#10
Kälte ging von seiner Berührung aus und rann in eisigen Schauern ihren Rücken hinab. Eine weitere stumme Warnung, welche Gefahr von diesem Mann ausging, die Rifta in ihrem Verlangen nach Freiheit ignorierte. Es gab niemanden in diesem Leben, der der ihr ausschließlich wohlgesonnen war – den Imperator, der ihr bereits jetzt so viel ermöglicht hatte, eingeschlossen. Es war eine Konstante, die sie seit ihrer Jugend hingenommen hatte und die für sie so normal geworden war wie ein Atemzug. Vesperums Gunst ging mit Schmerz einher, so hatte sie es bereits während ihrer Ausbildung auf Byss erfahren. Alle Macht hatte einen Preis. Nichts wurde einem einfach so gegeben.

Meine sterbliche Existenz… Doch mit welchen Augen sollte sie es sonst betrachten? Mehr als dieses Leben hatte es für sie nie gegeben. Und ein winziger Teil von ihr, der jedoch noch weit unter der Oberfläche war und sich ihrem Verstand entzog, sehnte sich sogar nach seinem Ende – nachdem sie ihre Rache vollzogen hatte. Doch ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als der Dunkle Lord sich plötzlich vor ihren Augen aufzulösen begann. Rifta entwich ein überraschtes Aufkeuchen und fühlte sich an ihre Vision auf Ryloth erinnert. Doch im Gegensatz zu den Twi’lek blieb von Darth Vesperum nichts mehr übrig. Nicht einmal ein Haufen Asche. Sie war allein auf einem schweigenden Schiff und konnte trotz des Surrens der Maschinen ihren eigenen Herzschlag hören. Noch immer in ihrer Bewegung verharrend, steckte Rifta ihre Machtsinne aus – und stieß auf nichts als Dunkelheit.
„Was für ein Truggebilde ist das?“, fragte sie wütend. Doch versuchte gar nicht erst, sich mit ihren eigenen Augen umzusehen, die sie offensichtlich täuschten. Eine fremde Stimme begann zu ihr zu sprechen, der dennoch etwas Vertrautes innewohnte und die zu einer Präsenz außerhalb des Raumschiffes gehörte. Wandelte sich weiter und wurde zu dem bekannten Klang ihres Imperators, der sich vor ihren Augen nun wieder zusammensetzte und sich offenbar einen perfiden Scherz erlaubt hatte, um seiner Schülerin eine weitere Weisheit zu vermitteln.

Noch immer tobte die Wut in ihr, auch wenn sie von seinen Fähigkeiten durchaus beeindruckt war. Rifta selbst beherrschte den Gedankentrick, doch sie war nicht in der Lage, jemandem damit eine ganze Realität vorzugaukeln. Und es gefiel ihr schon gar nicht, selbst von einem derartigen Schattenspiel betroffen zu sein – auch wenn es für eine Lektion gedient hatte. „Ihr sagt also, es ist möglich, die Wirklichkeit selbst zu ändern?“, fragte sie vorsichtig und bedachte ihn mit einem wachsamen Blick. „Nicht durch Taten, sondern durch Willen allein?“ Die Lethan wusste durchaus von der Existenz von Sith-Geistern. Doch diese Wesen waren stets an etwas gebunden und hielten sich dadurch in dieser Welt. Somit hatte auch ihre Freiheit Grenzen, obwohl sie ihre eigene Existenz überdauert hatten. Rifta – Ald’ana – wusste noch nicht, ob sie etwas Derartiges für sich selbst wollte. Oder gar erreichen konnte. Aber die Galaxis bot mit einem Mal viele neue Möglichkeiten – und die Sith wollte keine von ihnen unbedacht beiseiteschieben. Ihre Haltung wandelte sich abermals, wurde wieder interessierter. Eine gewisse Reserviertheit blieb dennoch, sollte sich Vesperum zu einer erneuten „Lektion“ entschließen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema