#21
Das Dunkle schien sich aus seinem Käfig zu befreien, in dem es gesteckt hatte. Es war ein Ausbruch, eine wahre Detonation. Die Angespanntheit entlud sich in Blitzen und Funken und Ilara starrte den beiden bei ihrem Kampf zu, bei dem es um mehr als nur Leben und Tod ging. Sie spannte sich jetzt aber richtig an, fühlte richtig, wie die Waffe einen Schlag abgab, den man parieren musste, fühlte das harte Stahl, wie sich ihre Oberarmmuskeln anspannten, entspannten, ihre Finger um ihre Waffe schlossen. Sie war vollends im Kampf dabei und nahm die restliche Umgebung kaum mehr wahr. Die Todesangst, die Wut, das alles war gerade egal. Es war der Kampf, der sie fesselte. Ein Kampf, der keiner von beiden entscheiden konnte. Vesperum parierte stets, gab etwas zurück, dann parierte der andere. Ein Durchbruch schien nicht in Sicht und Ilara zweifelt immer mehr daran, dass Vesperum- und mit ihm sie selbst- lebend aus dieser Grotte herauskamen. Diese Geister waren ungut. Und zwar nicht so, dass man aus ihnen noch etwas Positives ziehen könnte. Vesperum hielt nicht mehr lange durch. Wie auch? Sie waren geschwächt, während diese Geister aus dem Nichts heraus frisch und froh angriffen. Immerhin schienen sie keine miesen Tricks einzusetzen. Ilaras Körper zuckte, da der Lord, der um seinen Stand in der Macht kämpfte, auswich. Sie wollte ihm fast mit ihrem Körper helfen und im Kampf mitwirken. Eine Illusion, aber das war es, was sie immer tat. Beobachten, daran arbeiten, was man verbessern konnte, die Schwachstellen der Gegner erfahren und sie dann ausnützen. Gegen diese Geister kam man mit Muskelkraft nicht an, schien sich aber immerhin verteidigen zu können.

Sie versank immer mehr im Tun, als ein Schmerz ihr Bein durchfuhr, da sie gesehen hatte, wie die Klinge einen Oberschenkel durchtrennte. Einen Oberschenkel.. es war Vesperums Oberschenkel. Sie musste eingreifen, wollte sie selbst halbwegs heil eingreifen. Ihr Blick ging kurz zu Schreckgestalt neben sich, als es geschah. Der Schrei, der sie bis aufs Mark erzittern liess. Eine enorme Welle von dunkler Energie, dunkler Kraft, dunkler Macht umschloss sie. Wenn sie das so heftig wahrnahm, dann taten das die Geister auch. Wenn sie nun nicht eingriff war ihre einzige Chance, lebendig hier rauszukommen tot. Vesperum verlor seine Klinge und kniete anbiedernd vor dem Geist, der ihm sicher gleich den Kopf abhackte. Tausende Gedanken gingen durch ihren Kopf, aber alle endeten damit, dass sie ihre tödliche Waffe sofort brauchte, auch wenn sie anscheinend gegen diese Geister nicht ankam. Sie gab ihr Zuversicht und Verteidigung, während die Kieselsteine noch herumflogen. Gerade kanalisierte sie wohl so viel Willen, dass sie sich aus der fahrlässig gewordenen Kraft des Sith retten könnte, der sie noch immer hielt, als Vesperum sich schon selbst half. Irritiert sah Ilara zu ihm. Die Bestie erwachte. Das alles, was Vesperum sich wünschte, kam au s ihm selbst. Und darum musste er hier her?! Konnte er diesen Scheiss nicht auch sonst wo erfahren? Der Machgeist wurde zu Vesperum gezogen und schien sich gar nicht mehr retten zu können. Richtig so, und jetzt langsam umbringen. Langsam und qualvoll. Ilaras Blick änderte sich, wurde von einem unruhig nach einer Lösung suchenden zu einem stechenden, der auf dem Machtgeist lag. Sie fühlte regelrecht, wie ihre Augen eine andere Farbe bekamen. Der Schrei, der die Statue in der Nähe zu Fall brachte entlockte ihr ein Lächeln. Der Schrei war voller Schmerz und final verschwand der Geist. Für die anderen schien dies ein Wunder, für Ilara eine notwendige Tat, damit beide überlebten. Vesperum hatte seine Seele und viel mehr verkauft, an das, was diese Geister scheinbar nicht kannten. Bitte, sein Problem, aber sie wollte hier heraus und weit weg von ihm! Er war gefährlich, weitaus gefährlicher als er es vorhin schon gewesen war. Sie würde gut daran zu, zu verschwinden. Ihr dunkler Wärter glitt neben Vesperum und so schnappte sie sich rasch ihre Waffe vom Boden.

Die Geister redeten irgendwelchen Wirrwarr, während sie nur Vesperum ansah, die Hand um ihre Waffe geschlossen. Eine Kälte ergriff sie, während ihr Blick auf seinem Körper lag. War er tot? Sie versuchte eine Regung zu erkennen, Machtemissionen wahrzunehmen, aber nichts kam. Gut, dann musste sie weg, solange die Geister n och irritiert waren. Das hier hätte laut ihnen scheinbar nicht passieren dürfen. Sie wollte sich gerade umdrehen und in den Schatten verschwinden als… das konnte jetzt aber nicht sein? Der Geist erschien wieder, wenn auch deutlich geschwächt. Nun unterhielten sie sich über Vesperum. Sie lauschte nun, in der Dunkelheit verschwunden. Orden schaffen, das war es ja, was er wollte. Nur, was brachte das, wenn er bereits tot war? Sie wanderte im Schatten entlang, bis sie günstiger Stand und die grosse Fleischwunde an seinem Bein betrachten konnte. Sie kannte den Schmerz. Ihre Wunde am Oberschenkel begann zu pulsieren. Die alte Narbe spuckte wieder Blut. Und dieser Mann, der da auf dem Boden lag, war mächtiger, als sie ihm zugestehen wollte. Er war kein grosser Schwertkämpfer, das, was für Ilara wichtig war. Seine Kraft lag in ihm, seinem Willen. Während die Geister miteinander redeten trat sie aus dem Schatten. Ihr Gerede war sinnlos, brachte zu nichts. Das Urteil schien gesprochen. Das Urteil, was Vesperum wollte. Langsam kam sie auf den Ohnmächtigen zu. Mit jedem Schritt wurden ihre Füsse bleiern, ihr wurde wiederum enorm kalt und das Atmen wurde schwer. Eine Lethargie legte sich über sie aber sie kämpfte sich weiter, bis sie neben dem Lord stand. Die Geister debattierten und so konnte sie sich neben ihn knien. Mit einem Griff am Rücken drehte sie ihn unsanft auf den Rücken, betrachtete ihn. Er lebte.

„Mylord?“, fragte sie leise, beinahe zaghaft und versuchte sich gegen den übermächtigen Ansturm zu schützen. „Vesperum?“. Prüfend sah sie über die Beinwunde. Tief, aber nicht so tief, dass das Bein ab müsste. Nun denn… sie fühlte hinter sich, da, wo die Geister redeten. Sie waren noch beschäftigt und hatten sie nicht bemerkt. Sie riss sich den Rest Ärmel ab und band das Bein ab, zurrte fest zu, besah Vesperum dabei nicht. Er kam entweder wieder zu sich oder würde hier liegenbleiben. Selbst wenn sie wollte, sie würde ihn nicht mittragen können. Sie war zu erledigt…. Sie musste sich in den Raum mit der Trockennahrung schlagen und dort verharren. Wobei die Geister ja geweckt waren. Blieben die nun diskutierend hier? Bekam Vesperum, was er wollte, auch wenn er scheinbar wirklich out of order war? Sie erreichte sein Laserschwert und legte es ihm in die Hand. Ob er nun draufging oder nicht, er hatte seine Waffe in der Hand. Damit erhob sie sich, besah die Geister, die noch immer disputierten. Wie lange hielten die das nur aus? Sie redeten und redeten. Ihr Blick verfolgte das Gespräch. Sie besah sie Redenden genau, versuchte sich ihre Positionen im Disput zu merken. Seit wann waren die alle so kodextreu? Sie lächelte. „Es ist schon seltsam, dass sich Machtgeister über einen Kodex unterhalten müssen, dem sie scheinbar gar nicht mehr unterstehen.“, amüsierte sie sich halblaut. „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist.“. Das hatte ihre Mutter immer gesagt. Im Bezug auf ihre Schwester, der Kaiserin. Sie beugte sich wieder zu Vesperum, achtete darauf, dass seine Atemwege frei waren. Die Geister würden sie angreifen, garantiert. Solchen Widerspruch nahm keiner hin. Sie würde sterben. Aber hey, sie starb in der Halle der grossen Geister, wo alles eine neue Bedeutung bekommen würde. Ihr Körper spannte sich an und sie schirmte sich vorsorglich ab. Die Geister griffen sie sicher mit Macht an und nicht mit Waffen. Falls sie Waffen benutzten hätte sie ihnen schliesslich etwas zu entgegnen. Sie erhob sich wieder, als sie sicher war, dass Darth Vesperum nicht an Atemversagen starb und nicht an Blutverlust. Sie stand nun vor ihm, besah die Geister reihum, ihre Waffe griffbereit. Wehe Vesperum krepierte hier, wehe… er hatte sich zu erholen und zwar schnell. Er wollte schliesslich sein Reich neu ordnen, eine neue, riesige Macht zeigen und all diese Schwachheit, die auch hier grassierte, besiegen. Dafür stand sie ein. Für diese eine Sache, nicht mehr, nicht weniger.
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#22
Die alten Wesen betrachteten, die heraneilende Ilara, die sich scheinbar um ihren Meister kümmerte. Sie gab ihm sogar seine Waffe zurück. Die Gespräche wurden unterbrochen. Schweigen. Die junge Frau sprach mit einer Dreistigkeit zu den alten Mächten, dass sie lachten. Sie lachten sie aus, da sie ihnen ohnehin nicht gewachsen war. Ihre Macht schien verschwindend gering, zumindest im Vergleich zu allen Anwesenden. Das Lachen hallte immer und immer wieder auf sowie ab. Dieses finstere, bissige und böse Lachen, welches das Leben als solches verneinte. Ihre Stimme drang nicht durch. Auch das Lachen verlor sich im goldenen Käfig des Geistes, den Vesperum um sich spannte. Er stand allein. Denn die Geister hörten nicht. Ilara war machtlos; nur das schwarze Meer blieb.

