#4
Ihr Imperator war wieder eine Eminenz der Dunklen Seite und schien alle Menschlichkeit hinter sich gelassen zu haben, die auf Ryloth noch seine Maske gebildet hatte. Der Anblick erinnerte sie an das erste Mal, das sie Vesperum bewusst gegenübergestanden hatte. Auf Byss, als er seinen Anspruch als Nachfolger von Palpatine geltend gemacht hatte – und ebenfalls erst vor kurzer Zeit auf der Raumstation, als ihm Ald’ana ein weiteres Mal die Treue geschworen hatte. Dies würde das dritte Mal sein, dass die Twi’lek vor ihm kniete. Mehr denn je aus freien Stücken, weil er ihr etwas versprochen hatte… Etwas, nach dem sie sich ihr halbes Leben lang gesehnt hatte, auch wenn sie es erst seit kurzer Zeit mit dem Begriff der Sith verband.

Die Person, die ihr gegenüberstand, war gleichermaßen schrecklich und herrlich. Jemand, der Ald’ana gleichermaßen abstieß und faszinierte. Sie wusste nicht viel über den Mann hinter dem Titel und wenn sie ehrlich war, interessierte es sie auch nicht. Noch nicht. Erinnerte sich nur an das Versprechen, das er auf Byss gegeben hatte. Ein Neuanfang für den Orden der Sith, der Wesen wir ihr die Möglichkeit zum Aufstieg gab. Die Möglichkeit mehr zu sein als nur ein Bote und Handlanger. Wenn Renata June sie jetzt sehen könnte… Ihre Meisterin hatte stets versucht, die Aufmerksamkeit der Mächtigen zu erregen und ihre Gunst zu erlangen. Dafür hatte sie aus einer ehemaligen Sklavin eine fähige Jägerin gemacht. Doch seit der Schlacht von Endor war die kalte, blonde Frau verschollen. Sie lebte noch, das wusste Ald’ana. Und offenbar hatte sie sich bisher noch nicht dem neuen Imperator angebiedert. Bald werde ich Kräfte erlangen, die du mir immer vorenthalten wolltest. Ich werde sie dir alle zeigen, wenn wir einander wieder gegenüberstehen. Ich will sehen, wie überrascht du bist, bevor ich dir das Leben nehme.

Die Dunkle Jedi trat vor Vesperum und sank herab auf ein Knie, das Haupt und den Blick nach wie vor gesenkt. Trotz ihrer Ärmel war sie sich der Zeichen auf ihren Unterarmen allzu bewusst und stellte sich innerlich bereits wieder darauf ein, erneut einen unerträglichen Schmerz zu spüren. Auch wenn sie in der Tat nicht wusste, ob jene Erhebung mehr beinhaltete als zeremonielle Worte. Schmerz war etwas, das zu ihrem Leben gehörte, so lange sie sich erinnern konnte und während ihrer Ausbildung auf Byss nahezu alltäglich gewesen. Ebenso wie der Tod. Als sie sich in ihre unterwürfige Position begeben hatte, schien die Zeit still zu stehen. Ein endloser Moment, der über ihre Zukunft entscheiden würde. Selbst ihr Herz schlug langsamer als zuvor. Die Dunkle Seite war allgegenwärtig und kroch an ihr empor – wie um zu prüfen, welcher Emporkömmling sich künftig „Sith“ nennen wollte.
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