#1

Ratskammer des Provisorischen Rates


„Wir haben Grund zur Annahme, dass das Imperium in Begriff ist, eine neue Superwaffe zu fertigzustellen“, sagte Rat Borsk Fey’lya auf seinem Platz in der Ratskammer sitzend in die enge Runde hinein. „Das bothanische Netzwerk hat in den letzten Monaten ungewöhnliche Lieferungen bis nach Kuat verfolgt. Als es jedoch gelang, einen Spion zu rekrutieren, war festzustellen, dass das Projekt bereits verlegt wurde. Weitere Untersuchungen der Quelle ließen Informationen aufkommen, dass das Imperium nun schwer bewachte Konvois in Richtung des Tiefkerns entsendet. Mehrere Quellen bestätigen uns übereinstimmend, dass auch Kyber-Kristalle Teil dieser Konvois sind.“

Ein kurzes Raunen ging durch den Raum. Kyber-Kristalle? Es gab nur wenige bekannte Verwendungsmöglichkeiten für diese Art von Kristallen – und alle hatten mit den Fokussierlinsen von Waffen zu tun. Ein Zusammenrotten großer Mengen dieser Kristalle schien eine Schlussfolgerung nahzulegen.

„Das kann nur eines bedeuten“, erwiderte Staatschefin Mon Mothma mit bedeutungsschwerer Stimme. „Ein großer Waffentest steht unmittelbar bevor.“

Die Staatschefin gab sich Mühe, ihre Müdigkeit zurückzuhalten und ihre Frustration darüber, dass selbst der Sieg über Endor nicht das Ende ihres Kampfes war.

„Was soll das heißen? Dass das Imperium schon wieder einen neuen Todesstern gebaut hat, der so weit ist, dass sein Superlaser einsatzfähig ist?“, fragte Rätin Doman Beruss irritiert. Immerhin war das Imperium dafür bekannt.

„Das lässt sich nicht sagen. Das Projekt ist so streng geheim, dass es bislang nicht möglich war, seine Natur aufzudecken. Aber wir müssen auch mit dieser Möglichkeit rechnen,“ entgegnete Fey'lya nüchtern, wobei seine großen Augen Mon Mothma fixierten, die ihm schon immer ein Dorn im Auge gewesen war. Ihre von übermäßiger Moral geprägte Sicht auf die Dinge machte ihm das Leben schwer. Er hätte längst das Imperium mit härteren Mitteln bekämpft.

„Das ist doch Irrsinn“, entgegnete Jenssar SoBilles. „... das Imperium wird keinen Todesstern bauen." Er war sich recht sicher, da sie schon oft mit dieser wahnhaften Idee von Massenvernichtung gescheitert waren.

„Das Netzwerk hat seine Methoden. Wenn ich Sie daran erinnern darf, Admiral, haben wir Bothaner einige Erfahrung im Aufspüren imperialer Superwaffen." donnerte der Bothaner in der Runde böse. Ihm war egal, was seine Kollegen davon hielten aber er ging fest davon aus, dass das Imperium eine neue Superwaffe bauen ließ. Immerhin ließ die neue Republik ihnen auch keine Wahl. Das Imperium brauchte eine Wunderwaffe, um diesen Krieg noch wenden zu können.

„Wenn Sie davon absehen, dass wir beim letzten Mal in eine Falle geraten sind,“ meinte der anwesende Admiral Gial Ackbar mit einem unsichtbaren Lächeln auf seinen Fischlippen.

„Die unsere großartigen Streitkräfte schlussendlich bravourös meisterten, Admiral – trotz Ihres Versuches, jene Schlacht abzubrechen, welche uns dann doch den größten Sieg unserer Bewegung brachte,“ sagte Fey'lya dann leise aber hörbar und beugte sich auf den Tisch vor. „Genug“, entgegnete Mon Mothma mit ihrer Stimme nun klar und bestimmend. „Wir sitzen hier alle im gleichen Boot. Niemals können wir akzeptieren, dass das Imperium erneut eine so zerstörerische Waffe besitzt, gegen die auch Planetenschilde zwecklos sind.“

Alle Beteiligten nickten wortlos und betrachteten sich gegenseitig.
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#2
Mit raschelnden Gewändern und einer dunklen Vorahnung betrat die Ratsvorsitzende Mon Mothma die Kammer des Provisorischen Rates und stellte sich hinter den für sie vorgesehenen Platz, die Hände fest auf die Stuhllehne gepresst. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich auch der Rest des Rates eingefunden hatte – und der Mann, der in letzter Instanz Grund für diese spontan einberufene Sitzung war. Zu wichtig, zu weitreichend waren die Ereignisse, die sich in den letzten Stunden zugetragen hatte und von denen Mon noch in der vergangenen Nacht durch einen hastig zusammengeschriebenen Bericht erfahren hatte. Ihre Hände hatten gezittert, als sie das Datapad wieder abgelegt hatte. Nach den jüngsten Nachrichten des bothanischen Netzwerks hatte sie mit weitaus Schlimmerem gerechnet. Doch die Ereignisse, die sich stattdessen zugetragen haben, waren dennoch sehr beunruhigend. Der imperiale Großadmiral Osvald Teshik war aus seiner Gefangenschaft in einem Hochsicherheitsgefängnis befreit worden und fast im gleichen Atemzug hatte ein Angriff auf das Jedi-Praxeum stattgefunden. Der Bericht legte nahe, beschrieb nahezu eindeutig, dass es sich bei dem Verantwortlichen um die gleiche Person handelte: Lee Valen – einst ein Pilot der Rebellion und Neuen Republik, später ein Mitglied des neuen Jedi-Ordens. Und nun…

Es war eine prekäre Situation, in der Mon mit viel Fingerspitzengefühl und Weitsicht vorgehen musste. Sie selbst hatte damals zusammen mit Leia Organa den eher zögerlichen Luke Skywalker dazu ermutigt, seine Jedi-Gemeinschaft zu gründen und Machtsensitive zu unterrichten. Dieses Projekt war längst nicht bei allen auf Zustimmung gestoßen. Jene Zweifler hatten nun ein äußerst schlagkräftiges Argument in die Hand bekommen, weshalb der erneute Aufbau eines Jedi-Ordens ein großer Fehler gewesen sein mochte. Ja, gar eine Gefahr für die noch so junge und verwundbare Neue Republik. Gerne hätte die Ratsvorsitzende sich vor Beginn der Sitzung noch einmal mit Lukes Schwester unterhalten, doch dazu war nicht genügend Zeit gewesen. Wie so oft in den vergangenen Jahren hatte die ehemalige Senatorin von Chandrila ohne viel Schlaf auskommen müssen, um sich auf den heutigen Tag vorzubereiten, so gut sie es vermochte. Nach und nach versammelte sich der innere Rat und so nahm auch Mon ihren Platz ein. Warf Leia noch einen schnellen Blick zu, ehe sie sich direkt wieder erhob und die Sitzung offiziell eröffnete.

