#17
[[In Kooperation mit Beskhar entstanden.]]

Senzo war immer noch dezent vom schwingenden Trümmerteil hypnotisiert und konnte somit nicht sogleich auf die Kontaktaufnahme des Klonsanitäters reagieren. Mehrfach kniff Senzo beide Augen zusammen, bis er sich wieder im Moment wiederfand. Diese verdammten Meds taten ihr Übriges, dass er noch nicht ganz klar war. Mit einem ruhigen Ausfallschritt wandte er sich zu Beshkar, dessen Worte er nun verarbeitet hatte. "Noch 'mals vielen Dank dafür," antwortete der Rebellenoffizier wenig galant, da seine Stimme nicht ganz auf dem Punkt lag und gelegentlich schwächelte. Es war noch ein langer Weg zur vollen Gesundung. "Machen Sie gerade eine Pause?" - eine höfliche Frage, um das Gespräch nicht abreißen zu lassen. Mit seiner Linken begann er trotzdessen nach dem Schalter für warmen Kaf zu tasten. Immerhin hatte hier ein wirklich wichtiges Interesse: seinen Nach-Koma-Durst stillen.

Beskhar zuckte bei dem Dank des Milizionärs mit den Schultern. „Das ist Teil meiner Arbeit. Ihre Verletzungen waren gut genug verheilt, dass man es riskieren konnte, Sie wieder unter die Lebenden zu bringen.“ Außerdem brauchten wir die Tanks… Senzo wirkte noch immer etwas benebelt, auch wenn es ihn in seinen Handlungen nicht wirklich einschränkte. Doch der Mann befand sich im Hier und Jetzt, soweit der Sanitäter es beurteilen konnte, und war zu gut gelaunt, um die Schrecken seiner letzten Schlacht noch einmal zu erleben. „Zwangspause“, sagte der Klon ehrlich und verrührte den Tee mit einem Stäbchen. „Ich habe in den letzten Tagen ein paar Stunden zu viel auf der Krankenstation verbracht. Es macht sich nicht gut in den Akten, wenn man anfängt, seine Patienten doppelt zu sehen.“

Endlich! Senzo fand die entsprechende Taste für heißen Kaf. Danach suchten seine Finger weiter nach einer Taste für die Beigabe von Süßungsmittel, fanden diese Taste aber ebenfalls nicht sofort, so dass er fast streichelnd über die Kontrollamatur neben der Kaf-Taste fuhr. "Ich lebe, ich denke das ist gut, nicht wahr?" - fragte er etwas abwesend, da er sich nun doch auf die Blindarbeit am Kaf-Automaten beschränken musste, ohne seinen Blick von Beskhars Angesicht abzuwenden. Es war nicht einfach ohne genaue Kenntnisse der Struktur eines Bedienfeldes, eine entsprechende Auswahl zu treffen. Sie haben alles richtig gemacht," lobte Senzo sichtlich erleichtert, als er endlich die kleine Taste mit dem Zucker-Symbol fand und mit einem dicken Daumendruck darauf presste, bis die Taste fast einrastete und sich nicht mehr lösen konnte. Doch mit Mühe konnte sie sich lösen und fuhr auf die Ausgangsposition zurück. Senzo nahm wieder eine etwas bequeme Haltung ein, da die gebückte Seitenhaltung doch etwas seinen Rücken belastet hatte. Pausen sind wichtig! Wir vergessen sonst, wer wir einmal waren und wofür wir eigentlich kämpfen," erklärte der Lieutenant im Versuch mitfühlend, denn auf den Schlachtfeldern seiner Lebensgeschichte hatte er viel gesehen und ein wenig von seiner sensiblen Empathie verloren. Dennoch war er nicht herzlos und wusste, dass es mehr im Leben geben sollte, als schlichten Kampf und Verlust. Es fiel ihm nur schwer, gerade jetzt derartige Gefühle zu zulassen. Zu viel Erinnerung würde ihn töten.

„Meiner Erfahrung nach ist es immer besser, am Leben zu sein“, erwiderte der Sanitäter mit leichtem Lächeln und entsorgte das Stäbchen im Abfallbehälter. Das Kompliment von Senzo konnte er nur bedingt annehmen, stattdessen versuchte er lieber, von dem eigentlichen Grund für seine Übermüdung abzulenken. „Macht die Maschine wieder Ärger? Das sollten am besten unsere Ingenieure erfahren – oder vielleicht lieber nicht.“ Beskhar nahm einen Schluck von dem heißen Tee, der noch nicht ganz eine trinkbare Temperatur erreicht hatte. Das Gebräu schmeckte herb, mit einer leicht süßlichen Note als Abgesang. Der Rationsriegel gewöhnte Soldat hatte noch nie ein Problem mit dem Aroma von Speisen und Getränken gehabt. In diesem Fall ging es ihm zudem eher um die beruhigende Wirkung des Tees, im Kontrast zu Senzos aufputschendem Caf. Ein zustimmendes Brummen kam aus Richtung des Klons. „Krieg verändert Menschen. Manche sagen, er formt den Charakter, aber das ist Banthamist. Ich ziehe es vor, Personen am Leben zu halten statt sie zu erschießen.“ Leicht gesagt, wenn die meisten Gegner seiner früheren Schlachten keinen Puls gehabt hatten. Doch auch dort hatte es Ausnahmen gegeben. „Wenn ich mich auch außerhalb meines Dienstes einmischen darf, auf nüchternen Magen würde ich Ihnen den Caf nicht empfehlen. Sie sollten sich noch den farbenfrohen Eintopf unseres Schiffskoches schmecken lassen.“

Kurze Stille.

