#21
Die rote Welt lag brach da, weit und breit, bis an den Horizont heran, nichts zu sehen außer einer endlosen kupferfarbenen Wüste, über der der Wind heulte und der seit Ewigkeiten die Sanddünen über die Oberfläche trug, Geheimnisse verschwinden ließ und andere zutage förderte. Eine Brise warf einige Sandkörner in die Luft, welche zunächst ziellos umherflogen und erst nach einer Weile etwas abzeichneten. Uralte Ruinen, Gräber, Tempelanlagen. Verfallene Statuen aus längst vergessenen Epochen und an denen sich der rote Sand bereits vielfach gütlich getan hatte. Vereinzelte Risse und angebrochene Gliedmaßen der Statuen waren einige der Folgen. Manche hielten dem Sturm der Zeit stand, andere lagen bereits zerbrochen zu Boden dar. Wie alt mochte all das hier sein? Jahrhunderte? Jahrtausende vielleicht? Der Wind peitschte über den Boden hinweg und trug den Sand weiter voran, seinen Weg vorbei an zahllosen Kratern des Bodens, größere, kleinere, aber keiner davon natürlichen Ursprungs. Eine Schlacht, ebenfalls jedoch vor langer, langer Zeit.

Weniger alt war das Nachtlager inmitten einer Schlucht, die irgendwann in eine der Tempelanlagen führen würde. Dort saß die blasse Sephi vor einer Feuerstelle und blickte regungslos in die Flammen. Doch nicht allein, es war noch jemand anderes dort, eine dunkelhaarige Menschenfrau, eine ihrer Hände verbunden. Die Sicht flackerte. Plötzlich waren dort andere Leute. Zwei dunkel gekleidete Gestalten, ein Totenschädelmann mit einer jüngeren Frau. Das Nachtlager schien neuer zu sein als soeben noch, sie sprachen, stumm jedoch. Obwohl ihre Münder sich bewegten, war nichts zu hören. Ein Flackern. Wieder die Sephi mit ihrer Begleiterin, am Boden sitzend. Doch etwas hatte sich verändert, die Wirbel der Macht verzogen sich. Die Begleiterin, eine bestienhafte Verzerrung davon, stürzte sich auf die Sephi, umschloss mit ihrer Hand deren Hals. Dann ein Schlag mit etwas Metallischem und das Biest sackte bewusstlos zusammen. Die Sephi kroch davon, hinaus in den Sandsturm. Hitze entbrannte nahe Steine. Ein Gesicht im Sturm, geisterhaft. Eine Stimme, die durch Mark und Bein ging: Du warst immer feige. Nur in einer Sache nicht. Du willst zu diesem Monster zurück, das nur töten kann. Es wird Leid bringen. Und du dienst ihm, willst ihm helfen. Das Herz schmerzte. Es war eine Wahrheit, die sie nicht akzeptieren konnte – oder nicht wollte. Aber womöglich irgendwann einmal musste. Die Bilder verschwammen. Die Schluchten verformten sich, verloren ihre organische Struktur und wurden zu hartkantigen Wänden. Ein Tempel. Der Totenschädelmann, in seine Robe gehüllt, schritt durch eine Öffnung tiefer in den Tempel hinab. Irgendwann blickte er auf ein glänzendes Objekt, ein altes Holocron. Etwas, das er gesucht hatte. Er brauchte Wissen, viel Wissen. Mehr als hier war, doch es mochte ein Anfang sein. In den Wänden des Tempels lächelte das geisterhafte Schattenwesen aus dem Sturm, als der Mensch das Objekt mit sich nahm.

Etwas klirrte. Der Tempel und die rote Welt zerbrachen plötzlich in Tausende von Teilen, Splittern, die gierig auf den grünen Boden prasselten. Die Wüste war fort. Stattdessen nun wieder die schlierenbehangenen Fetzen der hiesigen Welt. Doch nicht ganz. Oben, im blauen Himmel der Dschungelwelt, funkelte der rötliche Gasriese gewaltig herab. Aber da war nun noch etwas, schälte sich als zunächst nur kleine Silhouette nach und nach von dem flimmernden Stern ab. Es verschwamm, unklar. Irgendwann jedoch schärfte sich der Blick und das Objekt überragte den Himmel bis an den Horizont. Ein riesiger metallgrauer Stern, der auf den Dschungelmond herabzublicken schien. Ein furchterregender Anblick, künstlich, todbringend. Nervosität stieg auf, als man sich dem Objekt zu nähern schien. Verschiedene Stimmen tönten verzerrt in die Ohren. Und die Sphäre voran wurde immer und immer größer, bis er einem grüne Lichtblitze entgegen spie. Die Sterne rundherum rasten vorbei, drehten und wendeten sich, als die Blitze häufiger wurden. Das Gefühl von Übelkeit beim Fliegen. Irgendwann sah man nichts Weiteres mehr als nur noch die unstete graue Oberfläche des Planetoiden. Es war gewaltig. Eine Mischung aus Ehrfurcht und Unverständnis.

„Da seid ihr ja“, sagte der Mann und begann zu lächeln, als er in den Holo-Bildschirm blickte. Wie lange war es her? Vier Monate, vielleicht fünf? Er durfte derzeit gar keine Übertragungen senden. In seiner Sektion auf der südlichen Hemisphäre galt gerade Nachtruhe – der Großteil seiner Wartungsabteilung schlief im Moment, während die benachbarte Sektion für die Schicht zum Noteinsatz aktiviert worden war. Offensichtlich ging gerade etwas Großes vor sich, aber ihnen hatte niemand etwas gesagt.
„Die Verbindung ist sehr schlecht. Wo bist du gerade?, fragte eine nervöse Stimme aus dem Bildschirm zurück. Der Mann sah sich übersprungshaft kurz um, fast etwas paranoid, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Dann erst entspannten sich wieder seine Gesichtszüge und er antwortete ruhig.
„Das darf ich leider nicht sagen. Aber ich komme bald heim.“
Die Frau in dem Holobildschirm lächelte. Ein ehrliches, glückliches Lächeln.
„Das ist schön“, sie blickte nach unten. „Wir freuen uns.“
Sie blickte wieder auf. „Geht es dir gut?“
„Ja, natürlich. Alles in Ordnung.“ Er log. Er fühlte sich elend nach den letzten Tagen. Das Gefühl ständigern Unwohlseins begleitete ihn, doch nur wenige Männer seiner Sektion waren in der Lage, darüber zu sprechen, was ihre Raumstation getan hatte. Manche waren krankgeschrieben, andere stürzten sich in ihre Arbeit. Er konnte nicht darüber sprechen.
Das Bild auf dem Bildschirm flackerte kurz, ein leichter Ruck veränderte die Position des Mannes. Irritiert sah der Mann sich um und wollte sich übersprungshaft am Kinn kratzen.
„Willst –“
Er kam nicht dazu, den Rest ihres Satzes zu hören. Noch bevor sein Finger sein Kinn berühren konnte, sahen seine Augen nur noch einen Bruchteil lang einen hellen Lichtschein und anschließend verschwand er für immer in der Dunkelheit.

Unruhig stand ein Mann an einer Sicherheitsschleuse, gekleidet in eine schwarze Stoffuniform und einen gepanzerten Helm. Er verlagerte sein Gewicht immer wieder von einem Fuß auf den anderen, murmelte immer wieder ein Wort und schüttelte den Kopf. Alderaan. Er kannte niemanden dort, hatte den Planeten niemals betreten. Doch er ballte eine Hand zur Faust. Als ein Offizier die Schleuse passierte, schwieg er, salutierte nicht einmal. Der Offizier ging weiter. Es war einfach nicht richtig gewesen. Bei allem Bemühen darum, den Krieg durch den Einsatz dieser Station hier noch zu verhindern – es hätte andere Wege geben müssen. Doch was konnte er tun, er als Einzelner, ein einfacher Soldat, Wachtrupp der Flotte an einer von tausenden Schleusen? Und dennoch ließ es ihn nicht los. Es war nicht sein Imperium, nicht mehr. Sie mussten besser sein. Und waren es nicht mehr; oder womöglich nie gewesen. Vielleicht war es Zeit, sich zu entscheiden. Vielleicht –
Ein kurzes Rucken des Bodens ließ ihn aufschrecken, als es ihn aus den Gedanken riss. Er blickte auf seine Stiefel, ehe der Boden unter ihm zu einem hellen Lichtschein wurde und er für immer in der Dunkelheit verschwand.

Er atmete schwer. Die Panzer- und Strahlenweste, die er trug, war nur einer der Gründe. Es war wieder so weit. Der dritte Planet. Hauptzündung einleiten. Er kniff die Lippen so eng aneinander, dass es schmerzte. Es war nicht schlimmer als das, was er fühlte, seit er zum ersten Mal den Hebel betätigt hatte. Er wusste, dass er der vielleicht größte Massenmörder der Geschichte war. Als sich herumgesprochen hatte, dass er den Hebel betätigt hatte, waren seine Kollegen und Freunde ihm aus dem Weg gegangen. Es war erst so kurz her und doch hatte sich so viel geändert. Er fühlte sich ausgestoßen. Aber was hätte er tun sollen? Ein Soldat folgte Befehle, oder nicht? Selbst wenn es die falschen waren? Er hasste sich dafür. Und das Imperium. Dafür, dass es ihn zum Henker gemacht hatte. Er wusste nicht einmal, wie viele Leben er bereits jetzt auf dem Gewissen hatte. Doch er wusste, er würde sich niemals wieder im Spiegel ansehen können. Seine Hände zitterten. Er schob den Hebel nach vorne, viel zögernder als zuletzt. Verzweiflung stieg in ihm auf. Er wollte nicht mehr. Nicht schon wieder. Es musste irgendwann aufhören. Ein rückfragender Ping seiner bereiten Bordschützenmannschaft ging im Display seines Panzerhelmes ein.
„Alles bereit“, sagte er als Antwort in das Com-Gerät, während er an die Überkopfkontrolle griff. Eine kurze Stille. Dann aber nach nur wenigen Sekunden ein erneuter Ping.
„Alles bereit…“, wiederholte er. Er konnte es nicht tun. Wollte nicht. Aber er musste. Der Abzug wankte unter seinem Griff. Er hatte keine Wahl. Dann aber - ein kurzer Ruck, fast wie ein ersehnter Glimmer der Hoffnung. Kritischer Fehler. Systemversagen. Er schloss die Augen. Danke. Der Lichtschein verschlang den Mann und er verschwand für immer in der Dunkelheit.

Aus dem Lichtschein flog ein kleines Raumschiff, ein vierflügeliger Jäger. Der Stern war verschwunden, hatte ein blinkendes Meer neuer Sterne hinterlassen. Wunderschön auf eine Art. Doch nach und nach verschwanden die neuen Sterne auch bereits wieder nach wenigen Augenblicken, einer nach dem anderen, bis sie alle verloschen waren und das Nichts wieder ins Dunkel gehüllt war. In der Weite des finsteren Weltalls erstarb das letzte Leben. Der Tod hatte mit dem Tod bezahlt. War es falsch, den Tod dafür einzusetzen? Vielleicht nicht, um Größeres und Schrecklicheres zu verhindern. Aber war es schlussendlich auch die Lösung oder nur die Bekämpfung eines Symptoms? Eines Problems, das viel tiefer lag? Es mochte nicht jeder Feind wirklich ein Feind sein müssen. Am Ende war der Feind der Krieg selbst. Der Hass und die Leiden, die er mit sich brachte. Er nährte das Schlechteste in der Galaxis. Und gab denen Macht, die keine haben durften. Der Totenschädel starrte zurück. Und in seinem Blick funkelten kristallene Abbilder verfinsterter, sterbender Welten.
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#22
Ruhig begann Luke seine Reise wieder auf zu nehmen. Setzte selbstsicher einen Schritt vor den anderen. Lauschte dem Knirschen des Sandes unter seinen Stiefeln und dem leisen Rauschen von Wind. Egal wohin er seinen Blick auch lenkte, überall erwartete ihn dasselbe Bild. Eine rote Wüste aus Sand. Luke fragte sich, ob in einer solchen Umgebung überhaupt Leben möglich war und sollte ein solches möglich sein, wie mochte es wohl geschaffen sein? In so vielen Dingen ähnelte diese Sandwüste der seiner Heimat und doch unterschied sie sich in so vielen Dingen. Ja, wenn Leben hier möglich war, welche Erscheinung hatte es wohl? Wie würde es sich in der Macht anfühlen? Vorausgesetzt es war ihm überhaupt möglich sie in der Macht wahrzunehmen. Yoda hatte ihm damals gesagt, genau so wie Obi-Wan, dass die Macht in allem Leben war. Dass sie dieses umgab, durchwirkte und miteinander verband. Sie war allgegenwärtig und doch war sie für ihn nicht immer zugänglich. Er wusste, dass er noch vieles zu lernen hatte, nicht nur was die Macht betraf, sondern auch was sich selbst betraf. Vor gar nicht einmal so vielen Jahren hatte er vieles für unmöglich gehalten, für Yoda der Grund seines Scheiterns und auch jetzt noch, obwohl er so vieles gesehen und erlebt hatte, so vieles erreicht hatte, gab es genügend Momente wo er Dinge für unmöglich hielt. Wo er sich einfach nicht vorstellen konnte, dass es einen Weg gab. Es war nicht so, dass er ihn nicht sah, sondern er bezweifelte, dass überhaupt einer existierte. Aber es war schwer an etwas zu glauben, das sich dem eigenen Verstand entzog und doch würde er es lernen müssen. Nicht alleine nur für sich, sondern für all diejenigen die nach ihm kommen würden. Diejenigen, für die er die Verantwortung besaß sie auf den rechten Weg zu führen. Diejenigen, die an ihn glaubten und darauf vertrauten, dass er sie nicht auf dem Weg stolpern ließ. Diejenigen, für die er in den letzten Monaten nicht der Meister gewesen war, der er hätte sein müssen. Aber in der Galaxis geschahen jeden Tag so viele Ungerechtigkeiten, so viele Freunde und Bekannte benötigten seine Hilfe und wenn er nicht für sie da war, ließ er sie dann nicht genau so im Stich wie er die Schüler im Praxeum im Stich gelassen hatte?

