#1

Imperiales Militärlazarett

Ein großes Gebäude, direkt am großen Platz von Coruscant gelegen, gesäumt von Alleen und mehreren Landeplätzen. Ein paar Checkpoints der imperialen Armee sichern den Zugang zu einem Krankenhaus ab, welches im Besitz des Imperiums steht und als eines der Besten der Galaxis gilt. Ärzte, Pflegepersonal, Zivilisten und Uniformträger sammeln sich um dieses, gehen hinein oder hinaus. Auch landen regelmäßig Hilfsshuttle und Krankentransporte, die eilig ihre Patienten entladen.

Einen besonderen Bereich stellen die obersten Stockwerke dar, in denen, bewacht von Sturmtruppen, ranghohe Offiziere und wichtige Beamte des Imperiums behandelt werden.

Auch besitzt das Hospital mehrere Hundert Bacta-Tanks von herausragender Qualität, welche zu Weilen auch Zivilisten zur Verfügung stehen.
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#2
Tiberius Vaash war bewusstlos und sein scheinbar lebloser Körper schwamm in dieser blauen Flüssigkeit, welche sich in einem großen Tank aus Glas befand. Der Tank selbst war mit einem Imperialen Logo versehen und eine kleine Anzeige zu seinen Füßen gab seine Dienstnummer, als auch seinen Namen und Rang preis. Ein Beatmungsapparat pumpte zischend Luft über ein Mundstück in seine Lungen, die sich schwächlich anhoben und wieder absenkten. Immer noch waren die Wunden des Kampfes um Eriadu auf seinem Körper zu sehen: große Brandverletzungen am Oberkörper, ein geschientes Bein und als Halskrause zeigten das Ausmaß. Die inneren Verletzungen konnte niemand sehen, doch waren diese auf dem Holo-Schirm neben dem Tank zu erkennen, welcher schematisch seinen Körper zeigte und die entsprechenden "defekten" Stellen, die rot bis gelb markiert werdne.

Auch war eine Fortschrittsleiste sichtbar, die den Heilungsprozess darstellte. Der Tank würde sich von selbst öffnen und einen Medi-Droiden rufen, um den Patienten aus sich zu entlassen, sobald die Heilung weitesgehend abgeschlossen war. Wie lange Vaash bereits in diesem Tank lag, konnte man nur an der Anzeige erkennen. Es waren bereits fast 4 Wochen, die er bewusstlos, der Welt entrückt an diesem Ort war. An und zu besuchten ihn zwei Ärzte und Medi-Droiden, um seinen Zustand zu überwachen oder Injektionen vorzunehmen. Man rechnete damit, dass er überleben würde.

Viel interessanter war, was Vaash in seinen Träumen erlebte. Immer wieder und immer wieder durchlebte er die letzten Momente des Kampfes mit seinem Schlachtschiff, dem ISD II Veneratio. Das Feuer, die Gewalt und das Fiasko dieser Momente kreisten in seinem Schädel, wie Leuchtfeuer der Vergangenheit. Sein Geist beschäftigte sich mit sich selbst, während er gefangen war. Zum Glück fühlte er keinen Schmerz, wenn er mit seinem Schiff - immer wieder - in seinen Gedanken in die Tiefen von Eriadu stürzte. Dieser Mann war geschlagen, zerbrochen und sinnbildlich ein Symbol für den Zustand des Reiches. Wie eine der Wachen vor dem Zimmer des Vaash anmerkte: "Er ist ein Veteran und zeigt uns, welchen Sinn unser Unterfangen hat." Für viele Imperiale war dieser Mann ein Held, ein Verteidiger der Werte, der nun auch geschlagen werde. Wenn die Rebellion diesen Mann und seine gesamte Flotte schlagen konnte, zusammen mit anderen Imperialen, war es möglich, dass sie vielleicht die bessere Sache vertraten. Diese Zweifel wuchsen, auch im Angesicht dieses Mannes, welcher angekettet an eine Flüssigkeit, nichts mehr ausrichten konnte als zu warten und aufzuwachen. Seine Zeit würde wieder kommen...
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#3
... und der Tank blubberte weiterhin. Der Soldat der alten Garde, der Veteran vieler Schlachten, wachte immer noch nicht auf. Gut, er konnte auch nicht, da die Medikamente in seinem Blut dies verhinderten. Irgendwie war seine Seele verloren. Nicht nur, dass er in sich gefangen war, nein, sie streifte haltlos zwischen Verzweifelung, Hoffnungslosigkeit und Wut umher. Eriadu war ein Menetekel. Ein Zeichen für ihn gewesen, dass seine Zeit abgelaufen war. Das Feuer der Schlacht war vor seinen Augen; er spürte es fast. Tiberius Vaash war zerstört. Ein Arzt kam in weißer Uniform mit schwarzen imperialen Abzeichen an den Schultern herein, ein Pad in seinen Händen, um nach dem Admiral zu sehen. "Wie geht es ihnen heute?" - fragte der Mediziner fast zynisch und rechnete nicht mit einer Antwort aus der Flüssigkeit. Manche Männer und Frauen waren mit Zeit zynisch geworden, besonders im Imperium. Der Krieg hatte viel zerstört, vorallem die Menschlichkeit einer Gesellschaft. Der Arzt nahm seine Daten vom Monitor, um mit einem munteren Pfeifen den Raum zu verlassen. Sein Zynismus hatte ihn vor allzu großer Beteiligung an dem Schicksal von Vaash bewahrt und so konnte er heute freundlich Feierabend machen.

Tiberius vernahm dies jedoch nicht und war weiterhin in seinen Albträumen. Gedanken zerrissen von Wünschen und einem Moment, der sich immer aufkeimte, wie ein böses Samenkorn. Die Momente vor seinem Absturz, vor seiner unvermeidlichen Nemesis. In seinem Ohr waren die Funksprüche der Soldaten, die unter ihm gedient hatten:

„Holt mich raus!“ – „Abdrehen! Abdrehen!“ – „Enigma verloren! Die Enigma brennt!“ – „Sofortige Evakierung! Sofortige Evakuierung!“ – „Staffel verloren!“ – „Hilfe! Ich will nicht sterben!“ – „Ich habe Angst… Alle tot…“ – „Ich brenne! Ich brenne!“ – „Feind gewinnt Raum!“ – „Wer hat das Kommando?“ –„Antrieb ausgefallen… Wir kollidieren…Zu spät…“ – „Negativ, Rettung nicht möglich.“ – „Wir tun was wir können, Commodore Elias hat das Kommando.“ – „Veneratio unter schwerem Feuer, Kontakt zur Führung abgerissen.“ – „Die Veneratio bricht auseinander! NEIN!“ – „Es ist alles voller Leichen! Aus den Hülllen brechen Körper! Sie treffen unsere Fenster…“

