Star Wars - Echoes of the Empire
Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Druckversion

+- Star Wars - Echoes of the Empire (http://starwarsrpg.de)
+-- Forum: » Kernwelten « (http://starwarsrpg.de/forumdisplay.php?fid=114)
+--- Forum: » Imperiales Zentrum « (http://starwarsrpg.de/forumdisplay.php?fid=57)
+---- Thema: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" (/showthread.php?tid=643)

Seiten: 1 2 3


Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Protokolldroide - 30.07.2017


Forschungsstation des Projekts „Celestial Power“

Das Projekt „Celestial Power“ war der Tarnname für die Forschung an der imperialen Kampfstation DS-1, die später als „Todesstern“ bekannt werden sollte. Offiziell handelte es sich um ein Projekt, das Energieforschung an den für die Wissenschaft noch relativ unbekannten Kyber-Kristallen betrieb, um für einen nahezu unerschöpflichen Energiestorm sorgen zu können. Die Erkenntnisse aus dem Projekt waren später bahnbrechend für die Konstruktion von Reaktor und Superlaser beider Todessterne. Die Forschungsstation auf Coruscant war nur eines von vielen Zentren, die „Celestial Power“ als modulare Forschungseinrichtung dienten, hiervon war es aber mit Sicherheit das wichtigste. Es nimmt diverse Stockwerke eines großen Wolkenkratzers mit eigener Landeplattform mitten im Fobosi-Distrikt ein.

Nach dem Abschluss der Forschungen für den Zweiten Todesstern waren weite Teile der Station nicht mehr in Betrieb, sondern überwiegend stillgelegt. Sie diente seither mehr oder weniger nur noch als Geheimgefängnis für den an den Todessternen beteiligten Wissenschaftler Galen Erso, der dort aufgrund seiner Rolle bei der Zerstörung der ersten Station von Direktor Orson Krennic festgehalten wird.

Etwa ein Jahr nach der Schlacht von Endor wurde die Station aus noch ungeklärten Gründen wieder teilweise reaktiviert. Seither herrscht in den Büros wieder vermehrt Aktivität und es scheint so, als werde der Forschungsbetrieb allmählich wieder aufgenommen.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Orson Krennic - 30.07.2017

Die Tür glitt zischend auf. Prisen feinen Staubs wirbelten auf und spiegelten im Lichtschein der Fenster von außen, wie kleine graue Flammen, die lautlos in der Luft knisterten. Schwarze Lederstiefel hallten auf dem Boden in leicht erhöhtem, wenn auch nicht eiligem Tempo wider, ein paar Stufen hinab ins Laboratorium. Ein weißer Umhang wehte etwas im von draußen einströmenden Wind, schlug Falten in den Stoff und ließ ihn bedächtig tanzen. Die übergroßen schwarzgepanzerten Soldaten der Leibgarde blieben eigenständig an der Türe stehen, ohne dass irgendein Zeichen gegeben werden musste. Unverständliche Funkmeldungen schnarrten aus ihren Empfängern in den finsteren Helmen. Der Großteil der Forschungsstation war finster, schon lange nicht mehr in Betrieb. Die Zeit der Grundlagenforschung schien vorüber – jetzt ging es nur noch um Details. Und das hiesige Objekt, das es zu schützen galt, war weitaus zu gefährlich, um es in Kontakt mit einer Vielzahl anderer Personen kommen zu lassen. Ein paar ausgewählte Wissenschaftler in kleinen Gruppen mit ihren Familien, die ebenfalls nie das riesige Gebäude verlassen durften. Und vermutlich auch nie wieder würden. Es war nicht schwierig, Freiwillige für Projekte zu finden, wenn man sie als „streng geheim“ einstufte. Leute waren neugierig und liebten Geheimnisse, wollten einen Einblick hinter die Kulissen und wenn jemand ihnen einen solchen anbot, gab es nur wenige Kandidaten, die den Vorhang lieber geschlossen sehen wollten. Doch das Vertraulichste an diesem Ort war sicherlich nicht das, woran geforscht werden würde, sondern vielmehr die Person, die daran forschen sollte.

Orson Krennic verlangsamte seinen Schritt stetig, während er die Stufen Schritt für Schritt in das Laboratorium hinein nahm. Es war das erste Mal seit dem großen Knall, der schlussendlich den Zweiten Todesstern zerfetzt hatte, dass Orson den Mann wieder aufsuchte. Wieder aufsuchen musste. Gut über ein Jahr also seit dem letzten Besuch. Der Weg hinein in die Station war immer eine Art widerstreitender Tortur. Einerseits wollte er die Forschungsstation und vor allem die Person darin überhaupt nicht mehr aufsuchen. Sie hier einkerkern und die Zeit schlichtweg das Problem von alleine erledigen lassen. Es hätte Vieles vereinfacht, hätte Risiken für ihn ganz persönlich minimiert und somit eine der Klingen, die derzeit noch immer gierig in seinem Rücken funkelte, wieder in dunkle Schatten weiter im Hintergrund verlegt. Aber andererseits zwang ihn etwas in seinem Inneren dazu, ähnlich der Flammen, es schlichtweg zu tun, er brannte darauf, weiter voranzukommen. Musste es einfach. Diesen Antrieb, den er durchaus auch selbst als Ehrgeiz verstand, hatte er inzwischen längst als unabänderlichen Teil seiner Persönlichkeitsstruktur akzeptiert, auch wenn er ihn nicht immer so kontrollieren konnte, wie er vielleicht wollte. Aber womöglich lag auch genau darin der Ursprung für den Funken, der alles ins Rollen gebracht hatte. Erstaunliches war in den letzten Jahren und Jahrzehnten von Menschen sowie Nichtmenschen erschaffen worden; mittlerweile glaubte er nicht mehr daran, dass es überhaupt so etwas wie Grenzen in der Schöpfungskraft ihrer Generation gab. Die Frage war letztlich nur noch die der praktischen Umsetzbarkeit – und diese Frage zermarterte ihm Tag für Tag den Schädel. Am Ende gab es nur eine Person, die dieser Schöpfungskraft praktischen Ausfluss verschaffen konnte, die ihre Generation vom Fortschritt in ungeahnte und bislang kaum denkbare Höhen bringen konnte. Ärgerlicherweise war es ausgerechnet die Person, die ihn hasste. Aber im Endeffekt durfte das nicht von Belang sein. Fortschritt kannte keine Abneigungen.

Es war ein hartes letztes Jahr gewesen. Ein unklares, mit vielen Veränderungen seit dem Tod des Mannes, auf dessen Treffen er so lange hingearbeitet hatte. Vergebliche Bemühungen schlussendlich. Palpatine hatte ihn nie empfangen, niemals. Selbst als er persönliches Interesse an der neuen Kampfstation bekundet hatte, hatte er sie nur ein Mal besucht – kurz vor seinem Tode, als Orson selbst nicht dort war. Ein ironischer Zufall. Nichts, was der Mann vor ihm wusste. Nichts, was Orson ihm mitteilen würde, um dem Mann die Befriedigung zu verschaffen, dass er am Ende Recht behalten hatte. Du wirst niemals gewinnen, hatte der Mann dereinst gesagt. Als einer von vielen. Die meisten hatten nicht Recht behalten. Dieser schon. Krennics erstes Meisterwerk – zersprengt kurz nach Fertigstellung aufgrund der Arroganz seines eigenen Gegenspielers. Sein zweites – zersprengt vor Fertigstellung aufgrund der Arroganz seines eigenen Herrschers. Manche am imperialen Hof mochten bereits über ihn lachen. Andere dagegen verstanden die Dinge, wie sie waren. Vor einiger Zeit hatte es eine kaiserliche Order von ihrem neuen Herrscher gegeben – Vesperum, ein Emporkömmling aus dem Nichts. Kein etablierter Mann mit großem Namen oder großem Hintergrund. Offenbar jemand, der sich nach oben gearbeitet hatte. Etwas, das Krennic respektieren und vielleicht bewundern konnte, sogar musste, wollte er sich selbst wertschätzen (und das tat er durchaus in erheblichem Maße), denn das Gleiche galt für ihn auch. Niemand würde sich an Orsons Eltern oder Großeltern erinnern. Es gab auch nichts über sie zu berichten, normale Leute der Arbeiterklasse, die nie etwas Bemerkenswertes in ihrem Leben geleistet hatten oder auch gar nicht danach gestrebt hatten. Schwer zu sagen, woher Orsons Drang kam, anders zu sein als sie, aber vermutlich steckte darin auch kein großer Plan, sondern schlichtweg ebenso der Zufall. Zufall, der mal für ihn wirkte und mal gegen ihn, etwa in Form eines Treffers eines Abluftschachtes, den ein Computer im besten Fall in einem von einer Million Versuchen hätte treffen können. Zufall war eben immer ein zweischneidiges Schwert.

