#9
Mytria faszinierte die Einfachheit des für sie Fremden, der ihr garnicht mehr so fremd erschien. Seine Worte waren überzeugend für sie, denn scheinbar nahm der Kel'dor die Maske nicht als Belastung wahr. Sie hatte sich getäuscht, schämte sich sogar etwas dafür und wollte diesen Gesprächspunkt schnell verlassen, was folglich auch der Macht sei Dank geschah. Mytria machte es sich bequem, rutschte in ihrer Position vorsichtig vor, um Koryn besser lauschen zu können. "Luke Skywalker." Kurz schloss sie ihre großen Augen, um sie dann wieder zu öffnen. Ihre Wimpern wiegten kurz sanft nach. In ihren Augen war Luke war einfacher Lehrer. Er hatte es schwer mit ihr und konnte seine Lehren nicht so vermitteln, wie er sich selbst wünschte. Die junge Frau war eine schwierige Schülerin, die nur schlecht dem Jedi-Pfad folgen konnte. Das Wort "Machtsinne" beängstigte sie. Wie war es ständig mit der Macht zu sehen? Die Lebewesen bis auf den Kern zu durchschauen? War es wirklich so? Sie zweifelte daran, dass die gesamte Galaxis schlicht eine Täuschung war. Dabei ahnte sie bereits, dass die Macht mehr von ihr verlangen würde. In der Tat spürte sie dort etwas in sich wachsen, eine Art Schlüssel, zu einer fremden Magie, die alles verband. Es war dieses Gefühl, das sie zu ergründen suchte. Manchmal fühlte sich dem Tode nahe und dann wieder voller Leben. Es fühlte sich an, als ob ein Meer um ihre Seele brandete, mal warm im Sonnenlicht und dann wieder kalt in der Nacht. Ohne es zu wissen, traf Koryn den wunden Punkt ihrer Seele.

Hatte sie eine Bedeutung? Hatte ihr Name eine Bedeutung? Sie hatte ihre Eltern nie gefragt und doch war dort etwas, dass ihr zu rufen wollte, dass jedes Leben eine Bedeutung hatte. Eine Bestimmung lag direkt vor ihr, auch wenn sie nicht genau wusste, was diese war. Alles schien so klar und doch so fremd. Mytria war verwirrt, auch über die unbeholfene Frage des Schülers, der sich schon jetzt gerne als Jedi ausgab. "Ich kenne die Bedeutung nicht. Ich habe nie danach gefragt," antwortete die Frau schüchtern, blickte zu Boden, da sie ihm nicht direkt ins Gesicht schauen wollte. Es fiel ihr schwer, einzugestehen, dass sie ihr Schicksal gerne kennen wollte aber nie den Mut gehabt hatte, wirklich danach zu suchen. Immer wollte sie dazu gehören. Sie wollte akzeptiert werden und vielleicht war das garnicht für bestimmt gewesen. Ihr Name war zum Symbol dieser versagten Lebesführung, die sie belastete. Ja, sie wusste, dass dort mehr sein musste aber war zu feige, sich selbst gegenüber zu treten. Es traf sie und ihre schönen Augen wurden umschlungen von einem glasigen Anstrich. Wieder fühlte sich mehr dem Tode nahe. Es war der selbe Schmerz, den sie einst gespürt hatte, während man sie hänselte. Ihr Name war wieder Schande. Koryn konnte nichts dafür, doch hatte mit einem unsichtbaren Blaster direkt auf ihr Herz gezielt und getroffen. Der selbstsichere Augenschein der Frau zerbröselte. Mit einem Atemzug sog sie Luft ein, zog die Nase schniefend hoch und wollte Koryn wieder anblicken aber wich seinem Blick noch für einen Moment aus. Denn dieses Gefühl wollte nicht weichen. Endlich ahnte sie, was wirklich dahinter steckte. Endlich fand sie ihren Mut wieder und blickte Koryn an.

"Ich spreche nicht von einer Gefahr, Koryn." Mytria war enttäuscht, dass er als Gefahr abtat und eine Bedrohung. Dabei wollte sie doch über die Macht sprechen. Ihre Stimme wurde beschlagener, wenn auch immer noch melodiös. "Die Shaaks sind Tiere, Koryn. Ich denke, dass sie kein Interesse an uns haben und uns auch nicht warnen würden," stellte sie ignorant fest und blickte dann auf die unbeholfenen Kreaturen, die weiter grasten. Die ritterliche Art des Kel'dor war in diesem Moment zwar angenehm aber auch befremdlich, da sie dieses Jedi-Getue satt hatte. Niemand sprach aus, was er wirklich dachte. Alle versuchten sich in dieser ekeligen Harmonie aber Koryn hatte etwas Ehrliches an sich. Seine Art war anders, ließ sie weiterhin neugierig sein. "Ich denke, dass uns etwas in der Macht beobachtet." Die Frau machte mit einer Hand eine andeutende Geste, indem sie einmal um sich herum zeigte, damit Koryn verstand, dass sie nicht von einer Gefahr sprach oder etwa doch? Ihre Gefühle konnten nicht ganz bestimmen, ob nicht von dieser Macht eine Gefahr ausging. Sie wollte sie nicht und doch hatte sie sie. Mytria wollte niemanden schaden aber fürchtete sich davor, es tun zu können, wenn die Macht in ihr wuchs. Sie fühlte sich besessen und fremd bestimmt, da dieses verdammte Schicksal ihr nicht einfach sagte, was zu tun war. Wieder rückte sie näher an Koryn heran, auch aus Ermangelung an einer anderen Person, um nicht diesem kalten Gefühl alleine ausgesetzt zu sein. Nun war sie direkt neben Koryn, legte ihm ihre Hand, die gerade noch etwas zeigen wollte, auf die Schulter, um ihm diesen Satz nahe zu bringen: "Ich glaube, dass ich mich vor der Macht fürchte." Ihre Augen fielen in die geschützten Augen des Kel'dor. Sie suchte etwas Wahrheit.
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