Das Wasser war kalt, furchtbar kalt; es ließ seinen Körper erfrieren. Er schwamm im schwarzen Meer, welches sich endlos erstreckte. Staub zog über das Meer in grauen Wolken, welche ihm ins Gesicht schlugen, seine Haut ablösten, so dass seine Knochen im Gesicht sichtbar wurden. Schmerzen erfassten ihn. Es war seine Verantwortung und seine Taten suchten ihn heim, verzehrten seinen Körper; zumindest in dieser Scheinwelt, in der er sich nun befand. Sein Körper löste sich auf, sein Fleisch fiel von seinen Knochen, bis er unterging im Wasser. Der skelettierte Leib sank in das schwarze Meer. Der Boden der Finsternis erwartete ihn. Doch er lebte, irgendwie. Irgendwo gab es ihn noch, auch als untotes Wesen in diesem Meer. In Zeitlupe schlug sein verwester Körper auf dem Meeresboden auf. Schwarzer Sand wirbelte auf, welcher sich in breiten Wellen um ihn herum ausbreitete. Wie ein Stein lag er dort, ertrunken, zerfallen und aufgebracht am Boden dieses endlosen Ozeans. Nichts war da. Nichts blieb. Sein leerer Schädel blickte sich unter Wasser um, kein Licht vor ihm; nur das wabernde Rauschen des Wassers, welches auf seine nicht mehr vorhandenen Ohren drückte. Hier war nur der Tod. Doch, nein, der Tod war hier nicht. Ängstlich betrachtete er seinen Arm, der völlig ohne Haut vor ihm lag. Ja, bewegen konnte er ihn noch aber war es sein Arm? War er in Untoter? Nein, das war nicht möglich. Was war dies für eine Welt? War dies die dunkle Seite? War dies seine (Alb-)Traumwelt? Fragen geisterten in ihm, seinem verfinsterten Schädel. Das Skelette, die Totenmaske, kroch über den Meeresboden dieses schwarzen Meeres. Müde griff er in den Sand dieses Ozeans, des Bodens, der sich seltsam warm anfühlte, im Vergleich zur Kälte des Wassers, welches die Reste seines Fleisch davon spühlte.

Aus dem Dunkel des Meeres näherte sich eine Gestalt, wie ein Leuchten einer Kerze. Diese Kerze näherte sich unaufhörlich, wie ein Engel in der Finsternis, die über ihn gekommen war. Die Gestalt war Amaranthine, seine einzige Liebe, die ihm ihre leuchtende Hand entgegenstreckte. "Warte nicht zu lang..." Sie lächelte, näherte sich zum Kuss und küsste die blanken Zähne des zerfallenen Schädels. Mühsam reckte sich Vesperum mit seiner Macht nach diesem Licht, verlor es aber wieder, da sich dieses Licht nach dem Kuss auflöste und die Hand, die sie gereicht hatte, verlor sich, wie eine sanfte Welle im Wasser. Er wollte weinen, doch sein lebloser Körper ohne jedwede Tränendrüsen konnte es nicht. Er war tot oder auch nicht? Leidig schlug er in den Staub des Bodens, wollte schreien, kreischen und rufen, doch er besaß keine Stimme, auch keine Lungen mehr. Er war das andere geworden, das Monster, welches versank. Gefangen in diesem schwarzen Gewässer, ertrunken unter ihm, suchte er weiter. Die leeren Augenhöhlen, ohne seine dämonischen Augen, begannen rotglühend zu leuchten. Sein Wille zwang ihn zu leben, am leben zu bleiben. Der Wille ließ das Meer stürmisch werden. Wellen taten sich auf, Strudel bildeten sich. Sein Hass gebar einen Sturm, der ihn an ein totes Ufer spühlte, dort wo sein Leuchtsturm stand. Das Skelett lag regungslos am Strand, beobachtete seinen Sturm, welcher das schwarze Meer aufwühlte.

In der Realität wirkte sein Wille beeindruckend anders. Die dunkle Seite begann in Darth Vesperum hineinzufließen, wie auch aus ihm heraus. Sein Wille war ein Nexus der dunklen Seite geworden, wenn auch zu einem hohen Preis, der Wahnsinn war omnipräsent in seiner Nähe. Die finsteren Gesellen, die Geister, stellten ihr Lachen ein, ließen ihren Blick zu ihm herabfallen. "Was ist das?" Darth Atrius deutete auf Vesperum, während Sorzus Syn schrie: "Er ist es." Eine Andeutung auf den Sith'ari oder eine andere Sith-Legende? Naga Sadow wich mehrere Meter zurück. "Nein, nein!" Die Macht ließ den Raum gefrieren, so dass sich sogar einige Schneeflocken und Eiskristalle in der Luft bildeten. Es wurde kalt, sehr kalt. Doch Vesperum wachte nicht auf. Es war seine Erkenntnis, seine Aszension, wenn auch eine stille und vermutlich nur fühlbare aber nicht sichtbare. Ilara fiel eine kleine Schneeflocke ins Gesicht, welche sofort an ihrem warmen Fleisch auftaute. Ein Wunder oder ein Schrecken?
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#23
Die kleine Vanis stellte sich gegen den Rat der Pseudoweisen. Und erhielt das Lachen der Unsterblichen als Lohn für ihren Mut. Sie spannte sich an, ihr Kiefer mahlte. Ausgelacht werden war für sie der grösste Spott, aber sie verstand es irgendwo. Ihre Worte waren unbedacht gewesen, schlecht platziert und unnötig. Aber trotzdem, hätte sie sie nicht gesagt, es hätte ihr gefehlt. Dass sie hier nun vor Vesperum stand hatte nichts mit Mitleid oder Mitgefühl zu tun sondern mit Ehre und dem, was ihm zustand. Sie blickte die Geister weiterhin an und liess das böse, kalte Lachen auf sich regnen. Immerhin, sie hatten aufgehört zu diskutieren. Langsam hob sie eine Augenbraue und musterte die Anwesenden weiterhin nicht uninteressiert. Sie konnte zwar nicht an diesen dunklen Zauber glauben, noch nicht, aber immerhin schien es interessant und für sie so, dass sie das Feld nicht verliess. DA sie diesen Geistern so egal war, hätte sie sich sicherlich schnell und unbeschadet aus dem Feld ziehen können, wie ihr nun auffiel. Sie war die Nebenfigur… im Moment war das relativ gut um ihre eigene Haut zu retten, aber war sie wirklich eine Marionette? Wollte sie eine Marionette sein? Wieder und wieder, wie ihr Leben lang? Einige Etappen ihres Lebens, wo sie sich so ausgeliefert vorkam und so unselbstständig, dumm und klein kamen von ihrem Unterbewusstsein, wo sie alles einfach vergraben hatte, hochgekrochen wie die Untoten aus dem Gang. Ihre Mutter, wie sie verfügte, sie solle ihrer Schwester alles besorgen, wie sie einfach eingesammelt wurde und weggebracht, jemandem zur Seite gestellt, den sie nicht kannte. All ihr Besitz war aufgegeben, ihre Selbstbestimmung auf einem verschwindend kleinen Niveau. Sie war faktisch eine Leibeigene und jeder durfte über sie verfügen, der Kompetenzen hatte. Diese Kompetenzen erreichten die meisten dadurch, dass sie jemand töteten, der Kompetenz besass. Ihre kleine Welt, die sich nur um sie drehte, bröckelte. Alles, was um sie herum geschah war ihr immer grösstenteils egal gewesen. Attentate, Politik, Wirtschaftslage, das allgemeine Wohl- egal, egal. Sie war davon abgeschottet und hatte zu überleben. Die Attentate führte sie aus, die Politik war egal, Wirtschaft ebenso, das allgemeine Wohl beendete sie eher als dass sie es zu einem Punkt brachte. Aber war das wichtig? Wie es den anderen ging? Sie wollten sich alle übervorteilen. Sie musste erstarken, bis niemand mehr über sie lachte, sie niemand mehr als Nebenfigur sah. Diesen Weg musste sie beschreiten und zwar wie jeden in ihrem Leben alleine.