Der alte Mann wollte weinen, konnte leider nicht. Wut stieg auf, fast zeigtlich mit den Blasen, die seinen leidtragenden Körper umspühlten, in ihrem warmen und sanften Blau.
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#4
Vor dem Tank des verwundeten Offiziers stand ein Mann und betrachtete den Bacta-Tank einige Momente lang, ehe er weiterschrieb. Er trug die helle Kleidung eines medizinischen Pflegers, hatte ein elektronisches Klemmbrett in einer Hand und notierte einige der Daten darauf, die auf der Anzeigefläche neben dem Bacta-Tank ausgewiesen wurden. Allerdings nur, bis sich die Gleittüre hinter ihm wieder schloss und den Blick nach außen versperrte. Oder eben auch den Blick von außen nach innen. Unmittelbar nach Zugleiten der Türe legte der Mann das Gerät auf dem Tisch ab und trat näher an das Glas, in dem sich der angesehene Offizier befand. Das war also Tiberius Vaash, der Mann, der über Eriadu bis zum Umfallen gekämpft hatte. Und dabei war sein Opfer ein völlig Sinnloses. Nicht nur das, er hatte dabei den Klienten des Mannes verärgert. Unwillkürlich fielen seine Augen auf die zahlreichen Schläuche, die er mit einer simplen Bewegung hätte kappen können, um die Luftzufuhr in das Innere des Tanks zu kappen. Ein Erstickungstod wäre die logische Konsequenz gewesen. Doch das war nicht die Aufgabe, dafür wurde er nicht bezahlt. Im Gegenteil, er würde sich Ärger zuziehen. Zwar hätte die Beseitigung Vaashs für klüger gehalten, aber das war nicht seine Entscheidung. Sein Klient hatte andere Vorgaben und er würde sich nun nicht mehr Arbeit machen als das, was von ihm erwartet wurde. Es war ohnehin eine der leichtesten Jobs gewesen, für die er jemals bezahlt wurde. Einfach, schnell, gut bezahlt. Eine sinnvolle Kombination für ihn.

So trat der Mann wieder weg von dem Bacta-Tank und wandte sich dem Tisch zu. Einige Besserungsschreiben der Veteranen von Eriadu und sogar ein paar kleinere Geschenke hatten dort bereits Platz gefunden. Man konnte wohl nicht behaupten, dass Tiberius Vaash bei seinen Soldaten unbeliebt war. Beinahe interessiert nahm der Mann ein paar der Schreiben und blätterte sie flüchtig durch, ehe er sie schulterzuckend wieder auf dem Tisch verteilte. Anschließend entnahm er aus seiner Tasche ein annähernd quadratisches, für seine geringe Größe verhältnismäßig schweres Metallstück und platzierte es ebenfalls am Rande des Tischs. Es war nicht einfach gewesen, ein Stück der Panzerung der Veneratio nach ihrem Absturz von Eriadu aufzutreiben, doch wer schnell genug und interessiert genug daran gewesen war, hatte während des Abwracksvorgangs auf der Planetenoberfläche vielleicht noch ein Stück ergattern können. Die graue, blankpolierte Panzerplatte glänzte hell in den Lichtern des Krankenzimmers und schien die übrigen Gegenstände darauf direkt zu überschatten. Ob es bewusste Symbolik seines Klienten war oder eine rein zufällige Begleiterscheinung des polierten Metalls konnte der Mann nicht sagen – und es interessierte ihn auch nicht. An das Metallstück lehnte er eine schlicht weiße, in der Mitte gefaltete Karte, die zu öffnen ihm seitens des Klienten nicht gestattet gewesen war. Er hatte es dennoch getan.

Ich hätte es tun können. Doch in Ihrem letzten Moment sollen Sie sehen können, dass ich meine Versprechen zu halten gedenke. Möge Ihre Genesung daher nicht lange auf sich warten lassen.
S. D.


Ohnehin würde er seinen Klienten niemals wiedersehen – ebenso wenig wie Tiberius Vaash. Und so verschwand der Mann bald wieder aus seinem Zimmer, verließ das Krankenhaus unbemerkt und ging seinen weiteren Weg in der Galaxis.
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#5
Die Medikamente töteten seine Träume ohne Widerstand. Dort war nichts mehr zu verlieren oder zu gewinnen. Traumlos war seine Existenz in diesem Tank. Wie ein pervetiertes Leben krauchte das Blut durch seine Adern, überwacht durch Computer. Nur noch wenige Momente. Die Zeituhr lief für den verletzten Admiral. Die toten Träume kehrten dezent zurück, mit jeder Sekunde in der weniger Medikamente durch sein Blut quollen. Ärzte und Schwestern waren anwesend, sammelten sich vor dem Tank, der bald geöffnet wurde. Die Stimmen durch die Flüssigkeit verzerrt, riss Vaash seine Augen auf und blickte sich mit ertrunkenem Blick um. Wo war er? Es war alles so wirr, kaum zu fassen und haltlos. Die Ärzte drückten auf einigen Kontrollen herum, die mühsam piepten und plärrten. Zischend öffneten sich die Ventile und ließen das Bacta ab. Tiberius Vaash fand sich in den Haltekabeln wieder, die seinen Körper im leeren Raum gestützt hatten. Die Maske fiel von seinem Mund, gab seinen Mund frei und mit einem lauten Stöhnen holte er Luft, seit langem wieder allein und ohne Hilfe. Mit einem dumpfen Rumoren zog ein Greifarm die Atemmaske ein und dann öffnete sich knackend die Glasscheibe vor ihm und verschwand im Erdboden des Raumes.

Ein wenig blaue Flüssigkeit in den medizinischen Bereich und umschwemmte die Füße des medizinischen Personals. "Patient 91-212", brummte der Medi-Droide, der aus dem Nichts der Umgebung auftauchte. "... erwacht aus medizinischen Koma." Dann lösten sich die Haltekabel um seinen Oberkörper, gaben ihn frei und so fiel er kraftlos in die Arme zweier Ärzte, die ihn auf eine herbeigeholte Trage legten. "Willkommen zurück, Admiral," grüßten sie nüchtern und versuchten sich ein geschauspielertes Lächeln abzuringen. "Vital-Werte normal," sagte eine Schwester, die die Kontrollen betrachtete. "In der Tat," sagte der Arzt, der Vaash nun betrachtete und ihm eine Spritze am Hals ansetzte und abzog. "Verbrennungen verheilt, kaum Narbenbildung. Skelettstruktur wieder stabil, bis auf Restfrakturen am linken Bein. Volle Gesundung möglich," erklärte er und zog einen Holostif aus seiner weißen Brusttasche und tippte etwas auf einem Pad ein, welches ihm ein Pfleger vor die Nase hielt. Dann entfernte er sich und die Ärzte an seiner Trage übernahmen. "Admiral Vassh," sprachen sie ihn mit seinem Rang an. "Sie sind in guten Händen. Wissen sie welchen Tag wir haben? Wo sie sind?" Man versuchte ihn zu orientieren und zu prüfen, ob er vielleicht neurologische Schäden davon getragen hatte. Der Alte zitterte in der Kälte und sein nasser Körper glänzte im dunklen Halogen-Licht seltsam frisch, fast neu-geboren. Sein Geist musste erst lernen, seine Augen erneut zu benutzen. Alles verschwamm noch immer, alles war grell und strahlend. So viele Farben.