"Glauben Sie an die Macht? Ich denke nicht, dass es einen wirklichen Tod gibt, denn durch unsere Taten leben wir weiter, erklärte Senzo mit einem bitteren Schmunzeln, während die Maschine vor ihm röhrend arbeitete. Ja, das macht sie wohl. Ich hoffe, dass ich kein Schmieröl anstatt Kaf erhalte," scherzte der erfahrene Soldat mit einem abgesetzten Lachen. Endlich füllte die Maschine den Becher mit schwarzer Flüssigkeit, wenn auch nur in kleinen Tröpfchen. Senzo murrte. Und auch die Themen wurden wieder ernster. Der Blick des gestandenen Milizsoldaten veränderte sich ins tragische. Krieg zertört Menschen. Der Krieg nimmt einem alles und am Ende gibt es nur noch ein Weitermachen, um den Frieden wieder zu finden," meinte der einstige Lehrer nüchtern aber mit einem leicht traurigen Unterton. Endlich schloss der verdammte Automat mit seiner Arbeit ab und Senzo konnte den heißen Becher entnehmen. Mal sehen, ob es mich umbringt, erklärte er und probierte vorsichtig mit der Zunge am Rande des Bechers tastend, ob der Hitze, um sicherzugehen, dass der Kaf nicht furchtbar war. Seine Zunge schmeckte ein paar Aromen, die erträglich waren und selbst die Süße war enthalten. Wenigstens diese Arbeit des Automanten war gelungen. "Erträglich, konterte Senzo auf den Rat des Sanitäters. "Rat zur Kenntnis genommen, Medic, floskelte der Mann belustigend im militärischen Ton, während er den Becher in seiner Hand drehte.

Beskhars Müdigkeit machte es einfacher, den Missmut zu kaschieren, der sich bei Senzos Worten in seine Züge schlich. Es war keine Glaubensfrage. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, wozu Machtbegabte imstande waren. Ob es in der Macht ein Leben nach dem Tod gab, war eine andere Sache. Doch der Soldat vermied so gut er konnte, über diese Frage nachzudenken. Es hatte eine Zeit gegeben, in der er sich darüber das Hirn zermartert hatte. Ohne Erfolg, wie nicht anders zu erwarten. Wir sind geboren, um zu sterben. Wir leben, damit man sich an uns erinnert, lautete eine mandalorianische Redensart, die er sich zu Herzen genommen hatte. Im Krieg war er einer von vielen gewesen, von deren Taten man berichtet hatte. Nun war Beskhar in jeder Hinsicht ein Individuum, das eine eigene Geschichte schreiben konnte. Und doch immer wieder zu seinen Wurzeln zurückkehrte. Zu helfen und zu heilen, seine zweite Maxime.

„In beiden Fällen nützlich für die Ingenieure. Aber ich würde auch eher zu Kaf raten. Ich glaube, das macht sie glücklicher“, grinste der Klon und zuckte bei Senzos Kommentar mit den Schultern. „Man tut, was man kann, Sir. Hat man Ihnen eigentlich schon ein Quartier zugewiesen? Ich weiß, unsere Krankenbetten sind äußerst bequem, aber ein wenig Privatsphäre hat auch Vorteile.“ Beskhar fragte nicht nur der Neugier halber. In den letzten Tagen hatte auf dem Schiff der Ausnahmezustand geherrscht. Es war nicht auszuschließen, dass etwas so Banales wie die Unterbringung genesener Passagiere dabei durchs Raster gefallen war.

Senzo nickte verstehend; denn er verstand auch ohne klare Worte, was Beskhar dachte. Soldaten verstanden ihre Welten auch ohne Worte. Was kannte er auch anderes? Sein Leben war in den letzten Jahr nur ein einziger Kampf. Teilweise um das eigene Überleben und manchmal auch um die eigene Würde. Der Kampf gegen des Imperium opferte vieles auf und so opferte auch Senzo weite Teil seines Lebens für eine neue Galaxis ohne Tyrannei und Willkür. "Kaf heilt viele Wunden," meinte er im Scherz und lächelte bitter zum Sanitäter, den er inzwischen doch wertschätzte. Doch etwas an diesem Mann war seltsam. Senzo versuchte die Augenumrisse zu erkennen und die Gesichtsmerkmale. Irgendwie kam ihm dieses Gesicht bekannt vor. Deutlich bekannt vor aber er konnte es noch nicht klar einordnen. "Ich habe noch kein Quartier. Ich sollte wohl mal zum zuständigen Offizier gehen," antwortete der Milizsoldat nüchtern. "Was ich jetzt auch tun werde, da ansonsten in diesem Chaos meine Meldung untergeht." Er nickte Beskhar zu und trat einen Schritt von der Maschine weg. Senzo bewachte seinen Kaf nun mit beiden Händen. "Zudem muss ich mich wieder zum Dienst melden. Ich denke, dass helfende Hände gebraucht werden," erklärte Senzo ohne Lächeln und fester Miene.
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