#15
Es waren keine guten Nachrichten gewesen, mit denen Ackbar zurückgekehrt war und doch waren es seltsam vertraute Nachrichten. Der Krieg galt für viele für gewonnen. Für viele war der Krieg vorbei, doch er war es nicht und er würde es wohl noch für lange Zeit nicht sein. Man hatte Imperator Palpatine vernichtet, dem Imperium großen Schaden zugefügt und es geschwächt, aber besiegt? Nein besiegt hatte man das Imperium noch lange nicht und das bewiesen sie der Neuen Republik immer und immer wieder aufs Neue. Für einen kurzen Moment keimte in Lukes Verstand die Frage auf, ob die Galaxis überhaupt jemals in der Lage sein würde Frieden zu finden. Vielleicht war Frieden für diese Galaxis einfach keine erstrebenswerte Option. Vielleicht funktionierte Frieden nur im Kleinen, nicht aber für alle Wesen dieser Galaxis. Vielleicht fochten sie einen Kampf, der nicht gefochten werden wollte und das woran sie glaubten, war einfach nur eine Utopie und würde niemals Realität werden.

Nein, jetzt war nicht der Moment an dem er derartige Gedanken haben sollte, so waren sie doch eher kontraproduktiv für das was vor ihm lag. Mit einem leichten Kopfnicken verabschiedete sich Luke von den Ratsmitglieder, legte seine Hände unter den langen und weiten Ärmel seiner Robe übereinander und verließ das Ratsgebäude. Sonnenlicht empfing ihn und verriet ihm, wie viel Zeit vergangen sein musste, seit er das Gebäude betreten hatte. Seine Gedanken waren unruhig und wanderten zwischen dem, was innerhalb dieser Gemäuer passiert war und dem, was Ben von ihm erwartete, hin und her. Er wählte nicht den direkten Weg zum Praxeum, so fühlte er sich noch nicht bereit den Personen dort gegenüber zu treten. Nicht solange seine eigenen Gedanken so unruhig umherwanderten. Vor dem Rat war es nicht so gelaufen wie er sich gewünscht hätte, aber auch nicht so schlimm wie er befürchtet hatte. Ja, er konnte die Bedenken verstehen die der Rat hatte. Er konnte ihre Befürchtungen verstehen, so teilte er sie doch in Ansätzen mit ihnen und er konnte ihr Misstrauen verstehen. Die Vergangenheit hatte bewiesen, dass diese Gefahr jederzeit bestand und die aktuellen Ereignisse hatten gezeigt, dass sie auch immer Bestand haben würde. Doch was hatte der Rat von ihm erwartet? Dass er in kürzester Zeit einsatzfähige Jedi hervorbrachte? Perfekte Abbilder seiner selbst? So funktionierte die Macht nicht, aber es war müßig es ihnen zu erklären. Aber wenn ein Jedi die Macht schon nicht in seiner Gänze begreifen konnte, wie sollte man von einem nicht-machtsensitiven Wesen erwarten, dass er sie verstand. Den Weg, für den er sich entschieden hatte, teils aus einer Notwendigkeit heraus, war ein steiniger Weg und nun befanden sich noch mehr Hindernisse auf ihm, welche überwunden werden mussten. Die Entscheidung des Rats hatte ihm vor Augen geführt, dass er keine andere Wahl hatte, als zu tun wozu Ben ihn aufgefordert hatte. Womöglich war es die einzige Chance die er hatte und die seine Schüler hatten. Er hatte den Rat über sein Vorhaben im Unklaren gelassen. Bewusst. Es stand zu viel auf dem Spiel, als das er dieses Risiko hätte eingehen können. Es war nicht so, dass er dem Rat in seiner Vollständigkeit misstraute, doch konnte er auch nicht behaupten, dass er sein vollstes Vertrauen genoss. Es schwang zu viel Ungesagtes in der Luft, Gedanken und Gefühle, zu unterschiedlich um sie auf einen gemeinsamen Nenner bringen zu können und doch konkret genug um wachsam zu bleiben.