"Ehm...Eriadu...", stammelte er. Das war das einzige, was er im Sinn hatte. Dieser verdammte Planet. Dieser verdammte Einsatz, der so viel Leid gebracht hatte. Alles war gescheitert. Eriadu stand für alles, was das Imperium in den Abgrund riss. Dann kam der Gedanke, wie ein Feuer auf und der alte Offizier gab nach und schrie lautstark: "DELVARDUS!" Dieses Gesicht brannte vor seinen Augen und er wehrte sich auf der Trage gegen die Hände der Ärzte, die versuchten ihn festzuhalten. "Zustand," kommentierte einer und man fesslete den Offizier mit einigen Befestigungen an die Trage. "Pandorum-Vorfall," erklärte der leitende Arzt, der gerade hereinkam. "Viele Personen sind nach langem Koma, desorientiert und haben Angst." Pandorum war eigentlich eine Raumfahrerkrankheit, die lange Zeit in Kälteschlaf oder isoliert auf einem Raumer verbracht hatten. In diesem passte wohl der Begriff wohl zu Vaash, der altbekannter Flottenmann war. Der Admiral gab auf und blickte sich erschöpft um. Die Gedanken wurden klarer. Endlich. "Wo bin ich?" - die erste Frage, die in die Realität fand. "Auf Coruscant, im imperialen Militärhospital am Empire Plaza. Sie waren schwer verwundet und wir haben sie behandelt," war die sachliche - fast beamtische - Erklärung des Leitenden, der sich über den Patienten beugte und nickte. "Sie sehen soweit gut aus aber sie werden noch ein paar Wochen auf den Hover-Stuhl angewiesen sein, bis ihre Muskeln wieder ausgebildet sind. Sie hatten wirklich schwere Brüche." Vaash kniff mehrfach die Augen zusammen. "Wirklich? Wie ist die Lage?" Schnell zog er zwei Fragen zusammen, wie es ein Militär tat. Er musste schnell viel erfahren. "Ja, wirklich. Das Imperium strauchelt und ihre Flotte ist nahezu vernichtet." Der Arzt hielt mit der Wahrheit nicht zurück. "Nein," jappste der Alte und war dem Weinen nahe, da die Medikamente seine Emotionen verstärkt hatten. "Nein, nein...", kam es immer wieder hervor. Seine Männer und Frauen verloren...einfach weg. Das konnte er nicht glauben; nein, das dürfte nicht sein. Das schmerzte. Mehr als sein Körper oder der Verrat von Delvardus, sondern der Verlust dieser loyalen und ehrenhaften Soldaten. Er brauchte Antworten auf seine Fragen. Einen Verantwortlichen. Jetzt.

"Bringen Sie mir eine Uniform und machen sie mich transportfähig," befahl er dreist. Der Arzt grinste. "Nicht so schnell. Erst einmal checken wir sie durch und dann bleiben sie noch ein paar Tage zur Beobachtung hier. Dann können sie gehen und ihren Dienst wieder antreten." Es gab Vorschriften und diese würde das Medizinische Korps jetzt nicht brechen, nicht für Vaash oder für den Imperator selbst. Admiral Vaash grummelte. Dann schob man ihn hinaus ins Licht des Flures. Vorher deckte man seinen nackten Körper mit einer Decke aus Aluminium und Verbundstoffen zu, die ihn wärmte. Eine Krankenschwester packte die Geschenke auf einen Transportwagen, darunter auch das Geschenk von Delvaruds, das Trümmerstück der Veneratio. Vaash würde sie später sichten können ... zu seinem weiteren Leidwesen.
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#6
Unruhig wandte sich die junge Frau im Bett hin und her. Sie hatte keinen Schlaf gefunden, wie auch Schweißperlen auf ihrer Stirn verrieten. Nervös suchten ihre Hände die schwarze Felddecke, die über den kleinen Körper geworfen war. Die Gedanken waren nicht fokussiert, sprangen zurück an jene Erinnerung, die sich gerade plagte, wie eine Heimsuchung. Eriadu war mehr als nur ein Name für sie, sondern ein Ereignis, indem sie alles verloren hatte, was ihr einst etwas bedeutet hatte. Ariana fühlte sich verlassen, als auch schuldig, ob des Todes ihres besten Freundes. Die langen Finger gruben sich in den Stoff der Decke, so als ob sie das Leben aus diesem leblosen Objekt drücken wollte. Mit einem Satz riss die Frau ihre Augen auf, keuchte und holte tief Luft. Augenringe untermalten ihr zartes Gesicht mit einer rohen Fehlbarkeit. Schwungvoll rollte sie sich auf die Seite, stellte die Beine über die Bettkante hinaus auf den Boden und blickte nun sitzend in den kleinen Raum, der in seinem sterilen Grau wenig Farbe verhieß. Mit beiden Augen betrachtete die Kampfpilotin ihre zitternden Finger an ihren Händen, die sie fast schützend von sich streckte.

