#1

Imperiales Oberkommando


[Bild: coruscant_oberkommando.jpg]

Das Gebäude des Imperialen Oberkommandos befindet sich im Militärsperrbezirk Coruscants in Sichtweite des Imperialen Palasts. In einem Umkreis von mehreren Kilometern besteht eine Luftverbotszone, um die herum der öffentliche Verkehr geleitet wird. Automatische Flugabwehrgeschütze nehmen jedes Objekt unter Feuer, das sich ohne Zugangsberechtigung in den geschützten Bereich begibt, selbst wenn es sich um imperiale Kennungen handelt. Die Abwehrmaßnahmen wurden jedoch während der Einnahme des Imperialen Zentrums durch Darth Vesperum beeinträchtigt, so dass mehrere Kanonen beschädigt oder zerstört wurden und somit die Luftverteidigung nur in begrenzter Einsatzbereitschaft ist. Der Wiederaufbau läuft, geht aber auf Grund geringer Priorität nur schleppend voran. So lange patrouillieren regelmäßig zwei Rotten TIE-Abfangjäger innerhalb der Zone, um sie notfalls zu verteidigen. Während der Imperiale Palast das Gebäude bei Weitem überragt und auf Ästhetik und ein pompöses Aussehen setzt, ist der Wolkenkratzer des Oberkommandos dagegen trotz seiner zahlreichen Etagen bewusst untersetzt und schlicht bis zweckmäßig gehalten, um eine Unterlegenheit gegenüber den Würden des Kaisers zu symbolisieren. Der Bau hat die Form eines rechtwinkligen Trapezes, dessen größte Seite und damit die Spitze direkt auf den Imperialen Palast zeigt. Es sollte nie ein Zweifel darüber aufkommen, wer – trotz des gewaltigen Militärs, das innerhalb des Imperiums bestand und immer noch besteht – die Macht im Staat besaß.

Der Zutritt in die streng gesicherten oberen Ebenen ist nur mit Identifikation und nach Abgabe sämtlicher Waffen möglich. Nur den diensthabenden Wachen ist es erlaubt, innerhalb dieser Bereiche Waffen zu führen. Im Sicherheitsfall können gesicherte Waffenschränke in eigenen Bereichen und höheren Büros mithilfe der Codezylinder geöffnet werden, sofern der Offizier über eine genügend hohe Sicherheitsfreigabe verfügt. Das Öffnen dieser Schränke wird jedoch von der zentralen Sicherheitsverwaltung automatisch erfasst, um jeglichen Zugriff darauf zu registrieren.

Innerhalb des Oberkommandos sind zahlreiche Büros, die allgemeine Militärverwaltung und eine kleine Garnisonstruppe untergebracht. In den obersten Ebenen des Gebäudes befinden sich die Büros der zwölf Großadmirale, die Oberkommandos von Armee, Flotte und Sturmtruppen sowie der große Besprechungsraum, in dem sich die höchsten Militärs zur Operationsplanung und -besprechung einfinden. Der farblose Raum ist von dem großen, runden Tisch in der Mitte des Raums gezeichnet, in dessen Mitte sich der Holoprojektor mit den aktuellsten verfügbaren Daten aus Geheimdienst und Militär auftut, der Projektionen über den gesamten Tisch werfen kann. An den Wänden des ansonsten kargen Raums sind verschiedene Bilder von Schlachtschiffen oder anderen, besonders bedeutsamen Konstruktionen des Imperiums angebracht.
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#2
Rückblende, während der Schlacht von Corellia (4,4 NSY)

Der Wind strich durch jede einzelne Haarsträhne. Cassio Acchetia stand auf dem Balkon des einhundertdreißigsten Stockwerks des Oberkommandos, die eine Hand in der Hosentasche verstaut, während die andere auf das Geländer vor ihm gestützt war. Er sog den Duft der Cigarra, den der Wind ihm aus seiner Hand entgegenbrachte, für einen Moment ein. In der Ferne machte er die Abfangjägerpatrouille aus, die sich von einem Ende der Sicherheitszone zum nächsten bewegte. Aus dem charakteristischen Kreischen der Ionentriebwerke war in der Entfernung nur ein dumpfes Grollen geworden. Ansonsten mochte es vielleicht einer der ruhigsten Orte des Planeten sein, war doch der gesamte zivile Luftverkehr in der Zone um das Oberkommando untersagt. Fast als schliefe der sonst so geschäftige Planet, was ansonsten eigentlich niemals zu passieren schien.

Cassios Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Das erklärte die Cigarra. Der Vizeadmiral verabscheute Laster, aber dies war einer der Momente, in denen sie das geringere Übel darstellten. Warten. Die zweite Angriffsspitze, bestehend aus der Flotte der Annihilator und der Sektorgruppe von Großadmiral Grant, hatte vor mehreren Stunden den Hyperraum verlassen und den Corellia-Sektor betreten. Pitta musste bereits reagiert haben, um seine Torpedosphäre zu schützen. Der schwerste Widerstand ging erwartungsgemäß von Pittas Sektorgruppe entlang der Handelsstraße aus, die von Grant attackiert worden war. Dort hatte es schon am ersten Tag erbitterte Kämpfe Sternenzerstörer gegen Sternenzerstörer gegeben. Ein entscheidender Durchbruch war dort bislang nicht gelungen, aber auch nicht erwartet worden. Jetzt, an Tag Zwei der Großoffensive, war vor wenigen Minuten der imperiale Flankenangriff von Admiral Gaarn um den Kirisgürtel , der Pittas eigenes Geschwader mit dessen Flaggschiff – der Imperator-Klasse Sternenzerstörer Impenetrable – davon abhalten sollte, die Sphäre zu schützen, begonnen worden. Das Warten auf das Resultat exakt dieses Manövers am zweiten Tag der Operation Morgendämmerung führte zu Cassios Nervosität, beinhaltete es doch das neue Symbol imperialer Stärke, ja den neuen Stolz der imperialen Sternenflotte: Das Schlachtschiff Annihilator. Als wäre dieser Umstand allein nicht bereits genug des Ansporns gewesen, so hatte sich der Kaiser außerdem entschieden, die Feuertaufe des Schiffes persönlich zu verfolgen. Cassio empfand die Geste, dass jeder Renegat damit rechnen musste, sich vor dem persönlichen Zorn des neuen Herrschers zu rechtfertigen, als durchaus gelungen, auch wenn die Entscheidung militärisch gesehen keinerlei Bedeutung spielte. Die Rolle des Schlachtschiffes war klar definiert.

Die Streitmacht des einstigen Großadmirals war alles in allem von beachtlicher Stärke. In einer normalen Planung hätte Cassio daher vorgeschlagen, Pittas Reich schlichtweg zu umgehen und direkt in Richtung Yag’Dhul und Thyferra vorzustoßen, doch der Imperator wollte Corellia um jeden Preis haben. Es war die letzte bedeutende Kernwelt, die sich noch nicht dem Sith-Imperium angeschlossen hatte. Mit der kompletten Vereinigung der Kernwelten unter Vesperums Banner schien die imperiale Frage nach dem wahren Imperium geklärt. Ja, es war Politik. Wieder einmal. Und so erzwang Politik den vielleicht kompliziertesten Part der Operation Morgendämmerung. Die zahlenmäßige Überlegenheit gegenüber Pittas Abtrünnigen lag nach Bildung der Angriffsspitzen insgesamt bei etwa drei zu eins. Beachtlich, aber Cassio war sich darüber im Klaren, dass es dennoch ein extrem verbissener Kampf werden würde, solange Pitta am Leben war. Rund zehn Prozent aller schweren imperialen Kriegsschiffe waren für den Angriff bereitgestellt worden. Eine massive Streitkraft. Machtdemonstration. Auch wenn dafür im Galaktischen Norden die Reihen ausgedünnt waren. Die Kernwelten sollten erkennen, dass sie auf der richtigen Seite standen und es nur eine militärische Macht in der Galaxis gab, die es mit jedem aufnehmen konnte. Zumindest alleine. Cassios Sorge galt weiterhin der theoretischen Möglichkeit, dass sich einer oder gar mehrere der Kriegsherren während der imperialen Offensive zu einer militärischen Intervention entschloss. Die nördlichen Gebiete wären in ihrer jetzigen Lage nicht zu halten gewesen. Zweifellos wäre ein solcher kombinierter Vorstoß erst unter großem Aufwand in den Kolonien zu stoppen gewesen. Der Geheimdienst hielt ein solches Arrangement jedoch für kaum möglich. Ungeduldig zog der Flottenstabschef ein letztes Mal an der Cigarra und schnippte sie dann achtlos mit dem Finger über das Geländer in die Tiefe. Die Uhr tickte in seinem Kopf, gut hörbar. Sekunden wurden zu Minuten. Fünf. Zehn. Fünfzehn. Cassio ging auf dem Balkon langsam auf und ab. Warten.

