sich mit einer Truppe umgehend im Hangar!", es war Kapitän Harvolds Stimme die sprach und erst wollte Cato ihn verfluchen, da er gerade erst der Hölle entkommen war und nun erneut in einen Einsatz geworfen wurde, doch war es ein Befehl des Imperators und damit der Wille des Obersts. "Ihr habt es gehört, ein Zug wird mich begleiten!", sagte Cato und zeigte auf eine anwesende Sturmtruppe, "Leutnant Hyran soll seine Truppe marschbereit machen und im Hangar warten!".
Cato erhob sich und begab sich erneut zum Hangar, dort warteten bereits Leutnant Hyran und ein Zug von 32 Sturmtruppen, welche bestrebt waren ihrem Oberst und ihrem Imperator in den Einsatz zu folgen. Sie reagierten alle gleichzeitig mit einem Salut und richteten ihren Blick auf ihren Kommandanten, bis dieser den Salut erwiederte und sie sich entspannten. "Gibt es Details zum Einsatz, Oberst?", erkundigte sich Leutnant Hyran, woraufhin Cato nur den Kopf schüttelte, "Nein, es heißt lediglich, dass wir den Imperator nach Dxun begleiten sollen, aber dies alleine ist eine unbeschreibliche Ehre.", "Zweifelsohne!", entgegnete Hyran mit einem Nicken. Cato wurde durch den kommenden Einsatz von seinen Gedanken über Korriban abgelenkt. Was gab es auf Dxun, das das Interesse Vesperums weckte? Nun, sie würden es gleich erfahren, denn der Imperator trat heran und begab sich in die Fähre der Sentinel Klasse, welche die Imperialen auf den Mond bringen sollte. Die Sturmtruppen knieten nieder während ihr Herrscher an ihnen vorbei schritt und folgten ihm daraufhin stumm in zwei Reihen in den Laderaum des Schiffs.
Mit einem Ruck erhob sich die Fähre und verließ den Hangar der Dies Irae in Richtung Dxun.
Aus einem Fenster des Schiffes blickte Cato auf den Mond des Planeten Onderon. Was würde die Sturmtruppen wohl dort unten erwarten? Den Oberst beschlich die leichte Sorge, dass ihn und seine Mannen ein zweites Korriban erwartete, doch selbst wenn es so war, die 83. Legion würde jede Gefahr meistern, dessen war er sich sicher. Er blickte um sich, seine Gefolgsleute machten alle einen ruhigen, aber stolzen Eindruck, so gerade wie sie saßen, mit erhobenem Haupt. Dies war wohl auf die Präsenz Imperator Vesperums zurückzuführen. Die Sturmtruppen waren auf ihn vereidigt, es lag also nicht fern, dass ein Einsatz unter seinem direkten Kommando eine außerordentliche Ehre war und in den Legionären einen besonderen Stolz hervor rief. Auch Cato selbst spürte eine Aufregung, welche er sonst nicht gewohnt war, er spürte den Drang sich vor Vesperum zu beweisen, um diesem zu zeigen was seine Legion wert war. Der Oberst warf dem Oberhaupt des Imperiums einen kurzen Blick zu, ja, er würde sehen, dass die 83. auch mit der 501. und den übrigen Elite Legionen mithalten konnte! Alle Gedanken an die Schrecken Korribans waren nun vergessen, stattdessen war Cato darauf fixiert bei diesem Einsatz mehr als sein Bestes zu geben und dies erwartete er ebenfalls von seinen Soldaten, sie würden ihn nicht enttäuschen.
