#10
Mon wunderte sich nicht, dass sich Luke Skywalker den skeptischen Worten von Borsk Fey’lya ohne zu zögern entgegenstellte. Nichts anderes hatte sie von dem Jedi-Meister erwartet, der als einziger mit wirklicher Erfahrung über seine Gemeinschaft sprechen konnte. Seine Einführung in Wirken und Wahrnehmung der Macht war für Mon nicht vollkommen neu. Auch wenn sie selbst mit absoluter Sicherheit nicht machtsensitiv war, hatte sie vor der Eröffnung des Praxeums ein ums andere Mal mit Leia und ihrem Bruder gesprochen und sich dabei mit den Grundzügen vertraut gemacht, soweit es für eine Politikerin vonnöten war. Dazu hatte sie in ihrer Jugend durch die Nähe zum Jedi-Tempel auf Coruscant auch die eine oder andere Legende mitgehört, welche die Männer und Frauen in ihren Roben wie mystische Gestalten aus einem anderen Zeitalter erscheinen ließen. Dabei waren auch sie gewöhnliche Männer und Frauen, die mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gesegnet waren.

Luke Skywalker hatte großen Anteil daran, den Mythos der Jedi zu entzaubern, auch wenn vieles über ihre Lebensweise, ihre Talente und Philosophie unbekannt oder verschollen war. Doch zumindest ersteres sah die Ratsvorsitzende als eine gute Sache an. Skywalker und Valen hatten als ‚normale‘ Mitglieder der Allianz – und nun Republik – begonnen, ehe sie sich dem neuen Orden zugewandt hatten. Es machte die Mitglieder der Jedi-Gemeinschaft in ihren Orden greifbarer und ließ sie eher als Teil der Neuen Republik erscheinen. Doch Lee Valens Verbrechen warfen einen langen Schatten auf dieses Bild und schufen viel eher wieder eine Kluft zwischen der Jedi-Gemeinschaft und der Bevölkerung, einschließlich der Ratsmitglieder. Es erinnerte sie an eine Sitzung des Senats, der sie vor vielen Jahren beigewohnt hatte. „Die Jedi haben Hochverrat begangen“, hieß es damals und es hatte fatale Konsequenzen für die Galaxis gehabt. Mon durfte unter keinen Umständen zulassen, dass dieses Bild wieder aufflammte und damit erneut die Republik zerrüttete, dem Imperium unter einem neuen Herrscher Nahrung und Zustrom gab.

Die Staatschefin stützte einen Arm auf und legte das Kinn auf ihre Fingerknöchel, während sie den Ausführungen des Jedi mit wachsender Beunruhigung weiter zuhörte. Luke sprach die Dinge klar und deutlich aus, die sie zumindest vorerst nur andeuten konnte, um den Rat nicht unnötig gegen ihre Sicht der Dinge aufzubringen. Doch sie war niemand, der vor einer klaren Antwort zurückschreckte, wenn sie nötig war. „Möglicherweise hat Lee Valen unter zu großem emotionalen Druck gestanden“, pflichtete sie dem Jedi-Meister bei. „Es entschuldigt oder rechtfertigt nicht seine Taten. Doch er wäre nicht der erste, der unter den Folgen des Krieges oder einer großen Veränderung zusammenbricht. Solchen Konsequenzen müssen wir unbeirrt vorbeugen und es wird sowohl Aufgabe des Rates als auch Eure sein, Meister Skywalker, die richtigen Maßnahmen durchzusetzen.“ Ihre wohlbedachten Worte fielen bei Borsk anscheinend auf fruchtbaren Boden, auch wenn sie dem Bothaner nicht zu weit entgegenkommen wollte. Die Jedi als Risikofaktor zu brandmarken und unter strikte Kontrolle des Geheimdienstes zu stellen, erschien ihr der falsche Weg und würde den Orden nur weiter von der Republik entfremden.
„Regelmäßige psychologische Gutachten, wie sie auch in anderen Bereichen üblich sind, könnten rechtzeitig Aufschluss bieten und ein weiteres Ereignis dieser Art verhindern“, war alles, was sie zu Borsks Bitte zu erwidern hatte. Mon wusste nicht, mit wie viel Hierarchie und Kontrolle die Jedi-Enklave arbeitete. Bisher hatte sie die Organisation allein Skywalkers Erfahrung überlassen und nur mäßige Sicherheitsmaßnahmen für nötig befunden. Dieser Fehler hatte beide Seiten – die Jedi und die Neuen Republik – viel gekostet und würde noch einige Wellen schlagen.

Genau wie die Entscheidung des Mannes, alle Ämter bis auf das des Jedi-Meisters niederzulegen. Mon hob den Kopf, ließ die Hand sinken und war sichtlich überrascht – auch wenn sie Skywalkers Entscheidung nachvollziehen konnte. „Ich schließe mich der Meinung der anderen Ratsmitglieder an. Eure Fähigkeiten und Euer Ruf innerhalb der Truppen sind unbestritten, doch seid Ihr vermutlich der einzige, der den Jedi-Orden wieder ins Leben rufen kann. Es kann nur allen Seiten zugutekommen“, war sie sich abermals mit Fey’lya einig, „wenn Ihr Euer Wissen dort einsetzt, wo es am dringendsten gebraucht wird. In der Hoffnung, dass dadurch kein weiteres Unglück wie das gestrige geschehen wird.“ Mons Worte waren gleichermaßen eine Warnung. Das Urteil des Rates würde weitaus strenger ausfallen, wenn Skywalker sich nun gänzlich der Jedi-Gemeinschaft widmete und es dennoch zu einer Wiederholung von Lee Valens Taten kam. Daran würde auch sie nichts ändern können, doch sie hatte Vertrauen in den Jedi-Meister.
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