„Ich danke Ihnen, dass Sie alle so kurzfristig erscheinen konnten“, begann Mon mit einer Floskel. „Doch bevor wir mit der eigentlichen Sitzung beginnen, möchte ich sogleich einen weiteren Teilnehmer hinzuziehen, der uns gewiss mehr über die Geschehnisse berichten kann. Luke Skywalker.“ Mit einer Geste veranlasste sie, dass der wartende Jedi-Meister in die Kammer geführt wurde. Es war längst nicht für alle Ratsmitglieder eine Überraschung, dass er der Sitzung beiwohnen würde, auch wenn Skywalker äußerst kurzfristig und unerwartet nach Naboo zurückgekehrt war. Mon warf Luke zur Begrüßung ein bedauerndes Lächeln zu, das aber schnell von einer Maske der Neutralität überlagert wurde. „Meister Skywalker, danke für Eure Anwesenheit. Leider ist es kein angenehmer Anlass, der uns alle hier zusammenführt.“ Aber wann war es das schon? „In den vergangenen Stunden haben die erfolgreiche Befreiung von Osvald Teshik und ein Anschlag auf das Praxeum stattgefunden. Beides wird einem Mitglied Eures Ordens zugeschrieben – Lee Valen. Wir sind heute hier, um die Ursachen und die Konsequenzen jener Ereignisse zu besprechen. Doch da Valen selbst uns keine Antworten mehr geben kann, bitte ich Euch um eine kurze Stellungnahme. Die Sicherheitskräfte haben einen offiziellen Bericht verfasst, doch ich möchte die Geschehnisse noch einmal in Euren eigenen Worten hören.“
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#3
Luke hatte ruhig vor der verschlossene Türe gestanden, die Hände vor seinem Körper übereinander gelegt und von den langen Ärmeln der Robe versteckt. Seine Augen waren leicht geschlossen, was aber nicht auf die Müdigkeit zurück zu führen war, sondern auf die Konzentration, in welcher er sich bereits schon wieder befand. Eigentlich war es nicht die feine Art, sich seine Kräfte zu Nutze zu machen, um in Erfahrung zu bringen welche Emotionen auf der anderen Seite der Türe herrschten, doch in diesem Falle war es für ihn die einzige Möglichkeit sich zumindest ein klein wenig auf das vorzubereiten, was ihn erwarten würde. Was auch immer es sein mochte. Er wusste nicht genau weswegen der Rat ihn zu sich beordert hatte, aber er konnte es sich denken. Es waren die zurückliegenden Ereignisse, denn es gab nichts anderes, das seine Anwesenheit erforderlich gemacht hätte. Ein leises Lächeln huschte über seine Lippen, als er die Emotionen und Gedanken seiner Schwester empfing und er ließ sie spüren, dass alles in Ordnung war. Sie war, ebenso wie er, stark in der Macht, doch im Gegensatz zu ihm zeigte sie bisher kein Interesse daran, sich dieses Wissen anzueignen, so wie er es getan hatte. Sie hielt es für vollkommen ausreichend, dass er zu all dem fähig war, da musste sie es nicht auch noch können. Sie sagte stets, dass ihre Fähigkeiten auf einem anderen Gebiet ausgeprägter und auch wichtiger waren. Für Luke jedoch hatte das eine jedoch niemals das andere ausgeschlossen. Es gab keinen Grund, kein Argument, wieso das eine das andere ausschließen sollte. Im Gegenteil. Sie würden sich hervorragend ergänzen und ihr gewiss in schwierigen Gesprächen einen Vorteil verschaffen. Erst vor wenigen Wochen hatte er wieder einmal mit ihr über dieses Thema gesprochen und wie immer hatte sie nichts davon hören wollen. Aber Luke würde immer wieder mit diesem Thema beginnen, vollkommen gleich ob sie es hören wollte oder nicht.

Als sich die Türen der Ratskammer öffneten hob Luke seinen Kopf und betrat mit ruhigen Schritten und aufrechter Haltung den Raum. Der Blick aus seinen geöffneten Augen war direkt auf die Vorsitzende des Rates gerichtet – Mon Mothma. „Werte Ratsvorsitzende“, begrüßte er sie mit seiner warm klingenden Stimme und deutete ein leichtes Nicken an, ehe er sein Wort an die restlichen Mitglieder des Rates richtete. „Werte Ratsmitglieder.“ Doch in ihrem Fall blieb der direkte Blick, wie auch das angedeutete Nicken aus. Er bräuchte seinen Blick nur ein wenig zur Seite schweifen zu lassen, um seiner Schwester direkt ins Gesicht blicken zu können, doch vermied er diese Handlung. „Wie sie alle wissen brach ich am gestrigen Tage im Auftrag des Rates zu einer diplomatischen Mission auf. Ein wichtiges Gespräch bei dem die Anwesenheit meiner Person erwünscht gewesen war“, begann Luke an von dem gestrigen Tag zu berichten. „Ich befand mich bereits seit einer geraumen Weile im Hyperraum, als mich die Macht eine Vision sehen ließ von dem, was auf Naboo passieren könnte. Umgehend leitete ich den Rückflug ein, doch bereits im Landeanflug spürte ich durch die Macht, dass ich zu spät war.“ Eine Aussage mit der die meisten hier im Raum wohl nichts anzufangen vermochten. Sie würden nicht verstehen, was er damit sagen wollte, dass er es gespürt hatte, doch Leia würde es verstehen. Sie wusste genau, was er in diesem Moment verspürt hatte. Den Schmerz. Den Aufschrei in der Macht. Vermutlich hatte sie es in dieser Nacht ebenfalls gespürt, als das Licht des Lebens erlosch wie eine Kerze im Wind. Vielleicht hatte sie Glück gehabt und es nicht so intensiv wahr genommen wie er und Luke hoffte für sie, dass es so gewesen war. Auch Mon würde verstehen, was er damit sagen wollte, wenn auch sie diese Erfahrung nie gemacht hatte und auch nie machen würde. Aber durch die Gespräche, welche er und seine Schwester mit ihr geführt hatten, wusste sie was es bedeutete.