Luke drehte seinen Kopf zur Seite, als er aus den Augenwinkel eine Gestalt wahr genommen hatte, doch alles was er sah war endlos reichender roter Sand. Er mochte die Gestalt vielleicht nur für einen kurzen Moment aus den Augenwinkel gesehen haben, doch dieser kurze Moment hatte gereicht um genau zu wissen, wen er gesehen hatte. Ein junger Mann den er im Stich gelassen hatte, für den er nicht dagewesen war und dafür hatte er einen hohen Preis bezahlt. Luke wusste nicht, was die Zukunft ihm bringen würde und er wusste auch nicht wohin ihn sein Weg führen würde. Er wusste nur, dass es in seiner Verantwortung lag, einen solch schrecklichen Tag nicht wieder geschehen zu lassen, auch wenn er tief in seinem Inneren bereits wusste, dass er nie alle würde retten können die in Gefahr waren. Er mochte ein Jedi sein und viele Kulturen mochten in dem Wirken der Jedi Wunder gesehen haben und doch waren sie nicht in der Lage Wunder zu verbringen. Wären sie je in der Lage dazu gewesen, dann wäre die Vergangenheit wohl anders verlaufen.

Die Gedanken ließen Lukes Blick zu Boden wandern. Es war so viel Verantwortung, so viele Personen erwarteten von ihm das Unmögliche, wie sollte er jemals all diesen Ansprüchen gerecht werden? Er war kein weiser alter Mann wie Obi-Wan und er hatte auch nicht so viele Jahre gelebt wie Yoda. Er war gerade erst einmal 24 Jahre alt und doch hatte er in wenigen Jahren mehr erlebt, als manch andere in einem ganzen Leben. Er hatte Schmerz gesehen und er hatte Leid erlebt. Er hatte Hoffnung gesehen und Freude erlebt. Wenn die vergangenen Jahre ihm eines gezeigt hatten, dann war es, dass ein winziger Funke ausreichend war um große Veränderungen zu vollbringen.

Luke hob wieder seinen Blick und sah direkt in das Gesicht seines Vaters. Er sah nicht den Mann, dessen sterbende Worte er auf dem zweiten Todesstern vernommen hatte, sondern den Mann, den er zum letzten Male auf Endor gesehen hatte. Auf Endor war es der Machtgeist seines Vaters gewesen, der sich zu Obi-Wan und Yoda gestellt hatte, doch hier war es kein Machtgeist den er sah. Das Bild seines Vaters war so klar und deutlich. Geradezu greifbar. ‚Wir werden immer bei dir sein mein Sohn‘, hörte er Anakins Stimme in seinem Kopf. ‚Vater‘, hörte sich Luke sagen und streckte die Hand aus um ihn zu berühren, doch seine Hand griff ins Leere. Langsam ließ Luke seine Hand sinken und schloss die Augen. Lauschte einen Moment lang einfach nur dem Klopfen seines Herzens. Ja, sie würden immer bei ihm sein.

Seine Augen öffneten sich wieder und wo vorher nur roter Sand gewesen war erhob sich nun ein – Ja, ein was eigentlich? Es war nicht einfach nur ein Gebäude, es war auch kein Gebäudekomplex. Es war, als hätte jemand aus einer Vielzahl an unterschiedlichsten Gebäude ein Einzelnes errichtet. Aber es folgte keinerlei Symmetrie, keiner ihm bekannten Logik. Seinem Verständnis nach könnte ein derartiges Gebäude in der Realität überhaupt gar nicht existieren können. Es würde in sich zusammenfallen wie ein aus Sabbac-Karten errichteter Turm. Aber nicht nur, dass es jeder Gravitation zu trotzen schien, änderte es auch mit jedem Herzschlag seine Gestalt. Es war ständig in Bewegung. Teile des Gebäudes verschwanden und tauchten an anderer Stelle wieder auf. Andere Stellen wiederum veränderten einfach nur ihre Form. Es war Luke absolut unmöglich das Gesehene in seiner Vollständigkeit zu begreifen. Es entzog sich mit einer Leichtigkeit seinem Verständnis. Aber er war nicht hier her gekommen um dieses Schauspiel zu beobachten, sondern er war hier um einer jungen Frau zu helfen. Einen letzten tiefen Atemzug nehmend öffnete Luke die einzige Türe die sich ihm offenbart hatte. Für einen kurzen Moment war das Innere erfüllt von dem Licht, das durch die Türe hereinfiel und Luke konnte ein Wirrwarr an Treppen und Türen erblicken. Dann jedoch schloss sich hinter ihm die Türe und Dunkelheit umgab ihn. Den Eindrücken seiner Augen beraubt, schloss Luke diese und ließ sich in der Macht fallen, damit sie ihn dorthin führen würde, wo er sein wollte. Sicher setzte er einen Schritt vor den anderen. Er stieg Treppen hinauf und wieder hinab. Er öffnete Türen und schritt durch lange Gänge, bevor er weitere Türen öffnete, die ihn zu anderen Treppen führte. Es war eine gefühlte Ewigkeit wo er einfach nur einen Schritt vor den anderen setzte und dann spürte er plötzlich das warme Gefühl in seiner Brust und die Gewissheit am Ziel angekommen zu sein. Er öffnete die Augen und stellte fest, dass die Dunkelheit, welche ihn willkommen geheißen hatte, verschwunden war. Der Raum war erfüllt von einem warmen und sanften Licht und dessen Quelle war eine müde drein schauende junge Frau.

‚Du kannst dich nun ein wenig ausruhen und neue Kraft sammeln‘, sprach Luke mit beruhigendem Tonfall, während er auf die junge Frau zuging. ‚Ich werde nun für dich die Dunkelheit fern halten.‘ Er blieb hinter ihr stehen und legte ihr leicht seine Hand auf die Schulter. Zeigte ihr damit, dass er hier war und ließ sie zugleich spüren, dass sie ihm vertrauen konnte. Er würde nicht zulassen, dass die Dunkelheit bis hier her vordringen konnte. Er hatte es ihr versprochen und er hatte nicht vor dieses Versprechen zu brechen.



Luke öffnete die Augen und blinzelte, als ihm ein Schweißtropfen ins Auge ran. Sie zu finden hatte ihn mehr Kraft gekostet, als er sich vorgestellt hatte und das war nicht die einzige Erkenntnis, welche ihn in diesem Augenblick wie ein Blasterschuß traf. Ihr Bewusstsein abzuschirmen, die Verbindung aufrecht zu erhalten, das kostete ihn seine ganze Kraft und Konzentration, wie also sollte er da noch die Macht benutzen ihr das Schrapnell zu entfernen? Er hatte eindeutig den Mund voller genommen als gut für ihn gewesen wäre. Aber er hatte damit begonnen, also würde er es auch zu Ende bringen. Mit der einen oder anderen Hilfe.
„3PO!“, rief er nach dem Protokolldroiden, von dem er wusste, dass er hier irgendwo sein musste. „Ich brauche deine Hilfe.“
„Aber gewiss doch Master Luke“, erklang es dann auch schon direkt neben ihm. „Womit kann ich ihnen behilflich sein?“
War er etwa die ganze Zeit über neben ihm gestanden? Einerseits ein beruhigendes Gefühl, irgendwie aber auch nicht.
„Du wirst mit jetzt wirklich genau zuhören“, sprach Luke und man konnte seiner Stimme die Anstrengung anhören, welcher er gerade ausgesetzt war. Schritt für Schritt erklärte er 3PO was er nun zu tun hatte.
„Master Luke, ich muss doch protestieren. Ich bin eine Protokolldroide und kein Medi-Droide. Ich bin für so etwas -“
„Tue einfach nur das was ich dir sage.“
„Wie wäre es, wenn ich einfach Hilfe hole? Sie haben mir hier -“
„Dafür ist keine Zeit!“, kam es nun doch deutlich eindringlicher von Luke. „Wenn du es nicht tust, dann – Ich weiß nicht was dann passiert, aber ich weiß, dass man dich dafür verantwortlich machen wird. Erst R2, dann Han, dann Chewie, dann -“
„Ohje ohje. R2 würde mir das niemals verzeihen wenn ihnen etwas zustößt Master Luke“, kam es nun von 3PO, dem man die Angst durchaus anhören konnte. Wieso musste man ihm eigentlich immer erst drohen? Vielleicht sollte Chewie mal ein bisschen an seiner Loyalitätseinstellungen herumspielen.
„In Ordnung. Ich tue was sie von mir verlangen. Aber ich wiederhole an dieser Stelle noch einmal deutlich, dass ich kein Medi-Droide bin.“
„Anmerkung zur Kenntnis genommen und jetzt folge meinen Anweisungen“, meinte Luke und erklärte 3PO dann was dieser als erstes zu tun hatte. Für einen kurzen Moment versuchte er mit Hilfe der Macht ein wenig einzuwirken, aber er merkte sofort, dass er es besser bei dem Versuch belassen sollte. Er war nicht in der Lage dazu und hatte sich jetzt schon über seine eigenen Grenzen hinaus bewegt. Er durfte nicht noch mehr riskieren, wenn er weder ihr, noch sich selbst, Schaden zufügen wollte.

Er konnte in seinem ganzen Körper spüren, wie ihr Bewusstsein auf das reagieren wollte, was gerade mit ihrem Körper passierte und Luke konzentrierte sich noch ein bisschen mehr auf die Barriere, die er um ihr Bewusstsein errichtet hatte. Die Barriere, welche sie vor Schmerz und negativen Gedanken abschirmte und ihr die Ruhe ermöglichen sollte, die sie dringend benötigte. Vermittelte ihr noch mehr das Gefühl von Ruhe und Wärme, während er 3PO Schritt für Schritt durch die Prozedur leitete.

Als der letzte Schritt vollbracht war und die Wunde ordnungsgemäß versorgt und verschlossen war, fühlte sich Luke einfach so unsagbar müde, aber er wusste, dass es noch nicht vorbei war. Er schloss die Augen und ließ sich von der Macht treiben. Als er das nächste Mal die Augen öffnete, befand er sich nicht wieder inmitten einer roten Sandwüste, sondern genau an der Stelle, an welcher er verblieben war. Er stand noch immer hinter der jungen Frau, die Hand auf ihre Schulter gelegt.
‚Ich hoffe du konntest ein wenig Ruhe und Kraft finden‘, sprach er zu ihr und lächelte leicht. ‚Denn ich kann nicht länger hier bei dir verweilen.‘ Er nahm seine Hand von ihrer Schulter und während noch immer ein Lächeln auf seinen Lippen lag verblasste seine Erscheinung erst langsam, doch dann immer schneller.

