Seenland
Das Seenland ist eine abgelegene Region auf dem Planeten Naboo. Ihr mildes Klima und das Panorama aus grünen Bergwiesen, tosenden Wasserfällen und kristallklaren Seen machen die Landschaft zu einem erholsamen Idyll. Die Gegend wird durch Regenfälle und Schneeschmelze mit Wasser versorgt und ist dadurch äußerst fruchtbar. Im Sommer kommt es dadurch regelmäßig zu Hochwasser.
Die Region wird nur spärlich von einigen Farmern und wohlhabenden Familien besiedelt, deren Residenzen die Seeufer säumen. Die hauptsächlichen Bewohner des Seenlands sind die friedlichen, plump gebauten – und äußerst schmackhaften – Shaaks, die hier unbesorgt weiden können und sich vornehmlich von den überall wachsenden Wildblumen ernähren. Jedes Jahr wird im Seenland das Fest der Glücklichen Ankunft gefeiert, bei dem zu Unterhaltung und Musik auch leckeres Shaakfleisch gereicht wird, das auf Naboo als Delikatesse gilt.
Sanft strich der Wind durch das Gras und über die ledrige Haut des Kel Dor sowie der Shaaks, die friedlich um ihn herum weideten. Die plump gebauten Tiere von Naboo störten sich schon lange nicht mehr an Koryns Anwesenheit und duldeten ihn ohne Angst in ihrer Mitte. Der süßliche Duft einiger Blüten – und der eher herbe Geruch von Shaak-Hinterlassenschaften – drangen gefiltert durch seine Atemmaske und machten dem jungen Jedi-Schüler seine Umgebung allzu bewusst.
Fühle den Moment, erinnerte er sich an die Worte von Meister Skywalker. In der Ruhe liegt die Kraft. Diese Lektion fiel Koryn schwerer als erwartet. Als ehemaliger Handwerker verstand er die grundlegende Bedeutung dieser Worte – eine Holzarbeit konnte nicht gelingen, wenn man nicht mit Bedacht vorging – doch der tiefere Sinn jener Lektion blieb dem Machtbegabten nach wie vor verborgen. Wie sollte er irgendeine Art von Kraft entwickeln, indem er herumsaß und nichts tat?
Koryn saß im Schneidersitz auf einem weichen Kissen aus Gras, die Handflächen im Schoß aneinander gelegt und den Kopf leicht gesenkt. Doch seine Gedanken waren alles andere als leer. Meditation war dem jungen Kel Dor schon immer schwer gefallen und auch heute war es nicht anders. Er befolgte bereitwillig die Anweisungen seiner Lehrer in dem Glauben, dass ihre Entscheidungen bestimmt richtig waren und er nur Geduld beweisen musste. Aber manchmal waren diese Geduldsproben auch ziemlich frustrierend. Durch seine Augenmaske konnte man nicht sehen, ob Koryns Augen geöffnet oder geschlossen waren und der Jedi-Schüler bemühte sich, nicht zu schummeln. Doch durch das Licht- und Schattenspiel der Sonne konnte er genau sagen, wann eines der Shaaks gerade an ihm vorüberging, um sich einen neuen Platz zum Grasen zu suchen. Oder verrieten es ihm doch seine Machtsinne? Er hatte versucht, mit seinem Geist auf dem Wind zu reiten und so seine Umgebung zu erspüren. Aber manchmal fiel es ihm noch schwer, zu unterscheiden, ob seine Gedanken nur in eine Wunschvorstellung abdrifteten oder er tatsächlich seine Begabung nutzte, um den Moment zu fühlen.
Ein blökendes Geräusch riss ihn aus seiner spärlichen Konzentration. Nun öffnete Koryn tatsächlich die Augen und sah ein Shaak direkt vor sich, das ihn aus treuen Augen anblickte. Der Kel Dor äußerte ein kehliges Lachen und streckte vorsichtig eine Hand aus. Das Shaak wich nicht zurück, sondern schnupperte an Koryns Handfläche und kam ihm dann sogar noch ein Stück entgegen, um sich streicheln zu lassen.
„Das gefällt dir, was?“ bemerkte der Kel Dor amüsiert, als er eine wohl besonders angenehme Stelle am Hals des Tieres erwischt haben musste. Das Shaak schmiegte sich regelrecht an Koryns Hand und brachte ihn fast aus der Balance. „Hey! Schon gut!“ Mit einem sanften Stoß schob er das Tier von sich weg, auch wenn es sich zunächst sträubte. Seine ausgestreckte Hand brachte den Jedi-Schüler auf eine Idee. Erneut schloss er die Augen und fokussierte sich auf die Macht, die ihn und jedes lebende Wesen durchströmte. Als Machtbegabter war er eine helle Flamme in einem Meer aus Kerzen. Jedes Shaak war ein Licht im Kosmos. Jeder Grashalm. Und selbst die Erde unter ihm war von der Macht erfüllt und malte ein Bild vor seinem inneren Auge. Wenn er sich genug auf eines dieser Lichter konzentrierte, konnte er vielleicht eine Verbindung herstellen.