„Lee war tot und weitere mit ihm“, sprach Luke und senkte ein klein wenig seinen Kopf, ob der Schuld, die er sich noch immer an allem gab. „Ich weiß, dass man sich hier und heute Antworten von mir erhofft, wie es zu diesem tragischen Ereignis kommen konnte“, sprach Luke weiter und hob zugleich wieder seinen Kopf. „Von mir erwartet, dass ich erklären kann, wie es dazu kommen konnte, doch die Antworten auf die Fragen starben zusammen mit Lee und zurückgeblieben sind nur Spekulationen.“ Luke hätte dem Rat gerne Antworten gegeben. Er hätte ihnen gerne erklärt, wie es dazu kommen konnte. Die Fragen die ihnen auf ihren Zungen lagen, waren dieselben Fragen, die auch er sich stellte. So sehr wie sie sich Antworten wünschte, wünschte auch er sich diese.
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#4
Mit wild fuchtelnder Flosse rannte Admiral Ackbar durch den Korridor, der vor der Ratskammer lag. Er hatte sich verspätet. Dieser Krieg entwickelte sich durch seine Fronten zu einem komplexen Unterfangen. Früher hatte sie als Rebellion gezielt Schwachpunkte angegriffen, eigene Ziele bestimmt und ihre Planungsressourcen nicht überstreckt. Jetzt, wo ein Staat aus der Rebellion erwachsen war, mussten verschiedene Fronten und Ziele bedacht werden, die nicht nur aufwendig und zeitfressend waren, sondern auch im galaktischen Gefüge betrachtet werden mussten. Früher konnte man aus der Rebellion leicht gegen etwas schlagen, was imperial war. Früher war es leichter, schlichter nahgelegene Ziele zu wählen, sei um das Imperium zu schwächen oder nur imperiale Einrichtungen zu zerstören. Erst im Zuge der schwierigen Zerstörung der ersten Todesstern zogen komplexere Strukturen die Planungsgremien ein. Und heute war es ein Hexenkessel aus Interessen, Ressourcen und Verwaltung, dem Ackbar vorstand. Mit seinem brummenden Brabbeln, huschte der Admiral durch die bewachte Tür in den Ratssaal hinein und grüßte nun mit erhobener Flosse, die einen Salut andeutete. "Verzeihung," entschuldigte er sich und drängte sich in das Halbrund des Ratstisches, so dass sich die anderen Ratsmitglieder bemühen mussten, nicht vom hektischen Ackbar gerammt zu werden. "Es gab noch einige Dinge zur baldigen Offensive zu besprechen," erklärte sich der ranghohe Admiral noch, um nicht den Anschein eines fahrlässigen Fernbleibens abzugeben. Erst jetzt bemerkte er Luke Skywalker, dem er dankbar zu nickte. In seinen Augen war Skywalker ein Held und verdiente eine überaus faire, wenn nicht sogar, gnadenvolle Behandlung. Zwar hatte man ihn kurz über den Vorfall im sogenannten Jedi Anwesend informiert aber er misstraute den Schreckensmeldungen ein wenig. Ackbar nahm Platz, legte seine großen Flossenhände mit den hakenartigen Finnen auf den Tisch und blickte nickt dann Mon Mothma zu. Auch eine Vertraute von ihm. Leider hatte er den Beginn der Ausführung des Jedi verpasst, so dass er sich mit einem Fragezeichen in den Augen umblickte und sich ein leichter Goldfischblick etablierte, bis er selbst das Momentum an sich riss. "Ich denke nicht, dass Meister Skywalker dafür verantwortlich zu machen ist. Nach den Informationen, die mir vorliegen, ist Lee Valen alleinig für seine Handlungen verantwortlich. Ich vermute, dass er schlicht wahnsinnig geworden ist und ... unser Geheimdienst dies früher hätte erkennen müssen," meinte Ackbar schlicht und blickte dann zu Borsk Fey'lya, um Luke in Schutz zu nehmen und seine Verhandlungsposition bereits zu offenbaren. Denn dem Admiral war es nicht nach politischem Disput in dieser Sache. Ihm war wichtig, dass Luke nicht einseitig in politische Mühlen geriet. Ackbar wollte seine Flossen schützend über den jungen Mann halten, der so viel für die Rebellion und die Galaxis getan hatte.
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#5
Neben Mon Mothma ertönte ein unterdrücktes Schnauben nach den Worten des legendären Admiral Ackbar. Auf dem Stuhl saß Ratsmitglied Borsk Fey’lya, dessen cremefarbenes Fell im Nacken bereits anfing, sich wild zu sträuben, wenn er zu viel Unbill fühlte. Nur mit Mühe gelang es ihm, ein Zähnefletschen zu unterdrücken.
„Wie bezeichnend...“, begann der Bothaner dann knurrend, während er sich sorgfältig das Nackenfell wieder glatt strich, „... dass Sie lieber Schuld an andere verteilen, als sich als militärischer Oberbefehlshaber dafür zu interessieren, dass vier Ihrer Männer auf unserer eigenen Hauptwelt heimtückisch verraten und ermordet wurden, Admiral.“
Die Augenbrauen zogen sich ein Stück weit hinab und aus grantigen Augenhöhlen sah das Ratsmitglied von Kothlis seinen Kollegen abfällig an. Airen Crackens Geheimdienst eher eine Schuld einzuräumen und den Anführer der Jedi-Organisation im Gegenzug Absolution zu erteilen, war nicht nur eine politische Torheit Ackbars – eine, die Borsk innerlich durchaus befriedigte, weil sie den politisch unbegabten Admiral weiter schwächen würde –, sondern zudem eine schlechterdings unmögliche Erwartungshaltung gegenüber dem Geheimdienst. Wie hätte eine Einzeltat dieser Art verhindert werden sollen, wenn es ein Jedi war, die aufgrund der Lobbyarbeit von Skywalkers Schwester im Rat nicht einmal von Cracken überprüft wurden? Aus Borsks Sicht war Ackbar ein Politikamateur, der im Rat nichts verloren hatte. Er hatte das Glück, ein Kriegsheld zu sein. Mehr nicht. Ein Kopfschütteln wurde von der Schnauze angedeutet, dann wandte sich der Blick zurück zur Ratschefin neben Borsk.
„Wenn bekannt wird, dass ein Jedi dafür verantwortlich ist, sowie dafür, unseren wichtigsten Kriegsgefangenen befreit zu haben, ist das ein Debakel. Jedi, die wir als Republik fördern. Wir können uns in dieser instabilen Zeit derlei Rückschläge nicht erlauben, ohne Skepsis und Misstrauen unter unseren Unterstützern zu ernten, Mon.“
Raubtierhaft wandte sich sein Blick mit zusammengekniffenen Augen auf den Mann, der dem hufeisenförmigen Tisch des Provisorischen Rates gegenüber stand. Er musterte den Jedi-Meister aufmerksam. Der Mann hatte sich verändert. Anstelle der einfachen Kleidung oder der Uniform wie früher, bodenständig und normal, kleidete sich Skywalker inzwischen mehr und mehr wie ein Mönch aus alter Vergangenheit, verborgen irgendwo zwischen dunklen Kutten. Nach Borsks Erfahrung im Geheimdienst versteckten nur solche Leute ihr Gesicht vor anderen, wenn sie auch etwas zu verstecken hatten.
„Ich gebe Ihnen keine direkte Verantwortung für diese Tragödie, Skywalker. Sie waren stets ein wertvoller Verbündeter für unseren Kampf. Und auch niemandem sonst als dem schändlichen Verbrecher selbst, der dank einem der Ihren zu Recht für seine Taten bezahlt hat.“
Aus Borsks Sicht war das zumindest eine teilweise Rehabilitierung von Skywalkers Sekte. Zwar haben sie für ein Problem, ein massives Problem sogar, gesorgt, es jedoch wenigstens auch selbst wieder beseitigt. Zumindest also schien die Kooperationswilligkeit anderer Personen der Sekte mit dem Verräter Valen nicht gegeben zu sein. Nicht zuletzt auch deswegen, da er auch einige andere Sektierer umgebracht hatte, wenngleich diese Borsk weiter weniger kümmerten. Sie waren kein Problem der Republik selbst. Eine geförderte Organisation, die Republiksoldaten umbrachte, war es dagegen schon. Der Bothaner machte nach seinen Worten eine kurze Pause und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, legte die befellten Fingerspitzen aneinander, um das Kommende mit der künstlerischen Pause zu untermalen. Das Cremefell kräuselte sich wieder leicht.
„Aber aus unserer Perspektive war auch Lee Valen jahrelang Mitglied der Allianz, ein loyaler Verfechter unserer Sache“, fuhr er dann ruhig fort, während er den Jedi-Meister mit funkelnden Augen ansah. „Und nun, binnen weniger Monate, die er in Ihren religiösen Studien zubrachte, entwickelte er sich in einen verräterischen Massenmörder. Niemand hier hinterfragt Sie, Skywalker – doch können Sie auch bürgen für all ihre Schüler und Bekannten im Praxeum? Dafür, dass der Rat nicht irgendwann in Zukunft in Erklärungsnöte gerät, wenn Ihre Jedi etwas tun, das unserer Sache schadet?“
Noch hinterfragte ihn niemand. Oder vielleicht tat Borsk es bereits und verklausulierte es nur, aber es war nicht opportun, es jetzt schon expliziter zu äußern. Aus Borsks Sicht war nötig klarzumachen, dass Skywalker und seine Gruppe nicht sakrosankt waren, nur aufgrund des guten Leumunds ihres Meisters. Die Diktatur des Imperiums würde nicht durch eine Willkürherrschaft einer dubiosen Gruppierung ersetzt werden, von der niemand im Rat wusste, wohin die wilde Bantha-Jagd überhaupt führen sollte. Borsk würde seinen verlustreichen Kampf nicht riskieren, nur weil einige Zauberer sich nicht im Griff hatten. Manche mochten seine Mittel hinterfragen, doch irgendjemand musste die Republik schließlich vor allen möglichen wie unmöglichen Feinden mit Klauen und Zähnen verteidigen – und nicht bloß mit schönen Worten und Kompromissen.
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#6
Mon hoffte, dass Luke Skywalker im wahrsten Sinne Licht ins Dunkel bringen konnte. Selbst wenn es nur Bruchstücke waren, die zu einer Erklärung des Ganzen beitrugen. Eigentlich hätte der Jedi-Meister zu diesem Zeitpunkt gar nicht erst auf Naboo weilen sollen – wie Skywalker selbst bei seiner Antwort noch einmal betonte. Doch mit der typischen Begründung eines Jedi erklärte er die unerwartete Rückkehr von seiner diplomatischen Mission. Leider war er nicht mehr rechtzeitig gekommen, sodass er genau wie der Rat nur von Erzählungen zehren konnte. Mon seufzte leise, während sich ihre neutrale Miene kaum merklich verhärtete. Ihre Regung ging in der Ankunft von Admiral Ackbar unter, der verspätet und überraschend zu ihrer Sitzung stieß. Mon erlaubte sich ein kurzes Lächeln, ehe sie nach wiederhergestellter Ruhe und Ordnung in der Ratskammer den Worten des Jedi-Meisters bis zu ihrem Ende lauschte.

Auch wenn Luke nicht Schuld an den Ereignissen war, würden ihm einige die Konsequenzen dennoch anlasten. Als Gründer und Oberhaupt der Jedi-Gemeinschaft auf Naboo war er für seine Mitglieder verantwortlich – selbst wenn es sich dabei um erwachsene Personen handelte, die längst zu eigenmächtigen Entscheidungen fähig waren. Doch der neue Jedi-Orden stand auf tönernen Füßen, die mit den Taten von Lee Valen die ersten Risse erhalten hatten. Mon kannte den Orden noch aus ihrer Zeit als Senatorin – damals als festes Organ der Republik, um den Frieden in der Galaxis zu sichern und in Konflikten zu vermitteln. Bis die Geschichte einen dunklen Fleck auf jener Gemeinschaft hinterlassen hatte, der ihr Dasein bis heute in Frage stellte. Doch es war nicht nur Nostalgie, aufgrund der Mon Mothma an der Idee eines neuen Jedi-Ordens festhielt.