Irgendwann sprang plötzlich die Türe hinter dem Stabschef auf.
„Meldung von Gaarn!“, platzte es förmlich aus Tasha heraus. Sie drückte ihm ein Datapad in die Hand. Aus Sicherheitsgründen wurden Nachrichten während Schlachten üblicherweise nur schriftlich versandt, weil es die Chiffrierung deutlich vereinfachte und dadurch schneller und sicherer war als eine direkt geschaltete Holoverbindung, die – einmal abgefangen und decodiert – das größte Sicherheitsleck war, das überhaupt vorzustellen gewesen wäre und jegliche Manöver dem Feind bekannt würden. Bei kleineren, weniger fortschrittlichen Gegnern mochte ein solches Sicherheitsleck nicht bestehen, aber bei einem Fuchs, wie Pitta einer war, war Vorsicht geboten. Doch als der Flottenstabschef die Meldung überflog, weiteten sich seine Augen.

Torpedosphäre nach heftigem Kampf zerstört --- Impenetrable bei Kiris gestellt. Pitta mit Schiff untergegangen. Narkos und Doom zerstört. --- 2. Flotte: vier schwere Verluste gemeldet, mehrere beschädigt --- 1. Flotte: leichte Schäden, Jägerflotte dezimiert. --- Teilen Flotte und setzen Vorstoß zu Grant fort. Aktualisierte Koordinaten anbei. Adm. Gaarn

Der Plan war... er war aufgegangen! Pitta hatte sein nahes Geschwader bei Kiris zur Verteidigung der Torpedosphäre herangezogen und war somit direkt in die Fänge der kurz darauf hinter ihm eintreffenden 1. Flotte unter Admiral Gaarn geraten. Der Kriegsherr hatte mit seinem Schiff so nicht den Hauch einer Chance. Die Sphäre hatte zwar für Verluste gesorgt, die aber die zahlenmäßige Überlegenheit an dieser Front war größer als an jeder anderen und so war es am Ende nur eine Frage der Zeit gewesen. Insgesamt waren die Verluste vertretbar, befand Cassio.
„Kommen Sie.“
Er schob sich direkt an Tasha vorbei, die ihm durch sein Büro und den Korridor zurück in den Besprechungsraum folgte. Cassio räusperte sich, um die angeregten Diskussionen der Militärchefs zu unterbrechen und die Aufmerksamkeit zu erlangen, die die Meldung zweifellos erforderte.
„Meine Herren, Gaarn meldete soeben die Zerstörung der Torpedosphäre und den Tod von Pitta.“
Anerkennendes, positives Raunen im Raum. Jubel gab es keinen, dafür war es letzten Endes doch keine allzu große Überraschung, obwohl es sicherlich erst später erwartet worden war. Offenbar hatte Pitta nicht mit einem weiteren, konzentrierten Manöver am zweiten Tag gerechnet. Cassio beugte sich über die auf den Tisch projizierte Holokarte und setzte die Speicherkarte des Datapad in den Leser hinein, um sämtliche neuen Koordinaten sofort zu transferieren. Der Holoprojektor las die Daten innerhalb eines Sekundenbruchteils ein und vollzog die Flottenbewegungen in Beschleunigung nach.
„Gut, Gaarn ist also mit der 1. Flotte auf dem...“
Der Stabschef stockte. Die Animation endete. Auf einmal war es wieder völlig still. Es gab... Auffälligkeiten bei den Koordinaten der imperialen Schiffe.
„Was macht die Annihilator denn da direkt über Corellia?“, sprach der Vizeadmiral sehr lax das aus, was jeder im Raum in diesem Augenblick dachte. Betretenes Schweigen. Umsehen. Niemand hatte eine Antwort parat. Eigentlich sollte sie auf dem Weg weiter in Richtung Galaktischer Süden sein, um zu Grants Sektorgruppe und dem Rest von Pittas Raumflotte zu stoßen, befand sich aber stattdessen planwidrig mit ihrem Geleit im Orbit Corellias. Nach wenigen, aber äußerst lang anmutenden Sekunden der Stille brach ein eintretender, junger Stabssoldat die Ruhe und schob sich an Cassio heran.
„Sir?“
„Was?“, knirschte Cassio unversehens, ohne dabei wirklich den Mund zu öffnen.
„Es gibt ein Problem.“
„Was für ein Problem?“
„Sie... sollten es sich ansehen. Auf dem corellianischen Kanal.“
Der Vizeadmiral wölbte die Brauen und musterte den Soldaten mit halb zusammengekniffenen Augen. Dieser fasste das zu Recht als Aufforderung fortzufahren auf und aktivierte am Tisch den Holonetprojektor. Nach dem Tode Palpatines hatten sich die vormals unterdrückten Kanäle nun wieder in das Netzwerk gedrängt. Es baute sich ein Videobild auf, das einen corellianischen Reporter inmitten einer hysterisch umherirrenden Menschenmasse zeigte. Der Mann war unter großer Anspannung, seine Bewegungen wirkten hektisch.
„... ein totales Chaos. Scharenweise flüchten Raumschiffe aus ihren Verkehrsrouten um den Planeten, um sich in Sicherheit zu bringen. Das riesige Schiff blockiert die wichtigen Linien und scheint wahllos alles unter Feuer zu nehmen, das sich in den Orbit wagt.“
Im Hintergrund rammte etwas, das ehemals ein Frachter gewesen sein musste, in eines der Hochhäuser von Coronet, dessen Spitze zu brennen begann. Der Reporter drehte sich kurz um, ehe er in beschleunigter, zusehends nervöser Geschwindigkeit mit seiner Berichterstattung fortfuhr.
„Wie Sie sehen, stürzen immer wieder brennende Wracks auf den Planeten zurück und verirrte Laserstrahlen schlagen auf der Oberfläche ein. Seit Minuten ist der Luftverkehr um den Planeten inzwischen nahezu zum Erliegen gekommen. Fassungslosigkeit und Entsetzen prägt das Bild der corellianischen Bürger, die sich fragen, was hier gerade passiert. “
Fassungslosigkeit und Entsetzen nicht nur auf Corellia, sondern herrschte auch in diesem Moment im Oberkommando vor. Wie gebannt folgte jeder den Bildern. Kaum ein Mund der Anwesenden schien geschlossen. Es dauerte nahezu eine halbe Minute, ehe Cassio imstande war, darauf zu reagieren. Sein Unterkiefer schob sich bedenklich weit nach vorne und er atmete dabei lautstark aus. Was. Zum. Teufel! Das kostet Gaarn den Kopf. Das waren die ersten Gedanken, die ihm in diesem Moment durch den Kopf rasten. Ruhig. Routine. Durchatmen.
„Schalten Sie mir sofort die Brücke der Annihilator zu“, warf er betont leise in den Raum.
„Halten Sie das für klug, Sir? Falls Pittas Schiffe...“
„Sofort.“
Es galt nun, den Schaden zu minimieren. So bald wie nur irgendwie möglich. Den Schaden an der Offensive, nicht an Corellia, verstand sich. Selbst wenn es über eine unsichere Direktverbindung geschehen musste. Geschwindigkeit. Geschwindigkeit war der Schlüssel. Solche Unwägbarkeiten waren nicht kalkuliert. Sie würden zu eigentlich vermeidbaren Verlusten in Grants Flotte führen, die sich noch immer an der Handelsstraße von Süden langsam vorankämpfte. Was auf Corellia selbst veranstaltet wurde, interessierte Cassio in diesem Moment eigentlich indes nur beiläufig. Primär ging es darum, den Vorstoß fortzusetzen. Nach wenigen Sekunden erlosch die Holonetübertragung und an ihrer statt öffnete sich eine flüchtig codierte Direktverbindung auf die Brücke des Schlachtschiffes, die nach einem Augenblick direkt von der anderen Seite entgegengenommen wurde. Bevor Cassio jedoch aufbrausend den Kommandanten des Schiffes tadeln konnte, zeigte sich auf der Holodarstellung unterwartet nicht Admiral Gaarn – sondern Imperator Vesperum persönlich. „Politik“ war das erste Wort, das sich abfällig, wenn auch unbewusst in seinem Mund bildete, aber nicht hervordrang. Seine Augen weiteten sich überrascht.
„Eure Majestät“, brachte er zunächst etwas überfordert hervor, während er zwei Mal in kurzer Frequenz blinzelte. Es war beinahe eine Frage. Zwar war bekannt gewesen, dass der Kaiser die Offensive von Gaarn selbst beaufsichtigen würde, doch dass er dabei auch das Kommando führte, war in der Tat von ihm nicht erwartet worden. Offensichtlich war dies aber der Fall. Das vermochte gleichsam zu erklären, wo die Abweichungen herkamen.
„Das Oberkommando beglückwünscht Euch zunächst zur Vernichtung des Renegaten Pitta. Wir haben die Bestätigung hier vor wenigen Minuten erhalten“, begann Cassio das Gespräch. Es erschien angebracht, zunächst auch für den durchaus großen Sieg zu erwähnen, wenngleich er nun etwas bemakelt durch das Verstreichenlassen der unmittelbaren Initiative war.
„Indes, wir haben auch Informationen über gewisse unerwartete Abweichungen von der Plannorm erhalten, die Euer Schiff, die Annihilator, und ihr Geleit betreffen. Der Stab rät zu einer militärischen Weiterverwendung dieser Flotte gegen die Reste von Pittas Streitkräften, sollte sie für Euch im Orbit Corellias nicht... unabdingbar sein.“
Cassio entschloss sich, das Thema Corellia und die Ursache dieser Abweichungen noch nicht direkt anzusprechen, wenngleich er mittelbar im letzten Teil darauf Bezug nahm. Schließlich konnte sich durchaus auch eine militärische Zweckmäßigkeit dahinter verbergen, die es aus der Ferne nicht zu überblicken gab. Jedenfalls – theoretisch. Er würde es erfahren.
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#3
Vesperum wirkte nicht überrascht, da ihn die Macht bereits einige Sekunden vor dem Kontakt aufgeklärt hatte. Der Sith konnte bestimmte Dinge schlicht erahnen, bevor sie geschahen und sich emotional darauf vorbereiten. Sein Sieg wurde dadurch noch süßer, dass seine Untergebenen sich ihm an den Hals warfen, ihn beglückwünschten und hofierten. Mit einem Lächeln kommentierte der Sith-Lord die Überraschung des doch recht jungen Admiral. Der Kaiser verschränkte die Arme vor der Brust, blickte mit seinen Dämonenaugen unter dem dunklen Stoff seiner Kapuze hervor. Eine unsanfte Kälte umfing Acchetia recht bald, da sich Vesperum Gedanken ihn fokussierten. Die Macht des dunklen Lords wirkte, zumindest emotional, auch über eine holographische Leitung. "Vielen Dank", hauchte der Lord mit einem kaltem Wind; seine Lippen bewegten sich kaum. Es war eine höfliche Floskel, die der Imperator eigentlich nicht mehr nötig hatte, da beiden bekannt war, dass diese Aussage von Acchetia ebenso nur eine Floskel war. Das bläuliche Hologramm schien Leibhaftigkeit zu entwickeln. Der Imperator erwirkte eine seltsame Präsenz im Raum von Acchetia; dem Raum des Oberkommandos. Kurz flackerte das Bild. Die freundlich verpackte Kritik nahm der Sith an, da seine Wünsche bereits umgesetzt waren und er kein weiteres Interesse an Corellia hatte. Corellia war ähnlich bedeutungslos, wie Coruscant oder jede andere Welt. Der dunkle Lord interessierte sich nur für seine eigene Macht und diese hatte er heute gefestigt. Er würde das gesamte Imperium opfern, wenn er nicht herrschen konnte. Sein Willen war gierig, so gierig, dass Menschlichkeit und Mitgefühl bedeutungslos waren. Sein Weltbild war Darth Vesperum, die dunkle Seite und seine Macht. Auch wenn er diese Ansichten mehr oder minder geschickt verbarg und als geschickter Imperator wirkte, der Mitgefühl für seine Diener heucheln konnte. Für ihn war jedes Mittel recht, zu herrschen.