Koryn ließ die Macht in Richtung des Shaak fließen, das noch immer vor ihm stand. Dachte an seine treuen Augen und seine Furchtlosigkeit vor ihm. Wollte die körperliche Berührung auf geistigem Wege erneuern. Die Macht strömte durch ihn hindurch, ging von seiner Hand aus wie tausende kleine Fäden und formte sich zu einem Faden, einem Seil, das sich wie eine Schlinge—Nein. Das Shaak vor ihm wich mit einem angespannten Laut zurück und gesellte sich zurück zur Herde. Koryn seufzte, ließ die Hand sinken und sich nach hinten fallen, sodass er nun mit ausgestreckten Beinen im Gras lag. So wird das nichts. Warum gelingt es mir nicht? Was mache ich falsch?
Er widerstand dem Drang, mit seiner Hand das Gras auszurupfen. So etwas machte ein Jedi nicht. Stattdessen wanderte seine Hand zu seinem Lichtschwert. Trainingslichtschwert, um genau zu sein. Mit dieser Waffe konnte man nicht einmal einer Sumpffliege etwas zuleide tun. Obwohl, genau genommen war eine Sumpffliege vermutlich das einzige, dem man damit ein Leid tun konnte. Viel lieber würde er an seinen Lichtschwertübungen feilen als sich in Geduld zu üben. Aber leider war das nicht die Aufgabe, die man ihm gegeben hatte…
Es war dieser hilflose Gedanke, der sich mit kalten Zügen über ihren Nacken bewegte. Mytria verließ das kleine Waldstück in der Nähe des Sees, um sich dem fremden Jedi Schüler zu nähern. Nein, sie kannte ihn noch nicht. Wie auch? Es fiel ihr schwer, hier bei den Jedi Fuß zu fassen. Es umgarnte sie jedwede Angst, nicht zu genügen, die sie seit ihrer Jugend verfolgte. Die junge Frau wollte nicht weichen, doch etwas hielt sie zurück. Mytria hatte sich vor wenigen Stunden hier versteckt, da sie erneut mit Luke Skywalker in Streit geraten war. Sie wollte und musste dem sanften Ton des Jedi Meisters entgehen, um erneut zu definieren, was ihr wirklich wichtig im Leben war. Die Macht meinte es nicht gut mit ihr, da ihre Ruhe von dem Kel'dor durchbrochen wurde. Die Frau blickte vorsichtig am Baum vorbei, versteckte sich mit ihrer schmalen Figur hinter dem Holz, um nur mit ihren großen Augen in die Ferne zu blicken. Die angehende Jedi beobachtete Koryn aufrichtig, wie dieser versuchte mit diesem Tier zu kommunizieren. Sie schmunzelte, da das Tier vor dem Jedi zu flüchten schien und sich wieder in die Herde begab. Mytria fasste sich, verdrängte die kalte Angst, um sich Koryn zu nähern. Immerhin waren sie beide wohl Außenseiter auf ihre Art, da sie fern des Praxeums verweilten. Mit einer eleganten Bewegung trat sie ins Gras, um sich Koryn weiter zu nähern. Mit jedem Schritt knickte etwas mehr Gras ein, welches sanft an die Robenhose schlug. Wind wehte leicht, so dass hin und wieder Haare in ihr Gesicht spielten, was sie merklich störte, so dass sie mit beiden Händen Haarsträhnen aus dem Gesichtsfeld entfernte. Es war eine ungünstige Blickrichtung, da ihr der Luftzog direkt ins Gesicht wehte.
"Pppssch," machte sie als eine Strähne in ihren Mund gelangte und den haarigen Geschmack verbreitete. Mytria hielt nun ihre Haare mit der Rechten fest und rief Koryn mit freundlicher Miene zu: "Hey, du!" Es war nicht die beste Begrüßung aber sie war recht schlecht darin, einfach aus dem Nichts heraus große weltentragende Sätze von sich zu geben. Sie hatte nun nichts mehr Elegantes in ihrer Bewegung, während sie versuchte auf dem unebenen Boden des Graslandes halbwegs stabil zu stehen, was ihre Pose erheblich minderte. Dennoch verlieh ihr Lächeln der jungen Frau etwas Würde, wenn nicht ihre plumpe Fixierung des Kel'dors wäre.
Seine Spezies war ihr neu und so war sie neugierig. Insbesondere die Maske hatte es ihr angetan, vielleicht es Abneigung oder schlicht Interesse, ruhten ihre Augen auf dem Objekt. Ihr Lächeln wurde breiter, wobei sich ihre blauen Wangen dezent rot einfärbten, weil sie doch etwas schüchtern war, hier eine fremde Person anzusprechen. Gut, sie wusste, dass es ein Jedi Schüler war, da sie ihn bereits beim Essen im Speisesaal beobachtet hatte aber auch nicht mehr. Man hatte nie zusammen trainiert oder wirklich gesprochen. Vielleicht war jetzt der Moment? Mytria, die Luke gerade (mal wieder) entflohen war, suchte Kontakt. Dieser Jedi erschien ihr anders, deutlich zugänglicher als Luke, da Koryn scheiterte. Das Scheitern machte ihn sympathisch für die Frau, die selbst noch so unsicher mit ihren Fähigkeiten war. Auch nahm sie keinerlei Bedrohung war, was ihr ein gewisses Vertrauen in diese Person gab. Es war eine Chance wert. Zumal ihr furchtbar langweilig war durch die Seenlandschaft zu wandern. Es hatte seinen Reiz gehabt aber nun brauchte sie etwas Konversation. Immerhin redete sie gern. Koryn, dessen Namen sie nicht einmal kannte, war da ein gefundes Opfer.