"Ich wünschte," sagte ihre unpassend schöne Stimme, als sie sich an das erinnerte, was gewesen war. "Ich konnte dich nicht retten," stammelte sie einen weiteren Satz, während sie die Arme herabsinken ließ, um sich mit beiden Händen vom Bett abzustoßen. Ihre FGelenke schien unwillig und knackten laut. "Ah", machte sie, während sie das schmale Waschbecken erreichte. Über diesem hing ein schlichter rechteckiger Spiegel mit einem kleinen Sprung rechts unten. Ihre zu Schlitzen zusammengepressten Augen betrachteten ihr Angesicht im Spiegelbild. Mit der Rechten griff sie zum Wasserschalter, stellte das Wasser an, welches kalt aus dem Hahn sprudelte. Es blubberte im kleinen Abschluss, der fast gluckernd das Wasser verschlang. Mit beiden Pranken schlug sie ins Wasser und warf sich eine geraume Menge Wasser ins Gesicht. Sie spürte dessen Kälte, welche die Gedanken an das Vergangene kurz vertrieb. Die sandige Kruste im ihren Augen zerfloss mit der Flüssigkeit und ihre Wimpern befreiten sich von ihrem Ballast. Ariana blickte ehrlich in ihr Gesicht, während sie zum ebenfalls grauen Handtuch griff, auf dessen Mitte ein großes Speichenlogo prankte. Das Imperium hatte wirklich keine große Farbpalette im Angebot. Kräftig rieb sie mit dem flauschigen Stoff über ihr Gesicht, auch über Teile ihrer Stirn. Ihre Haare waren zerzaust, aufgewirbelt und lagen plattgedrückt über ihren Nacken hinab und wirkten alles andere als gepflegt. Ohne weiteres Interesse ließ sie das Handtuch fallen, welches mit einem Hauch auf dem polierten Boden landete. Mit der linken Hand suchte sie aus dem kleinen Schrank neben dem Waschbecken ihre Bürste, um die verwirbelten Haare zu richten. Die junge Soldatin rang um Fassung und versuchte ihren Fokus wieder zu finden. Mit langen Zügen strich mit der schwarzen Bürste durch ihre Haare, bis diese wieder einigermaßen in Form waren. Bei jeder Bewegung schienen die Haare widerspenstiger zu werden und am Ende hatte die Bürste einige Haare gefressen, die grimmig in dem Werkzeug hingen. Ariana grummelte als sie dies betrachtete und warf die Bürste mit einem lauten Knall in das Fach zurück, welches sie mit einem Fußtritt schloss. Nun folgte das Haargummi, welches die Haare zum üblichen Dutt formen würde, der eng an ihren Kopf gelegt war. Mit geschmeidigen Handbewegungen war dies schnell erledigt, bevor sie zum Deo griff, um dieses einzusetzen und wieder abzustellen. Immer noch trug sie nur die Unterkleidung der Soldaten. Mit einem langen Schritt ging die Pilotin zum Wandspind, indem sich ihre schwarze Uniform befand. Der Spind öffnete sich mit einem blechernden Geräusch. Ariana kleidete sich ein und schlüpfte dann auf dem Bett sitzend in die schwarzen Stiefel. Die Uniformjacke hing noch halb offen zur Seite und verdeckte dabei das Rangabzeichen. Auch lag die Mütze noch platt auf dem Kopfkissen neben der zerworfenen Decke. Schließlich waren die Stiefel angelegt, die Jacke geschloßen und die Mütze wanderte mit gedrillter Handhabung auf den Kopf, wo sie ausgerichtet wurde und zwar vor dem Spiegel. "Dann wollen wir mal," kommentierte die junge Kämpferin mit einem kalten Ausdruck im Gesicht. Sie verspürte keinen großen Drang ihren Einplanungsoffizier aufzusuchen. Doch die Holomail war eindeutig gewesen.