Was anderes hatte er auch nicht mehr. Nur dieser Thron bestimmte seine Person. Ein einsamer Stuhl der nahezu absoluten Macht. Im Gegensatz zu anderen Renegaten und Abspaltern war sein Reich absolut an ihn gebunden; er war das Imperium und er war der Tyrann eines Reiches, das keine Gnade kennen würde, denn sein Wille kannte keine Gnade. Jedoch war Vesperum sachlich genug, nicht blindwütig und unkontrolliert zu wüten. Seine Grausamkeit hatte System; sie war durchdacht und bei Weitem nicht willkürlich. Sie war geschickte Machtpolitik. Wie auch nun diese Antwort, die er dem Admiral entgegenbrachte. Wie für seine Person üblich, begann er zuerst mit seinen Wünschen sowie Forderungen. Ein Imperator geht zuerst auf sich selbst ein, bevor er auf andere eingeht. "Mein Admiral", begann er, den Offizier ein wenig hofierend. "Ich möchte, dass dieser Supersternzerstörer verwendet wird. Sie soll den Verstoß in Richtung Thyferra stützen. Ich selbst werde eine spezielle Operation durchführen, die unsere Macht stärken wird." Das er von sich selbst im Plural sprach, war nicht klar. Vielleicht war eine gewisse Doppelsinnigkeit gewollt, da der Sith sich selbst als Verkörperung des Imperium sah. "Gaarn wird euren Plänen folgen, die ihr akurat ausgearbeitet habt. Ich bin kein Narr, der diese Feuerkraft an einen toten Orbit verschwendet." Er wandte seinen Blick kurz zur Seite, um auf die Trümmer der Schiffe zu blicken, bevor er wieder in Acchetias Augen blickte. Ein kurzer Kälteschmerz durchfuhr den Körper des Offiziers. Eher unbeabsichtigt hatte Vesperum seine Macht auf ihn gelegt und seine seelische Kälte im wahrsten Sinne offenbart. "Pestage wird weitere Weisungen erhalten, während ich mich auf Byss in Meditation befinde. Sichert mein Reich und schützt das, was imperial ist", sagte er trocken aber dennoch gewohnt sanft. Keine Wut oder Gefühlgsregung überlagerte seine Stimme.

Darth Vesperum lächelte diabolisch. "Ihr wollt mehr wissen?" - erforschte er die Eindrücke von Cassio Acchetia. "Ich habe Corellia das gezeigt, was es bedeutet, sich zu widersetzen. Der Angriff auf den Orbit war schlicht eine Demonstration. Corellia ist unser, wie auch bald die gesamte Galaxis. Die Rebellen werden sterben, die Abtrünnigen leiden und die Abspalter zermalmt. Ich habe es gesehen, Admiral. Unsere Zeit ist gekommen. Corellia war nur der Einsatz für ein größeres Spiel." Mit einer langsamen Bewegung öffnete der Lord seine verschränkten Arme und verschränkte diese hinter seinem Rücken. Sein Blick war weiterhin direkt auf den Offizier gerichtet. Sein Blick war, wie ein Speer, der die Seele durchbohrte. Man wollte ihm entkommen aber er band einen an sich. Man wollte nicht widersprechen, da man ahnte, was sich hinter diesem Blick verbarg: pure Dunkelheit. "Hatte es einen militärischen Nutzen? Ja, unsere Feinde werden uns fürchten. Hatte es einen politischen Nutzen? Einen Größeren, da wir so Unruhen unterbinden, da sie unsere Macht fürchten. Die Kraft unserer Streitkräfte wird sie gefügig halten." Der dunkle Lord befeuchtete seine grauen bis schwarz-blauen Lippen mit einem kurzen Zungenstrich. "Zweifelt Ihr?" - fragte der Imperator direkt und überfuhr den jungen Offizier regelrecht. Ein unsanftes Gefühl ging nun von Vesperum aus. Der Imperator genoss seine Macht. Diesen Moment der Absolute, die er erschuf.
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#4
Der Totenschädel aus dem Hologramm fixierte Cassio sogleich. Es war aufs Neue eine groteske, perverse Erscheinung eines Menschen – oder etwas, das einst ein solcher gewesen sein musste. Im schimmerhaften, gebläuten Licht des Hologramms wirkte die Erscheinung zusätzlich gespenstisch, entbehrte auf eine Art jeder Erhabenheit, sondern strahlte nur das verkörperte Bild des Todes aus. Es war völlig still im Oberkommando, selbst ein Atemzug war nur schwer auszumachen. Niemand hatte sich bisher an die Erscheinung gewöhnen können, sie war fremd, ein Hauch von Unterwelt. Und paradoxerweise schienen sich die Antlitze der beiden Kaiser doch auf eine Art zu gleichen. Ob Vesperum auch von den Jedi entstellt worden war, wie seinerzeit Palpatine? Was genau war er eigentlich? Und wo kam er her? Niemand hatte wirklich Kenntnisse darüber erlangen können, obwohl zahllose Gerüchte kursierten. Geheimdienstchefin Isard arbeitete angeblich mit Nachdruck daran, die Wurzeln des Mannes in Erfahrung zu bringen.

Der Admiral blieb standhaft und bemühte sich um Haltung. Schon in der Vergangenheit hatte er lernen müssen, mit diesem unheimlichen, befremdlichen Gefühl fertig zu werden, das nach einem zu greifen schien, während man mit dem Imperator konferierte. Es war eine Aura, wie er sie unter Palpatine nicht erlebt hatte, obwohl er diesen nur bei wenigen Gelegenheiten tatsächlich persönlich kennengelernt hatte. Nein, die Aura erinnerte einstweilen mehr an Darth Vader. Doch sie wirkte hier fokussierter, bohrender, etwas, das nahezu physisch in seine Poren biss und eine kühle Brise in sein Innerstes zog. Es war ein Rätsel. Ihr neuer Anführer – ein Mysterium, aus dem Nichts aufgetaucht. Vielleicht ein letzter Trumpf des unbeliebten Vader, jemanden, der ebenfalls ein Sith war, anstelle des weisen Palpatine an die Spitze zu stellen. Und doch – Pestages Segen hatte Vesperum überraschend legitimiert, daran gab es nun keinen Zweifel mehr. Sein monarchisches Oberhaupt konnte sich schließlich niemand aussuchen.