Koryn war im Augenblick zu sehr mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, um das leichte Zupfen der Macht wahrzunehmen, dass ihn auf die Ankunft einer weiteren Person hinwies. Es war eher das raschelnde Gras und ein Geräusch, das er so noch nie von einem Shaak gehört hatte, das ihn aufmerken ließ. Kurz darauf wurde sein Verdacht bestätigt, als eine weibliche Stimme ihn auf Basic ansprach. Der Kel Dor setzte sich mit Schwung auf und blickte in das durchaus hübsche, blauhäutige Gesicht einer jungen Frau, die ihn mit einem Lächeln musterte. Rote Haare, die im richtigen Licht fast violett wirkten, umrahmten strahlende Augen. Fast so silbern wie seine eigenen, doch ihnen war noch blaue Farbe beigemischt. Für eine Humanoide war sie wohl eine Schönheit und auch Koryn konnte nicht verleugnen, dass sein Blick wohl einen Moment länger auf ihr haftete, als es sich für einen Jedi gehörte.
Er konnte sich nicht an ihr Gesicht erinnern, aber ihre Kleidung machte offensichtlich, dass sie ebenfalls zu den Schülern von Luke Skywalker gehören musste. Vielleicht war sie gerade erst neu eingetroffen … oder der Kel Dor hatte sie bisher einfach nicht bemerkt. Offengestanden hatte er bis heute keine Ahnung, wer genau im Praxeum lebte. Er hatte in seiner Zeit hier bereits einige Jedi und Jedi-Schüler gesehen, aber ihre Anzahl und Zusammenstellung schien ständig zu fluktuieren. Koryn hoffte, dass sie insgesamt mehr wurden. „Grüße“, erwiderte der Kel Dor ihre Ansprache mit dem Versuch, die Freundlichkeit und Würde eines angehenden Jedi-Ritters auszustrahlen. Seine Stimme klang durch die Atemmaske ein wenig verzerrt und metallisch, aber Koryn hatte sich an diesen Klang schon längst gewöhnt. Erwartungsvoll blickte er sie an – auch wenn seine Mimik durch die Maske schwer bis gar nicht zu lesen war. Hatte man sie zu ihm geschickt, um ihn vielleicht endlich von seiner Aufgabe zu erlösen? Oder war sie aus einem anderen Grund hier?
„Ich habe nicht erwartet, hier einen anderen Schüler zu sehen. Kann ich dir vielleicht weiterhelfen,… Äh…“ Ihm wurde bewusst, dass er ihren Namen gar nicht kannte. Seinen Satz aber schon so formuliert hatte, dass am Ende ein Name hätte fallen müssen. Um seinen Fauxpas zu überspielen, stand der Kel Dor ganz auf, klopfte sich ein wenig Gras und Erde von der Hose – und hoffte, dass die Pause lang genug war, dass sein Gegenüber schon gar nicht mehr über den Ausklang seiner Worte nachdachte.
Mytria war erleichtert, dass ihr Gegenüber weitaus mehr Worte benutzte als sie selbst. Irgendwie war die Eloquenz abhanden gekommen, die sie sonst auszeichnete. Vielleicht, weil sie den Kel Dor betrachtete und sich über die Maske wunderte? Diese Maske machte es schwer, ihn zu verstehen. Die junge Frau wollte ihn aber verstehen, so dass sie noch einen weiteren Schritt näherte. Mit einer grazilen Bewegung verschränkte sie die langen Arme hinter ihrem Rücken, um dort die Hände unsicher ineinander zu legen. Mytria versuchte locker zu wirken, war es aber nicht. Eine unnatürliche Angst kam in ihr auf. Dennoch lächelte sie schön, unpassend zu ihrer Emotion, die sich gerade wandeln wollte. Die Neugier vertrieb die Angst, nicht zu genügen und erneut abgewiesen zu werden, wie von den anderen Schülern oder einst auf ihrer Heimatwelt. Lag der Blick des Kel Dor auf ihr? Ja, sie spürte den Blick, welcher einerseits angenehm war aber auch über das übliche Maß an Betrachtungszeit hinausging. Es störte sie nicht, nur schien er auch in jene Falle zu tappen, die sie oft erlebt hatte. Man betrachtete sie als schönes Objekt, ein Juwel, welches die Umgebung schmückte. Immerhin war sie etwas für ihn, darauf konnte man aufbauen. "Du musst nicht so tun als ob du bereits ein vollwertiger Jedi wärest," sagte die Frau etwas flappsig daher, da sie von dem flachen und distanzierten Verhalten des Gemeinschaftsschülers enttäuscht war. Nun ja, ihre Begrüßung war nicht besser gewesen aber sie war immerhin nicht so aufgesetzt, wie des Kel Dors. Sie mochte es schlicht nicht.