Es war sein Name, der durch die Luft zu ihm getragen wurde und seinen Schritten Einhalt geboten, so war es nicht schwer gewesen diese Stimme einer Person zu zuordnen.
„Han“, begrüßte Luke den corellianischen Schmuggler erfreut, mit dem ihn so viele Abenteuer verbanden. Vieles hatten sie gemeinsam nicht nur erlebt, sondern auch überlebt und für Luke gehörte er einfach zur Familie und vielleicht sogar bald ganz offiziell.
„Ich hab natürlich nur von anderen gehört was da drin besprochen wurde“, fing Han vollkommen direkt und mit einem verschmitzten Grinsen an, was eigentlich schon verriet, dass er es mit seinen eigenen Ohren gehört hatte, obwohl er gar nicht hatte anwesend sein dürfen. Aber er fand immer irgendwie einen Weg. „Und ich wollte dir sagen das – Es ist nicht in Ordnung was sie dir vorgeworfen haben. Es ist nicht deine Schuld.“ Nein, er fand es überhaupt nicht in Ordnung was man Luke alles vorgeworfen hatte und wie man ihn hingestellt hatte. Am liebsten wäre er ja selbst vor den Rat getreten und hätte ihnen die Meinung gesagt, wenn ihm nicht klar gewesen wäre, dass es Luke mehr geschadet, als geholfen hätte.
Leicht senkte Luke seinen Kopf, ehe er ihn wieder anhob und seinen Freund ansah.
„Es ist meine Schuld“, sprach er mit ruhiger Stimme, frei von jeglichem Urteil. „Es war Lee gewesen, einst einer meiner Schüler, der den Vizeadmiral befreit, die Soldaten und die Schüler getötet hat.“
„Ja es war Lee und ja er war dein Schüler, aber die haben es so hingestellt, als wärst du es selbst gewesen“, meinte Han durchaus ein wenig aufgebracht. „Ich meine, was haben die denn auch erwartet? Du sollst ihnen Jedi für ihren Krieg liefern und zugleich jagen sie dich durch die Galaxis als wärst du ihr Eigentum. Ständig warst du unterwegs um ihre Probleme zu lösen und das musste ja irgendwann einmal schief gehen.“
„Das solltest du gegenüber Leia vielleicht besser nicht so sagen“, entgegnete Luke, auf dessen Lippen sich ein leichtes Lächeln widerspiegelte. Han war ein einfacher Mann, der mit Politik und Diplomatie noch nie groß zu tun hatte und der damit auch nicht viel zu tun haben wollte. Er wusste selbst, dass er dafür nicht geeignet war, so waren seine Worte dafür doch meist viel zu direkt. Aber genau diese Direktheit war es die Luke an ihm schätzte. Han war ein ehrlicher Mann, wenn auch ein Schlitzohr, aber genau diese Eigenschaft hatte ihnen schon viele Male geholfen.
„Hatte ich auch nicht vor.“ Ein breites Grinsen lag auf dem Gesicht des ehemaligen Schmugglers. „Aber das ändert nichts daran, dass es ungerecht ist dich jetzt für das was passiert ist büßen zu lassen. Immerhin haben sie doch das Problem selbst mitverursacht und wollen sich jetzt vor ihrer Verantwortung drücken.“ Für Han lag diese Sache eben klar auf der Hand. Er kannte Luke und er wusste wie ungern er das Praxeum gegründet hatte und wie unsicher er sich in allem gewesen war. Hätte man ihm vertraut und ihn sich um diese Schüler kümmern lassen, so wie er es erbeten hatte, dann wäre das alles vermutlich nicht passiert. Aber man hatte ihm seine Bitte zwar gewährt, aber doch auch wieder nicht. Ständig hatte man ihn dazu aufgefordert an Gesprächen teilzunehmen, Konflikte zu lösen, Diplomat und Botschafter zu spielen, so dass ihm nie genug Zeit geblieben war, sich richtig um seine Schüler zu kümmern. Luke war einfach zu gutmütig in Hans Augen und er hätte mal lieber auf den Tisch gehauen anstatt sofort zu springen, wenn der Rat seinen Namen nur erwähnte. Aber jetzt war das Kind schon in den Brunnen gefallen und daher brachte es auch nicht mehr viel sich darüber einen Kopf zu zerbrechen, was man hätte anders machen können. Dafür war es nun leider eindeutig zu spät.