Und so stand er also vor dem Mann, der überhaupt erst dafür gesorgt hatte, dass dieser nahezu unmögliche Zufall hatte eintreten können. Der einerseits das gesamte Projekt nach zwanzig Jahren erst möglich gemacht hatte, um es ihm dann wieder mit einem Fingerschnippen nehmen zu können. Letztlich ein Plan, der meisterhaft funktioniert hatte, Orson kam nicht umhin, das zugeben zu müssen. Etwas, das Tarkin nicht besser hätte inszenieren können – nur dass dieser am Ende sogar noch mehr der Leidtragende gewesen war als Krennic selbst. Hätte er selbst nicht zwanzig Jahre seines Lebens an diese Station verschwendet, hätte er dem Mann vielleicht sogar dankbar dafür sein können, dass er so elegant Krennics Rivalen beseitigt hatte. So aber haftete dem Ganzen ein Stück Bitterkeit an, als er dem Mann wieder gegenüberstand, während er im Abstand von ein paar Metern zum Stillstand kam. Er schürte kurz die Lippen, ließ dann ein paar Sekunden Stille walten – die Art von dramatischer Pause, die sein Gegenüber inzwischen besser kennen musste als jeder sonst.
„Galen“, sagte dann Krennics wie üblich leicht kratzige Stimme trocken, tonlos, während er seinen Blick nach unten abwandte und ablenkend an seinen Handschuhen hantierte, sie sich langsam, Finger für Finger, von der einen und schließlich auch von der anderen Hand zog – für einen Wissenden womöglich ein kleines Indiz dafür, dass etwas nicht nach seinem Willen gegangen war und er deswegen für einen Moment seinen Gegenüber nicht anblicken konnte. Erst nach diesem Moment hoben sich vom weiterhin gesenkten Haupt die blauen Augen über gekräuselten Brauen wieder an und blickten in das Gesicht eines Freundes, eines alten Freundes – wenngleich es ein Begriff war, den keiner der beiden auch nur gedanklich in den Mund nehmen würde. Die entscheidenden Passagen dieser Änderung lagen bereits Jahre zurück, doch manche Wunden heilten niemals.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Galen Erso - 24.08.2017

Der Begriff 'Zeit' schien für Galen jegliche Bedeutung verloren zu haben. Wie viel Zeit war vergangen, seitdem er das letzte Mal bewusst auf das Verstreichen eben dieser geachtet hatte? Wochen? Monate? Jahre? Dass Zeit vergangen war, stand zweifellos außer Frage, so merkte man es doch deutlich an seinen Haaren und seinem Bart, den er mehrfach schon hatte rasieren müssen, bevor er auch das aufgegeben hatte. Er selbst hatte sich mit Bart nie gefallen, Lyra war es vor langer Zeit gewesen, die ihn dazu angehalten hatte den Bart nicht nur wachsen, sondern auch stehen zu lassen. Lyra. Selbst nach all den Jahren vermisste er sie. Schmerzlich sogar. Und doch wusste er, dass sie weder seine Situation, noch seine Entscheidung die Arbeit fortzusetzen, gutheißen würde. Aber die Situation war eine andere als damals.
Galen war müde. Nicht die Art von müde, die durch einen ausgedehnten Schlaf beseitigt werden könnte, denn erholsamer Schlaf war ohnehin zu einer Seltenheit geworden, nein, seine Müdigkeit war nicht physischer, sondern psychischer Natur und geprägt von dem ständigen Zwiespalt, in dem er sich befand. Seine Arbeit, die er zum Schutz seiner Tochter verfolgte und sein Gewissen, das mit jedem weiteren Tag, jeder weiteren Berechnung, Kalkulation und voranschreitenden Fortschritten, lauter zu schreien und zu protestieren vermag. Zwei Komponenten, die es ihm wahrlich schwer machten zur Ruhe zu kommen. War es also so verwunderlich, dass man ihn ständig über seinen Aufzeichnungen gebeugt fand?

Das Dasein, das er hier in diesen Räumen fristete, war einsam. Er war nie jemand gewesen, der viele Menschen um sich gebraucht hatte, ganz im Gegenteil, aber hier... der Kontakt zu anderen Lebensformen, egal welcher Art, war beschränkt und der beste Kommunikationspartner war ein Protokolldroide, der dafür zuständig war seine Fortschritte, Notizen und Memos festzuhalten. Eine Aufgabe, die vor vielen, vielen Jahren einmal Lyra erfüllt hatte. Womöglich widerstrebte es ihm deswegen so sehr, sich mit seinem rein mechanischen Mitarbeiter gebührend auseinanderzusetzen. Eine andere Daseinsberechtigung schien der Droide nicht zu haben, denn jegliche Versuche ein Gespräch außerhalb des Forschungsbereiches anzufangen, wurde entweder ignoriert oder aktiv abgeblockt.
Mit einem Datapad in der Hand, begann Galen erneut rastlos vor der großen Projektion von künstlichen und chemisch generierten Verbindungen - dargestellt durch eine Anzahl von scheinbar unzähligen Linien und Zahlensträngen - auf und ab zu laufen. Irgendwo tief in seinen Gedanken hatte sich die Hoffnung verfestigt, dass seine Arbeit am Ende doch dafür genutzt werden konnte den Ärmsten der Armen zu helfen. Er würde einen Weg finden. Irgendwie. Er musste nur...
Die Schritte, die sich ihm unweigerlich näherten, ließen ihn innehalten und die Bestimmtheit, mit der sie näher kamen, ließen kaum einen Zweifel daran wer ihn beehren würde. Beinahe demonstrativ wendete er dem Eingang den Rücken zu, damit sein Besucher auch bloß nicht auf den Gedanken kam, er würde sich über dessen Erscheinen freuen. Nein, er freute sich nicht. Auch wenn es vor vielen Jahren andere Zeiten gegeben hatte. Aber diese Zeiten waren vorbei, lange vergangen und Galen glaubte nicht, dass es in dieser Hinsicht so etwas wie ein 'zurück' gab.

Es dauerte einen Augenblick, bis er sich dazu durchringen konnte sich Orson Krennic zuzuwenden, wobei er das Datapad in seiner Hand auf der Tischplatte an seiner Seite ablegte. "Krennic," erwiderte Galen ähnlich tonlos, wobei es ihm nicht gänzlich gelang seine aufkochenden Emotionen in seinem Inneren aus seiner Stimme zu verbannen, während sein Blick auf den Händen seines Gegenübers lagen, die gerade aus den Handschuhen befreit wurden. Krennic. Er wusste noch nicht einmal, wann er damit begonnen hatte seinen ehemals besten Freund lediglich mit seinem Nachnamen anzusprechen. "Hast du dich etwa in der Abteilung geirrt oder womit habe ich die Ehre deines Besuches verdient?" Erst jetzt blickte er ihn gänzlich an und gab sich noch nicht einmal Mühe die aufkommende Kälte in seinem Blick zu verbergen. Nein, die Zeiten für freundschaftlichen oder auch nur freundlichen Austausch zwischen ihnen war lange vorbei. Galen wusste, dass Krennic ihn in der Hand hatte und ihn jederzeit mit seiner Tochter unter Druck setzen konnte, nein, im Grunde war seine Tochter der überhaupt einzige Grund, warum er hier war und sich gezwungenermaßen der Arbeit widmete, also konnte man nicht von ihm erwarten, dass er mit Jubel reagierte, wenn man ihm hier in seinem Labor einen Besuch abstattete, denn das konnte gar nichts gutes bedeuten. Nicht für ihn, denn man würde ihn wohl kaum aus dieser Situation entlassen. "Falls du hier sein solltest, um dich nach den Fortschritten zu erkundigen... ich arbeite daran." Mit einer ausschweifenden Geste deutete er auf die Projektion, die er nur zu gerne vor Krennics Eintreten deaktiviert hätte, da dieser aber ohnehin sicherlich permanent über seine Arbeit in Kenntnis gesetzt wurde, machte es wohl keinen Unterschied mehr ob er hier im Labor vor Ort in Kenntnis gesetzt wurde oder die Daten zu sich übermittelt bekam.

Er tat das, was er tun musste. Nicht mehr und nicht weniger, aber das, was man von ihm erwartete war schon genug. Galen fuhr sich mit den Fingern durch das Haar, das deutlich von grauen Strähnen durchzogen war und wendete sich von dem Mann ab, dessen Auftauchen einfach kein gutes Gefühl auszulösen vermochte.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Orson Krennic - 10.09.2017

