#16
Riftas Gelächter verstummte nach kurzer Zeit, doch das erhebende Gefühl blieb. Noch immer konnte sie die Überreste des Machtblitzes deutlich fühlen, der aus ihr gekommen war. Der einen Teil ihres Hasses in Himmelsfeuer verwandelt und in die Welt hinaus geschleudert hatte. Noch immer war mehr als genug von diesem Gefühl vorhanden. Doch endlich – nach all der Zeit, die sie darauf verwendet hatte, jene Machtfähigkeit zu erlernen – wusste sie es zu nutzen, um das selbst erfahrene Leid an andere weiterzugeben. Als der Imperator ihr wieder seine Aufmerksamkeit widmete, verneigte sie sich hastig vor ihm. „Ja, mein Lord.“ Darth Vesperum zog sich zurück und ließ sie mit ihren Gedanken und noch immer einem gewissen Prickeln in ihrem linken Arm allein. Die Sith wartete eine Weile, ehe sie den Raum ebenfalls verließ und in ihr Quartier zurückkehrte. Durch das Fenster betrachtete sie den Hyperraum, der in hellen Schlieren an ihr vorbeizog. Es gab bereits eine sichtbare Welt, die es ihnen ermöglichte, schneller als das Licht zu reisen. War es da wirklich so ein Gedankensprung, dass eine Welt existierte, in der nur der Wille von Bedeutung war?

So viel hatte sich in den letzten Tagen ereignet, das ihr Leben verändert hatte. Ald’ana sollte daran gewöhnt sein, doch üblicherweise waren solche Veränderungen schrecklicher Natur. Nun hatte sie eine neue Macht, einen neuen Rang und einen neuen Namen erhalten. Die Macht wird mich befreien. Ein neues Ziel, auch wenn es noch so wenig greifbar wirkte. Die Twi’lek schob einen Ärmel nach oben, um das Mal auf ihrer Haut zu entblößen, das sie als Mitglied von Vesperums Orden auszeichnete. Inzwischen war das Gefühl vollständig in ihren linken Arm zurückgekehrt. Nachdenklich betrachtete Rifta das Symbol, dem fast ein Eigenleben innezuwohnen schien. Sie war eine Sith.Noch nur im Namen – doch bald schon würde sie sich abermals beweisen. Und mit ihrer neuen Fähigkeit würde es umso leichter sein, Rache zu nehmen. Dazu musste sie ihre einstige Meisterin nur noch in dieser weiten Galaxis finden. Oh, das werde ich, dachte Rifta mit brennender Erwartung, während sie sich auf den Schlaf vorbereitete. Die Macht kann dich nicht verstecken. Unsere Wege werden sich erneut kreuzen. Und dann… Mit einem fast zufriedenen Lächeln streckte sich die Twi’lek auf ihrem Lager aus und schloss die Augen. Sie war bereit für ihren Albtraum.

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Coruscant war stets ein imponierender Anblick. Der Stadtplanet hatte seit Jahrtausenden das Schicksal der Galaxis bestimmt und war zum Brennpunkt so vieler historischer Ereignisse geworden. Einst hatte sich hier das Zentrum der Republik befunden, nun hatte man ihre Überreste fast bis an den Äußeren Rand verdrängt. Stattdessen regierte hier ein Imperator – und jener hatte alsbald einen neuen Auftrag für sie. Auf Commenor waren einige Dunkle Jedi auffällig geworden, die Vesperums Legitimation anzweifelten. Es würde ihre Aufgabe sein, die Häretiker entweder zurück in die Arme des Dunklen Ordens zu bringen oder sie auszumerzen, damit sich ihre abtrünnigen Gedanken nicht verbreiteten. Rifta war allzu bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, auch wenn nur wenige freundliche Worte fallen würden. Sie hatte schon einmal eine Kirchenspaltung erlebt und das Imperium konnte es sich nicht leisten, Abtrünnige in den eigenen Reihen zu haben. Um nach Commenor zu gelangen, wurde der Sith ein eigenes Schiff zur Verfügung gestellt. Etwas, das sie noch aus ihrer Zeit unter Palpatine kannte – doch damals hatte der Pilot eher wie ein Aufpasser gewirkt, um ein Fehlverhalten der Machtnutzerin im Keim zu ersticken.
Rifta hatte die Kapuze ihrer dunklen Robe tief ins Gesicht gezogen, als sie sich dem Hangar näherte. Auch wenn Coruscant im Gegensatz zu Byss nicht vollständig von der Dunklen Seite eingenommen war, zog sich ein feines Spinnennetz aus Machtfäden über den Planeten, das sich beim Imperialen Palast bündelte. Auch sie hinterließ durch ihre bloße Anwesenheit Spuren, obwohl diese sich schon nach kurzer Zeit verflüchtigen würden. Die Twi’lek konnte abzählen, wie oft sie Coruscant mit eigenen Augen gesehen oder gar betreten hatte. Im Gegensatz zu Byss waren Aliens hier ein seltener und nicht gern gesehener Anblick und Rifta hatte derzeit kein Interesse an einer Auseinandersetzungen mit kleingeistigen imperialen Bürgern, die sich selbst für die Krönung der Schöpfung hielten, bloß weil sie als Menschen geboren waren. Menschen, die so wenig von dieser Galaxis verstanden und sich im Gegensatz zu anderen Spezies durch kaum eine Besonderheit auszeichneten.