„Was hast du jetzt vor?“, fragte Han ruhig und doch auch neugierig, denn er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Luke noch keine Pläne hatte. Er hatte doch immer einen Plan. Nicht immer einen sinnvollen, aber zumindest einen Plan.
„Ich-“, wollte Luke gerade zu einer Antwort ansetzen, als er erneut seinen Namen vernahm. Sein Blick glitt in die Richtung aus der er gerufen worden war und fiel auf die junge Frau, welche über den hellen Kiesweg auf sie zugeeilt kam. Der helle und weiche Stoff der Ratsrobe umspielte ihre zierliche Gestalt und auch wenn sie vieles gesehen und erlebt hatte, so war sie noch immer so schön wie an dem Tag, an dem er sie in der Holoübertragung gesehen hatte. Luke brauchte die Macht nicht um zu spüren, dass seine Schwester aufgebracht war, so benötigte es hier lediglich ein Paar wachsame Augen. Immerhin kannte er sie nun lange genug um ihre Mimik und Körperhaltung auch ohne die Macht deuten zu können.
„Luke, du wirst mir jetzt sofort sagen was du vorhast“, sprach Leia mit fester Stimme und stemmte beide Hände in die Hüfte. Ein Anblick der weniger zu dem Ratsmitglied passen wollte, das sie nun war, sondern mehr zu dem Rebellenmitglied von damals. Dennoch sorgten ihre direkten Worte dafür, dass sich Lukes Augenbrauen nach oben bewegten und damit seinen überraschten Gesichtsausdruck unterstrichen. Han jedoch hatte sich weniger auffällig beiseite gedreht,um sein Grinsen zu verbergen, doch nicht schnell genug. Ein Verhalten, über welches Leia mit einem scharfen Blick urteilte. Doch bevor einer der beiden Männer etwas sagen konnte, richtete sie weitere Worte an Luke. „Was du dem Rat erzählt hast, von wegen du hättest in der Macht etwas gesehen, dem du nachgehen musst, aber nicht weißt wohin es dich führen wird. Du hast gelogen Luke. Ich bin zwar nicht so tief bewandert in der Macht wie du es bist, aber es hat gereicht um die Lüge zu durchschauen. Es war Ben der dich aufgesucht hat nicht wahr? Was hat er dir gesagt und was hast du nun vor?“
Ein wenig hatte Han das Gefühl Luke in Schutz nehmen zu müssen, aber er wusste natürlich auch, dass das gerade kein guter Zeitpunkt war und Leia ihm das gewiss nicht zu seinen Gunsten anrechnen würde. Er erinnerte sich noch gut an die Diskussion vor ein paar Monaten wo sie ihm vorgeworfen hatte, er würde Lukes verrückte Pläne unterstützen, anstatt sie ihm auszureden, so wie es sich gehört hätte. Nein, diese Sache musste Luke alleine mit seiner Schwester ausmachen.
„Leia”, antworte Luke leise und doch klang seine Stimme eindringlich und gefestigt. Ruhig nahm er ihre Hände zwischen seine und hielt sie dort vorsichtig fest. „Ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber ich würde dir nicht die Wahrheit sagen, wenn ich jetzt sagte, dass deine Sorgen unbegründet sind.“ Er wollte seine Schwester nicht anlügen, nur damit sie aufhörte sich Sorgen zu machen, aber die Wahrheit war es auch nicht, die er ihr sagen konnte. Luke konnte sehen, dass seine Schwester dazu ansetzte etwas zu sagen, doch es bei diesem Vorhaben vorerst beließ. „Ich weiß, dass dieser Zeitpunkt für meine Entscheidung nicht unpassender sein könnte, aber was ich vorhabe zu tun ist vielleicht die letzte Chance die meine Schüler haben. Ich kann sie nicht ungenutzt an mir vorbeiziehen lassen und auch wenn ich weiß, dass ich in dieser schwierigen Stunde um Großes bitte, so musst du mir nun einfach vertrauen.“
„Ja aber warum sagst du mir nicht einfach wohin du willst?“, war es die fragende Stimme seiner Schwester die er hörte und die es ihm nicht gerade leichter machte alles vor ihr geheim zu halten.
„Weil ich es dir nicht sagen kann.“
Luke atmete tief ein und wieder aus. Dieses Wissen, seine Schwester über sein Vorhaben im Unklaren zu lassen, wog schwer auf seinen Schultern, aber es war die einzige Möglichkeit, um sie vor Schaden zu bewahren.
„Ich weiß nicht, was mich dort erwarten wird und ich weiß nicht, welche Konsequenzen es mit sich bringen wird“, sprach Luke weiter, noch immer die zierlichen Hände seiner Schwester zwischen seinen haltend. „Du sollst jedoch nicht in die Situation gelangen, in dem man dir zum Vorwurf machen kann, über mein Ziel Kenntnis gehabt zu haben. Du sollst nicht Gefahr laufen, dass es dir zum Nachteil gemacht werden kann.“ Wohin er vorhatte zu gehen lag nicht im Einflussgebiet der Neuen Republik, aber auch nicht im Einflussgebiet des Imperiums. Es lag im Einflussgebiet einer Fraktion die sich bisher ihnen gegenüber neutral verhalten hatte. Eine brüchige und instabile Neutralität und er konnte nicht ausschließen, dass sein Vorhaben zu dem Faktor werden könnte, der diese Neutralität zerstörte. Wenn es so kommen sollte, dann sollte seine Schwester reinen Gewissens sagen können nichts darüber gewusst zu haben. Über sein Vorhaben nicht informiert gewesen zu sein. Nur auf diese Weise konnte er verhindern, dass sie unter politischen Druck innerhalb der eigenen Reihen geriet.
„Luke“, war es nun Leia, die mit eindringlicher Stimme sprach und ihrem Bruder ihre Hände entzog. Es war ja eine Sache, dass er es ihr nicht sagen konnte, was sie zumindest noch hätte akzeptieren können. Schwer, aber es wäre nicht unmöglich gewesen. Aber die Begründung die er ihr für sein Schweigen geliefert hatte, waren nicht gerade die Sorte von Begründungen, die zu beruhigen vermochten. „Du musst mir-“

„Rätin Organa! Rätin Organa!“, fiel eine blecherne Stimme der jungen Frau ins Wort, die allen Anwesenden nur zu vertraut war. Ihr aller Blick glitt den Kiesweg entlang, auf dem ein goldener Protokolldroide auf sie zugestakst kam und mit beiden Armen in der Luft herum wedelte.
„Rätin Organa“, sprach der Droide weiter, den Blick auf Leia gerichtet, ehe sich sein Kopf plötzlich zu Luke drehte. „Oh Master Luke. Ich möchte ihnen mein aufrichtiges Bedauern aussprechen für das, was in ihrem Praxeum passiert ist. Ein wirklich tragischer Vorfall“, wandte sich der Droide unerwartet an Luke, ganz so, als wäre das der eigentliche Grund für sein Erscheinen. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer es für sie sein muss, dass ausgerechnet ihr erster Schüler für diesen Vorfall verantwortlich ist. Meinen Berechnungen zu Folge-“
„Halt die Klappe 3PO“, fiel ihm Han genervt mitten ins Wort, denn Beileidsbekundungen von einem Droiden war ja wohl jetzt das Letzte was hier jemand gebrauchen konnte.
