#55
Der gruftige Nebel verdichtete sich dezent. Er sammelte sich an, mehrte sich im diesigen Licht der runenbeschimmerten Lichtquellen, die magisch und unnahbar ein artfremdes Licht von sich gaben. Ein kalter Wind schien vorsichtig über die Gesichter der noch Lebenden zu streichen, begierig darauf ihnen jenes Leben zu stehlen. Dieser Ort war tot, leblos in die Zeit geworfen aber nicht ohne Schicksal. Seine kalten Mauern boten mit ihrer brachialen Architektur etwas Schicksalhaftes. Der untote Stolz einer vergangene Epoche, einer alten Zeit, in der die Dunkelheit real war und die Nacht nicht mit Leblosigkeit gestraft war. Einst war hier Leben, begieriges und hungriges Leben, welches durch die dunkle Seite gespeist, ganze albtraumhafte Wunder wirken konnte. Einst herrschten hier die Sith, ein Imperium der Begierigen, der Leidenschaftlichen und der Träumenden, die sich eine Ewigkeit mit Blut erkaufen wollten. Doch ihr Hass und ihre Zwietracht brachten ihnen einen mordlustigen Krieg aber auch ihren eigenen Untergang. Dennoch prahlte die dunkle Seite noch immer mit ihrer Macht. Die Sith waren nicht tot, sondern untot und gingen in den leisen Stimmen ihrer höllischen Verdammnis nach. Gebunden an diesen Ort waren die Erinnerungen vieler Seelen, die durch grausame Rituale, Krieg oder Gewalt dahingerafft waren oder schlicht durch eigenen Machthunger und Unwillen nicht in die Macht eingehen konnten. Die Geister der Sith hausten in diesen Gruftgängen, in dieser Grabwelt, um auf die Lebendigen zu lauern, die sie mit ihrem Wahn heimsuchen konnten. Ihr Horror lag nicht im diesigen Dunst, dem morastigen Duft der faulenden Gänge oder dem Geheul der Bestien, die in den Korridoren umher irrten, sondern in der schlichten Erkenntnis, dass sie verloren waren. Alles hier war verloren in der Zeit aber sie ließen nicht los. Niemand ließ hier los und verdammte sich zu einer Ewigkeit in dieser finsteren Nacht, die nur durch den eigenen Willen erhellt werden konnte. Es war diese Grenze, die verschwamm. Lüge war hier Wahrheit, wie Wahrheit schnell eine Lüge war. Bedeutung lag hier allein im Überleben, im Fortbestehen, bis die Ewigkeit eine echte Antwort schenken konnte. Doch niemals würde ein Sith eine wahre Antwort in der Ewigkeit finden, sofern er nicht jene Reue fand, die einst Ajunta Pall befreit hatte. Solange sich ihre unruhigen und begierigen Willen an die Vergangenheit ketteten, an jenen Wahn, dass ihn auch die Ewigkeit gehören konnte, würden diese unholden Geister niemals frei sein. Ihnen blieb nur der beißende Spott für alles Lebendige, der grausame Spaß diese noch nicht Toten zu bewundern oder zu beeinflussen, damit sie ihr Leid teilten oder schmälerten.

Nichts hier gab Sedrael und Reah Nigidus etwas, was sie nicht schon besaßen, sondern dieser Ort schenkte ihnen nur neue Fragen. Antworten lagen in der Macht, nicht in den vergangenen Träumen von verirrten Seelen, die närrisch und dumm ihre Macht in großen Wundern suchten. Doch diese neuen Fragen konnten zu Antworten führen, wenn sie gewillt waren, weiter zu gehen als bis ins Dunkle. Das Licht war hier fern und doch war es das Licht, welches die Wahrheut ausleuchten konnte. Ohne Licht würden die Mächte und die Magie der Sith unzerrüttbar wirken. Doch das Licht strafte die Nacht mit Vertreibung, mit einer Angst, dass alles im Lichte verloren war, von ihren Künsten und Illusionen. Denn am Ende waren die Sith nur ein Albtraum aus alten Zeiten, der stets das heimsuchte, was er nicht haben konnte. Denn der Verrat der Sith war uralt, sogar älter als dieser Ort. Der Nebel erhob sich auf Kniehöhe, schien gar zu erforschen, was sich dort befand, während ein Echo durch die Hallen fegte, wie ein böser Windgeist. Es war kein Ton aber auch keine Stimme, sondern nur ein Hallen. Ein Dröhnen aus ferner Zeit, welches plötzlich und abrupt endete. Scheinbar hatte Reah Nigidus mit ihren unachtsamen Gedanken und Worten, die sie der alten Runenschrift entnommen hatte, etwas geweckt. Der Boden rumorte, während sich die Bodenplatten ein wenig verschoben und gleichsam Staub zum Nebel hinzu mischten.

"Wir sind der Tod," sagte aus dem Nichts eine Stimme, die okkult und fremd mit einem alten Akzent sprach. Es war die Antwort auf Reahs Aussage, auf ihre Worte, die sie gefunden hatte. Kein Gesicht, kein Etwas zeigte sich, sondern nur eine Stimme wogte mit dem kalten Wind durch die Halle, an jenen Statuen vorbei und ließ sich selbst keinen Raum. Sie war hier überall und doch nicht greifbar. Die atmosphärischen Fackeln wankten mit ihren Feuern bei jedem Wort, so dass man gar vermuten konnte, dass diese Stimme in den Flammen steckte. Torfiger Geschmack lag auf den Lippen, als die Dämpfe und Nebel die Sicht vernebelten und soweit aufstiegen, dass ein Flimmern in den modrigen Grabessegnungen lag und man gar etwas in den Nebeln erkennen konnte, welches keine Gestalt hatte. Es bewegte sich im Staub, ließ diesen tanzen und gleiten, während es um die Jedi und die dunkle Jedi kreiste. Wie lange war es bereits dort? Hatte es sie belauscht, wusste es etwas oder war es nur eine Illusion, wie vieles an diesem Ort? Eine Wahnbildung und Einbildung aus Gedanken, geschaffen um sich selbst an der Angst zu nähren. Doch Reah fürchtete nicht. Dennoch hatte die Jedi Panik gezeigt. Sie war unvorbereitet aber hatte hier etwas gefunden, etwas gesehen, was ihr eine ängstliche Emotion entlockte. Ihre Furcht konnte Nährboden sein aber schien nicht den Hunger dieser Stimme erweckt zu haben. Der okkulte Grusel mehrte sich am unmerklichen Angesicht eines Unsichtbaren. Alte Mächte zeigten sich nicht, sondern brachten nur Kälte und unverständliche Energien, die sich einem sterblichen Auge entzogen. Die alten Sith waren angekommen. Gerufen durch unvorsichtige Gedanken und Worte.
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