Gial Ackbar war der erste, der nach den Ausführungen von Skywalker die Stimme erhob und sofort für den Helden der Rebellenallianz Partei ergriff. Seine wenig kaschierten Vorwürfe an Borsk Fey’lya wurden von dem Bothaner sogleich aufgegriffen und scharf kommentiert. Eine übliche Debatte hatte begonnen… Borsk übertrieb in ihren Augen bei der Beschreibung von Lee Valens Taten – doch er war bedauerlicherweise nicht weit genug von der Wahrheit entfernt, dass sie es für nötig befand, maßregelnd einzuschreiten. Mon glaubte ebenfalls nicht, dass der Bothaner den anwesenden Jedi nicht schon längst im Visier hatte, auch wenn er es mit eigenen Worten abstritt. Doch eben diese Worte zogen das gesamte Praxeum und die Rolle, die Luke in dieser Gemeinschaft spielte, kaum beschönigend in Kritik. Mehr noch: Auch wenn er es nicht direkt ansprach, übertrug Fey’lya die Verantwortung gleichermaßen auf die Ratsmitglieder, die sich in letzter Instanz für die Taten des Jedi-Ordens rechtfertigen mussten. Ratsmitglieder wie sie selbst und Leia Organa, die sich für die Enklave eingesetzt hatten.

„Ich denke, Sie werden mir zustimmen, dass mit Spekulationen zu dieser Sache niemandem geholfen ist“, sagte die Staatschefin mit ruhiger, aber bestimmter Stimme und ließ ihren Blick einmal über die gesamte Ratskammer schweifen, wobei sie einen Augenblick länger auf dem Bothaner verharrte. Sie musste an dieser Stelle viel Feingefühl beweisen, um die berechtigte Kritik an der Sicherheit des Praxeums nicht in eine politische Hexenjagd ausarten zu lassen oder sich in den Augen der Ratsmitglieder zu sehr auf die Seite des Jedi zu schlagen. Ein Balanceakt, der sie schon seit den Tagen der untergegangenen Republik begleitete.

„Lee Valen war in der Tat ein langjähriges, wertvolles Mitglied unserer Allianz. Umso bedauernswerter sind seine Abkehr und der Umstand, dass wir die Gründe für seine Taten vielleicht niemals erfahren werden. Doch die Verantwortung für seine Entscheidungen – die eines erwachsenen Mannes – können wir nicht auf eine andere Person übertragen. Dennoch“, sie blickte zu Luke Skywalker, „werdet Ihr als Leiter des Praxeums die Konsequenzen tragen müssen, die der Rat in dieser Sache als notwendig ansieht. Ich halte dies für einen bedauerlichen Einzelfall, auch wenn dessen Tragweite nicht unterschätzt werden darf. Der andauernde Kampf gegen das Imperium hat uns allen viel abverlangt. Doch wir stünden nicht hier, wenn uns ein Rückschlag von unserem Pfad abgebracht hätte. Der Jedi-Orden war eine Konstante der Republik, dessen Wirken unsere Allianz auch in ihren dunkelsten Stunden begleitet hat. Er symbolisierte einst den Frieden, Gleichgewicht und Hoffnung.“

Mon machte eine kurze Pause, ehe sie mit den sorgfältig gewählten Worten schloss: „Ich sehe jenes Projekt noch immer als erstrebenswert an, daher würde ich einen Wunsch des Rates nach zusätzlicher Stabilität und Sicherheit für das Praxeum unterstützen.“
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#7
Luke hörte den Worten von Ratsmitglied Borsk Fey'lya zu, während sein Blick auf dem Bothaner ruhte. Bothaner waren nicht gerade eine Spezies, die unkompliziert war und Borsk Fey'lya war ein grandioses Beispiel dieser Schwierigkeiten. Man kannte einander, man schätzte einander, aber Luke würde nicht ohne zu Zögern sagen, dass man einander auch vertraute. Bis zu einem bestimmten Punkt mit Sicherheit, aber es war eine andere Art von Vertrauen. Ein Vertrauen, welches stets von einer gesunden Portion Misstrauen begleitet wurde, wenn auch man sich dieses Misstrauen nicht genau erklären konnte. „Als ein Jedi hat Lee Valen Naboo verlassen“, erklang die Stimme des jungen Mannes von Tatooine und für jeden gut hörbar im Ratssaal. „Doch zurückgekehrt ist er als etwas anderes.“ Luke war sich nicht sicher, als was Lee zurückgekehrt war, daher gab er seinem Zustand auch keinen Namen. Etwas zu benennen, von dem man nicht mit Sicherheit wusste, dass es so war, konnte zu einem falschen Bild führen und genau dies sollte hier vermieden werden.

„Ich weiß, dass es schwer ist sich vorzustellen was die Macht ist und wie sie sich offenbart oder wie sie genutzt wird“, sprach Luke mit sanfter Stimme und ließ seinen Blick langsam über die Gesichter der anwesenden Ratsmitglieder wandern, ohne dabei sie jedoch direkt anzuschauen. „Doch diese Unwissenheit darf uns nicht zu dem Fehler verleiten alles, was mit ihr zusammenhängt, unter einem einzigen Namen zu vereinen.“ In den letzten Monaten, welche er dazu genutzt hatte, um in der Galaxie nach Gleichgesinnten zu suchen, waren ihm viele Wesen begegnet, welche in der Lage waren die Macht zu nutzen. Doch es wäre falsch, sie alle als Jedi zu bezeichnen. Jedi waren nur eine Gruppe von Vielen. „Auch Darth Vader war in der Lage gewesen die Macht zu nutzen“, sprach Luke weiter. „Ebenso wie es der Imperator gewesen war. Würdet ihr auch diese beiden Männer als Jedi bezeichnen Ratsmitglied Fey'lya?“ Luke hatte seinen Kopf zu ihm gedreht und warf ihm aus seinen blauen Augen einen fragenden Blick zu. Ja, sein Blick war fragend. Seine Worte waren fragend gewesen und doch erwartete Luke auf diese keine Antwort, so kannte er sie doch bereits. Für die beiden Männer, welche er eben erwähnt hatte, hatte es viele Namen gegeben, doch keiner davon war 'Jedi' gewesen und niemand hier hätte es je gewagt sie als solche zu bezeichnen. Luke konnte verstehen, dass es vielen schwer fiel zu begreifen, was die Macht war oder warum nur wenige in der Lage waren, sie erfassen zu können. Warum nur wenige in der Lage waren Zugang zu ihr zu erhalten. Alles was fremd war. Alles was man nicht verstand, wurde unbewusst als Gefahr gesehen. Es war jedoch keine bewusste Entscheidung, sondern es war einer der tiefen Instinkte, welche das Überleben sicherten. Jede Lebensform verfügte über derartige Instinkte. Intelligente, ebenso wie – nun ja – weniger intelligente.

„Es gibt verschiedene Gruppierungen, welche Zugang zur Macht besitzen“, erzählte Luke und ein leichtes Lächeln lag dabei auf seinen Lippen. „Jede von ihnen hat ihre eigenen Wege sich ihr zu öffnen. Meditation bevorzugen die einen, Emotionen wiederum andere. Freude, Leid, Schmerz, Liebe, Wut, Hass. Sie ermöglichen es Zugang zur Macht zu erhalten und diese wirft diese Emotionen zurück. Doch nicht nur desjenigen, der auf die Macht zugegriffen hat. Die Macht transportiert jede Emotion, die ein Lebewesen spürt, auf denjenigen zurück, der mit der Macht verbunden ist. Er spürt den Schmerz eines Mannes, der seine Frau zu Grabe tragen muss. Er spürt die Freude einer Mutter über ihre neugeborene Tochter. Er spürt das Leid eines jeden, der in den Wirren des Krieges Familie und Freunde verloren hat.“ Es war ein Aspekt, der von vielen unterschätzt wurde und der wohl zugegeben auch nur wenigen bekannt war. Vielleicht mochte der eine oder der andere etwas mehr darüber wissen, während für andere diese Information vollkommen neu war. Aber auch wenn sie nun erfuhren, dass eine machtsensitive Person jeden Tag einem Sturm an Emotionen ins Gesicht blicken musste, so würde es dennoch schwer vorstellbar sein. Wie alles, mit dem man niemals selbst konfrontiert sein würde.

