#9
Verstand sie oder verstand sie nicht? Vesperum war skeptisch, überaus vorsichtig, dass diese Frau, doch ein Fehler hätte sein können. Doch etwas in ihr verriet ihm, dass ihr Verrat noch in weiter Ferne lag. Ihr Zögern, ihre Worten waren Worte aus Unwissen und einer Hoffnung auf persönliche Freiheit; einer Sehnsucht, dass sie alles war, was jemals sein würde. Sie strebte nach Freiheit, wie es alle unerfahrenen Sith taten, doch was Vesperum anbieten wollte, war mehr als Freiheit. Es begann immer mit Erkenntnis, dass dieses Leben endgültig war und am Ende die gesamte Realität nur eine Illusion. Warum sollte man weiter eine Illusion ertragen? Seine Rifta machte sich noch Illusionen von Realität, Freiheit und sogar persönlichem Erfolg. Es gab nichts von Bedeutung in der Galaxis; kein Streben war je erfolgreich, solange am Ende die allmächtige Macht stand und es einem entreißen konnte. Macht lag nicht in der Freiheit, jeder Narr konnte irre lachen und frei wandern, sondern es ging um die grundlegende Erkenntnis in das Wesen der Dinge. Es war dieser Abgrund, in den sie springen sollte und sie verweigerte zwar nicht die Hand, die sie hinabstürzen wollte, doch sprang nicht. Vesperum schob und schob, dennoch weigerte sich Rifta auf den Pfad zu gelangen, der dem dunklen Lord heilig war. Es war kein schöner Weg, sicherlich kein angenehmer Schritt aber der einzige Weg, der wahren Sith offen stand. Wenn man so viel erreicht hatte, so viel gesehen hatte, war am Ende nur noch eine letzte Wahl entscheidend. Rifta verstand nicht, dass die Macht jede Seele zu einer immerwährenden Wiederholung verdammte. Solange die Macht ohne reinen Willen war, solange die Macht gänzlich unbestimmt war, und selbst Vesperum nur die dunklen Ausflüsse sehen konnte, war dieses Universum nicht frei. Persönliche Freiheit in einem System aus Gefangenschaften war niemals wirklich frei. Rifta wollte mehr von dieser Existenz und doch sah Vesperum etwas in ihr, was sie größer als das machen konnte. Vesperum suchte Erlösung von diesem Kreislauf; eine einfache Antwort auf sein Leid, welches zum kalten und langatmigen Horror geworden war. Darth Vesperum wollte wählen.

Er wollte endlich die finale Entscheidung treffen, für sich und andere. Rifta befand sich vor ihm, reichte ihm die Hand, die er nun fest umschloss. Energien flossen unbemerkt, bis die Knochen vibrierten und ein kalter Schauer über den Rücken der wachsenden Sith geriet. Der Frost schlug auf sie über, denn Vesperum wollte sie nicht strafen aber auch nicht ohne neue Erkenntnis auf ihre Ausführungen ziehen lassen. "Auch Freiheit, wenn du sie weltlich mit deinen Augen einer sterblichen Existenz betrachtest, ist nur ein Trugbild, meine Schülerin," erklärte er, während er sich aufzulösen schien. Beständig brachen Partikel aus seiner Haut, als urplötzlich ein Windstoß seinen Körper verwehte, wie eine Salzsäule im Wind. Vesperum war verschwunden und Rifta hielt ihre Hand in eine leere Höhe, denn auch das Schiff schien leblos und leer. Sie war allein mit sich. Nur das Brummen der Antriebe und das Knurren des belasteten Metalls blieb ihr. Selbst der Staub, der Vesperum nun war, löste sich auf und verschwand in einem kleinen schwarzen Punkt, der dem bekannten kosmischen Ereignis, welches sie vor wenigen Tagen betrachten konnte, nicht unähnlich war. Der schwarze Punkt verweilte noch einen Moment im Raum, bis auch er entschwunden war. Nur ein kalter Hauch blieb, der vorsichtig über ihr Gesicht strich. "Realität ist nicht fest; Sein ist niemals beständig; alles, was wir sind, sind nur Geschichten, flüchtige Ideen und Informationen," sprach aus dem Nichts eine fremde Stimme zu ihr, die sie nicht kannte und dennoch war sie seltsam vertraut. Es steckte Gewissheit in ihr, dass etwas kaltes und leeres außerhalb dieses Schiffes existierte. Die Stimme durchbrach alles, bis auch sie erneut verstummte. "Was wir sind, bestimmen wir und unser Wille formt unsere Realität. Deine Wahrnehmung bestimmt alles," brach erneut die Stimme hervor und nun wieder bekannter. Während sie in die Leere sprach, veränderte sich ihre Stimmlage und Aussprache, bis sie Vesperums Stimme war, der sich beständig, wie ein Flimmern vor ihren Augen zusammensetzte und einem Bildrauschen gleich verschoben zwischen den Dimensionen vor ihr stand. Er hatte die Hand zurückgenommen, Rifta losgelassen und schließlich setzte sich das Bild wieder real zusammen. Darth Vesperum, in seiner vollen Robe und Gestalt, war wieder erkennbar, der seine Schülerin fürsorglich betrachtete. "Deine Erlösung, unsere Erlösung, das Wesen der Sith liegt nicht in Trugbildern, sondern in Wahrheiten," wollte er ihr verständlich machen. Vesperum atmete ein und aus. Das Leben schien wieder zu beben. Die Augen, die verstörenden Augen, des Meisters lagen auf seiner Schülerin, verlangten eine Erkenntnis. Der Sith Lord wollte mehr wissen, mehr sehen, als nur seine Schülerin, sondern wollte in ihre Zukunft blicken. In das, was sie aus sich machen konnte, wenn sie endlich diese Gedankenwelt verließ und die wahre Macht im Dunkeln suchte. "Es gibt so viel mehr," meinte der dunkle Lord, ohne wirklich zu offenbaren, was er damit meinte. Er glaubte wikrlich.
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