"Lieutenant Ariana Ennko," eröffnete der Offizier in seiner typischen oliven Uniform zur noch stehenden Pilotin. "Überlebende von Eriadu, dekoriert mit zwei Ehrenzeichen und zeitweise Wing-Commander," sammelte der stoische, fast bürokratische Einplaner die Daten vom Pad, ohne wirklich sein Gesicht in die Richtung von Ariana zu bewegen. "Soweit korrekt?" - versuchte er sich zu versichern, während die Frau immer noch in Haltung vor dem kleindimensionierten Schreibtisch stand, welcher in dieses Büro nicht wirklich passen wollte. "Jawohl, Sir," antwortete sie ohne weitere Tonerhöhungen oder Tiefen in ihrer Stimme. "Ein Verweis für Zögerlichkeit, unorthodoxe Flugmanöver und drei schriftliche Anmerkungen in ihrer Akte, Lieutenant." Ariana zog kurz beide Brauen herunter, legte die Lippen aufeinander und stieß entnervt Luft durch ihre Nase. "Sie könnten mehr sein. Ihr Heilungsurlaub endet. Ich werde sie heute einer neuen Staffel zuweisen. Unsere Verluste müssen zeitnah ausgeglichen werden." Wie er nur von Verlusten sprach, ärgerte die junge Pilotin, welche ihre Hände hinter dem Rücken verschränkt und beide Hände zur Faust ballte. Das Wort Verluste gefiel ihr nicht. Zwar war es formal korrekt aber entwertete die Leistungen der Gefallenen erheblich. Sie waren nicht nur eine Statistik für sie. Nein, noch war es nicht an ihr, diesen Offizier über den Wert von Soldaten zu belehren. Die Wut blieb trotzdem. "171th Starfighter, 28th Fighter Wing, Akk Dogs. Zuweisung als Pilot, Abfangjäger," rezitierte der ältere Offizier die Zuweisung und schob Ariana das Pad zu. "Eine Unterschrift, bitte, Lieutenant." Die Pilotin nickte schnell, eilte mit einem Schritt vor und griff nach dem stilisierten Stift, um elektronisch auf dem Pad zu unterschreiben. Eigentlich wollte sie kein Cockpit mehr betreten aber der Drang zu fliegen wurde großer. Auch wenn die Angst vor der Erinnerungen blieb, vor den Erfahrungen mit der eigenen Sterblichkeit. Dann trat sie wieder zurück. "Abreise morgen 0900 Standardzeit an Docking Bay 5, Sammelflug zum Trägerschiff Enigma. Abtreten." Ariana salutierte zackig und verließ mit einem mulmigen Gefühl das Büro durch die aufzischende Tür. Der Offizier drückte auf seinem Tisch eine Taste, um den nächsten Soldaten hereinzubitten. Diese warteten bereits im Flur davor. An diesen musste Ariana erneut vorbei. In einigen Gesichtern stand Angst aber in vielen schlicht Resignation, erneut auszurücken. Ein Militärkrankenhaus war kein Ort der Hoffnung, sondern schlicht der körperlichen Gesundung.
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#7
Wieder hier. Es war nicht einfach, das Bewusstsein wieder zu finden. Die Ärzte und das medizinische Personal taten ihr Bestes aber immer noch schwächelte der alte Körper unter den Wunden, die ihm zugefügt worden war. Es war der kriechende Schmerz von Brüchen, Wunden und Rissen im Gewebe. Es gab kein Entkommen, kein Platz an den man gehen konnte, um diesen Schmerz zu stillen. Admiral Vaash, Kriegsheld in Person, war gescheitert an seinem Prinzip und seinem Stolz. Einen Sith herauszufordern, war dumm aber notwendig, denn ansonsten wäre seine Seele zerbrochen. Nicht noch einmal wollte er sich zum Handlanger einer von Wahnsinn gesteuerten Person machen. Bis zum Ende seines letzten Tages würde er nur noch der Ehre folgen. Einem Konzept, welches in dieser Galaxis immer fremder wurde, und sicherlich seine militärischen Ursprünge verkannte. Die Maschinen, die an seinen Körper angeschlossen waren, piepten und surrten, wie eine fremdartige Melodie, gespielt von einem irren Narren, der zuckend ein Instrument bediente. Die Wochen im Bacta-Tank hatten einiges bewirkt aber mitunter keine vollständige Heilung. Die Ärzte waren froh, dass Vaash sein Bewusstsein wieder gefunden hatte und auf äußere Reize reagierte. Ein wohlhabender und mächtiger Gönner hatte Vorkehrungen treffen lassen, dass dieser Kriegsheld ordnungsgemäß und sogar mehr als das versorgt wurde. Eine kleine Holo-Karte mit der Unterschrift eines gewissen Verwesers mit dem Namen Tyvos Corno wies aus, dass Vaash noch loyale Freunde hatte. Zumindest loyal im Maßstab des Imperiums. Ehre und Respekt galt wohl beiden Männern als wichtig. Eine Ärztin trat heran, um die Instrumente und Bildschirme zu studieren, die müde Lebenszeichen abbildeten. Skalen, Scanner-Bilder und Zahlenkolonnen wechselten sich in sattem Grün ab. Ein moderner Droide stand neben dem Bett, um bei Bedarf schmerzstillende Mittel zu verabreichen. Das Imperium hatte in der Tat eine ausgezeichnete Behandlung bereitgestellt, die nur wenigen Bürgern zu Teil werden konnte. Die Masse der Gesellschaft musste sich mit weniger begnügen, dennoch konnte Vaash sein Leid nicht abschütteln, während die dunkel-blaue Decke, wie Blei auf seinem Körper lag. Das Krankenhemd mit dem imperialen Speichenlogo über dem Herzen wollte nicht mehr ganz passen und lag in weiten Falten. Das Gesicht des Alten war verdeckt von Verbänden, nur der Mund war sichtbar. Aus diesem ragte ein Schlauch heraus, der die Beatmung sicher stellte. Krampfend zuckte der Admiral mit beiden Händen, während sich die Finger ins Bettlaken krümmten. Die Ärztin beobachtete dies und notierte nüchtern die Lebenszeichen, um dann das Zimmer zu verlassen. Es gab kein Entrinnen aus diesem Gefängnis, so dass Vaash nur in seine Gedanken flüchten konnte. Bilder und Erinnerungen seiner Vergangenheit verweilten vor seinen inneren Augen. Es war ein bitteres Schicksal. Doch er wollte nicht aufgeben. Nicht hier sterben, so ehrlich hinweggewaschen zwischen Schmerzmitteln und Sterilium. Tiberius Vaash war ein Offizier und wollte aufrecht sterben, nicht zertrümmert von einer Hexe. Auch eilte ein Wort durch seinen Verstand, der immer fester wurde, trotz der Nebel aus Medikamenten: Hoffnung. Solange er lebte, gab es Hoffnung, dass der galaktische Frieden nicht verloren war. Wieder gruben sich die Finger in den Stoff. Nicht heute. Aber bald.
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#8
Die Finger krümmten sich; immer wieder, bis der Moment erreicht war, als das Bewusstsein seinen Körper wiederfand. Das anwesende medizinische Personal, welches gebannt auf ihre Schirme starrte, wartete ab, während man den komatösen Zustand durch Einspeisung entsprechender Medikamente beendete. Es wurde kein Wort gesprochen, während die flache Atmung des Patienten Vaash sich erhöhte und ein normales Tempo erreichte. Es war den Medizinern des Imperiums ein Wunder gelungen. Sie konnten den Schädel wieder herstellen. Es gab keine Nachteile, denn die plastische Chirurgie, die man dem Kriegshelden gewährt hatte, war ausgezeichnet und sicherlich einzigartig in der Galaxis. Das Imperium stand zu seinen Helden, da sie gebraucht wurden. Es waren diese Namen, die man rief und aufbaute, wenn der Krieg schlecht verlief. Propaganda war wichtig. Ein Kriegsheld dürfte nicht einfach so sterben und eine Lücke hinterlassen, die nur mit Mühe mit einem neuen Helden zu füllen war. Il-Raz höchstselbst hatte eine vollkommene Wiederherstellung von Tiberius Vaash befohlen, um zeitnah einen Propaganda-Holofilm mit ihm zu drehen. Ob Vaash dies wirklich wollte? Er wurde nicht gefragt. Es war schlicht beschlossen worden.

Dabei verachtete Vaash diesen kleinwüchsigen Il-Raz. Langsam öffneten sich die Augenlider des Mannes, der einst Vesperum auf den Thron gebracht hatte; und er hatte mehrfach dafür bezahlt. Immer wieder fielen die Lider zu, wollten sich nicht ganz öffnen, während der Blick verschwommen blieb. Die Augen waren glasig und die Pupillen weit geöffnet, was ihn leblos erscheinen ließ. Endlich gelang es den Patienten im wachen Zustand zu stabilisieren. Er hustete schleimige Brocken aus seinem Mund, welche auf dem Halstuch aus Papier landeten. Sein Körper fand sich wieder, als seine Augen ein letztes mal schloss, um sie erneut vor der neuen Realität zu öffnen. Tiberius Vaash war wieder wach, blickte sich um und entdeckte die in Uniform gekleideten Militärärzte mit ihrem Hilfspersonal. Ein namenloser Arzt, erkennbar an einem Rangabzeichen, trat an ihn heran."Admiral Vaash, können Sie mich hören?" - war die Frage, welche dumpf durch die Ohren des alten Mannes drangen, der erneut hustete und einen weiteren Schleimbrocken auf das Tuch fallen ließ. Die Operation hatte doch ihren Preis.