Es war immer seltsam, einer Person gegenüber zu stehen, die einem bereits so lange bekannt und vertraut war und die einen von Jahr zu Jahr mehr verabscheute. Nun, so war es eben. Vermutlich der Preis dafür, den es zu zahlen galt, wollte man die Ziele, die man sich setzte, auch wirklich erreichen. Der Weg zur Größe war am Ende immer mit Leichen gepflastert – ein seltsames Konzept zwar, aber offenbar eine Art Naturgesetz, an dem auch Orson nichts ändern, sondern es lediglich so hinnehmen konnte, wie es sich zeigte. Mit der Zeit wurde es auch einfacher, normaler. Insbesondere in einem Regime wie dem Imperium blühten rücksichtslose, gewissenlose Personen auf und erreichten Positionen, die sie in anderen Staaten niemals erlangt hätten. Orson selbst zweifelte allerdings nicht daran, dass er auch in der Republik eine beachtliche Karriere gemacht hätte – ob beachtlicher oder nicht, spielte letztlich keine Rolle. Er war schlichtweg auch nicht bescheiden genug, um sich nicht daran zu erinnern, dass er clever war. Galen dagegen war… nun, wie konnte man es nennen? Orson hielt ihn zweifellos für ein Ausnahmetalent, sicherlich sogar für intelligenter als sich selbst, doch für weitaus weniger clever. Intelligenz allein war eine gute Sache, eine wichtige Sache sogar. Wer sie jedoch nicht richtig zur Geltung bringen konnte, der verschwendete sie nur. Und hier hatte Galen immer versagt, benötigte ihn lenkende Personen, weil er seine Gaben schlichtweg nicht gut einzusetzen wusste. Das war sicherlich ein Grund, warum er Orsons und ja, auch Lyras Führung durchaus immer bereitwillig akzeptiert hatte. Galens Pech war am Ende dann gewesen, dass er auf das falsche Pferd von beiden gesetzt hatte. In dem damals aufsteigenden Staat wie dem Imperium waren Widerstand und Attitüde, wie Lyra sie gezeigt hatte, töricht. Und beinahe hätte sie damit Galens Leben ebenfalls leichtfertig weggeworfen und das Ausnahmetalent wäre unerkannt aus der Galaxis verschwunden. Unter anderen Umständen hätten Orson und Galen jetzt bequem hier sitzen und zusammen arbeiten, die Galaxis gemeinsam besser machen können. Doch Galen wollte damals nicht begreifen, wie die Dinge in der Galaxis liefen. Es war eben dreckig. Und manchmal musste man lügen. Jeder tat es. Später auch Galen selbst, als er begann, Orsons Arbeit zu sabotieren. In gewisser Weise mochte das ausgleichende Gerechtigkeit sein – doch es war schwer, es als Leidtragender als solche akzeptieren zu können.

„Ach Galen“, entgegnete er gespielt amüsiert und breitete seine Arme zu einem überschwänglichen Schulterzucken aus. Ein freudloses Lächeln glitt über seine Lippen, erzwungen wirkend, da zu erkennen war, wie er dafür die Lippen aufeinanderpressen musste. Das Lächeln hielt einige Sekunden an, während er Galen anblickte und begann, den Kopf zu schütteln, ehe eine gewisse Härte in seinen Blick gelangte.
„Ich schätze, du warst einfach zu lange mit Lyra zusammen. Aber ich werfe dir das nicht vor. Jeder trifft gelegentlich schlechte Entscheidungen.“
Bei Orsons letztem Satz schien der Direktor seinen alten Freund besonders zu fixieren, was dem Satz eine gewisse Doppeldeutigkeit gab – schließlich hatte sich auch Orsons Entscheidung, auf Galen zu setzen, am Ende zumindest in gewisser Weise als eine schlechte Entscheidung seinerseits erwiesen.
„Wie dem auch sei…“, fing er schließlich gleich wieder an, ehe Galen darauf reagieren konnte, und wandte sich nur kurz dem Bildschirm mit Galens derzeitiger Arbeit zu. Er wirkte nicht interessiert hieran.
„Die Arbeit daran ist hiermit beendet“, fuhr er dann gleichgültig fort, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. „Nur ein Test, um zu sehen, ob du mir noch einmal so eine fixe Idee wie bei unserem ersten Projekt unterschieben möchtest.“
Eine Lüge, wenn auch nur teilweise. Das primäre Bestreben von Orson war es gewesen, mit der provisorischen Arbeit die Kooperationsbereitschaft und -willigkeit von Galen zu überprüfen und ob dieser überhaupt noch den scharfen Geist besaß, der ihm inne gewesen war. Das war zweifellos der Fall. Nun würde er Galen auch wieder für etwas einsetzen können, das wirklich Relevanz auf die Galaxis haben konnte. Nur dieses Mal würde er genauer darauf achten, dass sein alter Freund auch wirklich so arbeitete, wie er es sollte.
„Ich denke, dir ist bewusst, zu was man mich wieder zwingt, wenn das noch einmal passiert.“
Es war kein Geheimnis. Galen wusste ohne Zweifel, worauf er anspielte. Beide würden die Situation auf Lah’mu niemals vergessen, wenn auch aus verschiedenen Gründen. Orsons Schulter trug ein Zeichen davon, das Mal, das ihm Lyra als Abschiedsgeschenk hinterlassen hatte. Und Orson würde es in gewisser Weise durchaus bedauern, sich dazu genötigt zu sehen, eine weitere Erso beseitigen zu müssen. Wenn auch im Falle von Jyn zumindest eine gewisse Form der Befriedigung nicht zu verneinen war, denn deren Widerstand und Kollaboration mit der Rebellion war weitaus schwerwiegender als im Falle von Lyra, die primär lästig und töricht gewesen war. Jyn war beteiligt am Untergang seines Projektes gewesen, ihr Leben war also aus Krennics Sicht ohnehin verwirkt – die Frage war nur noch, wann es so weit war. Jedenfalls nicht solange sie noch einen Wert für ihn besaß und dieser war einzig und allein mittelbar über Galen vorhanden. Der Direktor seufzte knapp, blickte einen kurzen Augenblick zu Boden, dann machte er einige Schritte weiter auf Galen zu – nicht direkt frontal, sondern ein Stück weit an ihm vorbei, bis er neben Galen an der Tischplatte stand, auf der er sich abstützte.
„Es gibt eine Menge Leute, die euch tot sehen wollen, Galen“, log er, ohne mit der Wimper zu zucken. „Und ich bin der Einzige, der zwischen euch und denen steht. Vergiss das nicht. Ironisch, nicht wahr? Nach allem, was passiert ist.“
Tatsächlich war die Lage natürlich so, dass im Prinzip niemand wusste, dass Galen hinter dem Konstruktionsproblem mit dem Todesstern steckte. Die meisten hielten ihn für tot, es war die offizielle Version - getötet während der Schlacht auf Bakura, als die Rebellen die Forschungseinrichtung für den Todesstern attackiert hatten. Auf der anderen Seite war es auch wieder wahr, denn wäre bekannt, was wirklich während des Todessternprojekts geschehen war, würden Galen tatsächlich eine Menge Personen tot sehen wollen. Allerdings auch Krennic. Insoweit schien es diesem sogar im beiderseitigen Interesse zu sein, dass nichts davon an die Oberfläche gelangte, sondern der jetzige Zustand so verborgen blieb wie er war. Das Risiko, Galen ein neues Team zuzuweisen, war nicht zu leugnen – eine Alternative, wenn er den jetzt äußerst engen Zeitplan für das neue Projekt annähernd einhalten wollte, gab es indes nicht. Wie üblich erwartete man Wunder von ihm, Wunder innerhalb weniger Monate. Und letztlich war nur eine Person in der Galaxis zu diesen Wundern in der Lage.

Orson blickte von seiner mit beiden Händen auf dem Tisch abgestützten Position zu Galen hoch, wirkte einen Augenblick lang tatsächlich ein Stück weit müde von all dem – wobei nicht erkennbar war, ob es sich um echte oder gespielte Müdigkeit handelte. Letztlich war es eine Mixtur aus beidem.
„Du weißt, wie es läuft. Du hilfst mir, ich helfe dir.“
Er dachte kurz nach, ehe er hinzufügte. „… im Rahmen des mir Möglichen.“
Dann nickte er nur noch knapp.
„Ich bin kein grausamer Mensch. Gib mir das, was ich brauche, und ich lasse dich deine Tochter sehen.“


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Galen Erso - 02.10.2017

Galen presste die Lippen aufeinander und blickte seinem alten Freund mit unverhohlener Bitterkeit entgegen. Wie konnte er es wagen? Wie konnte er es wagen Lyras Namen nicht nur in dieser Form in den Mund zu nehmen, sondern ihren Tod für eine weitere unterschwellige Drohung zu missbrauchen? Natürlich verstand Galen die Botschaft, die man ihm damit vermittelte. Eine Botschaft, die nur allzu deutlich machte, dass er keine andere Wahl hatte.
“Du glaubst tatsächlich, ich würde versuchen dich zu hintergehen, während meine Tochter dir ausgeliefert ist?“ Galen gab ein trockenes und deutlich bitteres Lachen von sich, ehe er sich kopfschüttelnd abwendete. Er konnte den Anblick des Mannes nicht ertragen. Nicht in diesem Augenblick, in dem die Verzweiflung in seinem Inneren beinahe unerträglich schien. Jyn. Galen tat alles für sie, alles, was er tun musste, auch wenn sich jede einzelne Faser seines Körpers dagegen sträubte, denn diese Zusammenarbeit, wie sie seit Monaten bereits stattfand, widersprach allem wofür er in der Vergangenheit eingestanden hatte. Allem, wofür Lyra und er gelebt und gekämpft hatten. Würde es in dieser Situation lediglich um sich selbst gehen, hätte Galen seinen eigenen Tod vorgezogen, um dieser Sache ein Ende zu bereiten, aber Jyn... Jyn war hierbei der Punkt, der alles änderte.

“Und um welche grandiose Errungenschaft des Imperiums handelt es sich dieses Mal? Ein weiterer Todesstern, der einen noch mächtigeren Laser benötigt, um Frieden in der Galaxie zu schaffen?“ Welch eine grausame Waffe man aus seiner Arbeit gemacht hatte und ja, manches Mal bereitete es ihm noch immer einen Anflug von Genugtuung, dass es ihm trotz allem gelungen war zur Zerstörung eben dieser Arbeit beizutragen, auch wenn das finale Ende der ganzen Geschichte nicht ganz so verlaufen war, wie er es sich gewünscht hätte, denn dass Jyn nun eine Gefangene des Imperiums war, war ganz und gar nicht einkalkuliert gewesen. Wie auch?