Mytria wollte schlicht etwas Echtes, etwas fühlen, was Luke Skywalker ihr nicht vermitteln konnte. Die Jedi waren ihr noch fremd und ihr Kodex noch fremder. In dieser Sache schien dieser angehende Jedi vor ihr, keinen Unterschied zu machen. Er wirkte fremd, nicht nur weil seine Mimik verborgen war, sondern auch weil er versuchte, als Jedi zu erscheinen. Seine Aura war warm, aufgeschlossen und zeigte keine Geheimnisse. - Und so entschied sich die junge Mytria aus schlichter Neugier heraus, ihm ein hübsches Augenzwinkern zu schenken. Sie war gespannt auf seine Reaktion, bevor sie auf seine Aussage antwortete. "Ich bin nur hier, um etwas Abstand zu haben," erklärte sie dann mit vielschichtiger Stimme, welcher einerseits lieblich war und andererseits bestimmend. Ihre Stimme hat etwas unwissendes und auch gebrochenes, wenn auch getragen von einer Sanftheit, die gut an diesen Ort passte. Der Kel Dor hatte ihre volle Aufmerksamkeit. "Du bist nur schwer zu verstehen... mit diesem Ding," sagte sie noch und beugte sich leicht vor um mit ihrer Nasenspitze mitsamt Kopf in einer Bewegung zur Maske zu zeigen. Es wirkte fast, wie eine kleine Verbeugung vor Koryn. Ihr Satz war nicht böse gemeint, doch war sie frech genug, um auch Dinge anzusprechen, die sie interessierten und dies ohne Rücksicht. "Ich bin Mytria," stellte sie sich nun vor, lächelte abermals und zwinkerte erneut. Man stellte sich doch vor? Immerhin war sie in sein Was-Auch-Immer-Hier geplatzt. "Ich möchte reden," sagte sie dann, denn das war ihre wahre Absicht und wohl die Antwort auf die Frage des Kel Dors. Sie beobachtete ihn eine Weile, während er sich die Hosen abklopfte. Er war niedlich, irgendwie. Auch, weil das Jedi-Getue mit einem unbeendeten Satz und einem Äh! zusammengebrochen war.
Luke Skywalker hatte sie nicht ganz verstanden. Mytria war nicht gewöhnlich und wollte nicht mehr gewöhnlich sein. Sie wollte endlich ankommen, ein Zuhause haben und eine Gemeinschaft. Die Regeln, der Kodex und das Wesen der Jedi waren ihr noch so fremd, dass sie schlicht keinen Zugang gefunden hatte. Luke verstand dies nicht und hoffte schlicht darauf, dass Mytria des Wesen der Jedi durch Betrachtung verstehen würde. Diese Hoffnung war bisher enttäuscht worden. Sie war geflohen, um einer weiteren Diskussionssitzung mit Luke zu entgehen. Die Streitgespräche nervten sie einfach. Die Frau suchte ein einfaches Gespräch, ein bisschen soziale Interaktion ohne Zweck.
Koryn spürte bei den ungeschönten Worten der Jedi-Schülerin eine Welle der Enttäuschung und hielt in seinen Bewegungen kurz inne. Seine vertikalen Lippen öffneten und schlossen sich ein paar Mal, während er nach den richtigen Worten suchte, um der Blauhäutigen zu antworten. Wenn ich mich nicht so benehme, wie soll ich dann einer werden?, dachte der junge Kel Dor mit einer Mischung aus Scham und aufflammendem Ärger. Es war nicht gerade die feine Art, jemanden direkt nach einer Begrüßung zurechtzuweisen, wenn man sich bisher gar nicht kannte. Doch ehe dem noch nicht vollwertigen Jedi Worte herausrutschten, die er später bereute, schloss er die Augen – für sein Gegenüber nicht zu erkennen – und versuchte sich auf ein Mantra zu besinnen, das er im Praxeum gelernt hatte. Ruhe über Zorn. Es dauerte einige Momente, bis er die Fassung wiedergewonnen hatte und seine Haltung sich entspannte.
Noch immer war er von der jungen Frau nicht ganz angetan, aber ihre eigene Körperhaltung wirkte nicht abweisend oder böswillig. Sie war einfach nur… direkt. Das musste ihm nicht gefallen, aber es war nicht Grund genug, sie abzuweisen. Noch nicht. Warum sie Abstand brauchte, konnte er nicht ganz nachvollziehen. Aber er wusste auch nicht, ob sie sich nicht vielleicht mit einem Mitschüler oder Ausbilder gestritten hatte. So etwas kam durchaus vor, hatte er sich sagen lassen. Nicht jeder hörte gerne, dass ein Jedi dies nicht tat und das tun musste … oder erst damit anfangen sollte, wenn er wirklich ein Jedi war.
„Tut mir leid, das kann ich leider nicht ändern“, erwiderte der Kel Dor ohne einen Hauch Feindseligkeit und zuckte mit den Schultern. „Diese Welt ist wunderschön, aber ihre Luft… Streng genommen ist sie für mich tödlich. Diese Masken sind der Grund, weshalb ich meinen Heimatplaneten überhaupt verlassen konnte.“ Er hatte ebenfalls gehört, dass seine Rasse als deutlich angenehmer wahrgenommen wurde, wenn man ihre wahre Gesichtsform nicht erkennen konnte. Das war für Koryn zunächst schwer zu begreifen gewesen. Aber er hatte verstehen gelernt, dass Humanoide für Schönheit andere Maßstäbe setzten – denen ein Kel Dor nicht wirklich entsprach – und es dennoch nicht böswillig meinten. Gleiches galt sicher auch für andere Spezies wie Ithorianer, Rodianer, Wookiees und nicht zuletzt die Kel Dor selbst.