Luke hatte sich die ganze Zeit nicht von der Stelle wegbewegt, an der er seit Betreten des Saales gestanden war. Immer mal wieder war sein Blick zu den einzelnen Ratsmitglieder gewandert, aber nie lang genug dort verweilt, dass sie das Gefühl bekommen konnten, seine Worte wären einzig und alleine an sie gerichtet gewesen. Er sprach zu allen gleichermaßen, wenn auch es Borsk Fey'lya gewesen war, dessen Worte ihn zu diesen Erläuterungen geführt hatten. „Als das Imperium im Orbit von Hoth auftauchte und ihre Bodentruppen die ersten von uns in den Tod schickten. War es nicht Schmerz gewesen, den wir über diesen Verlust empfunden haben?“, sprach Luke weiter und senkte ein kleines bisschen seinen Blick, ohne dabei jedoch unterwürfig zu wirken. „War es nicht Wut gewesen, die wir verspürt haben, als sie unsere Transporter abgeschossen haben und wir viele tapfere Männer und Frauen verloren haben? War es wirklich die Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die uns hat weiter kämpfen lassen oder war es nicht eben jene Wut die wir verspürt haben?“ Wieder hob Luke seinen Blick und noch immer lag dieses leichte und wissende Lächeln auf seinen Lippen. „Wie viele Männer und Frauen haben an diesem Tag nicht aus Vernunft gehandelt, sondern haben sich von ihren Gefühlen leiten lassen? Wie viele haben nicht schon Dinge aus einer Emotionslage heraus getan, die sie nie aus der Vernunft heraus getan hätten?“ Luke ging es bei dieser Beschreibung nicht darum jemanden in Schutz zu nehmen oder das, was Lee getan hat zu rechtfertigen. Es mochte vielleicht ein wenig davon erklären, doch rechtfertigen würde seine Tat niemals etwas können. Worum es Luke ging war, dass ein jeder für einen kurzen Moment in sich ging und sich selbst gegenüber ehrlich war. Darüber nachdachte, wie oft er selbst schon in einer solchen Situation gewesen war. Man musste nicht einmal gehandelt haben, sondern der Gedanke alleine reichte schon vollkommen aus, um zu zeigen, wie leicht es doch Emotionen hatten, die Vernunft zum Schweigen zu bringen. „Ihr bittet mich darum für jeden Anwärter zu bürgen, dass sie sich nie von ihren Emotionen übermannen lassen Ratsmitglied Fey'lya. Könnt ihr es für jeden eurer Agenten tun? Oder für jeden Soldat unserer Armee?“ Eine Frage, auf die er keine Antwort erwartete, denn es war eine Frage, die man nicht beantworten konnte und eine, die Borsk Fey'lya schon gar nicht beantworten wollte. Er würde sich gewiss nicht die Finger für andere verbrennen wollen.

„In jedem von uns, so gut und aufrichtig er auch sein mag, steckt eine dunkle Seite“, führte Luke seine Ausführungen fort. „Es ist nichts, wofür man sich schämen braucht. Nichts, das man verleugnen muss und schon gar nicht etwas, das man ignorieren soll. Wer sie leugnet und sie sich nicht eingesteht, der wird immer mental schwach sein. Aber wer sie sich bewusst ist, sie kennt und sie als einen Teil von sich selbst akzeptiert, wird sein inneres Gleichgewicht finden.“ Yoda hatte ihn auf Dagobah damals mit seiner dunklen Seite konfrontiert und für Luke war diese Offenbarung ein Schock gewesen. Er war überzeugt gewesen, dass ihm so etwas nie passieren könnte. Dass er sich nie dazu verleiten lassen würde, auf die Dunkle Seite zu hören und dann war es so einfach gewesen ihr zu erliegen. Der Blick in sein eigenes Gesicht war für Luke nicht nur ein Schock gewesen, sondern es war auch ein Weckruf gewesen. Es hatte ihn dazu gebracht, sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen. Sich und seine Beweggründe besser verstehen zu wollen. Herauszufinden und zu begreifen, warum er gewisse Dinge so anging, wie er sie anging. Ob es Zufall war, ob er es selbst war oder ob es etwas von ihm war, dem er sich bisher nicht bewusst gewesen war. Seit diesem Tag in der Höhle stellte er sich jeden Tag die selben Fragen. Betrachtete jede seiner Handlungen nicht nur aus der eigenen Sicht heraus, sondern versuchte sie gleichfalls objektiv zu betrachten. Etwas, das zugegeben nicht immer einfach war. „Ich für mich habe einen Weg gefunden dieses Gleichgewicht zu halten, doch dieser Weg kann für einen anderen ins Verderben führen“, sprach er weiter und legte seine Hände übereinander, die er bisher nur locker vor seinem Körper gehalten hatte. Er war stand hier vor dem Rat der Neuen Republik und nicht in einem der Räume des Praxeums und doch kam er sich gerade genau so vor. „Unsere Soldaten und Agenten sind nur so gut, weil sie auf das Wissen und auf die Erfahrung von Vielen zurückgreifen können, nicht nur auf die eines Einzelnen.“ Luke versank einen Augenblick in nachdenklichem Schweigen, so wusste er nicht so recht wie er seine nächsten Worte am besten wählen sollte. Es stand so vieles auf dem Spiel, doch nicht er war es, um den er sich sorgte. Es waren Freundschaften und es war Vertrauen, welche auf dem Spiel standen und doch musste er diesen Weg weitergehen, denn nur dieser Weg würde den Anwärter im Praxeum weiterhelfen.

