#11
Galen schwieg lange, schien die Anwesenheit seines ehemals besten Freundes gänzlich ausgeblendet zu haben. Stardust. Galen verschränkte die Arme, während der Blick seiner braunen Augen zu einem undefinierbaren Punkt in der Wand glitten, den wohl einzig und allein er selbst ausmachen konnte. Stardust. Je öfter er versuchte sich die feinen Gesichtszüge seiner Tochter, die ihrer Mutter so sehr ähnelte, vor sein geistiges Auge zu rufen, umso verschwommener wurden die Feinheiten und drohten seiner Erinnerung zu entgleiten.
Aus unendlich weiter Entfernung drangen Krennics Worte zu ihm durch, ohne ihn wirklich zu erreichen. Es spielte ohnehin keine Rolle, was er sagte. Nur mühsam, auch wenn er sich wahrlich Mühe gab nach außen hin nichts durchscheinen zu lassen, gelang es ihm, seine Gedanken in das Hier und Jetzt zurückzulenken, denn Unachtsamkeit war etwas, das er sich nicht leisten konnte. Schon gar nicht während eines Gespräches mit dem Mann, dessen Wohlwollens er ausgeliefert war.
Das schlimme an dieser Situation war, dass Orson Krennic ihn und seine Fähigkeiten einfach zu gut kannte, um das Wort 'unmöglich' tatsächlich ernst zu nehmen oder ihm überhaupt Glauben zu schenken.
Es stand außer Frage, dass es ein schwieriges Unterfangen wäre die geforderten Ergebnisse zu liefern, aber unmöglich? Galen hatte bisher alles möglich gemacht, was in seinem Wirkungskreis gelegen hatte und Orson Krennic wusste das. Also wem versuchte er hier eigentlich etwas vorzumachen? Im Grunde nur sich selbst.
Er wünschte, dass es unmöglich wäre. Ein Erfolg vollkommen ausgeschlossen. Wie oft hatte er versucht Krennic von dem unmöglichen Unterfangen der letzten Superwaffe zu überzeugen und doch war er ebenso oft an dessen Unnachgiebigkeit gescheitert und doch... war Stardust sein persönliches Meisterstück geworden. Sein persönlicher Erfolg. Sein – einziger – Sieg über Krennic und das Imperium, wenn auch zu einem weitaus höheren Preis als einkalkuliert. Mit seinem eigenen Überleben hatte er gar nicht gerechnet und noch viel weniger – und das war das schwerwiegende Problem an der Situation – damit, dass Jyn in die Fänge des Imperiums geraten und gegen ihn verwendet werden könnte.
Und nun stand er hier, gefangen inmitten seiner Arbeit und von der Gnade einer Institution abhängig, die bei weitem nicht für Gnade bekannt war. Galen schüttelte seufzend den Kopf und blickte zu den beiden schwarz gepanzerten Gestalten hinüber.

“Das glaube ich dir sofort, dass du dir bewusst bist, was man hier verlangt.“
Es war ein beinahe bitterer Laut, der sich über seine Lippen stahl. Natürlich wäre Krennic wohl niemals auf den Gedanken gekommen übertriebene Planungen und Wunschdenken schon im Keim ein wenig einzudämmen. Wahrscheinlich war eher das Gegenteil der Fall gewesen, immerhin kannte Galen den Mann, den er so lange als seinen besten Freund angesehen hatte, gut genug, um ihm eine vollständige Abwesenheit von Bescheidenheit zu attestieren.
“Wie dem auch sei,“ murmelte er, straffte seine Gestalt und blickte seinem Gegenüber entgegen. “Es wundert mich nicht, dass konkurrierende Forschungsteams gescheitert sind. Gerade bei derartigen Vorhaben, genügt es nicht, auf Forschungen von anderen zurückzugreifen, sie sich zueigen zu machen und dann zu erwarten die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.“
Dieser ungewohnte Seitenhieb seinerseits war nicht gänzlich ungewollt. Er selbst hatte praktisch sein ganzes Leben mit diesen Forschungen verbracht, auch wenn seine Arbeit im Endeffekt für völlig falsche Zwecke eingesetzt worden war, aber es war seine Arbeit, seine Forschung, seine Ergebnisse. Und doch konnte selbst ER keine Gewährleistung auf Erfolg geben. Hatte er nie, würde er nie. Schon gar nicht in Zusammenarbeit mit dem Imperium.

Es verwunderte ihn allerdings, dass es keine Fristen gab. Regelmäßige Ergebnisse. Regelmäßig. Wie regelmäßig war regelmäßig? Diese ungewohnte Angabe hinterließ einen faden Beigeschmack in seinen Gedanken, denn es wollte nicht so recht zu dem Krennic passen, den er kannte und es bedeutete womöglich ebenso, dass es ihm in diesem Fall nicht ganz so leicht gemacht werden würde eine Schwäche im angedachten System zu etablieren. Aber hatte er das tatsächlich vor? War er bereit ein derartiges Risiko einzugehen, wenn das Leben seiner Tochter auf dem Spiel stand? Es gab immerhin nichts mehr, was er sonst zu verlieren hätte.
“Aber verrate mir eines: seit wann gibst du dich mit alten, aufgewärmten Projekten zufrieden?“ Diese Schlussfolgerung auf Krennics Aussage verwunderte ihn tatsächlich ein wenig, auch wenn er nicht recht wusste, wie er diese aufkommenden Gedanken einordnen sollte. Galen ärgerte der Umstand, dass man ihn hier so völlig von den Geschehnissen außerhalb dieser Räumlichkeiten abschirmte.
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