Luke löste seine Hände von ihren und ließ sie kraftlos in den Schoß sinken. Sie zitternden von der Anstrengung welcher er sich ausgesetzt hatte. Seine Haare klebten ihm an der schweißnassen Stirn und sein Atem ging schwer. Er fühlte sich so erschöpft, wie er sich noch nie gefühlt hatte und er hoffte, dass ihm weiterer Ärger oder Probleme erspart blieben, bis er wenigstens ein Weile, eine lange Weile, Schlaf gefunden hatte.
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#23
Ein wirrer Geist, durchzogen von Labyrinthen, die sich selbst beständig neu formten, um neue Gefängnisse zu errichten. Manches versuchten sie auszusperren, anderes hingegen einzusperren, damit es nicht entkam… oder vielleicht auch verborgen und sicher blieb? Möglicherweise war es das, was Maledice… was Reah gesucht und gefunden hatte. Unklar. Bis zuletzt war es das geblieben. Und würde es auch weiterhin. Doch irgendetwas anderes drang noch hinzu. Eine gewisse Ruhe und Beständigkeit, das Gefühl von Morgentau nach der düsteren Nacht. Die Augen öffneten sich allmählich, flimmrig, die Sicht unscharf von Flüssigkeit. Sedrael blinzelte einige Male, um wieder klarer sehen zu können. Es dauerte etwas, ehe die Formen vor ihr wieder erkennbare Gestalt anzunehmen begannen. Instinktiv glitt ihr erster Blick allerdings an sich, an ihre Seite hinab. Ihre Kleidung war noch immer blutrot verfärbt, durchnässt, wenn auch schwer zu sehen auf dem purpurnen Stoff. Aber auch nicht mehr. Sie fasste über die Stelle, die vor kurzem noch malträtiert gewesen war und glaubte unter dem Stoff den Verband sowie die trocknende Festigkeit von Synthfleisch zu spüren. Kein unmittelbarer Schmerz, ihre Haut kitzelte auch nicht weiter, mehr hatte nun die Taubheit überhandgenommen. Das war in gewisser Sicht aber kein schlechtes Zeichen, wenn sie das richtig interpretierte. Sie bemühte sich um ein ruhiges Einatmen, verengte nochmals kurz die Augen. Ein kurzes Aufwallen in der Macht, mehr eine kleine Woge denn eine vereinnahmende Welle. Genug aber, um die Botenstoffe in ihrem Körper zu spüren, die eifrig ihre Informationen durch den Körper trugen. Es mochte genügen, für den Augenblick zumindest. Sie zuckte kurz, kaum merklich, als das Bild eines Schädels im roten Sand plötzlich vor ihrem Auge erschien. Sofort ebbte die Macht binnen einer Sekunde wieder ab. Der Schädel, nur da für den Bruchteil eines Herzschlags, war fort. Gepresst atmete sie die Luft schließlich wieder aus. Vorsichtig.

Als ihre blauen Augen wiederkehrten, blieben sie dieses Mal jedoch nicht an sich selbst hängen, sondern an dem Fremden ihr gegenüber. Er und seine Motivation mochten sich ihr noch entziehen, doch schien für den Moment zumindest kein Zweifel angebracht zu sein, dass er ihr geholfen hatte. Etwas, das zu diesen Zeiten weder häufig noch selbstverständlich zu sein schien, ganz unabhängig von etwaigen Hintergründen. In das blasse Gesicht kehrte merklich wieder ein Stück weit die Farbe zurück, zu schnell vielleicht, um unmittelbar mit der Behandlung zu tun zu haben.
„Ich danke dir“, sagte sie dann, halb zu Boden blickend und dadurch beinahe wie eine beschämte Schülerin wirkend. Doch nur für einen Augenblick, ehe ihre Augen im Augenwinkel ebenso wahrnahmen, wie der goldfarbene Protokolldroide ebenfalls recht nah stand und dessen Hände auch ein Stück weit von der Behandlung abbekommen hatten. Sie hob ihren Kopf erneut an, drehte ihn in Richtung des Droiden an, und hob dann einen Mundwinkel zu einem gequält wirkenden Lächeln. Immerhin.
„Und dir.“
Es war ein seltsames Gefühl, mehr und mehr auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein – die letzten Jahre waren so sehr anders gewesen. Auf Firrerre waren tagtäglich Leute an der Seuche gestorben, für die sie nichts mehr hatte tun können. Schwierige Jahre sicherlich, dennoch kam sie nicht umhin einzugestehen, dass es für sie einfacher war zu helfen als geholfen zu werden. Sie war sich nicht im Klaren über die kulturellen Gepflogenheiten des Menschen, welche Implikation das nun mit sich brachte, sofern es das überhaupt tat. Es gab praktisch endlos viele Gebräuche in dieser Galaxis, nicht nur, aber gerade auch unter den weit verbreiteten Menschen. Doch aktuell machte ihr Gegenüber nicht den Eindruck, als wären soziale Normen gerade sein Hauptanliegen. Er hatte sich ein kleines Stück weit von ihr entfernt zu Boden fallen lassen, völlig erschöpft von der Anstrengung, die er durch ihre Versorgung erlitten hatte. Sie entschied sich daher auch, weiterhin sitzen zu bleiben, streckte nur die Beine ein Stück weit aus und platzierte die Unterarme auf den Knien.

Einige Augenblicke lang betrachtete sie den Mann nur stillschweigend. Wer er wohl war? Nun, streng genommen wusste sie es. Er hatte es ihr gesagt. Der Nachname mochte etwas implizieren, vielleicht aber auch nicht. Dann allerdings wäre es ein kurioser Zufall gewesen. Sie konnte nicht viel über den Namensvetter des Mannes ihr gegenüber sagen – sein Stern ging erst auf, als der ihre im Orden bereits erloschen war. Der Gedanke, dass hier eine Verbindung bestehen konnte, schien eigentlich abwegig zu sein, zumal auch er, wie alle anderen, mit Ende des Krieges untergegangen war. Es war dennoch bemerkenswert. Ihr Blick fiel dann auf das Zittern der Hände; eine enorme Anstrengung, der er sich gerade ausgesetzt hatte, und diese forderte nun von ihm Tribut ein. Der Brustkorb hob und senkte sich schwer. Sie entschied sich dazu, eine ihrer Hände zu senken und griff nach der Wasserflasche neben sich, die er ihr vorhin überlassen hatte, schob diese auf dem Boden liegend über das Gras in seine Richtung, bis sie kurz vor ihm zum Stehen kam.
„Du hast das gut gemacht“, fuhr sie dann fort, wobei nicht ganz klar wurde, ob sie das als Feststellung für sich selbst ins Nichts sagte oder tatsächlich zu ihm als Adressaten, eine krude Mixtur jedenfalls aus Anerkennung und Überraschung. Tatsächlich hatte sie einen großen Teil der Prozedur überhaupt nicht aktiv mitbekommen und sie schien nicht zu glauben, dass es daran lag, dass sie eventuell ohnmächtig geworden sein konnte. Das sprach durchaus für eine gewisse Fertigkeit.
„Und es ist selten in dieser Zeit, jemanden zu finden, der hierzu fähig ist.“
Es war für sie geradezu erstaunlich, wie unterschiedlich sich diese Begegnungen anfühlten. Auf der einen Seite Reah, ein Geist, der ständig in Bewegung, chaotisch, nicht zielgerichtet erschien, geradezu animalisch und doch gleichzeitig in gewisser Form unnatürlich, zersetzend, gleichzeitig geprägt von ständigen Eruptionen. Das hier, es war etwas völlig anderes. Ein ruhiger Fluss voller Ausgeglichenheit, vielleicht noch etwas krude und mit Hindernissen versehen, jedoch keineswegs wie die starken Ausschläge bei einem jüngeren Machtnutzer mit wenig Erfahrung. Ganz unabhängig von den Vorkommnissen hier war der Mann spürbar vertraut mit dem, was er tat – trainiert, etwas anders vielleicht als der Gleichstrom eines toten Ordens, aber nichtsdestotrotz wissend. Es war für sie kaum möglich, aus ihm schlau zu werden. Einerseits in Teilen vertraut, andererseits doch wieder anders. Ein Rätsel.
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#24
Wäre Luke nicht so erschöpft gewesen, wären ihm vielleicht die Anwesenheit zweier vertrauter Energien in der Macht aufgefallen. Er wäre sich ihrer Anwesenheit gewahr gewesen, so jedoch aber blieben sie von ihm unbemerkt.
„Nicht erwartet, dass gelingen ihm sein Vorhaben wird“, kam es tonlos über Yodas Lippen und doch konnte Obi-Wan ihn klar und deutlich verstehen.
„Er ist nicht mehr der junge Mann, den ich damals zu dir nach Dagobah geschickt habe“, meinte Obi-Wan mit einem warmen Lächeln auf den Lippen.
„Mhmm“, murmelte Yoda und richtete seinen Blick auf den entfernt am Boden liegenden jungen Mann. „Dennoch, gefährlich für einen jungen Jedi es ist, seine Grenzen nicht zu kennen. Großen Schaden er sich zufügen damit kann.“
„Und doch muss ein Jedi jeden Tag aufs Neue seine Grenzen austesten, sich über sie hinweg setzen. Nur wer bereit ist sich aus dem Vertrauten heraus zu wagen, ist in der Lage zu wachsen. Seine Verbindung zur Macht zu stärken und neues Wissen zu erlangen.“
Yoda drehte seinen Kopf leicht zur Seite und sah hinauf in das vertraute Gesicht Obi-Wans, ehe er seinen Blick wieder in die Ferne richtete.
„Die Verlorene Stadt der Jedi“, sprach Yoda ruhig. „Sehr altes Wissen aufbewahrt dort ist. Gefährlich es werden kann, wenn in unerfahrene Hände es fällt. Groß die Versuchung wird sein zu viel, zu schnell, lernen zu wollen.“
„Luke kennt die Gefahren der Dunklen Seite. Er ist sich ihrer Verlockungen bewusst und ich vertraue ihm, dass er nicht dieselben Fehler begeht, die Viele vor ihm begangen haben“, sprach Obi-Wan mit fester Stimme, den Blick auf den Sohn eines alten Freundes gerichtet.
„Hoffe, dass Recht du behältst“, murmelte Yoda und seine Stimme vermischte sich mit dem Rascheln des Windes in den Blättern.

Müde hatte sich Luke nach hinten fallen lassen und lag nun auf dem Rücken, den Blick in den Himmel gerichtet. Für einen Moment war es ihm, als würde er Schiffe am Himmel sehen. Lichtblitze die durch die Atmosphäre jagten, doch war es nicht mehr als eine Erinnerung gewesen. Ein Nachbeben der Macht. Er schloss die Augen und fuhr sich mit der Händen über das Gesicht. Er hörte die Stimme der jungen Frau, deren Namen er noch immer nicht kannte. Von der er so vieles nicht kannte. Eine absolut Fremde und doch war da etwas an ihr, das – konnte man es vertraut nennen? Luke war sich nicht sicher was genau es war oder wie er es einzuordnen hatte. Er wusste nur, dass er ihr vertrauen konnte und er konnte es nicht einmal erklären. Er wusste nicht, was er auf ihr Danke hätte antworten sollen, denn war das was er getan hatte überhaupt eines Dankes wert? Hatte er wirklich mehr getan, als dem nachzukommen für was die Jedi einst standen und wieder stehen sollten? Während Luke noch am überlegen war, was er ihr auf ihre Worte entgegnen sollte, hört er schon die helle und blecherne Stimme von 3PO.
„Ich habe nur getan, was mir Master Luke gesagt hat“, fing er an und sah abwechselnd zwischen Luke und der jungen Frau hin und her. „Ich bin ein Protokolldroide, kein Medidroide. Was ich auch Master Luke gesagt habe. Ich beherrsche über sechs Millionen unterschiedliche Kommunikationsformen, dafür wurde ich programmiert. Nicht um jemanden wieder zusammen zu flicken. Aber ihren Dank nehme ich selbstverständlich gerne an. Immerhin wäre es unhöflich es nicht zu tun. Außerdem -“
„Hältst du jetzt die Klappe“, kam es mit müder Stimme von Luke, der seinen Oberkörper aufrichtete und sich mit den Unterarmen auf dem Boden abstützte. Ihm brummte so oder so schon der Kopf, da konnte er einen Droiden, der sich zu gerne selbst reden hörte, einfach nicht gebrauchen.
„Ich hoffe er hat nicht mehr geredet als ich gehört habe“, sprach Luke weiter und griff nach der Wasserflasche, die ihm die junge Frau wohl irgendwann einmal zugeschoben haben musste. „Er hat leider die Angewohnheit in den unpassendsten Momente mehr zu sagen als er sollte und meine Freunde und mich in die schwierigsten Situationen zu bringen.“ Luke öffnete die Flasche und warf 3PO einen warnenden Blick zu und nahm dann einen großen Schluck. „Aber man muss ihm zu Gute halten, dass er auch oft genug nützlich gewesen ist. Nützlich genug, um ihn vor einer Neuprogrammierung zu schützen“, meinte Luke und verschloss die Flasche wieder. „Was aber nicht heißt, dass das auch immer so bleiben muss“, fügte er dann noch schnell hinzu, als er aus den Augenwinkel sah, wie 3PO bereits wieder ansetzen wollte. Er hatte zwar keinen Mund der zucken konnte, aber man hatte genug Zeit miteinander verbracht, so dass man seine Reaktionen und sein Verhalten mittlerweile vorhersagen konnte.

