#17
Das Schicksal war immer undurchschaubar, bis es sich in einer einzigen Sekunde offenbarte und die Wege klar erschienen. Es war diese Sekunde des Lebens, die nur wenige erblicken konnten und auch Mytria war diese Sekunde in der Macht noch verwährt. Dennoch hatte die angehende Jedi ein Gefühl, dass diese Sekunde bevor stand. Es war nur ein Gefühl der Zuversicht, das durch ihr Herz hallte und all den Kummer vertrieb. Etwas war geschehen, was sie verändert hatte. Es war ein Spiegel entstanden, den sie durchblickt hatte, um sich selbst darin zu finden. Koryn war dieser Spiegel. Nicht, weil er ihr ähnlich war, sondern weil er anders war. Er vertraute ihr, wie sie nun auch sie vertraute. Der Schatten der dunklen Seite, welche Mytria etwas offenbart hatte, war nun wieder fern. Mytria kam nicht um den Gedanken herum, dass diese Begegnung mit Koryn schicksalsbedingt war. Es war dieses Gefühl, dass etwas eine Bestimmung für sie hatte, die sie von ihrer Angst Abstand nehmen ließ. Ihr Heimweh verging zu einer ferner Erinnerung, ohne es zu verlieren. Ihre Heimat war immer ihre Heimat, die sie stets gut erinnerte aber die Zukunft als Jedi schien nun notwendig. Nicht, weil sie wirklich frei fühlte, sondern einfach aus dem Grund, da sie diese Dunkelheit gesehen hatte. Diese Grausamkeit, welche nicht nur etwas Böses getan hatte, sondern alles verschlingen wollte. Es war diese Zuversicht, dass der Galaxis ein Schicksal drohte, welches Abhilfe benötigte. Koryn und Mytria, so unerfahren, wie sie waren, fanden sich als Kinder der Macht wieder; auserwählt den Weg der Jedi zu gehen. Mytria wollte nicht mehr allein sein. Nicht mehr, nachdem sie Koryn angeblickt hatte, der sie nicht verachtet hatte. Nicht mehr, nachdem sie begriff, was Luke ihr erklärt hatte. Auch nicht mehr, nachdem sie die Macht als Begleiter wahrnahm. Die Jedi waren Gemeinschaft aus Verbundenheit und einer ergreifenden Pflicht.

Koryn fürchtete ihre Vision mehr, was sie nicht erwartet hatte. Seine Emotionen konnten die Aussage der jungen Jedi nicht abschütteln. Auch ihre zutrauliche Berührung konnte seine Sorgen nur kurz zerstreuen. In gleicher Zuversicht, wie Mytria, sagte Koryn das, was Mytria erhofft hatte. Man entschied sich zu warten und der neu gefundenen Macht zu lauschen. Es lag wirklich eine Ironie darin, dass nun Mytria Urheber des Vertrauens war und Koryn damit entschädigte. Manchmal ging die Macht merkwürdige Wege und manchmal fanden sich durch sie auch seltsame Konstellationen zusammen.

Im Seufzen des Kel'dor schloss auch Mytria ihre Augen, nahm eine ruhige Position ein, jedoch nicht im Schneidersitz. Sie saß schlicht mit abgewinkelten Beinen im Gras und neigte ihren Oberkörper auf einer Hand gestützt zur Seite. Ihre Form der Meditation begann. Die angehende Jedi war sich gewiss, dass dies beiden helfen würde. Nicht, dass sie es wirklich wusste aber eine innere Zuversicht ließ sie dies als richtig erachten. Der Wind dankte beiden für ihre Ruhe mit einem leisen Gesang aus Rauschen und Windspielen. Die Shaaks brummten, umgaben die beiden mit ihrer Lebenswärme und ihre Schritte waren ein ruhiges Rascheln, welches sich mit dem Wind zu einem eleganten Ton vermischte. Die Macht offenbarte sich endlos, wie sie war, in einem Gefühl von Licht. Etwas umschloss Koryn und Mytria, zeigte sich nicht in Farbe oder Angesicht. Ein helles Licht blendete ihre Seelen, bis das Schwarz der Vergangenheit verblasste. Beide fanden sich verbunden in diesem Licht wieder, welches die unruhigen Seelen an einen Ort brachte, der leer aber gleichzeitig voll Wärme war. Urplötzlich schienen die beiden über Naboo zu fliegen, sahen sich beide dort im Gras, mit geschloßenen Augen. Sie überflogen sich selbst, wie Vögel und zogen einen Kreis um die Herde an Shaaks. Körperlos waren sie für einen Moment, bis der Blick in Richtung Praxeum flog. Das alte Gebäude mit seinem großen Baum und den unzähligen Brunnen war im Blickfeld, als man das Surren von Lichtschwertern hörte. Die gleitenden Geister fielen dann herab, tauchten hinein in den Boden, bis das Licht wieder hell wurde. Nur noch Licht, bis es wieder blendete und beide ihre Augen aufreißen mussten. Die Macht war mit ihnen, ließ sie nicht fallen und keine Angst durchstach sie. "Hast du das gesehen, Koryn?" - war die skeptische Frage der jungen Mytria, die mit offenen Augen zu Koryn blickte. Sie konnte nicht glauben, dass sie so einfach mit der Macht sprechen konnten. Es war unglaublich, was gerade geschehen war aber dabei vergaß sie die letzte Wahrnehmung; eben jene Waffengeräusche aus dem Praxeum. Mytria staunte schlicht über die Verbindung, die scheinbar durch Koryns Nähe erheblich gestärkt worden war. Beide hatten es in Zusammenarbeit möglich gemacht, etwas zu erleben, was sie so noch nicht gekannt hatte. Früher hatte es ihr Angst gemacht aber nun war es ein erstaunliches Wunder, welches sie wissbegierig zurückließ.

"Wir müssen ins Praxeum," wollte sie laut sagen aber teilte es nur halblaut mit, so dass Koryn nicht sofort aus seinen Gedanken gerissen wurde. "Meister Skywalker hatte Recht!" Endlich glaubte sie an die Macht und diese Jedi-Weisheit, welche Luke lehren wollte. Noch war sie weit davon entfernt, wirklich zu wissen oder gar zu verstehen aber der erste Schritt war getan. Die Macht akzeptierte sie als Jedi-Schülerin. Unbedarft erhob sie sich, zog den jungen Mitschüler an beiden Händen herauf, um mit ihm schnell zum Praxeum zu eilen. Dort würde sie aber nicht sofort Skywalker treffen, um ihm von der Erfahrung zu berichten, sondern eben jene Grausamkeit. Genau vor dieser Grausamkeit wollte die Macht sie warnen und schützen. Mytria in ihrem unruhigen Eifer hatte dies nur vergessen. Die Jedi selbst, in dieser furchtbaren jugendlichen Sprunghaftigkeit, wollte einfach nur mit Luke darüber sprechen, um mehr zu erfahren. Endlich geschah etwas in ihrem Leben, was mehr war als nur Scharade oder ein Davonlaufen.

Fortsetzung: -> Jedi-Praxeum
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