„Die Macht hat mich von einem Ort wissen lassen, an dem das Wissen vieler Generationen von Jedi aufbewahrt ist“, kam er dann doch mehr oder weniger zu Punkt. „Erfahrungen, die ich nicht bieten kann. Dieses Wissen zu erlangen gedenke ich, so wird dieses Wissen den Anwärter dazu verhelfen ihr Gleichgewicht zu finden.“ Lukes Kinn hob sich ein klein wenig an und in seinem Blick spiegelte sich eine Entschlossenheit, die man schon lange nicht mehr in seinen Augen hatte sehen können. Die Letzte, die wohl eine derartige Entschlossenheit in seinen Augen gesehen hatte, war wohl seine Schwester Leia gewesen in der Nacht, als er ihr verkündet hatte, dass er sich seinem Vater und dem Imperator stellen würde. Vielleicht war auch das der Grund, warum er unbewusst den Blickkontakt mit ihr vermied. „Doch selbst das größte Wissen hilft niemanden weiter, wenn derjenige, der es vermitteln und verständlich machen soll, stets mit anderen Aufgaben beschäftigt ist“, kam es dann mit leicht gesenkter Stimme von Luke, in der etwas unbewusst etwas entschuldigendes mitschwang. „Ich kann nicht der Lehrer für die Anwärter sein, der ich sein sollte, wenn mich die Pflichten der Neuen Republik in Atem halten. Zum Wohle der Anwärter und zu ihrem Schutz, habe ich mich dazu entschieden alles an Ämter, die mich noch an die Neue Republik binden, niederzulegen.“ Es war eine Entscheidung, die er zu treffen sich wahrlich nicht einfach gemacht hatte. Er fühlte sich seiner Schwester gegenüber verantwortlich und das würde er den Rest seines Lebens tun und diese Entscheidung fühlte sich für ihn an, als würde er sie im Stich lassen. Als würde er ihr und allem wofür sie gekämpft hatte nun den Rücken zudrehen. Aber die Ereignisse der letzten Nacht ließen ihm keine andere Wahl als diesen Schritt zu gehen. Er konnte nicht länger beiden Seiten gerecht werden. So sehr er es sich auch wünschte. Luke war sich darüber bewusst, dass es wohl nicht das war, was man von ihm an diesem Tag hatte hören wollen, aber wenn er verhindern sollte, dass sich so etwas noch einmal wiederholen konnte, dann konnte er nicht ständig die Probleme oder Konflikte anderer lösen.
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#8
Der Admiral war kein Politiker und verstand nicht ganz die neuen politischen Schachzüge dieses Rates. Immerhin verstand er genug von Persönlichkeiten, um Borsk Fey’lyas Abneigung wahrzunehmen. Es war ein Angriff auf seine Authorität, was Ackbar sichtbar ungehalten entgegen nahm. Dieser pelzige Wicht griff tatsächlich offen seine Würde an! Die große Handflosse schlug auf das Pult vor ihm, so dass ein flatschendes Geräusch entstand. Dies wollte sich Ackbar nicht bieten lassen. Das war eine politische Falle, da war er sich sicher. "Es ist tragisch, ja aber der Täter ist bereits erledigt," versuchte er eine Aussage zusammen zu bauen, um Borsk etwas entgegen zu setzen. Doch als alter Militär fehlte es ihm an illustren Satzkonstruktionen und heimtückischen verbalen Fallstricken. Er war es gewohnt knappe und prägnante Sätze zu hämmern. Er war Soldat und kein Mann der politischen Schachzüge. Ackbar konnte zwar militärische Strategien und Taktiken für konkrete Einsätze entwerfen aber ihm mangelte es erheblich an Feingefühl für diesen Rat. Erst jetzt merkte er, dass er nict wirklich auf den Vorwurf von Fey'lya reagierte hatte und grummelte blubbernd. Er suchte wieder Worte und fand sie zwischen seinen typischen Lauten, die Mon Calamari oft zwischen Sätzen verbargen. Die Backen des großen Kopfes blähten sich auf und der alte Admiral sagte: "Meine Männer kennen mich. Ich halte stets zu ihnen." Eine wütende Verteidigung, die sichtbar schwer fiel. Doch Ackbar schätzte diesen Vorwurf nicht und wollte diesen aus der Welt räumen. Borsk war ein gefährlicher Mann, auch das wusste Ackbar, der mehrfach, einem Fisch nicht unähnlich, seinen Mund öffnete und schloss. Doch hier war nicht seine Bühne. Es ging um Luke Skywalker. Der wahre Held der Republik. Der Mann, der alles erst möglich gemacht hatte, dass es jetzt überhaupt eine Republik gab. Man dürfte diesen armen Jungen nicht hängen lassen. Insofern stellte Ackbar seinen Stolz zurück und versuchte, immer noch ungeschickt, eine Verteidigung vorzubereiten. Ackbar ließ Borsk Fey’lya und Mon Mothma ihre Ausführungen beenden. Er entschied sich nun taktisch zu schweigen, bis seine Verteidigung ausgereift war. Die Worte von Borsk Fey’lya trafen ihn erneut, so dass man an seinen Augen sehen konnte, wie viel Verachtung er gerade dem plüschigen Teufel schenkte. Kurz glubschten beide Augäpfel des Calamari hervor und fokussierten den Bothaner fest. Fast so als Ackbar eine Beute vor sich hatte, die er verspeisen wollte. Dies unterstrich er dadurch, dass sich erneut mit einem leisen Geräusch sein Mund öffnete und ein fremder Laut herausquakte. Ackbar atmete tief ein und versuchte sich zu beruhigen, als seine Augen wieder langsam wieder in die abständigen Höhlen zurückglitten. Erst Mon Mothma schaffte einen gewissen Frieden, den auch Ackbar teilen konnte. Der alte Admiral verstand nicht ganz, welchen Zweck diese Anhörung noch hatte, da alle Seiten Luke keine direkte Mitschuld gaben und es praktsich nur noch um Politik ging. Um das Ansehen der Republik. - oder doch eher um eigene Interesse der Anwesenden? Admiral Ackbar legte beide Flossen vor sich auf den Schoß, blickte erschöpft hinab und schloss für einen Moment die großen Augen. Seine Verteidigung kam nicht wirklich ins Rollen und so entschied er sich erneut schlicht Partei für Luke zu ergreifen. Er blickte auf und deutete eindringlich mit seiner großen Handflosse auf Luke. "Wir sind uns einig, dass Luke Skywalker keine Schuld trifft." Mehrfach deutete er entschuldigend auf Luke, bis er die Flosse wieder sinken ließ. Ein schwacher Versuch. Schließlich sprach der Jedi-Meister und Ackbar nickte nach jedem Satz zustimmend. Auch er verstand die Macht nicht aber teilte den Glauben an sie. Ackbar war wohl einer der wenigen, die wirklich an die Macht glaubten und die alten Werte achteten. Er begann keine Schlacht ohne die Worte "Möge die Macht mit uns sein" und verabschiedete sich stets im Gewissen an ein Schicksal. In diesem Sinne war Luke nicht nur ein Held für ihn, sondern auch ein Mann, der seiner alten Idee der Macht neuen Sinn gab. Ackbar wollte die Jedi in der Galaxis erneut aufleben sehen. Er selbst war sich sicher, dass nur sie Hoffnung bringen konnten. Die Republik brauchte Jedi, mehr denn je. "Die Frage ist, wie wir die Jedi unterstützen können und wie wir solche Gefahren in Zukunft minimieren," meinte Ackbar halblaut und blickte zu Mon Mothma, um sich bei ihr zu versichern. Er war ein Getreuer der Republik und hoffte, dass auch Mon Mothma den Wert der Jedi höher schätzte als vorübergehende Politik. Ihre Worte ließen zwar darauf schließen aber Ackbar wollte schlicht Sicherheit. "Meister Skywalker hat bereits eine entsprechende Lösung unterbreitet," erklärte der Admiral und blickte dann zu Luke, um auch diesem deutlich zu zeigen, dass er hinter ihm stand. "Ich unterstütze ihn und denke, dass jenes Zeichen, das er die Pflichten eines Amtsträgers niederlegt, bereits Außenwirkung genug hat. Er soll seine Zeit haben, um die Jedi auszubilden und jenes Wissen zu finden, was er benötigt. Die Flotte ist ebenfalls bereit, ihm Schiffe zur Verfügung zu stellen," erhob Admiral Ackbar das Wort als Schlussverteidigung und war dann erleichtert als er wieder Schweigen konnte.
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#9
Die Schnauze des Bothaners zeigte kurzzeitig ein kaum erkennbares dünnes Lächeln, das Rat Fey’lya sogar noch kaschierte, indem er einen Handballen seinen Kinnbart umstreichen ließ. Während der Mon-Calamari-Admiral sich über die Äußerung echauffierte, stellte er sich dabei aus Borsks Sicht ziemlich ungeschickt an, indem er sich bei einer Retourkutsche sofort massiv gekränkt und bloßgestellt fühlte, und er diesen Unmut offen nach außen trug. Wie amüsant. Gerade eben hatte Ackbar selbst keinerlei Scheu gezeigt, Airen Cracken in Abwesenheit vor dem gesamten Rat bloßzustellen, indem er dem Geheimdienst die alleinige Schuld gegeben hatte und nicht dem Lehrmeister des Täters. Aber vermutlich lag es eben daran, dass Ackbar selbst nicht akzeptierte, kritisiert zu werden. So war es nun einmal mit vermeintlichen Helden, die noch lebten. Sie empfanden sich als unantastbar.

Nein, Borsk mochte Ackbar nicht. Seit Endor hatte der Admiral den meisten Ruhm geerntet, obwohl er am wenigsten dazu beigetragen hatte. Wenn einer überhaupt diesen Ruhm verdiente, so war es General Calrissian, der – im Gegensatz zu Ackbar – den Kampf um den Todesstern hatte fortsetzen wollen. Und ohne die Bothaner wäre der große Sieg über Endor ohnehin niemals geschehen. Selbst wenn es sich um eine elaborierte Falle gehandelt haben sollte (was Borsk bezweifelte, denn dafür schien sie schlussendlich nicht gut genug konstruiert gewesen zu sein), änderte das auch nichts daran, dass die Information der Bothaner letztendlich eben doch kausal entscheidend für den Untergang des Todessterns, Palpatines und Vaders gewesen war. Aber wo Ackbar in der Öffentlichkeit nun als der Held der Schlacht gefeiert wurde, wurden die Bothaner kaum mehr überhaupt erwähnt. Ackbar war ein Opportunist, ein Parasit, der sich – obwohl er in der Schlacht ein dilettantisches Nervenversagen gezeigt hatte, das ihnen den Sieg hätte kosten können – mehr Ruhm einheimste als ihm zustand, und sich unbeholfen darin sonnte. Ein Teil stand dem Mann sicherlich zu, aber eben nicht alles. Das Bothaneropfer von Deep Ear im Zuge der Beschaffung der Pläne war dagegen nur im Bothanischen Sektor binnen kurzer Zeit zu einer Heldenlegende tapferer Märtyrer geworden und das Vergessen dieser Tat außerhalb des bothanischen Raums nagte stark am Ehrgefühl und dem Stolz auf sie, den man vor allem auf Bothawui und Kothlis spürte. Borsk hatte sich, sicherlich nicht zuletzt deswegen, weil er selbst Anführer von Deep Ear war, entschieden, dieser Strömung Luft zu verschaffen anstatt sie zu ignorieren und wachsen zu lassen – und in der Konsequenz musste Ackbar als politischer Akteur mittelfristig erledigt werden, selbst wenn Borsk sich dabei selbst beschädigen musste. Den Mythos Ackbar zu zerstören, war eine delikate Aufgabe, aber im Endeffekt lag sie nur im ureigensten Interesse der Republik, um eine innere Spaltung bereits jetzt zu verhindern.

