#34
Müde. Er war furchtbar müde, während der Staub dieser Einöde, des dunklen Hinterlandes in sein Gesicht schlug. Taub wurde seine Zunge und seine Seele. Weniger Mensch musste er sein, mehr etwas anderes. Das Ende des menschlichen Gefühls trat verwirrend ein und hinterließ eine seelenlose Taubheit, welche wortlose Taten folgen ließ. Vesperum hob seine Hand abwiegelnd, um Ilara eine Antwort schuldig zu bleiben: in beiden Belangen, einerseits zu den alten Maschinen und zu ihren Plänen. Sein Körper konnte sich nicht mehr Halten, seine Erschöpfung trat ins Gesicht, welches kalkweiß, wie eine Maske auf ihm lag. Mit einem langsamen Winkel sanken seine beiden Beine ein und er auf die Knie. Seine eitrigen Hände schlugen in den braunroten Sand dieser toten Welt. Ja, der dunkle Lord fiel - allein mit sich - auf die Knie. Am Ende spielte es keine Rolle, wer er war oder was er geworden war, sondern nur er allein, was er tat. Es hatte mit einer Sache begonnen, die damals vor langer Zeit geschehen war. Diese Sache war unwillkürliche Erinnerung, die in dieser Sekunde in seinem Geist rotierte, während sich seine Knie in den Staub bohrten. Ja, er stand nicht mehr auf. Der dunkle Lord war durch ein bisschen Wind gestürzt worden, welches ihn zu einer ungewollten Neigung zwang. "Ich habe dir vertraut," sagte er leise und brach dann kaum in einem klaren Wort völlig verstörend hervor: "Sansa...!" Eindeutig: wahnsinnig war er. Suchte Darth Vesperum nach Freundschaft und Vertrauen?

Nein, das war nicht mehr möglich. Scheinbar musste auch sein Geist die Transformation in dieses Monster erst einmal verarbeiten, so denn der Wahnsinn Ausdruck dieses Prozesses war. Der Verlust von wohligen Dingen der Vergangenheit gehörte wohl unweigerlich zu seinem Weg in diesen dunklen Irrsinn, welcher ihm unsägliche Kräfte verlieh. Müde blickte der Lord zu Ilara auf, die einige Schritte vor ihm stand. "Du fragtest mich, seltsame Ilara," begann er mit seiner melodischen, fast väterlichen Stimme. "Was nun?" Ein zynisches Grinsen zog über seine zerfetzten Lippen und ließ einen leichten Schatten auf das Weiß seines Anlitzes fallen. "Nichts," war die Antwort auf seine rhetorische Frage. Die Gedanken waren an Sansa, Amaranthine und seine Mutter verloren, so dass ihm in diesem Moment an Kraft fehlte, einfach über Korriban zu wandern. Der dunkle Lord war über sich selbst gestolpert, wie ein tollpatschiges Bantha-Junges über seine Hufe. Doch in die Bilder in seinem Geist mischte sich eine Vision; Bilder von Sturmtruppen und in einem Shuttle, welches bald landen würde. Ja, sie würden gerettet werden. Das sah er deutlich, wenn auch verzerrt, so denn sich sein böses Grinsen verschärfte, gepaart mit diesem gierigen Funkeln in seinen dämonischen Augen. Kalt berechnend hob er seine Linke und streckte sie Ilara entgegen.

Sand fiel von ihr zurück auf den Boden. Der klebrige Eiter auf ihr hatte sich mit dem Staub vermischt, so dass sich eine schleimige Kruste auf der Hand gebildet hatte. Wohl ein Zeichen, dass seine dunkle Jedi ihm aufhelfen sollte. Ein Sith, der Hilfe brauchte? Ein kuriose Gelegenheit für die dunkle Jedi, sich loszureißen oder erneut zu unterwerfen. Doch in Wahrheit war sie bereits verloren, gefangen mit ihm - dem dunklen Etwas, auf alle Ewigkeit, in einer Welt des Verfalls. Am Ende machte es keinen Unterschied, wem wer vertraute; wie weit jemand gegangen war oder wie viel Leben man erreichte. Dies wusste Vesperum nun: am Ende verschwand alles in Finsternis. Die leicht wankende, zitternde Kralle des Sith schwebte im Sichtfeld von Ilara. Sie musste nur zupacken, ihm aufhelfen und das Abyss hatte die beiden wieder.
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