„Es ist beruhigend zu sehen und zu hören, dass es funktioniert hat“, kam es mit einem Lächeln von Luke, der langsam aufstand und sich dann umsah. Sein Blick fiel auf das schwelende Schiffswrack und mit vorsichtigen Schritten ging er darauf zu. Es musste sich doch dort etwas finden lassen, das die junge Frau anziehen oder zumindest als Umhang nutzen konnte. So wie sie jetzt bekleidet war konnte er sie unter keinen Umständen durch den Dschungel von Yavin laufen lassen. „Ich habe Meister Yodas Lektion nicht vergessen, welche er mir vor 2 Jahren gegeben hat, nachdem mich Meister Obi-Wan zu ihm nach Dagobah geschickt hat“, erzählte Luke, durchaus ein wenig gedankenverloren, während er auf altmodische Art ein paar Wrackteile beiseite räumte. ‘Nicht versuchen. Tun, tun. Oder nicht tun. Es gibt kein Versuchen’, das waren damals seine Worte gewesen, als ich zu ihm gesagt hatte, dass ich etwas versuchen würde. Damals habe ich nicht verstanden was er mir damit sagen wollte, aber ich denke, ich habe es jetzt begriffen.“ Luke richtete sich auf und wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn. Sein Blick glitt ein wenig an der jungen Frau vorbei in den Wald hinein, als würde er darauf warten dort jemand stehen zu sehen. „Man muss an sich und das was man vorhat zu tun glauben. Man muss überzeugt davon sein, es schaffen zu können, dann hat man auch die Sicherheit und das notwendige Vertrauen sich voll und ganz auf die Macht einlassen und sich von ihr leiten lassen zu können“, sprach er weiter und fokussierte seinen Blick wieder auf die junge Frau. „Wenn man Dinge nur versucht, dann hat man Zweifel. Zweifel an sich, am eigenen Können, an einem Erfolg … Zweifel führen zu Unsicherheit und letzten Endes zum Versagen.“ Ein erneutes Lächeln huschte über die Lippen des jungen Mannes, ehe er seine Arbeit wieder fortsetzte. Irgendwo in diesem Schiff musste sich doch etwas finden lassen. Es konnte doch nicht alles verbrannt oder zerstört sein.

„Zugegeben, es hat eine ganze Weile gedauert bis ich es begriffen habe“, kam es gedämpfter aus dem Inneren des Wracks. „Aber dafür werde ich es nie wieder vergessen.“ Luke wusste selbst nicht so genau, warum er ihr jetzt diese Geschichte erzählte. Vielleicht tat er einfach nur, um nicht laut sagen zu müssen, dass es das erste Mal gewesen war, wo er so etwas getan hatte. Die Wahrheit in eine Geschichte zu packen, in welcher er nicht derjenige war, der etwas Großes getan hatte, sondern ein Versager gewesen war, damit sie sich nicht schlecht fühlen musste. Wobei er nicht einmal wusste, ob sie sich überhaupt schlecht fühlte oder schlecht fühlen würde, wenn er es ihr auf normale Art und Weise gestanden hatte. Allerdings, wer fühlte sich schon wohl, wenn er erfuhr, dass er ein klein wenig ein Versuchsobjekt gewesen war? Allerdings hoffte er inständig, dass sie jetzt nicht verärgert oder schlimmer noch wütend auf ihn war, denn Wut war Letzte was in dieser Situation dienlich war. Er hatte keine Ahnung welche Folgen das Gefühl von Wut auf sie haben würde. Immerhin wusste er nicht was sie erlebt hatte, aber was er gesehen hatte hatte ihm einen kleinen Einblick gewährt und der hatte ihm gereicht.

Aus den Augenwinkel entdeckte Luke einen umgefallenen Spind. Er versuchte ihn zu öffnen, aber er war verschlossen. Mit geübtem Griff zog er sein Lichtschwert aus dem Gürtel, zündete es und schnitt vorsichtig das Schloss heraus und steckte dann das ausgeschaltete Lichtschwert zurück an seinen Gürtel. Mit beiden Händen griff er nach der Türe des Spinds und nach ein paar Mal kräftigem Rütteln und Ziehen gab die Türe endlich nach. Er hatte Glück, denn in dem Spind hatte sich tatsächlich etwas zum Anziehen befunden. Die Uniformjacke war das Einzige in dem Spind gewesen und Luke war sich sicher, dass der Besitzer sie nicht mehr benötigen würde. Es war gewiss nicht optimal, aber allemal besser als nichts. Mit seinem Fund in Händen kroch Luke wieder aus dem Wrack und ging ruhigen Schrittes auf die junge Frau zu, blieb aber in höflicher Distanz stehen.

„Nicht besonders modisch“
, meinte er mit einem entschuldigend Blick und einem Grinsen, während er ihr die Jacke langsam entgegen streckte. „Aber sie ist sauber und sollte für ausreichend Schutz sorgen.“ Wäre Mytria jetzt hier, würde sie ihm gewiss einen tadelnden Blick zuwerfen, weil er es wagte einer jungen Frau eine derartige Jacke zu reichen. Immerhin unterstützte die Jacke in keinster Weise jegliche weiblichen Vorzüge, aber irgendwann würde auch Mytria begreifen, dass Nutzen wichtiger war als Aussehen. Bis dahin war es wohl noch ein langer Weg, aber wer einen Weg verließ, nur weil er steinig war, würde sein Ziel niemals erreichen.
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#25
Die Macht war eine wundersame Existenz, zweifellos. Schier allgegenwärtig, wenn man wusste, wie sie sich zeigte, und dennoch an manchen Stellen und Zeiten präsenter denn an anderen. Wie ein Lebewesen, das sich bisweilen von einem Ort an den anderen bewegte, um auch diesen für sich zu erkunden. So auch hier. Ein Auf und Ab, dem man lauschen konnte, soweit man die Muße dafür finden konnte. Doch gerade war nicht die Zeit dafür. Sedrael spürte, dass sie müde wurde – das Adrenalin ließ nach und nun begann allmählich der Erschöpfungszustand einzusetzen. Sie atmete einmal tief durch. Ihrem neuesten Begleiter schien es ähnlich zu gehen; es machte ihm sichtlich Mühe, aufrecht bleiben zu können.

Als der aufgeregte Droide das Wort ergriff, blickte Sedrael wieder zu diesem hoch, sah dann wieder mit großen Augen zu dem Menschen herüber, dann wieder zu dem Droiden, als diese gemeinsam in Austausch traten. Plötzlich begann sie zu lachen und ihr Gesicht füllte sich merklich mit Farbe. Die Interaktion zwischen dem Menschen und seinem Droiden und deren Streit waren einfach zu komisch. Eigentümlich. Lachen, so merkwürdig das auch sein mochte, war beinah schon eine fremde Erfahrung geworden. Eine erschütternde Erkenntnis gleichwohl, aber auch eine Wahrheit, die sie akzeptieren musste. Und es schmerzte nicht einmal. Es hatte wenig Gelegenheit zu lachen gegeben, in den letzten Wochen, Monaten, gar Jahren. Eine harte, raue Zeit lag nicht nur hinter ihr, hinter allem. Angefangen über die Klonkriege, dem Exil, der Firrerre und seiner Seuche, die Zerstörung der Welt, Reah, das Versteckspiel und nun, zuletzt, Korriban, sowie eine erneute Gefangenschaft. Es war schwer zu sagen, welcher all dieser Punkte am Ende der schrecklichste von allen gewesen sein mochte, waren doch die meisten davon für sich genommen schon schrecklich genug, um damit ein ganzes Sephi-Leben füllen zu können. Die schiere Masse an allem war kräftezehrend und so war es jetzt vielleicht das erste Mal seit vielen Jahren, dass sie sich nicht in einer lebensfeindlichen Umgebung wähnte. Ihr entging dabei die Ironie, dass es dafür einen katastrophalen körperlichen Zustand zur Folge hatte, zwar nicht. Doch jetzt gerade, in diesem Augenblick, schien das nicht einmal entscheidend. Eine Prise, ein Hauch des Geschmacks einer süßen Freiheit, die früher einmal viel selbstverständlicher zu gewesen sein schien, aber jetzt beständig von Tod, Furcht und Wut überlagert zu werden drohte und sie immer wiederfand, gleich wohin sie auch ging. Eine Fährte der Zerstörung. Sie versuchte, diesen Gedanken auszublenden und einfach diesen kurzen Moment genießen zu können, wenngleich es schwerfiel. Vielleicht musste auch das erst wieder ganz neu gelernt werden.

Ihr fiel auf, dass die müden Knochen in ihrer Position allmählich zu schmerzen begannen und daher versuchte sie, sich mithilfe des Felsens in ihrem Rücken als Stütze, etwas aufzurichten. Der Körper fühlte sich ansatzweise taub an, noch ein wenig wie im Schlaf, so dass es doch eher unbeholfen wirkte, aber schlussendlich gelang es schon unfallfrei, sich so weit zu bewegen, dass sie sich auf den Felsblock setzen konnte. Auch hier schien es ihm ähnlich zu gehen, nur dass er sich in allgemein besserem Zustand schneller zu erholen vermochte und so dann zu erzählen begann, während er indessen begann, das noch immer rauchende Shuttle untersuchte. Sie ließ ihn dabei gewähren, drehte dabei nur den Kopf halb in diese Richtung, um die Schneise, die das Schiff beim Absturz geschlagen hatte, nicht sehen zu müssen. Ihr war immer noch rätselhaft, was geschehen war. Sie erinnerte sich nur an wenige Einzelbilder vor dem Absturz, aber sie musste wohl in irgendeiner Form zuvor wach gewesen sein, möglicherweise aber auch nur kurzzeitig. Die Bilder waren nur sehr verschwommene Eindrücke, unklar, bruchstückhaft. Sie war sich auch nicht sicher, ob sie sich überhaupt erinnern wollte.