“Ich will sie sehen,“ verkündete er schließlich und wendete sich wieder dem Mann zu, der für ihn das einzige Bindeglied zwischen ihm und seiner Tochter schien. Er hatte es versucht. Er hatte es selbst über den Protokolldroiden versucht, der sich ständig um ihn herumstakste. Galen war kurz davor gewesen einen verschlüsselten Zugang zu dessen gespeicherten Daten zu finden, ehe sein Vorhaben unterbrochen worden war. Seither hatte er es nicht wieder gewagt etwas derartiges zu unternehmen. Dabei wollte er nur wissen, was dort draußen vor sich ging, wollte wissen, wie die Dinge standen, ob es irgendeine Möglichkeit gab, dass seine Tochter unbehelligt aus dieser ganzen Situation kommen konnte. Doch es war vergebens. Rein gar nichts schien von außen zu ihm durchdringen zu können. Das einzige, dessen er sich sicher sein konnte, war die weiterhin ungebrochene Herrschaft des Imperiums.
Galen blickte Orson fest entgegen. “Ich will sie sehen,“ wiederholte er mit etwas mehr Nachdruck. “... und zwar bevor ich mit der Arbeit an einem neuen Projekt beginne. Ich will wissen, dass es ihr gut geht und dass sie gut behandelt wird.“ Ein Umstand, der für ihn die Grundvoraussetzung darstellte. Wenn er schon seine Arbeit und seine Seele an das Imperium verkaufte und wissentlich tausende, nein Millionen von Menschenleben aufs Spiel setzte, wollte er sich sein, dass er all das nicht umsonst tat.

Wie lange war es her, dass er sie das letzte Mal gesehen, geschweigedenn gesprochen hatte? Er wusste es nicht, ebensowenig wie er sich sicher sein konnte, dass sie ihn für seine Handlungsweise nicht verurteilte. Würde sie es verstehen? Würde sie es wollen, dass er all das für sie tat? Um sie zu schützen? Um für ihre Sicherheit und ihr Überleben zu sorgen? Galen glaubte fast die Antwort zu kennen und doch konnte er es nicht riskieren. Er konnte nicht zulassen sie zu verlieren, nicht ohne zuvor alles getan zu haben, um sie zu retten. Dieses Mal würde er sie nicht im Stich lassen. "Ich habe dir bewiesen, dass ich die gewünschte Arbeit ausführe, habe dir Ergebnisse geliefert, auch wenn diese nun von keinerlei Bedeutung waren, aber du hast alles bekommen, was du wolltest." Nun, zumindest dies war eine Tatsache, die in diesem Fall nicht von der Hand zu weisen war. Ergebnisse hatte er immer geliefert, zu jedem Zeitpunkt ihrer Zusammenarbeit, angefangen vor vielen Jahren bis zum heutigen Tag. Dass diese Ergebnisse nicht immer so ausgefallen waren, wie sein Gegenüber es sich gewünscht hatte, war eine gänzlich andere Sache.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Orson Krennic - 25.11.2017

Glaubte Orson, dass Galen ihn hintergehen würde? Womöglich. Vermutlich. Es gab aus seiner Sicht gute Gründe hierfür. Galen hatte ihn einmal hintergangen – wer einmal hinterging, tat dies auch ein weiteres Mal, sollte sich die Gelegenheit dazu bieten. Krennic war klar, wie die Dinge liefen. Er tat es schließlich genauso. Und würde es an Stelle seines Freundes auch genauso tun. Doch wenn man sich dessen bewusst war, konnte man diesen Faktor minimieren und trotzdem den Erfolg seines Gegenübers gewinnbringend abgreifen. Das barg zwangsläufig ein gewisses… Restrisiko, aber im Endeffekt war sich der Direktor im Klaren, dass er keine realistischen Alternativen dazu vorweisen konnte. Das Büro des Imperators verlangte binnen kürzester Zeit Ergebnisse – dieses Mal sogar ohne dass Krennic sie vollmundig und bar jeder Vernunft versprochen hatte. Das machte die ihm gesetzte Frist jedoch nicht einfacher. Voraussichtlich war der einzige Fortschritt, dass er sich nicht erneut vor einem Aufpasser wie Lord Vader rechtfertigen musste, sondern vielmehr mit Bürokraten. Bürokraten waren leichter um den Finger zu wickeln. Einige schöne Worte, einige technische Worthülsen und schon waren sie beeindruckt, ohne auch nur das Geringste verstanden zu haben; gaben vor zu verstehen, dass derart komplexe Begrifflichkeiten hin und wieder mehr Zeit benötigten. Das vereinfachte es Orson, etwas mehr Zeit herauszuschlagen, auch wenn andererseits manche Bürokraten nicht zu begreifen schienen, dass das aktuelle Projekt in Form eines bereits zu großen Teilen fertiggestellten Rumpfskeletts noch immer viele Monate, wenn nicht Jahre von dem Abschluss stand. Ohne Galens Expertise würde es bei diesem Rumpfskelett bleiben und das eigentliche Konzept der Waffe ein Fehlschlag.

„Ich bewundere deine Neugier und deinen Tatendrang, davon mehr wissen zu wollen, und gehe davon aus, dass er sich dann in raschen Ergebnissen bemerkbar macht“, antwortete er Galen und spielte damit dessen Sarkasmus als Aufhänger für eine erhöhte Erwartungshaltung seinerseits an Galen aus.
„Aber nein, der jetzige Imperator ist an konventionelleren, bodenständigeren Dingen interessiert. Du wirst bald mehr erfahren.“
Orsons Antwort war direkt lax und rasch abwiegelnd und dadurch sogar etwas unbedacht. Denn mit seiner Wortwahl deutete er unbeabsichtigt an, dass womöglich gar nicht mehr Palpatine Imperator war – ein Lapsus, der ihm offenbar nicht einmal auffiel, da er keinen entsprechenden Eindruck machte. Doch war die Wortwahl ein Einsprengsel aus der aktuellen Situation der Galaxis, die er sonst sehr behutsam vor Galen verborgen hatte, um ihn in Unkenntnis aller derzeitigen Rahmenumstände zu belassen. Aus gutem Grund. Krennic hatte kein Interesse daran, Galen zu zeigen, in welcher schwierigen – um nicht zu sagen erbärmlichen – Situation das Imperium sich gerade nach all den internen Kämpfen und Abspaltungen nun befand. Und dass es mit der Republik sogar inzwischen einen ernstzunehmenden und seinerseits geeint gegen das Imperium kämpfenden Konkurrenten in der Galaxis gab.

Hatte Krennic denn bekommen, was er wollte? In dieser kurzfristigen, von Galen angesprochenen Sache womöglich. Doch wie heuchlerisch, dies ausgerechnet aus Galens Mund zu hören – der Mann, der dafür gesorgt hatte, dass sich jahrzehntelange Arbeit binnen einer Sekunde wieder in Luft aufgelöst hatte. Böswillig, niederträchtig. Verschwendete Lebenszeit, die Orson nie wieder zurückbekommen würde. Galen wäre nicht hier, nicht in dieser Situation, hätte Krennic alles bekommen, was er wollte. Nein, er wäre jetzt hofiert, vermutlich Professor oder vielleicht gar Präsident der Universität des Zentrums mit Auszeichnungen, die nur für ihn ins Leben gerufen worden wären; beide wären jetzt anerkannte und eingesessene Männer, deren Meinungen und Entscheidungen Einfluss auf die Galaxis hätten haben können und beide ihre Vorstellungen und Projekte durchführen können, von denen sie immer geträumt hatten. Aber Galen hatte all das weggeworfen. Und das alles aus einer undefinierbaren Moral heraus und einer diffusen Hoffnung, dass was auch immer nach dem Imperium kommen mochte, besser war. Es fiel Krennic schwer, auf Galen nicht wütend zu sein. Manchmal fragte er sich, woher solche Wahnvorstellungen kamen. Nun konnte er solches Denken einem einfachen Mann auf der Straße nicht direkt vorwerfen. Der die Mechanismen der Galaxis nicht verstand, auch gar nicht verstehen wollte. Aber Galen? Ein brillanter Geist, der dennoch auf diese leichten Antworten hereinfiel und sich von uneinlösbaren Versprechungen ködern ließ? Und nun sah man ja schließlich, wozu es geführt hatte. Ein erneuter galaktischer Krieg. Der Todesstern hätte die einzige Möglichkeit sein können, diesen Krieg noch einmal abzuwenden; eine letzte Abschreckung vor der Massenvernichtung eines möglichen Krieges. So würde das Projekt am Ende in der Geschichte bestehen können, darin war Krennic sich sicher. Zumindest musste das das Narrativ werden, selbst wenn es sicherlich nur punktuell der Wahrheit entsprech. Denn natürlich wäre es ein Frieden unter Knechtschaft einer mächtigen Waffe geworden. Natürlich hätten hierfür Millionen sterben müssen. Doch war die Aussicht auf ein Leben in Frieden und Sicherheit nicht im Endeffekt jeden weiteren Preis wert, wenn dadurch Trillionen hätten gerettet werden können? Orson wusste, dass er seine Seele in dem Moment verkauft hatte, in dem er begonnen hatte, an sein großes Projekt zu glauben und es zum Erfolg bringen zu können. Ihm war letztendlich auch gleichgültig, ob nun Krieg oder Frieden herrschte – der Krieg vereinfachte einige Dinge, verkomplizierte dafür aber andere. So liefen Dinge eben. Er hatte das schon vor langer Zeit akzeptiert und es interessierte ihn auch nicht, dass ihn Leute dafür verabscheuen würden. Das war der Preis dessen, wenn man Visionär war. Man hatte Feinde. Mit Feinden ließ sich umgehen. Und in einer Galaxis wie dieser war sich ohnehin jeder selbst der nächste. Jeder musste sehen, wie er überlebte und wie er das Beste aus seiner Existenz machte. Es scherte ihn nicht, was der Bauer auf Abridon von ihm und seinem Projekt hielt. Und das Prinzip war bei der sogenannten Republik sicherlich nicht anders als beim Imperium.

