#11
Musik!

Es war die Apokalypse der Seele. Der letzte Zustand, bevor man verwehte. Vesperum konnte sehen, wie die Sterne blutig fielen und der Himmel über den Welten in Asche verschwand; er sah jedweden Tod aber auch jedwede Neugeburt. Die schwarze Farbe war ein Ozean in seinen Gedanken; eine Farbe die jeden Nachtmahr möglich machte und mit einer verführerischen Stimme den Untergang begrüßte. Reue und Sehnsucht wurden ein Gefühl von verschmähter Verachtung. Darth Vesperum hatte die Macht des Albtraums zu einer Macht der Schöpfung verwandelt, ohne zu verstehen, welche Kräfte er verwaltete und doch sah er am Ende seines eigenen Horizontes die alten Mächte, die keinen Namen hatten und nicht einmal eine Stimme. Die Macht sprach zu ihm in lieblich-böser Stimme, während sie seinen wahren Namen rief: Darth Vesperum. Die dunkle Seite war seine Sicherheit, sein Mantel in der Kälte des Nichts, in das er geblickt hatte. Rifta konnte noch nicht verstehen. Ihr Verstand war nicht tief genug gefallen, nicht zerschmettert worden von jenen Mächten, die Vesperum heilig waren. Sie konnte nicht sehen, was er sah, denn ihre Welt war noch begrenzt durch Fleisch. "Das Schlafende muss erwachen im Traum," formulierte der dunkle Lord kryptisch und konnte auch keine Beschreibung dessen finden, was er vermitteln wollte. Etwas schlief in jedem Bewusstsein, etwas was unter normalen Umständen niemals erwachte aber eine göttliche Macht in sich trug. Es war die Kraft einer urzeitlichen Schöpfung, dem ersten Lebensfunken, der Lebenswille geworden war. Es war die Idee des ersten Willen, des ersten Gedankens, der feststellte, dass er selbst lebte. Leben, auch die Macht, waren in einem Nullpunkt entstanden und hatten alles eingenommen. Leben war in dieser Dimension auch nur eine Abbildung dessen, was woanders nicht einmal möglich war. Es war ein Paradoxon, doch dabei gab es so viele Ebenen von Dimensionen, Zwischenwelten und Alternativwelten, dass Vesperum ihnen nicht folgen konnte. Die Macht war allumfassend und verband alles, selbst die Universen miteinander. Darth Vesperum, wahnsinnig darüber, was er gesehen hatte, wollte Rifta zeigen, dass ihre Vorstellung von Realität auch nur eine Illusion ihrer eigenen Wahrnehmung war. "In dir schläft etwas, etwas was nicht erwachen soll und doch ist es da. Es ist verboten worden und doch kann man es wecken. Es ermöglicht dir, an den Ort zu blicken, wo der Kern der Erkenntnis verwahrt wird," erklärte der Meister seiner Schülerin, ohne jegliche Regung in seinem Gesicht. "Die Macht ist mehr als nur ein Energiefeld, mehr als nur ein Werkzeug, sondern verbindet nicht nur unsere Realität, sondern alle Realitäten, die eigentlich nur ein Abbild deiner sterblichen Wahrnehmung sind," setzte er fort und leistete sich nun doch eine Handgeste. Er hob seine Linke, drehte die Handfläche auf, so dass Rifta auf seine vernarbte Hand blicken konnte. Es sammelten sich darin Energien und bildeten eine kleine Figur, die erst aus schwarzen Schatten bestand, schließlich an Fleisch gewann und schließlich eine kleine Rifta darstellte. Die Figur begann sich zu bewegen und schien sogar lebendig. "Sein oder Nicht-Sein ist bloße Wahrnehmung. Unser Wille gebietet der Form. Doch viele Seelen lassen sich von der Festigkeit oder der Form blenden. Unser Wille ist größer und älter als unsere Wahrnehmung." Die Figur fiel nach einigen Atemzügen tot zusammen und Vesperum übergab Rifta den toten Körper der Fleischpuppe, die Vesperum aus dem Nichts geschaffen hatte. "Hier," meinte er und deutete auf die Puppe. "Ist sie Illusion oder doch etwas anderes?" Er wollte wissen, was sie darüber dachte. "Unser Wille, sofern frei von den Ketten und mit dem erwachten Schlafenden in dir, kann alles tun," erhob er die Stimme und wartete auf die Reaktion seiner Schülerin. Die Puppe war fest, hatte sogar Gewicht und sofern man sie abtastete hatte sie sogar echtes Fleisch. Sie war vollkommen mit einem Körper versehen und ließ sich sogar in der gleichen Anatomie der Twi'lek bewegen. Vesperum nahm die Hand zurück, so dass diese wieder müde herab fiel. "Doch es ist nur ein Trick, da bewusstes Leben selbst auch nur eine Wahrnehmungsfrage ist. Ich bin, weil ich bin. Ich bin, weil mein Wille entscheidet, dass ich bin. Es ist, weil ich bestimme, dass es ist. Die Dinge werden durch die Perspektive erschaffen. Dinge sind, weil sie betrachtet werden, und Dinge zu betrachten, erschafft ihr Bild in deinem Geist," fiel ihm doch eine Erklärung zur Puppenmagie aus dem Mund, die er seiner Schülerin noch mitteilen wollte, denn Darth Vesperum war daran gelegen, dass wenigstens außerhalb seiner üblichen Kreise jemand seine Lehre verstand. Es sollte jemanden geben, der im Zweifel sein Erbe fortführte und die Sith wieder groß machte. Nicht nur zur Herrschaft über die Galaxis verleitete, sondern auch wieder auf den Weg einer allumfassenden Philosophie brachte. Sith-Sein war so viel mehr als nur Herrschaft. Es war die Gebieterschaft über arkanes Wissen und Erkenntnisse, die weitab der sterblichen Wahrnehmung lagen. Für Vesperum war Sith-Sein mehr als eine Kutte, eine Waffe zu beherrschen oder Völker zu unterwerfen. Es war ein Bruch mit der eigenen Sterblichkeit und dem eigenen Selbst. Er war Sith und so sollte auch Rifta eine wahre Sith werden, die ihre eigenen Ketten sprengte und die Freiheit im Nexus der dunklen Seite fand; im Ursprung aller Dinge, in jener Urmacht selbst. "Wir befinden uns in einem ewigen Kreislauf aus Tod und Wiedergeburt, wobei niemals deine Erinnerung oder deine Persönlichkeit übertragen wird, sondern nur dein Wille. Die Essenz dessen, was Leben ist, eine schlichte Erkenntnis, das etwas ist und sein wird. Die Macht zwingt uns stets neue Leben auf aber vergisst nicht die Sünden oder Taten des alten Lebens, da mit dir auch andere Kräfte verbunden sind. Alles bewegt sich in einem großen Universum verschiedener Ebenen auf und ab. Wir sind niemals frei, solange unser Wille nicht die sterblichen Fesseln einer Realität abschüttelt. Du musst dich davon frei machen und deinen Willen verwenden, mit der Macht zu brechen und ihr zu gebieten. Du musst mit ihr in reiner Willensmacht kommunizieren und mit dem Urquell ihrer selbst sprechen, der dunklen Seite. Die dunkle Seite ist die Urkraft, die alte und erste Schöpfung, die dir Geschenke macht, wenn du bereit bist, mehr zu sein als nur eine stetige Wiederholung dessen, was längst geschehen ist," erklärte er abschließend, um seinen Worten noch etwas mehr Gewicht zu verleihen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema