#7
Die dunkle Seite sang für sie. Für sie beide. Es war ein Abgesang auf ein Leben und einen langen Tod, der eine Ewigkeit dauern konnte. Es war die Stimme der Ewigkeit, die suchte aber nicht fand. Die eines Meisters, der nicht verstand, welche Meisterschaft er erlangte; und eine Schülerin, die nicht verstand, was sie lernte. Beide verbanden sich durch diese Sehnsucht nach Freiheit, nach Erlösung und Hoffnung, die sie hier nie finden konnten. Verdammt waren sie beide, von göttlicher Macht, hinabgestoßen, in diese Existenz, gestraft und bestraft mit dem Anblick einer göttlichen Möglichkeit. Vesperums Gesicht schien zu flackern, gebrochen von den Mächten, die seine Seele zerfetzten, nichts mehr zurückgelassen hatten, als diese Gestalt, die dort war. Rifta, passend und begierig, hörte den Gesang, das Rauschen des schwarzen Meeres, wie es pulsierte. Die Schatten tanzten und der Blick bebte im Angesicht der unheiligen Wunder, die der Schattenlord Vesperum verhieß. Eine Tragödie zeigte sich und verkleidete sich auf der Bühne als Epos. "Mein Gesicht ist leer, meine Hand ist schwer und mein Herz tot. Fort ist mein Geist, fort ist mein Leben, bis die Stimme sagt, es sei genug. Es ist niemals genug," zitierte der dunkle Lord ein Vers, den er einst selbst geschrieben hatte und der ein Gefühl umschrieb, welches Ald'ana, nun mehr allein Rifta, nun kannte. "Ich brauche den Tod, wie das Leben, um zu sehen, welchen Gesang die Stimme formt. Der Gesang, den ich singen möchte, doch nicht singen kann," sprach der Sith bedächtig, fast leise, so als ob jedes Wort seinen eigenen Wert hatte und eine zu laute Aussprache sie zerstören konnte. "Verheißung fällt herab, zerschellt und deren Splitter funkeln in meinen Augen, die bluten. Blut ist gehalten durch einen Willen. Ein Wille, der formt und die Maske trägt, die aus Porzellan geschmiedet, meine Lüge verdeckt, denn ich bin nicht mehr Mensch, nicht mehr Sklave, sondern Bewunderer der Stimme, die mich ruft." Darth Vesperum betrachtete Rifta mit fürsorgendem Blick. Was hatte er ihr angetan? Was war dort in ihr? Es keimte jene Finsternis, die ihm längst folgte und sein wahrer Fluch war. Sorzus Syn war nur Symptom der Krankheit, die er selbst geboren hatte. Die Orgel spielte seltsame Töne auf dem Material des Schiffes, das ächzte und sich mit Mühe im Hyperraum hielt. Etwas riss am Schiff, ließ es wanken, schütteln und es wollte trudeln, doch es hielt Kurs. "Eine Stimme, so klar und schön, dass auch Lüge Wahrheit sein kann," verkleidete er seine Lehre im Abschluss seines Reimes. Alles war möglich, wenn man genug Willen und Mut aufbrachte, weiter zu gehen als die Macht es erlauben konnte. Selbst ein Scheitern war besser als eine Erduldung eines weiteren Lebens in diesem Schicksal. "Bedanke dich bei dir selbst, Rifta. Ich zeige nur den Weg," sagte Vesperum dann, nachdem er das Gedicht im Raume hatte verweilen lassen. Die Augen des dunklen Meisters lagen in ihren Augen, die gerade das gesehen hatten, was Vesperum versprach.

