#11
"Hmpft.", machte die Arkanierin zähneknirschend, sichtlich unbegeistert davon, noch länger auf der Krankenstation verweilen zu müssen und zur liegenden Untätigkeit verdammt zu sein. Ungeduldig tippelte sie mit ihren Fingern auf der Bettkante, doch verkürzte es weder die Wartezeit, noch war es eine angemessene Beschäftigung zur Zeitüberbrückung. Wie lange mochte es dauern, bis diese Betäubung wieder nachließ? Eine Stunde? Zwanzig Minuten? Zabine ertappte sich dabei, wie sie, trotz unzähliger Arztbesuche, nach wie vor nicht den blassesten Schimmer von medizinischen Dingen hatte. Sie dachte einen Moment darüber nach, die Krankenschwester anzulügen, vielleicht war es einen plumpen Versuch wert, zu behaupten, das Gefühl kehre in ihren Arm zurück. Zabines Blick fokussierte sich auf ihren tauben Arm und versuchte ihn zu einer Reaktion zu überreden. Erfolglos.
Callyo führte indes ihren Reflextest durch, alles in allem keine Sache, welche die Arkanierin außerordentlich genoss, sondern eher als lästig und dämlich empfand. Was sollte es bringen jemanden gegen die Gelenke zu hauen und zu schauen, ob sie darauf reagieren? Sie war immerhin selbstständig bis zur Krankenstation gekommen - ohne zu verbluten, hinzufallen oder sonstige Unfälle und das wiederum hieß, dass offenbar alle für die Mobilität zuständigen Komponenten ihres Körpers, so arbeiteten, wie sie arbeiten sollten. Ärzte und deren windige Handlanger sahen das aus einer sadistischen Veranlagung heraus vermutlich etwas anders, vielleicht war ein gewisses Maß der Gehässigkeit in diesem Berufsfeld sogar vonnöten um eine bestimmtest Maß Distanz zum Patienten aufzubauen.

Zabine blickte etwas enttäuscht zu Callyo, als diese offenbarte, auch keine genaueren Informationen zu besitzen. Eine Aussage, die wiederum als Katalysator für ihre Ungeduld diente udn sie daran erinnerte, dass sie eigentlich zur Brücke gehen sollte und nicht hier herumliegen wie ein nutzloses Wrack. Die Pflegerin beendete ihre kurze Erklärung schließlich mit einem höchst ungewöhnlichen Wort, dass die Arkanierin ungläubig echote: "Kvilsh?" Sie durchstöberte geistig ihr Vokabular bekannter Schimpfwörter und Kraftausdrücke, dass sicherlich reichhaltig und mit erlesenen Beleidigungen für alles und jeden gespickt war, konnte sich an ein solches Wort allerdings nicht erinnern. Ihr Gehirn machte eine kurze Pause und verarbeitete die Information noch einmal neu, ehe sich ihr erschloss, dass es sich dabei um den Namen des Selkath handelte, dem dubiosen Kumpan Muutals. Zabine schluckte etwas nervös - nicht, dass sie ihn aufgrund seines Charakters persönlich nicht leiden konnte oder es irgendwelche feindseligen Spannungen zwischen ihnen gab und doch hatte die Sprache der Selkath eine zutiefst beunruhigende Wirkung auf sie, so dass sich selbst beim stark akzentuierten Basic des Mannes, ihr Magen zusammenkrampfte und so war sie dankbar dafür, dass er sich kurz fasste.
Ihr Blick verfinsterte sich etwas, als ihr Hirn versuchte bildlich zu rekonstruieren, was Kvilsh eben gesagt hatte und spielte das Szenario anschließend ab - das war übel und ungewöhnlich und ungewöhnliche Dinge waren in diesem Staatsgebilde eher eine Seltenheit, so viel wusste sie. Es ging also weniger darum, dass der Feind ein Lazarettschiff angegriffen hatte - soweit sie Gerüchteweise wusste, hatte der Todeslaser bei Endor höchstselbst die Redemption zu Sternenstaub zerblasen - als vielmehr, was die Sternenflotte so weit draußen im Rand trieb. Dark Saber bestand seit Palpatines Tod de facto nicht mehr und die Region selbst war bis auf wenige Planeten weitgehend Niemandsland, dass keinen Wert besaß. Dies war es zumindest, was sie in diversen Cantinas gehört hatte. Was wollte das Imperium also hier draußen? Im Kadaver ihrer zerstörten Superwaffe heimlich nach Verwertbarem suchen? Oder gehörten die Schiffe zu einem der Warlords, der versuchte seinen Einflussbereich auszudehnen? Was es auch war, die Ursache, der Grund, warum imperiale Kriegsschiffe über Firrerre gewesen waren, war sehr viel interessanter und im Zweifel wichtiger, als der Umstand, dass man sie beinahe umgebracht hatte. "Scheiß aufs Schiff...", begann Zabine ihre Gedanken zu sich zu murmeln, "...was wollen die hier draußen?" Es würde keine Antwort geben, nicht so bald, nicht, bevor die Kommunikation und Verbindung mit dem Holonetz wieder stehen würde und vielleicht war es auch gut so. Die Antwort dahinter mochte schmerzhafter sein, als der Angriff auf eine Medi-Fregatte.

Zabine widmete sich kurz darauf daher wieder dem, was die derzeit nur tun konnte: sich langmachen und abwarten. Sie drehte ihre Beine vom Bett und drückte mit ihrem Fuß gegen den Hacken ihres Stiefels, wackelte noch etwas, ehe das Ding mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden landete - nach wenigen Augenblicken folgte sogleich der Zweite und die Arkanierin befand, dass sich zumindest des Komfort damit ein klein wenig gesteigert hat, wenn schon sonst nichts. Als ihr Kopf jedoch ins Kissen sank, erinnerte sie ein drückendes und lästiges Gefühl am Hinterkopf, dass dies noch nicht alles war. Sinnlos versuchte sie mit ihrer derzeit einzigen diensttauglichen Hand nach dem Haargummi zu langen, scheiterte aufgrund der Verkabelung an den Blutspender jedoch jämmerlich. Zabine richtete sich wieder ein Stück weit in eine sitzende Position auf und deutete mit ihrem Zeigefinger gen Hinterkopf um der Pflegerin au das für sie derzeit unlösbare Problem aufmerksam zu machen. "Ich... bräuchte mal kurz Hilfe.", meinte sie zerknirscht und wenig begeistert, ob der Tatsache, jemanden für eine solche Belanglosigkeit um Hilfe bitten zu müssen.
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