Müde war das Monster. Seine Knochen taten sich schwer mit jeder Bewegung, wie eine schlecht geölte Maschine. Niemand würde vermuten, was gerade einige Meter hinter ihm geschehen war. Gebrechlich war sein Schritt, fast gelöst von jeglicher Gesundheit. Den Blick gegen den Boden gesenkt, folgte der wahre Kampf hier und zwar mit sich. Die Gedanken verloren sich in einem Strudel aus Pervesionen von Gewalt, Hass und Selbstaufgabe. Gierig war jedes Gefühl in seinem Wahnsinn. Darth Vesperum befand sich auf dem Pfad, weg von der Akademie,weg von seinen Entscheidungen und hin zu seiner mitunter finsteren Zukunft. Unfähig sich selbst hinter sich zu lassen und zu schwach, um zu vergessen. Der Sith war allein mit seiner Welt. Seiner Dunkelheit. Er war krank, unsichtbar für das Leben, miserabel in dieses geschlagen und eher Krebs an jenem. Wie ein Geschwür eiterte der Imperator den Platz entlang, umgeben von einer kalten Energie, die sein Gefängnis war. Die Macht kreiste um ihn, mied ihn und entfloh aus seinem Angesicht, das kalt und schadlos grau war. Fast wirkte sein Gesicht, wie altes Porzellan mit einigen schwarzen Rissen, die Muster in die Haut kämpften. Diese Welt lag hinter ihm; seine Aufgabe war getan und das furchtbare Gewicht an seiner Seele zog ihn immer weiter hinab; machte es schwer aufzuschauen, die Sterne und den Himmel zu erblicken. Es hatte aufgehört zu regnen, zu stürmen, sondern es war eine trockene Nacht geworden, mit wunderbaren Sternen, die nur für ihn zu leuchten schienen. Doch er sah sie nicht mehr.
Ilara würde folgen, seine Sturmtruppen würden folgen, in seine Hölle, die er nie mehr verließ. Heilig war sein bedächtiger, mühevoller Schritt geworden, vorbei an den Opfern des Kampfes, die inzwischen so tot waren, wie sein Blick. Nur ein kleiner Wind schien sich Vesperum in den Weg zu stellen, kratze an seinen Lippen, die erneut rissig waren. Mit geschloßenen Augen raffte er seinen Blick auf, gegen den Horizont. Dann öffnete er sie, um dem Wind anzuschauen, der in seine Augen schlug. Hatte nicht jedes Gefängnis eine Tür, die man nur finden musste? Musste man nicht einfach nur stark genug sein? Darth Vesperum stellte sich genau diese Fragen, während der Wind die schwarze Kapuze um seinen Totenschädel schlackern ließ. Der Lord holte Luft, füllte seine Lungen mit der Kälte der Nacht, die wohlig erfrischend war und ging Schritt um Schritt weiter. Es gab kein Entkommen. Entscheidungen waren getroffen. - Und diese Entscheidungen waren für immer terminiert. Die dunkle Seite war nicht nur eine Entscheidung, sondern eine Musik, ein Ton, der sich in das Leben drängte und jegliche anderen Untertöne verdrängte. Diese Musik hörte er im Rauschen des Windes, wie die Gedanken kreisten.
Amaranthine. Sansa. Mutter. Zuhause. Allein. Für immer. Worte bohrten sich mit Bildern umher, verschleierten die Wahrnehmung des Dämons, der einst Mensch war. Ein Fanal für seinen Zustand: verloren und getrieben durch die Galaxis, in gieriger Entschlossenheit. Die Luft fiel aus seiner Nase ab, umspielte seine Lippen und ein wenig Blut quoll aus den Nasenöffnungen, um auf den Boden zu fallen; in dicken schwarzen Tropfen. Mit seiner Linken fasste sich der Sith an die Nase, tupfte das Blut ab und betrachtete es danach. Seine Finger färbten sich schwarz. Eine Vision oder Realität? Vesperum konnte es nicht mehr unterscheiden. Dann suchte er den Horziont mit seinen traurig-bösen Augen ab. Fielen dort die Sterne vom Himmel? Der Nachthimmel wurde schwarz, ein finsteres und undurchdringliches Schwarz, lag am Nachthimmel.
Keiner außer ihm sah die Schönheit des vergrauten Dschungels, noch den Glanz der Hochebene, noch den blutroten Mond, der als einziger geblieben war, der über dem Chasseral hing und dessen schwaches Licht, welches über ihn hinweg lief, in den Blutkristallen und in den gebrochenen Augen des erschlagenen Kämpfer sich brach.
