#23
„Willkommen“, entgegnete der Mon Calamari der Vorstellung des bärtigen Lieutenants knapp, während er mit seinen Flossen das Sandwich in zwei ungleichförmige Hälften riss und die größere davon in seinen übermäßigen Schlund warf, wo es offenbar ohne zu kauen heruntergewürgt wurde. Trou wusste nicht viel von der Alui-Miliz, aber wenn deren Milizen militant dem Imperium gegenüber waren, dann war das wohl gut genug. Platz würde sich für die Entlassenen von der Krankenstation zweifellos finden lassen, so dass der Captain die Anmerkung von Beskhar nur kurz mit einem registrierenden Nicken zur Kenntnis nahm. Da Trou sich für militärische Details nicht besonders interessierte und daher auch gar nicht wusste, was er annähernd Kompetentes hierzu hätte anmerken können, entschied Trou, dass er stattdessen auf einen anderen Gesprächsfaden umschwenkte, den er doch erheblich interessanter fand.
„Was waren Sie denn, bevor Sie zur Miliz sind?“
Er sprach den Senzo-Menschen ohne Nennung des Ranges an, erwiderte auch dessen laxen Salut in keiner Weise. Der eine Mensch hatte einen Salut angedeutet, der andere offenbar fast automatisch Haltung angenommen und nannte ihn immer noch Sir. Dabei trug Trou nichtmal Uniform oder irgendwelche Abzeichen. Menschen waren schon seltsame Wesen. Beide Verhaltensweisen waren zwar nur halbgar (was immerhin ein Anfang zu sein schien) und so war das halbgare Verhalten als solches weniger ein Grund zur Kenntnisnahme als vielmehr der Umstand, dass es überhaupt passierte. Die runden Augen von Trou schienen sich unabhängig voneinander zu bewegen und jeweils einen der beiden zu betrachten.
„Menschen lieben ihre Formalitäten, was?“, gluckste er erheitert, bevor er auch den Rest des Brotes in seinem Mund versenkte. Es schien gerade irgendwie nicht zu überraschen, dass das Imperium so eine Anziehungswirkung auf die menschliche Spezies hatte. Da war alles so schön formal und hierarchisch. Sein verschmitztes Grinsen kehrte kurz in sein Gesicht zurück. Ein Teil von Trou hatte Lust daran, den Para-Militär vor sich ein bisschen damit zu quälen, aber am Ende setzte sich der ermüdete Teil von ihm durch, der eigentlich nur rasch ein Sandwich holen und dann am besten zur Erfrischung ins Aquarium wollte. Daher wandte er seinen Blick zurück auf den Arzt, um dessen Frage nach dem Schiff zu beantworten.
„Schätze, wir haben noch Glück gehabt, was aber nicht viel heißt. Wir hängen momentan ohne Kontakt nach draußen mitten im Nirgendwo und checken gerade, was wir aus den Triebwerken noch rausholen können. Mal sehen, die Technikerteams arbeiten rund um die Uhr. Zumindest haben wir für ein paar Monate Vorräte von der Republik gelagert, das macht mir also erst einmal keine Sorgen. Ich werd Kvilsh später aber noch mit der Rationierung beauftragen, damit die Sachen notfalls auch länger halten. Momentan also kein Grund zur Panik.“

Die Kugelaugen des Mon Calamari wandten sich erneut dem Senzo-Menschen zu, der vermutlich über die Aussage, dass es Panik an Bord eines militärischen Schiffes geben könnte, irritiert sein würde. Bei gedrillten Soldaten, die auf solche oder ähnliche Extremsituationen eingestellt waren und dafür ausgebildet wurden, wäre das wahrscheinlich kein großes Problem. Daher hob Trou erklärend eine Flosse in Richtung des Senzo-Menschen.
„Sehen Sie, wir haben hier alle möglichen Leute und sind ein freies Zivilschiff, das für die Republik fliegt. Bin selbst auch kein Militär. Will auch keiner werden. Beim Ozean, bevor das ein Militärschiff wird, müssen die mich abknallen. Es klappt aber auch alles so ganz gut. Wir haben hier eigentlich eine ziemlich…“
Er stoppte kurz, schnupperte einen Moment lang, als ihm ein beißender Geruch in die Nase strömte. Plötzlich quatschte irgendjemand ihn auch ungefragt von der Seite an, so dass er während seiner Worte kurz dort herüber blickte. Zabine Drayce, eine der Pilotinnen der Jägereskorte, stand auf einmal annähernd bei ihm und lallte irgendeine Erklärung bereits in vorauseilendem Gehorsam in seine Richtung, nachdem ihr bewusst war, in welch blöder Position sie sich gerade befand.
„…verantwortungsbewusste…“, fuhr Trou blinzelnd fort, während die Frau anfing, ziellos in einer Tasche herumzufingern und dabei wohl Glück hatte, diese überhaupt koordiniert treffen zu können.
„… und vernünftige…“
Sie fing dann noch an, irgendetwas von einem Hydrospanner daherzuplaudern und dabei wohl zu übersehen, dass sich in einer Hand eine angetrunkene Pulle befand. Es gab nichts, was man hierzu hätte irgendwie antworten können, daher fuhr Trou einfacher langsam weiter fort.
„… und unkomplizierte Besatzung.“
Trous Kiefer schob sich ein Stück nach vorne und versuchte zu verhindern, dass seine Augen rollten, was ihm auch erstaunlich gut gelang.
„Mhm“, machte der Captain bestätigend und blickte die anderen beiden kurz nacheinander an, als wäre nichts passiert. Anstelle nichts passieren zu lassen und es bei ihrer kruden Räuberpistole einer Geschichte zu belassen, faselte die schwankende Frau allerdings weiter vor sich hin und begann, die beiden Menschen anzupöbeln. Ein unterdrücktes Stöhnen später fasste er sich mit einer Flosse an den Kopf. Dann aber legte er der Pilotin die andere auf die Schulter und schob sie leicht, aber doch beständig von den beiden Menschen fort in Richtung eines nahen, leeren Tisches mit Stuhl – wozu es bei dem Zustand der Frau nicht allzu viel Kraftaufwand benötigte, weil sie vermutlich schon mit einem kleinen Schubser sonst schon das Gleichgewicht verloren hätte. Bevor er die Frau aber in Richtung des Stuhls bugsieren konnte, damit diese keinen Schaden anrichtete und am besten dort einpennte, blieb er aber noch einmal stehen, als er sich wieder an etwas aus den zusammengetragenen Daten erinnerte – nämlich als er für das Ausschicken der Jägereskorte zur Erkundung wissen wollte, welche Piloten dafür gerade überhaupt einsatzbereit waren.
„Augenblick, die ist doch bei euch auf der Krankenstation“, stellte er dann fest und die Augen verengten sich ein Stück weiter. Seine freie Flosse hob die Flasche in der Hand der Frau an und betrachtete das ihm unbekannte Gebräu.
„Schenkt ihr da etwa Zeug aus?“, blinzelte er irritiert. Womöglich war es doch Zeit, die Medi-Station irgendwann einmal aufzusuchen. Bei Kopfverletzungen sollte schließlich immer jemand schauen, ob wirklich alles in Ordnung war, hatte er gehört.
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