#43
Wenn die Welten des Lebens müde wurden, wurden sie das, was Korriban heute war. Es war das Echo einer vergangenen Bosheit und einer vergangenen Lebenskraft, die einst hier hauste. Leben war auf Korriban immer ein Fremdkörper, mal geduldet und mal vertrieben aber es war immer etwas Besonderes an diesem Ort. Leben war hier kostbar, denn alles andere war tot. Und so war auch Reah Nigidus, in ihrer wilden Biesthaftigkeit, ihrer monströsen Ungeziemtheit, etwas Besonderes. Die Welt hungerte nicht nach ihrem Tod aber wollte auch nicht ihr Leben ertragen. Denn diese Welt war schlicht müde, über die ganzen Kriege, die Gewalt und wollte schlicht strafen, was nur Verkleidung der Macht war. Leben war nur eine Hülle für einen Willen. Der Wille des Bestie hatte sich geteilt, war zersplittert an sich selbst und zeigte sich nun in dieser lieblosen Umarmung aus der ewigen Gewalt. Die Kralle wollte sich tiefer ins Fleisch graben, tat es auch. "Wir alle waren einmal etwas anderes," sagte das Schattenmonster, während Reahs eigene Hand hervor schnellte und gegen den Unterkiefer des Monsters drückte, der sich nun nicht mehr dazu imstande sah, die Zähne in ihr Fleisch zu schlagen.

Es sprach, während die Dornenzähne aus ihrem Mund fielen, um wie Maden auf Reahs Arm zu kriechen. Kleine schwarze Würmer brachen aus den Zähnen, dampfend und zischend, gruben sie sich in die Haut, bohrten sich hungrig hinein. Schattenreah lachte lustlos, als die Macht den Kopf in die Höhe überstreckte, dann zerfiel der beißende Handgriff und das Monster fiel zurück, ab von der wahren Reah. Der Körper zuckte noch einen Moment am Boden, während er die Treppenstufen hinab rutschte. Mit jeder Stufe schienen Knochen zu brechen, immer wieder ein solches Geräusch, bis das tote Monster am Ende der Treppe angelangt war. Dort löste sich es in einem kräftigen Machtblitz auf, der schlicht in den Boden einschlug und die Schattenwesenheit verschwinden ließ. Nur der faulige Gestank blieb. Die Würmer auf ihrem Arm fanden sich nun unter der Haut wieder, krochen hinauf zur Schulter, weiter zum Herzen. Doch dann passierte etwas. Anstatt weiter durch das Fleisch zu fressen, hielten sie inne und verfielen in einen schwarzen Ton. Farbe füllte die Fresskanäle. Ein Zeichen entstandt, ein okkultes Gemälde auf ihrer Haut, welches sie mit einem Mal segnete. Die Linien waren gezackt, mal lang und mal kurz und ihr ganzer Arm schien davon betroffen. Bei einem genauen Hinsehen konnte sie es erkennen. Es waren Namen, verbunden in schwarzer Linie. Die Namen waren nicht klar, niemals ganz ausgeschrieben, nicht einmal präzise aber jedes ihrer Opfer fraß sich in die Haut, wollte dort bleiben und sich abbilden aber nicht alle konnten verweilen. Der Schatten war nun in ihr. Aus den endlosen Namen, welche in fremder Schriftsprache dort lagen, war der Name einer Person, die sie kannte: Carrigan Rae. Er war der einzige Name, welcher in klarer Schrift und Sprache erkennbar war.

Die dunkle Wand hinter ihr zog sich noch enger zusammen, wollte immer noch nicht weichen, während sie sich beständig herabdrängte. Reah musste und sollte weiter gehen. Ihre Erlösung lag nicht mehr oben, sondern unten. In der Grotte dieses Tempels würde sie das finden, was sie suchte. Der miefige Dunst lockte sie nun mit anderen Gerüchen. Parfüme, Rosendüfte und Gesänge erschallten vom Untergrund, der dezent bebte. Stimmen, viele Stimmen, die sich unterhielten und lachten. Der faulige Gestank trat willfährig in den Hintergrund, als Reah aus dem Augenwinkel erkennen konnte, dass sie sich nicht mehr im Tempel befand, da die Treppe entschwunden war. Sie stand an einem Portal des imperialen Palastes, welches verschlossen war und durch sie geöffnet werden musste. Ein großes konventionelles Portal mit zwei großen Schwingtüren, beschlagen mit Gold und wertvollen Hölzern. Hinter ihr war nur diese Schattenwand. Ihre Schulter war immer noch verletzt, blutete vorsichtig unter den Krallenspuren der vergangenen Bestie. Das Zeichen der Würmer pochte etwas aber blutete nicht.
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