„Oh Verzeihung … Ich“, meinte 3PO, der durch diesen Einwurf sichtlich aus dem Konzept gebracht worden war. Immer wieder drehte er seinen Kopf von einer Richtung in die andere und seine Arme hoben und senkten sich, wie als wolle er etwas sagen, hatte aber vergessen was es jetzt gewesen war.
„Was wolltest du von mir?“, wandte sich nun Leia mit ihrer Fragen an den Protokolldroiden, der sie schon auf so vielen Missionen begleitet hatte. Er konnte zwar durchaus die Nerven aller strapazieren, aber gelegentlich war er auch ganz nützlich und irgendwie gehörte er auch einfach zu ihnen.
„Oh das … Also man hat mich beauftragt ihnen mitzuteilen, dass man eine Einigung erreicht hätte und - Ohjemine.“ Wieder bewegte sich der Kopf des Droiden unruhig von einer Seite auf die anderen.
„Was ist 3PO?“
„Ich erinnere mich, dass man mich darum gebeten hat, sie darauf hinzuweisen, dass wenn sie nicht rechtzeitig zurück sind, die Abstimmung ohne ihre Anwesenheit durchgeführt wird.“
„Und das fällt dir erst jetzt ein?!“
Mit großen Augen sah Leia den goldenen Droiden an und wandte sich ruckartig in Richtung des Gebäudes, in welcher der provisorische Rat eine Heimat gefunden hatte. Diese Abstimmung war für sie persönlich wichtig und sie durfte nicht in ihrer Abwesenheit durchgeführt werden, so würde ihre Stimme doch einen nicht zu verachteten Einfluss auf andere Stimmen haben. Sie musste unbedingt sofort zurück. Sie hatte gerade einen Fuß vor den anderen gesetzt, als sie in ihrer Bewegung inne hielt und ihren Oberkörper zu Luke drehte.
„Glaube nicht, dass wir schon miteinander fertig sind“, sagte sie mit ernster Stimme, ehe sie ihre Aufmerksamkeit Han zukommen ließ. „Und du!“, meinte sie und drückte Han den Zeigefinger gegen die Brust. „Du wirst ihn von Dummheiten abhalten! Verstanden?!“
„Laut und deutlich“, antwortete Han mit einem charmanten Lächeln und blendete den ernsten Blick von Leia einfach aus. Sie war ja auf Luke nicht gut zu sprechen und nicht auf ihn. Er hatte ja nichts getan und selbst wenn konnte sie so oder so nie lange auf ihn wütend sein. Nun, konnte sie doch, aber er war trotzdem davon überzeugt, dass sie es nicht sein konnte.
Mit einem Schnauben kommentierte Leia seine Antwort und kehrte dann eiligen Schrittes zurück zum Gebäude, so dass 3PO alle Mühe hatte ihr zu folgen.

„Kleiner, wie machst du das, dass sie bei dir immer so … so beherrscht ist?“, fragte Han, kaum war er sich sicher, dass Leia außer Hörweite war. „Ist das irgendwie so ein Jeditrick oder so?“ Wenn er nämlich mit ihr diskutierte, dann ging das nie so ruhig zu und wenn er es auch noch wagen würde, ihr etwas zu verheimlichen, dann würde sich selbst die überschwängliche Umarmung eines Wookies noch angenehmer anfühlen.
„Das liegt wohl daran, dass ich schon immer den besseren Draht zu ihr hatte“, antwortete Luke mit dem selben unschuldigen Grinsen, des Farmerjungens von Tatooine.
„Übertreib es nicht“, warnte Han mit gespielt ernster Stimme und drohte Luke mit dem Zeigefinger. Für einen kurzen Moment schien die Bürde ihrer Pflichten und die vergangenen Ereignisse vergessen zu sein. Han warf einen Blick in die Richtung in die Leia verschwunden war und sah dann wieder Luke an. „So, du hast es ihr nicht sagen können, aber mir wirst du es jetzt sagen.“
Erneut verließ ein schweres Seufzen Lukes Lippen.
„Ich kann es dir aus den selben Gründen nicht sagen, wie ich es ihr nicht sagen konnte“, entgegnete Luke mit ruhiger Stimme. „So würde es auch dich in einen Interessenkonflikt bringen.“
„Mach dir mal über meinen Konflikt keine Gedanken“, konterte Han und ein kurzes Funkeln trat in seine Augen. „Stattdessen solltest du dir lieber Gedanken darüber machen, ob du wirklich willst, dass ein Wookie die Antwort aus dir rausholt. Weil wenn du sie mir freiwillig nicht gibst, dann werde ich Chewie schon irgendwie dazu bringen sie aus dir rauszuholen.“
Luke sah Han an und senkte dann nicht nur seinen Blick, sondern auch seinen Kopf. Es war nicht so einfach wie Han es darstellte. Dennoch griff er mit der Macht hinaus und horchte in ihre Umgebung, doch fand er nichts was Rückschlüsse darauf zuließ, dass jemand sie belauschte.
„Ich muss nach Yavin 4 fliegen“, sprach er mit gesenkter und schwerer Stimme. Vielleicht war es ein Fehler Han davon zu erzählen aber auf eine gewisse Art hatte es etwas erleichterndes an sich ihm diese Informationen anzuvertrauen.
„Yavin 4? Du willst zurück nach Yavin 4? Ich dachte wir alle konnten nicht früh genug von diesem Planet runter?“
„Alle? Eigentlich warst es nur du gewesen.“
„He! Du weißt ganz genau warum ich das musste! Aber warum willst du jetzt wieder zurück? Auf dem Planeten ist doch nichts außer einem Haufen alter Ruinen“, fragte Han, denn er hatte eben seine Probleme sich vorzustellen was Luke auf einem Planeten finden wollte, auf dem sie schon einmal waren und das nicht gerade kurz. Wenn es da etwas geben sollte, dann hätte man es doch damals mit Sicherheit gefunden.
„Ben erzählte mir, dass sich dort die verlorene Stadt der Jedi befindet und diese muss ich finden“, erzählte Luke und ließ dabei seinen Blick für einen Moment in die Ferne schweifen. Es war nicht viel was Ben ihm hatte erzählen können, aber er glaubte Ben, so hatte er ihm doch schon immer auf seine Art geholfen.
„Mal angenommen du schaffst es bis nach Yavin 4 ohne dass man dich entdeckt und das wird schon nicht leicht sein“, fing Han laut zu überlegen an. „Der Typ ist zwar nicht unser Feind, aber unser Freund ist er auch nicht gerade, aber wo willst du anfangen? Du alleine wirst ja wohl kaum den ganzen Planeten absuchen können, außer natürlich du willst erst in einem halben Jahr wieder auftauchen, was wohl viel zu spät wäre und – Was suchst du dort eigentlich genau?“
Han hatte, ohne es vermutlich zu wissen, genau den Punkt angesprochen, der auch Luke ein wenig Sorgen bereitete. Yavin 4 lag nicht im republikanischen Raum, wenn auch nicht im imperialen Raum, aber in einem Raum eines Kriegsherren, der zum aktuellen Zeitpunkt schwer einzuschätzen war. Wenn man ihn dort entdeckte, könnte es unkalkulierbare politische Konsequenzen nach sich ziehen. Es gab schon genug Brandherde in der Galaxis die gelöscht werden musste, da brauchte es keinen weiteren. Aber alleine nach Yavin 4 zu fliegen könnte die Suche in der Tat länger werden lassen, als er sich erlauben konnte, aber mehr Personen würde ein höheres Risiko entdeckt zu werden bedeuten. Es war eben alles nicht ganz so einfach und so gesehen wusste Luke auch noch gar nicht genau wie er es umsetzen sollte, sondern nur, dass er es tun musste.