Theoretisch hätte er Galens Forderung, seine Tochter zu sehen, entsprechen können. Allerdings stand das für den Direktor nicht zur Diskussion. Galen würde lernen müssen, dass er keine Forderungen stellen konnte. Er war nicht in der Position dazu. Allenfalls konnte er darum bitten. Einer Bitte eines alten Freundes konnte entsprochen werden. Der Forderung eines Gefangenen nicht. Nicht ohne Gesichtsverlust. Daher war es aus Krennics Sicht auch keine Entscheidung, sondern von vorneherein nicht wert, darüber nachzudenken. Er schürzte zu Boden blickend kurz die Lippen, als schiene er die Äußerung von Galen einen Augenblick lang zu überdenken. Was er nicht tat. Schließlich schüttelte er leicht den Kopf, während er zu antworten begann.
„Ich denke nicht“, entgegnete er beiläufig. „Ich denke, du tust, was ich dir sage und hoffst, dass ich meinen Teil der Abmachung einhalte.“
Eine kurze Pause, während der er wieder zu Galen herübersah.
„Nicht wahr?“
Es war nicht wirklich eine Frage, nicht bei dieser Betonung. Wie immer formulierte Krennic in seiner Antwort an Galen keine Drohung und auch keine konkreten Konsequenzen, wenn dieser sich weigerte. Doch wie ebenfalls immer ließen seine Mimik und seine Stimmlage beides durchaus leicht erkennen.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Galen Erso - 15.12.2017

Galen biss sich auf die Innenseite seiner Unterlippe und bemühte sich zwanghaft dem Blick seines ehemaligen Freundes standzuhalten. Er wollte ihn anschreien, ihm die selbstgefällige Art ihm gegenüber aus dem Gesicht prügeln. Das Verlangen war da und es wuchs mit jedem weiteren Augenblick, den sie zusammen hier verbrachten. Niemals in seinem Leben hätte Galen geglaubt, dass er einen derartig tiefgründigen Hass empfinden konnte. Und Lyra hatte ihn gewarnt. Bereits von Anfang an, hatte sie Orson Krennic nicht über den Weg getraut, doch Galen hatte all ihre Befürchtungen und warnenden Worte nicht nur ignoriert, sondern vehement widersprochen, denn ER hatte ihm vertraut. Ein Freund. Ein Seelenverwandter war er gewesen, auch wenn sie schon immer unterschiedlich gearbeitet hatten, aber niemals und unter gar keinen Umständen hätte er damals geglaubt, dass etwas, das Orson tat, zu seinem persönlichen Nachteil sein könnte. Wie sehr er sich geirrt hatte, war ihm viel zu spät klar geworden. Zu diesem Zeitpunkt war der Moment, in dem er sich vielleicht noch aus der Situation hätte winden können, lange überschritten. Galen musste sich eingestehen, dass er froh war, dass Lyra nicht mehr hatte miterleben müssen, zu welch einer verheerenden Vernichtungskraft seine Arbeit sich entwickelt hatte. Ja, er hatte diese Schwachstelle eingebaut, aber auch wenn dieser Zug von ihm einen wahrhaft durchschlagenden Erfolg nach sich gezogen hatte, war der Erfolg nicht groß genug gewesen. Ein Umstand, den er über alles bedauerte und nun saß er wieder hier, in der moralischen und emotionalen Zwickmühle, in der er vor einigen Jahren bereits gesessen hatte und wieder war es die Angst und Sorge um seine Tochter, die ihn zur Zusammenarbeit zwang. “Ich will nur sicher sein können, dass es ihr gut geht,“ kam es schließlich leise über seine Lippen.

“Was hast du denn zu verlieren? Glaubst du tatsächlich ich würde hier sitzen und für dich arbeiten, wenn mir das Schicksal meiner Tochter gleichgültig wäre? Ihr habt doch schon sowohl sie als auch mich in eurer Hand. Was willst du denn noch, Krennic?“ Galen ahnte, dass dieser Versuch einer Diskussion auf fruchtlosen Boden fallen würde, aber war es denn so verwerflich, dass er es versuchte? Dass er jede Möglichkeit nutzte, um sein Anliegen vorzutragen? Er tat, was man ihm sagte, er beschwerte sich mit keinem Wort über seine Unterbringung oder die Art und Weise, wie man grundsätzlich mit ihm umging; alles was er wollte war die Gewissheit, dass es seiner Tochter gut ging. Galen sah ihm fest entgegen als suchte er in der Mimik seines alten Freundes nach einer Regung, die ihm eine Antwort auf seine so dringenden Fragen geben würde. Ein Zucken in dessen Mundwinkeln, ein Funkeln in dessen Augen, das Anheben seiner Augenbraue..
Vertraute er darauf, dass Orson Krennic gegebene Versprechen – oder Abmachungen – einhielt? Nein. Das Vertrauen war seit Jahren bereits in den Grundfesten erschüttert und Orson hatte sich in der Vergangenheit nicht sehr viel Mühe gegeben, um diesen Zustand zu ändern. Galen wusste, dass dieses zerstörte Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruhte, aber die Ausgangslage war eine gänzlich andere.

Galen schüttelte schließlich den Kopf, wendete sich von Krennic ab und richtete seinen Blick auf die Überbleibsel seiner Arbeit auf seinem Schreibtisch. Eine Arbeit, die ihn viel – sehr viel – Zeit und noch mehr Nerven gekostet hatte und die nun doch gänzlich hinfällig war. Eine Verschwendung von Ressourcen, wenn man es so nennen wollte, auch wenn Galen durchaus vorhatte seine Erkenntnisse weiterhin zu nutzen... nur auf eine andere Art und Weise. Er begann langsam damit einige schnell dahingekritzelte Zettel zusammenzuschieben. Zettel, die er irgendwann ordnungsgemäß in das System eingetragen hätte, aber nun eben ein wenig an ihrer Bedeutung verloren hatten. Erst seitdem er diese Aufgabe selbst übernehmen musste, hatte er wirklich begriffen, welch eine Arbeit Lyra damit gehabt haben musste, denn früher hatte sie die Aufgabe übernommen Ordnung in das Chaos seiner Gedanken und Arbeit zu bringen.
“Aber um rasche Ergebnisse vorweisen zu können, muss ich wissen, worum es geht, nicht wahr? Also würde ich sagen, es liegt ganz an dir und dem Willen des... Imperators wie bald die Arbeiten beginnen können.“ Des jetzigen Imperators. Galen hatte diesen kleinen Zusatz vernommen, auch wenn er sich in diesem Moment noch nicht gänzlich sicher war, ob Krennic diese Information willentlich preisgegeben hatte, denn wenn er eines wusste, dann dass man ihn vor allen Belangen abschottete, die außerhalb dieser Wände stattfanden. Dennoch war es eine Information. Eine Information, die er beinahe gierig aufsaugte, auch wenn er noch für sich selbst herausfinden musste, was er mit diesem neu erlangten Wissen anfangen konnte, aber würde. Und er würde es nutzen. Galen vergaß nichts von dem, was man ihm gegenüber äußerte und Dinge, die ihn selbst direkt und indirekt betrafen, am wenigsten.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Orson Krennic - 02.01.2018