Es war ein zügelloses, unbändiges Temperament, das der kühlen Ratio eines Palpatine schlichtweg nie gewachsen sein konnte. Würde, Souveränität. Das hatte Palpatine von Vader unterschieden. Und unterschied ihn ebenso von Vesperum. Nicht dass es eine Rolle spielte. Der Vizeadmiral diente seinem Herrn, wer dies auch sein möge. Verrat, Abweichertum war keine Option. Sollte jemals einer der Abspalter in die Fänge des Imperiums geraten, würde er bluten für den Verrat. Auch wenn der größte Verrat unzweifelhaft von der hierarchischen Spitze ausgegangen war, so war es dennoch im Ermessen jedes einzelnen Offiziers gewesen, sich dieser tollkühnen Abspaltung zu widersetzen, ja es wäre gar seine Pflicht gewesen, die Rädelsführer festzusetzen. Der Schuldvorwurf traf jeden diesen Offiziere und billigerweise würde jeder davon zur Rechenschaft gezogen werden. Dass der Vesperum einen Teil bestrafte und den Rest begnadigen ließ, wie es möglicherweise Palpatine getan hätte, bezweifelte Cassio. Oder doch? Der kühle Luftzug ergriff den Stabschef.

Vernichtung mit System. Grausamkeit mit System. Alles dient einem Zweck, Acchetia. Willkür ist Schwäche, ungeordnet.
Wo Tarkin Planeten vernichten ließ, demonstrieren wir Milde. Wir statuieren Exempel und verschonen die, die sich dadurch unterwerfen.

Wir. Wir sind die Gnädigen. Die Herrscher. Die Gerechten.


Cassio blinzelte. Der Schauer schien an ihm vorübergezogen zu sein, von einem Augenblick auf den nächsten. Die Stimme des Imperators manifestierte sich schließlich auch physisch. Ein Hauchen, ein Plärren, ein Zischen – es war gewissermaßen alles davon, eine undefinierbare Mixtur kehliger Laute, die sich in Wörter ergaben und so langsam zu Sätzen heranreiften.
Zweifelt ihr?

Die Stimme drang in Ohr und Gehirn, scheinbar getrennt voneinander. Schmeichlerisch und stichelnd zugleich. Sie erwartete eine Antwort, nur die eine, die es geben konnte, ohne einen Zweifel, ohne Zögern. Sie hatte sich nie getäuscht, vielleicht täuschte sie sich nie. Sie war pure Macht – Macht, die notwendig war, um das Schicksal der Galaxis zu besiegeln.
„Nein, mein Imperator. Eure Vorsehung gab Euch bislang stets Recht“, entgegnete Cassio dem Schädel vor ihm, den er erahnen konnte, teils sichtbar, teils unsichtbar. Der Vizeadmiral pausierte kurz, atmete durch den geöffneten Mund aus. Zunächst reagierte der Schädel nicht - fast als schiene er zu ahnen, nein, zu wissen, dass Cassio noch etwas zu berichten hatte. Cassio befeuchtete seine Lippen übersprunghaft.
„Ich muss Euch jedoch mitteilen, dass - dadurch dass ein corellianischer Sender die Szenerie im Holonet übertragen hat - der Vorfall bedauerlicherweise öffentlich wurde. Wünscht Ihr, dass der Stab sich der Erledigung dieser Angelegenheit annimmt? Da unsere Streitkräfte bald weiterziehen werden, bestünde anderenfalls die potentielle Gefahr der Unruhe in der Zivilbevölkerung, die zu einem Problem werden könnte.“
Sicherlich spielte Cassio auf den Gedanken an, dass ein Aufstand auf einer Kernwelt politisch einem Fiasko gleichkäme. Ein solcher gedanklicher Virus mochte sich dann gleichsam einem Lauffeuer in den gesamten Kernsystemen festsetzen. Eine Beibehaltung starker Kräfte der imperialen Flotte auf Corellia, um dies zu verhindern, würde jedoch die Schlagkraft der Offensive erheblich beeinträchtigen. Cassio empfand es daher als angebracht, die erhitzten Gemüter zu beschwichtigen, um eine solche Gefahr nicht erst aufkommen zu lassen. Gegendarstellung, Brot und Spiele. Die Methoden dazu waren letztlich immer die gleichen.
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#5
Angst. Es war die Angst, die Vesoperum verbreitete. Gefiel es ihm? Er schwieg; lies die Worte des jungen Admiral wirken. Seine Gefühle interessierten den Sith umso mehr. Loyalität durch Respekt oder Angst? Vesperum spürte deutlich eine gewisse Angst oder war es Skepsis? Die Gefühle waren nicht klar ersichtlich. Welche Wirkung hatte er auf Nicht-Sith? Das Dunkel war ein zwielichtiger Geselle und so war auch Darth Vesperum; zwielichtig. Einerseits genoss er seine Macht, die such durch seine Person ergab aber andererseits suchte er nach einem Ausweg für sein Schicksal, da die Dunkelheit furchtbar kalt war. Im Sinne von frostig, arktisch und eisig. Sein Herz fühlte keine Wärme mehr. Vermisste er sie? Wärme brauchte man nicht zum Leben; nicht als Sith. Er hatte andere Ziele, doch ein Teil seines Organismus vermisste diese natürliche Herzenswärme und wollte nicht jedem Menschen diese eisige Kälte vermitteln. Es war ein Widerspruch, wie vieles, was Vesperum tat. Doch, war es wirklich so widersprüchlich? Widerspruch war eine Essenz der dunklen Seite.

Verwirrung. Der dunkle Geist war fokussiert auf Machtgewinn, auf die Gier nach dem großem Wurf, doch die Reue fras seine kümmerliche Seele immer weiter auf. Er war auf dem besten Wege, gänzlich die Bodenhaftung zu verlieren. Seine Pläne, sich selbst einen Tempel zu bauen, oder schlicht die Tatsache, dass sein Weltbild nur noch aus sich selbst bestand. Ich- der zentrale Gedanken in seinem Geist. Das Ich hatte eine herausragende Bedeutung eingenommen. Sein Leid. Seine Welt. Sein Willen. Seine Taten. Immer war sein Ich wichtig. Sein Wille, der die Galaxis veränderte aber dennoch gesteuert war. Die Dunkelheit kontrollierte ihn. Er war nur ein Werkzeug der Zerstörung, ohne dies wirklich wahrzunehmen. Vesperum unterlag dem Irrglauben, sich selbst beherrschen zu können, wie er die Galaxis beherrschte. Den Schmerz durch Macht ersetzen. Ein Teufelskreis. Das Wesen der Sith: Wer die dunkle Seite nutzt, muss ihr auch dienen, wie Darth Revan treffend formulierte.

Darth Vesperum atmete ein. Mit zwei Fingern seiner gräulichen fast weißen Hand, schob er seine Kapuze leicht hinauf, um seinen Offizier besser anblicken zu können. Er lächelte. Der Lord hatte sich entschieden, die Reue zu verdrängen und die Macht zu genießen, die er errungen hatte, trotz aller Widrigkeiten. Es war seine Galaxis. Das war seine Bestimmung. Dies würde Amaranthine, seine Mutter und sein Leid vergessen machen; indem er das zerstörte, was sie ihm nahmen; indem er das beherrschte und sich nahm, was jeder wollte. Dies war seine Rache: sein Weg. Ein Weg der Gier.