Der Mann begann derweil zu erzählen, beiläufig beinahe. Doch bereits nach wenigen Worten empfand sie völlige Überrumpelung. Als sie den Namen Yoda in ihren Ohren vernahm, weiteren sich die Augen überrascht und ihr stand der Mund offen, unklar allerdings, ob er das mitbekam, da er sich eigentlich auf das Schiff zu konzentrieren schien. Sie war allerdings gar nicht in der Lage, ihre Überraschtheit in irgendeiner Form zu kaschieren, sollte er doch einmal herüberblicken. Die Müdigkeit schien sofort fort zu sein. Meister Yoda war am Leben? Das schien… äußerst unwahrscheinlich, aber womöglich auch nicht völlig undenkbar. Vielleicht hatte der eine oder andere die große Säuberung in der Tat überlebt – und wenn es einer weisen Person überhaupt gelungen wäre, dann wäre es wohl diese. Aber schlussendlich, was bedeutete das nun wirklich? Tat es das denn überhaupt? Wie hätte er sie und ihr Verhalten in den vergangenen Kriegen wohl rückblickend bewertet? Möglicherweise sollte sie sich diese Fragen aber auch einfach gar nicht stellen, schließlich war sie weder Rechenschaft schuldig noch willens, eine solche von sich aus abzugeben. Neugier, vielleicht. Reue, im schlechtesten Fall. Doch welch erstaunlicher Zufall dazu führte, dass nun er hier war und ihr darüber erzählen konnte. Ein fast schon zu großer Zufall, um es wirklich so zu nennen. Es war schwierig, ihre Gefühle darüber wirklich in Worte fassen zu können. Trotz allem waren die Jedi weiter eine Narbe in ihrer Seele, etwas, das sie – in welcher konkreten Form auch immer – mit einem gewissen Bedauern zu erfüllen wusste. Vermutlich aber gab es für manche Entscheidungen im Leben auch Jahrzehnte später noch immer keine Antwort darauf, ob sie richtig gewesen waren oder nicht. Vermutlich gab es für manche dieser Entscheidungen diese Antwort auch nie. Sie entschied dennoch, sich an die Beantwortung dieser Frage allmählich heranzupirschen.
„Wie kam es dazu, dass du Lehrer der Jedi kennenlernen konntest?“, fragte sie daher schließlich nach einiger Überlegung, wobei sie – vermutlich unbeabsichtigt – aber dabei übersah, dass sie damit eine Verbindung zwischen den von ihm genannten Namen und deren Zugehörigkeit zu den Jedi zog, was er selbst gar nicht getan hatte und damit einem aufmerksamen Zuhörer wohl versehentlich verriet, dass ihr diese Verbindung dennoch bekannt war und sie somit mehr wusste, als sie bislang preisgab.
„Die Jedi und ihre Lehren sind fort, nicht? Lange schon, ihre Zeit vergessen von den meisten. Nicht viel mehr als Geschichten und Legenden sind verblieben.“
Er war ein junger Mensch – sie konnte sich schwerlich vorstellen, dass er alt genug war, um die Ära der Jedi noch selbst miterlebt haben zu können. Und dennoch vermochte sie nicht, eine Täuschung seinerseits zu erkennen, wenngleich sie zugeben musste, dass es ihr derzeit ohnehin schwerfallen durfte.

Sie nahm die schwarze Uniformjacke von ihm mit einem dankenden Nicken entgegen, vermutlich handelte es sich um Wechselklamotten für die Piloten. Es war ein Schnitt der weißen Uniform ähnlich, die sie auf Reahs Sternenschiff zeitweise hatte tragen müssen. Erinnerungen. An die Zeit auf dem Schiff, zum Teil gute, zum Teil schlimme. Die letzte Uniform war am Ende blutbefleckt gewesen, wenn es auch wenigstens nicht ihr eigenes gewesen war. Ihre Miene hatte sich wieder verändert, schien nun erneut nachdenklicher geworden zu sein. Sie warf sich die dunkle Jacke zunächst nur über ihre Schultern und bedeckte sich damit. Die schwarze Gaberwolle des schweren Militärstoffes fühlte sich beruhigend warm an. Ihr war gerade nicht mehr bedenkenswert kühl im Moment, dennoch war es eine angenehme, schöne Form der Wärme, die trotz des wolkenfreien blauen Himmels und der dadurch wohligen Sonneneinstrahlung etwas Tröstendes mit sich brachte.
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#26
Es war ein gutes Gefühl sie lachen zu hören. Ein Lachen hervorgerufen von einer völlig banalen Sache. Einer Sache, die für ihn fast schon Gewohnheit geworden war. Etwas worüber er nicht einmal mehr nachdachte. Für ihn war es einfach nie anders gewesen. Er hatte sich nie die Frage gestellt, wie andere wohl über seine Verhältnis mit dem goldenen Protokolldroiden denken mochten oder wie ihr Umgang miteinander auf andere wirken mochte. Viele waren schon Zeuge ihrer Wortwechsel gewesen und es hatte zahlreiche Reaktionen gegeben, aber Luke konnte sich nicht erinnern, dass jemals ein Lachen darunter gewesen war. Es war ein aufrichtiges Lachen gewesen und Luke hatte nicht anders können als zu lächeln. Er wusste nicht was sie alles erlebt hatte, so hatte er doch selbst nur einen winzig kleinen Einblick erhalten. Aber dieses Lachen war für ihn ein Zeichen der Hoffnung. Ein Zeichen dafür, dass nicht alles verloren war. Dieses Lachen war ein Stück Normalität in einer überhaupt nicht normalen Zeit gewesen.

Luke setzte sich vor sie auf den Boden und wollte zuerst einen Schneidersitz einnehmen, entschied sich jedoch auf halbem Wege anders. Somit lag nun ein Bein untergeschlagen vor ihm, während das andere angewinkelt stand. Er legte den linken Arm auf das angewinkelte Bein und ließ die Hand baumeln, während die andere Hand sich mit ein paar Grashalmen beschäftigte. Er ließ sich ihre Frage durch den Kopf gehen. Überlegte sich was er erzählen konnte. Was er erzählen sollte und wo er mit der Erzählung überhaupt anfangen sollte.
„Die einen mögen es als Zufall bezeichnen. Andere als Schicksal und wiederum andere sehen darin den Willen der Macht“, sprach Luke mit ruhiger Stimme. „Was es allerdings genau war … Nun das hängt wohl von der Sichtweise eines jeden selbst ab.“ Eine zugegeben äußert kryptische Äußerung und doch entsprach seine Antwort der Wahrheit. Jedes Lebewesen hatte seine eigenen prägenden Erfahrungen im Leben gehabt. Jedes Lebewesen hatte seine eigenen Vorstellungen, seine eigene Meinung, eine andere Bildung und eine andere Sicht auf die Galaxis. Somit würde eine Antwort auf diese Frage stets auf all diesen persönlichen Faktoren beruhen und daher auch immer aus einer anderen Sichtweise getroffen werden.
„Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass es sich um eine lange und wohl eher weniger aufregende Geschichte handelt“, kam es dann mit einem müden Lächeln von Luke, der diese Frage zum aktuellen Zeitpunkt einfach nicht beantworten wollte. Es war einfach zu früh.
„Aber Master Luke“, erklang plötzlich die Stimme des goldenen Protokolldroiden. „Ich muss ihnen an dieser stelle doch ausdrücklich widersprechen. Ihre Geschichte gehört wohl zu den interessantesten in den vergangenen Jahre in der Galaxis. Wenn ich sie daran erinnern darf – Die Ewoks haben alle gespannt zugehört.“ Während 3PO gesprochen hatte, hatte sich sein Kopf ständig ruckartig in alle möglichen Richtungen bewegt. So wie er es immer machte, wenn er aufgeregt war.
Luke ließ sein Kinn in Richtung Brust sinken und seufzte leise. Langsam hob er den Kopf und sah die junge Frau vor sich mit einem Blick an, der um Entschuldigung und Hilfe zugleich zu bitten schien.
„3PO“, wandte sich Luke mit leicht gequältem Gesichtsausdruck an den Droiden. „Warum nimmst du nicht Kontakt zum Falken auf? Ich bin mir sicher Han wartet schon darauf und du willst doch bestimmt auch R2 von deiner Leistung berichten.“
„Oh ja … Aber natürlich Master Luke … Ich werde mich sofort darum kümmern. Diese rollende Blechbüchse wird es noch bereuen mich als überdramatisches Plappermaul bezeichnet zu haben“, reagierte der Droide beflissentlich und stakste ein gutes Stück von ihnen weg.

Luke sah ihm noch einen Moment hinterher, ehe sein Blick wieder zu der jungen Frau zurückkehrte. Natürlich hatte 3PO irgendwo Recht gehabt, denn seine Geschichte war nun wirklich alles, nur nicht langweilig. Es war nicht so, dass er ihr diese Geschichte im allgemeinen nicht erzählen wollte. Er wollte sie nur nicht hier und jetzt erzählen. Nicht irgendwo inmitten des Dschungels auf Yavin. Außerdem war Han schon vor einer ganzen Weile verschwunden und bestimmt würde er sich irgendwann Sorgen machen und ein besorgter Han neigte hin und wieder zu unüberlegten Handlungen. Dazu kam, dass auch die beiden überlebenden Piloten bei Han waren und sie den Auftrag gehabt hatten die junge Frau zu übergeben. Sie wussten nicht was mit ihr passiert war und es könnte demnach irgendwann ihr Misstrauen anregen. Auch wenn Han und Chewie sich durchaus selbst verteidigen konnten, wäre dies einfach ein unnötiger Konflikt. Und als ob das nicht schon genug Gründe waren, kam noch der Umstand hinzu, dass er nicht wusste wer sie war. Er wusste ja noch nicht einmal ihren Namen. Sicherlich hatte er in der Macht nichts gespürt, was darauf hindeuten könnte, dass sie Böses im Schilde führte. Er hatte spüren können, dass die Macht nichts Neues für sie war. Dass sie damit auf eine nicht ungeschulte Art und Weise vertraut war. Sie hatte gerade ohne Schwierigkeiten die Verbindung zwischen Yoda, Ben und den Jedi gezogen aber sie schien nicht älter zu sein als er selbst. Es gab einfach zu viele Ungereimtheiten, als dass er jetzt anfangen wollte zu erzählen wie alles zusammen kam. Später vielleicht einmal, aber vorerst war es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt.

„Anakin Skywalker, mein Vater, war einst ein großer Jedi gewesen“, erzählte Luke dann nach einer Weile des Schweigens. „Und ich sehe es als meine Bestimmung an den Pfad zu Ende zu gehen, den er einst beschritten hat.“ Den Pfad, den er gegangen war, bevor er der Dunklen Seite der Macht verfallen und zu Darth Vader geworden war. Bevor er zu dem Mann geworden war, der Angst und Schrecken in der Galaxis verbreitet hatte. Durch dessen Hand zahlreiche ihr Leben gelassen hatten. Ein Mann, von dem Ben und Yoda gedacht hatte, dass er für immer verloren sei. Unrettbar. Und doch war er am Ende zum Licht zurück gekehrt. „Dieser Pfad hat mich erst zu Meister Kenobi geführt und dann zu Meister Yoda.“ Zumindest stimmte das, wenn auch er ziemlich viel dazwischen weggelassen hatte. Schon oft hatte er sich gefragt, ob sein Leben ähnlich verlaufen wäre, wären er und sein Onkel damals nicht in Besitz der beiden Droiden gekommen, doch er hatte nie eine Antwort auf diese Frage finden können. Aber vielleicht war die Antwort auch gar nicht so wichtig. Viel wichtiger als das war doch, was vor ihm lag. Was die Zukunft ihm bringen würde. Die Vergangenheit war ein guter Lehrmeister, aber sie war kein Ort an dem man die einem gegebene Zeit verbringen sollte.

„Ich kann dir diese Frage nicht beantworten“, entgegnete Luke und sah die junge Frau mit offenem Blick an. „An den Orten wo ich war habe ich keine gefunden und weder Ben, noch Yoda haben mir von anderen Überlebenden berichtet.“ Es war nicht auszuschließen, dass es noch anderen gelungen war sich zu verstecken, aber er wollte nicht einer trügerischen Hoffnung nachhängen. Ja, Yoda mochte ihm damals auf Dagobah gesagt haben, dass er der Letzte sei, doch konnte er sich auch getäuscht haben. „Sie waren die Einzigen denen ich begegnet bin und-“, Luke verstummte und sein Blick glitt in die Ferne und etwas wehmütiges schlich sich in seinen Blick. Sie würden zwar immer bei ihm sein und doch fühlte er sich alleine. Manchmal war es ihm, als hätten sie ihm mit einer Bürde zurückgelassen ohne ihm zu sagen, wie er sie zu schultern hatte. Vieles hatten sie ihm erzählt, vieles erklärt und gezeigt und doch kam es ihm manchmal so vor, als hätten sie das Wichtigste vergessen. Er seufzte leise auf. „Sie wurden Beide eins mit der Macht“, führte Luke seinen angefangenen Satz mit leiser Stimme zu Ende.

„Die Jedi, ihre Lehren … Sie existieren so nicht mehr. Aufzeichnungen wurden vernichtet oder bis zur Unkenntlichkeit vom Imperium pervertiert“, erzählte Luke weiter und lenkte seinen Blick wieder auf die junge Frau. „Personen, welche die Geschichte bewahren wollten, wurden gejagt. Der Besitz von Artefakten unter Strafe gestellt. Das Imperium hat sein Bestes getan, um die Geschichte in Vergessenheit geraten zu lassen.“ Wieder seufzte Luke auf. „Es ist durchaus möglich, dass die Jedi geheime Orte hatten, wo sie ihr Wissen aufbewahrten. Orte die das Imperium nicht gefunden hat, aber es ist niemand mehr am Leben um davon berichten zu können“, sprach Luke weiter, auch wenn er eigentlich wegen genau so einem Ort hier her nach Yavin gekommen war. Aber Ben hatte ihm nicht verraten was er dort vorfinden würde. Vielleicht fand er auch gar nichts vor. Vielleicht war das Imperium vor ihm dort gewesen. Er würde es erst mit Sicherheit sagen können, wenn er den Ort gefunden hatte und dabei wusste er noch nicht einmal, wo er mit seiner Suche beginnen sollte.