"Ja," sprach die schwache und kratzende Stimme des alten Mannes, welcher lange nicht mehr gesprochen hatte. Der Arzt lächelte, da er sein Meisterstück vollbracht hatte und Vaash sich selbst erkannte. "Wissen Sie, wo Sie sind?" - die nächste Frage, welche dem üblichen Fundus an neurologischen Feststellung entsprach. Admiral Vaash, noch gefangen unter seiner Decke, krallte sich ins Leinen seines Bettes. Nein, dabei wollte er nicht mehr. Es war schwer für ihn, darauf zu antworten aber die Sachlage war klar. "Im Krankenhaus," war die knappe Antwort des Alten, der den nun den Arzt direkt anblickte. Dieser nickte abermals. "Sehr gut," sagte der Mediziner, während er zwei Gehilfen heranholte, die jeweils eine Spritze an seinen Hals ansetzten, welche blaue Flüssigkeiten in seinen Blutkreislauf abgaben. "Wie fühlen Sie sich?" Eine Frage, die wohl jeder Arzt schon einmal gestellt hatte und die der medizinische Standard war. Tiberius Vaash packte den Mann an seiner Uniform, als die Assistenten zurücktraten. "Beschissen," war die Antwort, die er dem Arzt ins Gesicht spuckte, während er sich leidlich zur Seite rollte, um aufzustehen. Der Arzt drängte den festen Griff des Kriegshelden zurück, um ihm unter die Arme zu greifen, als der alte Mann aufstand. Die Decke fiel vom Bett, als der Admiral seinen Stand wieder fand. Er stand wieder aufrecht, wenn auch mit Mühe. Vaash wollte aus diesem Bett. Er musste aus diesem Bett, denn die Zeit blieb nicht stehen. Man hatte eine Aufgabe. Zudem war Vaash rastlos und wollte diesen Medizinern entkommen. Militärs mochten Ärzte nicht, denn wenn man bei ihnen war, hatte man es entweder hinter sich oder noch vor sich. Leid war immer an sie gebunden. Ärzte waren zwar notwendig aber sicherlich nicht die Freunde der kämpfenden Soldaten. Tiberius Vaash sah sich als Kämpfer. Als edler Offizier einer vergangenen Epoche, welche nicht an ein Bett gefesselt gehörte. Vaash hatte sich immer aufgerafft, irgendwie. "Meine Familie," blaffte er. "Ist informiert," war darauf die Antwort. Er musste sie sehen. Ein wenig Heimat, bevor es mit diesem Fiasko an verpfuschtem Leben weiter ging. Es gab kein anderes für einen Offizier, wie ihn. Ein Offizier alter Schule konnte nicht einfach aufhören. Das Andenken war alles, was ihm noch etwas bedeutete. Nicht noch einmal an ein Bett gefesselt sein, wie ein altes Schlachtschiff in einem Trockdock; darauf wartend, zu verrosten.

Ein Tiberius Vaash ging kämpfend unter; auf seiner Brücke stehend, dem Tod ins Gesicht schauend, während man daran dachte, was man verlor. Man kämpfte für etwas und der Kampf war der Wert eines Offiziers. Mit schweren Schritten näherte er sich dem großen Fenster, um hinaus zu blicken. Der Arzt stützte ihn weiterhin. Gleiter zogen vorbei, während sich der Morgen über Coruscant legte. Ja, er war wieder da aber wofür? Der Alte konnte sich nicht erinnern. So sehr er sich auch bemühte: Es gab keinen Grund. Was war passiert? Er litt an Amnesie. Sein Verstand war beschädigt und konnte nicht zurückdenken an jenen Moment, der ihn hierher gebracht hatte. Der Alte wollte fragen aber unterließ dies im Wissen, dass diese Antwort nur Schmerzen bereiten würde.
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#9
„Admiral Vaash“, schnitt eine frohe Stimme von der Seite in die Szene, direkt in die Rippen des gestützten Mannes. Eine Stimme, deren Freude nicht aus Mitgefühl kam, sondern vielmehr aus Interessen. Es war nicht die Art von Lächeln, das Wohlgefallen oder Wärme ausstrahlte. Es war die Art von Lächeln, das schleimig wie ein Parasit im Fleisch saß, Beobachtern die Nackenhaare aufstellte. Die hartkantigen Schatten im Morgen schienen sich zu verfestigen. Geräusche vor der Gleittüre. Waren das schwere Schritte, Soldatenstiefel dort draußen? Ein paar Meter neben dem Bett saß im Schein des Morgens die rote Uniform, zurückgelehnt, ein Arm spielerisch auf einem Nachttisch platziert. Das Lächeln, es stand im Gesicht der Frau, überlegen, selbstsicher, ein Funkeln in den Augen.
„Gut, dass Sie wieder da sind“, fuhr Ysanne Isard fort. Und bereits in den Worten schien sich die Frage zu stellen, für wen dies wohl tatsächlich gut sein mochte. Auch wenn nichts objektiv darauf hinzudeuten schien, war da doch dieses subtile Gefühl der Bedrohung, die jedem Wort der Frau inne zu sein schien und diese harmlosen Wörter wie durch ätzende Säure verunstaltete. Mehr steckte dahinter. Die Direktorin machte keine Anstalten, sich zu erheben, Vaash anderweitig zu grüßen oder ihm zur Hand zu gehen. Sie saß dort, zurückgelehnt, halb im Schatten. Nur ihr auf dem Tisch abgelegter Unterarm hob sich ein Stück an, zwei Finger deuteten den Ärzten an, den Raum zu verlassen. Diese sahen sich kurz an, vergewisserten sich, dass Vaash nicht stürzte, sobald der eine Arzt ihn losließ, und eilten sodann mit leicht beschleunigtem Schritt aus dem Raum. Draußen, ein kurzer Blick auf schwarz uniformierte Geheimdienstoffiziere zu beiden Seiten der Türe, bis sie sich wieder schloss. Abschätzig betrachtete einer die Ärzte, der andere blickte auf seine Chrono-Einheit und notierte etwas auf seinem Datapad.
„Man sagte mir, es sei möglich, dass Ihr Gehirn durch diesen Vorfall mit Inquisitorin Nigidus Schaden genommen hat. Das wäre äußerst… bedauerlich“, machte sie schließlich mit leicht wiegendem Kopf weiter. Erneut schienen Worte und Implikation nicht übereinzustimmen, oder nicht so, wie man es von normaler Kommunikation hätte vermuten können. Natürlich ließ sie offen, was daran bedauerlich war und vor allem für wen es das noch werden könnte, sollte es tatsächlich zutreffen. Es schien genug auszusagen, dass sie diesen Punkt überhaupt erwähnte. Wirkte sie deshalb auf Vaash feindselig? Gar nicht unbedingt. Unterschwellig vielleicht, latent andeutend, dass sie womöglich etwas zu wissen glaubte, von dem Vaash vermutlich nicht wollte, dass ausgerechnet sie es wusste.
„Mir wäre sehr daran gelegen, über diese ganze Sache etwas mehr zu erfahren. Und ich bin mir sicher, Sie wollen gern Ihr Möglichstes tun, um mich dabei zu unterstützen, nicht?“
Sie saß hier, jetzt. Direkt als er aufgeweckt wurde durch die Ärzte. Allein dieser Punkt mochte bereits Alarmsirenen läuten lassen. Es schien bezeichnend zu sein, dass die Direktorin keine Zeit zu verschenken hatte, sondern direkt in diesem ersten Moment, diesem durchaus peinlichen, persönlichen Moment gleich vor Ort war. Es vorgezogen hatte, vor Ort zu sein. Somit mochte hier weit mehr auf dem Spiel stehen als ihre vergleichsweisen Worte andeuteten, die sich betont sanft wie eine Decke auf Vaash legten – doch statt ihn zu wärmen, schien sie ihn dieses Mal immer weiter umfassen zu wollen, bis er von ihr gefesselt und fixiert worden war.