Vesperum hinter ihr lag noch immer da und schien weiterhin abwesend, mit sich selbst beschäftigt. War es das? Musste sie sich intensiv mit sich selbst beschäftigen, und zwar auf unschöne Art und Weise, damit sie weiterkam? Die Geister schienen ihn zu respektieren. Das waren alles Gedanken, die für sie neu waren. Lange hatten e ungute Gefühle in ihr gewirkt, die sie nun benennen konnte. Abhängigkeit. Nicht ernst genommen zu werden. Kontrollverlust. Fremdbestimmung. Sie musste erstarken, auch wenn das einen grossen Preis haben würde. Mit vielem hatte sie gar kein Problem. Töten, bedrohen, ausführen, nicht nachfragen, loyal sein- kein Problem. Aber richtig selbstständig sein, eine Autorität auszustrahlen, das hatte sie nie gelernt. Sie war stets die Dienerin gewesen, die, die eben auch da war, irgendwie reingerutscht. Noch immer stand sie unbeweglich vor Vesperum und würde auch nicht weichen, nur um sich selbst zu beweisen, dass sie eben konnte. Natürlich bemerkte sie hinter ihr den Wandel, aber sie drehte sich nicht um. Ungute Gefühle gingen von Vesperum aus, die sich an ihre Fersen hefteten. Sie atmete tief durch und konzentrierte sich, bis sie merkte, dass die Geister ihr ewiges Lachen beendet hatten und losschrien. Ihr Körper ging wieder in Angriffspositur. Er ist es? Was war er? Irritiert sah sie zwischen den Gestern umher, ehe eine irre Kälte den Raum ergriff. Ihre Fingerknöchel taten sogleich weh, eine bleierne Kälte umschlang ihre Knie und liess sie frösteln. Im nächsten Augenblick fühlte sie Eiskristalle an der Wange.

Langsam sah sie über ihre Schulter zu Vesperum. Die Kälte kam von ihm, besser gesagt tief aus ihm. Er schien von seiner Undurchsichtigkeit langsam wieder festkörperlich zu werden. Ilara traute sich aber gar nicht, wirklich hinzusehen, fühlte nur langsam die Einzigartigkeit der ganzen Situation. Die Geister schienen unsicher, was sie tun und denken sollten. Sehr gut, das sollten sie nur! Sie sollten einsehen, dass sie auch nicht viel mehr waren, als die Eiskristalle, die sich in ihrem Haar verfingen. Die Kälte war bahnbrechend. Nicht etwa eine natürliche Kälte, nein, sie war beissend und drang bis in die Herzen vor. Ilaras wurde schwer, beinahe depressiv, lethargisch. Nun könnte sie gar nicht mehr aus dem Weg, selbst wenn sie wollte. Sie schien festgefroren. Nur das Atmen ging noch halbwegs und sie atmete eisige Luft ein. Nur schien da noch etwas anderes darin zu sein. Ein übermächtiges Gefühl, was sogar an ihrem zerschlissenen Hemd züpfelte und ihr mitteilte, dass hier etwas geschah, was sie nicht einfach auf irgendwelchen Firlefanz reduzieren könnte. Vermutlich fühlte man sich so, wenn ein religiöser Führer erwachte aus einem Zustand, den man nie erwartet hätte. Langsam fühlte sie in ihre Beine hinunter, mobilisierte die Muskulatur und drehte sich um, besah Vesperum, wie er da am Boden lag, während das Eis im Raum tanzte zum dunklen Reigen, den er aussendete und der sie anzog wie die Motte das Licht. Aber es war nicht nur die Anziehung eines schwarzen Loches, die er aussendete. Er sendete auch Angst und Distanz aus, die Ilara sagte, dass sie ganz schnell verschwinden solle. Die Motte in ihr siegte allerdings gerade triumphal. Ihre Lippen öffneten sich leicht und ein keuchen überkam sie ob dem seltsamen Gefühl, das sie durchfuhr.
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#24
Das Wasser schlug mit einem rythmischen Rauschen gegen den Sand des Strandes. Ein sanfter, gleichbleibender Gesang entstand, während in der Ferne an tiefen Felsen der Insel, die Gischt monoton brandete. Das lebende Skelett betrachtete das schwarze Wasser, welche seine toten Füße umspühlte, ihn zu sich ziehen wollte, wieder zurück in die Unendlichkeit dieses Ozeans, gemacht aus Tränen, Hass, Leid und Gier. Seine Leiblosigkeit streckte sich zum Leuchtturm auf der Anhöhe über dem Meer, unweit von seiner Person. Es war die Insel im Meer, die alles war, was ihm blieb. Vesperum raffte sich knochenknackend auf, um sich vom Strand zu entfernen. Sein Gang war schwer, nicht leichtfüßig. Der Wind mitsamt des salzigen Geschmackes, schlug ihm ins tote Gesicht. Wieso schmeckte er diesen Wind? Er ging auf einen Weg zu, der vom Strand zum Turm hinauf führte. Das Skelett trat Schritt um Schritt näher an das Objekt heran, welches, wie ein Pulsar sein Licht auf ihn warf. Immer wieder musste er seinen Blick vom hellen Licht abwenden, welches ihn lockte. Seine Nicht-Augen, das finster-glimmende Rot in den Augenhöhlen, zerschlugen sich am toten Gras dieser Insel, welches unsanft im Wind hin und her wankte. Es war kalt hier aber auch nicht gefroren; es war eine Steilküste mit nur wenigen Stränden, die es erlaubte dem Wind scharf in das Land einzudringen.

Das untote Leben erreichte das kleine Häuschen auf dem sich der Leuchtturm erbaute. Das Gebäude war verschlossen mit einer einfachen Holztür, welche deutlich vermodert im Salz stand und mit ein paar Schlägen zu öffnen war. Vesperum trat und schlug gegen diese, bis sie in mehrere kleine Stücke zerbrach. Mit Kraft riss er die Planken der Tür heraus und warf sie hinter sich. Ein merkwürdig süßer Geruch stieg ihm in die Nase. Der Eingang war geöffnet. Schlichte Fenster und kein dennoch kein Licht? Was war das? Das Skelett trat ein, sich umschauen. Das Licht, das der Turm in das schwarze Meer entsandte, war zu einem Rumoren im Inneren geworden, welches auf und ab schlug, wie das Bild eines Pulsares auf einem Scanner. Geräusch, Pause, Geräusch, Pause- endlos drängte sich dieses auf. Da fand er eine alte Taschenlampe, hob diese von einem alten Schrank auf, um diese zu gebrauchen. Sie funktionierte nach einem kurzen Kniff. Der Lichtkegel erhellte einige Dinge, die weit über den Innenraum des kleinen Hauses verstreut waren. Spielzeug, welches Kleinkinder benutzten, Bilder, welche halb-zerissen im Staub lagen und sogar kleinere Dinge, wie eine Uniform eines Müllverbrenners. Die weißen Krallen des Untoten setzten vorsichtig ihren Weg fort. Das Licht erhellte immer wieder alte Dinge, die sich hier gesammelt hatten. Der ganze Raum war voll mit ihnen. Mit der freien Hand griff Vesperum einen Teddy vom Boden auf, welche deutlich bessere Tage gesehen hatte, da ihm ein Auge fehlte und das Fell stark verschmutzt war. Das rote Glimmen in seinem Schädel fiel auf das Kinderspielzeug. Schnell wurde Vesperum klar, der mit einem lautlosen Aufklappen seines skelettierten Kiefers signalisierte, dass dieses Plüschtier einst ihm gehört hatte. Es war seiner, dabei hatte er ihn auf Fondor bei seiner Flucht zurückgelassen; wohl verbrannt mit dem Besitz seiner verstorbenen Mutter. Seine Krallen ließen vom Teddy ab, welcher wieder in den Staub fiel, wobei ein wenig Staub von einem Bild weggewirbelt wurde. Vesperums untotes Licht fiel in dieses ein. Er legte den Schädel schief, betrachtete es und jauchzte ohne Luft. Er hob es. Es war seine kleine Familie. Ein Bild von Sansa, Mutter und ihm aus den glücklichen Tagen. Ja, sie war damals zum Essen bei ihnen gewesen, danach hatten sie in Straßen gespielt. Weinen wollte er; wirklich weinen, doch es konnten Tränen aus untotem Kalk fließen.