„Oh, es geht ihr gut“, antwortete Krennic mit einem Lächeln im Gesicht, das nicht einmal aufgezwungen oder falsch, sondern dieses Mal eher ironisch wirkte. Nur ein leichter Hauch von Bitterkeit schien mitzuschwingen. Denn letztlich gefiel es ihm nicht, dass mit Jyn ausgerechnet eine der Hauptverantwortlichen für den Untergang seiner Kampstation ihrer gerechten Strafe noch immer entging. Jedenfalls für den Augenblick.
„Wenn ich darüber nachdenke, geht es ihr sogar weitaus besser als es ihr eigentlich zusteht. Du weißt, dass das Imperium gegenüber Verrätern normalerweise eine recht… rigorose Vorgehensweise hat.“
Orsons Antwort hierzu war etwas zwiespältig – einerseits schien er damit wieder nahezulegen, dass es primär an ihm selbst lag, dass Jyn überhaupt noch am Leben war, was unterschwellig von ihm als gewisses Entgegenkommen gegenüber Galen interpretiert werden konnte und natürlich auch sollte. Auf der anderen Seite zeigte er mit dieser Abweichung der Behandlung von Jyn gegenüber anderen Verrätern aber auch, dass nicht nur Orson, sondern offenkundig auch das Imperium selbst auf die Arbeit von Galen so massiv angewiesen war, dass es hier von seiner üblichen Vorgehensweise sogar abwich. Krennic war zwar ein relativ guter Manipulator und mitunter begabter Lügner – allerdings hinderte ihn sein Ego immer wieder daran, Informationen sauber zu filtern und zu überdenken, wenn es der kurzfristigen Eigendarstellung oder Überhöhung seiner Position nutzte. Dann bröckelte dieses durchaus vorhandene Talent immer weiter – und insbesondere dann, wenn dabei noch gekränkter Stolz und somit Emotionen im Spiel waren. Alles davon war natürlich in erheblichem Maße bei Gesprächen mit Galen der Fall.
„Natürlich musste ich gewisse Maßnahmen zu ihrer Sicherheit ergreifen, wie du dir sicherlich vorstellen kannst.“
Und zu seiner eigenen Sicherheit, verstand sich.
„Aber ich versichere dir, im Rahmen dessen geht es ihr gut, solange sie sich in meiner Obhut befindet.“
Versicherungen seinerseits konnten und mochten durchaus angezweifelt werden – alles in allem hätte Krennic sogar Verständnis dafür, wenn sein Gegenüber ihm diese nicht abnahm. Er hatte sich Galens Genie unter falschem Vorwand dienstbar gemacht, wohlwissend, dass dieser es bei vollständiger Kenntnis des Projekts niemals freiwillig getan hätte. Aber letztlich war genau das das Problem. In Galens Traumwelt konnte man tun, was man wollte, konnte es sich leisten, was man als Moral bezeichnen konnte. Das war früher vielleicht einmal, vor vielen Jahren. Galen lebte in der Vergangenheit. Er hatte sich nie dem angepasst, was um ihn herum passierte – darum wäre er ohne Orsons Hilfe auch nie zu etwas geworden. Diese Verschrobenheit hätte ihn im Imperium in den Abgrund geführt. Oder gewissermaßen hatte sie das ja, wenn man sich die aktuelle Situation anblickte. Krennic dagegen hatte sich den Umständen angepasst, hatte das getan, was man tun musste, um mit der derzeit vorherrschenden Situation klarzukommen und in ihr noch etwas werden zu können. Nach Krennics Auffassung war das das Einzige, was beide wirklich trennte, weshalb ihr Leben auch ganz unterschiedliche Wege nahm, als das Imperium an die Macht gekommen war. Während er selbst begriffen hatte, dass man nicht weitermachen konnte wie zuvor, war Galen in alten Denkmustern gefangen gewesen, ohne wirklich zu realisieren, was für ein Staat sich gerade erhoben hatte. Aber dieser Staats war nun einmal da und man musste mit ihm arbeiten, irgendwie. Krennic glaubte nicht daran, dass das Imperium bald aus der Galaxis verschwinden würde, ganz gleich, wie sehr die Republik sich derzeit auf ihren tönernen Füßen wieder erhob. Oder etwas, das von sich behauptete, eine Republik zu sein. Der Krieg konnte ewig so weitergehen. Eine brutale Unterdrückungsmacht wie das Imperium verschwand nicht von einen Tag auf den anderen. Es wurde, in die Ecke gedrängt, nur von Tag zu Tag gefährlicher für das, was es zu beseitigen versuchte.

Der Direktor blickte erneut zu Boden und seufzte einmal lautstark. Ja, er wollte etwas. Vieles eigentlich. Aber vor allem auch, dass Galen endlich begriff, dass er sich seinen Luxus nicht leisten konnte. Dass auch Orson sich den bequemen Luxus von Galen, moralisch sein zu wollen, gar nicht leisten konnte – selbst wenn er wollte.
„Ich will, dass du verstehst, dass sich die Dinge geändert haben, Galen“, sagte er in seiner ruhigen Stimme, die immer einen leicht krächzenden Unterton annahm, wenn er so sprach. „Wir leben in gefährlichen Zeiten. Nicht nur du, alle von uns. Moral und Anstand zahlen sich in unseren Lebzeiten nicht mehr aus, falls sie das jemals zuvor taten. Das ist nicht mehr unsere Republik, Galen. In diesem Imperium fressen sich alle gegenseitig.“
Er erhob seine linke Hand und hielt sie Galen mit etwas Abstand unter die Nase, schnippte mit Daumen und Mittelfinger kurz.
So schnell vernichtet man uns beide, wenn ich nur einen Fehler mache“, fuhr er während der Geste fort und für einen Moment schien sein Gesicht eine ungewohnte Form von Anspannung auszustrahlen. Fressen oder gefressen werden. Orson hatte nicht vor, das eine Leben, das er hatte, als Schlachtvieh für einen anderen Jäger zu verschwenden. Trotzdem war Galen erneut ein gewaltiges Risiko, größer noch als zuvor, das er auf sich nahm, ja wieder auf sich nehmen musste. Er sah sich um, biss sich kurz auf die Lippe und hob dann dieses Mal erneut beide Hände, mit denen er symbolisch den Raum einzufangen schien.
„Wenn es nach mir ginge, stünde dieses Arrangement unter anderen Vorzeichen. Aber manchmal sind Dinge einfach, wie sie sind.“
Mehr oder weniger bewusst schien in seinem letzten Satz mitzuschwingen, dass Galen ihm auch gar keine Wahl gelassen hatte. Offenkundig war, dass er sich noch immer vor Galen zu rechtfertigen versuchte. Irgendwo weit hinten in den Zahnrädchen, die sich in Krennics Gehirn drehten, mochte daher noch immer etwas Sand im Getriebe sein – der ihn immer noch dazu brachte, sich dafür überhaupt zu rechtfertigen, obwohl er es eigentlich gar nicht nötig hatte. Aber offenkundig musste Krennic auch sich selbst weiter darin bestärken, dass das, was er tat, richtig und notwendig war. War es Unsicherheit? Ein schlechtes Gewissen? Vielleicht beides. Vielleicht nichts davon. Vielleicht war es auch einfach nur nackte Angst um sein eigenes Überleben. Seit dem Todesstern mehrten sich die Kritiker nur umso mehr. Ein Moment der Schwäche und sie alle würden ihre Fänge nutznießend einsetzen.