„Ich müsste lügen, wenn ich jetzt behaupten würde, dass ich mir ihr verlorenes Wissen nicht herbei wünsche, so würde es mir viele Dinge sehr viel einfacher machen“, kam es dann mit einem leichten Lächeln von Luke. „Es wäre mir eine große Hilfe diejenigen, die sich in meine Obhut begeben haben, um den Weg eines Jedi zu beschreiten, auszubilden. Sie richtig auf das vorzubereiten was vor ihnen liegt. Sie davor zu bewahren den Verlockungen der Dunklen Seite zu folgen.“ Und wieder drängte sich in seinem Kopf die Frage nach vorne, warum er diese Entscheidung getroffen hatte, wo er selbst noch so viel zu lernen hatte. Wo er doch selbst noch nicht wirklich sicher war indem was er tat. Warum hatte er geglaubt, dass er anderen ein guter Lehrer sein könnte.

„Andererseits jedoch“, sprach er weiter und sein Tonfall hatte etwas nachdenkliches erhalten. „Je mehr man über dieses alte Wissen verfügt, desto größer die Gefahr, dass man es einfach so hin nimmt. Dass man nicht darüber nachdenkt. Das Gelesene nicht hinterfragt. Vergisst, dass es in einer ganz anderen Zeit entstanden ist und sich Vieles nicht mehr mit dem was man selbst gelernt hat in Einklang bringen lässt. Man geht das Risiko ein, seine eigene Erfahrungen zu vergessen und stattdessen die Fehler anderer zu wiederholen.“ Luke hatte in der Tat ein zwiespältiges Verhältnis zu dem, weswegen er hier war. Natürlich würde ihm das, was er dort vorfand, sofern er überhaupt etwas vorfand, viele Dinge erleichtern. Andererseits jedoch bestand dadurch auch die Gefahr, dass er dieses Wissen für den leichten Weg nutzte.
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#27
Zufall. Schicksal. Wille der Macht. Im Endeffekt waren das nur Beschreibungen für das identische Phänomen. Selbst zufallshaft anmutende Begegnungen mochten schicksalsgleich wirken und dem Willen der Macht zuträglich sein. Es war nur äußerst schwierig, gar unmöglich, diesen ohne Weiteres deuten zu können; Viele mochten dieser Frage bereits ihr Leben gewidmet haben und es schien schwer vorstellbar, dass jemals einer davon einen Erfolg sein Eigen nennen konnte. Und doch schien, letztlich, jedes Leben eines Machtbegabten mehr oder weniger genau hierauf hinauszulaufen.

Währenddessen jedoch endeten andere Leben von Machtbegabten. Als er das sagte, änderte sich ihre Mimik merklich und ihr Haupt senkte sich ein Stück weit ab. Sie konnte nicht leugnen, dass sich durch diese Tatsache Schwermut über sie legte. Wo vormals womöglich so etwas wie Hoffnung bestand, zu einer Aussöhnung mit ihrem früheren Leben zu gelangen, schien diese für sie nun direkt wieder zerschlagen. Warum war ihr das wichtig? Eitelkeit möglicherweise, wenn man es böswillig auslegen mochte. Der Wille zum friedlichen Abschluss, wenn man es gutmütig betrachten wollte. Wie zumeist mochte der Kern der Wahrheit irgendwo zwischen diesen beiden Polen liegen. Indes, die Traurigkeit war da, so oder so. Eine interessante Beobachtung. Dass jemand eins mit der Macht geworden war, sollte nach der herrschenden Lehre der Jedi an sich keinen Grund zur Sorge oder Trauer darstellen, sondern das Aufgehen in der Uressenz aller Existenz war nicht sowohl unvermeidlich als auch etwas grundsätzlich Erstrebenswertes. Und doch war es schwierig für die, die zurückgeblieben waren im Diesseits, den Verlust nicht zu betrauern. Es war nur natürlich. Die Verleugnung dessen hatte Sedrael immer als problematisch angesehen. Machte ein Unterdrücken dieser Emotionen das Ganze nicht erst viel schlimmer, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad? Der schlussendlich korrekte Umgang damit – wie mit allen Emotionen und Gefühlen – war für sie das, was den Ausschlag gab und den Unterschied machte, ob jemand damit gefährlich wurde oder nicht.

Aller Differenzen zum Trotz konnte sie nicht sagen, dass der Rat sie jemals schlecht behandelt hatte. Dass Yoda das hatte. Es war, schlussendlich, eine andere moralische Bewertung gewesen, wovon keine qua Fakt richtig oder falsch gewesen sein mochte. Doch unter Freunden waren unterschiedliche Bewertungen nicht zwangsläufig Grund zum Streit oder zur Trennung. Im Verhältnis zu einer Institution dagegen schon eher. Und so war es denn auch geschehen. Auch mit ihrem Meister hatte sie noch lange Zeit nach ihrem Verlassen gelegentlichen, wenn auch eher oberflächlichen Kontakt gehalten, bis dieser… nun… eines Tages unvermittelt abbrach. Mittlerweile schien klar zu sein warum.
„Das stimmt mich traurig“, entgegnete sie darauf offen, wodurch ihre Betroffenheit vielleicht übertrieben zu wirken schien, wenn man davon ausgehen musste, dass sie damit in überhaupt keiner Verbindung stand. Auch das schien ihr jedoch nicht bewusst zu sein, vielleicht gelang es ihr aber auch schlichtweg nicht, das zu verbergen. Er zeigte sich dahingehend als äußerst redselig, erstaunlich geradezu, betrachtete man die Situation völlig nüchtern. Nicht, dass ihr das grundsätzlich missfiel – geradezu das Gegenteil. Denn nur Wenige schienen so offen über all diese Dinge sprechen können. Es war aber in der Tat eine völlig neue und dadurch sehr ungewohnte Erfahrung. Gleichermaßen jedoch führte seine Offenheit dazu, dass ihr das ein gewisses Dilemma eröffnete. So brachte es sie nun in die Notwendigkeit, eine Wahl zu treffen: Sie mochte die Scharade noch eine Weile aufrechterhalten können, so sie geschickt darin war und nun bei ihm einen fehlerhaften Eindruck erzeugen, dass sie mit all wem, wovon er berichtete, nichts zu tun hatte. Oder aber sie gab dies auf und erläuterte wer sie, vielmehr noch, was sie gewesen war. Er war ihr sehr fremd, natürlich. Schließlich kannte sie ihn kaum. Dennoch kam sie nicht umhin zuzugeben, dass er – nach dem, was er getan hatte – einfach keine Lüge verdient hatte. Sie konnte die ihr entgegengebrachte Hilfe schwerlich mit Missachtung vergelten. Auch wenn ein Öffnen stets eine Gefahr barg, so hatte er ihr keinen Anlass gegeben, ihn für eine solche zu halten. Sicherlich konnte sich dies später als eine Fehleinschätzung herausstellen. Und dennoch, hätte sie in dieser Situation eine Lüge ihrerseits als gerade unmoralisch empfunden. Ganz unabhängig von der Frage, wie kompetent sie sich denn hielt, diese auch tatsächlich aufrecht erhalten zu können.
„Mir scheint, dann existieren sie doch noch“, sagte sie schließlich, auf ihn bezugnehmend, und entlarvte damit, in gewisser Weise, ihre vorherige Frage als fast schon eine Art von Test.
„In anderer Form, gewiss. Doch Veränderungen müssen nichts Schlechtes sein.“
In ihr zuckte es kurz. Ein schwieriger Gedanke. Damals, im Krieg, war es gerade der Orden gewesen, der sich verändert hatte. Doch vielleicht war zu seiner Zeit auch genau diese Veränderung eine notwendige gewesen. Es schien aber schwierig zu akzeptieren, dass nach so langer Friedenszeit eine Wandelung der Jedi hin zur Konfliktlösung durch Gewalt wirklich eine notwendige Entwicklung gewesen sein könnte. Sie war nicht naiv. Der Krieg war damals nicht zu verhindern gewesen. Doch diesen zu führen, schien schwerlich die Obligation der Jedi gewesen zu sein. Nur mochte sich die Frage stellen, was stattdessen in dieser Kriegszeit ihre Obligation gewesen wäre. Der junge Mensch hier, ihr gegenüber, versuchte Dinge zu verstehen, auf die sie seit über zwei Dekaden keine Antwort erzielen konnte und das ohne dass er sie hatte miterleben können. Eine unmögliche Aufgabe, wie es schien.

Es dauerte dennoch einen sehr langen Augenblick im Anschluss, in dem diese so wichtige Entscheidung abgewogen war, aber dennoch entschieden werden musste, wie der richtige Umgang damit stattfinden würde. Zwanzig Jahre des Versteckens forderten einen gewissen Tribut ab, machten es sehr schwer, darüber zu sprechen. Es fühlte sich einfach trotzdem auf eine gewisse Form falsch an, hatte man doch diese lange Zeit über nicht darüber sprechen können. Sie schloss die Augen, einen weiteren Atemzug lang, ehe sie antwortete.
„Vielleicht kann ich dir helfen“, begann sie, etwas leiser vielleicht als zuvor, implizierend, dass sie das Ganze Überwindung zu kosten schien. „Ich kannte die Jedi einst, vor dem Krieg. Ich schätze, man könnte sagen, ich war ein Teil von ihnen, zeitweise jedenfalls.“
Sie senkte jedoch den Blick ihres wieder etwas blasseren Gesichts schließlich in Richtung ihrer Füße, blickte in das zertretene Gras hinein.
„Und doch, das ist lange her. Eine schwierige Zeit. Ein… anderes Leben, weißt du?“
Man mochte sagen, sie hatte mehrere Leben in dieser Zeit geführt, selbst wenn es nur zwei Dekaden gewesen waren. Keine lange Zeit, objektiv gesehen, für das, was alles geschehen war. Doch die Entsagung von den Jedi hatte bei ihr zu einer beständigen Identitätskrise geführt. Zu der schlussendlichen Frage, was ihr Platz hier in dieser großen Galaxis überhaupt war. Wenn es denn einen solchen überhaupt gab. Gelegentlich jedoch fand die Macht einen an erstaunlichen Plätzen zusammen, manchmal nach einem Absturz auf einem abgelegenen Waldplaneten mit einem Menschen. Zufall? Schicksal? Wille der Macht?

Sie hob ihren Blick schließlich wieder an, die Augen auf ihn gerichtet. Bestmöglich wischte sie ihre Hand an ihrer Kleidung unter der übergeworfenen Uniform sauber und reichte ihm diese hin.
„Ich bin Sedrael, vom Planeten Firrerre“, stellte sie sich ihm schließlich vor. Sie vermutete, er war als Mensch nicht vertraut mit dem firrerrischen Konzept des Rufnamens und des echten Namens, daher verzichtete sie auf die Klarstellung. Ihr war jedoch auch nicht bekannt, dass sowohl die Seuche des bis vor kurzem noch durch das Imperium jahrelang quarantänisierten Firrerre als auch dessen bislang ungeklärte Verwüstung vor wenigen Monaten in der republikanischen Berichterstattung aufgetaucht war.
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#28
Im ersten Moment klangen ihre Worte in Lukes Ohren befremdlich. Wieso sollte jemand Trauer wegen Personen empfinden, die man nie gekannt hatte? Denen man nie begegnet war? Empfand man Trauer nicht nur dann, wenn man eine Verbindung zu jenen gehabt hatte, die einen verlassen hatten und alles andere war einfach nur Mitgefühl für die Trauernden, aber nicht Trauer selbst? Dennoch konnte er ihre aufrichtige Trauer, welche er durch die Macht verspürte, nicht leugnen. Er hatte gelernt der Macht zu vertrauen und daher gab es für ihn in diesem Augenblick auch keinerlei Grund an ihr oder den Gefühlen der jungen Frau zu zweifeln, wenn auch es ihn zugegeben mehr verwirrte, als dass es Licht ins Dunkel gebracht hatte. Es schien, als würden mit jedem Wortwechsel weitere Geheimnisse die Frau vor ihm umgeben. Geheimnisse die sie nicht bereit war Preis zu geben, doch war er nicht anders? Hatte er nicht selbst Geheimnisse, welche er noch lange nicht bereit war andere anzuvertrauen? War nicht die wahre Identität von Darth Vader sein größtes Geheimnis? Etwas, das er bisher lediglich seiner Schwester Leia anvertraut hatte. Zu groß war die Ungewissheit wie man diese Information aufnehmen würde. Zu groß noch die Zweifel, ob dieses Wissen nicht einen Schatten auf ihn und sein Tun werfen könnte. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel, als dass er jetzt bereit wäre darüber zu sprechen. Aber er konnte auch nicht von sich weisen, dass dieses Geheimnis immer mehr zu einer Bürde wurde. Eine Last die er auf seinen Schultern trug und die ihn immer wieder in Situationen brachte, wo er das Gefühl hatte zwischen den Fronten zu stehen. Er kannte die Wahrheit und wie gerne würde er die Wahrheit ans Licht bringen, doch war die Welt noch lange nicht bereit für diese Wahrheit. Zu tief saß noch der Schmerz in den Seelen der Galaxis.