Das Bild in seinen gierigen Krallen war Schmerz, so dass er es fallen lassen musste. Alles in diesem Raum war er; Details aus seinem Leben, verschüttet auf dieser Insel. Was würde er noch hier finden? Das Skelett rannte davon, eine Treppe hinauf, die unter seinen Füßen alt wankte. Er rannte davon, hinauf zum Licht. Vesperum erreichte die Leuchtkanzel, welche im Zentrum ein riesiges Licht bändigte; in einer Art Kabine. Voller Verzweifelung wankte der Untote auf das Objekt zu, welches einen breiten Griff besaß. Mit einem Satz riss er dieses auf und was er dort fand, war kein Licht, sondern ein schwarzes Herz, was pochernd rumorte. Verstört wankte Vesperum zurück, hinaus auf eine Art Trittbrett, welches den Turm umzog. Der Schädel verneinte ängstlich. Das Glühen in seinen Augen erstarkte als er immer weiter zurückwich, getrieben von dem Herzen, welches vor ihm im Leuchtturm schlug. Es schlug und schlug, immer lauter. Vesperum konnte nicht mehr zurückweichen und stürzte den Turm herunter, fiel von der Küste ab und zurück ins schwarze Meer. Im Flug sammelten sich schwarze Vogelwesen aus dem Nichts des grauen Himmel an seinem Körper, verschmolzen mit ihm in einem schwarzen Rauch. Sein Körper sammelte sich im Sturz zurück ins schwarze Meer, bis er schließlich in seiner finsteren Erscheinung ins Gewässer eintauchte. Der Aufschlag und dessen Kälte ließen ihn schreiend aufwachen. Er schrie. "AAAAAAAH!"

Der Schrei vertrieb die Kälte im Tempel, trieb die Geister immer weiter zurück, während kleine Kiesel um sie herum die Flucht im Rollen suchten. Der laute Schrei verstummte, der dunkle Nebel in seinen Augen wich blitzartig zurück und das dämonische Wesen seiner Augen kehrte zurück als er Ilara mit einem traurigen Lächeln anblickte. "Ich war dort, jetzt bin ich hier," stammelte er trocken, fast ertrunken in seiner eigenen Stimme. Die Geister schwiegen, schüttelten ängstlich ihre Köpfe und verharrten an ihren Punkten. Schwer atmend blickte er auf seine Adeptin, die ihm Schutz gewährte. Eine seltsame Vertrautheit ergriff ihn, während er seine kalte Hand in Richtung ihrer Schönheit streckte. Ein Zeichen von Dankbarkeit?
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#25
Die Dinge, die er sah und erlebte prallten an ihr an die blanke Realität. Sie sah gerade nichts anderes als das, was hier war. Das war Eis und Kälte. Sein Seelenbildnis war immerhin von ihm geschaffen. Sie lebte in der Realität, in der sie nichts bewirken konnte als eben da zu sein. Seine geschaffene Welt verschlang ihn aber mit jedem Schritt scheinbar mehr. Sie besah ihn, Vesperum, wie er dalag, scheinbar reglos. Seine Augenlider begannen aber, sich langsam zu bewegen. Er schien zurückzukommen, von irgendwo weit weg. Seine Präsenz war eine kurze Zeit, die ihr wie eine Ewigkeit vorkam abwesend. Das, was sie schützte war weg. Sie war schutzlos ausgeliefert- und diese Geister lachten noch über sie. Es war ein mieser Gedanke, der sie hinunterzog, aber es war einfach so: sie war von seinem verdammten Überleben abhängig. Würde er hier unten draufgehen, und es sah langsam danach aus, würde sie vermutlich gar nicht nach oben zur Oberfläche gelangen und wenn sie ankam, was dann? Sie war ein Nichts, wie sie es immer gewesen war. All das, was sie sich einbildete, war Illusion. Niemand brauchte sie, war auf sie angewiesen. Sie war ersetzbar wie einer dieser Droiden, die sie regelmässig trat, da sie nicht taten, was sie wollten oder zu langsam in ihrem Tun waren. Als er endlich zu neuer Kraft kam und scheinbar das Wetter kontrollieren konnte – glaubten daran nicht nur Naturvölker?- war sie doch erleichtert. Brachte er nun diese Geister um? Ja? Final? Oder schloss sie hier ein, für immer und ewig? Diese Gestalten waren definitiv unter ihrer Würde und zu nichts zu gebrauchen, schliesslich konnten sie sich nicht mal einigen und redeten kreuz und quer, gerade noch, dass sie sich nicht gegenseitig angriffen sprach für sie. Die elendige Kälte liess sie immer mehr erzittern, da sie merkte, was dieseMacht wirklich bedeutete.

Macht war für sie immer ein abstraktes Konzept gewesen, von dem Gelehrte etwas verstanden. In der Praxis half es nie viel. Entweder man gewann durch den Tod des anderen oder mal verlor durch den eigenen Tod oder konnte sich gerade noch so retten. Macht machte, dass sie wie ein Gummiball durch die Gegend springen konnte, ihr Laserschwert durch die Gegend schleudern konnte und dass es zurückkam, das sie Eingebungen hatte und das Wichtigste: sich in den Schatten verstecken konnte. Es war eine Fähigkeit, die eben da war, wie bei anderen Arten das Fliegen oder das Leben im Sauerstofffreien Raum. Woher sollte sie auch mehr davon wissen? Niemand hatte sie je gelehrt. Nur dabei zugesehen, wie sie eben überlebte, verwundet wurde, wieder angekrochen kam und geneste, dann wieder draufschlug und irgendwie wiederkam und zufriedenstellende Ergebnisse lieferte. Teilweise war Macht auch das, was sie entstellte. Es machte ihre Haut krank, liess ihre Augen ungut leuchten und auffallen. Sie war einfach da, brach, war nutzbar aber eben nicht entwicklungsbedürftig. Scheinbar aber gab es eine Welt dahinter. Vesperum schliesslich schien hier gerade die Geister und Umwelt zu verändern und das nicht dadurch, dass er alles demolierte wie sie es getan hätte sondern einfach mit seinem Sein, dem, was man wohl Macht nannte. Ihr Atmen bildete Wölkchen in der eisigen Kälte, die ihre blanke Haut traf. Ihr schützendes Oberteil war zerrissen, die Hose ebenso. Sie stand praktisch ohne jeglichen Schutz da, mit dem Rücken zu dem, was sie Feind nannte. Ihr Blick lag auf dem Wiedererstehenden. Wie etwas, was tief aus der Asche kroch und sich wiederformte, vorher noch von allen Wassern verweht, sich aber selbst wieder erschuf. Eine irrsinnige Macht ging von ihm aus, in dunklen Wellen, die alles einnahmen. War es das? Das, wovon alle redeten, was sie so verspottete? Dieses Gefühl, was einem wichtig das letzte zu nehmen drohte, zeigte, was man aus sich selbst heraus erreichen konnte?