So weit musste es jedoch nicht kommen. Es war durchaus möglich, dass gerade diese angespannte Lage des Imperiums ein Sprungbrett sein konnte. In solchen Zeiten war es möglich, mit wenigen Stellschrauben womöglich entscheidende Weichen stellen zu können. Eine konventionellere Waffe wie das neue Schlachtschiff mochte hierbei ein wichtiges neues Signal setzen. Aber die Zeit würde nicht reichen, um die bisherigen Ergebnisse komplett neu zu analysieren, sondern das Schiff würde auf der bekannten Technologie aufbauen müssen – auch wenn sich Kyber-Kristalle als problematisch erwiesen hatten. Einerseits waren sie der wohl einzige Energieträger, der für derartige Projekte verwendbar war, andererseits war ihre Kapazität anfällig für katastrophale Reaktionen, wenn ein Bindeglied zerstört werden konnte. Aber nur durch Kristall-Cluster waren überhaupt die Synergieeffekte zu erreichen, die diesen erstaunlichen multiplizierenden Energiegewinn brachten.
„Gut“, entgegnete Orson seinem ehemaligen Freund halblaut, beinah überrascht, fast als hätte er kurzzeitig geplant zu widersprechen. Eigentlich hatte er vorgehabt, Galen erst bei ihrem nächsten Treffen Details zu dem neuen Projekt mitzuteilen, doch da dieser erpicht darauf schien, bereits jetzt mit der Arbeit zu beginnen, sprach im Endeffekt nichts dagegen, ihn in das Projekt Eclipse einzuweihen. Oder zumindest in die Teile davon, die er wissen musste.
„Wir werden auf deinen Erkenntnissen aufbauen, also dem, was wir uns in den letzten Jahren bereits erarbeitet haben. Es wird darum gehen, möglichst viel der bisherigen Leistung beizubehalten, aber die Größe des Objektes im Vergleich zur Kampfstation drastisch zu reduzieren. Es wird nur um ein Objekt zwischen fünfzehn und sechzehn Kilometern Länge gehen. Du wirst dafür sorgen, dass dieser Rumpfkörper mit dem höchstmöglichen Maß an Energie versorgt wird. Alles Weiteres erledigt mein Team in Eigenregie.“
Relativ acht- und arglos ging Krennic nah an Galen vorbei, wandte ihm auch den Rücken zu, während er aus seiner rechten Brusttasche einen der Codezylinder nahm und in das Codierungsterminal steckte, das daraufhin grün zu leuchten begann. Auf dem Holo-Tisch daneben, zeigte sich ein stilisierter dreieckiger Rumpf, beinahe holzschnittartig – ähnlich der einer Konzeptzeichnung eines Sternenzerstörers. Das blaue Hologrammlicht tauchte den gesamten Raum in eine schimmernde, künstliche, kalte Beleuchtung. Die Proportionen und die Größe des Kommandoturms im Vergleich zum Rest des Schiffes legten die von Orson angesprochene Länge des Objektes nahe. Krennic würde Galen nicht darüber aufklären, dass das Rumpfkonstrukt dieses Schiffes bereits über Kuat in Konstruktion war und dass die Standardbestandteile in Kürze fertiggestellt waren, so dass der Einbau der Waffe in das Innere des Schiffes bevorstand. Er drückte einen weiteren Knopf, woraufhin die Holo-Darstellung des Schiffes verschwand und stattdessen eine Darstellung einer geschliffenen Form eines Kyber-Kristalles wich, zu dessen Seiten diverse detaillierte Daten in Aurabesh geschrieben standen. Offenbar handelte es sich dabei um künstlich komprimierte Kristalle. Andere Tests schienen sich mit der Zufügung anderer Substanzen zu den Kristallen zu beschäftigen, die darauf positiv reagiert hatten. Wenn auch sachgerecht und plausibel durchgeführt, mochte einem Experten wie Galen auffallen, dass es dem Team an einem zielgerichteten Vorgehen fehlte, sondern verschiedene Ansätze durchversucht wurden, die teils mehr, teils weniger Erfolg versprechen würden.
„Das Team hat bereits mit einzelnen Kristallen experimentiert und wir wissen, dass ein erhöhter Wirkungsgrad im Vergleich zur alten Konstruktion prinzipiell mit genug Aufwand möglich ist, aber es macht die Kristalle instabil und gefährlich. Zu gefährlich ohne einen Spezialisten, der mit den Kristallen lange genug gearbeitet hat und sie daher gut genug kennt. Die Ergebnisse der Tests werden dir zur Verfügung gestellt.“
Mit einem Ruck war der Codezylinder wieder aus der Halterung gelöst und das Holo-Bild fiel flimmernd in sich zusammen. Der künstliche blaue Lichtschein verschwand wieder, während sich Krennic mit dem Zylinder in beiden Händen wieder zu Galen drehte, um dessen Reaktion zu studieren. Er selbst wirkte dagegen eher bürokratisch, weniger fokussiert als dies noch während der Zusammenarbeit bei der Kampfstation der Fall war, während der beinahe jeden Tag neu das Feuer in seinen Augen sichtbar gewesen war. Der DS-1 war ein visionäres Objekt gewesen – ein Schlachtschiff war dagegen letzten Endes eben nur genau das. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.
„Als Ziel deiner Arbeit werden zwanzig Prozent der Energieleistung der Kampfstation erwartet. Unseren theoretischen Berechnungen zufolge sollte das ohne zeitaufwendige Grundlagenforschung auch unter realen Bedingungen erreichbar sein, sofern sich die Instabilität in den Griff bekommen lässt.“
Krennic war sich durchaus bewusst, dass zwanzig Prozent unter realen Bedingungen realistischerweise nicht zu erreichen waren, vermutlich jedenfalls nicht ohne weitere Grundlagenforschung – dafür war die Größe des Schlachtschiffes schlichtweg viel zu klein. Es schien aber sinnvoll, Galen eher zu überfordern als zu unterfordern – positive Überraschungen mochten während der Arbeit jederzeit eintreffen und würden schlussendlich das Projekt nicht gefährden. Und vielleicht wuchs Galen wieder einmal über sich hinaus.


Re: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Galen Erso - 31.01.2018

Ja, Galen wusste, wie man in den Kreisen des Imperiums mit "Verrätern" umging oder auch nur denjenigen, denen man etwas derartiges unterstellen wollte. Hier stand man stets mit einem Bein im Grab, wollte man es auch nur in Betracht ziehen nicht dem Willen des Imperiums zu entsprechen oder gar eigene Ideale verfolgen zu wollen. In diesem Punkt hatte sein alter Freund sogar Recht. Die Zeiten hatten sich tatsächlich geändert und keineswegs in eine positive Richtung. Frieden und Sicherheit. Welch eine Ironie, dass Krennic damals immerwieder diese beiden Argumente genutzt hatte. Frieden und Sicherheit. Und was hatte man bekommen? Nichts, was auch nur in den Ansätzen mit diesen beiden Begriffen konform ging. Natürlich konnte man ihm in dieser Denkensweise unterstellen, dass er die positiven Seiten des Imperiums gar nicht erkennen und akzeptieren wollte, aber Galen hatte in all den Jahren auch die dunkelsten Seiten kennengelernt und seiner - bescheidenen - Meinung nach, konnte es innerhalb dieser Kreise nicht genügend "positive" Dinge geben, um die negativen auch nur in den Ansätzen wieder aufzuwiegen. Zu gerne würde er Krennics Beteuerungen Jyn betreffend Glauben schenken, aber wer konnte ihm verübeln, dass sich dieser Wunsch ein wenig schwierig gestaltete. Schon lange war der Mann nicht mehr der Freund, den er so lange gekannt und so vehement verteidigt hatte und Galen würde lügen, würde er nun behaupten, dass er diesen Umstand nicht bedauerte. Aber was blieb ihm anderes übrig als den letzten Funken von Vertrauen in Krennics Worte zu setzen? Er hoffte darauf, dass es ihr gut ging, auch wenn er mehr denn je versuchte die Gedanken nicht in ihre Richtung gleiten zu lassen, doch es fiel ihm schwer. Damals, nach Lyras Tod, als er sich in die Arbeit gestürzt hatte, um seinen Plan schleichend in die Tat umzusetzen, war es ihm sehr viel leichter gefallen, die Gedanken von seiner Familie fernzuhalten, doch jetzt... ohne die richtige Ablenkung, die ihn rund um die Uhr auf andere Gedanken brachte...

Fast hatte er damit gerechnet, dass Krennic ihn mit dem neuen, streng geheimen Projekt noch ein wenig warten lassen würde, einfach weil es ihm zuzutrauen war erst große Reden zu schwingen und dann mit der großen Auflösung des Rätsels zu warten und eigentlich hatte er ihn nur ein wenig Herausfordern wollen. Dass dieser nun doch so schnell darauf ansprang, zeugte entweder von der Dringlichkeit, mit der seine Hilfe gebraucht wurde oder Krennic stand selbst unter Zeitdruck, was dann doch wieder auf die Dringlichkeit seiner Hilfe zurückkam. Unter anderen Umständen, hätte er sich vielleicht geehrt gefühlt, doch so führte es lediglich zu einem unguten Gefühl in der Magengegend. Ein Gefühl, das sich auch sogleich bestätigte, kaum dass sein Gegenüber mit der Erklärung begonnen hatte. Er konnte förmlich spüren, wie sich sein Innerstes zu einem festen Klumpen zusammenzog, was physikalisch und physisch natürlich gänzlich unmöglich war, aber dass er sich verkrampfte war keineswegs abzustreiten. Die Darstellung des Kristalls und der aufgeführten Daten an dessen Seite, verleiteten Galen zu einem inneren Augenrollen und einem tatsächlichen kurzen Kopfschütteln. Ein klein wenig konnte er das Problem durchaus sehen und auch verstehen und im Grunde hatte er beinahe Mitleid mit dem Team, das in dieser Arbeit involviert war. Unter anderen Umständen würde er ein weiteres Scheitern überaus begrüßen, aber wie schon beim letzten Mal, hatte man ihn hier in der Hand, was den Wunsch praktisch zunichte machte. Galen hatte sich vorgenommen nicht sofort auf die Ausführungen zu reagieren und dieses Mal selbst die Taktik des "herauszögerns" zu nutzen, ja, ihn dabei noch nicht einmal eines Blickes zu würdigen, doch Krennics letzte Worte, ließen seinen Kopf unweigerlich in seine Richtung rucken. "Das ist unmöglich." Und dies war noch nicht einmal eine Aussage, die er aus dramaturgischen Gründen von sich gab, nur um sein eigenes Genie durch Erfüllung der Anforderungen dann doch zu beweisen - wobei dies ohnehin niemals seine Art gewesen war. "Das kann ganz unmöglich euer Ernst sein. Zwanzig Prozent? Die Energieleistung für die Kampfstation war schon überdurchschnittlich hoch, gemessen an ihrer Größe und nun erwartest du zwanzig Prozent für ein 'Objekt', das einen winzigen Bruchteil der damaligen Größe beträgt?" Galen konnte ein ungläubiges Lachen nicht unterdrücken. Ungläubig. Fast verzweifelt. Sich mit beiden Händen durch das Haar fahrend, wendete er sich kopfschüttelnd ab und lief einige Schritte durch den Raum, der ihm plötzlich viel zu klein erschien. "Für den Fall, dass dein Gedächtnis dich im Stich gelassen hat, aber die Kampfstation hatte einen Durchmesser von über 150 Kilometern. Einen Durchmesser! Und du kommst hierher und sagst mir, dass du zwanzig Prozent der Leistung für ein Objekt haben willst, dass eine Größe von 15 Kilometern hat. Hast du auch nur den leisesten Hauch einer Ahnung davon, was du verlangst?" Galen unterbrach seinen ruhelosen Lauf und sah Krennic entgegen. Diesem großartigen Visionär, dem er nur zu gerne gefolgt wäre, hätte er sich nicht für die falsche Seite entschieden. Und das schlimme war, dass Galen fest davon ausging, dass dieser Mann durchaus wusste, wovon er sprach und was er hier verlangte.