"Ihr habt freie Hand. Beruhigt meine Bürger", antwortete er mit der Betonung des besitzanzeigenden Wortes -meine- und nickte dann ebenso betont. Sein Gesicht zeigte in diesem Moment diese abscheuliche Fratze aus Fürsorge sowie Machthunger, die einst Imperator Palpatine vortrefflich geziert hatte. Dieser Rest Menschlichkeit, der nur noch eine Fassade für etwas großes Böses war. Seine Augen glimmten kurz. Seine Bürgen waren Inventar für ihn, Werkzeuge, die bedeutungslos waren, ohne seine Führung. Sollte man sich um sie kümmern, dies war ihm recht, da er keine Empathie für die Situation empfand, sondern nur eiskalte Ratio, das Wissen, wie man politische Macht gewinnt und behält. "Ich vertraue euch", setzte er nach, um seinen Offizieren (- ferner auch Beamten) die Situation klar zu machen. Sein Vertrauen bedeutete eine Bürde. Ein Versagen würde mit einer grausamen Strafe enden, was jedem bei diesem trockenen Satz bewusst war, der dem Imperator so eben entflochen war. Wieder dieses vertrauensvolle, dennoch diabolische, Grinsen.
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#6
Cassios Mundwinkel zuckte kurz, als die diabolische Maske des Kaisers sich zu etwas formte, das eine Art Lächeln sein musste. Es wirkte nicht wie eines und fühlte sich nicht wie eines an, doch tief in den Falten und den verunstalteten Formen des Kopfes strahlte es auch eine merkwürdig beruhigende Wirkung aus. Die Augen des Vizeadmirals verengten sich unmerklich, während er versuchte, das unwohle, randalierende Gefühl in seinem Magen zu unterdrücken. Es gelang ihm jedoch nur unbedeutend. Cassio bemerkte, wie er unruhig wurde. Er verschränkte die Arme hinter seinem Rücken, tippte mit dem Zeigefinger immer wieder frequentiert hinten gegen seinen Gürtel. Obwohl es an sich positiv war, dass der Sith-Lord ihm letztlich komplett freie Hand bei dem weiteren Vorgehen gegenüber Corellia gegeben hatte, ja ihm sogar explizit sein Vertrauen ausgesprochen hatte, hatte Cassio aus irgendeinem Grund das Bedürfnis, die Konferenz am bestens umgehend zu beenden. Die Situation war schlichtweg bizarr.

Die Formulierung und Betonung des Kaisers auf einen Besitzanspruch auf alle Bürger empfand der Stabschef als fragwürdig, gleichzeitig aber nicht hinterfragenswert. Er nahm es also regungslos zur Kenntnis. Der Mann vor ihm war der Herrscher über die Kernwelten – aus seiner Perspektive mochte diese These wohl zutreffen. Und so wie Cassio die Sith bislang erlebt hatte, schienen sie ohnehin davon auszugehen, dass sie jedes andere Leben nach ihrer Facon knechten konnten und auch das naturgegebene Recht besaßen, dies zu tun. Schon Vader hatte diese Selbstverständlichkeit für sich beansprucht und versucht, aus sich einen schwarzen Gott über Leben und Tod zu machen. Cassio schnaubte kurz amüsiert, kaum hörbar. Dieser Sith war grundlegend gescheitert. Sein Name stand nunmehr nur noch Hohn und Spott. Cassio kannte keinen Militär, der Vader nach seinem Tod noch positiv gegenüberstand. Man sah ihn als den größten der wenigen Fehler an, die der weise Palpatine seinerzeit gemacht hatte – und es gab auch im Stab nur wenige, die eine Erklärung dafür finden konnten, dass ihr geliebter Anführer stets an dieser armseligen und geistlosen Monstrosität festgehalten hatte. Cassio versagte sich den inneren Konnex zwischen Vader und Vesperum, auch wenn sie sich seiner Einschätzung nach nicht fundamental unterschieden. Eigentümlich. Und dennoch: Vesperum, der Mann ohne Geschichte und ohne Gesicht, war ihr Kaiser. Sie brauchten ihn. Oder jedenfalls glaubten sie es.
Vertrauen?

Cassio nickte ein Mal. Vertrauen war positiv, insbesondere wenn es von Seiten eines hohen Mannes, ja geradezu des höchsten Mannes im Staate kam – und dennoch berührte es Cassio eigentlich kaum. Es war bestenfalls beruhigend, dass er dadurch wohl nicht alsbald das Schicksal der in Ungnade gefallenen Offiziere teilen würden, die die Sith beseitigen ließen. Das war der einzige objektive und subjektive Vorteil, den Cassio daraus ziehen würde. Vesperum war allem Anschein nach kein Mensch, den er oder jemand anderes sympathisch finden würde. Und gleichzeitig war das offenbar auch nichts, worauf dieser irgendeinen Wert legte. Jedenfalls war das nach Cassios Einschätzung die einzige Erklärung für das Verhalten, das der gefallen wirkende Mann üblicherweise an den Tag legte. Er schien nicht nach Freundschaften zu trachten oder Lakaien um sich zu scharen, die ihm widerspruchslos folgten – sondern handelte zumindest in dieser Hinsicht relativ rational und reagierte ohne Ansehen auf die jeweilige Person. Trotzdem war das alles für Cassio sehr rätselhaft.
„Es wird geschehen, mein Imperator.“
Erneut verzerrte sich der Mund des Kaisers zu einem abstoßenden Lächeln, das Cassios Brauen sträuben und ihn frösteln ließ. Die Fratze des Mannes war noch besser sichtbar geworden, nachdem er die Kapuze etwas zurückgenommen hatte, sodass die gesamte Abscheu, die man vor diesem Bildnis haben konnte, nur schwer kontrollierbar war. Es war für den Admiral Zeit, es zu beenden. Der Befehl schien das letzte gewesen zu sein, was der Imperator ihm aufzutragen und zu sagen hatte. Dies nutzte der Stabschef für seinen militärischen Gruß an der Schläfe.
„Ich wünsche Euch alles Gute.“

Es war nicht gelogen.

Damit endete die Konferenz. Das Bild verschwand. Ausatmen. Und plötzlich war Cassio warm.


Ende der Rückblende
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#7
Lautlos schälte sich der massige Rumpf der Regnator aus dem Hyperraum, um kurzzeitig über Coruscant zum Stillstand zu kommen. Moff Tyvos Corno stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf der Brücke des mächtigen Schlachtschiffes und betrachtete diese Stadt von einem Planeten mit steinernem Blick. Es war bereits einige Zeit her, seit er das Imperiale Zentrum, wie die Welt im Imperium genannt wurde, das letzte Mal besucht hatte. Imperator Vesperums Thronbesteigung und die Beseitigung all der schwachen Elemente innerhalb der imperialen Regierung waren der letzte Grund für Tyvos aufenthalt im Zentrum gewesen, doch mit Sicherheit nicht der letzte. Neuerdings zogen andere Ereignisse die Aufmerksamkeit des Moffs auf sich und nicht alle Angelegenheiten konnten von seinem Büro in Pols Anaxes geregelt werden. Die Niederlage von Eriadu war eines dieser Ereignisse, welche in Tyvos etwas wie Unbehagen aufsteigen ließ, wenngleich ihm dies äußerlich nicht anzumerken war. Sein Gesicht wirkte ernst und kantig wie eh und je und auch seine aufrechte stolze Haltung ließ keinen Zweifel an seiner Erhabenheit zu. Und dennoch, leise Sorgen hatten sich in seinem Kopf festgesetzt. Über Eriadu hatte das Imperium eine empfindliche Niederlage hinnehmen müssen und der Neuen Republik gleichzeitig die Möglichkeit geboten weiter in den Norden des Reiches vorzustoßen. Es war ein unverzeihlicher Fehler der verantwortlichen Kommandeure und keineswegs tolerierbar, doch nun nicht mehr rückgängig zu machen. Nun ging es darum entsprechende Maßnahmen einzuleiten, um einen größeren Vorstoss des Feindes zu verhindern, oder hinauszuzögern. Im Vergleich zu vielen anderen imperialen Politikern und Militärs gab Tyvos sich nicht mehr der Illusion hin die Neue Republik mit einem Gewaltstoß zu zerschlagen. Dieser Verband aus selbsternannten Weltverbesserern war zu einer Bedrohung für die Ordnung des Imperiums geworden, doch einer Bedrohung die es weiterhin auszumerzen galt. Aus diesem Grund war nach Coruscant gekommen.

Weiterhin verharrte der Moff auf der Brücke seines Zerstörers, ehe ein junger Offizier verlauten ließ, dass eine Fähre bereit stünde um ihn auf die Planetenoberfläche zu befördern. Tyvos warf ihm einen kurzen Seitenblick zu, "Vielen Dank, Leutnant!", womit dieser salutierte und wieder seinen Aufgaben nachging. Tyvos verweilte noch einige Momente, ehe er sich seinerseits von dem Panoramablick auf Coruscant abwandte und sich zur Fähre begab.