In ihr selbst schien etwas, was vergraben lag, langsam zu erwachen und sich zu regen. Etwas, was ihr zu verstehen gab, dass es doch auch einen Weg für sie gab, der über dieses Schlachten ging. Einer, der das eleganter lösen könnte und ihr mehr Befriedigung verschaffen könnte als ein gezielter Hieb. Sie sah den noch am Boden liegenden ernst an und fühlte hinter sich die Präsenz der Geister. Sie wusste es nicht nur, sie fühlte es. So still sie stand, so sehr ging in ihr eine Unruhe los, die von einem Wachstum und Absterben ihrer Gedanken und Gefühle geprägt war. Unzählige kleine, nutzlose Gedanken strömten herum, verbanden sich mit grösseren zu Zielen, Plänen, die über das Überleben hinausgingen. Die Kälte nahm sie regelrecht ein, da sie sich nicht mehr dagegen wehrte. Ihre Knöchel traten weiss heraus, während ihr Herz in einem unregelmässigen Rhythmus schlug. Es tat weh, richtig weh. Ihre Lungen waren nur noch zu einem gewissen Grad fähig, eiskalten Sauerstoff, der sich fast verflüssigte, zu verarbeiten. Aber sie stand, fest, wie ein Felsen da und tat keinen Wank. Als sie den Schrei hörte zuckte sie, ging leicht in die Knie, erhob sich dann aber erneut ganz. Der Schrei schien nicht nur sie zu erschüttern, sie fühlte, dass die Geister mit ihrem Gefasel aufgehört hatten. Sie schluckte und sah zu ihm nach unten, wie sich seine Augen wieder in diese dämonischen wandelte und der abwesende Schleier schwand. Das alte Gemäuer, erschüttert von dem Schrei, bröckelte und bröselte, während sie fast wie Äther dastand. Durchsichtig, aber vorhanden. Es zog sie aber abrupt auf die Füsse mit einem enormen Gewicht, als sie seine trockene, heisere Stimme härte. Sie nickte auf seine Worte, auch wenn sie nicht verstand, was er meinte. Dass er weg war konnte sie sich vorstellen, nur wo er gewesen war, war ihr fremd. Sie stand vor ihm, die Füsse hüftbreit und sicher. Wie lange sie so dagestanden hatte vermochte sie nicht zu sagen. Langsam sah sie zu der Hand, die sich zu ihr bewegte. Noch immer stand sie regungslos da. Sollte sie ihm aufhelfen? Konnte sie ihn anfassen? Ging sie dann nicht drauf? Wenn er überlebte wollte sie es nämlich auch, sonst wäre das hier eine miese Farce des Schicksals. Sie musste sich leicht bücken, als sie sich näherte. Sie fühlte, wie eine Art eisiger Panzer um sie herum leicht knackte, aber nicht abfiel. Ihre kalte Hand- jedoch von der Umgebung gekühlt und mit blauen Spitzen versehen- griff nach seiner. Fast etwas zögerlich, so, wie sie sich selbst nicht kannte. Wenn sie etwas tat, dann immer mit vollem Einsatz, schnell und sicher, treffsicher und nicht fragend, vorsichtig, unsicher. Sie rechnete nicht mit Dankbarkeit, hatte niemals damit gerechnet und interpretierte das nun auch nicht so, sondern einfach als ‚Hilf mir auf‘. Das tat sie auch, wartete aber noch, bis er sich regen würde, ehe sie ihm in eine ehrwürdigere, aufrichtige Position verhelfen würde.
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#26
Die grausame Hand griff nach Ilaras Hand. Ein Vorgefühl von Verdammung, eines Fluchs, des ewig versprochenen Leides ging von Darth Vesperums Berührung aus, da sein Fleisch seltsam kalt, wenn auch gleichzeitig energetisch war. Der dunkle Lord fand einen schwachen aber dennoch erhabenen Stand vor den Geistern, wenn auch kurzzeitig mit der Hilfe seiner Akolythin. Die Robe hing in Fetzen von seinem Oberkörper, die Kapuze war mitsam dem Hauptmantel hinter ihn gefallen und lag auf dem Boden im Dreck, so dass seine oberere Körperhälte offen lag, verletzlich und dennoch seltsam stark. Sein Brustkorb wirkte okkult mächtig, wie auch seine schlanke Statur. Sein weißes Fleisch erstreckte sich über feste Muskeln, welche sich in dunklen Schatten auf ihm abzeichneten. Es war eine unnatürliche abstoßende Schönheit, welche in seinen schwarzen Äderchen pulsierte, die auf seinen Hals zutrieben. Sein Antlitz war seltsam marmormiert, wie weißer Stein, der aus einem Guss geschlagen wurde. Nur die fürchterlich-gelben/schwarzem Augen ragten aus dem weißen Ebenholzbild heraus. Diese richteten sich auf die Geister, welche ungelenkt herbeistrebten. Sein schwarzes Herz lockte sie an, welches rumorend dröhnte und seine Adern aufblähte, welche das schwarz-rote Blut durch seinen fast-toten Körper trieben. Vesperum nahm die Hand, die Ilara soeben gehalten hatte, vor sich, spürte sie nach; strich sanft über diese. Ihre Berührung war schön; weich, liebevoll und vorsichtig. Sein finsterer Blick glitt zu Ilara. Lächelte das finstere Subjekt Vesperum? Ja, er lächelte zynisch, weltfremd, fast irre. Darth Vesperum war verändert, ein anderer. Selbstgerecht war seine Seele dort vor ihr, welche, wie ein schwarzer Stern jedwede Wärme aus dem Raum zog, jede Form von gesunder Emotion ertrank in seinem schwarzen Licht, welches wiederum ihre Haut umstreichelte. Es musste nichts gesagt werden, da sein Blick alles sprach. Seine Gier stand ihm in den Augen, dieser Hunger nach Verzweifelung, Wahnsinn und Leid. Er genoss es. Der Sith war erwacht und sein Wille war das endlose Meer, welches sich ungesehen, unreal um die Körper der Anwesenden spühlte. Kaltes Wasser glitt über Ilara, die Geister und die Präsenz der Macht. Es war ein dunkles Wasserwerk, welche in ihm pumpte; sein Herz.

Müde stapfte er mit aufgerissenen Stiefeln, die er teilweise im Gang verlor, zu den Geistern. Sein Blick ungebrochen, wie ein stolzer Narr, der seinem Tod entgegenging. "Ich fordere ein, was mir zusteht," rief er laut, fordernd, wie ein Mann, der im Recht war. Die Geister schwiegen, keine Antwort drang aus ihren toten Seelen, die sich selbst in diesem Gefängnis eingemauert hatten, verloren für alle Zeit in ihrer selbstgerechten Welt des nihilistischen Limbo, die Hölle. "Hört mich!" - schimpfte der Lord krank mit schwacher Luft aber mühsam auf starke Laute gebracht. Naga Sadow senkte sein Haupt, wenig später die weiteren Geister. Verneigten sie sich? Nein, dafür war die Geste zu schwach aber erkannten sie ihn an? Möglicherweise. Darth Vesperum breitete seine Arme aus: "Seht mich an! Ich habe die dunkle Fluten durchquert, gelitten und gesehen. Ich habe Ludo Kressh besiegt und die Galaxis nahezu unterworfen! Ich bin der Lord aller Sith!" Die Stimme war grausam hallend, wiederholte sich endlos in einem Echo in der Halle, welche im faden Zwielicht stand. Die Geister schwiegen noch immer. "Ich fordere, was mir zusteht," wiederholte sich Vesperum, der dunkle Lord, wieder, dieses mal mit bissigen Zähnen, welche sich in seinem Kiefer offenbarten, gelblich funkelnd; während er sprach, gerann Speichel an seinen Mundwinkeln, der wütend aus diesen geschleudert wurde. Die ausgebreiteten Arme fielen herab, bis sich Sorzus Syn vor ihm verneigte, gefolgt von Darth Atrius und den restlichen Geistern. "Ihr seid der Lord der Sith," sprach sie. "Sidious ist fort. Ihr sollt unser Vermächtnis tragen!"

Wieder dieses Lächeln in seinem Gesicht. Darth Vesperum Angesicht wurde eine zynische Maske, welche das Leben selbst verspottete aber vorallem sich selbst. Ein Monster stand dort, welches die Galaxis heimsuchen würde, in allem Zorn und Wut, die ihm zustand. Ein dunkles und finsteres Wesen gerissen aus seinen Himmeln, gestürzt in die Finsternis, verbannt, um der Galaxis die Finsternis zurückzubringen. Sein Segen und Fluch war seine Macht. Dennoch lag eine salzige Träne in seinem linken Auge, während sein Mund grinste. Ein Teil verweigerte diese Macht, welches sich nun seines Körper bemächtigt hatte. Die Sith-Geister ließen ein dunkles Licht im Raum erscheinen, welches sich in zwei Lichtsäulen teilte. Dieses schwarze Licht, welches seltsam grell in die Augen stach, tanzte zu Vesperum. "Seht unsere Geschichte!" - rief Sorzus Syn, welche Vesperum ihr Wissen in dieser Form vermittelte. "Die Geschichte der Sith, die nun eure ist," fiel Darth Atrius ein, während Marka Ragnos zufrieden die Arme verschränkte. "Die Galaxis wird unsere Rache spüren," sagte er finster, während Darth Vesperum vorsichtig Teile seines Mantels aufhob, um diesen über seinen nackten Oberkörper zu legen, wenigtens war der Außenmantel mit der Kapuze intakt. Dezent griff er danach, nachdem er sich bedeckt hatte, zum Licht, wie aus Instinkt. Eine Welle durchzog den Raum mit einem lauten Donnern, welches mit einem gruseligen Schlag verendete. Es begann: Darth Vesperum inthronisierte als Herrscher der Sith-Lords.