„Mein Name ist Koryn“, sagte der Jedi-Schüler und war wieder ein wenig betreten, dass er sich Mytria nicht als erstes vorgestellt hatte. Allerdings war er sich auch nicht sicher gewesen, ob sie ihn nicht bereits kannte. Ihre nächsten Worte überraschten ihn allerdings umso mehr. „Reden?“ Sie konnte es nicht sehen, aber seine Augen weiteten sich vor Verwunderung. Mithilfe der Macht ließ er sich sanft wieder ins Gras fallen und kehrte in seine Position im Schneidersitz zurück, seinen linken Arm auf ein Knie gestützt und seinen rechten einladend in ihre Richtung ausgestreckt. „Also dann, reden wir. Hast du etwas Bestimmtes, über das du dich unterhalten möchtest?“ Seine Dorianische Gastfreundschaft begann durchzubrechen und die anfänglichen Animositäten waren für den Moment vergessen. „Das Praxeum vielleicht? Unsere Ausbildung? Meister Skywalker? Oder sogar Naboo?“
Gab es eine tiefere Bestimmung? Ein Schicksal, was die beiden verband? Die Macht hatte den beiden jungen Seelen diesen Moment geschenkt, und doch konnten sie nicht ihren Rollen entfliehen. Mytria, geschlagen von ihrer Vergangenheit und Koryn, geschlagen von seiner Hoffnung, fanden sich zusammen. Die Frau fühlte etwas, ein Gefühl, welches ein umfassendes Verständnis für die Macht brauchte, sie aber nicht besaß und so blieb es bei diesem Gefühl, falsch beantwortet von ihrem Verstand. "Ich war schon einmal hier," dachte sie sich, da sie das Gefühl mit dem eines Deja-Vu's verwechselte. Offensichtlich sollte sie etwas verstehen, was sie jedoch nicht verstand. Sie konnte nicht mehr unterscheiden, was sein sollte und was war. Mytria blickte Koryn an, während dieser seine Antwort gab. "Das ist traurig, da du niemals mit klaren Augen diese Galaxis erblicken kannst. Du wirst immer von einer Maske geschützt," erklärte sie, da sie dies tatsächlich als traurig empfand. Es war ein Hindernis, eine Mauer, die man mit sich trug, nur um sich vor der tödlichen Luft zu schützen. Die junge Frau empfand Mitleid für Koryn.
"Koryn," sagte sie und lächelte abermals. "Ein schöner Name," wollte sie ihm ein Geschenk der Höflichkeit machen, auch um sich selbst dafür zu entschuldigen, dass sie sich so in seinen Moment gedrängt hatte. Immerhin schien er aufgeschlossen zu sein und ließ sich schnell auf dieses Gespräch ein. Es war seltsam, da Mytria nicht damit gerechnet hatte, hier eine Person zu finden, die derartig offen war. Die meisten Jedi schienen Geheimnisse zu haben. Luke Skywalker verbarg etwas vor ihr, was sie ängstigte. Es war ein Teil der Macht, die selbst Luke Sykwalker fürchtete. Die Frau ließ sich vor ihm im Gras nieder, jedoch nahm sie keinen Schneidersitz ein und sank auch nicht so elegant herab, wie der Kel Dor. Sie setzte sich schlicht seitlich versetzt auf ihren Hintern, um Koryn direkt ins Gesicht zu blicken. Wieder dieses Gefühl. Ein Deja-Vu. Sie war schon einmal hier. Es fühlte sich so an, als ob es zwei Versionen von ihr gab, die zu unterschiedlichen Zeiten, gleiche Dinge getan hatten. Mytria fürchtete sich, während diese Kälte vorsichtig um ihren Hals kroch, wie eine kalte Hand. Etwas stimmte hier nicht. Die junge Frau wollte sich an Koryn wenden, ihm diese Angst mitteilen, doch entschied sich dagegen, da er es wohl nicht verstehen konnte. Nicht einmal Luke wollte sie verstehen. Mytria schluckte heftig, da sie nicht sofort passende Worte fand. Ihr Vater hatte sie gewarnt, dass ihre Fähigkeiten sie täuschen konnten. Früher als Kind hatte sie Dinge gesehen, Albträume ertragen und war danach aufgewacht. Sie stellte die Natur ihrer Realität in Frage. "Ich möchte über die Macht reden," entschied sie dann. Es war das, was sie nicht verstand. Luke hatte versucht, ihr ein Grundwissen zu vermitteln, doch war er gescheitert. Mytria fürchtete sich vor der Macht. Sie machte ihr Angst, denn sie verstand, dass diese Albträume und Visionen zunehmen würden. Kurz schlossen sich ihre großen Augen, dann öffneten sie sich wieder, worin sie schließlich schöne Reflektionen aus dem Licht des Seenlandes bildeten. "Hast du nicht auch das Gefühl, dass uns etwas beobachtet? Ich fühle, dass dort etwas ist," sagte sie und schloss dann ihre Lippen. Die wunderschönen Augen langen in seinen verborgenen Augen.