In seiner Fähre saß der Moff unter seiner Leibgarde, welche sich aus anaxsischen Soldaten zusammensetzte. Es waren handverlesene Männer welche sich aus dem Sicherheitspersonal des Moffpalastes in der Pols Anaxes zusammensetzten und Tyvos vollkommen ergeben waren. Streng genommen war es nunnötig diese Abteilung an Leibgardisten mit sich zu führen, da das imperiale Oberkommando mindestens genauso gut gesichert war wie die Pols Anaxes. Doch der Moff legte wert auf einen standesgemäßen Auftritt, weswegen er die Begleitung zuließ. Mit einem leichten Ruck setzte die Lambda Fähre auf einem der Landeplätze des Oberkommandos auf und mit einem Zischen öffnete sich die Luke des Schiffs. Sofort trat der Moff ins Freie hinaus wo er sofort von einem Sicherheitsoffizier in Empfang genommen wurde. "Moff Corno, wir haben soeben erst von eurem kurzfristigen Besuch erfahren, darf ich den Grund eures Aufenthalts erfahren?", fragte der einfältig wirkende Mann mit einem, in Tyvos Augen, recht unanständigem Ton. Der Moff bedachte den Offizier mit einem kurzen Blick, "Es geht um das Imperium, diese Erklärung sollte ihnen reichen, Hauptmann.", gab er geringschätzig zurück. Der Offizier blickte Tyvos mit einer Mischung aus Empörung und Unterordnung an, nickte jedoch nur und ließ den höherrangigen Gast passieren. Gerade Schrittes betrat Tyvos, gefolgt von seiner Garde, den Gebäudekomplex. Das Ziel seines Wegs war klar, der Stab der Flotte, genaugenommen der Stabschef der Flotte, Cassio Accethia. Der Moff würde sich nicht mit geringeren Offizieren abgeben, er wollte die Informationen aus erster Hand und nicht von einem untergebenen Lakaien, dessen einzige Kompetenz darin liegt zu salutieren. Nach kurzem Fußmarsch erreichte er das Büro des Stabes, in welches er nach kurzer Identiätskontrolle eingelassen wurde. Es war nur wenig Staabspersonal anwesend und größtenteils konnte Tyvos in betrübte und besorgt wirkende Gesichter blicken. Der Anaxsi hasste trübselige Untätigkeit, gerade in einer Situation wie dieser sollte das Augenmerk des Stabes eher darauf ausgelegt sein die Flotte des Imperiums neu zu formieren anstatt in Melancholie zu versinken.
"Ich suche Vize Admiral Accethia.", stellte der Moff in den Raum und erst jetzt wurde ein Offizier auf ihn aufmerksam. "Moff Corno, es ist mir eine Ehre euch zu treffen, würdet ihr mir bitte folgen? Der Stabschef befindet sich in seinem Büro.", erklärte der Stabsoffizier und machte Anstalten voraus zu gehen. Tyvos nickte lediglich, natürlich erinnerte man sich an ihn, war er doch einst selbst im Stab der Flotte und seines Zeichens verantwortlich für viele erfolgreiche Operationen. Nach kurzem Gang erreichte er nun also das Büro Accethias, in welches er kurz darauf eingelassen wurde. Das Büro war sehr ordentlich eingerichtet und machte den Anschein, dass eine ebenso ordentliche Person hier ihrer Arbeit nachging. Zumindest erwartete Tyvos dies von Accethia, der Stabschef der Flotte galt als ein Mann sorgfältiger Planung, wenn man den Berichten denn trauen konnte. Jedenfalls schien die Planung der Schlacht von Eriadu nicht gerade gut verlaufen zu sein, sonst hätte sie wohl einen anderen Ausgang genommen, doch dies war nun nebensächlich. Tyvos hielt vor dem Schreibtisch Accethias und fixierte den Vize Admiral mit seinen stechenden grünen Augen. "Guten Tag, Vize Admiral Accethia.", grüßte er und nickte seinem Gegenüber so respektvoll wie er es für nötig hielt zu. "Wundern Sie sich nicht über meinen Besuch, ich bin wegen Eriadu hier. Denn wie es aussieht haben wir nun ein Problem, die Neue Republik hat freie Fahrt um in Richtung Norden in das Reich einzudringen und sogar bis zum Kern vorzustoßen. Mich würde nun interessieren wie Sie gedenken dagegen vorzugehen, Vize Admiral, denn die Lage scheint mir selbst optimistisch betrachtet nicht sonderlich positiv."
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#8
Die Stimmung innerhalb des Stabs war gedrückt. Noch war die Wunde Eriadu frisch und für manche Neuen war es die erste große Niederlage gewesen, die sie hautnah erlebt hatten. Vielleicht war es eine traurige Erkenntnis, doch für Cassio war es nicht die erste und so wie er es einschätzte, würde es auch nicht die letzte sein. Einer strategischen Niederlage wie über Eriadu folgten in aller Regel zahlreiche taktische Niederlagen, wenn der Feind die für ihn vorteilhafte strategische Verschiebung ausnutzte und daraus militärisches Kapital zog. Was konnte er dagegen tun? Nun, nichts. Das war ein Fakt, der zwar resignierend klang, letztlich aber unumstößlich war. Er konnte nur hoffen, im besten Fall. Hoffen, dass der Schaden, den sie dem Feind selbst zugefügt hatten, so schwerwiegend war, dass er in seiner Schlagkraft doch stärker beeinträchtigt war und sich nicht erlauben konnte, eine eigene Offensive zu führen. Doch nüchtern die Fakten beurteilend erschien ihm diese Hoffnung als geradezu kindisch. Die Rebellen konnten sich nicht erlauben, lange mit einem Schlag in Richtung des Kerns zu warten. Früher oder später mussten sie ihn riskieren, wenn sie nicht zeitnah im Rüstungswettstreit gegen das Imperium untergehen wollten. Und sei es nur aus Verzweiflung. Ja, die Rebellen würden den Kern attackieren. Es gab keinerlei Zweifel daran. Im Stab machte sich niemand darüber Illusionen. Illusionen waren für Politiker, nicht für Militärs. Die einzige Frage, die einzige Unwägbarkeit daran war, ob das Imperium für einen solchen Angriff bereit war. Und die Antwort auf diese Frage war ebenso einfach wie ernüchternd. Nein, das Imperium war nicht bereit. Und es würde Monate dauern, den Kern so zu festigen, dass ein republikanischer Angriff vermutlich aussichtslos sein würde. Aus genau diesem Grund musste Cassio damit rechnen, dass die Rebellion dieses enge Zeitfenster lieber früher als später nutzen würde. Im Grunde war jeder verstrichene Tag für das Imperium ein Gewinn und für die Republik ein Verlust, wenn auch nur im Kleinen.

Nun war der Kern nicht wehrlos, im Gegenteil. Eine Offensive würde teuer werden, ohne jede Frage. Aber in der Summe aller Umstände, aller Abspaltungen, aller Revolten und in Anbetracht der schlechten imperialem Kampfmoral in den letzten Monaten war eines festzuhalten: Niemals zuvor in der Geschichte des Imperiums war der Kern verwundbarer als jetzt. Und das größte Problem war nicht einmal das militärische Halten des Kerns. Rein objektiv war das Imperium schließlich noch immer weit überlegen. Doch wenn die Republik erst Fuß gefasst hatte im Kern, würden zahlreiche Systeme umfallen, daran gab es wenig Zweifel. Manche Welten wie Chandrila vielleicht schon aus Überzeugung, andere weil sie auf der Seite der vermeintlichen Sieger stehen wollten. Opportunismus würde eine große Rolle spielen. Stand die Republik im Kern, würde die Einheit des Imperiums, die bereits bröckelte, teilweise auseinanderfallen. Das war der viel größere Sprengstoff. War der Kern selbst nach Endor bislang weitgehend geschlossen auf imperialer Seite gestanden, würde dies durch eine Offensive zerrissen werden. Ordnung und Disziplin würden erheblich erschüttert. Im besten Fall bedeutete das, dass die imperialen Planeten wieder härter für den Sieg kämpfen würden. Im schlechtesten Fall war es das Ende eines Imperiums. Und diese Analyse des schlechtesten zum besten Fall zeigte bereits, dass der potentielle Gewinn der nächsten Monate äußerst gering sein würde, der mögliche Verlust aber umso größer sein konnte. Falls Cassio also eines aus dem Ganzen gelernt hatte, dann mochte es sein, dass die Rebellion spätestens jetzt zur Republik geworden war. Endor war kein Zufall gewesen – und Endor war nicht die Vergangenheit, sondern die Gegenwart.

Beiläufig nahm Cassio einen Schluck stilles Wasser, während er das Flimsiblatt vor sich betrachtete. War etwas anders als sonst? Eigentlich nicht. Die Stimmungslage des Stabschefs hatte sich seit dem Tag der Niederlage wieder normalisiert. Wenn er ehrlich war, ging es ihm jetzt sogar besser als noch während der Offensive. Das war in Anbetracht der Toten und Verwundeten zwar ein Stück weit höhnisch und respektlos, doch konnte Cassio nicht abstreiten, dass es zutraf. Die Anspannung und Unsicherheit war abgefallen. Die Niederlage war schmerzhaft gewesen. Schmerzhaft für das Militärmaterial. Doch wer einen galaktischen Krieg führte, den konnten auch hunderttausende Tote nur schwerlich erschüttern. Dass das eine verabscheuungswürdige Haltung war, war dem Stabschef bewusst. Aber nur so entging man dem Wahnsinn, ohne von der Bürde der Aufgabe zermahlen zu werden. Schöngeister zerbrachen an dieser Verantwortung. Nur jemand, der Aufgabe von Emotion trennen konnte, konnte an so etwas bestehen – ganz gleich, wie herablassend und menschenverachtend das nach außen hin wirkte. Es gab keine Alternative. Wer Cassio dafür kritisierte, den mochte er als naiv ansehen. Und während er in den Gesprächen und den Gesichtern seines Stabes merkte, wie sehr diese Niederlage an ihnen zehrte, so regulär und unbescholten ging er weiter seinem Dienst nach. Irgendwann würde man die Toten ehren und vielleicht auch betrauern. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Wahrscheinlich würde sie für ihn ohnehin nie kommen. Die kalten Zahnräder der Militärverwaltung standen nie still.