Darth Vesperum wischte das Blut an seinem Robenmantel ab. Es kümmerte ihn nicht, ob es echt war oder eine Täuschung. Alles war wahr für ihn. Es gab keine Lügen mehr; nur noch Zeichen. Der Sith-Lord würde selbst seine vertrockneten Tränen in wohlschmeckenden Wein verwandeln. Eines Tages würde er die Zeit selbst beherrschen und dann alles richtig stellen, was notwendig war, damit alles gut war- für immer. Diese Ewigkeit suchte er. In diesem Augenblick wurde ihm klar, was er verloren hatte: sein Herz. Er fühlte es nicht mehr. Der Dämon begriff, dass er untot war und nichts mehr dort war, außer Kälte, unerträglicher Kälte, die ihm folgte, mit ihm tanzte und sich vervielfältigte. Störte es ihn?
Folgende Worte murmelte der Lord, ohne sie direkt zu formulieren oder auszusprechen. Es waren stille Gedanken, die in die Realität drängen mussten aber verhindert waren.
"Ich schenk dir mein Leben,
kannst du mir die Ewigkeit geben?"
Seelenlos blickte der Lord zurück, blieb stehen und hauchte Atem aus, der sich zu einem kleinen Wind vor seinem Mund wandelte.
Plötzlich tauchte ein ein Offizier in Gefechtspanzerung auf, eilte mit festen Schritt herbei, um seinen Imperator aufzusuchen. Die Sturmsolden ließen ihn passieren. Angst stand in seinem Angesicht, da er dem dunkle Herrscher noch nie so nahe war. Die Aura des Schrecklichen umgab diesen Mann, der wie eine schwarze Säule zurückblickte und dann sein Gesicht zum Offizier wandte. Die schwarzen Lippen geschloßen, den Blick düster-gelblich, herablassend auf die Figur von Mensch, die sich in seine Gedanken drängte, mit der Kraft eines Bürokraten.
"Eure Majestät," räusperte der Offizier, wohl im Range eines Leutnantes, während er sich um Haltung bemühte, um dann zu bemerken, dass er sich auf die Knie werfen sollte, was er auch sogleich tat. Mit einem schmerzhaften Satz kniete der Imperiale ein Bein ab, welches auf den nassen Boden drückte. Dabei saugte die Hose deutliche Mengen der Flüssigkeiten auf. Doch dies war egal. Dann wagte der bemühte Mann seine Meldung: "Wir haben eine verschlüsselte Nachricht erhalten. Wir haben sie analysiert und es besteht Gefahr für eure Majestät." Dann blickte der Soldat auf, ausweichend aber dennoch den Versuch unternehmend, den Imperator anzublicken, auch wenn dieser Frost, der nun auch ihn überkam, dies zu verhindern mochte.
"Gefahr?" - Vesperum schien skeptisch, bellte dieses Wort mehr als sanft gesprochen. Der Sith war noch aufgewühlt von sich, der Situation und von dem, was er getan hatte. "Ja," war die banale Antwort des Imperialen. "Die Republik könnte von eurer Anwesendheit wissen. Dxun ist nicht mehr sicher. Möchtet ihr evakuieren?"
Der Imperator presste seine Lippen zusammen, zog die Stirn böse herab und überlegte für eine winzige Sekunde. In der Tat, das konnte die Vision sein, die er gesehen hatte. Fallende Sterne. Eine Raumschlacht. Ja, es ergab einen Sinn. Die Macht enttäuscht ihn mal wieder nicht und so lächelte er gelogen. "Ich evakuiere nicht. Wir reisen schlicht ab. Bereitet mein Shuttle vor," befahl der galaktische Herrscher und ging weiter in Richtung Landeplatz. Der Leutnant nickte eifrig, voller Panik, einen Fehler gemacht zu haben und rannte schnell davon, um das Schiff seiner Majestät zu informieren. Dieser hingegen zog es vor, gemächlich, ohne Eile, seine Abreise wahrzunehmen. Die Warnung war rechtzeitig eingetroffen, so dass er noch keine Eile verspürte; ihn zog es ohnehin mehr an diesen Nicht-Ort in ihm. In diese dunklen Gedanken, die ihm mehr Heimat waren als die Realität. Fernab von jedem Himmel und jeder Hoffnung. Kein Weg zurück.