Woher das plötzliche Interesse an Vaash? Aus Isards Sicht war das nur logisch. Auch wenn einige Puzzlestücke noch nicht zusammenpassten, so schienen andere nur allzu klar zu sein und perfekt ineinanderzugreifen. Oder wie wurden eben so gemacht, dass sie zusammenpassten mussten. Tiberius Vaash war von einer Staatsfeindin attackiert worden – von der gleichen Person, die auch Ysanne Isard attackiert hatte, wenn auch in diesem Fall ungleich erfolgloser. Zunächst schien dieser Punkt für Vaash zu sprechen, zweifellos. Seine Meinung zum Inquisitorius als Apparat würde nach diesem Vorfall vermutlich ungefähr dem entsprechen, den Isard selbst davon hatte. Das war ein Vorteil und ein As, das sich noch immer jederzeit ausspielen lassen ließ. Selbst wenn Vaash Isard nicht mochte oder – was wahrscheinlicher war – sie sogar verabscheute, wie es viele taten, war die Chance, dass er den Inquisitorius jetzt noch mehr verabscheute, vermutlich um ein Vielfaches höher, schon aus dem Grund, dass es hier nun einen persönlichen Beweggrund für eine Rache daran gab. Was auch immer also ansonsten noch der Fall war – in einer bestimmten Funktion besaß Admiral Tiberius Vaash noch immer einen brauchbaren Nutzen. Er hatte aus Isards Sicht lediglich ein anderes, großes Problem: Sein Tod war von einer anderen Staatsfeindin verhindert worden. Den Ärzten selbst, die sie bereits hatte vernehmen lassen, schien nicht erklärlich, wie Vaash überhaupt am Leben sein konnte, nach den Verletzungen, die er davongetragen hatte. Erst als das seltsame Jedi-Wesen eingeschritten war, waren die Behandlungsmaßnahmen wieder erfolgsversprechender geworden. Die meisten der Ärzte waren der Meinung gewesen, dass der Admiral die Nacht nicht überstanden hätte. Das schmälerte die durchaus bemerkenswerte anschließende, medizinische Leistung der Ärzte in keinster Weise – doch diese Jedi-Verbindung bemakelte Vaash nun aus Isards Sicht. Es erschien nur unter bestimmten Punkten Sinn zu ergeben, wovon einer der mit Abstand wahrscheinlichste war: Tiberius Vaash paktierte mindestens mit einer, höchstwahrscheinlich aber in irgendeiner Form gar mit den aufstrebenden Jedi als solches. Und damit hatte er sich mit Staatsfeinden verbündet und gegen das Imperium verschworen. Vermutlich war das Ziel davon in irgendeiner Form vor allem die Beseitigung von Vesperum an der Spitze des Imperiums – ein Ziel, das ihr durchaus selbst durch den Kopf gegangen war und in schwächeren Momenten immer noch ging, das sie allerdings in der derzeitigen Situation für kontraproduktiv hielt, da es die Stabilität des Imperiums erheblich beeinträchtigen würde. Da er Isard aktuell bei der Regierung des Reiches nahezu freie Hand ließ und daher de facto beinahe mehr sie als er aktuell Herrscher in weltlicher Hinsicht war, konnte sie Vesperum derzeit trotz seiner lästigen und – wie sie feststellen durfte – unberechenbaren, gefährlichen, dummen Spießgesellen tolerieren. Zumindest für den Moment. Vermutlich war das aus ihrer Sicht nur ein Bündnis auf Zeit, langfristig sah sie in der Galaxis keinen Platz mehr für übernatürliche Wesen. Auch wenn der Gedanke, die unbändigen Kräfte, die diese Personen besaßen, irgendwie kontrollieren und für bestimmte Zwecke einzusetzen, sie noch immer faszinierte – und womöglich hatte ein Teil von ihr diesen Gedanken am Ende weiterhin nicht gänzlich abgeschrieben, obwohl es sehr schwierig sein dürfte, eine derartige Macht, wie sie Vesperum offenbar besaß, wirklich an die Kette legen zu können. So oder so, für den Augenblick galt es daher, Vesperum zumindest offiziell im Sattel zu halten – und daher war eine Verschwörung gegen den Thron aus den Reihen des Militärs entgegen den derzeitigen Interessen von Isard selbst. Was nicht bedeutete, dass sie nicht selbst entsprechende Vorbereitungen treffen sollte und auch würde… natürlich nur für den Fall.
„Nun?“, forderte sie schließlich lax das ein, was sie für das Ihre hielt: Informationen. Sie alle gehörten ihr. Auch die, die tief verborgen irgendwo in Vaashs Gehirn lagen. Und sie bekam sie – auf die eine oder andere Art.
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#10
Die Atmung fiel schwer, während der Alte einen seiner dunkelsten Momente erlebte. Plötzlich war da diese Stimme, welche dröhnend durch den diesigen Nebel aus Erinnerungsfetzen drängte. Irgendetwas hatte ihn gefunden. Es war diese Stimme, die ihm Angst machte und die er nur zu gut kannte. Das kalte Interesse und die gespielte Höflichkeit, welche sich selbst Verräter war, waren erkennbare Facetten einer geheimen Macht, welche sich entschlossen hatte, den alten Mann zu besuchen. Vaash, unter Hilfe der Arztes, wandte sich um. Dort saß es. Das Monster in den Schatten, welches auf diesen Moment gelauert hatte. Der Schleier um sein Bewusstsein lichtete sich und ihm fiel der Name dieser Person, die mit ihrer markanten roten Uniform , auf Anhieb ein. Es war ein Name des Terrors und der paranoiden Furcht. Ysanne Isard war hier. Tiberius Vaash konnte nicht sofort antworten; nicht nur weil seine Lippen noch schläfrig waren, sondern auch weil er entsetzt war, dass diese Person sich hier befand. Man vergaß Isard nicht. So schwieg der erfahrene Flottenbefehlshaber für mehrere Atemzüge des stillen Entsetzens. Das medizinische Personal entfernte sich auf den kalten Fingerzeig der Direktorin, so dass Vaash mit ihr allein war. Die Tür schloss sich, so dass der alte Mann frierend vom Fenster abgewandt zu Isard blickte. Sein Stand war stabil, wenn auch nicht elegant, da er leicht gekrümmt um seine Haltung rang. Die Patientenkleidung würdigte den einstigen Kriegshelden zusätzlich herab, machte ihn zu einer imperialen Ware mit einem Speichenlogo und Barcode. "Direktorin," zischte Vaash zum Gruß, nachdem er endlich seine Sprachfindung abgeschlossen hatte. Die Medikamente verlangsamten die Sprachfindung erheblich. So war seine Aussprache auch schwer von einer metaphorischen Decke umhüllt. Seine Zunge bewegte sich nur bleiernd. Warum war sie hier? Was wollte sie? Wo sie war, war nichts Gutes. Vaash kannte das Imperium und wenn die Direktorin des mächtigen imperialen Geheimdienstes auftauchte, gab es ernste Probleme - und irgendwie war er davon betroffen. Tiberius Vaash war kein Narr oder Dummkopf und so konnte er die Situation richtig einschätzen. Seine noch leicht glasigen Augen hatten Schwierigkeiten das Gesicht der parasitären Frau zu erfassen. Immer wieder kniff er beide Augen zu, um seinen Blick besser kontrollieren zu können. Es half nur wenig. Vielleicht wünschte sich der Alte auch einfach, dass Isard mit einem Augenkniff verschwunden war und sobald er sie wieder öffnete sie nicht mehr erblicken würde.