„Doch was, wenn die andere Form nicht das Bild erfüllen kann, welche die Galaxis von ihnen hat?“, kam es mit nachdenklicher und wohl auch ein wenig abwesender Stimme von Luke. Es war nicht so, dass er hier und jetzt eine Antwort erwartete? Wie sollte sie ihm auch eine Frage beantworten können, auf die er selbst nicht einmal eine Antwort fand? Ja, er hatte sich schon viele Male gefragt, ob der Weg, den er ging, wirklich der war, von dem alle erwarteten, dass er ihn ging. Egal wohin er auch gekommen war, egal wen er auf seinen Reisen alles gefragt hatte, jeder hatte eine genaue Vorstellung davon gehabt, was ein Jedi war oder sein sollte. Die Vorstellungen mochten allesamt unterschiedlich ausgefallen sein und doch hatten sie alle einen gemeinsamen Kern gehabt – Ein Jedi war jemand der dem Frieden diente. Welches Recht also hatte er, jemand der durch den Krieg zu dem geworden war, der er heute war, der das Leben so Vieler genommen hatte, sich als Jedi zu bezeichnen? Und doch tat er es. Und doch sahen ihn Andere als genau das. Es waren einfach so viele Fragen die er sich selbst stellte und so wenige Antworten die er fand. Ihm war klar, dass er sich durch diese vielen Fragen, die er sich stellte, oft genug selbst Steine in den Weg legte. Er sich vieles schwerer machte, als vermutlich notwendig, aber er wollte nicht dieselben Fehler begehen, die andere vor ihm begangen hatten. Zweifel konnten durchaus hinderlich sein, aber es ließ sich auch nicht leugnen, dass Zweifel oftmals auch von Nutzen waren. Zweifel konnten dazu führen Dinge zu hinterfragen, die Wahrheit hinter einer Lüge zu offenbaren, Situationen vorsichtiger anzugehen. Nein, Zweifel waren nicht grundsätzlich schlechter Natur. Er musste einfach nur lernen, sich nicht ständig von den hinderlichen in seinem Tun einschränken zu lassen. Aber er stand erst am Anfang eines sehr langen Weges.

Die nächsten Worte der jungen Frau rissen Luke wortwörtlich aus seiner Gedankenwelt und brachten ihn unsanft zurück ins Hier und Jetzt. „Aber das ist unmöglich!“, brach es aus ihm heraus und er sah die junge Frau vor sich mit großen Augen an. „Das ist Jahre her und ... und ich war da noch nicht einmal geboren und du … du bist doch keinesfalls älter als ich … das … wie kann das sein?“ Die Verwirrung war Luke sichtbar auf das Gesicht geschrieben. Er betrachtete die junge Frau vor sich, doch dieses Mal aus einem anderen Fokus heraus. Davor hatte er sie angesehen, um heraus zu finden ob von ihr eine Gefahr drohen könnte oder welche Verletzungen sie hatte, aber er hatte ihrem Aussehen die ganze Zeit über eine untergeordnete Rolle zugewiesen. Jetzt jedoch ließ er seinen Blick über die Konturen ihres Gesichts wandern und Merkmale, die sich bisher lediglich in seinem Unterbewusstsein befunden hatten, fanden ihren Weg in sein Bewusstsein. Je länger er sie ansah, desto mehr Unterschiede fielen ihm zwischen ihr und einem Menschen auf und ihm fiel ebenfalls auf, dass sein Verhalten gerade mehr als nur unangemessen war. Beschämt senkte er den Blick.

„Ich … Es tut mir leid“, sprach er leise und doch waren seine Worte aufrichtig und ehrlich. „Ich wollte damit deine Geschichte nicht anzweifeln. Ich … Nun ja…“ Verlegen fuhr sich Luke mit der Hand über die Haare und hob dann vorsichtig seinen Blick, während auf seinen Lippen ein peinlich gequältes Lächeln lag. „Ich bin auf einer Feuchtfarm auf Tatooine aufgewachsen, da hatte man es nicht so mit Galaktischer Geschichte“, meinte er und ergriff dann ihre ausgestreckte Hand. „Ich hoffe du kannst mir meine Worte verzeihen und bist nicht enttäuscht, dass ich über Firrerre nicht mehr weiß als das, was ich in einer republikanischen Berichterstattung aufgeschnappt habe.“ Und wenn er ehrlich war, konnte er sich an das Meiste davon nicht einmal mehr genau erinnern. Vielleicht hätte er sich nicht immer drücken sollen, wenn seine Schwester versucht hatte ihm etwas über die verschiedenen Kulturen der Galaxis zu erzählen, dann hätte er sich gerade eben mit Sicherheit nicht so blamiert. Langsam ließ Luke ihre Hand wieder los und die selbstbewusste Sicherheit, die er noch davor an den Tag gelegt hatte, schien verschwunden zu sein.


So fühlte er sich zum ersten Male erleichtert den goldenen Protokolldroide auf sich zu staksen zu sehen.
„3PO! Hast du den Falken kontaktiert? Ist alles in Ordnung?“, fragte er den Droiden, froh über die Abwechslung, auch wenn er gerne mehr über Sedraels Verbindung zum alten Orden der Jedi erfahren hätte. Aber vielleicht war diese kurze Unterbrechung auch für sie ein willkommener Ausweg aus einer unangenehmen Situation.
„Master Solo meinte er habe die Situation unter Kontrolle und alles sei normal“, antwortete 3PO, während sein Kopf von einer Seite auf die andere wackelte.
„Dann ist ja-“, fing Luke an und wollte sich schon von dem Droiden abwenden. „Moment. Ist das genau das was Han zu dir gesagt hat?“
„Ja aber selbstverständlich Master Luke. Ich habe ihn sogar extra gefragt ob wir kommen sollen, aber er meinte es sei alles in Ordnung. Alles wie gewohnt“, erklärte 3PO über Lukes Nachfrage ein klein wenig verwundert. „Er hat sogar gefragt wie es bei uns geht. Ich bin absolut überzeugt davon, dass unsere Anwesenheit in keinster Weise von Nöten ist.“
Luke sah den Droiden einen Moment einfach nur an, ehe ihm seufzend ein „Oh Nein“, über die Lippen kam. Diese Worte aus Hans Mund kamen ihm leider zu vertraut vor. Das erste und letzte Mal wo er diese Worte in dieser Kombination von Han gehörte hatte, war auf dem ersten Todesstern gewesen kurz bevor das Chaos losgebrochen war. Wenn er sie nun wieder verwendet hatte, dann war das ein gutes Zeichen dafür, dass am Falken überhaupt gar nichts so war wie es sein sollte.

Luke wandte seinen Blick von dem Droiden weg und zu Sedrael hin.
„Ich weiß es kommt jetzt überraschend“, meinte er fast schon entschuldigend. „Aber wir sollten zurück zu unserem Schiff. Ich befürchte leider, dass Schwierigkeiten aufgetreten sind, die meine Anwesenheit erforderlich machen.“ Er hoffte inständig, dass Han keine Dummheiten gemacht hatte. Es war gewiss kein Zufall gewesen, dass er sich für genau diese Worte entschieden hatte, als 3PO den Falken kontaktiert hatte. Etwas musste schief gelaufen sein. Ein Zwischenfall mit den abgestürzten Piloten schloss er allerdings aus, denn dann wäre die Kontaktaufnahme sicherlich anders verlaufen und man hätte Chewies Gebrüll mit Sicherheit auch gehört. Aber irgendetwas war nicht ganz nach Hans Plan verlaufen. So wenig, wie es damals auf dem Todesstern nach Hans Plan verlaufen war.
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#29
Ihre Worte schienen etwas in dem jungen Mann neben ihr auszulösen; eine Selbstreflexion, wie es schien, die ihn wohl schon eine Weile beschäftigen musste. Für Sedrael war seine Frage jedoch weitaus weniger komplex als es vielleicht aus seiner Sicht war, weniger vernetzt und eingewoben in das gefestigte Bild, das andere womöglich von ihm und seinem Vorhaben als Fesseln oder Zwänge auferlegten, bewusst oder nicht, und in diesem Sinne von ihr ein wohl geradezu chaotisch angehauchter Gedanke.
„Dann ist es vielleicht nur an der Zeit für ein neues Bild“, entgegnete sie ihm mit spürbarer Leichtigkeit, andeutend, dass sein Weg nicht durch Erwartungshaltungen anderer gepflastert werden konnte, sondern es eben ihm oblag – und dem, was er für das Richtige bei dessen Gestaltung hielt. Und vielleicht scheiterte dies, ein Mal, zwei Mal, vielfach. Es war dennoch ein richtiger Prozess der Neufindung und Sortierung nach einer Ära der Auslöschung. Ein langwieriger Prozess, und kein einfacher, zweifellos. Dass er sich und seine Erfahrungen dabei mit seiner Aussage zu hinterfragen schien, war aus ihrer Sicht daher gar kein Zeichen von Schwäche. Sondern das genaue Gegenteil. Selbstsicherheit in der Situation, in der er sich befand, wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen, da es für diese keinerlei Anlass gab. Dass er diese im Hinblick hierauf nicht besaß, legte also nahe, dass er sich des großen und langen Pfades, den er zu beschreiten begonnen hatte, bewusst war. Er schien nicht zu unterschätzen, welche Aufgaben sowie Herausforderungen ihn dabei erwarten würden und war dennoch bereit dazu. Das war gut. Und genug, für den Moment. Und vermutlich mehr als sie von sich je hätte behaupten können. Doch aus seiner Sicht war es möglicherweise interessant, dass ausgerechnet sie, die offenbar eine Form von Beziehung zu den Jedi besaß, ihm darlegte, dass er sich nicht an anderem orientieren, sondern seinen eigenen Weg gehen sollte, möglicherweise bereits andeutend, dass es zu gegebener Zeit mehr zu erzählen gab als es aktuell den Anschein hatte,

Der nachforschende Blick des Mannes schien Sedrael sehr rasch unangenehm zu werden. Die Überwindung, über diese schwierige Vergangenheit zu sprechen, musste groß gewesen sein, da sich ihre gesamte Körperhaltung und verändert hatte – gleich einer Last, die sie sich plötzlich aufgebürdet hatte und womöglich keine, von der sie gedacht hätte, sie jemals tragen zu müssen. Ihre Augen schweiften ab, zögernd, ob die Offenbarung klug gewesen war. Doch seine Reaktion änderte sich bereits kurz darauf deutlich, vielleicht weil er sich seiner eigenen Überraschung schließlich gewahr wurde. So senkte sich sein Kopf wieder herab, schamvoll beinahe, als er zu seiner Entschuldigung ansetzte und seine Gedanken darüber mit ihr teilte. Allerdings hatte sie keineswegs den Eindruck, dass es sich bei ihm um einen ungebildeten oder einfach gestrickten Menschen handelte – ein wenig tapsig vielleicht, wenngleich im Angesicht der hiesigen Situation durchaus verständlich. Sie nickte im ersten Moment nur. Obwohl sie ansonsten nicht den Eindruck erweckte, ihm gegenüber besonders schüchtern zu sein, war ihr Händedruck dennoch überraschend leicht, unklar jedoch, ob dies andere Hintergründe als ihre bloße körperliche Verfassung hatte.
„Es ist in Ordnung. Deine Verwirrung ist verständlich“, begann sie dann zunächst etwas beschwichtigend, ehe sie nachdenklich in ihren eigenen Gedanken stöberte. Nachdem die Menschen in den letzten zehntausenden Jahren eine der, wenn nicht die dominante Spezies in der Galaxis waren, schien es nur natürlich, Lebensspannen anderer Spezies im Wesentlichen an der eigenen zu messen, insbesondere wenn diese, wie sie, humanoid waren. Sedrael hatte bei ihren Besuchen im MedCorps der Jedi viel über die Biologie vieler anderer Spezies lernen dürfen und würde dennoch nicht behaupten, dass sie auch nur ansatzweise umfassendes Wissen darüber besaß. Selbst mit diesen Lehren war ihr bewusst, dass sie den weit überwiegenden Teil intelligenten Lebens vermutlich noch nie gesehen geschweige denn studiert hatte. Das war auch keineswegs ein Laster, solange man die Bereitschaft zum Lernen besaß – aber diese konnte sie ihm nach seinem Geständnis zweifellos nicht absprechen.
„Ich war auch noch sehr jung. Vielleicht zwanzig Jahre, ein Kind praktisch für mein Volk. Und auch wenn seither nicht viel Zeit vergangen ist…“
Ein unterdrücktes Ausatmen erfolgte und ließ sie abbrechen, bis sie kurz den Kopf schüttelte.
„Nun, wie gesagt. Ein anderes Leben.“
Offensichtlich war es aus ihrer Sicht ein Kapitel, das eigentlich abgeschlossen war und dennoch immer wieder gelesen werden musste, sie also weiterhin zu beschäftigen wusste.

