#41
Es war kein Test, der die Bestie erwartete, sondern ein Bestiarium. Ein Zoo ihrer eigenen Grausamkeiten, welcher die Mauern und Gitter geschaffen hatte, die sie unsichtbar umschließen mussten. Immer wieder fand die dunkle Seite mit ihrer falschen Freiheit willfährige Monster, die aus eigenem Sturz hinab, geformt wurden. Und so konnte auch ein Gehege für ein Tier, welches ohne Sicht und in Gefangenschaft erwachsen, eine ganze Welt sein. Korriban wollte Reahs Gehege sein, welches ihre eigene böse Eitelkeit offenbarte. Sie war eitel und kannte nur ihre eigene aus Stein geschlagene Weltsicht. Es lag Ironie darin, dass sie diesen Ort verdammte und den sandigen Stein herausbröselte. Dabei war sie doch selbst schon lange hinter dicken Mauern eingeschlossen. Doch hier lag auch etwas anderes, hinter dem kalten Zorn des Windes und den unruhigen Geistern des Staubes, die heulend ihren Abstieg besangen. Alles oder Nichts; Leben oder Sterben verdichtete sich zu einem Zustand, um die Bestie mit brüchiger Wahrheit zu füttern oder sättigenden Lügen. Ihre Pein pulsierte in den Wänden als sie die Hallen betreten hatte. Die gehörte Stimme, eine Erinnerung, verschwand mit dem heraufziehenden Geruch von faulendem Fleisch, welcher beißend in die Nase strömte. Der Geruch wollte sie ganz einnehmen; verdammte den kratzenden Staub und die Asche dieses Ortes zu einer Nebenfigur, die sich gleichsam unvermindert die bittere Luft dieses Tempels teilen mussten.

Die Treppe trug sie sicher, wenn auch kleinere Steinchen mit jedem Schritt hinab rollten, ihr vorweg. Etwas lebte noch. Etwas krauchte in den Wänden, da sich ein Schatten neben und hinter ihr formierte, über die Wand mit den alten Bildern vergangener Herrschaft geschmückt, sauste, ohne feste Gestalt zu haben. Der Schatten sprach nicht, offenbarte sich nicht, sondern wuchs nur, mit jedem Herzschlag ihrer selbst. Das schwarze Bild entpuppte sich bald nicht nur als Spiel kümmerlicher Lichter. Tonlos wurde der Raum, gab dem fauligen Geruch seinen angestammten Platz. Eiterte ihr Stumpf? War die Wunde entzündet, die ihr zugefügt worden war? Doch der Verband lag fest um das entstellte Fleisch und zeigte nur die üblichen Flecken von altem Blut. Kälte machte sich breit, eine andere, die sie schon kannte aber nicht dem Vesperum gehörte, den sie töten wollte. Diese frostige Kälte streichelte den Geruch, der ihn nun fest in den Nacken schlug. Es war ein Atmen, ein festes Atmen. Der Schatten begann Gesichter in den Wänden zu formen, die alle diesen Gestank aus augenlosen Gesichtern abstießen. In der kalten Luft des Abstiegs waren die Spuren der Atmung als stehender Nebel noch zu erkennen, während sich alte Kristalle in Anwesendheit eines Machtnutzers entfachten, um ihr ein schimmeriges Licht zu sein. Nur einen kleinen Schimmer bot ihr dieser Tempel, um zu erblicken, was sie nicht klar formte. Die Gesichter, unzählge Gesichter aus der schwarzen Masse des Schattens, drängten sich aus der Wand, um zu atmen. Hörte sie einen Herzschlag? Ein heftiger Herzschlag echote an ihren Ohren vorbei, drückte gegen ihren eigenen Puls an, bis sie bemerken konnte, dass es ihr eigener Herzschlag war. Das Pochen wurde lauter, verband sich mit ihr, und die Schritte waren leise, trotz der groben Stiefel, die sie trug. Der Gestank war nicht mehr nur bitter, sondern brannte in der Nase, als der Staub vor ihr herabsank und eine kleine Kennlinie im diesigen Licht bildete. Es schien fast so als ob ein Nebel in diesem Tempel herrschte. Die dunkle Kreatur zog sich hinter ihr zusammen, nahm eine klarere Form an und Reah konnte nun entlarven, was unter dem Schwarz lag: sie selbst. Die Gesichter verließen die Gestalt und eine schwarze Wand folgte dem monochromatischen Spiegelbild, welchem ebenfalls eine Hand fehlte, doch dafür schien es Zähne zu haben, die wie lange schwarze Dornen aus dem Mund schnellten, um Reah zu verletzen. Spiegel-Reah griff mit ihrer letzten Hand nach der absteigenden Reah, während sie mit ihrem bestienartigen Mund zubeißen wollte. Die schwarze Wand schien den Rückweg zu versperren, während diese Bestie eine gleiche Bestie trieb. Die Hand der Kreatur berühte die nicht mehr - und niemals gewesene - Sith, als sich die Krallen tief in ihr Fleisch gruben, bis Blut aus der Schulter quoll.
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