Doch Borsk konnte warten, geduldig sein. Eine Demontage bedurfte Zeit. Immer nur ein Teilchen nach dem anderen. Er blickte nach den Worten Ackbars zu Mon Mothma herüber, zuckte dann mit den Schultern und rollte gut sichtbar mit den lilafarbenen Augen. Nur ein leichtes Sträuben des Fells war erkennbar, ehe er sich in seinem Stuhl zurücklehnte, die Hände vor der Brust verschränkte und der Staatschefin das Wort überließ, während sie ihren Lösungsvorschlag dem Rat mitteilte.
„Nichts Weiteres war meinerseits beabsichtigt, daher pflichte ich Mons Wunsch bei. Ich bin mir sicher, der Rat kann sich hier auf Maßnahmen im Interesse aller verständigen“, entgegnete Borsk, den Worten der Staatschefin zustimmend. Er zeigte ein zufriedenes Nicken mit kaum sichtbaren Zähnen, vermutlich befriedigt darüber, dass die Ratsherrin in der Angelegenheit gerade nicht nahelegte, die Sache auf sich beruhen zu lassen, sondern eine – wenn auch geringe – Konsequenz zu ziehen. Ganz gleich, welche Konsequenz gezogen wurde, die Pflicht zu zusätzlicher Stabilität und Sicherheit bedeutete, dass Mon Mothma in der Tat Bedenken hatte und diesen Einzelfall, den Borsk ebenfalls als solchen interpretierte, durchaus als gefährlich verstand. Dass also überhaupt eine Reaktion erfolgte, empfand der Bothaner bereits als einen Erfolg und vor allem als eine krachende Niederlage Admiral Ackbars, der die Verantwortung auf Airen Crackens Geheimdienst zu legen versucht hatte, was im Gegenzug keinerlei Gehör gefunden hatte. Daher entschloss sich Borsk zu einem weiteren Winkelzug, während er sich noch weiter in seinem Stuhl zurücklehnte, bis das glatte Fell seines Hinterkopfes über die Stuhllehne strich. Seine Finger strichen hörbar über ein paar Flimsiblätter, ehe er das relevante Dokument vor sich liegen sah.
„Im Zuge dessen erbitte ich den Rat, sich Direktor Crackens Empfehlung anzuschließen.“
Airen Cracken als Chef des Geheimdienstes der Republik hatte im Rahmen einer kurzen Lageeinschätzung zur Sicherheit innerhalb der Jedi-Ausbildungsstätte dargelegt, dass die Anwesenden des Praxeums aufgrund des Belegenheitsorts auf der Republikwelt Naboo somit auch dem Zugriffsbereichs seines Geheimdienstes unterzogen werden sollten, da sie wegen ihres Wohnortes in der Akademie nun de facto als Bewohner Naboos galten. Der Empfehlung von Direktor Cracken folgend ließen sich damit künftig in begründeten Fällen auch nachrichtendienstlich überwachen. Nun galt Cracken nicht als Kritiker von Skywalker oder dessen Organisation – oder gar als geheimdienstlicher Hardliner. Aus Borsks Sicht war der Mensch sogar deutlich zu weich für seine Position, dennoch wäre es der Meinung des Bothaners nach ein Fortschritt, wenn der Rat der Empfehlung Crackens folgte. Eine unbeobachtete, offenbar potentiell gefährliche Gruppierung innerhalb der Republik war kaum hinzunehmen.

Die Worte des Jedi-Meisters nahm Borsk schließlich ohne sichtbare Gefühlsregung in der einen oder anderen Hinsicht zur Kenntnis. Letztendlich stellte er fest, dass ihn die Erläuterungen zur Macht eigentlich nicht weiter interessierten. Für ihn klang das alles relativ… esoterisch. Aber er war auch Pragmatiker – aus welcher ominösen Quelle diese Personen ihre magischen Kräfte bezogen, kümmerte den Bothaner nicht besonders, sondern lediglich der Umstand, ob es nun zu einer Bedrohung werden konnte oder nicht. Der Verrat Valens schien dies zumindest nahezulegen. Oder jedenfalls eine solche Möglichkeit zu eröffnen, die man bislang nicht in Betracht gezogen hatte – auch Borsk nicht. Schlimmstenfalls hätte er sie vor diesem Vorfall als sektiererische Wirrköpfe oder die Institution als eine Verschwendung von Skywalkers Talenten angesehen. Erst bei einer, eigentlich rhetorischen Frage des Jedi, die dieser Borsk stellte, horchte das Ratsmitglied wieder wirklich auf, seine Ohren spitzen Ohren zuckten kurz. Dennoch ließ er den Mann ruhig seinen Punkt machen und studierte ihn mit verschränkten Armen.
„Das mag uns dann trennen, Skywalker“, kam die leicht brummige Stimme des Bothaners sodann zurück, aber gar nicht einmal vorwurfsvoll, während er in seiner zurückgelehnten Position eine befellte Hand anhob. „Meine Agenten sind meine Leute. Ich übernehme Verantwortung für ihre Fehler. Sie vertrauen mir jederzeit ihr Leben an und ich ihnen das meine. So wie ich auch bedingungslos zu unseren Truppen stehe.“
Nicht nur Männern, wie Ackbar formuliert hatte. Truppen. Alle von ihnen. Eine kleine, aber sehr sorgfältig ausgesuchte andere Formulierung; und ein spitzfindiger Torpedo in Richtung des Admirals, von dem er ausging, dass der das gar nicht bemerken würde. Natürlich war Borsk klar, dass die Worte aus seiner Warte weitaus leichter gesagt waren als für Skywalker. Denn im Prinzip hatte der Jedi durchaus Recht: Rein faktisch vermochte Borsk ohne Zweifel nicht für jeden Agenten vollständig zu bürgen. Doch Borsks hervorgehobene Position im Bothanischen Raum, die seit dem Diebstahl der Todessternpläne unter seiner Führung nun im Prinzip von keinem Bothaner mehr ernsthaft herausgefordert wurde, erlaubte es ihm, auch blumige Worte zu formulieren, die ihm Resonanz in bestimmten Milieus bescheren würden, ohne dabei den Ast abzusägen, auf dem er selbst saß. Es sprach sich in der Republik allmählich herum, dass Borsk der Politiker innerhalb des Rates war, der am meisten die Nähe zum republikanischen Militär suchte und dieses sehr eifrig in Schutz nahm. Natürlich war diese Verbindung aus Borsks Sicht vor allem eine Machtfrage, denn dass ihm mittlerweile auch Soldaten zujubelten, weil er ihre Interessen im Rat vertrat, verschaffte ihm eine nennenswerte Lobby. Noch war er nicht so weit zu behaupten, dass er im Militär mehr Unterstützung genoss als Ackbar. Sicherlich nicht. Doch innerhalb der höheren Offiziere schien es durchaus wohlwollend aufgenommen zu werden, dass auch ein Politprofi wie Borsk nun explizit ihre Interessen im Rat vertrat – und nicht nur Admiral Ackbar, der auf dem politischen Parkett bestenfalls hölzern agierte. Mittelfristig schien es daher zwangsläufig, dass Soldaten zunehmend Borsk als ihr Sprachrohr im Rat ansehen würden und immer seltener den Admiral, der mehr und mehr auf seine militärische Funktion reduziert würde, sollte er das politische Spiel nicht noch lernen.
„Nur darüber funktionierte die Rebellion, nur darüber funktioniert die Republik“, fuhr Borsk fort. „Dieses enge Vertrauen unserer Truppen leichtfertig zu verspielen, wäre der Anfang vom Ende. Und Vorfälle wie dieser stellen es auf die Probe. Um nicht mehr, aber auch um nicht weniger geht es hier.“