Bald erreichte der dunkle Geist seine Fähre, begab sich über die Rampe ins Innere und startete in den Orbit. Der Imperator machte es sich auf dem Platz bequem auf dem er gekommen war. Er mochte in gewisserweise gleiche Verhältnisse, die er einschätzen und steuern konnte. Dennoch war der Wahnsinn ebenso willkommen, wie die falsche Ordnung. Zwei Sturmtruppen bezogen vor der "VIP"-Kabine Stellung, um dem Imperator seine Privatssphäre zu garantieren. Vielleicht war es auch nur eine Gewohnheit, dass sie ihren Imperator bewachten. Vesperum hingegen ließ sich und seinen hageren Körper in schwarzer Leinenkutte (mitsamt Blutflecken) gegen die Lehne sinken, legte den Gurt mit seinen weißen Händen an und stützte sich erschöpft auf seinem linken Arm ab, um aus dem kleinen Fenster auf Dxun herab zu blicken. Seine toten Augen fixierten diesen Mond und Onderon dahinter, völlig desinteressiert, was geschehen würde. Der dunkle Lord war mit sich selbst beschäftigt. Ilara würde zu ihm kommen, wenn sie etwas zu sagen oder zu besprechen hatte. Jetzt hatte er schlicht keine Lust oder Laune, sich mit ihr oder anderen Problemen auseinander zu setzen. Diese grausame Erschöpfung verhinderte jede Planung, sondern trieb ihn schlicht in diese Monotonie. Das Shuttle steuerte, inzwischen geleitet von mehreren TIE-Abfangjägern, einen Kurs in Richtung Sternenzerstörer an, der drohend im Orbit lag, mit seiner dominanten Darstellung.
"Ich steh vor deinem dunklen Altar und schenke dir mein Leben," war das einzige, was er sagte, beim Anblick des Weltraums, der Onderon sowie Dxun immer mehr umschloss; die beiden Fixpunkte immer kleiner werden ließ, wie die dunkle Seite das Gute in ihm schrumpfen ließ. Darth Vesperum war verflucht mit Existenz und Dasein, ohne dies zu wissen, zu erahnen, machte er weiter, ohne Herz, welches hier auf Dxun begraben lag. Endgültig.
Es gab Dinge, die selbst die Zeit nicht heilen konnte. Dinge, die so grausam, so unverständlich waren, dass selbst eine starke Seele an ihnen zerbrach. Vesperum war so müde, hier zu sein, geplagt von kindlicher Angst, ohne Vertrauen auf die Zukunft. Diese Wunden war zu real, zu seltsam, um einfach zu verschwinden. Es gab keine Lösung und auch keine Tränen mehr, um ihn zu befreien. Niemand hielt seine Hand, niemand unterstützte ihn auf seinem Weg, sondern er stand allein in dieser Dunkelheit. Der Dämon war verlassen und nur noch ein Hauch Leben schien ihn zu umgeben. Die Zeit selbst wich aus als der Sith die Erinnerung wagte. Es kostete viel, zurück zu blicken, an diesen Ort, den er vergessen wollte. Der Ort, an dem er sein Leben zurückgelassen. Sein Kopf kippte leicht vor, so dass man meinen konnte, der Imperator schlief, da die Kapuze sein Angesicht nun völlig mit Schatten bedeckte. Einsamkeit war die Qual des Momentes. Alles, was ihm gegeben war, konnte nicht ungeschehen machen, was geschehen war. Die Zeit wich aus, zog endlos ihre Bahnen.