„Aufzeichnungen … Unterlagen … Irgendetwas das mir weiter helfen kann“, antwortete Luke und wenn man ihn kannte konnte man die leise Verzweiflung in seiner Stimme mitschwingen hören. „So etwas soll nicht noch einmal passieren und es ist die einzige Möglichkeit es zu verhindern. Ich lehre ihnen das, was ich weiß, aber niemand kann sagen, ob es das Richtige ist. Es ist eine einseitige Ausbildung, doch einseitig sollte ein Jedi nicht ausgebildet werden. Die Macht … Es sind so viele Aspekte und ich weiß so wenig … Wenn ich-“ Luke brach seinen Satz ab und atmete schwer aus. Die Verantwortung lastete schwer auf ihm und das was geschehen war ließ diese Last nicht leichter werden. Wenn er auf Yavin tatsächlich die verlorene Stadt finden sollte von der ihm Ben erzählt hatte und sich dort wirklich Aufzeichnungen befanden, dann hatte er endlich das, was er für eine stabile Ausbildung benötigte. Es würde nicht nur eine Hilfe für seine Schüler sein, sondern auch für ihn selbst.

„Kleiner“, kam es mit ruhiger Stimme von Han, der Luke die Hand auf die rechte Schulter legte. „Du musst nach Yavin? Also fliegen wir nach Yavin.“
Luke hob seinen Kopf und sah Han mit fragendem Blick an.
„Ja du hast schon richtig verstanden“, lachte Han und nahm seine Hand wieder von Lukes Schulter. „Oder glaubst du ernsthaft Chewie und ich lassen dich da alleine hinfliegen? Du bringst dich doch sonst nur wieder in Schwierigkeiten wenn wir nicht dabei sind.“
„Und was ist mit Leia?“
„Das lass mal meine Sorge sein“, meinte Han, zuversichtlich die Angelegenheit klären zu können. „Kümmere du dich jetzt einfach um deinen Kram und überlasse alles andere mir. Ich bekomme das schon hin.“
Ein schwaches Lächeln zeichnete sich auf Lukes Lippen ab, so konnte er sich schon beinahe ausmalen wie die Sache für Han enden würde, aber es war trotz allem ein beruhigendes Gefühl diese Reise nicht alleine antreten zu müssen.
„Du weißt, dass ich verstehe wenn-“, begann Luke zu sprechen, ehe ihm Han mit einer Handbewegung das Wort abschnitt.
„Ich weiß … Ich weiß“, meint Han, der sich schon denken konnte was Luke vorgehabt hatte zu sagen. Aber das war nicht notwendig. Wenn er sagte, dass er das hinbekam, dann bekam er das hin. Er hatte Luke gesagt, dass er ihn begleiten würde, also stand er zu seinem Wort. Er stand immer zu seinem Wort. „Und jetzt geh und kümmere dich um deinen Kram. Gib mir einfach Bescheid wenn du Aufbruch bereit bist.“
„Danke“, kam es leise über Lukes Lippen, nachdem er mit dem Kopf genickt hatte.
„Jetzt hau schon ab“, lachte Han, der einfach nicht wollte, dass Luke sich bei ihm deswegen bedankte. Außerdem war es für ein Danke in seinen Augen noch etwas zu früh. Bedanken konnte er sich, wenn sie wieder heil zurück waren und nicht für noch größere Probleme gesorgt hatten. Für einen kurzen Moment sah er Lukes Gestalt noch nach, die nachdenklich den Kiesweg entlang schritt, ehe er sich umwandte und in die andere Richtung ging. Immerhin musste er sich noch einen Plan überlegen oder zumindest hatte er vor sich dieses Mal einen zu überlegen.
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