Er zweifelte nicht an seinen eigenen Fähigkeiten und er würde auch gar nicht versuchen diese seinem Gegenüber zu schmälern, denn dies hatte beim letzten Mal schon nicht funktioniert und würde es jetzt noch sehr viel weniger, aber zwanzig Prozent? Selbst zehn wären schon eine Herausforderung im Anbetracht der 'geringen' Größe des Objektes, in dem die Leistung schließlich zum Einsatz kommen würde - und trotzdem noch tödlich und hochgefährlich für jeden, der sich ihrem Wirkungskreis in den Weg stellte. Aber natürlich musste das Imperium ja mal wieder übertreiben. In diesem Fall gar nicht so sehr mit der Größe, sondern mit der Energieleistung. Es gäbe so viele gute Dinge, die man mit diesem Wissen anstellen könnte, wobei Krennic tatsächlich auf seinen beiden Lieblingsargumenten Frieden und Sicherheit pochen könnte, aber nein... Galen hatte es verstanden. Diese Zeiten waren vorbei und er machte sich im Grunde gar keine Illusionen mehr, dass er diesen Wandel zurück - oder voraus je nachdem - noch zu seinen Lebzeiten erleben würde. "Glaubst du, ich schnippe einmal mit dem Finger - So! - " Er schnippte, wie Krennic es nur kurz zuvor getan hatte, "und ich schüttele die Lösung für euer Problem einfach so aus dem Ärmel? Zwanzig Prozent. Du übertriffst dich wieder einmal selbst." Mit wahnwitzigen Ideen und Vorstellungen, die ihresgleichen suchten. "Und welchen Zeitraum hast du dir vorgestellt? Nächste Woche?" Sein Sarkasmus war schlecht, schon immer gewesen, aber auch ein deutliches Anzeichen für die Verzweiflung, die den Unglauben in seinem Inneren längst verdrängt hatte.


RE: Fobosi-Distrikt | Forschungsstation "Celestial Power" - Orson Krennic - 04.01.2020

„Unmöglich“, wiederholte Orson seinen früheren Freund halb nuschelnd, ehe er mit einer Hand nachdenklich sein Kinn umschloss, so als müsste er über die Antwort sowie seine eigene Reaktion hierauf nachdenken. „Wo habe ich das schon einmal gehört?“
Eine Person wie Orson Krennic ließ sich nicht von Begriffen wie „unmöglich“ beeindrucken. Viele Dinge, die andere für unmöglich hielten, waren mit genug Ehrgeiz, Willenskraft und ja, auch Zeit möglich zu machen. Forschung und Entwicklung waren ein beständiger Prozess – die Fortschritte gerade auch in der jetzigen Zeit im Rahmen der Energiegewinnung, nicht zuletzt auch auf Grund Galens eigener vergangener Forschung, beinah revolutionär gewesen. Es gab immer Potential auszuschöpfen, das noch ungenutzt hier lag. Die Frage war immer nur, ob Techniken und Methoden bereits dafür ausgereift waren oder nicht. Wenn nicht, mussten diese Voraussetzungen eben geschaffen werden.
„Weißt du, Galen, wenn ich damals bei Stardust bei jedem Mal aufgegeben hätte, wenn mir jemand sagte, dass es unmöglich sei…“, begann er zunächst und ließ den weiteren Verlauf seiner Antwort zunächst offen. Vielleicht auch, weil er sich daran erinnerte, wie Galen seinerseits auf den Projektnamen Stardust gekommen war. Ein kurzes Seufzen entglitt dem Direktor, ehe er die hellen Augen anhob und Galen aus der Distanz betrachtete, wie dieser auf seine Äußerung wohl reagieren mochte.
„Am Ende haben wir es aber geschafft. Auch wenn du damit… nun… andere Ziele verfolgt hattest als ich. Das bewundere ich; auf eine gewisse Art jedenfalls. Ein Galen, der für seine Überzeugungen eintritt.“
Damals, im Brentaaler Futures Program wäre das noch undenkbar gewesen. Galen war immer der gewesen, der passiv erduldet hatte, wenn sich einer der Mitschüler über ihn lustig gemacht hatte, ehe Orson mit seiner vereinnahmenden Persönlichkeit interveniert hatte. Andere Zeiten. Sehr lange her. Galen war nun nicht mehr die Person von früher – selbstbewusster, zielstrebiger, vielleicht auch rücksichtsloser? Im Grunde genommen eine Person weitaus näher an Orson als je zuvor. Welch Ironie.
„Vielleicht hast du ja auch etwas von mir gelernt.“
Ein schmales Lächeln, wenn auch freudlos.
„Glaub mir, ich bin mir wohl bewusst, was man von dir verlangt“, wiegelte er sowohl mit seiner Stimme als auch – wie üblich – entsprechend gestenreich mit einer Hand ab, gab sich dabei sogar redlich Mühe, sich selbst mit seiner Formulierung „man“ aus dieser Rechnung auszuklammern und bei Galen unterbewusst den Eindruck zu erwecken, dass all diese maßlosen Vorgaben nur von einer undefinierbaren Personengruppe außerhalb von Krennics eigenem Einfluss stammten, was sicherlich so nicht ganz der Wahrheit entsprach. Entsprechend fiel sein Blick aus dramaturgischen Gründen für einen Augenblick in Richtung der beiden schwarzgepanzerten, hünenhaften Soldaten, die an der anderen Seite des Raumes stumm und regungslos postiert waren – er hielt den Blick extra nur wenige Sekunden aufrecht, gerade so lang, dass er sich sicher sein konnte, dass Galen ihn registrieren musste. Nun mochte das in Teilen Show sein, doch Orson vermutete, dass sein Weggefährte bereits aus dem Anliegen des Direktors ableiten konnte, dass dieses für das weitere Schicksal von Galen und von Orson von Bedeutung sein würde. Ob das wirklich stimmte oder nicht.
„Mach es möglich, Galen“, sagte der Direktor eindringlich, ohne dass es dabei wie eine Drohung wirkte. „Wieder einmal.“

Die Reaktion von Galen auf die durchaus maßlosen Forderungen war vermutlich logisch, wenn auch weniger so als Orson sie erwartet hatte. Er hatte eher mit einem resignierten Schock gerechnet, insbesondere weniger mit sarkastischer Verzweiflung – etwas, das er selten von seinem früheren Freund in der Vergangenheit erlebt hatte. Es war daher schwer für Krennic, diese Reaktion Galens korrekt einsortieren zu können, aber er entschied, dass es daher ratsam war, seinen Gegenüber vorerst nicht weiter zu überfordern.
„Nein“, entgegnete er ohne ersichtliche weitere Regung auf Galens Frage, welcher Zeitraum dem Direktor hier vorschwebte. Seine Antwort würde Galen aber vermutlich überraschen.
„Du bekommst die Zeit, die du eben benötigst. Was ich brauche, sind Fortschritte. Regelmäßige Fortschritte. Damit kann ich sie zufrieden stellen, solange nicht der Eindruck aufkommt, dass die neuen Investitionen in das Projekt Verschwendung sind.“
Erneut gab Orson etwas unfreiwillig damit wohl mehr Informationen preis, als er ursprünglich wollte. Zum einen äußerte er damit zum ersten Mal indirekt Galen gegenüber, dass ihn selbst gar nicht allzu sehr zu kümmern schien, wann das Projekt abgeschlossen war – etwas, das sich fundamental von seinen Forderungen an Galen während des Stardust-Projekts unterschied, in dem er regelmäßig Deadlines für bestimmte Teilbereiche gesetzt hatte, was nicht zuletzt auch dazu geführt haben mochte, dass er damals wohl selbst aus Zeitgründen den gezielten Konstruktionsfehler vor seiner Gegenzeichnung nicht mehr erkannt hatte. Zum anderen ging aus seiner Aussage aber auch hervor, dass es sich bei dem Bau dieses Schiffes wohl um ein älteres Projekt handeln musste, in das erst kürzlich wieder neu investiert worden war. Dies mochte gegebenenfalls Aufschluss darüber geben, dass in der näheren Vergangenheit etwas in der Galaxis und vielleicht sogar etwas mit den früheren Konstruktionen passiert war, das eine Wiederaufnahme dieses Baus nun erforderlich machte.
„Eine funktionsfähige, wenn auch mit diversen Problemen behaftete Miniaturisierung der Technologie wurde in der Vergangenheit bereits von anderen konkurrierenden Forschungsteams bewerkstelligt – die Informationen dazu finden sich in den Forschungsunterlagen“, fasste er kurz das Conqueror- und das Tarkin-Projekt einer anderen Unterabteilung zusammen. Auf diesen fremden Projekten aufbauend sah Krennic durchaus das Potential, dass deren Erkenntnisse in Verbindung mit Galens neuer Arbeit zu einem weiteren Leistungsschub führen konnten, der – wenn auch nicht in der von ihm geforderten Höhe – genügen würde, um das hiesige Projekt schlussendlich zum Erfolg werden zu lassen.