#22
Die alten Wesen betrachteten, die heraneilende Ilara, die sich scheinbar um ihren Meister kümmerte. Sie gab ihm sogar seine Waffe zurück. Die Gespräche wurden unterbrochen. Schweigen. Die junge Frau sprach mit einer Dreistigkeit zu den alten Mächten, dass sie lachten. Sie lachten sie aus, da sie ihnen ohnehin nicht gewachsen war. Ihre Macht schien verschwindend gering, zumindest im Vergleich zu allen Anwesenden. Das Lachen hallte immer und immer wieder auf sowie ab. Dieses finstere, bissige und böse Lachen, welches das Leben als solches verneinte. Ihre Stimme drang nicht durch. Auch das Lachen verlor sich im goldenen Käfig des Geistes, den Vesperum um sich spannte. Er stand allein. Denn die Geister hörten nicht. Ilara war machtlos; nur das schwarze Meer blieb.

Das Wasser war kalt, furchtbar kalt; es ließ seinen Körper erfrieren. Er schwamm im schwarzen Meer, welches sich endlos erstreckte. Staub zog über das Meer in grauen Wolken, welche ihm ins Gesicht schlugen, seine Haut ablösten, so dass seine Knochen im Gesicht sichtbar wurden. Schmerzen erfassten ihn. Es war seine Verantwortung und seine Taten suchten ihn heim, verzehrten seinen Körper; zumindest in dieser Scheinwelt, in der er sich nun befand. Sein Körper löste sich auf, sein Fleisch fiel von seinen Knochen, bis er unterging im Wasser. Der skelettierte Leib sank in das schwarze Meer. Der Boden der Finsternis erwartete ihn. Doch er lebte, irgendwie. Irgendwo gab es ihn noch, auch als untotes Wesen in diesem Meer. In Zeitlupe schlug sein verwester Körper auf dem Meeresboden auf. Schwarzer Sand wirbelte auf, welcher sich in breiten Wellen um ihn herum ausbreitete. Wie ein Stein lag er dort, ertrunken, zerfallen und aufgebracht am Boden dieses endlosen Ozeans. Nichts war da. Nichts blieb. Sein leerer Schädel blickte sich unter Wasser um, kein Licht vor ihm; nur das wabernde Rauschen des Wassers, welches auf seine nicht mehr vorhandenen Ohren drückte. Hier war nur der Tod. Doch, nein, der Tod war hier nicht. Ängstlich betrachtete er seinen Arm, der völlig ohne Haut vor ihm lag. Ja, bewegen konnte er ihn noch aber war es sein Arm? War er in Untoter? Nein, das war nicht möglich. Was war dies für eine Welt? War dies die dunkle Seite? War dies seine (Alb-)Traumwelt? Fragen geisterten in ihm, seinem verfinsterten Schädel. Das Skelette, die Totenmaske, kroch über den Meeresboden dieses schwarzen Meeres. Müde griff er in den Sand dieses Ozeans, des Bodens, der sich seltsam warm anfühlte, im Vergleich zur Kälte des Wassers, welches die Reste seines Fleisch davon spühlte.

Aus dem Dunkel des Meeres näherte sich eine Gestalt, wie ein Leuchten einer Kerze. Diese Kerze näherte sich unaufhörlich, wie ein Engel in der Finsternis, die über ihn gekommen war. Die Gestalt war Amaranthine, seine einzige Liebe, die ihm ihre leuchtende Hand entgegenstreckte. "Warte nicht zu lang..." Sie lächelte, näherte sich zum Kuss und küsste die blanken Zähne des zerfallenen Schädels. Mühsam reckte sich Vesperum mit seiner Macht nach diesem Licht, verlor es aber wieder, da sich dieses Licht nach dem Kuss auflöste und die Hand, die sie gereicht hatte, verlor sich, wie eine sanfte Welle im Wasser. Er wollte weinen, doch sein lebloser Körper ohne jedwede Tränendrüsen konnte es nicht. Er war tot oder auch nicht? Leidig schlug er in den Staub des Bodens, wollte schreien, kreischen und rufen, doch er besaß keine Stimme, auch keine Lungen mehr. Er war das andere geworden, das Monster, welches versank. Gefangen in diesem schwarzen Gewässer, ertrunken unter ihm, suchte er weiter. Die leeren Augenhöhlen, ohne seine dämonischen Augen, begannen rotglühend zu leuchten. Sein Wille zwang ihn zu leben, am leben zu bleiben. Der Wille ließ das Meer stürmisch werden. Wellen taten sich auf, Strudel bildeten sich. Sein Hass gebar einen Sturm, der ihn an ein totes Ufer spühlte, dort wo sein Leuchtsturm stand. Das Skelett lag regungslos am Strand, beobachtete seinen Sturm, welcher das schwarze Meer aufwühlte.

In der Realität wirkte sein Wille beeindruckend anders. Die dunkle Seite begann in Darth Vesperum hineinzufließen, wie auch aus ihm heraus. Sein Wille war ein Nexus der dunklen Seite geworden, wenn auch zu einem hohen Preis, der Wahnsinn war omnipräsent in seiner Nähe. Die finsteren Gesellen, die Geister, stellten ihr Lachen ein, ließen ihren Blick zu ihm herabfallen. "Was ist das?" Darth Atrius deutete auf Vesperum, während Sorzus Syn schrie: "Er ist es." Eine Andeutung auf den Sith'ari oder eine andere Sith-Legende? Naga Sadow wich mehrere Meter zurück. "Nein, nein!" Die Macht ließ den Raum gefrieren, so dass sich sogar einige Schneeflocken und Eiskristalle in der Luft bildeten. Es wurde kalt, sehr kalt. Doch Vesperum wachte nicht auf. Es war seine Erkenntnis, seine Aszension, wenn auch eine stille und vermutlich nur fühlbare aber nicht sichtbare. Ilara fiel eine kleine Schneeflocke ins Gesicht, welche sofort an ihrem warmen Fleisch auftaute. Ein Wunder oder ein Schrecken?
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