Der Stabschef überflog die Einladung zur Teilnahme an einer Militärparade nächste Woche, die ihm eben erst zugestellt worden war. Ja, sollten sie doch Paraden abhalten. Haltet den Schein aufrecht, solange ihr noch könnt. Cassio zerknüllte das Flimsiplast mit einer Hand und ließ neben seinen Stuhl in den Mülleimer fallen. Das interessierte ihn nicht. Stattdessen nahm er erneut seinen Stift in die Hand und setzte die Arbeit an seinem Bericht fort. Wenn auch nur für kurz. Es dauerte nicht lange, ehe sich die Türe öffnete und einer seiner Stabssoldaten hereintrat.
„Moff Tyvos Corno von Anaxes, Herr Admiral“, sagte der Mann, als er ein paar Schritte in das Büro gemacht hatte. Cassio hob kurz die Augen von dem Flimsiblatt, um den Stabssoldaten einen Augenblick lang überrascht zu mustern, anschließend nickte er wortlos. Daraufhin schlug der Mann leise die Hacken aneinander, deutete eine knappe Verneigung an und lud daraufhin den Gast in das Büro ein. Innerlich fragte sich der Stabschef, was für den Moff von solcher Relevanz war, dass er ihm spontan einen Besuch abstattete. Hatte er Angst um seinen Sektor? Angst um seine Macht, seine ganz persönliche Macht? Cassio erinnerte sich noch sehr gut an die Zeit, in der die Moffs nur das waren, das sie eigentlich sein sollten: Verwalter, Bürokraten und Aufseher ihrer Regionen. Nach der Auflösung des Senats noch unter Palpatine hatte man ihnen jedoch mehr und mehr Kompetenzen zugeordnet und viele maßen sich nun auch militärische Kompetenz an, auch wenn einige offenkundig keinerlei besaßen. Tyvos Corno hatte dagegen Kenntnis vom Handwerk, hatte eine hervorragende Ausbildung durchlaufen und mit Stabsarbeit auch die strategische Weitsicht erlangt, die über Sektorgrenzen hinaus Sachverhalte beurteilte. Und dennoch hatte Corno in gewisser Weise die Seiten gewechselt. Nun konnte Cassio nicht bestreiten, dass es ihm zweifellos lieber war, als Moff einen Militär zu sehen denn einen militärischen Laien. Doch diese Vermengung von politischer und militärischer Autorität empfand der Vizeadmiral immer als etwas problematisch. Politische Entscheidungen wurden aus anderen Motiven, aus anderen Sachzwängen heraus getroffen als militärische. Und beide Arten der Entscheidungen standen sich manchmal im Wege. Eine politisch richtige Entscheidung konnte militärisch eine Katastrophe sein – und umgekehrt. Es war daher schwer nachzuvollziehen, wie das Amt eines Moffs beiden Verantwortungen gerecht werden wollen, ohne zwangsläufig beständig einen moderaten, ausgleichenden Mittelweg zu gehen.

Schließlich trat der angekündigte Gast ein und positionierte sich vor Cassios Schreibtisch.
„Ich grüße Sie, Moff Corno“, sagte der Vizeadmiral mit ruhiger Stimme, während er weiter seiner Arbeit nachzugehen schien und mit dem Stift weiter ungestört einen Buchstaben nach dem anderen setzte. Mit der freien Hand bot er ihm anschließend den Sitz auf der anderen Seite des Tisches an. Tyvos Corno ließ daraufhin bereits ansatzweise den Grund für sein Erscheinen durchscheinen. Dass sich in den Sektoren eine gewisse Beunruhigung über Eriadu ausbreitete, war nachvollziehbar. Und zeugte wohl letztlich auch nur von einer gesunden Einschätzung der Lage.
„Die Lage ist, wie sie ist“, entgegnete Cassio etwas aussagelos, während er die Kappe des Stifts auf diesem platzierte und ihn danach neben seiner Schirmmütze auf der Tischplatte ablegte. Erstmals hob er auch seinen Kopf an und blickte seinen Gegenüber an.
„Ein eigener offensiver Stoß ist derzeit nicht durchführbar. Solange keine anderslautenden Ordern aus dem Palast eintreffen, werden wir uns für die zu erwartende Offensive der Rebellen wappnen. Das heißt, Stellungen befestigen, Knotenpunkte sichern, Festungswelten aufstocken und in Einsatzbereitschaft halten.“
Der Stabschef war sich darüber im klaren, dass das eine blumige Umschreibungen dafür war, dass man letztlich nichts tat – weil einem schlicht die Möglichkeiten fehlten. Das war etwas, was einem Moff vielleicht nicht gefallen würde, doch blinder Aktionismus war das Falscheste, das man tun konnte. Der Blick auf das Rationale durfte nicht von der Angespanntheit der Situation beeinträchtigt werden. Man war für den Moment zur Reaktion und nicht zur Aktion verdammt.
„Der Geheimdienst wird Bericht erstatten, sobald größere Flottenverschiebungen auf republikanischem Gebiet bekannt werden. Derzeit steht noch kein Angriff auf den Kern zu befürchten. Das kann sich jedoch stündlich ändern.“
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#9
Wenige Momente verharrte Tyvos vor dem Schreibtisch Accethias, ehe dieser ihm, der Höflichkeit entsprechend, einen Sitzplatz anbot. Der Moff nahm mit einem Nicken Platz, und verschränkte ein Bein über dem Anderen, während er seine Arme auf den Lehnen des Stuhls ruhen ließ. Mit ruhigem und konzentriertem Blick betrachtete er das Büro des Stabschefes, ehe er sich wieder auf eben jenen fixierte. Der Anblick Cassios, welcher seiner Arbeit nachging, weckte Erinnerungen in Tyvos, Erinnerungen an seinen Dienst im Stab. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass er die strategische Planungsarbeit der imperialen Flotte vermisste. Sicherlich hatte man ihm das Angebot gemacht als Moff Anaxes zu regieren und er hatte angenommen, doch fehlte es ihm an militärischen Aspekten in seiner Position. Und so ertappte er sich dabei, dass er sich selbst auf dem Bürostuhl hinter dem Schreibtisch sah, anstatt den amtierenden Stabschef. Der ansonsten so kühle und berechnende Anaxsi schüttelte innerlich den Kopf, es gab Dringenderes zu besprechen als persönliche Sehnsüchte. Dennoch überlegte er, wie er anstelle des derzeitigen Stabes auf die Situation reagieren würde. Mit Sicherheit würde er die aktuell geringe Motivation nicht ohne Weiteres bestehen lassen, Militärs, gleich welchen Ranges, arbeiteten nur effizient wenn sie an ihre Sache glaubten und vielen der Stabsoffiziere schien die Niederlage bereits ins Gesicht geschrieben zu sein. Doch er war nicht Stabschef und er würde Accethias Methoden nicht offen anzweifeln, zumindest vorerst.

Accethia selbst machte nicht den Eindruck, als wäre er ebenso betrübt wie die ihm unterstehenden Offiziere. Auf Tyvos machte der Vize-Admiral einen recht zuversichtlichen Eindruck, wobei dies täuschen konnte. Der Moff wusste von der aktuellen Lage und er konnte sich bereits denken was in den nächsten Tagen geschehen würde, umso sicherer war er sich, dass Accethia Auftritt eher das Ziel hatte sein Gegenüber zu beruhigen, anstatt wirkliche Zuversicht auszustrahlen. Tyvos konnte es ihm nicht übelnehmen, wer gab schon gerne offen zu wie schlecht eine Lage war, gerade militärisch gesehen? Niemand. Zumindest gab ein Militär dergleichen nicht gerne einem Politiker preis, untereinander mochte es anders sein.