Epitaph eines Menschen: Musik!
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#27
Kurzzeitig wollte sie ihre Hand tatsächlich zurückziehen. Alleine die Berührung verhiess, was da noch auf die Galaxis zukam. Verderben, Kälte, Macht, Unnachgiebigkeit, Unbarmherzigkeit und zwar nicht nur den Feinden entgegen, nein, auch den eigenen Reihen. Jeder sollte erzittern und nach Erfolg streben, damit er nicht fiel. Er war nicht schwach in seinem miserablen Zustand, im Gegenteil. Alleine die Berührung liess in der Adeptin einen Studel aus Machtgefühlen aufstehen. Ihr Blick lag auf seinem Gesicht, das seltsam verändert aussah. Natürlich, man erkannte ihn durchaus, aber die Aura war grundlegend anders. Dunkel, wie ein reissender Strom, der alles und jeden zu verzehren drohte. Dieses Verzehren endete nicht im Tod des Opfers, nein, sondern in einer einfachen Aufbewahrung im Schrecken des Geistes dieses Mannes, der den Tod überwunden hatte. Sie schluckte trocken, ihre Lippen waren leicht nervös geworden, bis sie sich wieder fangen konnte. Kurz glitt ihr Blick zu seinem lädierten Bein. Der Druckverband schien auch der neuen Bewegung Stand zu halten. Es drang nicht mehr Blut aus der toten Haut als vorhin. So wie er stand, schien er es zu überleben- und somit auch sie. Langsam zog sie ihre Hand zurück und fühlte die Kälte noch immer in ihren Fingern brennen. Sie bewegte sie besser nicht, auch wenn es sie zu ihm zog, da er sie aufzuladen schien wie eine Batterie. Vermutlich war es das, was in ihr den Willen entfachte, mehr an sich zu arbeiten als nur daran, wie man schnellstmöglich Köpfe rollen liess. Würde er ihr etwas davon zeigen? Kurz sah sie zu den Geistern, die noch immer da standen, zog sich dann aus dem Kreis zurück, damit Vesperum nicht hinter ihr oder neben ihr stand, sondern alle im Kreis stand, während sie die Situation oberservieren könnte. Sie besah ihre Hand, auf der sich feine, schwarze Äderchen befanden und schluckte. Die hatte sie nun aber nicht im Gesicht, oder? Sie sah zu Vesperum, der aussah wie tot, aus einer dunklen Antimaterie geschaffen, die ein lebendiges, menschliches Wesen zu ergründen suchte und es doch nie schaffen würde. Sie verkroch sich wiederum in die Schatten, blieb aber klar in der Nähe und beobachtete nun vor allem Vesperum. Seine Bewegungen, seine Statur schienen unverändert, aber trotzdem so anders, so weit weg und so bedorhlich, dass sie sich wunderte, dass sie noch lebte und nicht lange aller Energie beraubt hier stand. Die Augen waren das einzige, was gefährlich aus seiner Unberührbarkeit strahlten. Sie waren von einer stärkeren Farbe, als ihre jemals gewesen waren. Noch wusste sie nicht richtig, wie sie ihn einzuschätzen hatte. Nur eines wusste sie: Das war die pure Gefahr und Bedrohung und wohl das, was sie Galaxis brauchte, um ihr eigenen Interessen gewinnbringend vorzubringen. Er war nicht unschön durch seine Transformation geworden, eher auf eine seltsame Art und Weise interessanter.

Er besah seine Hand, lächelte sie in den Schatten an, so dass sie kaum etwas damit anzufangen wusste. Er lächelte? Aber nicht so, wie man es kannte. Er lächelte so, als würde er im nächsten Moment alles zerstören, was nur entfernt in seiner Reichweite war. Der pure Wahnsinn, den sie schon die ganze Zeit fühlte, hatte einen Körper gefunden, der ihn aufnahm. Ihre Kraft, Wärme, Zuversicht schwand mit jeder Sekunde, die er lächelte. Sie schluckte erneut und blieb stehen. Seine Dunkelheit fütterte sie fast, so, wie sie danach suchte und es brauchte. Wieso war sie hier? War sie es würdig? Die eiskalte Atmosphäre schien noch immer still zu stehen und alles auf den Nullpunkt zu bringen, zu konservieren und ersterben zu lassen. Ilara in den Schatten war dieser Macht genau so ausgeliefert wie wohl auch die Geister. Die warmen Gefühle, die sie sogar ihrer Schwester gegenüber hatte, die Schuld, das alles verschwand gerade und formte sich zu purer Kraft in ihr auf. Und zwar nicht der, die sie mit ihrer Waffe bestreiten würde. Quälend lange war es still, aber Ilara genoss beinahe jede Sekunde davon. Sie liess es zu, wehrte sich nicht mehr dagegen- was sollte sie schon anderes tun?

Ihr Körper waberte ihm in den Schatten nach, bis er vor den Geistern stand und nun sein Recht forderte, was sie schon vorhin angesprochen hatte. Nur klang es bei ihm grösser und mächtiger als ihre wenigen, pragmatischen und fordernden Worte. Diese Geister waren schwach, hier gefangen, untätig und mit einer Macht gefüttert, die sie selbst niemals mehr nutzen könnten. Er wollte der Lord sein, der erste und letzte, der, der immer stehenblieb und wahrhaftig war? Nach dem, was er erlebt hatte schien dieser Anspruch durchaus berechtigt, trotz aller Eifersucht, die auch in Ilara aufkam. Die Geister willigten schliesslich ein und Ilara manifestierte sich wieder vollends in den Schatten. Während er das Monster war, war Ilara wohl das, was dem Monster folgte. Die Leere, die vier letzten Reiter der Lebewesen. Ihre Angst war nun gewichen, sie war wieder furchtlos, wie sie eigentlich war, nur war ihre Egalitätshaltung geschwunden. Es ging um etwas. Etwas Grösseres als ihr Überleben und Wirken. Es ging um Macht, Führung und etwas, was sie nicht benennen konnte. In ihrer zerschlissenen Kluft stand sie abseits und musterte die Geister, die ihn nun erhörten und ihm gaben, was er wollte. Die Lichtsäulen schienen seltsam deplatziert, fremd, verstaubt und doch so lebendig. Sie wollten Rache? Ihrer Zerstörung wegen? Da waren sie selbst schuld, wenn sie zu schwach waren und sich stellten. So dumm, wie sie eben war. Als er allerdings auf das Licht zuging und seine Hand hineinhielt wollte Ilara ihn aus Impuls aufhalten, nach seiner Schulter greifen und ihn zurückschleudern. Hatte der Wahnsinn nicht langsam ein Ende? Was wollte noch kommen? Der Laute Knall und Schall durchdrang ihren lebendigen Körper wohl mehr als den der Geister, die einfach noch da standen. Das alte Gemäuer schien dem Theaterspektakel langsam nicht mehr Stand zu halten. Ihre wachsamen Augen sahen grosse Risse an den Wänden, die sich nach oben zogen. Während Darth Vesperum seinen Thron in Anspruch nahm und Wissen in sich aufnahm war Ilara in dem Gefühl seiner Macht gefangen, blieb stehen, suchte aber trotzdem die Umgebung ab.
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#28
Elektrische Ströme durchfloßen seinen Körper, wie ein sanfter Schwarm von Wärme, der sein Fleisch umfühlte. Seine Hände wollen sich am schwarzen Licht entfernen, doch der Sith presste sie gegen diese wider-natürliche Macht, die seinen Verstand umnebelte, wie eine Droge, wie ein Mittel, welches den Verstand mit der Endlosigkeit kollidieren ließ. Die Zeit hielt an, während Darth Vesperum, die Bilder der Vergangenheit sah. Der Aufstieg der Sith, wie sie von den dunklen Jedi geführt, in einen galaktischen Krieg eintraten; wie sie vernichtet wurden, durch die Republik und die Jedi; ihre fast völlige Ausrottung und ihr erneuter Aufstieg, bevor es erneut dunkel wurde. Einzelbilder, Visionen von der Vergangenheit, um Bane als auch Darth Plageius. Wirr waren die Gedanken, völlig ungeordnet, doch waren sie das Wissen der Sith, ihre Tradition. Von der ersten Abspaltung vom Jedi-Orden bis hin zum zweiten Imperium, hinüber zu Sidious Reich. Der einfache Geist war mit der Fülle überfordert, so dass Vesperums Augen wild zuckten, während sich schwarze Schatten in diesen bewegten. Es war ein losgelöster Moment. Das Licht in seinen Händen glimmte stärker, während seine Hände bereits rauchend dampften; sie verbrannten und ein süßlich beißender Geruch legte sich in den Raum. Es war so als ob er wissendlich ins Feuer greifen würde, um den Schmerz zu finden. Die Gedanken rasten, wie auch die ablaufenden Bilder, die Stimmen von Abermilliarden Sith, die durch die Zeit gegangen waren und nun Präsenz in seiner Seele erhielten: ihr Leid, ihr Dasein war nun seine Tradition, da er ihren Schmerz sowie auch ihre Hoffnung teilte. Hoffnung? Für einen Sith? Ja, die Sith hofften immer, dass ihr Weg der richtige war. Sie hofften, eine Galaxis zu errichten, die von wahrer Stärke geführt, ewig in einem dunklen Frieden schlummern würde. Die dunkle Seite war ihre heilsame Hoffnung, wenn auch eine deutlich verzerrte. Darth Vesperum hoffte nun mit diesen Gedanken. Es war seine finstere Hoffnung, die der Galaxis eine Heimsuchung sein würde. Seine Sorgen und Nöte würden die Galaxis vergiften, wie das Gift einer bissigen Schlange, welche sich windend durch den Raum bewegte.