"Ich bin hier," stammelte seine Stimme belanglos umher, damit sein Verstand Bedenkzeit erringen konnte. Er wollte wissen, warum sie hier sein konnte. Doch dort war keine Erinnerung. Schließlich offenbarte die Direktorin einen Namen, der etwas in Vaash weckte. Nigidus, ein wohlklingeder, wenn auch böser Name. Für ihn war er böse. Der Alte verband etwas damit, dass ihm Schmerzen bereitet hatte. Waren es diese Schmerzen und dieser Zustand, den er gerade erduldete? Es lichtete sich wenig im Dickicht seines Unterbewusstseins. In der Tat hatte sein Gehirn in dieser Sache Schaden genommen. Er litt an konkreter Amnesie, die nur langsam ihre Mauern einriss. Puzzlestück für Puzzlestück, Bild für Bild und Wort für Wort setzte sich die Erinnerung in kriechender Bewegung zusammen. Doch scheinbar wollte Isard keine Geduld für diesen Prozess aufbringen und forderte direkt seine Mithilfe ein.

"Ich diene dem Imperium," formulierte der alte Mann schwergängig, um jedes Wort ringend. Dies war die Antwort , die er geben konnte. Ein Schleimbrocken löste sich, fiel in den Rachen des Mannes, so dass dieser keuchen und erbrechend husten musste. Mit seiner Linken fing er einen herausgeworfenen Brocken an schwarzgrünem Schleim auf, um diesen zu betrachten. Es ging ihm garnicht gut. Der Brocken zerlief in seiner Hand, wie seine Erinnerung. Beschämt berührt, dass er dieses Bild vor Ysanne Isard abgab, versuchte er die Substanz in einem Tuch zu entsorgen, welches er unweit aus einem Spender gezogen hatte. Nach einer heftigen Wischbewegung auf seiner Hand, zerknüllte er das Papier, um es in seiner Faust zu behalten. Sein Gang war nicht mehr gelenkt genug, um es zum Mülleimer zu schaffen. Auch konnte er so seinen geheimen Zorn verbergen, indem er das Papier weiter in der Faust zerdrückte. Es war eine Wut über sich selbst, dass sein Verstand nicht das erinnerte, was er nun brauchte und auch eine Wut über die Direktorin, die ihn in diesem Moment beobachtete. Es war nicht nur unangenehm, sondern völlig ehrlos für einen altgedienten Veteranen, der als Militarist auf persönliche Ehre einen gewissen Wert legte. Natürlich war dies im Anbetracht seiner Vergangenheit und seiner Taten für das Reich selbstgerecht aber Ehre war ein aufrichtendes Gefühl, welches ein Militär, wie Vaash, nicht aufgeben konnte. Ehre war alles, was er noch hatte. Irgendwie dieser letzte Anstand, dass man sich immerhin dem Krieg und somit seiner Pflicht gestellt hatte. Hier war er nur Patient: ein Kriegskrüppel ohne entscheidende Erinnerung, wie er dazu geworden war. Sein Rang, vor wenigen Augenblicken scheinfroh von einer berechnenden Frau in diesen Raum gezimmert, war bedeutungslos in diesem Zustand. Er war kein Admiral, kein Mann der Uniform, sondern derzeit nur ein Mann ohne Erinnerung. Ob er überhaupt als Flottenadmiral reaktiviert werden würde, stand in den Sternen und war der üblichen Willkür des OK unterworfen. Innerlich wollte Vaash nicht mehr reaktiviert werden, obwohl er bei Befehl in Tradition folge leisten würde. Es war seine Pflicht und was waren Soldaten ohne Eid? Sie waren ohne Eid nur Söldner. Ein Soldat diente einer festen Macht, gebunden durch ein unbrechbares Versprechen. Dieses Versprechen nahm Vaash ernst, um seinem eigenen Ehrbegriff genüge zutun.

"Der Name sagt mir etwas...," suchte der Alte nach einer weiteren Antwort auf das Interesse der Direktorin. Vaash wollte nicht in ihren Fängen bleiben, da jeder wusste, dass es nicht nur unangenehm werden konnte, sondern auch tödlich. Wenn es nur seinen eigenen Tod betreffen würde, würde Vaash dies mitunter sogar akzeptieren können. Soldaten hatten ihren eigenen Tod sicherlich schon durchdacht. Nur ging es ihm hier um seine Familie. Die Sippenhaft, die Sklaverei oder auch Massenhinrichtung war dem Imperium nicht unbekannt. Er musste seine Familie vor falschen Anschuldigungen und falschen Prozessen schützen. Isard war eiskalt und würde alles tun, um ihr Imperium zu erhalten. Vaash, lange gedient in diesem Imperium, wusste um die Schattenseiten dieser einstig umfassenden Ordnung. Sie kannte keine Abweichler. Egal, wie weit oder kurz man abgewichen war; eine Abweichung, war eine Abweichung und würde sofort bestraft. "Ich bitte um Verzeihung, Direktorin. Mein Geist arbeitet noch nicht so, wie ich es mir wünsche," erklärte der Mann wieder mit etwas sicherer Wortwahl und Sprechweise. Angestrengt überlegte Tiberius Vaash weiter, tief in den Minen seines Geistes schürfend, woher dieser Name kam und warum er ihm immer noch ein schlechtes Gefühl bescherte. Isard konnte dies sehen, da sich seine Augen zur Raumdecke bewegten und seine Stirn in grabenhaften Falten lag. Er dachte wirklich nach, um diesen stillen Vorwurf zu entkräften, den er als erfahrener Militär erahnte. In Gedanken ließ er das Papier aus seiner Hand fallen, welches ein Stück über den Boden in Richtung Isard rollte, um dann unter dem Bett zu verschwinden.
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