Sie atmete ein, blinzelte und wartete auf eine Antwort. Innerlich ärgerte sie sich darüber, dass sie Koryn derartig überfuhr. Es war diese Art, die sie bei vielen jungen Jedi unbeliebt gemacht hatte. Sie stellte die Macht selbst in Frage und stellte sie nicht als etwas Gutes dar. Sie hatte stets diese Furcht, die mit jedem Tag größer wurde. Es war diese dunkle Abweisung der Macht, die ihr gegeben war. Mytria wollte sie nicht, denn sie wollte endlich ein glückliches Leben führen. Ein Leben, welches sie selbstbestimmt hatte und Luke hatte sie in ihrer Wahrnehmung belogen, denn das Jedi-Leben schien alles anderes als glücklich zu sein. Die Macht erschien ihr als unheilsbringende Kraft, die sich immer mehr zeigte. Vielleicht war Koryn auch der falsche Ansprechpartner, denn er wollte ein guter Jedi sein und gab sich bereits so. Er schien die Macht auch als Geschenk zu betrachten, als ein Wunder. Mytria wollte eigentlich ein normales Gespräch führen, doch ihre Hoffnung auf Verständnis ihrer selbst, trieb sie in eine völlig andere Richtung. Was sollte diese Jedi-Sache? Was machte sie hier? Und bei allen Himmeln, was waren die Sith, von denen Luke immer wieder redete?
Koryns Mimik blieb unter seiner Maske weitestgehend verborgen und er musste sich vor allem über den Klang seiner Stimme und seine Gestik ausdrücken. Mytria konnte nicht sehen – aber vielleicht hören – ob er lächelte, das Gesicht verzog oder mit den Augen rollte. Es war für einen Kel Dor durchaus möglich zu lächeln. Nur auf eine etwas andere Weise als bei einem Menschen oder menschenähnlichen Wesen. „Immerhin erlaubt mir diese Maske, die Galaxis zu sehen“, antwortete er ihr. „Wäre es nicht viel trauriger, wenn ich an meinen Heimatplaneten gebunden wäre? Dann hätte ich diesen Ort hier niemals besuchen können.“ Für jemanden wie Koryn wäre es in der Tat sehr traurig gewesen. Vermutlich hätte er dann niemals eine Ausbildung seiner Machtfähigkeiten erhalten, sondern wäre einfach Schreiner geworden, wie sein Onkel. Doch seit er wusste – zu wissen glaubte – was einen Jedi-Ritter ausmachte, fühlte er, dass dies seine Bestimmung war. Es war ein deprimierender Gedanke, sein volles Potential nicht ausschöpfen zu können, weil ihn ein fehlender Luftfilter daran hinderte. Ein wenig zögerlich ob ihrer vorherigen Reaktion fügte er hinzu: „Und Meister Skywalker hat gesagt, dass unsere Augen uns täuschen können. Deshalb sollen wir auf unsere Machtsinne vertrauen.“ Er selbst hatte bisher damit nur wenig Erfahrung sammeln können. So manches Mal hatte ihn ein Bauchgefühl gewarnt oder ihm den richtigen Weg gewiesen. Aber irgendwie wartete Koryn noch auf einen Durchbruch – etwas zu sehen, das seinen Augen in jeder Hinsicht verborgen war.
„Danke“, entgegnete er Mytria etwas unbeholfen. So etwas hatte bisher niemand zu ihm gesagt und er war es auch von Dorin nicht gewohnt. „Deiner klingt aber auch schön. Hat er… eine Bedeutung?“ In seinem Volk waren die meisten nach den Geräuschen benannt, die der Wind zu ihnen hertrug. Die „Windgeister“ aus den Sagen der Kel Dor waren gleichzeitig Namensgeber, wodurch viele der Bewohner von Dorin jedoch eher skurril benannt waren. Andere Völker – so hatte Koryn gelernt – gaben ihren Kindern häufig sprechende Namen, die sich von etwas anderem ableiteten. Das erklärte auch, wieso sich manche für sein Verständnis seltsam anhörten – da er ständig versuchte, sich ein Geräusch vorzustellen, zu dem der Name passen könnte. Luke Skywalker hingegen passte genau in seine Vorstellungswelt und auch Mytria ließ sich mit ein wenig Fantasie dort einordnen.
