#6
Koryn spürte bei den ungeschönten Worten der Jedi-Schülerin eine Welle der Enttäuschung und hielt in seinen Bewegungen kurz inne. Seine vertikalen Lippen öffneten und schlossen sich ein paar Mal, während er nach den richtigen Worten suchte, um der Blauhäutigen zu antworten. Wenn ich mich nicht so benehme, wie soll ich dann einer werden?, dachte der junge Kel Dor mit einer Mischung aus Scham und aufflammendem Ärger. Es war nicht gerade die feine Art, jemanden direkt nach einer Begrüßung zurechtzuweisen, wenn man sich bisher gar nicht kannte. Doch ehe dem noch nicht vollwertigen Jedi Worte herausrutschten, die er später bereute, schloss er die Augen – für sein Gegenüber nicht zu erkennen – und versuchte sich auf ein Mantra zu besinnen, das er im Praxeum gelernt hatte. Ruhe über Zorn. Es dauerte einige Momente, bis er die Fassung wiedergewonnen hatte und seine Haltung sich entspannte.

Noch immer war er von der jungen Frau nicht ganz angetan, aber ihre eigene Körperhaltung wirkte nicht abweisend oder böswillig. Sie war einfach nur… direkt. Das musste ihm nicht gefallen, aber es war nicht Grund genug, sie abzuweisen. Noch nicht. Warum sie Abstand brauchte, konnte er nicht ganz nachvollziehen. Aber er wusste auch nicht, ob sie sich nicht vielleicht mit einem Mitschüler oder Ausbilder gestritten hatte. So etwas kam durchaus vor, hatte er sich sagen lassen. Nicht jeder hörte gerne, dass ein Jedi dies nicht tat und das tun musste … oder erst damit anfangen sollte, wenn er wirklich ein Jedi war.
„Tut mir leid, das kann ich leider nicht ändern“, erwiderte der Kel Dor ohne einen Hauch Feindseligkeit und zuckte mit den Schultern. „Diese Welt ist wunderschön, aber ihre Luft… Streng genommen ist sie für mich tödlich. Diese Masken sind der Grund, weshalb ich meinen Heimatplaneten überhaupt verlassen konnte.“ Er hatte ebenfalls gehört, dass seine Rasse als deutlich angenehmer wahrgenommen wurde, wenn man ihre wahre Gesichtsform nicht erkennen konnte. Das war für Koryn zunächst schwer zu begreifen gewesen. Aber er hatte verstehen gelernt, dass Humanoide für Schönheit andere Maßstäbe setzten – denen ein Kel Dor nicht wirklich entsprach – und es dennoch nicht böswillig meinten. Gleiches galt sicher auch für andere Spezies wie Ithorianer, Rodianer, Wookiees und nicht zuletzt die Kel Dor selbst.

„Mein Name ist Koryn“, sagte der Jedi-Schüler und war wieder ein wenig betreten, dass er sich Mytria nicht als erstes vorgestellt hatte. Allerdings war er sich auch nicht sicher gewesen, ob sie ihn nicht bereits kannte. Ihre nächsten Worte überraschten ihn allerdings umso mehr. „Reden?“ Sie konnte es nicht sehen, aber seine Augen weiteten sich vor Verwunderung. Mithilfe der Macht ließ er sich sanft wieder ins Gras fallen und kehrte in seine Position im Schneidersitz zurück, seinen linken Arm auf ein Knie gestützt und seinen rechten einladend in ihre Richtung ausgestreckt. „Also dann, reden wir. Hast du etwas Bestimmtes, über das du dich unterhalten möchtest?“ Seine Dorianische Gastfreundschaft begann durchzubrechen und die anfänglichen Animositäten waren für den Moment vergessen. „Das Praxeum vielleicht? Unsere Ausbildung? Meister Skywalker? Oder sogar Naboo?“
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