Der Schweiß verriet vieles. Rifta hatte es gefühlt, wirklich wahrgenommen, was er ihr zeigen wollte. Potenziale waren da, mussten nur noch abgeschöpft werden. Der Sith Lord wollte mehr aus ihr machen, als nur eine einfache Sith, sondern sie hatte die Gelegenheit ihm - dem Monster - gleich zu werden. Nicht, dass er sich eine Gefahr heranziehen wollte, sondern eine Person, die verstand, was er war und werden musste. Der dunkle Lord wollte nicht mehr allein mit Syn sein. Eine Person sollte ihm folgen, auf diesem Pfad, der so grausam und wahnsinnig war, dass er nur schwer zu ertragen war. "Ich lehre dich," versprach der Lord mit fester Stimme und deutete ihr mit einer einfachen Handbewegung seiner toten Hand an, dass sie sich erheben konnte. "Die dunkle Seite ist ein Pfad in die Ewigkeit, doch nur dort finden wir Erlösung. Es gibt nur diesen Pfad." Der Meister schloss für einen Hauch seines fauligen Atems die Augen vor seiner Schülerin, um ihr eine vergebungsvolle Geste seines toten Gesichts zu geben. Die dunkle Seite durchdrang beide, ließ kaum Platz für ein Licht, denn hier gab es nur die unheilige Existenz eines Bandes, dass weiter ging als ein übliches Leben. Vesperum forderte alles ein und würde ihr alles geben können, wenn sie folgte. Lüge und Wahrheit verloren an Bedeutung, denn hier gab es nur eines: ihn. Sein Wille dominierte, formte diese Realität und auch die Zeichen auf ihren Handgelenken, die immer noch pulsierten. Sie gruben sich tiefer hinein und schienen zu wachsen, wie in schwarze Tinte gegossen, verliefen ihre Grenzen nicht mehr. Ihr Herschlag ließ die Sith Symbole glimmen, wie einst das Schimmern in dem Abbild, welches Vesperum ihr gezeigt hatte. "Es gibt Erlösung. Es gibt Freiheit," stellte der dunkle Lord absolut fest und ließ keinen Zweifel daran, dass er selbst daran glaubte. In seinen Worten lag Macht, denn sie standen im Raum, wie ein Echo und hallten wieder, immer wieder, bis Vesperum ihnen einen Tod erlaubte. "Hier sind wir. Allein, verlassen und doch verbunden in dem Wesen der Sith." Es war die Ideologie, eine Religion, die Vesperum selbst geschaffen hatte, die weiter als Herrschaft reichte, sondern etwas Größeres anpries. Es war eine Macht hinter der Weltlichkeit, hinter ein paar magischen Tricks, sondern wie für sich ein heiliges Versprechen, dass man Erlösung finden konnte, selbst vor dem Schicksal. In seinen Händen lag eine strahlende Zukunft, wenn sie nur zupacken würde. "Ich frage dich als Bruder, als Vater, als Meister, nimmst du meine Hand auf diesem Weg? Nimmst du meine Hand, damit ich dich lehren kann, bis Zeit keine Bedeutung mehr hat? Ich frage dich nicht als Herrscher, als Lord, sondern als Gläubiger an die Erlösung in der Dunkelheit." Mechanisch streckte er seine linke Hand aus, in voller Absicht und Fürsorge, denn hier lag kein Zwang mehr, sondern nur noch Wunsch. Sie musste sie nur nehmen und er würde sie führen. An einen Ort, den sie suchte aber hier nicht mehr finden konnte. Diese Galaxis wurde zu klein für den Wunsch eines Sith. Es gab mehr, immer mehr als das. Das Gedicht erhielt Wirklichkeit, durch diese eine Geste. Rifta war neben ihm und mit ihm erlöst, denn er war heilig für den Moment. Seine Lügen, seine Versprechungen wirkten so wunderbar und so frei, dass alles was danach oder davor war an Wert verlor. Hier war er sein Gott, sein Messias und Erlöser, dessen Hand man einfach nur nehmen musste, um eine Lehre zu erhalten, die befreite. "Ich erlöse dich, Rifta," sagte die tiefe Stimme des dunklen Lords, der ihr seine Hand nun fest entgegenstreckte und die Finger spreizte. Die Hand war umgeben von einer unsichtbaren Macht, die die Luft zirkulieren ließ. Es war alles möglich auf diesem Pfad, wenn man mit ihm ging. Man konnte ihm gleich werden und von der Macht eines Gottes kosten, wenn der Wahnsinn eine Alternative war. Eine kranke Hoffnung offenbarte sich in dieser Hand. Die Hand lag vor Rifta, die sie jetzt aus freier Entscheidung und ohne Zwang nehmen konnte. Denn ein Sith war immer frei in seinem Willen, denn Wille war alles, was blieb. Vesperum wollte eine freie Entscheidung und ein Bekenntnis zu seiner Wahrheit; seinem Glauben.
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