Ihre Präsenz belagerte ihn, umstrich seine schwarze Leere. Amaranthine war hier, als Geist der Vergangenheit. Sie nahm ihm für einen Moment seine Ängste, die ihn trieben. Die schemenhafte Hand strich über sein Kinn, wie es eine liebende Person tat. Doch Vesperum konnte den Geist nicht sehen; spürte nur die Berührung. Er wollte weinen, bei dem Gefühl, diese Berührung für immer zu verlieren. Nicht noch einmal. Doch es rannen keine Tränen aus seinen großen Augen, voller dämonischer Aura. Der Blick war nur glasig, leer, verlassen von sich selbst. Ein Starren gegen den metallischen Bodens des Shuttles. Amaranthine war sie wirklich hier? Hier bei ihm? Der Sith wollte dies glauben, so gerne glauben, dass sie seine Hand halten würde und so schob der gebrochene Mann seine Hand unter dem schwarzen Ärmel hervor, über die Lehne hinweg. Die Präsenz wärmte den Handrücken des grauen Fleisches mit ihrer Nähe. Er war nicht mehr allein. Für diesen einen Moment sah er das, was er begehrte. Darth Vesperum hob seinen Kopf, blickte in die blauen Schemen, umschlossen von grau-schwarzen Schleiern, die wie Wasser um die Figur flossen.
"Amaranthine," hauchte der Verfluchte, wollte aufstehen, sie zu umarmen. Doch tat es nicht, verweilte leblos in seinem Sitz mit totem Blick. So viel hatte er versucht, so viel getan, doch sie war gegangen und nicht mehr hier. Es war ein Hauch Ewigkeit, den der dunkle Diener sah. Der Geist hatte keine klare Darstellung, sondern schien zwischen den Mächten zerissen zu werden, wie ein defektes Hologramm. Doch er war hier. Ehrlich, warm und voller Hoffnung, drängte das Licht in das finstere Angesicht voller falscher Schönheit, die nur Porzellan-Maske war. Er musste sich erheben, jetzt, brechen mit sich und seinen Ketten aber scheiterte an der Müdigkeit seines Körpers. Das Blei an seinen Füßen zog ihn tiefer ins schwarze Meer; das kalte Wasser füllte seine Lungen, so dass seine Atmung abflachte, frostig war. Krank war es. Dieser Stuhl in einem belanglosen Shuttle auf dem Weg zurück zur politischen Macht war sein Gefängnis. Der Fluch war offensichtlich. Seine Liebe war verloren, doch sichtbar in der Macht, wie ein Faksimile des Vergangenen. Unterdrückt war der Mensch hinter dem weißen Porzellan, welches seine rissige Haut war, von kindlichen Ängsten. Amaranthine entschwand aus dem Ort, aus dem sie gekommen war: im Nichts. Nein. Wieder entschwunden, aufgelöst in grauen Nebeln; unhaltbar verloren. Der Blick starr auf den Ort vor sich gerichtet, suchte der Imperator Halt und zog die kurz gewärmte Hand zurück unter den schwarzel Ärmel. Weiches Leinen bedeckte seine trockene Haut, fühlte sich schmeichelnd an. Darth Vesperum wollte schreien, endlich, frei sein von diesem Schicksal, doch es gab nur diesen Weg. Eines Tages würde er all das erringen, haltbar machen, was ihm etwas bedeutete. An diesem Tag würde Amaranthine aus dem Tod zurückkehren, das musste der Dämon glauben. Es war sein einziger Zweck. Seine einzige Bestimmung, zu leben, zu kämpfen und zu nehmen. Mehr von diesem kümmerlichen Dasein, bis es erfüllt war, um neues Leben zu geben. Liebe war nicht mehr wahr für ihn, sondern nur noch Verlust. Dieser Verlust trieb ihn, immer. Jede Sekunde. Die Erinnerung und die Vergangenheit waren sein Schatten.
Das Shuttle würde in wenigen Sekunden den Hangar des Raumkreuzers des Imperiums erreichen. Es würde weitergehen, wie es immer weiterging. Das Imperium suchte seinen Imperator. Und fand den Dämon.
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