Das Licht erlosch ebenso schlagvoll, wie laut. Vesperum spuckte Blut aus seinem Mund auf den Boden vor sich, während er seine verbrannten, vernarbten Hände betrachtete, die immer noch abrauchten. Der Schmerz war gut. Dieser Schmerz war Stärke. Langsam drehte er sich zu den Geistern um, während er mit seinen gierigen Augen kurz zu Ilara blickte. Seine Lippen waren eingerissen, Blut lief aus seinen Mundwinkel und aus seiner Nase, während sich ein wenig Haut von seiner Hand löste und mit einem leisen "Plopp" zu Boden fiel. Es würde heilen, ja aber die sanfte Schönheit seiner kindlichen Hände würde nie wieder zurückkehren. Die dunkle Seite war sein Zeichen, wie auch Stigmata seines Körpers. Die Geister näherten sich, senkten ihr Haupt, während Sorzus Syn und Darth Atrius jeweils ein Holocron in den Händen hielten. "Als Geschenk und als Mahnung für ihren Weg, überlassen wir euch unser Vermächtnis", sprach Darth Atrius, ohne Unterbrechung. "Sorzus Syn und und ich - Darth Atrius möchten euren Orden prägen, gestalten und mithelfen, an dieser Galaxis Rache zu üben, damit die Jedi niemals zurückkehren." Die anderen Geister verschwanden wortlos, da sie nichts mehr zu sagen hatten. Nur ein kalter Windhauch folgte ihnen. Nur Syn und Atrius erhielten ihre Präsenz im Tempel. Kurz blickte Darth Vesperum skeptisch, kniff die Augen mehrfach zusammen, da er kaum noch geradeaus schauen konnte, weil sein Körper ausgelaugt, verzehrt und trocken war. Es war seine Sünde, die sich in seinem Gesicht abzeichnete - mit diesem bittersüßen, lebensverachtenden Lächeln. Der dunkle Lord streckte seine kaumbeweglichen Hände aus, die nun Blasen warfen. Gar fürchterliche Schmerzen ließen sein Gesicht erfrieren. Seine verletzten Hände umschlossen die beiden Holocrone, jeweils schwarze Pyramiden aus seltsamen Stein und Metall. Bewegte sich dort etwas in ihnen? Die Oberfläche wirkte flüssig, wie Wasser. Die Krallen des Sith-Lords umgierten die Objekte, während sich der Eiter seiner Wunden über diese ergoss und dezent darüber kroch.

"Ich werde den Orden errichten und entscheiden," fauchte der neue Meister der Sith in Tradition und Stärke. Die beiden verbliebenen Geister lächelten frech. "Jawohl," antworteten beide fast simultan. Scheinbar wussten sie etwas, was Vesperum nicht wusste und dies ließ sie lächeln. "Wir werden euch innerhalb dieser Objekte begleiten und euch als Mentoren dienen, während ihr eure eigene Tradition prägt. Ich wage es offen auszusprechen," begann Darth Atrius vorsichtig mit seiner sonoren Stimme. "Es wird die Tradition des Verlustes sein: die Regel der Vielen, wie wir in euren Gedanken lasen. So soll denn eure Tradition sein, die der Vielen im schwarzen Meer." Dann verschwand Darth Atrius, indem sich seine leuchtend-blaue Gestalt auflöste. Dann fiel Vesperums Blick zu Sorzus Syn. "Bedenkt, warum wir dunklen Jedi, den Jedi überlegen sind und warum die Jedi Lügen verbreiten," waren ihre Schlussworte, bevor auch sie im Staub des Raumes verschwand. Ruhe kehrte ein. Kurz verharrte Darth Vesperum dort, mühsam die Artefakte in den Pranken haltend. "Kein Anfang, kein Ende," murmelte der Sith müde, während er zu Ilara wankte. Das Monster war da und reichte seiner Hand die beiden Artefakte. "Trage du sie für mich," befahl er mit krauchender Stimme. Seine stinkenden Hände näherten sich der Schönheit, um die Objekte in ihre zarten Hände zu legen. Sein Fleisch war grau, verletzt und das schwarze Blut an seinem Mund sowie Nase, trocknete langsam. Er war in der Tat zum Monster geworden und für was? Was dachte dieses Wesen nun? Nicht viel, da es sich verzehrt fühlte. Doch ein Gedanke war präsent: "Ich bin." Die Totenmaske der dunklen Seite überdeckte den Menschen, der einst war.
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#29
Wärme? Da wo er Wärme fühlte, wurde ihr alle Wärme entzogen. Ab welcher Unterkühlung starb man? Sie war kurz davor. Ihre Finger waren weiss geworden und waren kaum mehr zu gebrauchen. Vermutlich war die Umgebungstemperatur gar nicht so stark unter den Nullpunkt gesunken, aber in ihr drin war es eiskalt geworden, so kalt, dass alle Energie abgesaugt wurde. Zapfte sie jemand ab? Es ging langsam, stetig, während sie immer wieder versuchte sich abzuschirmen. Wer von diesen Gestalten konsumierte ihre Energie wie alten, guten Wein? Sie sah sich wachsam um, suchte nach Evidenzen, fand aber keine. Vermutlich wurde sie ausgesogen, weil sie nicht von dieser todbringenden Macht durchflossen war wie die anderen Anwesenden. Bei ihr war etwas zu holen, sie war gute Beute. Sie war hier der Mensch unter den Menschenfressern, nur würde sie nicht körperlich gefressen sondern ausgesaugt. Sie musste weg von diesem unseligen Ort, dem sie keine Paroli bieten konnte. Während Vesperum sich wohl wieder abschottete um zu erleben wurde sie immer aktiver und fühlte den Drang, einfach zu verschwinden. Irritiert besah sie die Hände des Lords, die beim Kontakt mit den Säulen zu glimmen begannen und kurz darauf zeigten, dass die menschliche Hülle noch immer genau so vom Feuer vernichtet werden konnte wie vorher. Sie machte einige Schritte zurück und besah seine Augenlider, die herumkreisten wie bei einem argen Alptraum. Sollte sie ihn wegstossen? Die Geister standen ruhig da, regten sich nicht. Anscheinend gehörte das wohl so. War er nicht der Erste, dem das hier zuteil wurde? Hatten sie schon andere für ihre Zwecke verheizt? Er war wohl das Vehikel zu dem, was sie nicht mehr selbst leisten konnten, was auch durch ihre Worte klar wurde. Und er ging dem einfach so nach? Wie übermächtig musste sich das anfühlen, was in ihm war, wenn er das einfach so hinnahm?