Dass sie über etwas reden wollte, das ihm so sehr am Herzen lag, freute den jungen Kel Dor – auch wenn seine Mimik es wiedermal nicht zeigen konnte. Doch er neigte sich leicht in ihre Richtung, um ihr noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Sehr gerne!“ Dann legte sich seine Stirn in durch das Muster seiner Haut schwer zu erkennende Falten. Nur um sicher zu gehen, wandte er sich einmal um und versuchte mit seinen natürlichen und übernatürlichen Sinnen zu erspähen, was sie meinte. Die Antwort war ernüchternd. „Tut mir leid, ich fühle nichts. Aber ich werde aufmerksam bleiben“, versprach er ritterlich und würde sich nicht daran stören, wenn sie ihn deswegen wieder aufzog. Zumindest nahm er es sich vor. „Es muss auch nicht heißen, dass dort nicht irgendetwas ist. Aber ich glaube, wenn es eine Bedrohung darstellt, würden die Shaaks uns schon warnen.“ Er deutete auf die plumpen Kreaturen, die noch immer rings um sie grasten. „Sie sind zwar sehr friedlich, aber nicht dumm. Naja… Glaube ich jedenfalls.“ Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass so nahe am Praxeum etwas Gefährliches liegen konnte. Bisher hatte er auf Naboo noch nichts getroffen, dass den Begriff Gefahr wirklich verdiente. Für ihn war es das reinste Paradies – Maske hin oder her. „Wir könnten auch nachsehen gehen, wenn dir dann wohler zumute ist.“
Mytria faszinierte die Einfachheit des für sie Fremden, der ihr garnicht mehr so fremd erschien. Seine Worte waren überzeugend für sie, denn scheinbar nahm der Kel'dor die Maske nicht als Belastung wahr. Sie hatte sich getäuscht, schämte sich sogar etwas dafür und wollte diesen Gesprächspunkt schnell verlassen, was folglich auch der Macht sei Dank geschah. Mytria machte es sich bequem, rutschte in ihrer Position vorsichtig vor, um Koryn besser lauschen zu können. "Luke Skywalker." Kurz schloss sie ihre großen Augen, um sie dann wieder zu öffnen. Ihre Wimpern wiegten kurz sanft nach. In ihren Augen war Luke war einfacher Lehrer. Er hatte es schwer mit ihr und konnte seine Lehren nicht so vermitteln, wie er sich selbst wünschte. Die junge Frau war eine schwierige Schülerin, die nur schlecht dem Jedi-Pfad folgen konnte. Das Wort "Machtsinne" beängstigte sie. Wie war es ständig mit der Macht zu sehen? Die Lebewesen bis auf den Kern zu durchschauen? War es wirklich so? Sie zweifelte daran, dass die gesamte Galaxis schlicht eine Täuschung war. Dabei ahnte sie bereits, dass die Macht mehr von ihr verlangen würde. In der Tat spürte sie dort etwas in sich wachsen, eine Art Schlüssel, zu einer fremden Magie, die alles verband. Es war dieses Gefühl, das sie zu ergründen suchte. Manchmal fühlte sich dem Tode nahe und dann wieder voller Leben. Es fühlte sich an, als ob ein Meer um ihre Seele brandete, mal warm im Sonnenlicht und dann wieder kalt in der Nacht. Ohne es zu wissen, traf Koryn den wunden Punkt ihrer Seele.
Hatte sie eine Bedeutung? Hatte ihr Name eine Bedeutung? Sie hatte ihre Eltern nie gefragt und doch war dort etwas, dass ihr zu rufen wollte, dass jedes Leben eine Bedeutung hatte. Eine Bestimmung lag direkt vor ihr, auch wenn sie nicht genau wusste, was diese war. Alles schien so klar und doch so fremd. Mytria war verwirrt, auch über die unbeholfene Frage des Schülers, der sich schon jetzt gerne als Jedi ausgab. "Ich kenne die Bedeutung nicht. Ich habe nie danach gefragt," antwortete die Frau schüchtern, blickte zu Boden, da sie ihm nicht direkt ins Gesicht schauen wollte. Es fiel ihr schwer, einzugestehen, dass sie ihr Schicksal gerne kennen wollte aber nie den Mut gehabt hatte, wirklich danach zu suchen. Immer wollte sie dazu gehören. Sie wollte akzeptiert werden und vielleicht war das garnicht für bestimmt gewesen. Ihr Name war zum Symbol dieser versagten Lebesführung, die sie belastete. Ja, sie wusste, dass dort mehr sein musste aber war zu feige, sich selbst gegenüber zu treten. Es traf sie und ihre schönen Augen wurden umschlungen von einem glasigen Anstrich. Wieder fühlte sich mehr dem Tode nahe. Es war der selbe Schmerz, den sie einst gespürt hatte, während man sie hänselte. Ihr Name war wieder Schande. Koryn konnte nichts dafür, doch hatte mit einem unsichtbaren Blaster direkt auf ihr Herz gezielt und getroffen. Der selbstsichere Augenschein der Frau zerbröselte. Mit einem Atemzug sog sie Luft ein, zog die Nase schniefend hoch und wollte Koryn wieder anblicken aber wich seinem Blick noch für einen Moment aus. Denn dieses Gefühl wollte nicht weichen. Endlich ahnte sie, was wirklich dahinter steckte. Endlich fand sie ihren Mut wieder und blickte Koryn an.