Als sie den Namen ihrer Heimat aus dem Mund des Fremden hörte, bewegte sich in ihr merklich etwas, wenn auch nicht ganz klar wurde, was es war. Sie verkrampfte jedoch merklich.
„Ich schätze, es…“ gibt darüber nichts mehr zu wissen, lag ihr einen Moment lang auf der Zunge, ehe sie sich mitten im Satz umentschied und darin erneut abbrach. Ein übersprunghaftes, nicht echtes und daher wenig überzeugendes Lächeln aus der eigenen Überforderung heraus setzte sich kurz auf ihre Lippen, ehe sie dem Blick auffällig auswich.
„Schon gut.“
Ihr Stimmfall war seltsam, merklich anders als zuvor, mit einem Hauch von Bitterkeit, und auch ihr Gesicht schien blasser geworden zu sein. Stattdessen fing sie aber noch einmal anders an.
„Ich hätte gar nicht erwartet, dass es anders ist. Ein kleiner, abgelegener Planet, weit im Äußeren Rand“, fuhr sie dann wieder etwas ungelenk fort, wie schon in den Sätzen zuvor, vielleicht auch eine Nebenwirkung der Medikation. Ihre Kartographiekenntnisse ließen sie allerdings ebenfalls im Stich in Bezug auf den Planeten, den er genannt hatte. Sie glaubte, den Namen im Zusammenhang mit den Hutten am Anfang des Krieges einmal gehört zu haben, war sich aber nicht sicher genug. Ähnlich wie mit den Lebensformen war es schlichtweg unmöglich, in dieser schier endlosen Galaxis von Millionen bewohnter Welten auch nur einen Bruchteil davon jemals gehört zu haben. Als in ihrem Augenwinkel etwas zu funkeln begann, blickte sie zur Seite und sah, wie der aufgeregte goldfarbene Droide wieder zu ihnen zurückkehrte. Sie hörte dem Dialog der beiden zu, schien daraus jedoch zunächst nichts Auffälliges ableiten zu können und war daher überrascht über die Reaktion ihres Gegenübers, der dies ganz anders zu interpretieren wusste.
„Schwierigkeiten“, wiederholte sie etwas irritiert, den Code zwischen ihm und seinem Freund offensichtlich nicht zu entschlüsseln in der Lage.
„Ja, natürlich.“
Offenbar schien es ihr Ungemach zu bereiten, gegebenenfalls sogar an diesen Schwierigkeiten in irgendeiner Form beteiligt zu sein, wenngleich das nicht direkt aus seiner Aussage hervorgegangen war. Dennoch war ihr natürlich bewusst, dass die beiden Piloten den anderen Menschen und den Wookiee zu deren Schiff begleitet hatten, weshalb nicht gerade fernliegend schien, dass es in irgendeiner Form damit zu tun hatte. Doch andererseits empfand sie es auch als etwas egozentrisch von sich selbst, gleichermaßen davon auszugehen, dass sämtliche Probleme gerade mit ihr zu tun haben mussten und entschied sich daher dafür, diesbezüglich zu schweigen. Sie setzte sich etwas auf, austestend, schien aber mit dem Ergebnis so weit zufrieden zu sein und erhob sich daher schließlich von ihrem Felsen. Zwar schien sie noch ein wenig wackelig auf den Beinen, doch zumindest ließ sich dank der Schmerzmittel nicht erkennen, dass sie derzeit noch unter stärkeren Schmerzen litt. Sie blieb noch einmal stehen und drehte sich um in Richtung des abgestürzten Shuttles, von dem inzwischen nur noch leichter Rauch aufstieg und der vom Wind fortgetragen wurde, während er ihr die Strähnen ins Gesicht blies. Auffällig lang betrachtete sie das aufgerissene Wrack ein letztes Mal. Ob sie jemals erfuhr, was damit wirklich geschehen war?
„Gehen wir“, sagte sie dann irgendwann, während ihr Blick noch auf dem Schiff lag, mit merklich tonloserer Stimmlage als zuvor, nachdenklich, vielleicht eine unangenehme Wahrheit spürend. Erst nach einem weiteren Moment schien sie ihren Blick von der Szenerie lösen zu können. Obwohl es ihr etwas Mühe bereitete, da sie überflüssige Bewegungen zu vermeiden versuchte, beugte sie sich herunter, um die kleine Box, die einer der Piloten wegen der Nachricht des Kriegsherrn aus dem Wrack geborgen hatte, mit ihren wenigen Besitztümern vom Boden aufzuheben. Und so verließen die beiden Gestalten mit dem in der Sonne funkelnden, aufgeregten Droiden die niedergegangene Fähre, die dort erfolglos der Inbeschlagnahme durch die Natur harren würde.
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#30
Ja, er hatte von Schwierigkeiten gesprochen und auch wenn ihm sein Bauchgefühl sagte, dass sie sich nicht zu viel Zeit lassen sollten, ging er dennoch ruhigen Schrittes den Weg entlang, welchen sie vor gar nicht langer Zeit und doch einer gefühlten Ewigkeit hier her genommen hatten. Luke wusste nicht wie viel Zeit wirklich vergangen war zwischen dem Zeitpunkt an welchem er Han mit den anderen zum Falken geschickt hatte und der Botschaft von 3PO jetzt. Entweder war es weniger Zeit als er fühlte oder mehr, als ihm gerade selbst bewusst war. Seit sie auf diese Fähre gestoßen und er auf die junge Frau getroffen war, schien es ihm, als würde die Zeit – nun irgendwie anders vergehen als er es sonst gewohnt war. Nicht schneller oder langsamer, einfach irgendwie anders. Es war etwas, das er nicht in Worte fassen konnte, sollte ihn jemals jemand danach fragen. Es war etwas, das er fühlte und das er selbst nicht einordnen konnte. Er könnte ehrlich gesagt nicht einmal sagen wie genau er es fühlte. Ob er es selbst fühlte oder ob er es durch die Macht fühlte oder es überhaupt fühlte, weil er verbunden war mit der Macht. Ja, die junge Frau hatte einen besonderen Eindruck auf Luke hinterlassen. Einen größeren, als er momentan nach außen hin zeigte oder je eingestehen würde. Die Zeit würde zeigen in welche Richtung sich ihr schicksalhaftes Aufeinandertreffen entwickeln würde.

Sein Blick war ein wenig nachdenklich und er schien ein wenig in Gedanken versunken, während er neben der jungen Frau her ging und doch war sein Geist aufmerksam und wachsam. Yavin war kein zivilisierter Planet, sondern die Natur hatte die absolute Dominanz und überall lauerten hier natürliche Gefahren. Luke griff mit der Macht hinaus, doch er fand nichts, was auf eine Gefahrensituation hindeutete. Er spürte Misstrauen, Wachsamkeit, aber keine Aggressionen. Plötzlich jedoch nahm er am Rande seines Geistes etwas wahr. Ein nur flüchtiger Moment. Zu kurz um greifen zu können was genau es war, aber doch lang genug um Dunkles zu spüren. Luke schärfte seine Sinne, griff weiter mit der Macht hinaus, doch was auch immer er gespürt hatte war verschwunden. Aber es hatte gereicht um sich Bens Warnung wieder gewahr zu werden.

„Vor gar nicht so langer Zeit, und doch kommt es mir manchmal wie ein ganzes Leben vor, da befanden Han und ich mich auf einer Rettungsmission“, fing Luke auf einmal an zu sprechen. „Wir hatten keinen Plan, nur ein Ziel. Alles was wir taten war improvisiert und hat uns beinahe das Leben gekostet.“ Er war jung und naiv gewesen und sein Wunsch eine Frau zu retten, die er lediglich in einer Holoübertragung gesehen hatte, war überstürzt und unüberlegt gewesen. Er hatte die Gefahren unterschätzt und sich selbst überschätzt. Gewaltig überschätzt. Sicherlich hatten sie die Frau retten können, die sich später als seine Schwester herausgestellt hatte, aber sie hatten einen hohen Preis dafür zahlen müssen. Ohne Bens Opfer wären sie niemals lebend von der Station herunter gekommen. Luke seufzte leise und verdrängte die schweren Gedanken, die mit diesem Tag verbunden waren.

„Han ist oder war, wobei er sich da wohl selbst nicht sicher ist, ein Schmuggler. Einer der Sorte, die sich gerne charmant aus kniffligen Situationen heraus reden. Allerdings redet er sich oftmals dadurch noch tiefer in Probleme, besonders wenn er sich in einer für ihn ungewohnten Situation befindet“, sprach Luke weiter und ein Lächeln zierte sein Gesicht, denn er, Han und Chewie hatten gemeinsam schon so einiges erlebt. „In so einer Situation befand er sich damals und ganz offensichtlich, seine Worte deuten zumindest darauf hin, befindet er sich in einer solchen aktuell wieder.“ Lukes Lächeln wurde etwas breiter und er lachte sogar einmal leise auf. „Du musst wissen, dass er das Reden mit gewissen Personen gerne anderen überlässt und ich glaube er ist jetzt an eine Person geraten, welche er für gewöhnlich meidet und hat mit seinem Redetalent für mehr Chaos gesorgt." Ja, das war seine Vermutung, denn als er mit der Macht hinaus gegriffen hatte, hatte er nichts gespürt, was auf Probleme zwischen Han und den Piloten hätte hingedeutet. Außerdem war Chewie auch noch dort und den sollte man nicht unterschätzen. Er hätte mit Sicherheit schon längst reagiert, sollte die beiden Piloten Schwierigkeiten machen.

Luke drehte seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie mit freundlichem Blick an. „Noch eine Gemeinsamkeit“, meinte er zu ihr und ließ ein warmes Lachen folgen. „Tatooine ist ebenfalls ein abgelegener Planet im Äußeren Rand.“ Er drehte seinen Kopf wieder nach vorne, denn in einem Dschungel war es besser seinen Blick auf dem vor einem liegenden Weg zu richten und nicht auf das Gesicht einer jungen Frau. „3PO hatte mich damals gefragt, auf welchem Planet er überhaupt ist und ich meinte zu ihm-“
„Wenn das Universum ein helles Zentrum hat, bist du auf diesem Planeten am weitesten davon weg“, führte der Droide auf einmal Lukes Satz zu Ende. Aber er führte den Satz nicht einfach nur zu Ende, sondern er wiederholte den Satz mit exakt derselben Stimme und exakt demselben Tonfall, mit dem Luke ihn vor Jahren gesagt hatte.
„Da hörst du es“, kam es mit leichtem Kopfschütteln von Luke, der nicht wusste ob er über 3POs Einlage lachen sollte oder ob es ihm peinlich sein sollte.
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