Bei dem lauten Knall, der sie aus ihrer Frage riss, ob sie Vesperum wegschleudern sollte, verengten sich ihre Pupillen gleich wieder. Das Licht war weg, Vesperum spuckte Blut, die Hände rauchten. Ihre Lippen öffneten sich kurz, aber sie schloss die trockenen Lippen gleich wieder, sah fast besorgt in seine Augen, aus denen nichts Menschliches mehr sprach sondern die reine Gier, Dunkelheit, Verlangen- aber ohne den typischen menschlichen Glanz. Hier lief etwas schief. Noch nicht aus dem Ruder, es lief kontrolliert, aber schief. Der Lord schien äusserlich zu zerfallen und sie besah das Stück Haut beinahe angeekelt, als es auf den Boden fiel und da noch weiterdampfte. All das, was ihn vielleicht schön gemacht hatte, war weg. All die Besonderheit eines Menschen- weggeblasen. Er war keine Steinstatue, er war… dämonisch. Hinter ihr kam bald kalte Wand und sie presste sich fast dagegen. Nicht aus Angst sondern dem Gefühl, dem entfliehen zu müssen. Das hätte nicht geschehen dürfen. Trotz allem, was es bringen würde. Macht, Ansehen, Kontrolle, nein, es war falsch. Von ihrem Platz aus lauschte sie den Worten der Geister, die ihr Wissen in Form eines Holocrons weitergaben. Von ihrer Position aus sah sie keine Details der pyramidenförmigen, seltsamen Dinger, die wohl einen Draht zwischen den Geistern und Vesperum schaffen sollten. Jetzt gaben sie ihren Anteil an der Welt nie wieder zurück. Sie würden aus ihrer grausamen Zwischenwelt, in der sie nach dem Tod lebten, wieder ein Stück hierhin kehren. Die Kälte umfasste Ilara. Sie suchte einen warmen Ort in sich, positive Gedanken, um sich aufzutanken, fand aber nichts. Nichts… nur das, was ihr gerade Kraft gab: Wut, Hass, das Gefühl, sich auflehnen zu müssen gegen alles, was nicht explizit von ihr ausging. Sie brauchte Kontrolle und das schnell.

Als die Gestalten nach kyptischen Aussagen verschwanden löste sich bei Ilara die Verkrampfung, die nur Kälte brachte, langsam auf. Vielleicht wurde er wieder normal?! Nein.. ein Blick genügte. Seine Hände waren alt, tot geworden, seine Haut sah mindestens genau so aus und seine Augen glommen in einem kranken Ton von Gelb. Das schwarze Meer würde sich über die Galaxis ausbreiten und alles verschlingen, was kein gutes Schiff hatte, das den Wellen widerstehen würde. Eine neue Reinigung des Universums, wie sie es kannte. Wie angewurzelt stand sie da und fühlte die Präsenz des Menschen, des Wesens, mit dem sie hierher gekommen war auf sie zukommen. Sie war anders. Dunkel, verzehrend, gierig, negativ beladen, mit dem Wissen, mächtig zu sein. Vorsichtig machte sie einen Schritt vorwärts, der in dem Raum hallte. Einige Sekunden später stand er vor ihr. Der Mensch war weg.. sie erkannte ihn nicht mehr als Menschen sondern als… als was? Die beiden seltsamen, wabernden Pyramiden in den Händen nickte sie. Tragen konnte sie wohl gerade noch so, auch wenn… was war das?! Die beiden seltsamen Holocrons waren stellenweise mit einer hellen Flüssigkeit bedeckt, teilweise mit einer schwarzen. Es dämmerte ihr. Blut und..: Eiter? Ein Ekel überkam sie, der sie noch weisser werden liess. Beinahe hätte sie die beiden, wohl wertvollen, Artefakte fallen lassen. Kein Anfang und kein Ende? Ein perfekter Kreis? Mit Blut und Eiter, Zerfall, Schmerz und Verwesung? War das Macht? Den Kreis zu erhalten, mit allen Mitteln, und dabei selbst zu zerfallen? Ihr Blick suchte sein Gesicht ab, das entstellt war. Eine lebende Leiche, die wandelte und Befehle gab, dem Leben erhaben war und deswegen darüber bestimmen konnte. Ilara blieb stehen, hielt die Objekte in ihren Händen. Sie brauchte beide dafür und fragte sich ernsthaft, wie sie hier wieder herauskommen sollte. Strauchelnd, stolpernd, mit diesem Unwesen, bei dem sie einfach nur flüchten wollte. Er strahlte Dinge aus, die kein Mensch erfahren sollte. Eine dunkle Aura, die nichts von der dunklen Sicherheit von Schatten hatten, die sie so liebte, es war die zerfressene Dunkelheit, aus der jeden Moment die schlimmsten Monster und Gedanken herausstoben, die es gab. Konnten sie nun gehen? Sie wollte sich verstecken… schnell!
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#30
Männer, so wie er, können sich niemals ändern. Männer, die geboren waren, einen Weg hinab zu gehen, der in pure Sünde führte. Das sanfte Keuchen seiner Atmung wurde flacher, wie ein sommerlicher Windhauch, welcher sich im Morgentau brach. Eine sanfte Brise von Leben, die seinem sterbenden Körper entfloch. Da war Leben. Dort in ihm, schlug ein Herz voller Kraft, pulsierend schwarz, wie der dunkle Stern zwischen den zwei Monden von Korriban. Dezent fielen seine Arme zurück unter die Fetzen seiner schwarzen Robe. Die Atmung beruhigte sich, während die Luft vorsichtig durch die Nase zirkulierte. Stille. Nur seine Atmung und sein Herzschlag, welcher falsch, wie eine Lüge, in seine Ohren drückte. "Ein Kind mit einer Lupe und einem Rentalameisen-Haufen," war der erste Gedanke nach der Wortlosigkeit in seinem Geist, der Kälte, die ihn umfing. Ja, er war dieses Kind mit der Lupe. Er hatte die Macht bekommen, die Lebewesen dieser Galaxis heimzusuchen, mit all seinem Nihilismus, seinem lebensverneinenden Willen und seiner Egozentrik. Aidan Iactura bedeutete nichts mehr. Sein altes Ich war nicht mehr. Das wusste er, doch nicht viel mehr. Zwar hatte er das Wissen der Sith, ihre Tradition beerbt, doch fehlte ihm, wie einem Poeten, eine Muse, die seine Feder führte. Wirre Gedanken, verworrene Schätze in seinem Geiste wollten nicht zusammen mit seinem Willen tanzen. Um das Schicksal zu ordnen, musste der Poet das schwarze Meer finden, um die Nacht zu überleben, die hereinbrach. Die Hütte, der Leuchturm, waren seine Zuflucht. Er schwor bei der Geschichte, die er schreiben würde, dass er sein Schicksal ändern würde. Der Schlüssel für seinen Wahnsinn lag in seinen Gedanken; der Schlüssel für diese Finsternis in diesem schwarzen Turm.

Immer noch Stille. Keine Regung im marmorartigen Gesicht des dunklen Lords. Seine Augen verfluchten diesen Art ohnehin noch mehr, schlechthin verlor sich seine Seele in seinem eigenen Körper, welcher leblos ein Skelett umschloss, indem das schwarze Herz im Gefängnis aus Selbstverachtung schlug. "Wir gehen," sprach er eine Anweisung, welche hungrig klar aus seinem Hals kam. Lag da immer noch eine Träne in seinem Auge? Trocknete das Blut um seinen Mund? Verkrustete die Haut über seinen Verbrennungen? War die Linie zu seinem Schicksal endlich gezogen? Darth Vesperum wankte, wie ein Schatten, in Richtung einer Statue. "Hier," krauchte seine Stimme mühsam. Mit der Macht, indem er beide Hände anhob, schob er die Statue zur Seite. Es kostete ihn Kraft, den Fluss der Macht um dieses Objekt zu lenken, doch dann bewegte sich der alte Steinkoloss kratzend über den Boden. Es war getan. Eine Treppe aufwärts offenbarte sich. Sie war endlos, wie die Stufen, die sie hinabgestiegen waren.

"Wie ein sanfter Frühling ist dieser Tag," sagte der dunkle Geist durch seinen Mund. Es war eine seltsam lyrische Floskel, die sich dort durch den Raum bewegte und völlig deplatziert war oder etwa doch passend? Er war wahnsinnig. Der dunkle Lord war der Welt entrückt und schien dies zu genießen, da sich ein trauriges Lächeln über seine Lippen legte. "Ilara," sagte der Sith, während er zur Treppe zeigte. "Ich spüre, dass du diesen Katakomben entkommen willst. Dann gehe vor," geiferten seine Lippen, von denen sich ein wenig Haut pellte, die trocken zu kleinen Flocken verklebt war. Ein wenig Speichel floss darüber und legte sich in die Mundwinkel, wo er sich mit dem Blut vermischte, welches erneut befeuchtet das Kinn entlang floss; in kleinen Tropfen. Ja, das Monster hatte gesprochen. Das finstere Wesen trat einen Schritt zur Seite, um seiner Dienerin den Weg frei zu geben. Ja, der dunkle Lord spürte die Gefühle seiner kleinen Adeptin Ilara Vanis, da ihre Aura für ihn sichtbar, wie jenes Feuer, welches ihn soeben seine Hände verbrannt hatte. Sie strahlte, wie eine Flamme in Richtung dieses Aufganges. Es war nur eine kleine Interpretation notwendig gewesen. Die dämonischen Augen schlugen mehrfach blinzelnd aufeinander, während diese vorsichtig, fast behutsam, auf Ilara ruhten.
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