Schließlich erhob Accethia das Wort. Nun, er hatte wohl recht, wenngleich das nicht die Antwort war die Tyvos erwartet hatte. Doch die Situation war nunmal wie sie war und damit äußerst ungünstig, für das Imperium zumindest. Die Neue Republik mochte sich bereits auf eine mit Gewalt geführte Offensive vorbereiten, während die imperialen Streitkräfte sich neu formieren mussten um dem kommenden Sturm entgegenzuwirken. Der Moff von Anaxes wusste, dass die kommenden Wochen schwierig werden würden. Die Moral der Truppe war optimistisch betrachtet am Boden. Was man über Eriadu hatte erleben müssen war nicht einfach eine militärische Niederlage, es war ein zweites Endor. Die psychologische Wirkung, welche diese vernichtende Niederlage mit sich zog, war beinahe schwerwiegender als die Anzahl der verlorenen Schiffe. An Schlachtschiffen mangelte es dem Imperium nicht, doch wie sollten Soldaten kämpfen wenn es ihnen an der Überzeugung und dem Willen zum Sieg fehlte? Tyvos hatte sich im Vergleich zu vielen anderen Imperialen nicht derart hängen lassen. Sicherlich sah er die Gefahr die nun bestand und zwar die absolute Niederlage, doch keineswegs war er bestrebt dies einfach geschehen zu lassen und er sah Wege um dies zu verhindern. Als der Stabschef nun seine Erklärung zu den kommenden Maßnahmen abgab war Tyvos bewusst, dass dies nur schön geredet war. Er hatte diese Stellung einst selbst bekleidet und er wusste wie man mit Politikern zu reden hatte, warum also machte Accethia sich die Mühe ihm etwas vorzuspielen?

Der Moff nickte nur, den Blick nachdenklich auf den Tisch gerichtet. "Vize Admiral, wollen Sie nicht offen sprechen? Ich weiß genau wie Sie, dass uns derzeit die Hände gebunden sind und wir nicht mehr tun können als zu warten und die Moral der Truppen möglichst wieder herzustellen, wass zugegeben kein einfaches Unterfangen darstellt. Doch was ich gerne von Ihnen hören würde ist eine reelle Einschätzung davon, wie erfolgreich ein Vorstoß der Neuen Republik wäre. Mir ist bewusst, dass die Situation besorgniserregend ist, doch wie große Sorgen müssen wir uns, Ihrer Meinung nach wirklich machen?", fragte Tyvos schließlich und hob seinen Blick erneut, um seinem Gegenüber direkt in die Augen schauen. Der Gesichtsausdruck des Anaxsi war hart und kantig wie Stein und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er nun eine konkrete Antwort hören wollte.
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#10
Amüsiert stieß Cassio ein wenig Luft aus. Nun, zumindest ließ sich Moff Corno nicht mit einfachsten Erklärungen abspeisen. Eine solche Hartnäckigkeit musste Cassio honorieren - insbesondere wenn diese Hartnäckigkeit nicht nur darin bestand, dass das Militär nun den Moffs dabei half, ihre fetten Jahre zu sichern, sondern sich lediglich auf eine nüchterne Frage zur Lage an der Front erstreckte. In der Regel erhielt der Vizeadmiral Anfragen darüber, ob dieser oder jener Sektor derzeit gefährdet war und ob der zuständige Beamte nun also seine Besitztümer zur Seite schaffen musste. Teilweise mochte das menschlich nachvollziehbar sein, aber irgendwie macht es einen auch krank und zeigte eigentlich beispielhaft auf, wie wenig es dem Einzelnen eigentlich um den Kampf zwischen Imperium und Republik ging. An sich ging es immer nur darum, dass jeder für sich das Beste herausholte, selbst in Zeiten wie diesen. Die Frage, die sich Cassio nun stellte, war, was Tyvos Corno aus dem Ganzen herauszuholen gedachte. Zwar war es lobenswert, wenn sich ein Moff auch um das Größere sorgte und nicht lediglich um seinen Sektor – jedenfalls in gewisser Weise, manchmal war es auch hinderlich. Denn sobald jeder Moff sich nun dazu bemüßigt sehen würde, Cassio einen Besuch abzustatten, wäre das ein arges Problem für die Zeit, die dem Stabschef für das Wesentliche zur Verfügung stand. Allerdings zweifelte er daran, dass viele persönliche Besuche folgen würden. Insofern mochte das Erscheinen von Moff Corno eine Besonderheit sein, wenn auch eine, die erneut die Frage nach dem Grund der Besonderheit aufkommen ließ. Es erschien unverhältnismäßig, den Weg von Anaxes extra hierher zu machen, lediglich um eine kurze Unterhaltung zu führen. Anaxes. Cassio verdrängte den Gedanken an den Planeten sofort wieder und die damit einhergehenden Pflichten. Nun, vielleicht wusste Corno, dass Cassio pflegte, Holo-Anfragen kurz und knapp standardisiert abzufertigen, so dass der Moff ein persönliches Gespräch vorzog. Oder er hatte gleichsam Geschäfte oder Angelegenheiten im Zentrum zu erledigen und dies hier war mehr eine Gelegenheit, die er nun einmal wahrnahm.
„Ich weiß es nicht. Ich bin kein Hellseher“, antwortete Cassio etwas gereizt, aber ohne eine Corno angreifende Schärfe in der Stimme, und breitete dabei unwissend seine Hände aus. Vielleicht war es kleines Anzeichen von Frustration, das in der ansonsten wie üblich funktionierenden Scharade der Unantastbarkeit vorübergehend zum Vorschein gekommen war, ohne dass der Stabschef das realisierte. Viele erwarteten in letzter Zeit von ihm, dass er mit absoluter Sicherheit vorhersagte, was passieren würde - ohne zu verstehen, dass das schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit war. Viel zu viele Unwägbarkeiten spielten hier eine Rolle.
„Wir können bislang noch nicht mit Gewissheit sagen, welche Position die Rebellen als Aufmarschgebiet benutzen werden. Es lässt sich lediglich feststellen, dass sie erwartungsgemäß in den Ballungsgebieten Lantillies, Sluis Van und Sullust Flotten konzentrieren, aber dieser Umstand ist keine direkte Folge der Schlacht von Eriadu, sondern in den letzten Monaten bereits zu bemerken gewesen. Bislang lassen keine Ungewöhnlichkeit darauf schließen, von welcher Position aus sie gedenken vorzugehen.“
Der Stabschef lehnte sich tief in seinen Stuhl zurück wog ihn ein paar Mal von links nach rechts. Seine Ellenbogen stützen sich auf die beiden Lehnen des Stuhls und er verschränkte seine Hände vor sich. Fast als müsse er widerwillig erst die Worte dazu finden, was er jetzt sagen würde. Es war auch nicht immer leicht, dem Gegner ein Lob auszustellen. Wenngleich ein solches Lob natürlich nur die militärische Fähigkeit lobte und nicht die Ideale, die dahinter standen.
„Man muss ihnen also anerkennend zugestehen, dass sie aus ihrer letzten, für uns recht offensichtlichen Konzentration über Sullust kurz vor Endor offenbar gelernt haben und ihre Flotten modularer aufteilen, um sie erst kurz vor Beginn der Offensive zusammenzulegen. Das verringert unsere Reaktionszeit natürlich und macht eine Vorausschau im Moment noch unmöglich. Greift die Rebellion jedoch kurzfristig im Süden an, müssen wir unter den aktuellen Umständen davon ausgehen, dass wir sie nicht vor dem Kern stoppen können, so dass wir in diesem Fall vermutlich bis auf die Corellia-Linie zurückweichen werden. Das hängt jedoch von der Stoßrichtung und den Schwerpunkten ab, die die Rebellen in ihrem Angriff setzen werden.“
Cassios Vortrag war jetzt wieder etwas nüchterner und emotionsfreier geworden, so wie man es üblicherweise von ihm gewohnt war und ganz so, wie man es ihm auch nachsagte. Letztlich war wohl die Frage, die die republikanischen Planer sich derzeit stellten, ob ein langer Weg über den galaktischen Süden langfristig strategisch klüger ist als ein Angriff über den Osten. Das war indes schwer zu beurteilen. Der Süden war derzeit militärisch fraglos schwächer besetzt, doch bot er dem Imperium den Vorteil, dort eine hohe Konzentration an Festungswelten halten, die Zeit verschaffen würden, selbst wenn sie zahlenmäßig zunächst unterlegen sein sollten. Und Zeit war für die Republik wohl genau das Entscheidende. Ein Angriff von Seiten Lantillies oder Zeltros mochte vielleicht anfangs zermürbender sein, aber auch einen kürzeren Weg in die entscheidenden Systeme bieten – sofern man so weit kam. Cassio wog schließlich den Kopf ein Mal hin und her, kurz abwägend, wie bald das Imperium reagieren konnte.
„Ich denke, ein solcher aussichtsreicher Angriff im Süden hat ein Zeitfenster von ein bis maximal zwei Monaten. Nach dieser Zeit sollten unsererseits genügend Schiffe nachgerückt sein, um zumindest die Masse eines gegnerischen Angriffs abfedern zu können, so dass wir die einen republikanischen Stoß bereits früher zum Stehen bekommen.“
Für einen Moment blitzte es in Cassios Augen, als er den Moff dann fixierte.
„Umgekehrt bedeutet das natürlich, dass wir mit einem Angriff innerhalb dieses Zeitfensters rechnen müssen. Daher beschränken wir uns so lange darauf, die Verteidigungsmöglichkeiten vor Ort zu verbessern und Schiffe aus der Reserve angemessen zu verlegen, um den Süden bereits vor dem Angriff so gut wie möglich zu stabilisieren.“
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