Was sodann an Worten Skywalkers folgte, war selbst für das bothanische Ratsmitglied eine Überraschung. Ein leises Raunen ging durch die Ratskammer und einige Mitglieder des Rates tauschten Blicke untereinander aus. Der Jedi-Meister wollte die Republik hinter sich lassen? Das mochte man durchaus als Paukenschlag bezeichnen, wenngleich Borsk es rational begreifen konnte, warum der Mann diesen Schritt ging. Einen Moment lang blickte Borsk auf den Tisch vor sich, unklar, ob ein solcher Wunsch Skywalkers nun vor- oder nachteilhaft sein mochte. Hier spielten verschiedene Faktoren hinein, von denen manche äußerst widerstreitend waren. Borsk galt als einer der Skeptiker in Bezug auf Skywalkers Jedi-Idee, allerdings behagte ihm auch der Gedanke, dass diese Gruppierung losgelöster von der Republik werden mochte als jetzt, gerade deshalb noch weniger. Es war aus Sicherheitsgedanken immer besser, potentielle Gefahren einfacher im Auge behalten zu können als von diesen ausgeschlossen zu sein. Auf der anderen Seite schwächte dieser Schritt Skywalkers politisch alle, die sich für die Gruppierung starkgemacht hatten, allen voran natürlich Leia Organa, aber auch Ackbar, während die Skeptiker gestärkt wurden. Daher entschied sich der Bothaner, vermutlich unerwartet für viele, sich Skywalker nun moderat anzuschließen.
„Ich verstehe Ihre Beweggründe, auch wenn ich Sie lieber innerhalb unserer Streitkräfte wüsste, wo Sie in der Tat Dinge bewegen können, als auf der Suche, auf der Sie sich jetzt befinden“, begann Borsk dann also langsam und strich sich erneut nachdenklich über das lange Fell an seinem Kinn, während er abwiegend zu Mon Mothma herüberblickte.
„Doch wenn das sein Wunsch ist. Etwas Abstand mag womöglich für den Augenblick die beste Entscheidung sein, um Skywalker aus der Schusslinie zu halten. Wenn er der Meinung ist, dass daraus am Ende verlässlichere Verbündete in unserem Kampf gegen die Tyrannei erwachsen, kann es nur von Vorteil für alle Seiten sein.“
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#10
Mon wunderte sich nicht, dass sich Luke Skywalker den skeptischen Worten von Borsk Fey’lya ohne zu zögern entgegenstellte. Nichts anderes hatte sie von dem Jedi-Meister erwartet, der als einziger mit wirklicher Erfahrung über seine Gemeinschaft sprechen konnte. Seine Einführung in Wirken und Wahrnehmung der Macht war für Mon nicht vollkommen neu. Auch wenn sie selbst mit absoluter Sicherheit nicht machtsensitiv war, hatte sie vor der Eröffnung des Praxeums ein ums andere Mal mit Leia und ihrem Bruder gesprochen und sich dabei mit den Grundzügen vertraut gemacht, soweit es für eine Politikerin vonnöten war. Dazu hatte sie in ihrer Jugend durch die Nähe zum Jedi-Tempel auf Coruscant auch die eine oder andere Legende mitgehört, welche die Männer und Frauen in ihren Roben wie mystische Gestalten aus einem anderen Zeitalter erscheinen ließen. Dabei waren auch sie gewöhnliche Männer und Frauen, die mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet waren.

Luke Skywalker hatte großen Anteil daran, den Mythos der Jedi zu entzaubern, auch wenn vieles über ihre Lebensweise, ihre Talente und Philosophie unbekannt oder verschollen war. Doch zumindest ersteres sah die Ratsvorsitzende als eine gute Sache an. Skywalker und Valen hatten als ‚normale‘ Mitglieder der Allianz – und nun Republik – begonnen, ehe sie sich dem neuen Orden zugewandt hatten. Es machte die Mitglieder der Jedi-Gemeinschaft in ihren Orden greifbarer und ließ sie eher als Teil der Neuen Republik erscheinen. Doch Lee Valens Verbrechen warfen einen langen Schatten auf dieses Bild und schufen viel eher wieder eine Kluft zwischen der Jedi-Gemeinschaft und der Bevölkerung, einschließlich der Ratsmitglieder. Es erinnerte sie an eine Sitzung des Senats, der sie vor vielen Jahren beigewohnt hatte. „Die Jedi haben Hochverrat begangen“, hieß es damals und es hatte fatale Konsequenzen für die Galaxis gehabt. Mon durfte unter keinen Umständen zulassen, dass dieses Bild wieder aufflammte und damit erneut die Republik zerrüttete, dem Imperium unter einem neuen Herrscher Nahrung und Zustrom gab.

Die Staatschefin stützte einen Arm auf und legte das Kinn auf ihre Fingerknöchel, während sie den Ausführungen des Jedi mit wachsender Beunruhigung weiter zuhörte. Luke sprach die Dinge klar und deutlich aus, die sie zumindest vorerst nur andeuten konnte, um den Rat nicht unnötig gegen ihre Sicht der Dinge aufzubringen. Doch sie war niemand, der vor einer klaren Antwort zurückschreckte, wenn sie nötig war. „Möglicherweise hat Lee Valen unter zu großem emotionalen Druck gestanden“, pflichtete sie dem Jedi-Meister bei. „Es entschuldigt oder rechtfertigt nicht seine Taten. Doch er wäre nicht der erste, der unter den Folgen des Krieges oder einer großen Veränderung zusammenbricht. Solchen Konsequenzen müssen wir unbeirrt vorbeugen und es wird sowohl Aufgabe des Rates als auch Eure sein, Meister Skywalker, die richtigen Maßnahmen durchzusetzen.“ Ihre wohlbedachten Worte fielen bei Borsk anscheinend auf fruchtbaren Boden, auch wenn sie dem Bothaner nicht zu weit entgegenkommen wollte. Die Jedi als Risikofaktor zu brandmarken und unter strikte Kontrolle des Geheimdienstes zu stellen, erschien ihr der falsche Weg und würde den Orden nur weiter von der Republik entfremden.
„Regelmäßige psychologische Gutachten, wie sie auch in anderen Bereichen üblich sind, könnten rechtzeitig Aufschluss bieten und ein weiteres Ereignis dieser Art verhindern“, war alles, was sie zu Borsks Bitte zu erwidern hatte. Mon wusste nicht, mit wie viel Hierarchie und Kontrolle die Jedi-Enklave arbeitete. Bisher hatte sie die Organisation allein Skywalkers Erfahrung überlassen und nur mäßige Sicherheitsmaßnahmen für nötig befunden. Dieser Fehler hatte beide Seiten – die Jedi und die Neuen Republik – viel gekostet und würde noch einige Wellen schlagen.

Genau wie die Entscheidung des Mannes, alle Ämter bis auf das des Jedi-Meisters niederzulegen. Mon hob den Kopf, ließ die Hand sinken und war sichtlich überrascht – auch wenn sie Skywalkers Entscheidung nachvollziehen konnte. „Ich schließe mich der Meinung der anderen Ratsmitglieder an. Eure Fähigkeiten und Euer Ruf innerhalb der Truppen sind unbestritten, doch seid Ihr vermutlich der einzige, der den Jedi-Orden wieder ins Leben rufen kann. Es kann nur allen Seiten zugutekommen“, war sie sich abermals mit Fey’lya einig, „wenn Ihr Euer Wissen dort einsetzt, wo es am dringendsten gebraucht wird. In der Hoffnung, dass dadurch kein weiteres Unglück wie das gestrige geschehen wird.“ Mons Worte waren gleichermaßen eine Warnung. Das Urteil des Rates würde weitaus strenger ausfallen, wenn Skywalker sich nun gänzlich der Jedi-Gemeinschaft widmete und es dennoch zu einer Wiederholung von Lee Valens Taten kam. Daran würde auch sie nichts ändern können, doch sie hatte Vertrauen in den Jedi-Meister.
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