"Ich spreche nicht von einer Gefahr, Koryn." Mytria war enttäuscht, dass er als Gefahr abtat und eine Bedrohung. Dabei wollte sie doch über die Macht sprechen. Ihre Stimme wurde beschlagener, wenn auch immer noch melodiös. "Die Shaaks sind Tiere, Koryn. Ich denke, dass sie kein Interesse an uns haben und uns auch nicht warnen würden," stellte sie ignorant fest und blickte dann auf die unbeholfenen Kreaturen, die weiter grasten. Die ritterliche Art des Kel'dor war in diesem Moment zwar angenehm aber auch befremdlich, da sie dieses Jedi-Getue satt hatte. Niemand sprach aus, was er wirklich dachte. Alle versuchten sich in dieser ekeligen Harmonie aber Koryn hatte etwas Ehrliches an sich. Seine Art war anders, ließ sie weiterhin neugierig sein. "Ich denke, dass uns etwas in der Macht beobachtet." Die Frau machte mit einer Hand eine andeutende Geste, indem sie einmal um sich herum zeigte, damit Koryn verstand, dass sie nicht von einer Gefahr sprach oder etwa doch? Ihre Gefühle konnten nicht ganz bestimmen, ob nicht von dieser Macht eine Gefahr ausging. Sie wollte sie nicht und doch hatte sie sie. Mytria wollte niemanden schaden aber fürchtete sich davor, es tun zu können, wenn die Macht in ihr wuchs. Sie fühlte sich besessen und fremd bestimmt, da dieses verdammte Schicksal ihr nicht einfach sagte, was zu tun war. Wieder rückte sie näher an Koryn heran, auch aus Ermangelung an einer anderen Person, um nicht diesem kalten Gefühl alleine ausgesetzt zu sein. Nun war sie direkt neben Koryn, legte ihm ihre Hand, die gerade noch etwas zeigen wollte, auf die Schulter, um ihm diesen Satz nahe zu bringen: "Ich glaube, dass ich mich vor der Macht fürchte." Ihre Augen fielen in die geschützten Augen des Kel'dor. Sie suchte etwas Wahrheit.
Mytria mied seinen Blick, als Koryn nach ihrem Namen fragte. Dann schien sich ihre Laune rapide zu verschlechtern. Ihr Blick wurde glasig, ihre Stimme belegt und abweisend. Der Kel Dor fühlte sich abermals von ihr vor den Kopf gestoßen und wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Das stimmte nicht ganz, ihm schossen einige Worte durch den Kopf. Aber keines davon hätte in dieser Situation weitergeholfen und seine Verwirrung sorgte immerhin dafür, dass er Mytria nicht im Gegenzug anfuhr.
Ich habe auch nicht gesagt, dass dort eine Gefahr ist, nur dass es eine sein könnte! Gerade weil es Tiere sind, folgen sie ihren Instinkten und werden wegrennen, wenn sie etwas wahrnehmen, das sie als bedrohlich empfinden. Was meinst du, warum sie immer noch friedlich neben uns grasen? Hast du noch nie ein wildes Tier gesehen?
Das Innere seines Mundes war in Aufruhr, aber Koryn gab kein Geräusch von sich – und war noch verdutzter, als sich Mytrias Stimmung plötzlich wieder zu ändern schien. Sie rückte näher an ihn heran und machte eine beschwichtigende Geste, indem sie seine Schulter berührte. Sollte das eine Art Entschuldigung sein? Nun stieß er doch einen frustrierten Seufzer aus. Nur um gleich darauf wieder scharf einzuatmen und die junge Frau entsetzt anzustarren. Wieder konnte sie es nicht sehen, auch wenn seine Körperhaltung seine Fassungslosigkeit zumindest andeutete. Wie oft war es ihr in der kurzen Zeit nun schon gelungen, ihn sprachlos zu machen? Koryn zählte besser nicht mit.
Mitgefühl und tiefes Bedauern durchströmte ihn, als er die Geste erwiderte und Mytria kurz eine Hand auf die Schulter legte. Inniger Kontakt war Freunden, Partnern und Familie vorbehalten. Er wollte bei der Blauhäutigen, die er kaum kannte, nicht auch noch dadurch Unbehagen auslösen, dass er diese Grenze überschritt. „Das… tut mir leid“, sagte er mit aller Aufrichtigkeit, die er aufbringen konnte. „Das sollte nicht so sein. Hast du schon… mit jemandem darüber gesprochen?“ Wahrscheinlich nicht. In dem Fall war es gleichzeitig eine große Ehre und Bürde, dass sie sich ihm gegenüber geöffnet hatte. Vermutlich nicht ganz freiwillig – auch wenn Koryn immer noch nicht begriff, was er falsch gemacht hatte.
Der junge Kel Dor fischte nach Worten, während seine Augen die Umgebung nach einem hilfreichen Wink des Schicksals absuchten, ohne dabei den Kopf zu drehen. Die warme Brise strich raschelnd durch die Bäume und das Gras. „Die Macht ist wie die Luft, die wir atmen. Naja… Einige von uns“, versuchte er die Stimmung ungelenk aufzuhellen und tippte mit einem seiner Klauenfinger gegen seine Atemmaske. „Sie ist überall in der Galaxis und in jedem von uns. Aber nur wenige können sie spüren oder beeinflussen.“ Er klang stolz und dankbar. „Was du hast, ist ein Geschenk! Es ist ein Teil von dir. Davor musst du dich nicht fürchten.“ Leiser fuhr er fort: „Im Gegenteil – ich habe gehört, dass die Macht gefährlich wird, wenn man ihr mit Furcht begegnet.“ Wie ein Werkzeug, das man zu zögerlich gebrauchte und das sich darum gegen den Handwerker selbst wandte. Aber wie er Mytria die Angst vor ihrer Gabe nehmen konnte, wusste er auch nicht. Er hatte nicht erwartet, dass jemand mit seiner Machtbegabung unglücklich sein konnte.
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