Im Hangar informierte man die Sith, dass ihr Schiff bereits startklar war und nannte ihr das entsprechende Startwelt. Rifta ließ den Blick schweifen und war überrascht, dort nicht nur ein zweckmäßiges Shuttle, sondern einen ganzen Frachter vorzufinden. Es würde eine weitaus angenehmere Art zu reisen sein. Ihr zufriedenes Lächeln erstarb jedoch, als sie das Schiff erreichte und sich der Pilot zu ihr umwandte. Er hatte auffallend grüne, leicht schrägstehende Augen, dunkles Haar und einen eher hellen Teint. Seine perfekte Haltung wurde von einer steinernen Miene noch unterstrichen und nur seine Augen – und seine Gedanken – verrieten, was er von dem ihm zugeteilten Passagier wirklich hielt.
„Yuan Faun“, begrüßte ihn die Twi’lek trocken. „Welch ein unerwartetes Wiedersehen, Lieutenant. Sagen Sie nicht, Sie haben mich vermisst?“
Der imperiale Offizier ging nicht auf ihre Spitze ein, auch wenn er das Gewicht auf den anderen Fuß verlagerte. „Mir wurde befohlen, Euch als Eskorte nach Commenor zu begleiten. Da wir früher bereits zusammengearbeitet haben“ – so konnte man es natürlich auch bezeichnen – „hielt man es für sinnvoll, mich abermals zu involvieren.“ Yuan hielt es für einen schlechten Scherz seines Vorgesetzten, ihn direkt nach seiner Ankunft auf Coruscant abermals einer alten Bekannten zuzuteilen. Die dunkle Machtnutzerin sah hinter diesem Zufall aber auch andere Gründe. Der imperiale Offizier kannte sie, wenn auch nur oberflächlich, und wusste ihre Verhaltensweisen einzuschätzen. Auch wenn ein Dunkler Lord der Sith an ihrer Spitze saß, hatte das Militär wenig für Machtnutzer übrig und bevorzugte es, sie nicht ganz eigenmächtig handeln zu lassen – sofern es sich diskret arrangieren ließ. Zumindest hatte Ald’ana auf ihren früheren Reisen diesen Eindruck gewonnen. Dass sie ein Alien war, machte die Umstände nicht besser. Doch der akkurate Lieutenant Faun würde schon noch sehen, wie ihre Dynamik sich geändert hatte.

„Ich habe gehört, das Schiff ist bereit zur Abreise?“, fragte sie Yuan und ging an ihm vorbei auf die Einstiegsrampe zu.
„Ja, wir können—“, begann er und wurde sogleich von ihr unterbrochen.
„Sie sind über unser Ziel und die dortige Mission informiert?“
Rifta konnte seine wachsende Frustration spüren. Obwohl es ihr ein diebisches Vergnügen bereitete, ihn zu triezen, war sie doch interessiert, wie viel man ihm verraten hatte oder ob er in der Tat nur als Pilot fungieren sollte.
„Ich wurde ausreichend über den dortigen Auftrag in Kenntnis gesetzt“, antwortete er brüsk und fügte widerstrebend hinzu: „Mir wurde außerdem gesagt, dass Ihr darüber zu entscheiden habt, ob meine Unterstützung benötigt wird.“
Oh. Ihre Dynamik hatte sich in der Tat verändert. Mit einem nur halb geheuchelten Lächeln setzte die Sith ihren Weg an Bord des Schiffes fort. „Nun, ich bin sicher, Ihre Expertise wird sich auszahlen“, machte sie ihm sogar beinahe ein Kompliment – wäre da nicht ihr spöttischer Tonfall. „Kommen Sie, Lieutenant? Ihr Imperium braucht Sie.“
Yuan Faun stürmte beinahe an ihr vorbei, um seinen Platz im Cockpit einzunehmen und die Startsequenz einzuleiten. Bald darauf verwischten die Sterne und die Ravener trat ihre Reise nach Commenor an.


Nach: Kolonien | Commenor
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